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Homöopathie in der Rückenschmerztherapie: Nicht mehr als Placebo

Die Homöopathie bietet einen Gegenentwurf zur klassischen Schulmedizin mit wissenschaftlich bisher nicht nachweislichem Wirkungsprinzip. Dennoch sind viele Patienten von der Wirksamkeit homöopathischer Mittel überzeugt – doch warum bloss? Eine Wirkung gibt es nicht!
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Rückenschmerzen, sowohl akute als auch chronische sind letztendlich auf einen schulmedizinisch nachvollziehbaren Hintergrund zurückzuführen. Auch wenn es insbesondere bei chronischen Rückenschmerzen, je länger sie auftreten, irgendwann schwierig wird die primäre Ursache nachzuvollziehen, liegt den Schmerzen in letzter Konsequenz doch eine solche zugrunde. In der Regel lassen sich Rückenbeschwerden auf Fehlbelastungen- oder haltungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates zurückführen, diese sind aber im Fall chronischer Schmerzen oft nicht mehr erkennbar.

Die möglichen Ursachen reichen von Bewegungsmangel und Fehlhaltungen über Muskelverspannungen bis hin zu degenerativen Erkrankungen der Gelenke oder Bandscheiben. Auch seelische Probleme und ausstrahlende Schmerzen der inneren Organe können ein Auslöser für Rückenbeschwerden sein.

Julia hält vor Schmerz den Atem an. Ein starkes Ziehen breitet sich in ihrem unteren Rücken, teils bis ins Bein aus und wird immer unerträglicher. Sie kennt diese Art von Schmerz schon seit langem – ihr Hausarzt hatte nach eingehender Untersuchung und Ausschluss schwerwiegender Wirbelsäulenveränderungen und Nervenstörungen initial zu einer „Rückenschulung“ mit anschließendem Kurs geraten, den sie eine Weile halbherzig besuchte, schließlich aber ganz ausfallen ließ. Auch solle sie vermehrt auf ihre Haltung während des Arbeitstages im Büro achten, kleine Pausen einlegen und ein paar Lockerungsübungen machen. Julia hat jedoch keinen der Ratschläge bisher dauerhaft erfolgreich in ihren Alltag integrieren können und kämpft nun mehrmals täglich mit den starken Schmerzen. Ihre Freundin lehnt sich vom Tisch nebenan zu ihr herüber.
„Wieder der Rücken?“, fragt sie teilnahmsvoll.
Julia nickt gequält. Der Schmerz dominiert ihr Wirklichkeitsgefühl gerade vollkommen.
„Versuch’s doch mal mit was Alternativem. Yoga zum Beispiel. Und eine Freundin hat mir erzählt, dass ihr irgendwelche homöopathischen Kügelchen geholfen hätten. Du hast doch nichts zu verlieren! Probiere es doch einfach mal aus!“

Rückenschmerzbehandlung

Um (chronische) Rückenschmerzen langfristig zu behandeln, nutzen viele Ärzte einen ganzheitlichen Therapieansatz. In der medizinischen Praxis bedeutet das eine Kombination verschiedener Behandlungsmethoden, die von der Verschreibung schmerzstillender Medikamente bis hin zu Physiotherapie und Massagen reichen. Ein weiterer Bestandteil dieser Therapie kann unter Umständen die Homöopathie sein, wobei umstritten ist, ob Globuli und homöopathische Tropfen tatsächlich arzneilich wirken oder ob die vermeintliche heilende Wirkung auf dem sogenannten Placebo-Effekt beruht.

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Warum steht die Homöopathie in der Kritik?

Obwohl die Homöopathie von vielen Deutschen genutzt und verteidigt und auch von offizieller Seite mehr und mehr anerkannt wird, stehen die Mittel, die zur Behandlung diverser Erkrankungen herangezogen werden, an vielen Stellen in der Kritik. Homöopathische Mittel werden in der Regel in Form von Globuli oder Tropfen verabreicht und basieren auf zwei Grundsätzen: dem Ähnlichkeitsprinzip und der Potenzierung.

Ähnlichkeitsprinzip: Die Mittel der Homöopathie würden bei Gesunden genau die Symptome hervorrufen, die sie bekämpfen sollen (z. B. werden Brennnesseln gegen Juckreiz eingesetzt).

Prinzip der Potenzierung: Mit einer Trägersubstanz (Flüssigkeit oder Zucker) wird der Wirkstoff extrem verdünnt. Verwendet werden sogenannte D-Potenzen (1:10) und C-Potenzen (1:100). Ziel der Verdünnung ist eine Steigerung der Wirksamkeit.

Genau diese beiden Prinzipien aber sind einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die Homöopathie von Schulmedizinern nicht anerkannt wird. Mit dem Ähnlichkeitsprinzip steht die Wirkungsweise der Homöopathie der der Schulmedizin kontrovers gegenüber. Und auch die starke Verdünnung als Basis der Potenzierung sorgt für Unverständnis: Aus wissenschaftlicher Sicht befinden sich in hohen, also nach homöopathischen Gesichtspunkten besonders wirksamen Potenzen keinerlei Moleküle des zugrunde liegenden Wirkstoffs mehr.

Weil auch die Versuche klinischer Studien mit homöopathischen Mitteln bislang nicht zu einem anerkannten Beweis für deren Wirksamkeit geführt haben, geht die Schulmedizin davon aus, dass die angebliche Heilkraft von homöopathischen Globuli und Tropfen auf dem Placebo-Effekt basiert: Weil die Patienten daran glauben, auf natürlichem und sanftem Weg geheilt werden zu können, aktivieren sie Selbstheilungskräfte und tragen so tatsächlich zu einer Verbesserung der Symptome bei.

In diesem Video geht Dr. T. Weigl auf die sog. unspezifischen Rückenschmerzen ein und nennt auch verschiedene Therapiemöglichkeiten

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Wie lassen sich Homöopathie und der Placebo-Effekt mit Rückenbeschwerden in Einklang bringen?

Obwohl die Homöopathie an vielerlei Stellen nicht direkt als Heilmittel gegen Rückenbeschwerden anerkannt wird, kann sie dennoch als Baustein der ganzheitlichen Therapie zum Einsatz kommen. Da die meisten Wirkstoffe, die in der Homöopathie verwendet werden, aus der Natur stammen, liegt es nahe, dass sie eben doch nicht ganz umsonst eingesetzt werden, schließlich werden auch pflanzliche Heilmittel in die Rückenschmerztherapie integriert.

Aber wie pflanzliche Medikamente auch kann die Homöopathie eine schulmedizinische Behandlung in der Regel nicht vollständig ersetzen. Vielmehr lohnt es sich, zum ganzheitlichen Therapieansatz zurückzukehren: Als ein Baustein von vielen können homöopathische Ansätze nämlich durchaus bestehen. Sie werden dann kombiniert mit schulmedizinischen, physikalischen, physiotherapeutischen, arbeitsmedizinischen, diätischen oder psychologisch-psychotherapeutischen Behandlungsmethoden eingesetzt, um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.

Obwohl homöopathische Mittel aufgrund ihrer natürlichen Inhaltsstoffe und starken Verdünnung im Grunde nicht „gegen“ den Körper und die Gesundheit eingesetzt werden können, ist bei der Verwendung dennoch Vorsicht geboten. Akute oder trotz Behandlung wieder und wieder auftretende chronische Schmerzen sollte man keineswegs leichtfertig abtun. Häufig handelt es sich lediglich um eine Muskelverspannung oder die Auswirkung einer Fehlhaltung. Um aber andere, schwerwiegende Erkrankungen der Wirbelsäule und des Bewegungsapparates auszuschließen, kommen Patienten mit Rückenschmerzen um einen Besuch beim Hausarzt oder beim Orthopäden nicht herum. Ein Homöopath oder Heilpraktiker kann die ärztliche Diagnose nicht ersetzen – vor allem wenn homöopathische Mittel als Erstmaßnahme gegen akute Schmerzen eingesetzt werden und keine Linderung erfolgt, sollte umgehend ein Arzt hinzugezogen werden.

Welche homöopathischen Mittel können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden?

Bei Rückenschmerzen geht es in erster Linie darum, einen akut auftretenden Schmerz (auch und gerade wenn er ein Symptom chronischer Rückenbeschwerden ist) zu lindern. In erster Instanz kann unter Umständen ganz auf Arzneimittel verzichtet werden: Ruhe, Entlastung und Wärmeapplikation kann bereits für eine effektive Schmerzlinderung sorgen. Bleibt der Schmerz länger bestehen, sollte stets ein Arzt aufgesucht werden, um die Symptome abklären und individuell behandeln zu lassen. Die Homöopathie bietet als Teil einer ganzheitlichen Therapie diverse Mittel, die einen lindernden Effekt bieten, u. a.:

  • Arnika: Die bekannte Heilpflanze wird seit Jahrhunderten in der Volksmedizin eingesetzt und soll bei Rückenschmerzen nach Verletzungen, körperlicher Überanstrengung oder Muskelkater helfen.
  • Belladonna: Die giftige Tollkirsche bildet die Basis des Belladonna-Mittels. Es wird bei starkem Hexenschuss verwendet.
  • Bryonia: Hergestellt wird das Mittel aus der Zaunrübe und kommt bei Muskelverspannungen, Steifigkeit im Rücken oder stechenden, ziehenden Schmerzen zum Einsatz.
  • Calcium carbonicum: Grundlage für das homöopathische Mittel ist der weiße Kalk der Austernschale, das u. a. mit Mangan zu einem Gemisch verarbeitet wird. Verwendet wird es bei einem Hexenschuss, der beispielsweise durch Verheben oder eine andere, geringe körperliche Anstrengung hervorgerufen wurde.
  • Colocynthis: Hergestellt aus dem Kürbisgewächs Koloquinte, wird das Mittel gegen scharfen, einschießenden Ischiasschmerz, ausgelöst durch Ärger oder Kränkung, eingesetzt.
  • Lachesis: Das Mittel wird aus dem Gift der Buschmeisterschlange gewonnen und kommt bei Ischiassschmerz mit großer Überempfindlichkeit des betroffenen Beins zum Einsatz.
  • Nux vomica: Wird aus den getrockneten Samen der Brechnuss hergestellt und bei Ischiasschmerzen eingesetzt, wenn diese in Kombination mit Reizbarkeit und Ärgerlichkeit auftreten.
  • Rhus toxicodendron: Basis für das Mittel ist die Strauchpflanze Giftsumach, deren Blätter für starke Hautreizungen sorgen. Rhus toxidendron wird aus frischen Blättern hergestellt und bei Hexenschuss oder Ischiasschmerzen mit großer motorischer Unruhe eingesetzt, der oftmals mit einem Gefühl der Steifheit im Rücken einhergeht.
  • Ruta: Der Wirkstoff aus der gelb blühenden Gartenraute wird bei Verletzungen, Zerrungen oder Verrenkungen eingesetzt.
  • Sepia: Hergestellt aus der Tinte des Tintenfischs, hilft Sepia gegen Rückenschmerzen mit einem Schwächegefühl in der Wirbelsäule, die bei Frauen häufig in Verbindung mit der Menstruation oder der Schwangerschaft auftreten.

Haben Sie bereits homöopathische Mittel angewandt (bei sich selbst oder z.B. Ihren Kindern)? Wenn ja, welche?

Häufige Patientenfragen

Kann mir die Homöopathie helfen, wenn nichts anderes meine Beschwerden je verbessert hat?

Dr. T. Weigl:
Die Wissenschaft geht davon aus, dass homöopathische Arzneimittel in dem Maße helfen, wie Sie an deren Wirksamkeit glauben. Sprich, wenn Sie aus welchen Gründen auch immer eher von der Wirkung homöopathischer Mittel überzeugt sind, als davon, dass eine schulmedizinische Therapie Ihren Beschwerden Linderung verschafft, ist es durchaus möglich, dass Sie mit den homöopathischen Mitteln auch eher Erfolge erzielen. Rein wissenschaftlich ist keine Wirkung nachgewiesen. Aber der Aspekt des „Glaubens“ an eine Verbesserung kann sehr stark sein. Dennoch sollte immer auch eine Abklärung der Ursachen erfolgen. Oft finden sich Veränderungen der Wirbelsäule oder Haltungsfehler, die die Symptome hervorrufen.

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Kann ich zum Beispiel auch meinen Kindern homöopathische Globuli verabreichen?

Dr. T. Weigl:
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sofern sich der kleine Patient nicht an den Globuli verschlucken kann. Insbesondere bei Kindern kann der Placebo-Effekt sehr ausgeprägt sein. Nichtsdestotrotz sollte auch hier immer eine ärztliche Abklärung bei länger anhaltenden Symptomen erfolgen. Haben Sie bitte im Hinterkopf, dass Sie aus rein wissenschaftlicher Sicht mit der Arzneigabe noch in keinster Weise zum Genesungsprozess beigetragen haben.

Julia trifft sich auf einen Kaffee mit ihrer Arbeitskollegin. Schon von Weitem sieht man ihr Strahlen. Kaum ist die Freundin in Reichweite, sagt sie sichtlich aufgeregt: „Du glaubst nicht, was für ein besonderer Tag heute ist!“, sprudelt es aus ihr hervor. „Heute bin ich genau einen Monat schmerzfrei! Ist das nicht phantastisch?!“
Die Kollegin umarmt sie erleichtert und fragt etwas ungläubig nach:  „Wie hast Du das denn geschafft?“
„Ich habe Deinen Vorschlag angenommen“, sagt Julia schnell, „und mich zuerst einmal im Yogastudio um die Ecke angemeldet. Da bin ich dann ein paar Mal gewesen und habe schon gemerkt, wie gut es mir tut und die Übungen teilweise morgens schon Zuhause gemacht. Und ich war bei einer Heilpraktikerin. Sie hat mir ‚Bryonia‘ mitgegeben und nachdem ich angefangen habe, sie einzunehmen, ging es mir schlagartig besser! Unglaublich, oder?“
„Aber Du weißt schon, dass es rein wissenschaftlich keinen Nachweis für eine Wirkung gibt, oder?“, fragt ihre Freundin vorsichtig.
„Ja, aber mir hilft’s und da ist mir ehrlich gesagt egal warum. Und wenn es nur meine eigenen Hoffnungen sind – umso besser. So nehme ich wenigstens keine Schmerzmittel mehr, die Nieren und Leber belasten.“

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Haben Sie Erfahrung mit homöopathischen Arzneimitteln? Wenn ja, welche? Bei welchen Beschwerden setzen Sie sie ein? Oder haben Sie weitere Fragen? Nutzen Sie gern die Kommentarfunktion unten, um sich mit uns und anderen auszutauschen!

Autor: Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Anna-Alice Ortner
Veröffentlicht am: 06.06.2018, zuletzt aktualisiert: 27.01.2019

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

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1 Kommentar
  • Kira N.
    26.03.2023 19:44

    Vielen Dank für diesen Beitrag zu Homöopathie gegen Rückenschmerzen. Gut zu wissen, dass Homöopathie eine schulmedizinische Schmerztherapie-Behandlung nicht vollständig ersetzen kann. Ich werde aber evtl. versuchen, die Behandlung damit zu ergänzen.

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