Parkinson ist eine oft im Alter auftretende Erkrankung des Gehirns. Eine Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen.
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenMorbus Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, also unseres Gehirns. Dabei sterben bestimmte Nervenzellen ab, die einen Botenstoff unseres Gehirns produzieren, das Dopamin. Dopamin ist u. a. für die Aktivierung und Regulierung von Bewegungen zuständig. Durch den Mangel an Dopamin kommt es zu den für Parkinson typischen Beschwerden: Zittern, Bewegungsarmut, Starre der Muskulatur. Die Ursache für das Absterben der Nervenzellen ist weitestgehend unbekannt. So kann lediglich eine Behandlung der Beschwerden erfolgen.
Die Erkrankung und ihr Ursprung
Hermann aus unserem Beispiel zeigt einige Merkmale, die für eine Erkrankung an Parkinson sprechen könnten.
Bei der Parkinsonkrankheit kommt es zu Veränderungen im Gehirn. Dabei gehen Nervenzellen zu Grunde, die das Bewegungen anregende Dopamin produzieren. Dadurch gerät das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn durcheinander. Die Stoffe, die unsere Bewegungen hemmen, nehmen überhand. Im Verlauf tritt auch ein dämpfender Effekt auf die Psyche in Erscheinung.
Die genaue Ursache für die Erkrankung ist unbekannt.
Exkurs: Was ist Dopamin?
Dopamin ist ein Botenstoff, der in bestimmten Nervenzellen unseres Gehirns hergestellt wird. Er wirkt generell anregend auf Aktivitäten in unserem Körper, zum Beispiel auf Bewegungen und Bewegungsabläufe. Außerdem wird ihm als „Glückshormon“ ein positiver Einfluss auf unsere Psyche nachgesagt.
Die Symptome: Was sind erste Anzeichen für eine Erkrankung an Parkinson?
Die Hauptsymptome für die Erkrankung an Parkinson sind:
- verminderte Beweglichkeit/Bewegungsarmut (sog. ‚Hypokinese‘), Verlangsamung der willkürlichen Bewegungen (sog. ‚Bradykinese‘), Bewegungslosigkeit (sog. ‚Akinese‘)
- gesteigerte Grundspannung der Muskulatur (sog. ‚Rigor‘); d. h., dass es bei einer passiven Bewegung z. B. des Armes durch den Arzt einen fühlbaren Widerstand der Muskeln gibt
- Zittern, besonders in körperlicher Ruhe und mentaler Anstrengung (sog. ‚Ruhetremor‘)
- Standunsicherheit mit Störung der aufrechten Körperhaltung (sog. ‚posturale Instabilität‘)
Für die Diagnose einer Parkinsonkrankheit muss in jedem Fall die Hypokinese in Verbindung mit mindestens einem der drei anderen Hauptsymptome (Rigor, Tremor, posturale Instabilität) vorliegen.
Oft treten noch andere Beschwerden auf, die eine Diagnose erschweren können. Dazu gehören:
- Leise Sprache (sog. ‚Mikrophonie‘)
- Veränderung der Handschrift, kleine Schrift (sog. ‚Mirkographie‘)
- Sog. Maskengesicht mit verminderter Mimik (sog. ‚Amimie‘, ‚Hypomimie‘)
- Störung der Körperhaltung
- Blasenfunktionsstörungen
- Depression
- Demenz
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
Wen kann es erwischen?
Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des Alters, wobei ca. 1 Prozent der über
60-Jährigen betroffen ist. Männer sind minimal häufiger betroffen als Frauen.
In Deutschland sind schätzungsweise 250.000–400.000 Menschen betroffen, was etwa 0,3–0,5 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Die Diagnose des Morbus Parkinson ist eine sog. klinische Diagnose. Das bedeutet, dass der Arzt anhand der Symptome und verschiedener Untersuchungsmethoden die Diagnose stellt. Andere Erkrankungen, die ggf. ähnliche Beschwerden verursachen könnten, müssen zudem ausgeschlossen werden.
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Dabei ist auch die Befragung von Angehörigen sinnvoll. Was für Beschwerden haben Sie? Wurden von Ihnen oder Ihrer Familie Veränderungen in Verhalten, Bewegung usw. bemerkt? Seit wann bestehen diese Veränderungen/Beschwerden?
Dann wird der Arzt eine ausführliche körperliche Untersuchung durchführen. Dabei ist die neurologische Untersuchung besonders wichtig, bei der Reflexe, Bewegungsabläufe, Gangbild u. v. m. genau untersucht werden. Der Ruhetremor, also das typische Zittern, kann zunächst nicht auffallen. Meist wird der Patient in einer ruhigen Situation gebeten, von 100 abwärts zu zählen. Dabei tritt dann durch die Konzentration und die Anstrengung beim Abwärtszählen das Zittern, der sog. Ruhetremor, auf. Der Mediziner sagt in diesem Zusammenhang, dass der Ruhetremor demaskiert wird.
Die apparative Diagnostik mittels CT oder MRT des Schädels dient zum Ausschluss anderer Erkrankungen. Es gibt keine sicheren Merkmale für die Parkinsonkrankheit. Bei der Diagnosestellung gehört eine Bildgebung des Kopfes zum Standard.
Als weitere Tests stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die das Vorliegen weiterer Symptome objektivieren können. Dazu gehören z. B. ein Test des Riechvermögens sowie eine Schließmuskeluntersuchung des Afters zur Überprüfung und Objektivierung einer möglichen Inkontinenz.
Morbus Parkinson/Parkinson/Parkinsonkrankheit/Parkinsonsyndrom
Frauen und Männer betroffen, Männer minimal häufiger
Erkrankung des Alters, meist > 60 Jahre
4 Hauptsymptome
- Bewegungsarmut (Hypokinese, Bradykinese, Akinese)
- Muskelstarre (Rigor)
- Zittern (Tremor)
- Standunsicherheit mit Störung der aufrechten Körperhaltung
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die Behandlung des Parkinsonsyndroms erfolgt symptomatisch. Eine Heilung ist nicht möglich, jedoch lassen sich die Beschwerden meist gut behandeln. Oft ist sogar eine vorübergehende Beschwerdefreiheit möglich.
Die Behandlung lässt sich in eine medikamentöse und eine nicht-medikamentöse Therapie unterteilen.
Für die medikamentöse Therapie des Morbus Parkinsons stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung:
- Levodopa (Vorstufe des Dopamins)
- Dopaminagonisten (Ähneln dem Dopamin und wirken ähnlich)
- MAO-B-Hemmer (verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn)
- COMT-Inhibitoren (verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn)
- Anticholinergika (blockieren die bewegungshemmenden Botenstoffe im Gehirn)
Besonders durch die Gabe von Levodopa kann oft eine rasche Besserung der Beschwerden und des Befindens erzielt werden. Levodopa ist eine Vorstufe des Dopamins, also des Botenstoffes, der beim Parkinson fehlt. Die Vorstufe wird im Körper verstoffwechselt und kann so besonders effizient ihre Wirkung entfalten. Wichtig ist eine exakte Einnahme nach Uhrzeit (alle 6 Std.) mit einem Abstand von 30 Minuten vor und nach der Einnahme zu den Mahlzeiten. Ziel ist es, eine Symptombesserung unter möglichst geringer Dosierung von Levodopa zu erreichen. Im Verlauf kann es zu Schwankungen der Dopaminwirkung und zu Nebenwirkungen kommen.
Die Therapie besteht langfristig auch in einer Kombination der verschiedenen zur Verfügung stehenden Medikamente. Der Einsatz richtet sich nach Alter und Vorerkrankungen des Patienten sowie der Schwere der Parkinsonbeschwerden.
Für mehr Informationen zu den verschiedenen Medikamenten zur Behandlung von Parkinson und deren Einsatz empfiehlt sich die Lektüre des Artikels zum Thema Parkinson-Medikamente.
Als unterstützende Therapiemaßnahmen gelten in der Parkinsontherapie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und künstlerische Therapien (z. B. Musiktherapie).
Neben der medikamentösen Therapie kommen in einigen Fällen sog. „intensivierte Therapieformen“ zum Einsatz. Ziel ist hier eine Reduktion oder gar Einsparung der Medikamente, da sie im Verlauf ihre Wirksamkeit verlieren. Ein Beispiel ist die tiefe Hirnstimulation, besonders bei jungen Patienten. Dabei wird eine Art Hirnschrittmacher implantiert, der durch elektrische Impulse die entsprechenden Regionen des Gehirns, die unter dem Dopaminmangel leiden, anregt.
Häufige Patientenfragen
Ist Parkinson heilbar? Was tut der Arzt?
Dr. T. Weigl
Parkinson ist nicht heilbar. Der Arzt erstellt einen umfassenden Behandlungsplan aus Medikamenten und begleitenden Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie). Es kann eine deutliche Besserung der Beschwerden bis hin zu einer vorübergehenden Beschwerdefreiheit erreicht werden.
Woran erkennt man, dass man Parkinson hat?
Dr. T. Weigl
Die ersten Symptome können recht unspezifisch sein. Die Erkrankung kann sich vielfältig präsentieren – von Verlust des Riechvermögens, über Heiserkeit und eine verminderte Mimik im Gesicht bis hin zu den motorischen Beschwerden im Sinne von Bewegungsarmut, Ruhetremor oder Standunsicherheit. Letztendlich erfolgt eine klinische Diagnose unter Ausschluss anderer Ursachen.
Muss man Parkinson behandeln?
Die Therapie der Parkinsonkrankheit wird ab Diagnose empfohlen. Im Fokus steht eine Symptomkontrolle. Dabei sind für das Vorgehen die Ausprägung der Beschwerden und das Alter des Patienten entscheidend. Die Behandlung sollte durch Kombination von Medikamenten und nicht-medikamentösen Therapieformen erfolgen.
Aktuelles aus der Forschung
Derzeit wird über eine App für Smartphones vom Frauenhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme europaweit eine Erhebungsstudie zur Erfassung von Symptomen, die in Form eines Logarithmus bei der Früherkennung von Parkinson helfen sollen, durchgeführt. Über die App auf dem Smartphone werden unterschiedliche Daten erhoben, an die Forschungsgruppe übertragen und ausgewertet.
Quelle: Ärzteblatt.de, Forschungsprojekt i-Prognosis.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur
Lektorat: Tobias Möller
Quellen
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (kurz: AWMF) online – Das Portal der wissenschaftlichen Medizin (2016): Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie – DGN S3-Leitlinie Idiopathisches Parkinson-Syndrom.
- DocCheck Flexikon – Das Medizinlexikon zum Medmachen: Parkinson-Syndrom.
- Gerd Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
- rme/aerzteblatt.de (2018): Smartphones liefern Daten für Parkinson-Früherkennung.
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