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Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie) – Ursachen | Folgeerkrankungen | Therapie

Auf einen Blick – Fettstoffwechselstörung

Was ist eine Fettstoffwechselstörung?

  • gestörtes Verhältnis zwischen Fettransportproteinen und anderen Fetten
  • fachsprachlich: Dyslipidämie

Welche Ursachen hat eine Fettstoffwechselstörung?

  • primäre Form: erblich bedingt
  • sekundäre Form: mehrere Ursachen, bspw.:
    • Stoffwechselentgleisungen (Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Gicht)
    • Nierenerkrankungen
    • Fehlernährung (Magersucht, Übergewicht, Alkoholismus, Drogenmissbrauch)
    • Störungen des Immunsystems
    • Medikamente wie Betablocker, hormonelle Verhütungsmethoden, Cortisol, Cortison

Wer ist betroffen?

  • in der westlichen Welt sind etwa die Hälfte aller Menschen über 40 Jahre betroffen
  • etwa 11 % sind deutschlandweit behandlungsbedürftig
  • Risiko steigt mit dem Alter

Behandlung (Auszug)

  • erfolgt generell in 4 Stufen:
    • Veränderung des Lebensstils
    • medikamentöse Behandlung (sog. ‚Monotherapie‘)
    • medikamentöse Behandlung (sog. ‚Kombinationstherapie‘)
    • technische Verfahren wie Lipid-Apharese, ähnelt einer Dialyse

Ein gesunder Organismus hat ein bestimmtes Verhältnis von Fetttransportproteinen (sog. ‚Lipoproteinen‘) mit unterschiedlichen anderen Fetten wie Cholesterin, Speicherfett oder Phospholipid. Ist dieses Verhältnis gestört, spricht man von einer Fettstoffwechselstörung oder Dyslipidämie. Besonders erhöhte Cholesterinwerte in Kombination mit einer vermehrten Zahl an den Lipoproteinen stellen erhebliche Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall), Atherosklerose, Diabetes und früh einsetzende Altersdemenz dar. Fettstoffwechselstörungen sind damit maßgeblich für die meisten tödlich verlaufenden Krankheiten der Industrienationen (mit)verantwortlich.

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Die Ursachen für Dyslipidämien reichen von genetischen Komponenten über Übergewicht, Diabetes, Alkoholismus, Leber – und Nierenerkrankungen und Bauchspeicheldrüsenentzündung bis hin zu Essstörungen, Schilddrüsenunterfunktion oder Schwangerschaft. Dementsprechend ist die Herangehensweise des Arztes je nach Form der Störung grundverschieden. Allgemein wird jedoch eine Lebensstiländerung mit Ernährungsumstellung und Sportprogramm zur Gewichtsreduktion empfohlen. Je nach Erkrankungstyp kann eine medikamentöse Behandlung nötig sein.

Wie entstehen Fettstoffwechselstörungen?

Die eine, seltenere Ursache für Störungen der Fettmenge im Blut sowie der Fetttransportproteine ist die genetische. Betroffene leiden aufgrund von Gendefekten an der Funktionsunfähigkeit bestimmter Enzyme, die zum Beispiel für die Herstellung der Fetttransportproteine oder für LDL-Rezeptoren – über die Nahrungsfette und Cholesterin in die Zellen aufgenommen werden – essenziell sind.

Die erblichen Formen der Fettstoffwechselstörung werden als primäre Hypercholesterinämie (zu viel Cholesterin) bzw. Hypertriglyceridämie bezeichnet. Es gibt noch einige weitere vererbbare Form der Fettstoffwechselstörung, auf die wir an dieser Stelle aber aufgrund des Umfangs nicht weiter eingehen.

Weitaus häufiger: Fettstoffwechselstörung infolge von Krankheiten

Deutlich häufiger sind sekundäre Formen, also im Laufe des Lebens erworbene Störungen, die als Folge einer ungesunden Lebensweise (z. B. zu fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel) oder als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auftreten. Sie können auch durch Medikamente verursacht werden.
Zu den Faktoren, die häufig mit Fettstoffwechselstörungen in Verbindung stehen, zählen:

Wollen Sie mehr über die Hypercholisterinämie erfahren? Dann schauen Sie sich den Beitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl an, in dem er das lebensnotwendige, aber nichtsdestoweniger gefährliche Fett eingeht.

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Cholesterin HDL & LDL - Kein Gift aber lebensnotwendig und trotzdem gefährlich: Hypercholesterinämie

Hatten/haben Sie schon Probleme mit erhöhten Fettblut-und Cholesterinwerten? Was war bei Ihnen die Ursache für die veränderten Werte im Fettstoffwechsel?
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Symptome – wie merke ich, dass ich eine Fettstoffwechselstörung habe?

Eine Erhöhung der Blutfettwerte anhand von körperlichen Symptomen zu identifizieren, ist ohne ärztliche Hilfe oft nicht möglich, da auch über einen längeren Zeitraum selten nennenswerte Begleiterscheinungen auftreten. Häufiger wird eine Fettstoffwechselstörung zufällig bei Blutkontrollen oder im Rahmen anderer Erkrankungen festgestellt. Trotzdem gibt es einige Hinweise, die für eine solche Störung sprechen. Oft fallen diese jedoch erst bei extrem hohen Blutfettwerten auf. Dazu gehören bspw.:

Besonders dann, wenn Organe betroffen sind, muss rasch gehandelt werden, da es andernfalls zu langfristigen Gewebeschäden kommen kann. Das Risiko für

ist außerdem massiv erhöht. Störungen der normalen Hirnfunktion aufgrund von Fettablagerungen im Nervengewebe sind ebenfalls keine Seltenheit.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose einer Fettstoffwechselstörung

Im Grunde erfolgt die Diagnose einer Fettstoffwechselstörung in drei Schritten:

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  • Patientengespräch
  • körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchung

Zunächst erfolgt, wie bei fast jedem Arztbesuch, das sogenannte Anamnesegespräch. Damit bezeichnet man das Gespräch zwischen Arzt und Patient, in dem der Arzt für die Diagnose wesentliche Informationen erfragt. Bei Verdacht auf eine Fettstoffwechselstörung gilt es für den Arzt zunächst herauszufinden, ob bei dem Patienten Risikofaktoren in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System bestehen. Außerdem muss er erheben, ob bereits Erkrankungen vorliegen, ob und wenn ja welche Medikamente der Patient einnimmt und ob es Krankheiten in der Familie gibt. Er wird demnach z. B. fragen:

  • Wie gestalten Sie Ihre Ernährung?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel?
  • Wie viel Alkohol trinken Sie?
  • Treiben Sie Sport? Wie viel Sport treiben Sie?
  • Haben Sie bereits Vorerkrankungen?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente? Wenn ja, welche und wie viel davon?
  • Gibt es Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Ihrer Familie?

Diagnose der Fettstoffwechselstörung: Warum sind Taille, Blutdruck und Haut wichtig?

In einem nächsten Schritt findet dann die körperliche Untersuchung statt. Dabei legt der Arzt besonderen Wert auf die Ermittlung von Risikofaktoren und die bereits bestehenden Probleme von Herz und Kreislauf.

Dazu ermittelt er z. B. den BMI, den Body-Mass-Index und misst den Taillenumfang. Damit prüft er, ob durch Übergewicht ein Risikofaktor für den Patienten besteht. Außerdem misst er den Blutdruck und sieht sich ganz genau die Haut des Patienten an. Hautveränderungen ergeben sich v. a. bei den seltenen primären Fettstoffwechselstörungen.

Das A&O: Laborwerte

Bei Verdacht auf eine Fettstoffwechselstörung kommt vor allem der Laboruntersuchung eine besondere Bedeutung zu. Zunächst ermittelt der Arzt in diesem Rahmen den Lipidstatus. Damit ermittelt er das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erfasst dazu folgende Werte:

  • Gesamtcholesterin (dieser Wert dient vor allem der Abschätzung des o. g. Risikos)
  • LDL-Cholesterin (das ist der primäre Wert in Bezug auf Risiko, Diagnose und Behandlung)
  • Triglyceride (wenn dieser Wert sehr hoch ist, liegt der Verdacht auf eine erbliche Komponente nahe)
  • HDL-Cholesterin („Müllschlucker“ für überschüssiges Cholesterin, aber auch Anzeiger für ein Zuviel davon im Blut
  • Quotient aus LDL und HDL (damit wird abgeschätzt, wie notwendig eine Therapie bei Betroffenen ist)

Die Diagnose einer Fettstoffwechselstörung ist heute gut möglich, vor allem durch die Kombination der hier genannten Schritte. So lassen sich beinahe alle Formen eines Zuviels an Fett sicher diagnostizieren.

Aus medizinischer Perspektive ist es ratsam, die Lipidwerte von Erwachsenen alle 3–5 Jahre zu überprüfen. Wenn diese Werte dann auffällig sind, sollte nach frühestens 2 Wochen ein weiterer Test zur Bestätigung durchgeführt werden.

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Fakten-Box – Fettstoffwechselstörung/Dyslipidämie

Ursachen

Behandlung

  • erfolgt generell in 4 Stufen:
    • Veränderung des Lebensstils
    • medikamentöse Behandlung (sog. ‚Monotherapie‘)
    • medikamentöse Behandlung (sog. ‚Kombinationstherapie‘)
    • technische Verfahren wie Lipid-Apharese, ähnelt einer Dialyse

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung einer Fettstoffwechselstörung

Generell erfolgt die Behandlung je nach Notwendigkeit in 4 Schritten bzw. Stufen. Diese umfassen:

  • Veränderung des Lebensstils mit Ernährungsumstellung
  • medikamentöse Behandlung mit einem einzigen Arzneimittel (sog. ‚Monotherapie‘)
  • medikamentöse Behandlung mit mehreren Arzneimitteln (sog. ‚Kombinationstherapie‘)
  • technische Verfahren

Erst dann, wenn eine Stufe keine ausreichende Wirkung zeigt, wird zur nächsten übergegangen. Das Ziel besteht stets darin, den LDL-Wert zu normalisieren. Für HDL und Triglyceride existieren bis dato keine Zielwerte, da die Studienlage diesbezüglich noch zu ungenau ist. Dies mag sich aber in Zukunft ändern, da man bspw. HDL-Werte schon in Verbindung mit hohen bzw. geringen Risiken für Herz-Kreislauf-Ereignisse bringen konnte.

Allgemein, insbesondere jedoch bei den primären Fettstoffwechselstörungen, ist eine Ernährungsumstellung in Kombination mit einem Bewegungs- und Sportprogramm das Mittel der Wahl. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dafür, fettreiche Fertigprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Alkohol stark einzuschränken oder völlig vom Speiseplan zu streichen. Möglichst unverarbeitete, vitamin- und ballaststoffreiche sowie cholesterinarme Kost (grünes Gemüse, Kleie, Vollkornprodukte, Kartoffeln, viele Getreidesorten) sei empfehlenswert und für die langfristige Senkung des Cholesterin- bzw. Fettspiegels unerlässlich. Durch ein entsprechendes Bewegungsprogramm kann das Verhältnis der freien Fettsäuren zu Lipoproteinen im Blut ebenfalls schnell normalisiert werden.

Wie genau sich die Ernährungsumstellung letztlich gestaltet, hängt von der Form der Stoffwechselstörung ab. Ihr Arzt wird Ihnen die wichtigsten Maßnahmen mit an die Hand geben.

„Eine Vielzahl an Gründen kann zu einer Dyslipidämie führen. Diese können sowohl genetischer Natur als auch Produkt der Lebensumstände sein. Man kann einer Fettstoffwechselstörung gut mit einer Kombination aus Ernährungsanpassung,… Klick um zu Tweeten

Behandlung der sekundären Fettstoffwechselstörung

Bei sekundären (erworbenen) Formen wird die zugrundeliegende Krankheit behandelt, was in der Regel zur deutlichen Besserung und zum völligen Verschwinden der Dyslipidämie führt.

Zeigen die Maßnahmen der Lebensstiländerung keinen oder einen zu geringen Effekt, werden unterstützend Medikamente verabreicht. Zu den bekanntesten Vertretern zählen:

  • Statine (Hemmstoffe der Cholesterinsynthese, senken somit das Cholesterin im Blut)
  • Fibrate (hemmen zusätzlich die Synthese des „Speicherfettes“ und erniedrigen den Anteil der Lipoproteine VLDL und LDL, die als Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten)
  • Anionenaustauscher (Stoffe, die die Wiederaufnahme der Gallensäuren und damit des darin enthaltenen Cholesterins hemmen)
  • Vitamingabe (besonders B-Vitamine), wenn die Erhöhung der Blutfette durch eine verminderte Herstellung der Lipoproteine bedingt ist

Weiter oben haben wir schon die Möglichkeit angedeutet, dass auch technische Verfahren zur Behandlung einer Fettstoffwechselstörung eingesetzt werden können. An dieser Stelle wollen wir demnach kurz die sogenannte Lipid-Apharese vorstellen. Dabei handelt es sich um ein Blutreinigungsverfahren, das der Dialyse ähnelt. Mit diesem Verfahren lassen sich verschiedene Bestandteile des Blutes, hier Blutfette, entfernen. Das so gereinigte Blut wird dann wieder dem Körper zugeführt.

Sie kennen jetzt also grob die Vorgehensweise bei Fettstoffwechselstörung. Wenn Ihr Ziel vor allem darin besteht, Ihren Cholesterin-Wert zu senken, dann schauen Sie sich den folgenden Beitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl an, in dem er einige Mythen rund ums Thema angeht und erklärt, wie man Cholesterin-Werte auf natürliche Weise senken kann.

Cholesterin natürlich & dauerhaft senken❗Was ist Wahr - Was ist Mythos❓Meine Tipps ohne Medikamente

Exkurs: Cholesterinsenker Statin

Statine gehören zu den meistverschriebenen und umsatzstärksten Medikamenten weltweit – dies gilt insbesondere für die Industrienationen. Aber die Liste der Nebenwirkungen ist lang und reicht von Fällen, in denen Muskelschwächen beobachtet wurden, über Leber- und Nierenfunktionsstörungen bis hin zu dem Verdacht, Statine würden die Gedächtnisleistung maßgeblich beeinflussen und die Entstehung demenzieller Erkrankungen begünstigen.

Studien von der John-Hopkins-Universität in Baltimore konnten hingegen zeigen, dass die kurzfristige Einnahme von Statinen keinen Effekt auf die kognitive Leistung der Patienten erkennen ließ, während eine langfristige Einnahme sich sogar eingeschränkt als Schutzfaktor vor Alzheimer herausstellte. Die Forscher konnten nachweisen, dass sich die Fettablagerungen im Nervengewebe bei unbehandelten Fettstoffwechselstörungen in einer Verminderung der geistigen Leistungsfähigkeit äußerten, während eine Reduktion dieser Fette durch Ernährungsumstellung und begleitende Medikamente das Risiko eher sinken ließ. Als Empfehlung für Patienten formulierten die Wissenschaftler, dass die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen gesenkt werden könne, wenn die vom Arzt verordnete Dosis eingehalten wird. Auch sei eine regelmäßige Nachkontrolle durch den behandelnden Mediziner ratsam, um die Einnahmemenge an die aktuellen Blutwerte anzupassen.

Aktuelles aus der Forschung – keine Risikofaktoren = geringes Risiko für Atherosklerose?

Bisher ging man davon aus, dass die Abwesenheit von bestimmten Risikofaktoren das Risiko für Atherosklerose, also eine Einlagerung von Fetten in unser Gefäßsystem, stark senkt. Aber auch bei Personen ohne Risikofaktoren kommt es zu Herz-Kreislauf-Ereignissen. Dies nahmen spanische Forscher um Leticia Fernández-Friera zum Anlass, Faktoren für Atherosklerose in Personen auszumachen, die keine der „üblichen“ Risikofaktoren aufwiesen. In dieser Studie wurden daher nur Personen eingeschlossen, die

  • nicht rauchten,
  • normalen Blutdruck hatten und
  • gute Blutzucker- sowie Cholesterinwerte hatten

Ihre Untersuchungen schlossen letztlich 1.779 Teilnehmer ohne die „normalen“ Risikofaktoren ein. Die Forscher untersuchten verschiedene Blutgefäße und mussten feststellen, dass sich – auch wenn keine Risikofaktoren vorlagen – bei etwa der Hälfte der Teilnehmer (49,7 %) an mindestens einer Stelle bereits Hinweise auf Atherosklerose finden ließen.

Warum ist das so?

Schuld ist möglicherweise das LDL-Cholesterin. Denn schon bei Personen, die einen LDL-Wert im bis dahin festgelegten Normbereich hatten, war das Risiko für Atherosklerose erhöht. Daraus schlussfolgern die Forscher, dass auch Personen, die eine bisher als optimal eingestufte Ausgangsposition hatten, hinsichtlich LDL von mehr vorbeugenden Maßnahmen profitieren würden.

Ggf. haben auch diese Studienergebnisse dazu beigetragen, dass die europäischen Leitlinien mittlerweile eine noch stärkere Senkung des LDL-Cholesterins vorsehen.

Quellen:

  • Ärzteblatt (2019): ESC/EAS-Leitlinie empfiehlt aggressivere Lipidtherapie. In: aerzteblatt.de.
  • Leticia Fernández-Friera u. a. (2017): Normal LDL-Cholesterol Levels Are Associated With Subclinical Atherosclerosis in the Absence of Risk Factors. In: Journal of the American College of Cardiology 70/24, S. 2979–2991.
  • François Mach u. a. (2019): 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. In: European Heart Journal 00, S. 1–78.

Häufige Patientenfragen

Darf ich mich bei einer Fettstoffwechselstörung nur noch cholesterinarm ernähren?

Dr. Dr. T. Weigl:
Nein. Um einen Cholesterinspiegel im Normbereich (LDL-Cholesterin zwischen 100 und 150 mg/dl) zu erhalten und die Zahl der Fettsäuren auf unter 150-200 mg/dl zu senken, ist vorübergehend eine strikte Reglementierung der Cholesterin- und Fettquellen unabdingbar. Haben sich Ihre Werte allerdings wieder im Normbereich eingependelt, können Sie auch hin und wieder von den Vorgaben abweichen. Das richtige Maß ist hier der Schlüssel! Ein hoher Cholesterinspiegel muss für Sie keinen langfristig nennenswerten Verlust der Lebensqualität bedeuten. Sie sollten trotzdem auf ihre Ernährung achten und sich sportlich betätigen! Dann stehen Ausnahmen zu festlichen Anlässen oder als kleine Wochenend-Besonderheit nichts im Wege.

Muss ich mit einer Fettstoffwechselstörung jede Form von Fett meiden?

Dr. Dr. T. Weigl
Nein. Besonders Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind essenziell für den Organismus, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. In kontrollierten Mengen ist die Fettaufnahme aus hochwertigen Quellen (Leinsamen, Avocado, fetter Fisch) also auch weiterhin nötig. Die Ernährung sollte dabei in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt an die individuelle Stoffwechsellage angepasst werden.

Darf ich weiterhin zuckerhaltige Getränke zu mir nehmen oder beeinflusst das auch mein Risiko für Atherosklerose?

Dr. Dr. T. Weigl
Tatsächlich haben auch zuckerhaltige Getränke über Ecken mit der Ablagerung von Fetten in unseren Gefäßen zu tun. Es ist wie folgt: Wenn Sie zu viel Zucker zu sich nehmen, wird die dadurch zugeführte und nicht benötigte überflüssige Energie letztlich in Fette und dann in Triglyceride umgewandelt. Diese Triglyceride lagern sich dann genauso wie Cholesterin in Gefäßen ein, begünstigen die Entstehung einer Atherosklerose und erhöhen damit das Herzinfarkt- sowie Schlaganfallrisiko.

Haben Ballaststoffe Einfluss auf meinen Cholesterin-Wert?

Dr. Dr. T. Weigl
In der Regel nicht, aber es gibt Ausnahmen. Eine davon ist die Haferkleie. Es konnte wissenschafltich nachgewiesen werden, dass 40 Gramm Haferkleie am Tag (bspw. morgens im Müsli) den Cholesterin-Spiegel dauerhaft um bis zu 15 % senken können. Grund dafür ist eine darin enthaltene Substanz mit dem Namen Beta-Glucan. Ebenso enthalten sind Pektin und Flohsamen, denen auch ein positiver Effekt nachgesagt wird.

Sind stechende Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber bei bestehender Fettstoffwechselstörung Zeichen für einen Notfall?

Dr. Dr. T. Weigl
Ja. Bei sehr hohen Fettwerten kann es im Rahmen der Stoffwechselstörung zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse kommen, was immer eine Notfallsituation darstellt. Die Bauchspeicheldrüse ist maßgeblich für die Herstellung von Verdauungsenzymen sowie die Produktion verschiedener Hormone (Insulin, Glukagon) verantwortlich. Aus einer Entzündung resultieren also nicht nur Blutzuckerentgleisungen, die Schock- und Krampfzustände auslösen können. Es können ggf. auch die Verdauungsenzyme unkontrolliert freigesetzt werden. Das kann zur Selbstverdauung des Bauchspeicheldrüsengewebes führen und tödlich verlaufen.

 

Typisches Patientenbeispiel

Annika sitzt ihrer besten Freundin Natascha im Café gegenüber. Es scheint ihr nicht gut zu gehen. „Weißt Du“, sagt sie, „ich habe seit ein paar Tagen so stechende Schmerzen. Als würde mich jemand viel zu fest umarmen und mir die Taille zuschnüren. Und mittlerweile fühle ich mich wirklich elend. Mir ist ständig übel, mein Bauch ist furchtbar aufgebläht und ich glaube, ich bekomme Fieber. Jetzt, wo das Semester und die Pflichtveranstaltungen wieder anfangen! Wenn ich mir sicher wäre, dass es nur eine harmlose Erkältung ist, würde ich mich die letzte Ferienwoche ausruhen und danach trotzdem in die Uni, aber irgendwie macht es mir schon Sorgen. Du bist doch Krankenschwester, was soll ich tun?“ Annika rät Natascha, dringend zum Arzt zu gehen – die Kombination aus plötzlichen, starken Schmerzen und Fieber scheint ihr doch etwas Ernstes zu sein. Sie soll Recht behalten.

Gefährliche Entzündung entdeckt

Annika besucht ihre Freundin Natascha im Krankenhaus. Bei den grippeähnlichen Symptomen hatte es sich um eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung gehandelt, die auch tödlich hätte enden können. „Wie kannst Du denn eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen haben?“, fragt Annika, die solche Erkrankungen aus ihrem Krankenpflegeunterricht nur als eine Art exotischen Ausnahmefall kennt.

Natascha antwortet nachdenklich: „Die Ärzte haben eine erbliche Stoffwechselstörung bei mir festgestellt. Als ich noch in Russland gelebt und mich hauptsächlich von Kascha, Suppen, viel Obst und Gemüse ernährt habe, waren die Fettwerte wahrscheinlich nur leicht erhöht. Jetzt sind sie, seit ich ein paar Jahre in Deutschland studiere, wohl so stark angestiegen, dass sie diese Entzündung ausgelöst haben.“ Und sie fügt hinzu: „Danke, dass Du darauf bestanden hast, mit mir zum Arzt zu gehen. Ich hätte sonst sterben können! Man hat mir geraten, erstmal zu den alten Ernährungsgewohnheiten zurückzukehren. Du bist jederzeit zu meinen neuen typisch-russischen Kochversuchen eingeladen!“ Beide lachen und sind froh, dass alles so glimpflich ausgegangen ist!

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Wie ist bei Ihnen eine Fettstoffwechselstörung erstmalig diagnostiziert worden? Hatten Sie Beschwerden? Hat Ihr Arzt Ihnen zu einer Ernährungsumstellung geraten? Und wenn ja, haben sich die Lebensstiländerungen normalisierend auf Ihre Blutfettwerte ausgewirkt oder mussten Sie zusätzlich medikamentös behandelt werden? Nutzen Sie die Kommentarfunktion unten für den Austausch mit uns und anderen Lesern!

Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Anna-Alice Ortner, Tobias Möller
Redaktion: Andrea Lorenz
Veröffentlicht am: 09.11.2018, zuletzt aktualisiert: 12.11.2019

Quellen

  • Ärzteblatt (2019): ESC/EAS-Leitlinie empfiehlt aggressivere Lipidtherapie. In: aerzteblatt.de.
  • Keikawus Arastéh u. a. (2012): Innere Medizin, 3. Auflage. Georg Thieme Verlag.
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) (2014): Prävention von Fettstoffwechselstörungen und Folgekrankheiten. Ernährung und Lebensstilfaktoren beeinflussen die Blutfettwerte. In: dge.de
  • Philipp Dworschak (2019): Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung). In: gelbe-liste.de.
  • Leticia Fernández-Friera u. a. (2017): Normal LDL-Cholesterol Levels Are Associated With Subclinical Atherosclerosis in the Absence of Risk Factors. In: Journal of the American College of Cardiology 70/24, S. 2979–2991.
  • François Mach u. a. (2019): 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. In: European Heart Journal 00, S. 1–78.
  • Gert Mensink u. a. (2014): Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz Mai/Juni 2018.
  • Kristopher J. Swiger u. a. (2013): Statins and Cognition: A Systematic Review and Meta-analysis of Short- and Long-term Cognitive Effects. In: Mayo Clinics Proceedings 88 (11), S. 1213–1221
  • Spital-Pharmazie der Universitätsspital Basel (Hg.) (2016): Pharmakologische Daten zugelassener Statin-Präparate.
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1 Kommentar
  • Estefania Garosz
    21.11.2019 13:36

    Ich war bei meinem Internisten aufgrund der Vermutung an einer Fettstoffwechselstörung zu leiden. Wie Sie bereits beschreiben sollte man keineswegs jede Form von Fett meiden. Gerade die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind nicht selbst herstellbar und somit durch die Nahrung aufzunehmen. Vielen Dank für die vielen Informationen zum Fettstoffwechsel.

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