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Tiefe Beinvenenthrombose | Phlebothrombose | TVT

Eine tiefe Beinvenenthrombose ist ein gut behandelbares, aber durchaus sehr ernstzunehmendes Krankheitsbild. Leider kommt es immer wieder vor, dass die Diagnose zu spät gestellt wird und Komplikationen auftreten.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Eine tiefe Beinvenenthrombose (kurz TVT) entsteht durch ein Blutgerinnsel, welches eine tiefe Vene des Beins verengt oder komplett verschließt. Ursachen sind meist eine Schädigung der Gefäßwand, Veränderungen des Blutflusses oder eine Veränderung der Zusammensetzung des Blutes (sog. Virchow Trias). Unterschiedliche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung. Dazu zählen zum Beispiel längere Immobilisationen des Beines im Rahmen von längeren Flügen oder auch eine Krebserkrankung. Die Beschwerden können gering ausgeprägt sein und so durch den behandelnden Arzt fehlinterpretiert werden. Zur Diagnose steht die Ultraschalluntersuchung des Beines und eine Laboruntersuchung des Blutes zur Verfügung. Behandelt wird die Thrombose u.a. durch blutverdünnende Medikamente. Wird ein Blutgerinnsel über die Gefäßlaufbahn verschleppt, kann es zu einer Lungenembolie kommen.

Endlich wieder zu Hause. Thomas, 36 Jahre, stellt den Koffer ab. Nach diesem sechsstündigen Rückflug von der Geschäftsreise ist er ganz schön erschöpft. Er isst noch etwas und legt sich ins Bett. Am nächsten Morgen hat Thomas leichte Schmerzen im linken Bein, ähnlich wie bei einem Muskelkater. Er denkt sich nichts weiter bei. Nachdem er während des Flugs die meiste Zeit in dieser starren Position gesessen hat, ist etwas Muskelkater bestimmt normal. Im Laufe des Tages schwillt das linke Bein merklich an und wird bläulich. Seine Freundin meint, sie habe etwas über ein erhöhtes Thromboserisiko nach Langstreckenflügen gelesen und fährt Thomas sicherheitshalber zum Hausarzt. Der überweist ihn sofort ins nächste Krankenhaus.

 

Die Venen: Was ist das eigentlich und was passiert bei einer Thrombose?

Venen sind Blutgefäße und durchziehen neben den Arterien unseren Körper. Die Venen transportieren das Blut zu unserem Herzen zurück, nachdem die Organe, Muskeln und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wurden.

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Gut zu wissen!
Die Arterien transportieren das Blut vom Herzen weg, die Venen bringen das Blut zum Herzen zurück.

In den Venen herrscht ein niedrigerer Blutdruck als in den Arterien. Die Gefäßwände sind eher dünn. Wird das Blut von unseren Füßen aus zurück in Richtung Herz transportiert, sorgen die Venenklappen dafür, dass dieser Transport nur in eine Richtung erfolgt. Die Venenklappen sind im Grunde genommen Ventile, die verhindern, dass das Blut zurück in Richtung Füße fließt.
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel, der sogenannte Thrombus, welcher bewirkt, dass das Gefäß verstopft. Das Blut kann schließlich den Thrombus nicht mehr passieren und staut sich zurück.

Die Symptome: Was sind Anzeichen einer tiefen Beinvenenthrombose?

Als typische Beschwerden im Rahmen einer tiefen Beinvenenthrombose gelten drei Symptome des betroffenen Beines (= Trias von altgriechisch tri = drei, Dreiheit):

  • Schwellung
  • Dumpfer Schmerz
  • Blaufärbung des betroffenen Beines (= Zyanose)

Hinzu können noch ein Spannungsgefühl, Schweregefühl, Überwärmung und eine verstärkte Venenzeichnung kommen.

Achtung!
Plötzliche Luftnot, Schwächegefühl und Schwindel sind in dem Zusammenhang absolute Warnzeichen und sollten umgehen ärztlich abgeklärt werden. Hier besteht die Gefahr einer Lungenembolie als Komplikation der Thrombose.

Leider sind die Symptome nicht zuverlässig. Die typischen Trias finden sich bei lediglich 15% der Betroffenen. Und nur rund 25% der Thrombosen verursachen Beschwerden vor dem Auftreten einer Lungenembolie.

Wer ist betroffen?

Die Entstehung einer Thrombose hängt mit verschiedenen Risikofaktoren zusammen. Diese Risikofaktoren begünstigen den Verschluss einer Beinvene und führen so zum Krankheitsbild der tiefen Beinvenenthrombose.

Exkurs: Die Virchowsche Trias
Es gibt drei Hauptursachen auf Zellebene für die Entstehung einer Thrombose. Diese werden als sogenannte Virchowsche Trias zusammengefasst:

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  • Schädigungen der Gefäßwand (z.B. durch Trauma oder Entzündung)
  • Verlangsamter Blutfluss (z.B. durch Krampfadern, Immobilisation)
  • Veränderte Blutzusammensetzung (z.B. durch Erbkrankheiten oder Medikamente)

Zu den Risikofaktoren für eine TVT gehören:

  • Immobilisation: eingeschränkte oder fehlende Beweglichkeit, z.B. nach Operation mit darauffolgender Ruhigstellung des Beines, nach längeren Flügen oder Zugfahrten (> 4Std.)
  • Anamnese: Thrombose oder Lungenembolie in der Vorgeschichte
  • Adipositas: Übergewicht mit einem BMI (Body-Mass-Index) über 30
  • Alter: > 60. Lebensjahr
  • Aktuelles Krebsleiden: besonders Magen, Pankreas, Lunge, Lymphome, gynäkologische und urologische Tumore
  • Hormontherapie: Verhütungspille bei Frauen/Mädchen, besonders in Kombination mit Rauchen
  • Schwangerschaft und Wochenbett: bis 6 Wochen nach Entbindung erhöhtes Risiko
  • Antiphospholipid-Syndrom: erhöhte Anzahl an Thrombozyten (fördern die Gerinnung des Blutes) durch Autoimmunerkrankung

Die Thrombose findet sich häufiger links als rechts. Die liegt am anatomischen Verlauf der Venen.

Video: Thrombose

Welche Symptome gibt es? Wer hat ein erhöhtes Risiko? Was mache ich bei einem Verdacht auf eine Thrombose? Dr. Tobias Weigl erklärt noch einmal die wichtigsten Aspekte in folgendem Video.

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Hat ein Arzt bei Ihnen eine tiefe Beinvenenthrombose diagnostiziert? Welche dieser Symptome traten bei Ihnen auf? (Mehrfachnennungen möglich) Damit helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann bestehen die Beschwerden? Welche Risikofaktoren bestehen?
Als nächstes erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt das betreffende Bein genauer untersuchen. Dazu kann der Umfang des Beines mit einem Maßband gemessen werden. Ist dieser im Vergleich zum anderen Bein vergrößert, kann das ein Hinweis für eine TVT sein. Ist das Bein vielleicht überwärmt oder bläulich gefärbt? Außerdem kann der Arzt noch die Druckschmerzhaftigkeit des Beines untersuchen.
Methode der Wahl für die Diagnose einer TVT ist die Farbduplex-Kompressionssonographie. Dabei wird mithilfe eines Ultraschallgerätes das Bein untersucht. Die Gefäße und der Blutfluss können so dargestellt werden und der Arzt kann erkennen, ob ein Blutgerinnsel das Gefäß verschließt. Die Untersuchung erfolgt ausgehend von der Leiste, dem Verlauf der Venen folgend Richtung Fuß.
Im Labor ist die Bestimmung der sogenannten D-Dimere, also bestimmter Proteine möglich. Dieser Blutwert hilft allerdings eher dabei eine Thrombose auszuschließen. Sind die D-Dimere nicht erhöht, sind eine Thrombose und eine Lungenembolie nahezu ausgeschlossen. Eine Erhöhung hingegen ist nicht beweisend für diese Erkrankungen, da es auch andere Ursachen dafür gibt. Die Bestimmung der D-Dimere sollte bei unsicheren Symptomen erfolgen. Bei hoher Wahrscheinlichkeit einer Thrombose ist die Bestimmung nicht sinnvoll.

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Faktencheck
Tiefe Beinvenenthrombose / TVT / Phlebothrombose

  • Wahrscheinlichkeit mit Alter zunehmend (> 60. Lebensjahr)
  • Achtung: Auch junge, gesunde Patienten können aufgrund der Risikofaktoren an einer TVT leiden

Symptome

  • Schwellung, dumpfer Schmerz, Blaufärbung
  • Spannungs- und Schweregefühl
  • Überwärmung

 

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

In aller Regel lässt sich eine tiefe Beinvenenthrombose gut behandeln. Die Behandlung besteht aus:

  • Kompressionsverband für mindestens 3 Monate
  • Bewegung an Beschwerden angepasst von Anfang an
  • Antikoagulation (= Blutverdünnung) durch Medikamente für mindestens 3 Monate

In einigen Fällen kann eine Entfernung des Blutgerinnsels durch eine Operation nötig sein. Dies wäre zum Beispiel bei einer Thrombose einer Beckenvene bei besonders jungen Patienten mit starken Schmerzen der Fall.

 

Videoexkurs: Blutverdünner

Im folgenden Video klärt Sie Dr. Tobias Weigl darüber auf, welche typischen Blutverdünner es gibt, wie sie wirken und welche Nebenwirkungen auftreten können.

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Gut zu wissen!
Bei einer akuten Thrombose wird keine Bettruhe mehr verordnet. Im Gegenteil: die Patienten sollen sich möglichst zeitnah wieder bewegen und herumlaufen. Der Gedanke, dass der Thrombus durch Bewegung in Richtung Herz wandern könnte, ist überholt. Bettruhe würde eher das Wachstum des Gerinnsels fördern.
Dies gilt nicht für eine als Komplikation auftretende Lungenembolie!

 

Häufige Patientenfragen

Wie lange muss ich nach einer Thrombose Blutverdünner nehmen?

Dr. T. Weigl
Das hängt ganz von der individuellen Situation ab. Es wird eine Mindesteinnahmezeit von drei Monaten empfohlen. Je nach weiterhin bestehendem Risikoprofil kann eine längere Einnahme notwendig sein (3-6 Monate, in Einzelfällen auch länger).

Was kann ich bei langen Flügen tun, um die Entstehung einer Thrombose zu verhindern?

Dr. T. Weigl
Zur Verhinderung einer Thrombose nach Langstreckenflügen gibt es verschiedene Möglichkeiten: während des Fluges Bewegen, indem man immer wieder aufsteht, die Füße bewegt und seine Sitzposition verändert. Außerdem können Kompressionsstrümpfe getragen werden. Sind mehrere Risikofaktoren vorhanden, sollte mit dem Hausarzt Rücksprache gehalten werden, ob ggf. eine Blutverdünnung für die Zeit um den Flug herum sinnvoll sein könnte.

Muss man eine tiefe Beinvenenthrombose behandeln?

Dr. T. Weigl
Ja. Eine TVT sollte behandelt werden. Unbehandelt kann es zu einer Lungenembolie kommen, die tödlich enden kann. Durch Kompression und blutverdünnende Medikamente ist eine Therapie meist gut möglich und erfolgversprechend.

Video: Wie kann ich mich vor einer Thrombose schützen

Dr. Tobias Weigl gibt im folgenden Video sieben wichtige Tipps zur Vorbeugung einer Beinvenenthrombose.

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Der Hausarzt hat Thomas aufgrund des langen Flugs und den Beschwerden mit Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose ins nächste Krankenhaus überwiesen. Dort wird sofort eine Duplexsonographie durchgeführt und die Diagnose so bestätigt. Es erfolgt die Therapie mit einem Kompressionsverband des Beines. Gegen die Schmerzen bekommt er Ibuprofen. Außerdem muss er für 3 Monate Blutverdünner nehmen. Nach vier Tagen kann Thomas das Krankenhaus wieder verlassen und soll zur Kontrolle zu seinem Hausarzt.
Aus der Forschung: Krampfadern und Thrombose
Bisher wird davon ausgegangen, dass die oberflächlichen Krampfadern das Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose nicht erhöhen. Laut einer Studie aus Taiwan eines Teams um Pei-Chun Chen der Chinesischen Medizinischen Universität in Taichung und einer Studie von Uwe Müller-Bühl der Universität Heidelberg sollte dieser Zusammenhang allerdings erneut geprüft werden. Beide stellten ein erhöhtes Risiko für Thrombosen bei Patienten mit Krampfadern fest.
Quelle: rme/aerzteblatt.de (2018): Studie: Erhöhen Krampfadern das Risiko von thromboembolischen Erkrankungen?

 

Verwandte Themen

 

Haben auch Sie Erfahrungen mit einer tiefen Beinvenenthrombose? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Claudia Scheur und Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Sebastian Mittelberg
Veröffentlicht: 30.07.2018

Quellen

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (kurz: AWMF) online – Das Portal der wissenschaftlichen Medizin: S2k Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie – Pocket-Version
  • Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
  • Lucia Mazzolai et al. (2017) „Diagnosis and management of acute deep bein thrombosis: a joint consensu docuemnt from European society of cardiology working groups of aorta and peripheral vascular diseases and pulmonary circulation and right ventricular function“, in: European Heart Journal 39/15, S. 1-14.
  • Pharmazeutische Zeitung online (2017): Thrombose: Diese Symptome sind verdächtig.
  • Heinrich Vinz (2007): „Fehldeutung einer Beinvenenthrombose als Muskelfaserriss“, in: Niedersächisches Ärzteblatt 4.
  • Philip S. Wells et al. (2003): „Evaluation of D-Dimer in the Diagnosis of Suspected Deep-Vein Thrombosis“, in: New England Journal of Medicine 349/13, S. 1227–1235.
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3 Antworten
  • Jana Reutwr
    05.03.2020 20:14

    Hallo auch ich weiblich 21 sehr sportlich, hatte vor 3 Monaten eine 4 Etagen TVT. haben sich alle Thromben wieder aufgelöst. Allerdings bin ich sehr ratlos, wie es jetzt weiter geht. Ist es sinnvoll weiterhin Kompressionsstrümpfe zu tragen? Wenn ja wann kann ich diese weg lassen? Kann ich Krafttraining machen oder ist das eher schlecht? Ich such schon die ganze Zeit nach Antworten nur leider hören alle Artikel nach der akuten Behandlung einer TVT auf, so dass ich nirgendwo finde was anschließend ist. Auch mein Arzt konnte mir hier nicht wirklich eine Antwort geben. Ich wäre wirklich sehr Dankbar über eine Antwort.

    • Dr. Tobias Weigl
      08.04.2020 21:41

      Hallo, entschuldigen Sie die verspätete Antwort. Die Sorgen kann ich natürlich total verstehen. Gezieltes Ausdauertraining ist sinnvoller als plötzlich hoher Druck in den Gefäßen, wie durch Krafttraining.
      Das ist aber eine ganz allgemeine Aussage von mir. Ich empfehle Ihnen unbedingt einmal mit Ihrem Arzt Rücksprache zu halten.
      Viele Grüße
      Dr. T. Weigl

  • Bettina Beiten
    10.01.2021 08:55

    Hallo Herr Dr. Weigl, meine Frage an Sie ist folgende: Ich hatte im Jahre 2019 in der linken Kniebeuge eine TVT, alles gut verlaufen, soweit wieder alles in Ordnung, bis auf ein kleiner Venenklappen Schaden. Nun würde ich gerne wisse, ob ich in diesem Winter Vitamin D3 supplementieren darf, obwohl es sich ja letztlich um ein Hormon handelt und mir mein Gynäkologe erklärte, dass Hormone (Thema Verhütung) auf keinen Fall mehr in Frage kommt…
    Bin daher sehr verunsichert und wäre Ihnen überaus dankbar über ein Antwort.

    Vielen Dank im Voraus,

    mit freundlichen Grüßen,

    Bettina Beiten

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