Wenn die Lymphflüssigkeit durch Schäden im Bereich der Lymphgefäße nicht mehr abfließen kann, kommt es zu einer Ansammlung der Flüssigkeit im umliegenden Gewebe und so zu einem Anschwellen der betroffenen Region.“
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenBei einem Lymphödem kommt es zu einer Schwellung unterhalb der Haut (sog. ‚subkutan‘). Diese Schwellung entsteht durch einen verhinderten Abfluss der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen und kann unterschiedliche Ursachen haben. Meistens sind die Extremitäten (Arme und Beine) betroffen. Die Behandlung erfolgt durch Behandlung der Grunderkrankung und eine manuelle Therapie zur Bekämpfung der Flüssigkeitsansammlung (sog. ‚Ödem‘).
Das Lymphödem: Was ist das eigentlich und wie entsteht es?
Unterhalb unserer Haut, im sogenannten subkutanen Raum (von lat. sub ‚unter‘ und cutis ‚Haut‘) verlaufen die Lymphgefäße. Diese transportieren die Lymphflüssigkeit. Durch unterschiedliche Ursachen kann es zu einer Störung dieser Transportvorgänge kommen und die Lymphflüssigkeit fließt nicht richtig ab. Sie staut sich zurück, was schließlich zu einer Schwellung, meist der Beine, führt.
Im nachfolgenden Video geht Dr. Dr. Tobias im Detail auf das Lymphödem ein und erklärt, welchen Stellenwert Ernährung, Lymphdrainage und Operationen bei der Behandlung haben.
Die Symptome: Woran erkennt man, dass man ein Lymphödem hat?
Das Erscheinungsbild richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung.
Stadium | Erscheinung |
---|---|
0 | Transport der Lymphflüssigkeit ist bereits gestört, es liegt aber noch keine Schwellung vor |
I | Es liegt eine weiche Schwellung der Extremität vor. Es lassen sich Dellen in die Schwellung drücken. Gewebe ist noch in Takt. |
II | Dellen lassen sich nicht mehr drücken. Es kommt zu einem Absterben der Haut. |
III | Die Haut ist stark verdickt. Dieses Stadium ist nicht mehr umkehrbar. (auch bekannt als Elephantiasis) |
Epidemiologie:Wen kann es erwischen?
Bei der Frage danach, wer an einem Lymphödem erkranken kann, muss zwischen zwei Arten unterschieden werden.
- Primäres Lymphödem: Angeboren. Ursache ist eine Entwicklungsstörung der Lymphgefäße während der Schwangerschaft. In 85 Prozent der Fälle sind Mädchen betroffen, mit einem ersten Auftreten um das 17. Lebensjahr
- Sekundäres Lymphödem: Ursache sind hier Tumore, Operationen, Traumata, Entzündungen, Infektionen, venöse Stauungen oder Bestrahlung.
Das sekundäre Lymphödem kommt deutlich häufiger vor als das primäre Lymphödem.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann bestehen die Beschwerden? Sind Vorerkrankungen bekannt? Haben Sie Schmerzen?
Es folgt die körperliche Untersuchung. Dabei begutachtet der Arzt genau die betroffene Extremität und achtet auf Auffälligkeiten. Beim Lymphödem des Beines sind meistens die Zehen mit betroffen.
Als bildgebende Diagnostik kommen die Lymphszintigraphie oder in seltenen Fällen die direkte Lymphographie in Frage.
Exkurs: Lymphszintigraphie und Lymphographie
Bei der Lymphszintigraphie erfolgt eine indirekte Darstellung der Lymphgefäße auf Röntgenbildern. Dazu wird Technetium unter die Haut gespritzt, das von den Lymphgefäßen aufgenommen wird. Diese Gefäße können so auf Röntgenbildern dargestellt werden.
Bei der Lymphographie erfolgt die direkte Darstellung. Dazu wird unter lokaler Betäubung die Haut eingeschnitten, ein Lymphgefäß dargestellt und direkt ein Kontrastmittel gespritzt. Anschließend lassen sich auch hier die Lymphgefäße auf Röntgenbildern darstellen.
Lymphödem
Primäres Lymphödem zu 85 Prozent bei Mädchen, erstes Auftreten um das 17. Lebensjahr, Ursache ist eine angeborene Entwicklungsstörung der Lymphgefäße
Sekundäres Lymphödem (insgesamt häufiger) wegen Tumoren, Operationen, Traumata, Entzündungen, Infektionen, Bestrahlung
Symptome
- Schwellung
- Im fortgeschrittenen Stadium verdickte, derbe Haut
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Zum einen sollte immer die Behandlung der Grunderkrankung, sprich der Ursache für das Lymphödem, erfolgen.
Das Ziel der Behandlung richtet sich nach dem Erkrankungsstadium. Grundsätzlich sind immer eine Stabilisierung und ein Rückgang der Schwellung angestrebt. Ein Rückgang zu Stadium 0, also ein komplett beschwerdefreies Bild ist nur in Stadium 1 noch möglich.
Die Behandlung erfolgt durch:
- Hochlagerung der Extremität
- Physikalische Entstauungsbehandlung, inklusive Lymphdrainage (Ausmassieren), Kompressionstherapie, Bewegung
- Hautpflege
- Nach vollständigem Rückgang der Schwellung sollten angepasste Kompressionsstrümpfe getragen werden
Bei ausbleibendem Erfolg durch die oben genannten Maßnahmen kann in einigen Fällen eine operative Therapie in Betracht gezogen werden. Zum Beispiel kann Lymphflüssigkeit abgeleitet werden oder intakte Lymphgefäße einer anderen Region werden anstelle der geschädigten Lymphgefäße transplantiert.
Häufige Patientenfragen
Was macht der Arzt bei einem Lymphödem?
Dr. T. Weigl
Der Arzt wird zügig eine Behandlung einleiten. Dabei besteht das Ziel darin, die Schwellung zu reduzieren und die Ursache für das Lymphödem zu bekämpfen. Nur in einem frühen Stadium gibt es Chancen auf eine komplette Beschwerdefreiheit.
Was für Ursachen hat ein Lymphödem?
Dr. T. Weigl
Häufige Ursachen sind Tumoren, Entzündungen, Operationen, Traumata, Infektionen oder Bestrahlung. Selten kann eine angeborene Entwicklungsstörung der Lymphgefäße dahinter stecken.
Muss man ein Lymphödem behandeln?
Ein Lymphödem sollte frühzeitig behandelt werden. Zum einen ist nur eine Behandlung im Anfangsstadium mit Aussicht auf Heilung oder Beschwerdefreiheit verbunden. Zum anderen ist bei ausbleibender Behandlung die Verdickung der Haut mit dauerhafter massiver Anschwellung der Extremitäten die Folge, einhergehend mit erheblichen Bewegungseinschränkungen im Alltag.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur
Lektorat: Tobias Möller
Quellen
- Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
Stephanie Wackernagel
28.06.2021 14:34Hallo,
Ich habe ein Lymphödem am li Bein sekundär Grad 2 bis 3 entwickelt , nachdem ich eine venöses Aneurisma und Stripping Op der Beinvenen missglückte. Verletzung des Nervensystems und Lymphsystems.
Frage, darf man eine Thaimassage an dem Bein vornehmen lassen oder sollte man das Bein aussparen?
VG Stephanie