Das wichtige Projekt auf der Arbeit, der immerwährende Streit mit den Eltern oder die Meinungsverschiedenheit mit dem Partner – Ursachen für Stress gibt es viele. Oft greifen wir dabei automatisch zu Süßigkeiten als „Nervennahrung“. Die psychische Verfassung einer Person beeinflusst immer auch ihr Essverhalten. Schuld sind bekanntlich die Hormone, doch wie genau funktioniert das eigentlich und wie kann man effektiv dagegen vorgehen?
Die Anti-Stress-Schokolade
40 Prozent aller Menschen greift bei Stress häufiger zu Süßigkeiten oder salzigen Knabbereien – genau so viele essen in stressigen Zeiten jedoch umso weniger. Der Rest isst genau so wie vorher. Wie genau der Körper mit solchen Situationen umgeht ist eine persönliche Angelegenheit.
Laut einer Studie zur Gesundheit der Erwachsenen in Deutschland leiden elf Prozent der Deutschen unter chronischem Stress. Dieser versetzt den Körper in eine Art Alarmzustand. Das Stresshormon Adrenalin wird ausgeschüttet und lässt den Appetit erst einmal völlig vergessen. Das war zu früheren Zeiten durchaus sinnvoll, denn so konnte sich der Körper auf eine einzige Aufgabe konzentrieren: Flucht. Auf diese Weise konnten wir effektiv vor dem Säbelzahntiger oder Ähnlichem weglaufen und unser Leben retten.
Auf den Stress folgt stets eine Ruhephase, in welcher der Körper versucht sich zu erholen und sich das wieder zu nehmen, was er während des harten Ausnahmezustands verbraucht hat. Als Folge haben wir starken Appetit auf leicht aufnehmbare Kohlenhydrate. Daher also die plötzliche Lust auf Chips und Co.
Dauerstress macht dick
Bei längerfristigem Stress werden vermehrt Hormone aus der Gruppe der Glucocorticoide ausgeschüttet, welche appetitfördernd wirken – auch wenn der Körper aktuell eigentlich gar nichts benötigt, denn der mentale Stress in der modernen Welt verbraucht bei weitem nicht so viel Energie wie Flucht- oder Kampfszenarien in geraumer Vorzeit. Deshalb fördert chronischer Stress die Entstehung von Übergewicht.
Eine weitere Teilschuld daran trägt das sogenannte mesolimbische System, das auch als „Belohnungssystem“ bekannt ist. Dieses beeinflusst das Essverhalten ebenfalls maßgeblich. Süßigkeiten oder Nahrungsmittel per se befriedigen dieses System zwar nicht automatisch, aber die positiven Gefühle, die diese auslösen. Wer als Kind bestimmtes Essen als Belohnung vorgesetzt bekommen hat, behält diese Assoziation meist auch als Erwachsener bei und will sich mit der Schokolade beispielsweise nach einem stressigen Arbeitstag etwas Gutes tun. Das gute Gefühl, das mit dem Nahrungsmittel in Verbindung gebracht wird, ist erlernt und dieses Muster ist höchst schwierig abzugewöhnen. Am besten den Kindern von klein auf keine Lebensmittel als Belohnung oder Aufmunterung vorsetzen, um diese Verknüpfung im Gehirn erst gar nicht entstehen zu lassen.
Nervennahrung in der Kritik
Sollten Sie in einer kleinen Stressphase mal öfter zu Süßem greifen, brauchen Sie sich jedoch nicht gleich schlecht zu fühlen. Kurzfristig ist das kein Problem. Studenten brauchen sich über ihre Prüfungsphasen also nicht sorgen. Hat man im Job jedoch dauerhaft Stress und damit einhergehend
ständig Heißhunger, könnte dies verheerende Folgen haben. Schlimmstenfalls werden daraus regelmäßige und starke Ess-Attacken, nach denen man sich nur noch mies fühlt.
Das Verlangen in den Griff bekommen
Der Heißhunger auf Süßes lässt sich zumindest eindämmen – die Objekte der Begierde zum Beispiel am besten erst gar nicht einkaufen, um nicht in Versuchung zu kommen. Unter Stress denken wir nicht mehr so viel nach und unsere Entscheidungsfähigkeit lässt nach, sodass das Verlangen meist schwer zu stoppen ist, wenn sich die Knabbereien schon direkt in Reichweite befinden.
Ganz verbieten sollte man sich die Leckereien jedoch auch nicht. Denn gerade Verbotenes ist bekanntlich immer besonders interessant. Außerdem hat der Mensch eine angeborene Neigung zu Süßem auf Grund der vielen Kalorien, die einst vorteilhaft für das Überleben waren. Zusätzlich stand der süße Geschmack schon immer für ungefährliche Nahrungsmittel.
Dauerhaft glücklich ohne Stress-Essen
Stressbedingte Heißhungerattacken lassen sich am besten bekämpfen, indem man sie bewusst wahrnimmt und der Ursache auf den Grund geht. Fragen Sie nach dem Stressfaktor und denken Sie über mögliche alternative Bewältigungsmechanismen nach.
Hier ein paar Beispiele:
- Entspannungsübungen, autogenes Training, Yoga oder Meditation können dabei helfen besser mit Stress umgehen zu können und so Heißhunger vorzubeugen.
- Den Grund für den Stress finden und bekämpfen. Ein klärendes Gespräch oder ein organisierter Terminkalender können manchmal die ganze Situation verändern.
- Belohnungsalternativen finden. Unternehmen Sie etwas Schönes mit Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, oder gönnen Sie sich selbst Blumen oder ein heißes Bad – tun Sie sich etwas Gutes, um Ihre Stressresistenz zu erhöhen und Energie zu tanken.
Quellen
- Robert Koch-Institut: DEGS – Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland
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