Milchschokolade hat – im Gegensatz zur dunklen Schokolade – den Ruf, gerade bei übermäßigen Verzehr sich extrem schlecht auf das Gewicht auszuwirken. Mehrere Studien haben das gerade für Frauen in der Postmenopause nahegelegt. Eine jüngst erschienene Studie hat nun untersucht, ob der Zeitpunkt, an dem man Milchschokolade isst, möglicherweise Einfluss darauf hat, inwiefern sich der Schokoladenkonsum auf den Körper während der Postmenopause auswirkt.
Hierfür wurden 19 postmenopausale Frauen für zwei Wochen in drei Gruppen aufgeteilt: die eine Gruppe hat binnen einer Stunde nach dem Aufstehen 100 g Schokolade verspeist, während die andere Gruppe die Schokolade rund eine Stunde vor dem zu Bett gehen gegessen hat. Die Kontrollgruppe dagegen hat keine Schokolade verzehrt. Zwischendrin wurden die Gruppen nach einer einwöchigen Pause, in der alle keine Schokolade zu sich genommen hatten, getauscht. Alle behielten ihre üblichen Essgewohnheiten bei.
Dabei wurde in einem Ernährungsprotokoll festgehalten, wie vielen Kalorien und welche Lebensmittel zu sich genommen wurden. Ebenfalls protokolliert wurde, aus welchen Nährstoffen sich die Ernährung insgesamt zusammengesetzt hatte. Zudem wurden die Teilnehmer*innen verpflichtet zu dokumentieren, wie sich ihr Hunger- und Appetitgefühl über den Tag verändert hat. Wichtige Aspekte, die die Forscher*innen außerdem dokumentiert haben, waren u. a. die körperliche Aktivität, die Schlafqualität und die Zusammensetzung der Darmbakterien.
Schokolade konnte das Hungergefühl dämpfen
Tatsächlich erscheinen die Ergebnisse etwas überraschend: Milchschokolade konnte das Hungergefühl dämpfen. In der Folge wurden dann bei morgentlichen Verzehr 300 kcal/Tag und beim Verzehr vor dem Schlafengehen ca. 150kcal/Tag gespart. Gleichzeitig hat die Schokolade selbst natürlich jede Menge Kalorien: 542 kcal pro Tafel. Die morgendliche Schokolade konnte sogar die Bewegungsrate um 7 % steigern und ließ die Proband*innen früher einschlafen. Wichtig sei zudem die Veränderungen der bakteriellen Zusammensetzung des Darms, der sich durch den regelmäßigen Schokoladenkonsum verändert hat. Die Menge an Actinobacteria bspw. nahm zu. Diese Bakterien sind wichtig für die sog. Darmhomöotase, die grob gesagt die ausgewogene Funktionsfähigkeit des Darms beschreibt.
Was bedeutet das nun für Sie? Klar ist, dass übermäßiger Schokoladenkonsum ungesund ist, aufgrund des hohen Kalorien- und Zuckergehalts. Gleichzeitig heißt das aber auch nicht, dass man sich nicht in Maßen mal einen Schokoriegel gönnen kann. Und die Studie deutet darauf hin, dass es möglicherweise bessere Zeitpunkte gibt – also z. B. morgens –, sich diese süße Sünde zu gönnen und unter Umständen kleine gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.
Quelle: Teresa Hernández-González u. a. (2021): Timing of chocolate intake affects hunger, substrate oxidation, and microbiota: A randomized controlled trial. In: FASEB Journal 35/7.
Forschungsübersicht zum Thema Kakao
Stand unserer Recherchen 2021
In dieser Forschungstabelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die aktuelle Studienlage zum Thema Kakao geben, damit Sie sich selbst einen Eindruck über die derzeitige Forschungssituation machen können. Selbstverständlich erheben wir aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern können hier nur einen kleinen Einblick geben. Die Tabelle zeigt, welche Vorgänge im Körper von Kakao, der zentraler Bestandteil von Schokolade ist, positiv beeinflusst werden können.
In der linken Spalte finden Sie den Evidenzgrad. Der Evidenzgrad zeigt an, welche Qualität die analysierten Studien haben. Man könnte sagen: Je höher der Evidenzgrad desto aussagekräftiger ist auch das Studienergebnis. In der zweiten Spalte finden Sie das Organ, das Körperteil, den Vorgang im Körper usw., für den die jeweilige Stoffwirkung untersucht wurde. Wie stark die Wirkung dieses Stoffes von der Forschung eingeschätzt wird, zeigt die dritte Spalte. In der vierten Spalte zeigen wir Ihnen, wie viele Studien wir uns für Sie angeschaut haben. In der letzten Spalte geben wir Ihnen noch kurze Anmerkungen mit auf dem Weg, damit Sie die Studienlage etwas besser einschätzen können.
Abschließend möchten wir noch darauf aufmerksam machen, dass Wissenschaft und Forschung ständigem Wandel unterliegen. Neue Erkenntnisse können bspw. eine Überarbeitung bestehender Leitlinien erfordern und medizinische Behandlungsmaßnahmen verändern. Wir versuchen mit unseren Artikeln, Sie auf dem neuesten Stand der Forschung zu halten und geben die wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen wertungsfrei wider. Im Folgenden finden Sie außerdem noch eine Auswahl der Studien, die wir für Sie analysiert haben. Gerne können Sie sich diese Studien selbst ansehen.
Studienauswahl
W. David Crews Jr. u. a. (2008): A double-blind, placebo-controlled, randomized trial of the effects of dark chocolate and cocoa on variables associated with neuropsychological functioning and cardiovascular health: clinical findings from a sample of healthy, cognitively intact older adults. In: The American Journal of Clinical Nutrition 87/4:872–80.
K. Davison u. a. (2008): Effect of cocoa flavanols and exercise on cardiometabolic risk factors in overweight and obese subjects. In: International Journey of Obesity 32/8:1289–96.
Verawati Sudarma u. a. (2011): Effect of dark chocolate on nitric oxide serum levels and blood pressure in prehypertension subjects. In: Acta Medica Indonesiana 43/4:224–8.
Charalambos Vlachopoulos u. a. (2005): Effect of dark chocolate on arterial function in healthy individuals. In: American Journal of Hypertension 18/6:785–91.
Lívia de Paula Nogueira u. a. (2012): Consumption of high-polyphenol dark chocolate improves endothelial function in individuals with stage 1 hypertension and excess body weight. In: International Journal of Hypertension.
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