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Die präoperative Visite – Das Aufklärungsgespräch

Das Aufklärungsgespräch vor einer Operation ist enorm wichtig. Denn es liefert einerseits dem Anästhesisten dringend notwendige Informationen, die bspw. bei der Wahl des richtigen Narkosemedikaments zum Tragen kommen. Und andererseits kann es dazu dienen, Patienten die Angst vor dem bevorstehenden Eingriff zu nehmen. — Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Bevor ein chirurgischer Eingriff stattfinden kann, muss zunächst ein umfassendes Aufklärungsgespräch zwischen Arzt und Patient erfolgen. Dieses findet statt im Rahmen der sogenannten präoperativen Visite. In diesem Zusammenhang befasst sich der Arzt mit Aspekten, welche die Anästhesie sowie den Operationsverlauf beeinflussen können. Dahingehend müssen diverse Unterlagen vorliegen, sodass diese im Rahmen der Aufklärung entsprechend ausgewertet werden können. Im gleichen Zug erteilt der Patient dem Anästhesisten mit der Unterschrift einer Einwilligungserklärung seine Erlaubnis, die Narkose durchführen zu dürfen. Gesondert erfolgt ein Aufklärungsgespräch mit dem Chirurgen.

 

 

Julia ist nervös. Morgen soll bei ihr der Blinddarm bzw. dessen Wurmfortsatz entfernt werden. Das ist ihre erste Operation und sie hat schon so viele Schaudergeschichten von ihren Freunden gehört. Aber jetzt steht ja erstmal das Aufklärungsgespräch für die Narkose an, zu dem sie alle wichtigen Unterlagen mitbringen muss und bei dem sie hoffentlich etwas von ihrer Nervosität abbauen kann …

Wozu dient eine präoperative Visite?

Vor dem Aufklärungsgespräch

Bevor die präoperative Visite stattfinden kann, müssen einige Unterlagen vorliegen. Dazu gehören:

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  • Die Anamnese, also der Eigenbericht des Kranken über seine Krankengeschichte und die aktuellen Beschwerden,
  • die Diagnose des behandelnden Arztes,
  • das gewählte Operationsverfahren,
  • der körperliche Untersuchungsbefund,
  • der Anästhesieaufklärungsbogen für Erwachsene und Kinder, ausgefüllt vom Patienten oder den Eltern,
  • die OP-Anmeldung im Krankenhausinformationssystem,
  • die OP-Aufklärung sowie die Aufklärung über die Transfusion von Blutprodukten.
Wichtig!
Bei der Anamneseerhebung ist es sehr wichtig, auf eventuelle bestehende Allergien oder Unverträglichkeiten hinzuweisen. Dies gilt natürlich für bekannte Medikamentenallergien/-unverträglichkeiten, wie z.B. eine Penicillinallergie. Für den Anästhesisten ist aber beispielsweise auch eine bekannte Sojaallergie relevant und wird erfragt. Einige der für die Narkose verwendeten Medikamente werden auf Sojabasis hergestellt.

Das Aufklärungsgespräch

Die präoperative Visite dient in erster Linie der hinreichenden Aufklärung des Patienten über Art und Inhalt derjenigen Maßnahmen, die im Rahmen der Anästhesie bei seiner Operation zum Einsatz kommen, und findet meist am Vortag der Operation bis spätestens ca. 20 Uhr statt. Dies ist für den Arzt sowie die Operateure von besonderer Bedeutung, da invasive medizinische Maßnahmen strafrechtlich den Tatbestand einer Körperverletzung erfüllen und der Patient daher nach umfassender Aufklärung seine ausdrückliche Zustimmung erteilen muss, damit der Eingriff stattfinden kann. In diesem Sinne muss der Patient auch die Tragweite, die Bedeutung und das Wesen der geplanten Maßnahmen in ihren Grundzügen verstehen.

Gut zu wissen!
Die Aufklärung eines Patienten darf in keinem Fall von nicht-ärztlichem Personal, also bspw. Pflegepersonal, übernommen werden.

Im sogenannten anästhesiologischen Aufklärungsgespräch geschieht daher im Wesentlichen Folgendes:

  • Der Ablauf des Eingriffs wird dargestellt und für die Operation infrage kommende Anästhesieverfahren besprochen.
  • Sollten alternative Verfahren in Betracht gezogen werden können, so werden auch diese erläutert, inklusive ihrer Vor- bzw. Nachteile.
  • Das geeignete Verfahren wird unter Berücksichtigung des Patientenwunschs und möglicherweise bestehender Kontraindikationen ausgewählt. Kontraindikationen beschreiben einen Zustand, eine Medikation oder eine Erkrankung, aufgrund derer gewisse Maßnahmen, in diesem Fall Eingriffe oder Medikamente, mit einem hohen Risiko einhergehen und deshalb verboten (sog. ‚kontraindiziert‘) sind.
  • Es erfolgt eine Aufklärung über die typischen Risiken einer Operation, unabhängig davon, wie wahrscheinlich es ist, dass diese eintreten.
  • Der Patient wird über vor der Operation einzuhaltende Verhaltensregeln seinerseits Aufgeklärt. In der Regel darf ein erwachsener Patient bspw. 6 Stunden vor der Operation keine Nahrung zu sich nehmen, sondern nur klare Flüssigkeiten, wie Wasser, ungesüßte Tees oder Kaffee (Milch und trübe Flüssigkeiten sind ebenfalls verboten, wegen des hohen Eiweiß- und Fettgehaltes). 2 Stunden vor der Operation sind klare Flüssigkeit ebenfalls verboten. Überdies sollte er das Rauchen vor der Operation einstellen, da das so in den Körper gelangende Nikotin die Produktion von Magensäure stimuliert.
  • Weitere Informationen umfassen den ungefähren Zeitpunkt der Operation, den Zeitpunkt und den Grund für eine Prämedikation, die Maßnahmen im Einleitungsraum, Maßnahmen im Aufwachraum im Anschluss an die Operation sowie Bluttransfusionen.
Gut zu wissen!
Das hier dargestellte Schema kann nicht immer streng eingehalten werden. Vielmehr unterscheiden sich Aufklärungsgespräche von Fall zu Fall in einigen Punkten, da der Anästhesist natürlich auch das Ziel verfolgt, dem Patienten die Aufregung und die Angst vor dem Eingriff zu nehmen. Dies erfordert psychologisches Geschick sowie Einfühlungsvermögen, der Arzt orientiert sich stets an den individuellen Bedrüfnissen der einzelnen Patienten.

All die in diesem Gespräch erörterten Informationen dienen dazu, die für die Narkose benötigten Medikamente auszuwählen und die richtige Dosierung zu bestimmen. Denn dies hängt sowohl von der Art des Eingriffs als auch weiteren individuellen Faktoren ab.

Video: Die Eckpfeiler des Aufklärungsgesprächs

Im nachfolgenden Beitrag widmet sich Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl dem Thema Aufklärungsgespräch und erörtert wichtige mit einem Eingriff in Zusammenhang stehende Aspekte wie Medikamente, Risiko, Ernährung, Übelkeit und Angst. Denn aufgrund letzterer vergessen Patienten bis zu 90 Prozent des Gesprächsinhalts. Was in diesen Gesprächen zur Sprache kommt und worauf es zu achten gilt, erfahren Sie hier.

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Wichtig!
Antworten Sie im Aufklärungsgespräch stets wahrheitsgemäß, auch wenn Sie sich schämen, bspw. zu viel Alkohol zu trinken, zu viel zu rauchen oder der Meinung sind, zu häufig Schmerzmittel wie Ibuprofen eigenständig zu dosieren. Denn gerade derlei Umstände können die Wirkung des Anästhetikums stark beeinflussen.

Exkurs: Video – Ibuprofen und Diclofenac im Check

Welche Auswirkungen haben diese Medikamente auf den Körper? Wann können diese Medikamente gefahrlos eingenommen werden und wann ist es zu viel? Diese und weitere Fragen beantwortet Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl in folgendem Beitrag.

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Nach dem Aufklärungsgespräch

Möglicherweise schließt sich der betreuende Anästhesist im Anschluss an sein Gespräch mit dem Patienten noch mit anderen Facharztgruppen kurz oder veranlasst weitere Untersuchungen wie Blut- oder Röntgenuntersuchungen, um die Narkose bestmöglich Individuell an die Bedürfnisse des Patienten anpassen zu können.
 
Darüber hinaus erklärt er dem Patienten noch einmal die besprochenen Verhaltensregeln bzgl. der letzten Nahrungs- sowie Flüssigkeitsaufnahme vor der Operation und der Einnahme bestimmter Medikamente.
 
Letztendlich bestätigt der Patient noch die Richtigkeit der von ihm gemachten Angaben, die erfolgte Anästhesie-Aufklärung sowie sein Einverständnis zur Durchführung des gemeinsam besprochenen Operationsverfahrens. Seine Bestätigung kann, auch wenn diese schriftlich in Form einer Unterschrift gegeben wurde, natürlich jederzeit mündlich widerrufen werden, sollte der Patient durch bestimmte Aspekte umgestimmt worden sein.
 

Haben Sie schon einmal eine Narkose bekommen? Als wie zufriedenstellend bewerten Sie die Arbeit, die Ihr Anästhesist im Gespräch geleistet hat?
 

Wichtig!
Jeder Patient hat auch das Recht auf Nicht-Wissen. Das heißt, dass der Patient auch auf eine Aufklärung oder eine, in seinen Augen, zu ausführliche Aufklärung verzichten kann. Dies wird dann vom entsprechenden Arzt vermerkt und vom Patienten unterschrieben.

Häufige Patientenfragen

Warum muss ich vor der Operation auf Essen und Trinken verzichten?

Dr. T. Weigl
Ganz einfach: Ihr Magen muss leer sein. Denn bei einer Narkose besteht dadurch, dass diese sowohl Schluck- als auch Hustenreflex stoppt, das Risiko, dass Lebensmittel in die Luftröhre gelangen und dort eine Lungenentzündung oder gar Erstickung auslösen können.
 
Mehr über Komplikationen, die sich während einer Narkose ergeben können, lesen Sie hier.

Warum ist das Rauchen ein Problem?

Dr. T. Weigl
Bei Rauchern kommt es häufiger zu Komplikationen der Atemwege, bspw. zu Verkrampfungen der Muskeln, die die Atemwege umspannen (sog. ‚Bronchospasmus‘) oder Verkrampfungen der Stimmritze des Kehlkopfs (sog. ‚Laryngospasmus‘). Ebenso kann es im Anschluss an die Operation bei Rauchern häufiger zu Lungenproblem kommen, die die Heilung verlangsamen. Außerdem benötigen Raucher bei verschiedenen Anästhetika eine
höhere Dosierung, bspw. muss die Dosis Fentanyl zur Narkose bei Rauchern erhöht werden.

Exkurs: Das Opioid Fentanyl

Bei Fentanyl handelt es sich um ein stark wirksames Opioid, das synthetisch hergestellt wird. Es kommt sowohl als Schmerz- sowie als Narkosemittel zum Einsatz und gilt als standardmäßig eingesetztes Medikament in der Anästhesie und der Notfallmedizin. Allerdings birgt es auch Gefahren. Worin diese bestehen, erklärt Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl in folgendem Beitrag.

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„Okay, soweit habe ich alles verstanden“, sagt Claudia und greift zum Stift, mit dem sie die Einwilligung zur Entfernung des Wurmfortsatzes an ihrem Blinddarm unterzeichnet. Während sie den Gang von der Anästhesie-Ambulanz zurück auf ihr Zimmer antritt, verspürt sie zwar noch immer die Schmerzen in der Bauchgegend. Allerdings hat sich die Angst vor der Operation durch das Gespräch mittlerweile beinahe zu einer Art Vorfreude entwickelt. Vorfreude darüber, dass sie bald wieder schmerzfrei ihrem Leben nachgehen kann.

Verwandte Themen

 

  • Gesundheits-Apps im Test: „DocCheck Help – Ärzte ohne Wartezimmer“
    Welche Erfahrungen haben sie mit Aufklärungsgesprächen gemacht? Möchten Sie sich bei uns weiter über das Thema erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich mit anderen auszutauschen!
     
    Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
     
    Autoren: Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
    Lektorat: Claudia Scheur
    Veröffentlicht: 16.07.2018

    Quellen

    • Hanswerner Bause et al (2011) (Hrsg): Duale Reihe Anästhesie: Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
    • John Doyle: Häufig gestellte Fragen zur Anästhesie.
    • Paul L. Janssen (2009) (Hrsg): Leitfaden Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Orientiert an en Weiterbildungsrichtlinien der Bundesärztekammer. Deutscher Ärzteverlag, Köln.
    • Marc Kastrup et al () (Hrsg): SOPs in Anästhesiologie und Schmerztherapie: Alle relevanten Standards und Techniken für die Klinik. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
    • Armin Lange (2013): Anamnese und klinische Untersuchung, 4. Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg.
    • Reinhard Larsen (2014): Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. Springer-Verlag, Heidelberg.
    • Deutsches Krebsforschungszentrum (2011) (Hrsg): Operationsrisiko Rauchen. Heidelberg.
    • Moni Traute (2017): Das Anästhesie-Vorgespräch (Prämedikation).
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