Wissenschaftler überprüften kürzlich, wie sich die Bedingungen im All auf die körpereigene Abwehr auswirken. Das Ergebnis der Studie ist erschreckend: Abnehmende Knochendichte, Depressionen, Hirnschäden, Krebserkrankungen, Muskelschwund und Sehverlust – die Liste der gesundheitlichen Bedrohungen außerhalb der Erdatmosphäre ist lang. Als würde das nicht bereits reichen, finden die Forscher auch noch immer weitere Risiken für die Astronauten. Ein Team um Richard Simpson von der University of Arizona hat nun verkündet, dass auch die generellen Folgen für das Immunsystem von Raumfahrern ein ernstzunehmendes Problem darstellt.
Astronauten unterliegen starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen
Kosmische Strahlung, Mikrogravitation, und der Stress bei Weltraummissionen können der körpereigenen Abwehr in starkem Maße zusetzen. Die Wissenschaftler um Simpson haben nun im Rahmen ihrer Untersuchungen analysiert, wie genau sich die Konditionen im All auf spezifische Zellen des angeborenen Immunsystems, die sogenannten Killerzellen oder NK-Zellen, auswirken. Das Ergebnis wurde in der Fachzeitung „Journal of Applied Physiology“ publiziert.
Die wertvollen Killerzellen, die zu der Gruppe der Lymphozyten gehören, können Tumorzellen oder von Viren befallene Zellen selbständig identifizieren und auslöschen. Auf Grund der hohen Strahlungsdosen ist Krebs eine immense gesundheitliche Bedrohung für Raumfahrer auf langen Missionen. Das macht diese Tumorkiller für Astronauten extrem wichtig. Auch die Virenabwehr sei trotz der strengen sterilen Bedingungen in Raumfahrzeugen von großer Bedeutung, denn man komme zwar nicht mit neuen Viren in Kontakt, trage allerdings stets bereits welche im Körper mit sich. Diese können aktiv werden, wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Die Studie im Detail
Für die Untersuchung überprüften die Wissenschaftler die NK-Zellen aus Blutproben von insgesamt acht Astronauten, die die Internationale Raumstation ISS für mindestens ein halbes Jahr lang besucht hatten. Den Probanden wurde dafür vor, während und nach ihrer Weltraummission Blut abgenommen und analysiert. Danach verglichen die Forscher die Abwehrzellen der jeweiligen Proben mit denen von gesunden Menschen, die nicht im All unterwegs waren. Das Resultat: Die Funktion der Killerzellen war während der Raumflüge deutlich eingeschränkt. Ab Tag 90 auf der ISS war die Fertigkeit der NK-Zellen, Leukämiezellen abzutöten, gar um die Hälfte reduziert. Eine überraschende Erkenntnis dabei war allerdings, dass Neulinge des Raumflugs stärker von der Beeinträchtigung der NK-Zellen betroffen waren, als ihre erfahrenen Kollegen. Die erste Weltraummission ist für den Körper somit immer eine besondere gesundheitliche Herausforderung. Richard Simpson vermutet, dass dies auf dem höheren Stresslevel der Erstreisenden basiert, welcher sich auf diesem Wege auf das Immunsystem überträgt. Diese Annahme ist jedoch noch nicht bestätigt, weitere Studien müssen nun folgen, um dies zu überprüfen.
Quellen
- American Physiological Society: NK-cell function is impaired during long-duration spaceflight
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