Männer sind aufgrund ihrer anatomischen Beschaffenheit zwar seltener von Blasenentzündungen betroffen. Aber sollten sie an einer solchen erkranken, ist eine unmittelbare Abklärung wichtig. Denn ebendiese anatomische Beschaffenheit führt dazu, dass die Erkrankung weitaus schwerwiegender sein kann als bei Frauen.
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenDie Blasenentzündung gilt als klassisches Frauenleiden. Allerdings können auch Männer von ihr betroffen sein. Bei ihnen gelten als häufigster Auslöser Vergrößerungen der Prostata, welche ein vollständiges Entleeren der Blase erschweren und es Bakterien so ermöglichen, sich im Bereich der Harnröhre und Harnblase anzusiedeln. Ein zunehmendes Alter erhöht dabei die Wahrscheinlichkeit. Dadurch, dass Männer über eine 4–5 Mal so lange Harnröhre verfügen wie Frauen, erkranken sie zwar seltener. Allerdings liegt bei einer tatsächlichen Erkrankung dann auch mehr entzündliches Gewebe vor. Daher gelten alle Harnwegsinfektionen von Männern, darunter die Blasenentzündung, zunächst als kompliziert. Das heißt, dass sie u. a. auch Funktionseinschränkungen bei naheliegenden Organen, z. B. der Niere, verursachen. Die Behandlung kann oft medikamentös erfolgen, aber je nach Ursache kommt auch ein operativer Eingriff infrage.
Wie entsteht eine Blasenentzündung beim Mann?
Eine Blasenentzündung ist ein schmerzhafter Harnwegsinfekt, der in der Regel vor allem Frauen betrifft. Der Mediziner spricht in diesem Zusammenhang von einer Zystitis (von gr. kýstis ‚Harnblase‘).
Aber der Fall von Karl-Heinz aus unserem Beispiel zeigt, dass sich klassische Symptome auch bei Männern offenbaren können. Auch bei diesen gilt das Darmbakterium Escherichia Coli als hauptsächlicher Erreger einer Blasenentzündung. Allerdings hat dieses unter normalen Umständen nicht die Gelegenheit, sich im Harnweg festzusetzen und dort eine Entzündung hervorzurufen. Dahingehend kommen aber einige ursächliche Faktoren infrage, die das Entstehen einer Blasenentzündung begünstigen. Dazu zählen:
- Mechanische Reize, bspw. ein Dauerkatheter
- Miktionshindernisse, also Hindernisse, die beim Wasserlassen stören, bspw. narbige Verengungen der Harnröhren (sog. ‚Harnröhrenstriktur‘), Blasenhalsenge, eine gutartige Vergrößerung der Prostata (sog. ‚Prostatahyperplasie‘) oder ein Tumor an der Prostata
- Eine vorangegangene Bestrahlung des Beckens; dies hätte eine sog. ‚radiogene Zystitis‘ zur Folge
- Fehlbildungen, bspw. Blasen- oder Harnröhrendivertikel, also ungewöhnliche Raumforderungen der Blase oder Harnröhre
Bei Männern wird zunächst immer von einer komplizierten Blasenentzündung ausgegangen. Damit ist gemeint, dass bei einer Blasenentzündung des Mannes eine höhere Wahrscheinlichkeit als bei der Frau besteht, dass der Erkrankung eine schwerwiegende Ursache zu Grunde liegt oder Folgeschäden anzunehmen sind. Bei Männern sind die Prostata, die Nebenhoden und Samenleiter sowie die Nieren stets mitgefährdet.
Die Symptome: Welche Beschwerden treten bei einer Blasenentzündung auf?
Die typischen Symptome einer Blasenentzündung sind häufiges Wasserlassen (sog. ‚Polyurie‘) und häufiger Harndrang sowie damit verbunden ein stechender Schmerz (sog. ‚Algurie‘) oder ein Brennen. Der Harndrang entsteht häufig sehr plötzlich, sodass sich Betroffene schnell auf den Weg zur nächsten Toilette begeben müssen. Doch selbst dann werden meist nur ein paar wenige Tröpfchen ausgeschieden, die Blasenentleerung ist erschwert (sog. ‚Dysurie‘). Außerdem kann es zu den sogenannten Blasenkrämpfen kommen. Dabei handelt es sich um krampfartige Beschwerden im Unterleib. Des Weiteren gelten ein übelriechender Urin, eine Trübung des Urins, Blut im Urin (zu erkennen an einer rötlichen oder bräunlichen Färbung), Harninkontinenz sowie Fieber als Symptome.
Hinzu kommen bei einem Mann vor allem Schmerzen im Penis, da die Entzündung die gesamte Harnröhre betreffen kann, die bei einem Mann etwa 4–5 Mal so lang ist wie bei einer Frau. Sollte es zusätzlich zu Fieber oder Flanken- bzw. Rückenschmerzen kommen, so empfiehlt sich ein sofortiger Arztbesuch, da dies meist auf eine komplizierte Blasenentzündung hindeutet.
Wer ist am ehesten betroffen?
Von einer Blasenentzündung betroffen sind vor allem Frauen. Ab einem Alter zwischen 60 und 70 Jahren ist aber auch bei Männern ein Anstieg der Wahrscheinlichkeit, an einer unteren Harnwegsinfektion zu erkranken, zu erkennen. Beispielsweise treten 20 Prozent aller unteren Harnwegsinfektionen bei Männern – dies betrifft Entzündungen von Harnröhre und -blase sowie Prostata und Samenblase – in einem Alter ab 60 Jahren auf. Derlei Infektionen sind häufig Folge von Eingriffen, also bspw. Operationen oder das Legen
eines Dauerkatheters, und Harnabflussstörungen oder werden begünstigt durch Risikofaktoren wie den Diabetes mellitus, eine Niereninsuffizienz, eine Immunsuppression, den Missbrauch von Schmerzmitteln (sog. ‚Analgetikaabusus‘) und Harnsteine.
Haben Sie auch nur den geringsten Verdacht, dass bei Ihnen eine Blasenentzündung vorliegen könnte, empfiehlt sich dringend der Besuch beim Hausarzt. Denn vor allem bei Männern ist mit einer Blasenentzündung nicht zu spaßen, da diese schneller größere Folgeschäden auslösen kann als bei Frauen.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Am Anfang eines jeden Arztbesuchs steht das Anamnesegespräch, in dem der Arzt beim Patienten aktuellen Beschwerden erfragt und sich darüber hinaus bspw. erkundigt, welche Medikamente regelmäßig eingenommen werden.
Sodann muss der Patient eine Urinprobe abgeben. Die Untersuchung des Urins stellt neben der Befragung das wichtigste Mittel zur Feststellung einer Harnwegsinfekts dar. Dazu gehört unter anderem das Auftragen frischen Harns auf einen Harnteststreifen, um festzustellen, ob ein Bakterienbesiedlung besteht. Dies kann anhand weißer Blutkörperchen und dem Salz, das Bakterien absondern, zuverlässig nachgewiesen werden.
Haben die Untersuchungen bis hierhin eine Diagnose zugelassen, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine unkomplizierte Blasenentzündung, die im Regelfall mit einem Antibiotikum behandelt wird.
Da aber bei Männern ohnehin meist von einer komplizierten Blasenentzündung ausgegangen wird, eignen sich weitere Methoden zur Diagnose. Dazu gehören vor allem bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung (sog. ‚Sonographie‘). Diese lässt bei komplizierten Harnwegsinfektionen eine Untersuchung von sowohl Blase als auch Nieren zu. Eine weitere Form der Bildgebung ist das Urogramm, das Ergebnis einer Urografie, also einer radiologischen Darstellung des harnableitenden Systems (Niere, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre), bei dem auch Kontrastmittel zum Einsatz kommen. Abschließend kann auch noch eine Blasenspiegelung (sog. ‚Zystoskopie‘) zum Einsatz kommen (eine Kamera wird über die Harnröhre eingeführt, meist lokale Betäubung). Diese ermöglicht es, zu erkennen, ob Unregelmäßigkeiten, verursacht durch bspw. Blasentumoren, im Harntrakt vorliegen.
Differentialdiagnose
Als alternative Erkrankungen, bei denen ähnliche Beschwerden wie bei einer Blasenentzündung vorliegen können, gelten in Bezug auf das männliche Geschlecht eine Reizblase unspezifischer Herkunft, eine Prostataentzündung (sog. ‚Prostatitis‘) sowie eine erhöhte Menge weißer Blutkörperchen im Urin (sog. ‚Leukozyturie‘) infolge diverser Erkrankungen wie Gonorrhoe, Chlamydien u. v. m.
Blasenentzündung
- Männer sind seltener betroffen als Frauen; allerdings besteht bei ihnen bei Erkrankung erhöhte Gefahr für Folgeschäden
- Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu; 20 Prozent aller unteren Harnwegsinfektionen von Männern treten ab einem Alter von 60 Jahren auf
Symptome
- häufiges Wasserlassen und häufiger Harndrang, oft plötzlich
- Brennender und/oder stechender Schmerz beim Wasserlassen
- Erschwerte Blasenentleerung
- Wenig Ausscheidung trotz großen Harndrangs
- Blasenkrämpfe
- Schmerzen im Unterbauch
- Harninkontinenz
- Fieber
- Trüber/blutiger oder übelriechender Urin
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Auch beim Mann wird eine akute Blasenentzündung in den meisten Fällen zunächst antibiotisch behandelt. Je nachdem, ob der Arzt eine komplizierte oder unkomplizierte Blasenentzündung festgestellt hat, erfolgt die antibiotische Therapie entweder drei oder sieben Tage lang. Des Weiteren gilt es, etwaige Folgeerkrankungen wie Entzündungen der Nebenhoden, der Samenleiter, der Nieren oder der Prostata, entsprechend zu behandeln.
Im Allgemeinen folgt auf die antibiotische Therapie bei komplizierten Harnwegsinfektion immer eine Behandlung der Ursache. Handelt es sich also bspw. um eine Blasenentzündung, die sich aufgrund von Miktionshindernissen wie einem Blasentumor ergeben hat, so sollten diese umgehend entfernt werden, notfalls operativ. Auch der veränderte Blutzucker infolge eines Diabetes mellitus muss richtig eingestellt werden.
Häufige Patientenfragen
Wie lange muss ich das verschriebene Antibiotikum einnehmen?
Dr. T. Weigl
Ein Antibiotikum trägt bei einer Blasenentzündung schnell zur Linderung der Beschwerden bei, was dazu verleiten kann, die Medikation einzustellen, sobald man sich besser fühlt. Allerdings sollten Sie sich strikt an die Vorgaben Ihres behandelnden Arztes halten, da nur dieser Ihnen sagen kann, wie lange sich das Medikament in Ihrem Körper befinden muss, bevor man davon ausgehen kann, dass die Entzündung vollends geheilt ist.
Kann man eine Blasenentzündung auch natürlich behandeln?
Dr. T. Weigl
Aus der Pflanzenwelt eignen sich beispielsweise die Wirkstoffe Anthocycane und Proanthocyanidine zur natürlichen Behandlung einer Blasenentzündung. Anthocycane und Proanthocyanidine sind vor allem in Preiselbeeren und Cranberrys zu finden und sorgen dafür, dass Bakterien leichter ausgespült werden können. Die beiden Früchte helfen wissenschaftlich nachgewiesen vor allem bei einer sich anbahnenden Blasenentzündung und sollten in Form von 100-prozentigem Fruchtsaft zu sich genommen werden, der weder
Zucker noch Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe enthält.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Lektorat: Claudia Scheur
Veröffentlicht: 19.07.2018
Quellen
- John L. Brusch (2017): Urinary Tract Infection (UTI) in Males.
- Dr. Andrea Flemmer (2015): Blasenprobleme natürlich behandeln: So helfen Heilpflanzen bei Blasenschwäche und Blasenentzündungen. Die Blase mit einfachen Mitteln aktiv trainieren. Schlütersche, Hannover.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hrsg) (2016): Blasenentzündung.
- Jana Isfort (2006): Patientenleitlinie Harnwegsinfekt und Blasenentzündung (=Zystitis).
- Marina Kähne (2018): Blasenentzündung? Nicht schon wieder! BoD – Books on Demand.
- Madame Missou (2016): Frauenleiden verstehen & heilen – Blasenentzündung, Scheidenpilz, Migräne, Menstruationsbeschwerden und PMS. BookRix.
- Stefan Tritschler et al. (2013): Harnröhrenstrikturen – Urachen, Diagnose und Therapie, in: Dtsch Arztebl Int 2013; 110(13): 220–6; DOI: 10:3238/arztebl.2013.0220.
- Jürgen Sökeland (2007): Taschenlehrbuch Urologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Universitätsklinikum Münster: Harnwegsinfektion.
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