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Boerhaave Syndrom (Speiseröhrenruptur, Ösophagusruptur) – Ursachen, Symptome, Diagnostik

Unbehandelt verläuft die Ruptur der Speiseröhre, die nach ihrem Entdecker „Boerhaave Syndrom“ heißt, in fast 100% der Fälle tödlich.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Beim Boerhaave-Syndrom kommt es als Folge von erzwungenem Erbrechen zum Riss (sog. Ruptur) der kompletten Speiseröhrenwand, meistens im unteren Drittel. Die Patienten leiden nach dem Erbrechen oft unter stärksten Schmerzen hinter dem Brustbein. Als Form der Behandlung ist der operative Verschluss der gerissenen Speiseröhre Standard. Unbehandelt versterben nahezu 100% der Betroffenen.

Günther (58) trinkt auf der Geburtstagsfeier seiner Schwester schon am Nachmittag das erste Bier. Für Günther nichts ungewöhnliches, ein paar Bier nach Feierabend trinkt er auch sonst gerne. Heute ist ihm aber ziemlich übel. In letzter Zeit hat er sich öfter übergeben. Auch jetzt hat er das Gefühl, dass es gleich wieder los geht. Gerade so schafft er es auf die Toilette und übergibt sich explosionsartig in einem riesigen Schwall. Er hat auf einmal unglaubliche Schmerzen in der Brust und kann sich kaum bewegen. Seine Schwester hat die Situation mitbekommen und ruft direkt den Notarzt.

Die Speiseröhre und ihre Aufgaben: Was passiert beim Boerhaave Syndrom?

Die Speiseröhre (lat. Oesophagus) ist ein Muskelschlauch, der den Mund- und Rachenraum mit dem Magen verbindet. Durch diese Röhre erfolgt der Transport des im Mund zerkleinerten Speisebreis in den Magen. Die Wand der Speiseröhre besteht aus mehreren Schichten von Muskulatur und Schleimhaut.

Bei der Ruptur, also dem Riss der Speiseröhre, im Rahmen des Boerhaave-Syndroms reißen alle Wandschichten der Speiseröhre. Meistens befindet sich diese Ruptur im unteren Drittel der Speiseröhre (>90%). Ursache ist in der Regel ein starkes Erbrechen und die damit verbundene Druckerhöhung in der Speiseröhre, wenn der Speisebrei wieder aus dem Magen hinausbefördert wird.

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Die Symptome: Woran erkennt man eine Speiseröhrenruptur?

Das Boerhaave-Syndrom ist gekennzeichnet durch drei Symptome, die als Mackler-Trias bezeichnet werden:

  • Explosionsartiges Erbrechen
  • Akute Brustschmerzen, meist hinter dem Brustbein als sog. „Vernichtungsschmerz“
  • Luftansammlung in der Haut (sog. Hautemphysem)

Außerdem kann Luftnot (sog. Dyspnoe) auftreten.

Epidemiologie: Wer ist betroffen?

Betroffen sind meistens alkoholabhängige Männer oder Patienten mit einer Essstörung (z. B. Bulimie).

Umfrage: Hat ein Arzt bei Ihnen ein Boerhaave-Syndrom diagnostiziert? Welche dieser Symptome traten bei Ihnen auf? (Mehrfachnennungen möglich) Damit helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.
Gut zu wissen!
Im 18. Jahrhundert verstarb ein Freund des niederländischen Mediziners Herman Boerhaave nach einem ausgiebigen Festmahl plötzlich nach heftigstem Erbrechen. Die Obduktion zeigte eine Ruptur der Speiseröhre als Todesursache. Die Erkrankung wurde nach ihrem Entdecker als „Boerhaave-Syndrom“ benannt.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Welche Beschwerden liegen vor? Hat sich der Patient vor kurzer Zeit heftig übergeben? Liegt eine Essstörung oder regelmäßiger/übermäßiger Alkoholkonsum vor?

Als nächstes erfolgt eine körperliche Untersuchung.

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Im Anschluss werden ein Röntgenbild mit Kontrastmittel sowie eine Computertomographie und Ösophagoskopie durchgeführt. Als Ösophagoskopie bezeichnet man in der Medizin die Spiegelung der Speiseröhre mit einer Kamera, ähnlich der Magenspiegelung.

Fakten-Box
Boerhaave-Syndrom
Meistens alkoholabhängige Männer oder Patienten mit einer Essstörung (z.B. Bulimie)
Symptome

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Die Behandlung erfolgt durch den operativen Verschluss der Ruptur. Im schlimmsten Fall muss ein Teil der Speiseröhre entfernt und ersetzt werden. Außerdem erhalten die Patienten eine antibiotische Therapie.

Exkurs: Videos zu Erkrankungen mit hoher Todesrate
Nicht nur die Speiseröhrenruptur verläuft in vielen Fällen tödlich, auch andere Erkrankungen erhöhen das Risiko eines frühen bzw. unerwarteten Todes. In folgendem Video erklärt Dr. Tobias Weigl die Gefahren einer Thrombose, die bspw. zu einer Lungenembolie führen kann.

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Eine der häufigsten Todesursachen im westlichen Raum ist der Herzinfarkt. In Deutschland erleiden rund 300.000 Menschen pro Jahr einen Infarkt. Dr. Tobias Weigl im Interview über Brustschmerzen und Herzinfarkt.

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Häufige Patientenfragen

Bekomme ich vom gelegentlichen Alkoholtrinken eine Speiseröhrenruptur?

Dr. T. Weigl
Nein, der gelegentliche Alkoholkonsum erhöht das Risiko für diese Erkrankung nicht. Ein chronischer Alkoholkonsum aber kann langfristig zur Schädigung und Reizung der Schleimhaut führen und so die Entstehung begünstigen. Entscheidend sind aber auch das forcierte Erbrechen und der damit verbundene Druckanstieg in der Speiseröhre.

Kann die Erkrankung behandelt werden?

Dr. T. Weigl
Rechtzeitig erkannt, kann das Boerhaave-Syndrom gut operativ behandelt werden. Eine zügige Einlieferung in das nächste Krankenhaus und die chirurgische Versorgung sind wichtig für einen positiven Krankheitsverlauf.

Muss man das Boerhaave-Syndrom behandeln?

Ja. Unbehandelt führt die Erkrankung in nahezu 100% der Fälle zum Tod.

Im Krankenhaus wird nach dem Anamnesegespräch in der Notaufnahme direkt ein Röntgenbild gemacht. Der Verdacht des Notarztes auf einen Riss der Speiseröhre bestätigt sich. Günther wird ohne Umschweife in den OP geschoben und an der Speiseröhre operiert. Nachdem die Speiseröhre künstlich verschlossen worden ist, erholt er sich auf der Intensivstation. Die Ärzte raten ihm, den Alkoholkonsum vollständig einzustellen.

Haben auch Sie Erfahrungen mit dem Boerhaave-Syndrom? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur
Redaktion: Christine Pepersack

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Doris Henne-Bruns: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, 2012, 4. Auflage
  • M. Müller: Chirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste Breisach, 2014/15, 12. Auflage
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2 Antworten
  • Kerstin
    08.01.2021 21:26

    Ein Patient wird 12 Tage nach der Ruptur (mit OTS-Clip, nach künstlichem Koma usw) aus der Klinik entlassen. Schon am selben Tag trinkt er wieder ca. 6 Bier, Tendenz steigend. Wie lange kann es gut gehen bist es wieder zur Ösophagusperforation kommt? Er ist nach wie vor überzeugt, etwas Falsches gegessen zu haben und unbelehrbar.

    • L.H.
      03.04.2023 16:50

      Medicus curat, natura sanat

      (oder so heißt es doch ? *rofl*)…

      Im Ernst : Wenn er Bier „benötigt“, um einem Delir vorzubeugen – dann wird er von den 3 Litern kein erneutes Erbrechen bekommen … und evtl. friedlich i die demenz abgleiten oder ins Koma rauschen (wg. Phosphat usw.,), wenn die Zirrhose ihn ereilt …

      vlg Dr L.H.

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