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Blut – Aufgaben & Funktion von Blut

Das Blut ist eines der wichtigsten Systeme unseres Körpers und für den Arzt gleichzeitig die ‚Visitenkarte‘ des Patienten – Störungen im Sauerstoff-, Nährstoff- oder Hormonhaushalt äußern sich hier ebenso wie Entzündungs- und Immunreaktionen und lassen Rückschlüsse auf den Zustand des Gesamtorganismus zu.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Das Blutsystem stellt den wichtigsten Transport- und Kommunikationsweg unseres Körpers dar und umfasst 5–6 Liter beim Erwachsenen – je nach Größe, Ernährungs- und Trainingszustand auch etwas mehr oder weniger. Davon machen ca. 40–50 Prozent zelluläre Anteile (sog. ‚Hämatokrit‘) aus, die restlichen 50–60 Prozent entfallen auf das Blutplasma inklusive verschiedener Träger-, Transport- und Regulationsproteine, die sehr unterschiedliche Aufgaben im Körper erfüllen. Zu diesen unterschiedlichen Bestandteilen zählen Gerinnungsfaktoren, Transportproteine, Hormone bzw. Botenstoffe und Immunglobuline.

Stefanie ist selbständige Unternehmerin und in jeder Hinsicht Karrierefrau. Neben Entwurf, Test und und Produktion ausgewählter Reiseartikel für Rucksacktouristen betreibt sie einen eigenen Blog, in dem sie von ihren Ausflügen berichtet, ist Triathletin und teilt sich zusammen mit ihren Geschwistern die Pflege ihrer demenzkranken Mutter. Ruhe- oder gar Auszeiten sind selten geworden – unter der Woche stellt sie die Mahlzeiten oft „hinten an“ und behilft sich mit Kaffee und Zwieback, wenn es schnell wieder weitergehen muss. Lange Zeit fühlt sie sich hervorragend und jeder aus dem näheren Umfeld staunt, wie sie das alles unter einen Hut bekommt. Doch seit einiger Zeit überfällt sie häufig schon Morgens eine bleierne Müdigkeit – selbst der sonst so anregend wirkende Espresso bringt sie kaum mehr auf Touren und auch der Sport fällt ihr schwer, weil sie das Gefühl hat, schon nach der geringsten Anstrengung in Atemnot zu geraten und kaum mehr Luft zu bekommen. Die immer offensichtlicher werdende Fahrigkeit und Unkonzentriertheit fällt schließlich auch ihrer Sekretärin Melanie auf, die ihr dringend rät, zum Arzt zu gehen und einen Termin für sie vereinbart.

Aufgaben des Blutes

Die Funktionen des Blutes werden einerseits von den im Plasma gelösten Proteinen (Plasmaeiweiße), als auch von speziellen Blutzellen (Erythro-, Thrombo- und Leukozyten) vermittelt.
Die folgenden Aufgaben hat unser Blut

  • Dient als Transportsystem von Gasen (Sauerstoff zu den Lungen, Kohlendioxid zur Lunge), Nährstoffen und Hormonen (zu den jeweiligen Zielorganen), Giftstoffe zu Leber und Nieren, sowie der Transport von Wärme (Verteilung im Körper)
  • Hämostase, also die sog. Blutstillung bzw. Blutgerinnung
  • Immunbawehr
  • Regulation des sog. Säure-Basen-Haushalts

Grundsätzlich lässt sich Blut in zwei große Fraktionen teilen; zelluläre und nicht-zelluläre Anteile.

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Zelluläre Blutbestandteile

Erythrozyten = Unsere roten Blutkörperchen

Hauptaufgabe: Sauerstoff und Kohlendioxid Transport sowie Regulation des pH-Wertes
Die roten Blutkörperchen sind mit 4–5 Millionen pro Mikroliter die zahlenmäßig größte „Population“ in unserem Blutsystem und stellen damit auch den Hauptanteil am Hämatokrit. Ein erwachsener Mann hat ca. 132 Milliarden rote Blutkörperchen, welche ca. 90-110 Tage „überleben“. Somit bildet unser Körper bis zu 440 Milliarden rote Blutkörperchen pro Jahr.
Die Aufgabe der roten Blutkörperchen ist vor allem der Sauerstofftransport von der Lunge zu den Organen und Muskeln bzw. der Rücktransport von Kohlendioxid aus den arbeitenden Körpersystemen zur Lunge. Hierzu besitzt dieser Zelltyp das sogenannte Hämoglobin (Normwerte sind 145–155 g/l Blut), ein Vier-Ringe-System, in dem jeweils an ein zentrales Eisenatom Sauerstoff oder Kohlendioxid reversibel gebunden werden können. Auch verfügen Erythrozyten über Austauschsysteme, die Basen bzw. Säuren aus dem Blut abpuffern und somit den pH-Wert des Blutes konstant halten. In Wechselwirkung mit diesen und weiteren Systemen erfolgt auch die Sauerstoffaufnahme bzw. -abgabe im peripheren Gewebe. Ein niedriger (saurer) pH-Wert, wie er z. B. in der arbeitenden Muskulatur vorkommt, stabilisiert einen Hämoglobin-Zustand, der die Sauerstoffaffinität – also das Bestreben, Sauerstoff zu binden – verringert und damit die Sauerstoffabgabe erleichtert. Denselben Effekt haben eine erhöhte Temperatur (ebenfalls häufig in „arbeitendem“ Gewebe) sowie ein erhöhter Kohlendioxid-Gehalt, der meist mit dem pH-Wert-Abfall in Verbindung steht. All diese Teilkomponenten zusammengenommen erleichtern die Sauerstoffabgabe im Gewebe und sorgen umgekehrt auch zu einem großen Teil für die Sauerstoffaufnahme in der Lunge.
Des Weiteren bestimmen unterschiedlich lange bzw. ausgestattete Zuckerketten auf der Erythrozytenoberfläche die Blutgruppenzugehörigkeit.

Gut zu wissen!
Angeborene Störungen der Hämoglobinfunktion sind im Mittelmeerraum sowie in Afrika eine häufige Erscheinung. Besonders in Malariagebieten ist die Sichelzellanämie sehr verbreitet. Die gewöhnlich rund geformten Erythrozyten erscheinen bei dieser Veränderung der Hämoglobinstruktur eher halbmondförmig und verklumpen leichter, weshalb es besonders bei Menschen, die keine „normalen“ Hämoglobinvarianten aufweisen, zu Blutgerinnseln und schwerer Sauerstoffunterversorgung kommen kann. Umgekehrt weisen Personen, die sowohl sichelzellartige als auch normale Hämoglobinmoleküle besitzen, eine natürliche Immunität gegen den Malariaerreger Plasmodium malariae bzw. Plasmodium vivax, ovale und falciparum auf, und hatten dahingehend evolutiv Überlebensvorteile gegenüber Menschen mit normal geformten Erythrozyten. Dieser evolutionsbiologische Ansatz liefert eine Erklärung dafür, weshalb die Sichelzellanämie in (ehemaligen) Malariagebieten so häufig vorkommt, während sie in großen Teilen Europas lange Zeit weitgehend unbekannt war.

 

Leukozyten = Unsere weißen Blutkörperchen

Hauptaufgabe: Immunabwehr
Diese bilden mit 5.000–10.000 pro Mikroliter eine vergleichsweise „kleine“ Zelllinie, die sich in verschiedene Untergruppen teilen lässt. Im Vergleich dazu sind die roten Blutkörperchen ca. 700x häufiger. Dafür sind die Leukozyten ungefähr doppelt so groß und haben eine Lebensdauer je nach Unterart von einem Tag bis zu einem Jahr.

  • Neutrophile sind für die Phagozytose (Fressen) und Lyse (Verdauen) von Mikroorganismen (Bakterien) zuständig, setzen Lockstoffe (Leukotriene) frei, durch die weitere Immunzellen rekrutiert werden und bilden körpereigene Antibiotika (Lysozym, Lactoferrin sowie O2-Radikale).
  • Eosinophile sind für die Abwehr von Würmern und vergleichbaren Parasiten zuständig und töten diese meist durch den Einsatz von Sauerstoffradikalen.
  • Basophile setzen Entzündungssubstanzen (Histamin, Heparin) frei, die für Gefäßweitung, Rötung, Erwärmung und Schwellung des betreffenden Areals sorgen (typische Allergie- bzw. Unverträglichkeitssymptome), bilden Lockstoffe für Eosinophile und sind wie diese an der Abwehr von Einzellern und Würmern beteiligt.
  • Monozyten phagozytieren Fremdstoffe und präsentieren Fragmente der aufgenommenen Substanzen als sogenannte „Antigene“ auf ihrer Oberfläche, was spezifische Immunzellen anlockt und aktiviert.
  • Lymphozyten:- CD4-positive T-Zellen aktivieren Fresszellen (Makrophagen) und B-Gedächtnis-Zellen
    – CD8-positive T-Zellen sind für die Abtötung virusinfizierter Körperzellen verantwortlich
    – B-Zellen bilden Gedächtniszellen und Antikörper, die die Antigene bei einer erneuten Infektion schneller erkennen und damit das Immunsystem schneller aktivieren
  • Bei Fresszellen handelt es sich um Makrophagen und natürliche Killerzellen.

 

Aktuelles aus der Forschung
Bereits 2005 legten Versuche des Schweizer Neurologen Tony Wyss-Coray (der gegenwärtig an der Universität Stanford forscht) die Vermutung nahe, dass der Alterungsprozess alter Mäuse durch permanente Blutzufuhr junger Artgenossen angehalten und sogar anteilig umgekehrt werden könne, was eine regelrechte „Bluttransfusions-Industrie“ in den USA zur Folge hatte. Mittlerweile relativierte die Wissenschaftlerin Irina Conboy von der University of Berkeley die damaligen Schlussfolgerungen in Teilen. Aus ihren Studien geht hervor, dass der beobachtete Prozess vor allem darauf zurückzuführen sei, dass das „alte“ Blut stark mit „jungem“ Blut verdünnt worden sei. Im Blut alter Tiere fänden sich Hemmstoffe, die eine jugendliche Zellerneuerung verhindern würden – bei der starken Verdünnung mit dem Blut junger Tiere seien diese Hemmstoffe zeitweilig weniger ins Gewicht gefallen, sodass die Versuchstiere eine für ihr Alter ungewöhnliche Zellteilung erlebt hätten, die die positiven Effekte auf Knochendichte, Immunität und Gedächtnisleistung erklären könne. Mit den Blutzellhemmstoffen wäre jedoch eine weitere Alterungs-Komponente gefunden.

 

Thrombozyten = Unsere Blutplättchen

Hauptaufgabe: Blutstillung
Die Blutplättchen fallen mit 150.000–300.000 pro Mikroliter aufgrund ihrer geringen Größe kaum ins Gewicht und tragen nicht wesentlich zur „Zellfraktionsmasse“ bei. Ihre Aufgabe ist die Blutgerinnung, wenn es zu Verletzungen des Gefäßsystems kommt. In Wechselwirkung mit zahlreichen weiteren Gerinnungsfaktoren lagern sich die Blutplättchen an der lädierten Stelle an und dichten den Defekt durch Quervernetzung untereinander ab. Störungen des Gerinnungssystems haben je nach Schweregrad der Erkrankung dramatische Folgen, da selbst kleine Verletzungen oder Stöße zu schier unstillbaren inneren und/oder äußeren Blutungen führen. Klassische Beispiele dafür sind die Bluterkrankheit
(sog. ‚Hämophilie‘) oder verschiedene Störungen der Blutplättchenrezeptoren, die die Vernetzung mit dem Gefäß und untereinander einleiten. Andererseits kann eine erhöhte Verklumpungsneigung der Blutplättchen (z. B. aufgrund arteriosklerotischer Ablagerungen) zu Infarkten und Schlaganfällen führen, weshalb häufig „blutverdünnende“ Medikamente wie ASS (Aspirinwirkstoff Acetylsalicylsäure) oder Macumar als vorbeugende Maßnahme oder zur Prävention eines erneuten Infarkts zum Einsatz kommen.

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Blutplasma = Nicht-zelluläre Bestandteile

Entfernt man Zellen und Gerinnungsfaktoren, erhält man Blutplasma, das zu 90 Prozent aus Wasser und zu 10 Prozent aus gelösten Substanzen besteht.
Das Blutplasma enthält

  • wichtige Proteine, sog. Plasmaproteine (Albumine und Globuline)
  • anorganische Ionen, sog. Elektrolyte sowie Hormone, Nährstoffe und Abfallstoffe

Aufgaben des Blutplasmas sind

  • ermöglicht das Fließen des Blutes
  • Transport
  • Blutgerinnung (z.B. sog. beta-Globuline: Fibrinogen)
  • Infektionsabwehr (z.B. sog. gamma-Globuline: Antikörper)
  • Konstanthaltung Blutvolumen

Bis heute wurden etwa 1.000 verschiedene Plasmaproteine analysiert, die anhand ihrer elektrophoretischen Auftrennung in fünf Fraktionen aufgeteilt werden. Die Plasmaproteine werden größtenteils in der Leber synthetisiert.

Albumin

Albumin ist hauptsächlich für den kolloidosmotischen Druck des Blutes verantwortlich. Was bedeutet das? Da Albumin ein vergleichsweise „großes“ Protein ist, kann es das Gefäßsystem in der Regel nicht verlassen und erzeugt somit einen (kolloid)osmotischen Druck, der dem (hydrostatischen) Blutdruck entgegenwirkt, und verhindert somit, dass Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem „verloren geht“. Ist der kolloidosmotische Druck erniedrigt, z. B. durch Verlust der Albumin-Proteine über die Niere (sog. ‚Nephrotisches Syndrom‘), bei verminderter Albumin-Bildung aufgrund chronischer Lebererkrankungen oder schlicht durch eine unzureichende Proteinzufuhr (besonders in Dritte-Welt-Ländern häufig), kommt es zu Ödemen. Dabei handelt es sich um Flüssigkeitsansammlungen im Bindegewebe, die sich durch schmerzhaft angeschwollene Körperpartien äußern (meist sind aufgrund der Schwerkraft besonders die Beine betroffen, bei Proteinmangel findet sich typischerweise hingegen eher ein überblähter Bauch).

Transportproteine

Transportproteine sorgen für die bedarfsgerechte Verfügbarkeit von Eisen, den fettlöslichen Vitaminen A, D, E, K sowie den Hormonen.

Lipoproteine

Lipoproteine sind Fetttransportproteine, die sich weiter in

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  • Chylomikronen, VLDL (beide sehr fettreich, transportieren Fette aus dem Darm zu den Organen bzw. aus der Leber in die Körperperipherie),
  • LDL mit einem hohen Anteil an Cholesterin (die Erhöhung des LDL-Lipoproteins stellt klassischerweise einen Risikofaktor für koronare Herzerkrankungen, Arteriosklerose, Herzinfarkte etc. dar) und
  • HDL, das Fette aus der Peripherie zurück zur Leber transportiert und damit zu einem gesunden Gleichgewicht der Blutfettwerte beiträgt, einteilen lassen.

Mehr zum Thema Fette und Fettstoffwechselstörungen erfahren sie hier.

Elektrolyte

Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium, die besonders für die normalen Zellerregungsfunktionen, also die Fähigkeit der adäquaten Reaktion der Zellen auf Reize, verantwortlich sind und im Übermaß (durch hochdosierte Vitaminpräparate oder den Genuss hochvitaminreicher Fruchtsäfte) zu Herzrhythmusstörungen und neuronalen Erregungszuständen führen können.

Stoffwechsel- und Ausscheidungsprodukte

Stoffwechsel- und Ausscheidungsprodukte wie Harnsäure, Harnstoff, Kreatin, Säuren, die z. B. durch den Genuss von Fleisch und Alkohol vermehrt anfallen, aber auch physiologisch bei Muskelarbeit entstehen, müssen über die Nieren aus dem Blut „herausgefiltert“ und ausgeschieden werden.

Immunglobuline

Immunglobuline bzw. Antikörper heften sich an Fremdzellfragmente und machen diese somit leichter erkennbar und zugänglich für Immunzellen.

Blutbildung – Unsere Stammzellen

Alle Bestandteile des Blutes, insbesondere jedoch die Zellfraktionen, unterliegen einem feinregulierten Gleichgewicht aus Neuproduktion und Abbau. Ort der Zellbildung ist nach anfänglicher Blutbildung (Hämatopoese) in Milz, Leber und nahezu allen Knochen während der Embryonalentwicklung im Erwachsenenalter nur noch das rote Knochenmark in Brustbein, Becken, Rippen, Wirbelkörpern und Oberschenkel. Da die Blutzellen nur eine begrenzte Lebensdauer haben, werden täglich Milliarden von Zellen neu gebildet.
Hier lassen sich zwei Zelllinien unterscheiden – myeloische und lymphatische Stammzellen.

Myeloische Stammzellen

Myeloische Stammzellen bilden die Ausgangsbasis für Erythrozyten, Thrombozyten, Eosinophile, Basophile, Neutrophile sowie Makrophagen. Wachstumsfördernd wirken hier verschiedene Botenstoffe (sog. ‚Interleukine‘), die von Immunzellen freigesetzt werden und jeweils unterschiedliche Zelllinien anlocken bzw. deren Neubildung fördern.

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Gut zu wissen!
Im Fall von Erythrozyten ist die Neubildung im Wesentlichen von dem Hormon Erythropoetin (EPO) abhängig, das in der Niere gebildet wird. Je geringer der in der Niere „gemessene“ Sauerstoffgehalt, desto mehr EPO wird ausgeschüttet und desto höher steigt die Zahl der Erythrozyten, um eine drohende Sauerstoffunterversorgung des Organismus zu verhindern. Diesen Effekt machen sich Wettkampfathleten mit gezieltem Höhentraining zu Nutze. Da in Gebirgslagen der Sauerstoffgehalt (bzw. Sauerstoffpartialdruck) der Luft deutlich niedriger ist, reagiert der Körper mit gesteigerter Erythrozytenbildung. Beim Wettkampf in topografisch „tieferen“ Lagen ist die Sauerstoffversorgung der arbeitenden Muskulatur entsprechend deutlich besser und ein Zustand der Erschöpfung bzw. Muskelunterversorgung wird erst viel später erreicht. Laborchemisch hergestelltes EPO ist hingegen als Dopingmittel verboten.

 

Lymphatische Stammzellen

Lymphatische Stammzellen differenzieren zu T-Zellen, wobei T hier für Thymus(drüse) steht, einem vor allem im Kindes- und Jugendalter bestehenden Organ vor dem Brustbein, in dem die Reifung dieser speziellen Immunzellen stattfindet, und B-Gedächtnis-Zellen. Die Neubildung wird auch hier durch verschiedene Interleukine gesteuert.
Aber auch die Nährstoffzufuhr und Verfügbarkeit von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen ist entscheidend für die Zellbildung. So sind insbesondere Erythrozyten von dem Vorhandensein von Eisen und Vitamin B12 abhängig. Die häufigsten Blutmangelerkrankungen (Anämien) beruhen auf dem Fehlen einer dieser beiden Komponenten.

Anämien

Eisenmangelanämie

Eisenmangelanämie führt zur verminderten Hämoglobinsynthese, die Erythrozyten sind deutlich verkleinert und können weniger Sauerstoff binden. Meist sind chronische Blutverluste Grund für einen Eisenmangel. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, da während der Menstruation regelmäßig Blut und damit auch Eisen „verloren“ geht.

Video-Exkurs: Eisenmangel

In diesem Beitrag erörtert Dr.Tobias Weigl den Nutzen von Eisen für unseren Körper und schildert Ursachen sowie Symptome von Eisenmangel.

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Vitamin-B12-Mangelanämie

Vitamin-B12-Mangelanämie entsteht durch jahrelangen Folsäure– bzw. Cobalaminmangel (Vitamin B12) als Folge unzureichender Zufuhr mit der Nahrung oder verminderter Aufnahme über den Darm. Dabei kann das Vitamin im Dünndarm nur dann resorbiert werden, wenn es an den sogenannten „Intrinsic factor“ gebunden vorliegt. Dieser Faktor wiederum wird im Magen gebildet. Somit können sowohl chronische Magenentzündungen als auch die teilweise Entfernung von Magenschleimhaut im Zuge von Operationen zu einer Vitamin-B12-Aufnahmestörung führen. Das gleiche gilt für Entzündungen des Dünndarms, wie sie bspw. bei Morbus Crohn typisch sind. Streng vegan lebende Personen sind besonders gefährdet, da Vitamin B12 hauptsächlich in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs zu finden ist.
Da besonders teilungsaktives Gewebe auf dieses Vitamin angewiesen ist, findet sich typischerweise eine verminderte Anzahl an Erythrozyten bei denjenigen, deren Körper kompensatorisch die Beladung mit Hämoglobin erhöht, damit die wenigen Erythrozyten dafür mehr Sauerstoff binden können. Problematisch ist dann vor allem, dass die übergroßen Erythrozyten kleine Gefäße schwerer passieren können und somit nicht nur die Gefahr der Unterversorgung, sondern auch die Gefahr, Thrombosen zu entwickeln, ansteigt. Auch die anderen Zelllinien werden bei einem Vitamin-B12-Mangel in verminderter Zahl gebildet.

Weitere Anämieformen

Weitere Anämieformen ergeben sich z. B. aus einem akuten Blutverlust, bei EPO-Bildungsstörungen durch z. B. eine Niereninsuffizienz oder aufgrund von Knochenmarksschädigungen (die Erythrozyten sind jeweils normal geformt, aber in ihrer Zahl vermindert). Des Weiteren kann auch ein erhöhter Abbau der Erythrozyten in der Milz (meist aufgrund erblich bedingter Formvarianten) zu einer Anämie führen.

Hatten Sie schon einmal eine Anämie? Welche Symptome sind bei ihnen aufgetreten? (Mehrfachnennungen möglich)

Häufige Patientenfragen

Ich soll zur Blutentnahme nüchtern erscheinen. Was bedeutet das genau?

Dr. T. Weigl
In der Regel soll die letzte Mahlzeit vor einer Blutentnahme 8–12 Stunden zurückliegen (z. B. das Abendbrot, wenn man morgens Blut abgenommen bekommen soll). Wasser, ungesüßter Tee oder schwarzer Kaffee ohne Milch und Zucker sind weiterhin erlaubt, Nahrungsmittel, Süßstoffe, Zucker o. Ä. hingegen nicht, da sie bestimmte Blutwerte wie den Blutzuckerspiegel, den Cholesterinwert usw. verfälschen würden und Ihre Blutprobe somit weniger aussagekräftig für Ihren Arzt ist. Somit sollten sie auch auf Kaugummis oder Bonbons verzichten, da diese Zucker oder Zuckerersatzstoffe enthalten, die sich ebenfalls in einem veränderten Blutzuckerspiegel bemerkbar machen können.

Wieso nimmt mir normalerweise nicht der Arzt, sondern eine Arzthelferin oder Krankenschwester, das Blut ab? Kann das nicht gefährlich sein?

Dr. T. Weigl
Beim Blutabnehmen kann eigentlich nicht viel passieren. Die häufigsten „Komplikationen“ sind schwer aufzufindende oder schnell platzende Venen (besonders bei älteren Menschen), die mehrmaliges „Stechen“ notwendig machen, die anschließende Bildung eines Hämatoms, wenn die Einstichstelle nach Entfernung der Nadel nicht stark genug abgedrückt wurde und (äußerst selten) eine Infektion durch nichtsteriles Arbeiten. Dies sind allesamt Dinge, die einem Arzt genauso passieren könnten. Nerven oder gar arterielle Gefäße werden in der Regel nicht verletzt, da man sich oberflächlicher Venen bedient und die beiden anderen Leitungsbahnen deutlich tiefer liegen. Das Legen von Venenverweilkanülen (sog. ‚Viggo‘) und Anhängen einer Infusion sollte hingegen unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da hier Luftblasen ins Gefäßsystem gedrückt werden können.

Wann kann ich mit den Ergebnissen der Blutuntersuchung rechnen?

Dr. T. Weigl
In der Regel in einigen Tagen, bei komplexeren Fragestellungen auch etwas länger. Ihr Arzt wird sich bei Vorliegen der Werte mit Ihnen in Verbindung setzen und die einzelnen Parameter sowie ihre Bedeutung mit Ihnen besprechen. Wichtig ist hier, dass Sie gezielt nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Nur dann kann die Blutanalyse auch den größtmöglichen Nutzen für Sie haben.

Stefanies Hausarzt hat auf ihre Symptombeschreibung hin ein großes Blutbild angefordert und sie zu sich in die Praxis eingeladen, um die Ergebnisse zu besprechen.
„Sie haben deutlich erniedrigte Ferritin-Werte. Ferritin ist vorwiegend ein Eisenspeicherprotein. Sie haben also einen Eisenmangel. Das Labor hat ihre roten Blutkörperchen analysiert und die Verdachtsdiagnose bestätigen können. Jetzt müssen wir feststellen, woran der Eisenmangel bei ihnen liegt – so, wie sie ihren Alltag beschreiben, vermute ich ein Magengeschwür als Ursache. Ich verschreibe ihnen erst einmal ein hochdosiertes Eisenpräparat, das sie bitte über einen Zeitraum von fünf Wochen einnehmen. Danach werden wir ihre Werte kontrollieren und eventuell eine Anpassung vornehmen. In der Zwischenzeit überweise ich sie der örtlichen Endoskopie für eine Magenspiegelung. Wichtig ist neben der Medikamenteneinnahme, dass sie ihren Alltag entzerren – regelmäßige, vollwertige Mahlzeiten und Pausen, Entspannungsübungen und wo irgend möglich deutliche Stressreduktion.“
Stefanie nimmt sich die Ratschläge zu Herzen und stellt eine Assistentin ein. Mit der Einnahme der Eisenpräparate bessern sich ihre Symptome – die Konzentration kehrt langsam zurück und auch die Müdigkeit verschwindet. Sie nimmt sich vor, zukünftig mehr auf ihren Körper zu hören und sich öfter Erholungsphasen zu gönnen.

Zur Abklärung welcher Symptome wurde bei Ihnen eine Blutuntersuchung durchgeführt? Oder haben Sie Fragen zum Thema Blut? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit den Lesern und mit uns! Nutzen Sie hierfür die Kommentarfunktion.

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Anna-Alice Ortner und Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Tobias Möller

Quellen

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