Eine Blasenentzündung erlebt etwa jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben. Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und dementsprechend einen Arzt aufzusuchen.
— Dr. Tobias Weigl
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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenBei einer Blasenentzündung handelt es sich um eines der häufigsten Frauenleiden, dessen Auslöser in den meisten Fällen das Darmbakterium Escherichia coli ist. Eine Blasenentzündung geht vor allem einher mit einem erschwerten sowie schmerzhaften Wasserlassen und ständigem, schmerzhaften Harndrang. In der Regel reicht eine Behandlung mit Antibiotika aus, um der Blasenentzündung den Gar aus zu machen. Lediglich in unkomplizierten Fällen sollten sich Patienten eigens medikamentös behandeln. Des Weiteren unterscheidet sich der therapeutische Ansatz, wenn eine Schwangere von einer Blasenentzündung betroffen ist. Die größten Risiken einer Blasenentzündung bestehen in einer Nierenbeckenentzündung (sog. ‚Pyelonephritis‘) oder einer Blutvergiftung (sog. ‚Sepsis‘).
Was ist eine Blasenentzündung und wie wirkt sie sich auf die Frau aus?
Bei einer Blasenentzündung handelt es sich um einen schmerzhaften Harnwegsinfekt, der vor allem Frauen betrifft. Der Mediziner spricht in diesem Zusammenhang von einer Zystitis (von gr. kýstis ‚Harnblase‘).
Aber warum sind Frauen häufiger betroffen? Der Grund dafür ist vor allem in den anatomischen Unterschieden zwischen Mann und Frau zu finden. Denn bei Frauen ist die Harnröhre etwa 4 cm kurz, wodurch Bakterien es leicht haben, in die Harnblase zu gelangen. Zum Vergleich: Die männliche Harnröhre hat eine Länge von 20–25 cm. Des Weiteren befindet sich der Darmausgang bei Frauen sehr nahe an der Harnröhre, wodurch das Eindringen von Bakterien erleichtert wird. Außerdem führen auch Reize wie Kälte (bspw. das Sitzen auf kaltem Untergrund) dazu, dass sich bereits vorhandene Bakterien leichter vermehren können.
Sex als Grund für Blasenentzündungen
Klingt blöd, ist aber oft der Fall und hat sogar einen eigenen Namen: Bei der sogenannten „Honeymoon-Zystitis“ handelt es sich um eine Blasenentzündung, die sich vor allem als Folge von Geschlechtsverkehr ergibt. Die durch die Penetration entstandene Reibung bedingt häufig, dass Bakterien, die sich am Darm befinden, im Laufe der rhythmischen Bewegung in die Harnröhre der Frau gelangen. Oft treten die Symptome der Blasenentzündung dann schon nach einem Tag oder gar wenigen Stunden auf. Zu guter Letzt sei noch der Risikofaktor Hormonhaushalt genannt. Ein Mangel des weiblichen Hormons Östrogen kann zu einer sowohl trockenen Blasen- als auch Scheidenschleimhaut führen, was deren Abwehr gegen etwaige Bakterien schwächt. Aber auch ein Östrogenüberschuss kann zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora führen.
Viel trinken empfiehlt sich! Nieren und Blase müssen regelmäßig durchgespült werden, sodass Bakterien keine Chance haben, sich auf Dauer festzusetzen.
Generell unterscheidet man medizinisch zwischen einer unkomplizierten und einer komplizierten Blasenentzündung. Von unkompliziert spricht der Mediziner, wenn die Blasenentzündung keine funktionellen Einschränkungen von Harnwegen, Blase oder Nieren verursacht. Als kompliziert gilt die Infektion, wenn sich durch die Blasenentzündung Komplikationen ergeben, also eine der bereits genannten Einschränkungen vorliegt.
Die Blasenentzündung beim Mann ist zwar seltener, dafür aber deutlich gefährlicher und schmerzhafter. Hier wird die Länge der Harnröhre plötzlich zum Nachteil, da sich mehr Gewebe entzünden kann. Männer sollten bei einer Blasenentzündung in jedem Fall umgehend einen Arzt aufsuchen.
Die Symptome: Welche Beschwerden treten bei einer Blasenentzündung auf?
Die typischen Symptome einer Blasenentzündung sind häufiges Wasserlassen (sog. ‚Polyurie‘) und häufiger Harndrang sowie damit verbunden ein stechender Schmerz (sog. ‚Algurie‘) oder ein Brennen. Der Harndrang entsteht häufig sehr plötzlich, sodass sich Betroffene schnell auf den Weg zur nächsten Toilette begeben müssen. Doch selbst dann werden meist nur ein paar wenige Tröpfchen ausgeschieden, die Blasenentleerung ist erschwert (sog. ‚Dysurie‘). Außerdem kann es zu den sogenannten Blasenkrämpfen kommen. Dabei handelt es sich um krampfartige Beschwerden im Unterleib. Des Weiteren gelten ein übelriechender Urin, eine Trübung des Urins, Blut im Urin (zu erkennen an einer rötlichen oder bräunlichen Färbung), Harninkontinenz sowie Fieber als Symptome.
Wer ist am ehesten betroffen?
Wie bereits erwähnt, leiden vor allem Frauen an Blasenentzündungen. Mehr als 50 Prozent aller Frauen werden im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal eine Blasenentzündung bekommen. Bei der Hälfte dieser Frauen ergibt sich infolge einer akuten, also vorübergehenden Blasenentzündung, innerhalb eines Jahres eine erneute Infektion. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Blasentzündung zu erkranken, bedingt durch die Schleimhautveränderungen infolge eines Östrogenmangels.
Als Risikofaktoren für eine Blasenentzündung gelten:
- eine verringerte Immunabwehr,
- Kälte (das zuvor erwähnte Sitzen auf kalten Oberflächen),
- zu starke Intimhygiene (vor allem mit parfümierten Duschgels),
- Schwangerschaft,
- Östrogenmangel,
- Diabetes mellitus,
- das Tragen eines Blasenkatheters,
- die Verhütung mithilfe von Spermiziden (Spermienabtötende Verhütungscremes),
- anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich sowie
- vorherige Behandlung mit Bestrahlung.
Sollten Sie unter den bereits gelisteten Symptomen leiden, kontaktieren Sie bitte umgehend ihren Hausarzt. Dieser kann nämlich feststellen, ob es sich um eine komplizierte oder eine unkomplizierte Blasenentzündung handelt und dann gemeinsam mit Ihnen die nächsten Schritte planen.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Beim Arzt erfolgt in jedem Fall zunächst das Anamnesegespräch, in welchem sich dieser beim Patienten nach dessen Beschwerden erkundigt und dahingehend weitere Fragen stellt.
Außerdem wird der Patient um die Abgabe einer Urinprobe gebeten, welche in der Praxis dann im Rahmen eines sogenannten Harnstreifentests auf weiße sowie rote Blutkörperchen und die Bestandteile Eiweiß und Nitrit untersucht wird. Diese lassen Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Bakterien zu. Meist kann eine unkomplizierte Entzündung so diagnostiziert werden. Leidet ein Patient pro Jahr öfter an einer Blasenentzündung, so können eine Urinkultur angelegt und der Urin selbst weitergehend
untersucht werden.
Außerdem kann der behandelnde Arzt auf bildgebende Verfahren setzen. Diese umfassen zum einen eine Ultraschalluntersuchung (sog. ‚Sonographie‘). Mithilfe dieser Untersuchung können bei komplizierten Harnwegsinfekten sowohl die Blase als auch die Nieren genauer untersucht werden. Zum anderen beinhalten sie die Erstellung eines Urogramms. Das Urogramm ist das Ergebnis einer Urografie, einer radiologischen Darstellung des harnableitenden Systems (Niere, Harnleiter, Blase und Harnröhre), bei dem auch Kontrastmittel zum Einsatz kommen. Zu guter Letzt kann auch noch eine Blasenspiegelung (sog. ‚Zystoskopie‘) erfolgen (Kamera wird über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt, meist lokale Betäubung), durch welche Unregelmäßigkeiten im Harntrakt ausgemacht werden können. Dies dient u. a. auch dem Ausschluss von Blasentumoren.
Im Rahmen der Differenzialdiagnose müssen bei weiblichen Patienten Entzündungen, die sowohl Vagina als auch Vulva betreffen (sog. ‚Vulvovaginitis‘), Schmerzen im Becken und der Harnröhre ohne vorliegende Harnwegsinfektion (sog. ‚Urethralsyndrom‘) und eine Nierenbeckenentzündung (sog. ‚Pyelonephritis‘) ausgeschlossen werden.
Blasenentzündung
- 50 Prozent der Frauen haben mindestens einmal im Leben eine Blasenentzündung
- Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu
- Ein Viertel aller Frauen mit Blasenentzündungen erkranken innerhalb eines Jahres erneut
Symptome
- Häufiges Wasserlassen
- Häufiger Harndrang
- Plötzlicher Harndrang
- Stechender Schmerz oder Brennen beim Wasserlassen
- Erschwerte Blasenentleerung
- Wenig Ausscheidung trotz großen Harndrangs
- Blasenkrämpfe
- Harninkontinenz
- Fieber
- Übelriechender Urin
- Trüber Urin
- Blut im Urin
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Eine unbehandelte Blasenentzündung kann Komplikationen verursachen, vor allem in Bezug auf die Nieren. Daher ist eine zeitnahe Abklärung immer ratsam. In den meisten Fällen reicht eine Behandlung mit Antibiotika aus. Diese sollten gemäß der ärztlichen Vorgabe eingenommen werden und auch dann noch, wenn die Symptome abklingen, da es sonst schnell zu einer erneuten Entzündung kommen könnte.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) kann in den ersten Tagen der Blasenentzündung auch eine gesteigerte Trinkmenge Abhilfe schaffen, denn 30–50 Prozent aller Blasenentzündungen heilen spontan im Verlauf einer Woche aus. Lediglich 2 Prozent verursachen ein Aufsteigen der Erreger, die bspw. eine Nierenbeckenentzündung verursachen können. Allerdings ermöglicht eine antibiotische Therapie noch immer ein schnelles Abklingen der Symptome.
Weitere allgemeine Maßnahmen, die bei einer Blasenentzündung Abhilfe schaffen können, sind eine Trinkmenge von mindestens 2 Litern täglich, ein regelmäßiges Wasserlassen sowie Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr und ein Vermeiden von Unterkühlung. Stellt sich die Blasenentzündung als kompliziert heraus, weisen also naheliegende Organe funktionelle Einschränkungen auf, so kann zunächst weiter antibiotisch behandelt werden. Kommt es bspw. als Komplikation zu einer Nierenbeckenentzündung, muss die Therapie dementsprechend angepasst werden.
Häufige Patientenfragen
Kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?
Dr. T. Weigl
Auf jeden Fall. Und zwar, indem Sie bspw. ein bestimmtes Verhalten in Ihren Alltag integrieren. Dazu gehört u. a. ausreichend Flüssigkeitsaufnahme (etwa 2–3 Liter täglich), damit die Harnwege ordentlich durchgespült werden und sich Bakterien dort nicht langfristig halten können. Des Weiteren sollten Sie Ihre Blase stets bei Drang vollständig entleeren und einzelne Abschnitte Ihres Körpers, vor allem Rücken, Unterleib und Füße, konstant warm halten. Vermeiden Sie bei der Intimpflege parfümierte und aggressive Duschgels, die der Vaginalflora schaden können, da diese Bakterien den Eintritt in die Harnwege erleichtern.
Kann man sich gegen Blasenentzündung nicht impfen lassen?
Dr. T. Weigl
Es existiert zwar eine Impfung – allerdings ist deren Wirkung sehr umstritten. Denn diese tritt nicht bei allen Patienten ein und ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Patientenmeinungen in einschlägigen Foren gehen bzgl. der StroVac®-Impfung stark auseinander. Während es den einen langfristig gegen Blasenentzündung geholfen hat, bemerken andere, sie hätten ihr Geld besser anderweitig investiert. Besprechen Sie diese Möglichkeit am besten mit Ihrem Arzt und holen dessen Meinung zu sowie Erfahrungen mit dem Impfstoff ein.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Lektorat: Claudia Scheur
Veröffentlicht: 19.07.2018
Quellen
- Ulrike Bommas-Ebert et al. (2011): Kurzlehrbuch Anatomie: und Embryologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Nici Markus Dreger et al. (2015): Das Urethralsyndrom: Fakt oder Fiktion – ein Update, in: Der Urologe 54/9, S. 1248–1255.
- gofeminin-Forum (2009): Erfahrungen mit Impfung ‚Strovac‘.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hrsg) (2016): Blasenentzündung.
Antje Siebert
18.08.2023 09:17Lieber Herr Weigl, liebes Team,
seit langem genieße ich eure youtube-Videos. Es ist einfach ein Traum und ich fühle mich per Video sehr gut beraten. Gerade habe ich dazu auch noch die tolle Homepage gesehen. Merci!!!!
So erlaube ich mir, die Frage zu stellen, die mir schön länger auf dem Nägeln brennt. Ich hatte nach einer Lungenentzündung eine Blasenentzündung, die nicht gehen wollte. Sprich, innerhalb von 4 Monaten nehme ich gerade das 6. oder 7. Antibiotikum. Die Frauenärztin fand nun auch Keime und ich habe den Eindruck, es wird besser.
Nun meine Frage: Wie ich im letzten Jahre lernen durfte, haben die Medikamente meine Darm-, Blasen- und Vaginalflora nun ziemlich vernichtet. Es heißt um mich herum, ich soll nun Darmbakterien nehmen. Meine Ärzte schweigen dazu, der Teledoktor meinte, er sehe das kritisch. Schaue ich dazu im Internet nach, gibt es zig verschiedene Präparaten. Dabei konnte ich nur nachvollziehen, dass es sinnvoll sein könnte welche in einer Kapsel zu nehmen, damit die Bakterien nicht im Magen zerstört werden. Aber, ich bin Laie.
Was würden Sie sagen? Soll man Bakterien nehmen, um die Darmflora wieder aufzubauen? Oder bestimmte Lebensmittel essen? Und was machen ich mit der Flora von Blase und Vagina?
Vielen vielen Dank!
Antje Siebert