Herdenimmunität bei SARS-CoV-2 – Geringer als bisher angenommen?

Bisher ging man davon aus, dass etwa 60 % der Bevölkerung immunisiert sein müssen, um ein gesellschaftliches Leben ohne Einschränkungen führen zu können. Durch die so erzielte Herdenimmunität (entweder durch überstandene Erkrankung oder künftige Impfung), könne die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 verhindert werden. Mathematiker haben jetzt in einer Modellrechnung ermittelt, dass die Herdenimmunität ggf. geringer ausfallen muss.

Als Grundlage für ihre Berechnungen nahmen die Forscher gleichmäßiges „Immunitätslevel“ der Menschen an. Ein solcher gleicher Schutz würde bspw. durch eine allgemeine Impfung erzielt. Zusätzliche Faktoren, die von den britischen Forschern miteinbezogen worden sind, waren das Alter und die Aktivität der Menschen. Denn momentan werden Immunitäten lediglich durch überstandene Erkrankungen erzielt, zu denen es in den unterschiedlichen Altersgruppen (mit unterschiedlich ausfallender Aktivität, sprich Kontakt zu anderen Menschen) kommt.

Ausgehend von einer Basisreproduktionszahl von 2,5 (also 2,5 weitere Infizierte pro Infiziertem) müssen 43 % der Menschen einen ausreichenden Schutz (durch das Vorhandensein von Antikörpern) gegen das Virus haben, um eine Herdenimmunität zu erzielen.

Letztlich warnen die Forscher aber davor, diese Zahl als verlässlich zu nehmen. Vielmehr sei es ihr Ziel gewesen, mit ihrer Berechnung zu veranschaulichen, dass eine Herdenimmunität kein fester Wert, sondern von diversen Faktoren abhängig ist. Bisher wurden noch in keiner Region die besagten 43 % erreicht.

Quellen:

• Tom Britton u. a. (2020): A mathematical model reveals the influence of population heterogeneity on herd immunity to SARS-CoV-2. In: Science, 23. Juni 2020.
• Deutsches Ärzteblatt (2020): SARS-CoV-2: Herdenimmunität könnte niedriger sein als angenommen. In: aerzteblatt.de.

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