Eine Baker-Zyste ist die Folge verschiedener Erkrankungen im Bereich des Knies. Eine Behandlung ist nur bei Beschwerden notwendig und besteht hauptsächlich in der Bekämpfung der Ursachen.“
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenEine Baker-Zyste ist eine Flüssigkeitsansammlung in der Kniekehle als Folge von Veränderungen im Kniegelenk. Ursache für die zu Grunde liegenden Veränderungen können Verletzungen, Entzündungen oder Erkrankungen wie Arthrose sein. Treten Beschwerden auf, sollten diese Ursachen behandelt werden. Eine Operation ist Einzelfällen und erfolglosen vorangegangenen Behandlungsversuchen vorbehalten.
Was ist eine Baker-Zyste und wo ist sie zu finden?
Schaut man sich die wortwörtliche Bedeutung des Begriffes an, wird klarer was genau eine Zyste ist. Zyste kommt aus dem lateinischen Cystis und bedeutet „Blase“. Man kann sich also eine Zyste wie eine Blase im Gewebe vorstellen. Dieser Hohlraum entsteht in organischem Gewebe, kann also an jeder Stelle im Körper auftreten. Ausgekleidet ist der Hohlraum mit einer eigenen Gewebsschicht, sodass man bei Zysten auch von einer Kapsel spricht. Dieser Hohlraum kann mit Flüssigkeit oder auch Luft gefüllt sein. Da die Ursachen, ebenso wie der Verlauf von Zysten je nach Zystenart unterschiedlich ist, beschränkt sich dieser Artikel nur auf die Baker-Zyste.
Bei der Baker-Zyste ist eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Kniekehle zu finden. Die Flüssigkeit führt zu einer Aussackung der Kniegelenkkapsel.
Der Name „Baker-Zyste“ geht auf den Londoner Chirurg William Morrant Baker zurück (1839–1896). Allerdings hat dieser die Zyste gar nicht entdeckt, sondern von Robert Adams ganze 37 Jahre früher. Baker’s Beschreibung der Zyste war es jedoch, die der Zyste zu allgemeiner Bekanntheit brachte und daher hat diese heute seinen Namen.
Durch eine Grunderkrankung (z. B. Kniegelenkarthrose, Verletzungen des Meniskus) kommt es zu einem erhöhten Druck im Kniegelenk. Dadurch wird die Gelenkflüssigkeit herausgepresst und sammelt sich in einer Aussackung im Bereich der Kniekehle – der Baker-Zyste.
Die Symptome: Woran erkennt man, dass man eine Baker-Zyste hat?
Die Erkrankung an einer Baker-Zyste zeichnet sich durch Schmerzen und Schwellung der Kniekehle aus. Die Schmerzen treten insbesondere bei einem Strecken des Beines auf.
Bei einer geringen Flüssigkeitsansammlung, also einer kleinen Baker-Zyste, ist ein beschwerdefreier Verlauf möglich. Bei Kindern mit einer Baker-Zyste ist diese meist asymptomatisch, also weißt keine anderen Symptome außer der Zyste auf. Hier wird diese meist zufälligerweise bei Routineuntersuchungen gefunden.
Bei Erwachsenen sind die Symptome auch meist nicht auf die Zyste zurückzuführen, sondern auf die Krankheit, die ursächlich für die Zyste ist. Dementsprechend sind Symptome für beispielsweise Osteoarthritis oder Risse des Meniskus meist ausschlaggebend.
Baker-Zysten können nicht nur auf tiefergehende Krankheiten hindeuten, sie können auch die Symptome ähnlicher Krankheiten „imitieren“, wie es in der Fachsprache heißt. So können die Symptome einer Baker-Zyste teilweise denen einer tiefen Beinvenenthrombose (auch Phlebothrombose genannt) erstaunlich ähnlich sein.
Epidemiologie: Wen kann es erwischen?
Grundsätzlich können jede Altersgruppe und jedes Geschlecht von einer Baker-Zyste betroffen sein, mit Steigerungen im Kindes- und Erwachsenenalter. Tritt bei Erwachsenen nämlich eine Baker-Zyste auf, ist sie oft die Folge einer anderen Grunderkrankung:
- Entzündungen (z. B. rheumatoide Arthritis)
- Degenerationen (z. B. Arthrose)
- Unfälle/Verletzungen im Bereichs des Knies (z. B. Meniskusverletzungen)
Hierbei ist ein Riss (sog. Läsion) des Meniskus die häufigste Ursache. Eine Läsion des mittleren Meniskus tritt bei 82 Prozent der Fälle auf, eine Läsion des hinteren Meniskus tritt bei 38% der Fälle auf. Insgesamt leiden zirka 5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an einer Baker-Zyste. Bei Kindern ist die Krankheit deutlich seltener und wird häufig nur durch Zufall entdeckt. Anders als bei Erwachsenen gibt es bei Kindern häufig keine unterliegende Krankheit, die zur Zyste beiträgt; sie ist hier die primäre Krankheit.
Exkurs: Selbsttest für das Arthroserisiko
Arthrose ist eine wichtige Ursache für die Entstehung einer Baker-Zyste. Im folgenden Video erklärt Dr. Tobias Weigl anhand von 10 typischen Fragen, ob bei Ihnen möglicherweise eine Arthrose vorliegt und wie diese einzuordnen wäre.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann liegen die Beschwerden vor? Welche Grunderkrankungen haben Sie? Ist ein Unfall erinnerlich?
Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung. Hier wird der Arzt besonders das betroffene Knie untersuchen. Auch der Seitenvergleich zum anderen Knie ist wichtig.
Die Diagnose lässt sich schließlich durch eine Ultraschalluntersuchung (sog. ‚Sonographie‘) der Kniekehle stellen. Bei Unklarheiten kann die Magnetresonanztomographie (kurz MRT) erfolgen.
Die Beschwerden in Form von Schmerzen und Schwellung der Kniekehle können mit einer Thrombose der Beinvenen verwechselt werden.
Baker-Zyste
- Folge einer Grunderkrankung (Entzündung, altersbedingt, Trauma)
Symptome
- oft beschwerdefreier Verlauf
- Schmerzen und Schwellung der Kniekehle
- Schmerzen oft bei Streckung des Kniegelenks
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Bei einer beschwerdefreien Baker-Zyste ist keine Therapie erforderlich.
Verursacht die Baker-Zyste Beschwerden, sollten zunächst die Ursache bekämpft und krankhafte Veränderungen im Bereich der Kniekehle therapiert werden.
In Einzelfällen kann eine Operation durch einen Chirurgen und die Entfernung der Zyste notwendig werden. Dies wäre aber nur bei einem ausbleibenden Erfolg der übrigen Behandlungsmöglichkeiten der Fall.
Anfang 2019 erschien ein Artikel in der Fachzeitschrift „Strahlentherapie und Onkologie“ ein Gemeinschaftsartikel von mehreren Ärzten zur Therapie der Baker-Zyste mithilfe von Strahlentherapie. Ärzte wie Matthias G. Hautmann vom Unversitätsklinikum Regensburg untersuchten, ob der Einsatz von Strahlentherapie die Größe der Baker-Zyste reduzieren könne. Strahlentherapie war bei der Behandlung von Gonarthrose angewandt worden, einer der ursächlichen Krankheiten für die Entstehung einer Zyste.
In dem Artikel stellten die Ärzte fest, dass eine Strahlenbehandlung das Volumen der Zyste verringere, teilweise von 25%. Dies träfe bei kurzfristig auf 75% der Behandelten zu, langfristig war diese Verringerung bei 79% der Patienten festzustellen. Um diese 25% in andere Zahlen zu fassen: Im Durchschnitt reduzierte sich das Volumen der Zysten von 22,3ml jeweils auf 10,7 beziehungsweise auf 3,1ml.
Siehe: Matthias G. Hautmann et al (2019): Is low dose raiotherapy an effective treatment for Baker’s Cyst?, in: Strahlentherapie und Onkologie, Vol.195(1), S. 69-75.
Häufige Patientenfragen
Warum bekommt man eine Baker-Zyste?
Dr. T. Weigl
Die Baker-Zyste ist die Folge einer Grunderkrankung wie z. B. Arthrose oder entsteht durch Verletzungen des Meniskus. Durch einen erhöhten Druck im Kniegelenk kommt es zum Austritt der Gelenkflüssigkeit und der Aussackung dieser in die Kniekehle.
Muss eine Baker-Zyste operiert werden?
Dr. T. Weigl
Nein. Die Baker-Zyste wird nur in Einzelfällen und bei ausbleibendem Erfolg der übrigen Behandlungsmöglichkeiten operiert.
Muss man eine Baker-Zyste behandeln?
Die Baker-Zyste wird nur bei verursachten Beschwerden behandelt.
Exkurs: Tipps zur Schmerzreduktion bei Arthrose
Im folgenden Video gibt Dr. Tobias Weigl 5 exklusive Tipps zur garantierten Reduktion von Arthroseschmerzen.
Verwandte Artikel
- Arthrose
- Tiefe Beinvenenthrombose
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur & Mathis Gronau
Lektorat: Tobias Möller
Quellen
- Marco Kawamura Demange (2011): Baker’s cyst, in: Revista Brasileira de Ortopedia (English Edition), vol 46(6), S.630-633.
- Matthias G. Hautmann et al (2019): Is low dose raiotherapy an effective treatment for Baker’s Cyst?, in: Strahlentherapie und Onkologie, Vol.195(1), S. 69-75.
- Mark Langsfeld et al (1997): Baker’s cyst mimicking the symptoms of deep vein thrombosis. Diagnosis with venous duplex scanning, in: Journal of Surgery, Vol. 25(4), S. 658-662.
- Bruce L. Mintz (2013): Popliteal Cyst (Baker’s Cyst), in: Jessica Mintz, Bruce Mintz, Michael Jaff: Atlas of Clinical Vascular Medicine, S. 100-101.
- Markus Müller (2014/15): Chirurgie für Studium und Praxis, 12. Auflage. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach.
- S. K. Volteas et al (1997) : Incidence of ruptured Baker’s cyst among patients with symptoms of deep vein thrombosis, in: British Journal of Surgery, Vol. 84, S. 342.
Renate Frank-Reinecke
01.03.2019 18:37Hallo , Herr Dr. Weigl!
Ihr Beitrag war sehr interessant für mich.Ich danke Ihnen. Bei mir ist die Bakerzyste neu . Nächste Woche gehe ich wieder zu meinem Orthopäden und zeige ihm die Schwellungen, die durch die B.-Zyste entstanden sind. Ich hatte große Angst, die Sie mir jetzt erstmal genommen haben, denn ich weiß, dass man etwas dagegen tun kann.
Mit freundlichen Grüßen Renate Frank-Reinecke