Vitamin D und Krebs – bisher gibt es nur in einigen experimentellen Studien Belege dafür, dass Vitamin D die Krebsentwicklung hemmen könnte. In Beobachtungsstudien wurde sogar ein Zusammenhang festgestellt zwischen einer höheren Vitamin-D-Zufuhr und einem geringeren Risiko für Krebsarten wie Prostata– oder Brustkrebs. Unklar ist aber, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Lungenkrebs gibt.
Forscher*innen haben deshalb 10 Studien ausgewertet, mit insgesamt knapp 230.000 Teilnehmer*innen, um dieser Frage weiter nachzugehen. Untersucht wurde zum einen, wie die Vitamin-D-Zufuhr und die Lungenkrebsinzidenz aussieht und zum anderen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Zufuhr und der Lungenkrebsprognose gibt. Vitamin D wurde in den geprüften Studien entweder über die Nahrung aufgenommen, supplementiert oder über beide Wege zugeführt. Der Beobachtungszeitraum lag zwischen 3–18 Jahren.
Schützt Vitamin D (teilweise) gegen Lungenkrebs?
Im Ergebnis stellten die Autor*innen fest, dass im Vergleich zu einer eher geringen Zufuhr von Vitamin D eine höhere Zufuhr mit einer leichten Verbesserung der Lungenkrebsinzidenz einherging. Gleiches wurde für die Lungenkrebsprognose beobachtet. Einschränkend verweisen die Wissenschaftler*innen aber darauf, dass in den untersuchten Studien meist das Vitamin-D-Serumlevel im Vordergrund stand. Dieser Wert kann nicht 1:1 mit der eigenen Zufuhr von Vitamin D gleichgesetzt werden, da neben einer Aufnahme über Nahrung und Supplemente auch die Sonnenexposition wichtig für den Vitamin-D-Spiegel ist. Zudem seien die Personengruppen in den Studien sehr heterogen gewesen, sodass es für eindeutigere Aussagen noch mehr Studien braucht.
Quelle: Mingxia Qian u. a. (2021): The Role of Vitamin D Intake on the Prognosis and Incidence of Lung Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Journal of Nutritional Science and Vitaminology 67/5, S. 273–282.
Stand unserer Recherchen 2021
In dieser Forschungstabelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die aktuelle Studienlage zum Thema Vitamin D geben, damit Sie sich selbst einen Eindruck über die derzeitige Forschungssituation machen können. Selbstverständlich erheben wir aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern können hier nur einen kleinen Einblick geben. Die Tabelle zeigt, welche Vorgänge im Körper bzw. Krankheiten von Vitamin D beeinflusst werden können.
In der linken Spalte finden Sie den Evidenzgrad. Der Evidenzgrad zeigt an, welche Qualität die analysierten Studien haben. Man könnte sagen: Je höher der Evidenzgrad desto aussagekräftiger ist auch das Studienergebnis. In der zweiten Spalte finden Sie das Organ, das Körperteil, den Vorgang im Körper usw., für den die jeweilige Stoffwirkung untersucht wurde. Möglich ist auch der umgekehrte Fall, dass in der zweiten Spalte ein Supplement aufgelistet wird. Wie stark die Wirkung dieses Stoffes von der Forschung eingeschätzt wird, zeigt die dritte Spalte. In der vierten Spalte zeigen wir Ihnen, wie viele Studien wir uns für Sie angeschaut haben. In der letzten Spalte geben wir Ihnen noch kurze Anmerkungen mit auf dem Weg, damit Sie die Studienlage etwas besser einschätzen können.
Abschließend möchten wir noch darauf aufmerksam machen, dass Wissenschaft und Forschung ständigem Wandel unterliegen. Neue Erkenntnisse können bspw. eine Überarbeitung bestehender Leitlinien erfordern und medizinische Behandlungsmaßnahmen verändern. Wir versuchen mit unseren Artikeln, Sie auf dem neuesten Stand der Forschung zu halten und geben die wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen wertungsfrei wider. Im Folgenden finden Sie außerdem noch eine Auswahl der Studien, die wir für Sie analysiert haben. Gerne können Sie sich diese Studien selbst ansehen.
Studienauswahl
Harald Dobnig u. a. (2008): Independent association of low serum 25-hydroxyvitamin d and 1,25-dihydroxyvitamin d levels with all-cause and cardiovascular mortality. In: Archives of International Medicine 168/12:1340–1349.Adrian R. Martineau u. a. (2015): Double-blind randomised controlled trial of vitamin D3 supplementation for the prevention of acute respiratory infection in older adults and their carers (ViDiFlu). In: Thorax 70/10:953–960.
Adit A. Ginde u. a. (2017): High-Dose Monthly Vitamin D for Prevention of Acute Respiratory Infection in Older Long-Term Care Residents: A Randomized Clinical Trial. In: Journal of the American Geriatrics Society 65/3:496–503.
Reihaneh Abdollahi u. a. (2019): The Effect of Vitamin D Supplement Consumption on Premenstrual Syndrome in Vitamin D-Deficient Young Girls: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. In: Complementary Medicine Research 26/5:336–342.
Judy R. Rees u. a. (2013): Vitamin D3 supplementation and upper respiratory tract infections in a randomized, controlled trial. In: Clinical Infectious Diseases 57/10:1384–1392.
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