
„Mit rund 10.000 Ereignissen in Deutschland pro Jahr ist der Pneumothorax ein häufiges Krankheitsbild. Eine ärztliche Behandlung ist meistens notwendig.“
— Dr. Tobias Weigl
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Die Lunge und der Pleuraspalt
Die Lunge liegt in unserem Brustkorb. In jeder Hälfte des Brustkorbs, die neben dem Brustbein gelegen sind, befindet sich ein Lungenflügel, welcher von den Rippen als knöchernen Schutz umgeben sind. Die innere Wand des Brustkorbs ist vom Brustfell ausgekleidet, der Pleura. Zwischen der Lunge und der Pleura befindet sich der sogenannte Pleuraspalt. In diesem herrscht ein Unterdruck, der dafür sorgt, dass die Lungenflügel sich entfalten, wenn wir einatmen und sich die Lunge mit Sauerstoff füllen kann.
Bei einem Pneumothorax gelangt Luft in den Pleuraspalt und der Unterdruck verschwindet. Die Lunge fällt in sich zusammen. Der Mediziner sagt in diesem Fall, dass die Lunge kollabiert. Dadurch kann sie sich nicht mehr entfalten und die Sauerstoffaufnahme ist vermindert bis unmöglich.
Arten des Pneumothorax
Zum einem gibt es den traumatischen Pneumothorax. Wie der Name schon sagt, liegt die Ursache hier meist in einer Form der Gewalteinwirkung auf den Brustkorb . Dies kann im Rahmen von Verkehrsunfällen, Messerverletzungen oder auch ärztlich verschuldet passieren.
Die andere Möglichkeit ist der sogenannte Spontanpneumothorax. Bei dieser Art ist keine äußere Ursache erkennbar. Es liegt als im Gegensatz zum traumatischen Pneumothorax keine Gewalteinwirkung in der Vorgeschichte vor. Risikogruppe sind hier zwei verschiedene: zum einen schlanke, hochgewachsene Männer zwischen dem 15. Und 35. Lebensjahr, von denen rund 90% rauchen. Die andere Risikogruppe sind Patienten mit Vorerkrankungen der Lunge (z.B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung bei Rauchern oder Mukoviszidose oder Lungentuberkulose).
Die Symptome: Woran erkennt man, dass mit der Lunge etwas nicht stimmt?
Kennzeichnend für einen Pneumothorax ist ein stechender, plötzlich einsetzender, atemabhängiger Schmerz im Brustkorb.
Bei einer milden Ausprägung ist ein symptomloser bzw. ein beschwerdearmer Verlauf möglich.
Außerdem können als Beschwerden hinzukommen:
- Atemnot (=Dyspnoe) mit beschleunigter Atmung (=Tachypnoe)
- Erkennbare Verletzung bei äußerer Gewalteinwirkung als Ursache (z.B. erkennbare Prellung bei gebrochenen Rippen nach einem Verkehrsunfall)
Videoexkurs: Rippenbruch
Ein Pneumothorax kann auch im Zusammenhang mit einem Rippenbruch auftreten. Woran man einen Rippenbruch erkennt und wie er behandelt wird, erklärt Ihnen Dr. Tobias Weigl im folgenden Video.
Hierbei liegt ebenfalls ein Defekt im Bereich des Brustfells, also der Pleura, vor. Der Unterdruck verschwindet auch hier und Luft dringt in den Spalt ein. Aber: Es bildet sich ein Ventilmechanismus, wodurch die Luft zwar in den Spalt zwischen Lunge und Pleura hineinkommt, aber nicht mehr hinausgelangt. Dadurch füllt sich der Pleuraspalt immer mehr mit Luft und es entsteht ein Druck auf Lunge, Herz und die Gefäße. Dies kann über eine Behinderung des Herzens und der Lungenfunktion zu Atemnot und schließlich Kreislaufversagen führen.
Treten besonders starke Luftnot, Blaufärbung der Haut und Lippen, gestaute Halsvenen, Angst, Panik, Unruhe, Kreislaufversagen oder Schock auf, kann der Sonderfall eines Spannungspneumothorax vorliegen. Dieser ist lebensbedrohlich und gilt als akuter Notfall. Hier ist meistens eine sofortige Entlastung des Drucks im Pleuraspalt notwendig, sodass bereits außerhalb des Krankenhauses mit einer hohlen Nadel der Brustkorb punktiert wird. Im Krankenhaus erfolgt dann die weitere Behandlung.
Wer ist betroffen?
Grundsätzlich kann bedingt durch äußere Gewalteinwirkung z.B. in Form eines Verkehrsunfalls jeder von einem Pneumothorax betroffen sein.
Für den Spontanpneumothorax gilt:
- Männer sind rund 6 Mal häufiger betroffen als Frauen
- Häufig im Alter von 15-35 Jahren
- Großer, schlanker Körperbau
Als Risikofaktor für das Auftreten eines Spontanpneumothrax gilt das Zigarettenrauchen. Die Wahrscheinlichkeit wird durch Rauchen erhöht.
Videoexkurs: Brustschmerzen und Herzinfarkt
Brustschmerzen können möglicherweise auch auf einen Herzinfarkt hinweisen. Mehr Informationen dazu gibt Ihnen Dr. Tobias Weigl im folgenden Video.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden zum Beispiel: Welche Beschwerden liegen vor? Seit wann bestehen die Beschwerden? Liegen andere Verletzungen vor?
Als nächstes erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei erfolgt u.a. das Abklopfen des Brustkorbs, also die Perkussion. Der Klopfschall ist hier lauter und hohler als normal durch den hohen Luftgehalt der Lunge. Der Mediziner spricht vom hypersonoren Klopfschall. Beim Abhören mit dem Stethoskop, dem Auskultieren, liegt ein abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch vor.
Zur Sicherung der Diagnose erfolgt die Aufnahme eines Röntgenbildes des Brustkorbs. Die Diagnose kann auch durch eine Ultraschalluntersuchung gestellt werden bzw. der Verdacht kann so erhärtet werden. Ergänzend kann manchmal eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden, z.B. wenn die Ursache unklar ist oder auf dem Röntgenbild die Diagnose nicht mit Sicherheit zu stellen ist.
Pneumothorax | Spontanpneumothorax
Frauen: Männer 1:6
Häufig im Alter von 15-35 Jahren
Schlanke, hochgewachsene Männer, Raucher
Symptome
- stechender, plötzlich einsetzender, atemabhängiger Schmerz im Brustkorb.
- Atemnot (=Dyspnoe) mit beschleunigter Atmung (=Tachypnoe)
- Erkennbare Verletzung bei äußerer Gewalteinwirkung als Ursache (z.B. erkennbare Prellung bei gebrochenen Rippen nach einem Verkehrsunfall)
- Symptomloser/ -armer Verlauf möglich
Was tut der Arzt? Teil 2: Therapie
Als Erstmaßnahmen gelten hier die sofortige Sauerstoffgabe z.B. über eine Maske sowie die Hochlagerung des Oberkörpers.
Bei einem kleinen Pneumothorax kann der Versuch einer konservative Therapie erfolgen. Dabei werden die Beschwerden behandelt und der Verlauf durch Röntgenbilder kontrolliert. Die Luft im Pleuraspalt kann ggf. selbstständig resorbiert werden.
Bei ausgeprägten Befunden erfolgt die Therapie durch die Anlage einer Thoraxdrainage. Dabei wird unter lokaler Betäubung eine Drainage, also ein dünner Plastikschlauch in den Pleuraspalt eingeführt um so durch einen Sog von außen wieder einen Unterdruck im Pleuraspalt zu erzeugen. Dieser Schlauch bleibt 3-5 Tage liegen und wird danach entfernt.
Langfristig sollte zum Vermeiden eines Wiederauftretens das Rauchen aufgegeben werden. Außerdem ist vom Tauchen dauerhaft abzuraten.
Häufige Patientenfragen
Gibt es Risikofaktoren?
Dr. T. Weigl
Von einem Spontanpneumothorax sind häufig große, schlanke Männer zwischen 15 und 35 Jahren betroffen. Rauchen erhöht das Risiko. Bestimmte Lungenerkrankungen tragen ebenfalls zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko bei.
Ich hatte einen Pneumothorax. Kann ich jetzt ganz normal weiterleben?
Dr. T. Weigl
Grundsätzlich kann man nach überstandenem Pneumothorax normal weiterleben. Da Rauchen das Auftreten eines Pneumothorax begünstigt, sollte man damit aufhören. Auch das Tauchen im Wasser sollte vermieden werden.
Muss man einen Pneumothorax behandeln?
Dr. T. Weigl
Ein Pneumothorax oder Spontanpneumothorax muss in den meisten Fällen ärztlich behandelt werden. Kleine Befunde heilen manchmal von selbst und strenger Beobachtung im Krankenhaus aus.
Der Spannungspneumothorax ist ein absoluter Notfall und muss sofort ärztlich behandelt werden. Es besteht Lebensgefahr.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Claudia Scheur und Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Sebastian Mittelberg
Veröffentlicht: 30.07.2018
Quellen
- Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) online – Das Portal der wissenschaftlichen Medizin (Hrsg.) (2018): S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Spontanpneumothorax und postinterventionellem Pneumothorax.
Lennertz
17.02.2020 16:31Hallo ich habe eine Frage und zwar geht es um meinen Lebensgefährten der auch einen spontanpneumothorax hat er wurde daran operiert bzw diese Luftblässchen wurden entfernt dann wieder die Thoraxdrainage dabei sollte es zu 80% nicht mehr vorkommen das die Lunge wieder zusammenfällt. Ja dann war er eine Woche nach op zu Hause statt besser ging es ihm immet schlechter habe ihn erneut ins kh gefahren und es wurde wieder festgestellt das die komplette Lunge von oben bis unten komplett voll wäre mit Luft. Ja dann wieder diese Thoraxdrainage insgesamt hat er die jetzt 4 mal bekommen weil jedesmal beim ziehen wieder Luft rein kommt und keiner im kh weiß woran das liegt. Also wenn jemand weiß was wir noch tun sollen damit es ihm besser geht und das alles endlich ein Ende hat wären wir sehr dankbar denn über 1 Monat ist er im kh und er kann ja nicht ständig mit dem Schlauch leben das ist auch keine Lösung es muss einen Grund geben. Vielleicht haben ärtze was falsch gemacht bei op was sie nicht sagen wollen aber irgendwas muss es ja sein das keine besserung kommt. Ich drehe so langsam echt durch