Genital- und Feigenwarzen gehören zu den häufigsten übertragenen Geschlechtskrankheiten in Deutschland.
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenWas sind Genitalwarzen eigentlich?
Bei Genitalwarzen (sog. ‚Condylomata acuminata‘) haben wir es mit gutartigen Auswüchsen des Bindegewebes zu tun, die von Hohlzellen durchsetzt sind (daher die knötchenartigen Verdickungen), aber weiterhin von der Haut/Schleimhaut des Intimbereichs bedeckt bleiben und somit nicht durch Blutungen o.ä. auffallen. Die Hohlzellen bilden sich in Folge einer Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) und können Substanzen freisetzen, die das Gewebe reizen und damit zu Juckreiz führen.
Wer ist betroffen?
Aktuellen Studien des Robert-Koch-Instituts zur Folge sind ca. 2% der Bevölkerung in Deutschland zwischen dem 15.-45. Lebensjahr akut von Condylomata acuminata betroffen. Die Dunkelziffer wird auf 10-12% geschätzt. Jeder Zweite weist Antikörper gegen das auslösende Virus auf, war also schon in Kontakt mit ihm.
Besonders gefährdet sind Menschen, die immunsuppressive (das Immunsystem unterdrückende) Substanzen einnehmen (z.B. Medikamente bei Infektion mit HIV oder nach Organtransplantationen, Cortison bei Asthmatikern etc.) oder ihr Immunsystem durch den übermäßigen Konsum von Alkohol, Nikotin (bzw. Drogen allgemein) schwächen. Außerdem ist das Risiko der Infektion bei oft wechselnden Geschlechtspartnern sowie ungeschütztem Geschlechtsverkehr deutlich erhöht. Entgegen der weitläufigen Meinung können sie jedoch auch durch Schmierinfektionen (z. B. auf öffentlichen Toiletten, in Bädern) übertragen werden.
Wie erkenne ich, dass ich mich mit HPV infiziert habe?
Die Infektion bleibt oft über längere Zeit unauffällig, da die Wucherungen nicht zwingend Symptome verursachen müssen und dann unbemerkt bleiben. Besonders aufmerksam sollten Sie sein, wenn sie:
- oft wechselnde Geschlechtspartner und/oder ungeschützten Geschlechtsverkehr haben
- Hautveränderungen/Verfärbungen im Intimbereich feststellen
- unter Juckreiz im Intimbereich leiden
- nicht gegen HPV geimpft sind
Was tut der Arzt? Die Diagnose
Bei konkretem Verdacht können Sie sich bei einem Urologen oder Gynäkologen auf das humane Papillomavirus testen lassen. Dazu wird neben der körperlichen Untersuchung und Begutachtung der Intimwarzen ggf. ein Abstrich oder eine Gewebeprobe entnommen, deren DNS auf das Vorhandensein von HPV überprüft wird.
Gleichzeitig schließt der Arzt mögliche andere Erkrankungen wie z. B. Talgdrüsenentzündungen oder ein Tumorleiden aus.
Was tut der Arzt? Die Behandlung
Die Behandlung erfolgt anschließend je nach Schweregrad unterschiedlich. Bei rein äußerlichem Befall reichen Salben, bestehend aus Silbernitrat- oder Trichloressigsäure, aus die Warzen erfolgreich zu beseitigen. Bei großflächigem oder nach innen fortschreitendem Befall kann eine chirurgische Entfernung mittels Laser oder Vereisung nötig werden.
Besondere Bedeutung kommt auch der Behandlung des jeweiligen Geschlechtspartners zu, damit das Virus im Zweifel nicht „hin und her“ wechseln kann. Ebenso ist geschützter Geschlechtsverkehr (über einige Monate hinweg) und eine Minimierung der Immunsuppression wichtig.
Häufige Patientenfragen
Können Genitalwarzen andere Krankheiten verursachen?
Dr. T. Weigl:
In der Tat sind die Genitalwarzen oft mit Ausnahme der Juckbeschwerden und des hohen Infektionsrisikos gar nicht das eigentliche Problem, sondern dass, durch eine Infektion mit HPV bzw. bei Nichtbehandlung der Feigenwarzen das Risiko einer Infektion mit weiteren HPV-ähnlichen Viren sowie die maligne Entartung (Bildung eines bösartigen Tumors) deutlich erhöht ist. Typisch in diesem Zusammenhang sind Gebärmutterhalskrebs sowie bösartige Zellwucherungen der Harn- oder Samenleiter.
Kann man sich gegen HPV impfen lassen?
Dr. T. Weigl:
Besonders Frauen ab dem 9. und spätestens vor Vollendung des 18. Lebensjahres wird die Impfung empfohlen, da laut der Deutschen Gesellschaft für Krebsforschung bei ca. 90 % der Frauen mit Gebärmutterhalskrebs die Erkrankung auf eine Infektion mit HPV zurückzuführen ist und Studien des Robert-Koch-Instituts gezeigt haben, dass das Risiko für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen mit entsprechendem Impfschutz signifikant gesenkt werden konnte.
Wann ist eine Impfung wirklich sinnvoll?
Dr. T. Weigl:
Da nach dem ersten Geschlechtsverkehr und mit jedem weiteren Geschlechtspartner die Wahrscheinlichkeit einer „Durchseuchung“ mit HPV zunimmt, empfiehlt sich die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten für die Impfung?
Dr. T. Weigl:
Die Impfkosten werden bis zum 14. Lebensjahr meist vollständig, darüber hinaus je nach Krankenkasse teilweise oder ganz übernommen.
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Haben auch Sie Erfahrungen mit einer Condylomata acuminata? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!
Autoren: Anna-Alice Ortner und Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Andrea Lorenz
Veröffentlicht am: 16.06.2018, zuletzt aktualisiert: 10.02.2019
Quellen
- Deutsche-Krebs-Gesellschaft (Hg.) (2019): HPV-Impfung – Gebärmutterhalskrebs vorbeugen. In: krebsgesellschaft.de
- Robert-Koch-Institut (Hg.): Humane Papillomviren (HPV). In: rki.de
- Robert-Koch-Institut (Hg.) (2018): HPV: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung. In: rki.de
- U. Wieland, A. Kreuter, H. Pfister (2014): Human papillomavirus and immunosuppression. In: Current problems in dermatology 45: S. 154–165
Pascal
11.02.2019 18:37Hallo Herr Dr. Weigl,
bei mir besteht momentan der Verdacht auf eine Feigwarze an der Penisvorhaut. Ich habe meine Partnerin bereits seit 4 Jahren (kein Fremdgehen) und sie ist gegen HPV geimpft. Ist es jemals wieder möglich irgendwann ungeschützten Geschlechtsverkehr haben zu können (Stichwort: Kinderwunsch)?
Denn die Angst vor einer Trennung bzgl. eingeschränktem oder gar kein Sexualleben ist groß.
P.S. Können Feigwarzen auch nach 4 Jahren erst entstehen?