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Die Bestandteile unseres Rückens und unserer Wirbelsäule – Ursache für Rückenschmerzen

Auf einen Blick – die Wirbelsäule

Was ist die Wirbelsäule?

  • zentraler Skelettabschnitt aller Wirbeltiere
  • durch sie können wir aufrecht stehen, gehen und uns bewegen können

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

  • Wirbel und Bandscheiben
  • Bänder
  • Faszien
  • Sehnen
  • Rückenmuskulatur

Tipp

  • Körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung begünstigen einen gesunden Rücken

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen
Die Wirbelsäule ist ein zentraler Bestandteil des menschlichen Körpers. Angesichts der Last, die die Wirbelsäule tragen muss, ist es wenig verwunderlich, dass sie Schäden davontragen kann, wenn wir nicht ordnungsgemäß mit ihr umgehen. Um aber zu verstehen, wie es zu Erkrankungen oder Schädigungen der Wirbelsäule kommen kann, ist es wichtig, ihren Aufbau zu verstehen. Wie also funktioniert die Wirbelsäule? Und wie ist die Wirbelsäule aufgebaut? Dies und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.

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Was ist die Wirbelsäule?

Die Wirbelsäule (sog. ‚Columna vertebalis’) bildet unsere Körpermitte. Sie ist dafür verantwortlich, dass wir überhaupt aufrecht stehen, gehen und uns bewegen können. Außerdem verbindet sie unsere vier Gliedmaßen miteinander und ist ein knöcherner Schutz für das überlebenswichtige Rückenmark.

Obwohl die Wirbelsäule den zentralen Skelettabschnitt aller Wirbeltiere bildet, hat sie sich im Laufe der Evolution unterschiedlich weiterentwickelt. Beim Menschen besteht sie aus 24 einzelnen Wirbeln, die über 23 bewegliche Bandscheiben miteinander verbunden sind. Diese Gliederung in stabile (Wirbelkörper) und halbelastische (Bandscheiben) Elemente ermöglicht, dass die Wirbelsäule den menschlichen Rücken zugleich stützen kann und mobil hält. Die Wirbelsäule gliedert sich in fünf Abschnitte (von oben nach unten gesehen):

  • Halswirbelsäule
  • Brustwirbelsäule
  • Lendenwirbelsäule
  • Sakralwirbelsäule
  • Steißbein

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

Alle Wirbel, mit Ausnahme des 1. (sog. ‚Atlas’) und 2. Halswirbels (sog. ‚Axis’) folgen einem einheitlichen Grundbauplan und setzen sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen:

  • jeweils 1 Wirbelkörper (sog. ‚Corpus vertebrae’), Wirbelbogen (sog. ‚Arcus vertebrae’) und Dornfortsatz (sog. ‚Proc. spinosus’),
  • zwei Querfortsätzen (‚Procc. transversi’ bzw. ‚costales’ bei den Lendenwirbeln) sowie vier Gelenkfortsätzen (sog. Procc. articulares). Diese Gelenkfortsätze dienen Muskeln und Bändern als Ansatz (s.u.). Im Bereich der Brustwirbelkörper bilden sie die Rippen-Wirbel-Gelenke.

Insgesamt 24 Wirbel bilden die drei beweglichen Abschnitte der Wirbelsäule. Jeder dieser Wirbel ist ein einzelner Knochen, der sich aus dem eigentlichen Wirbelkörper und einem sich daran anschließenden Wirbelbogen zusammensetzt.

Von oben betrachtet schließt sich an den Wirbelkörper auf jeder Seite ein Querfortsatz an, der über den sogenannten Wirbelbogen mit dem Dornfortsatz, der nach hinten ausgerichtet ist, verbunden ist. Diese Fortsätze bilden mit dem Wirbelkörper eine Art Dreieck, in deren Mitte der Wirbelkanal verläuft und einen geschützten Raum für das Rückenmark und die Cauda equina, die sogenannten Spinalnervenwurzeln am Ende des Rückenmarks, bietet.

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Jede kleine, noch so alltägliche Bewegung, die der menschliche Körper durchführt, findet ihren Ursprung in der Anatomie der Wirbelsäule.
— Dr. Dr. Tobias Weigl

Obwohl sich Hals-, Brust- und Lendenwirbel in ihrer äußeren Form voneinander unterscheiden, ist ihnen dieser grundsätzliche Aufbau gemein. Die oben liegenden Halswirbel (kraniale Wirbel) sind eher klein und zarter ausgebildet. Nach unten (kaudale Wirbel) werden die Wirbel größer und stabiler, um den Rücken besser stützen zu können. Die jeweilige Krümmung der Wirbelsäulenabschnitte ist dabei von größter Wichtigkeit, da eine dauerhafte Veränderung der Beugung zu Rückenbeschwerden und chronischen Rückenerkrankungen führen kann.

Rücken und Wirbelsäule – was ist das Bewegungssegment?

Wenn der Arzt von einem Bewegungssegment spricht, meint er damit die gelenkige und muskuläre Verbindung zweier benachbarter Wirbel. Ein Bewegungssegment besteht aus einem Wirkel, einer Bandscheibe, paarigen Wirbelbogengelenken, Bändern und Muskeln. Außerdem werden klinisch noch die jeweiligen Nerven, Gefäße und der Inhalt des Rückenmarkkanals auf der Ebene dazugezählt.

Die insgesamt 25 Bewegungssegmente bilden eine Einheit. Störungen in einem bestimmten Bereich wirken sich auf die gesamte Wirbelsäule aus. Für die Stabilisierung der Bewegungssegmente und somit der Wirbelsäule insgesamt sind Muskeln, Bänder und Gelenke zuständig.

Die Wirbelsäule ist eines der wichtigsten Skelettteile, die gleichzeitig aber auch Ort und Ursache zahlreicher Rückenerkrankungen, Rückenverletzungen und Rückenschmerzen sein kann. Im folgenden Video erklärt Ihnen deshalb Dr. Dr. Tobias Weigl, wie unsere Wirbelsäule aufgebaut ist und welche Krankheiten dort Schmerzen verursachen können.

Aufbau der Wirbelsäule & kaputter Rücken: Schmerzen in Halswirbelsäule, Lendenwirbelsäule

Wie sind die Bandscheiben aufgebaut?

Um den einzelnen Wirbeln Mobilität und Beweglichkeit zu ermöglichen, sind diese über die sogenannten Bandscheiben miteinander verbunden. Eine Bandscheibe besteht aus einer Art Knorpel, ist halbelastisch und teilt sich in den innen liegenden, sogenannten Gallertkern und einen äußeren, unempfindlicheren Faserring auf.

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Die Bandscheiben sind an der Ober- und Unterseite sowie am Rand jeweils fest mit dem Wirbelkörper verwachsen. Weil die Bandscheibe in sich aber beweglich ist, verbindet sie die Wirbel flexibel miteinander und ermöglicht die Mobilität des Rückens.

Dabei sind die Bandscheiben deutlich schmaler als die Wirbelkörper selbst und machen insgesamt etwa 25 % der Länge der gesamten Wirbelsäule aus. Die Kombination aus Wirbelkörpern und Bandscheiben wird als ventraler Pfeiler der Wirbelsäule bezeichnet, während man jeweils zwei Wirbelkörper, die durch eine Bandscheibe sowie in das Rückenmark austretende Nervenwurzeln verbunden sind, ein Bewegungssegment nennt. Die beweglichsten Abschnitte der Wirbelsäule sind der Halswirbelbereich und der Lendenwirbelbereich, während der Brustwirbelbereich verhältnismäßig unbeweglich ist. Die Bandscheiben sind der Grund, warum die Wirbelsäule der starken Belastung, der sie tagtäglich ausgesetzt ist, standhalten kann. Sämtliche Bewegungen, Erschütterungen und Stöße werden durch die Bandscheiben, die eine Art Kissen zwischen den festen Wirbeln bilden, abgefedert.

Der äußere Faserring aus Knorpel schützt dabei den innen liegenden Gallertkern, der ein hohes Wasserbindungsvermögen besitzt und die gesamte Bandscheibe durch den Druck des Wassers unter Spannung hält. Kommt es an der Bandscheibe zu degenerativen Veränderungen, die mit zunehmendem Alter kaum zu verhindern sind, kann sich der Gallertkern aus der Mitte der Bandscheibe zu einer Seite verlagern. Tritt Gewebe aus der Bandscheibe aus, kann sie dem Druck nicht mehr standhalten und ein Bandscheibenvorfall entsteht.

In Deutschland gibt es ca. 180.000 akute Bandscheibenvorfälle pro Jahr. Aber Bandscheibenvorfall ist nicht gleich Bandscheibenvorfall. Was genau ein Bandscheibenvorfall ist, wie er entsteht und welche Formen es gibt, erklärt Ihnen Dr. Dr. Tobias Weigl im folgenden Video.

Bandscheibenvorfall: Was sind Prolaps, Protrusion & die Bandscheiben? Spezifischer Rückenschmerz

Welche Funktionen haben die Bandscheiben?

Aufgrund ihres Aufbaus erfüllt die Bandscheibe mehrere verschiedene Funktionen:

  • Dämpfung von Stößen und Verteilung des Drucks – Jede Bewegung, z. B. Laufen oder Rennen, sorgt dafür, dass die Wirbelsäule mobilisiert wird. Durch die Schwerkraft in Verbindung mit der Bewegung werden die Wirbel auseinandergezogen oder zusammengepresst. Die mit den Wirbelkörpern verwachsene Bandscheibe hält die Wirbel einerseits zusammen und verleiht der Wirbelsäule Stabilität, andererseits vermag sie den Druck auszugleichen, indem sie sich nach außen ausdehnt, wenn die Wirbel zusammengepresst werden. Der hohe Druck im Inneren der Bandscheibe soll verhindern, dass die Wirbel aufeinander reiben. Weil die Fasern der Bandscheide aber nur eine geringe Dehnbarkeit besitzen, ist dieser Effekt begrenzt, zugleich aber auch in der Lage, den Druck gleichmäßig zu verteilen.
  • Begrenzung des Bewegungsumfangs – Auch Bewegungen, die nicht vertikal verlaufen, sondern vor/zurück oder seitlich, müssen von der Wirbelsäule ermöglicht und kompensiert werden. Die fest mit den Wirbeln verwachsene Bandscheibe sorgt dafür, dass die Beweglichkeit in diese Richtungen begrenzt bleibt, ermöglicht aber gleichzeitig die Mobilität. Der Gallertkern der Bandscheibe wird bei derartigen Bewegungen auf die Gegenseite verlagert und hält die Wirbelsäule flexibel. Die Beweglichkeit ist aber nicht nur bei seitlichen Bewegungen limitiert, sondern auch in der Rotation, also einer Drehung der Wirbelsäule. Die Fixierung der Bandscheiben verhindert, dass sich die Wirbel gegeneinander verschieben und ein sogenanntes Wirbelgleiten entsteht.

Welche Funktion haben die Bänder im Rücken?

Die Bänder dienen, wie oben erwähnt, der Stabilisierung der Bewegungssegmente. Sie sind zwischen zwei benachbarten Wirbeln oder über längere Abschnitte, also mehrere Wirbel hinweg, aufgespannt.
Für das einfachere Verständnis kann man grob zwei Gruppen von Bändern unterscheiden.
Die Bänder, die zwischen den Wirbelkörpern über die gesamte Wirbelsäule hinweg verlaufen: das vordere Längsband und das hintere Längsband. Zur anderen Gruppe zählen u.a. die Ligamenta flava. Das sind Bänder, welche die Wirbelbögen jeweils zweier benachbarter Wirbel miteinander verbinden.

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  • Vorderes Längsband – Verlauf von der Schädelbasis bis zum Kreuzbein an der Vorderseite der Wirbelkörper. Es ist locker mit den Bandscheiben verbunden.
  • Hinteres Längsband – Verlauf an der Rückseite der Wirbelkörper im Rückenmarkskanal bis zum Os sacrum. Es liegt an der vorderen Wand des Rückenmarkkanals. Das hintere Längsband ist fest mit den Bandscheiben verwachsen und dient der Verstärkung des Faserringes. An den Seiten der Bandscheiben fehlt diese Verstärkung, sodass diese Stellen anfälliger sind für einen seitlichen Bandscheibenvorfall.
  • Ligamenta flava – Zwischen den einzelnen Wirbelbögen zweier benachbarter Wirbel aufgespannt. Es bildet die hintere Wand des Rückenmarkkanals.

Die Bänder insgesamt fördern mit ihrer Stützfunktion die aufrechte Haltung der Wirbelsäule. Sie stehen bei aufrechter Körperhaltung unter Spannung und wirken so stabilisierend und verhindern ein Abknicken nach vorne und zu den Seiten.

Von welcher dieser häufigeren Erkrankungen der Wirbelsäule waren/sind sie betroffen? (Mehrfachnennungen möglich)

Wie gliedert sich die Muskulatur im Rücken?

Nicht nur die Wirbelsäule muss einer großen Belastung standhalten: Auch die Muskulatur des Rumpfes kommt bei jeder Bewegung zum Einsatz und ist deshalb eine sehr kräftige Muskulatur des menschlichen Körpers. Sie ist in verschiedene Bereiche gegliedert und bedient Hals und Schultern, die gesamte Länge des Rückens, die Brust, den Bauch und die Flanken sowie den unteren Rücken und den Übergang zum Becken. An der Wirbelsäule setzt die Rückenmuskulatur an den Dornfortsätzen, den Querfortsätzen und den Wirbelbögen der Wirbel an und verzweigt sich sowohl nach oben und unten als auch zu den Seiten und hin zur Bauchmuskulatur.

Die Rückenmuskulatur lässt sich unterteilen in die kurze Nackenmuskulatur und die eigentlichen Rückenmuskeln. Dabei gibt es die tiefen und die oberflächlichen Rückenmuskeln.
Entscheidend für die Gesundheit des Rückens ist das Zusammenspiel von Rücken- und Bauchmuskeln. Bei unzureichender Nutzung und ohne Training kommt es langfristig zu einer Verkümmerung dieser Muskelgruppen. Dadurch bedingt kommt es zur Fehlhaltung und Überlastung von Wirbelgelenken und Bandscheiben und somit zu Rückenschmerzen.

Auf einen Blick – Wirbelsäule
Die Wirbelsäule ist der zentrale Skelettabschnitt aller Wirbeltiere. Aufgrund der Wirbelsäule können wir aufrecht stehen, gehen und uns bewegen.Aufbau der Wirbelsäule

  • Wirbel und Bandscheiben
  • Bänder
  • Faszien
  • Sehnen
  • Rückenmuskulatur

Funktion der Bestandteile

  • Bandscheiben: Dämpfung von Stößen und Verteilung des Drucks, Begrenzung des Bewegungsumfanges
  • Bänder: Stabilisierung der Bewegungssegmente
  • Faszien: Bindegewebe, umhüllt z. B. die Muskeln, verhindert u. a. Aneinanderreiben von Muskeln
  • Sehnen: Verbungsgewebe zwischen Muskeln und Knochen

Was sind Faszien? Welche Funktion haben sie im Rücken?

Faszien sind bindegewebige Strukturen, die im gesamten Körper vorkommen. Schätzungsweise machen die Faszien rund 20 kg unseres Körpergewichtes aus, und umspannen Sehnen, Organe und Muskeln. Jeder einzelne Muskel und die Muskelgruppen sind von einer Hülle aus Bindegewebe umgeben. Entsprechend des Vorkommens gib es die Einzelfaszie, die Gruppenfaszie und die Körperfaszie. Sie dienen insbesondere als Verschiebeschicht der Muskeln gegen die angrenzenden Körperstrukturen.

Neuere Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Faszien als eine Art Netzwerk zu verstehen sind, welches unseren Körper durchzieht und über seine gesamten Fläche miteinander in Verbindung steht.

Das Faszientraining greift genau diesen Punkt auf. Durch Umbauprozesse im Bindegewebe der Faszien soll es zu Verklebungen und Versteifungen kommen, sodass die Verschieblichkeit eingeschränkt wird. In der Folge entstehen u.a. Rückenschmerzen. Um die Verklebungen und Verletzungen zu beheben, wird ein gezieltes Training 2x pro Woche der Faszien empfohlen. Dieses Training setzt sich zusammen aus Sprüngen, Dehnung und Übungen mit einer Faszienrolle.

Eine der größten Faszien unseres Körpers bildet die sogenannte Fascia thoracolumbalis, die große Rückenfaszie, welche die Schultern mit dem Becken verbindet. Es wird diskutiert, dass krankhafte Umbauprozesse dieser Faszie ein wichtiger Grund für unspezifische Rückenschmerzen seien könnten.

In der Faszienforschung gilt Bewegung als ein wichtiger Faktor, um faszienbedingte Rückenschmerzen zu verhindern bzw. diese zu behandeln. Bürojobs mit eingefallener Körperhaltung und mangelnde Bewegung führen zu besagten Umbauprozessen und somit zu Verklebungen der Faszien.
Durch regelmäßigen Sport und Dehnung der Muskeln und somit der Faszien soll dem entgegengewirkt werden können. Auch durch Stress ausgeschüttete biochemische Stoffe des Körpers sollen einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Faszienstruktur haben.

Aktuelles aus der Forschung – Kann das Verstehen von Rückenschmerzen den eigenen Schmerz lindern?

Eine belgische Studie legt nahe, dass Patienten durch ein besseres Verständnis ihrer Rücken- und Nackenschmerzen eine zumindest leichte Verbesserung ihrer Schmerzen erfahren können. Im Zusammenhang mit der Studie waren besonders die neurologischen Grundlagen der Erkrankungen wichtig, da die Schmerzverarbeitung im Gehirn erfolgt. Tritt der Schmerz auf, lenken Patienten ihre Aufmerksamkeit oft auf den Ort der Schmerzen. Dies führt dazu, dass die eigenen Schmerzen stärker wahrgenommen werden.

Die 120 Teilnehmer der Studie wurden per Losverfahren auf zwei Gruppen verteilt. Beide Gruppen bekamen weiterhin die medikamentöse Therapie, bei der Kontrollgruppe wurde die übliche Physiotherapie verschrieben. Die sog. Interventionsgruppe hingegen bekam eine Intensivschulung über die Schmerzentstehung, über die Risikofaktoren und über die mögliche Chronifizierung von Schmerzen. Im Anschluss daran erhielten die Teilnehmer dieser Gruppe ein kognitives Training, bei dem die Patienten nach und nach ihr Schmerzvermeidungsverhalten ablegen sowie ihre Beweglichkeit verbessern sollten.

Bei der abschließenden Überprüfung, inwiefern sich die Schmerzintensität und deren Auswirkung auf die körperlichen und mentalen Funktionen bei den beiden Gruppen unterschied, gab es zwei Ergebnisse. Zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe gab es bei der Schmerzreizprüfung keine signifikanten Unterschiede. Bei der Auswertung eines Fragebogens, der verschiedene Bereiche der Schmerzempfindung umfasst und mit einer maximalen Punktzahl von 100 bewertet, erzielten die Teilnehmer der Interventionsgruppe bessere Ergebnisse: Die Patienten erreichten im Durchschnitt 5,6–6,1 mehr Punkte als die Kontrollgruppe, was die Autoren der Studie als signifikant bezeichneten, wenngleich diese Werte nicht die Schwelle von 8,5–9,5 Punkte überschritten. Ab dieser Schwelle gelten die Vorteile als klinisch relevant. Weitere Forschungen in diese Richtung sollen die Ergebnisse bestätigen und fortführen.

Quelle: Anneleen Malfliet et al. (2018): Effect of Pain Neuroscience Education Combined With Cognition-Targeted Motor Control Training on Chronic Spinal PainA Randomized Clinical Trial, in: JAMA Neurology 75/7, S. 808–817.

Häufige Patientenfragen

Was kann ich gegen Rückenschmerzen machen?

Dr. Dr. T. Weigl:
Es gibt einige Dinge, die Sie gegen Rückenschmerzen machen können. Sie sollten sich regelmäßig bewegen, etwa Sport treiben oder ausgiebig spazieren gehen. Das kann hinsichtlich einer Gewichtsreduzierung förderlich sein – Übergewicht belastet auch den Rücken! Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, sich nicht zu sehr zu stressen. Das ist manchmal leichter gesagt als getan – Sie sollten aber im Blick haben, dass großer und lange andauernder Stress nicht nur negative Auswirkungen auf den Rücken haben kann. Suchen Sie sich einen Ausgleich und gönnen Sie sich regelmäßig etwas Ruhe und Entspannung. Dabei gilt folgender Grundsatz, wenn Sie etwas gegen Ihre Rückenschmerzen tun wollen: Haben Sie Geduld und Disziplin! Das ist manchmal nicht leicht, aber ihr Rücken wird es Ihnen danken.

Haben nur Erwachsene Rückenschmerzen?

Dr. Dr. T. Weigl:
Leider nein. Tatsächlich sind sowohl Kinder als auch Jugendliche relativ häufig von Rückenschmerzen betroffen. Laut der Kinderstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts haben rund 75% der 11–17-Jährigen angegeben, in den letzten drei Monate Schmerzen gehabt zu haben, wobei fast 50% der Befragten über Rückenschmerzen klagte. Ärzte vermuten, dass dies mit der immer geringeren Bewegung von Kindern und Jugendlichen. Ohne genügend Bewegung würden die Muskulatur zu schwach ausgebildet, die wichtig ist für die Haltung sei. Dies begünstige letztlich Fehlstellungen der Wirbelsäule. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) empfiehlt in diesem Zusammenhang, dass Eltern Vorbilder sein und sich gemeinsam mit ihren Kindern in der Freizeit bewegen sollten.

Hilft Homöopathie beim Rückenschmerzen?

Dr. Dr. T. Weigl:
Nein. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass homöopathische Mittel über den Placebo-Effekt hinausgehen. Das gilt nicht nur für die Therapie von Rückenschmerzen. Anders gesagt: Eine Wirkung gibt es nicht! Krankheiten aller Art können mit Homöopathie nicht geheilt werden. Es gibt diverse Fälle, bei denen der Verzicht auf tatsächlich wirksame Medizin zugunsten von homöopathischen Mitteln ernste gesundheitliche Probleme nach sich gezogen hat.

Wie häufig sind Rückenschmerzen?

Dr. Dr. T. Weigl
Rückenschmerzen gelten als Volksleiden, was diverse regionale und nationale Studien in der Vergangenheit bestätigt haben. Ergebnisse der Deutschen Rückenschmerzstudie 2003/2006 zeigen, dass rund 74–85% der Studienteilnehmer mindestens einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen hatten. Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es nicht. Chronische Rückenschmerzen treten den Studien zufolge mit zunehmenden Alter immer häufiger auf. So gaben bspw. in der Gruppe der 60–69-Jährigen 30% der Männer und 33% der Frauen an, im Verlauf von drei Monaten beinahe täglich an Rückenschmerzen zu leiden. Auffällig an den Ergebnissen ist, dass die deutsche Bevölkerung im internationalen Vergleich häufiger Rückenschmerzen beklagen als z. B. die britische Bevölkerung.

 

Typisches Patientenbeispiel für Rückenschmerzen

Natalie hilft ihrer Freundin Carla beim Kartons schleppen und auspacken. „Klar, ist ja kein Problem“, sagt sie ihre Hilfe zu, als Carla sie kurzfristig darum gebeten hatte. Karton für Karton schleppen sie in die vierte Etage. „Boah, wieso musst du soweit oben wohnen? Hast du nichts Bessers gefunden?“, lacht sie Carla an, als sie den nächsten, mit Büchern vollgestopften Karton hochwuchtet. Und da passiert es: Ein abrupter, scharfer Schmerz jagt ihr in den Rücken, den Karton kann sie so gerade noch sanft auf den Boden stellen. „Ahh, verdammt, das tut weh“, flucht sie, „das hatte ich die letzten Tage schon 2,3 Mal.“ „Bist du mal zum Arzt gegangen, wenn das dauernd wiederkommt? Klingt nicht so gut!“, schaut sie Carla wehleidig an.

Drei Wochen feiert Carla ihre Einweihungsparty. Auch Natalie ist dabei, dieses Mal ohne Schmerzen. „Ja, es war wohl ein Bandscheibenvorfall, richtig blöde“, meint sie zu Carla, „ich dachte immer, dass kriege nur alte Leute, aber na ja. Ich war auf jeden Fall einen Tag später, als ich die Schmerzen beim Helfen hatte, bei meinem Hausarzt. Der hat mir eine Physiotherapie verschrieben, das klappt ganz, ich mache die Übungen auch auf der Arbeit zwischendrin! So schwere Sachen schleppen mache ich aber erstmal besser nicht…“, grinst sie Carla an.

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Haben Sie noch Fragen zum Rücken, zur Wirbelsäule und ihren Bestandteilen? Nutzen Sie die Kommentarfunktion unten, um sich mit uns und anderen Lesern auszutauschen!

Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
Lektorat: Christine Pepersack
Veröffentlicht am: 15.03.2018, zuletzt aktualisiert: 15.07.2019

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Anneleen Malfliet et al. (2018): Effect of Pain Neuroscience Education Combined With Cognition-Targeted Motor Control Training on Chronic Spinal PainA Randomized Clinical Trial, in: JAMA Neurology 75/7, S. 808–817.
  • hil/afp/aerzteblatt.de (2019): Rückenschmerzen auch bei Jugendlichen weit verbreitet.
  • Matthias Elsen, Matthias Eppinger, Markus Müller (2014): Orthopädie und Unfallchirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach.
  • Michael Schünke et al. (2007): Prometheus Lernatlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Thieme-Verlag, Stuttgart.
  • rme/aerzteblatt.de (2018): „Schmerzedukation“: Kann Einsicht spinale Schmerzen lindern?
  • Robert Koch Institut (Hg.) (2012): Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53: Rückenschmerzen.
  • Steffen Ruchholtz und Dieter Christian Wirtz (2012): Orthopädie und Unfallchirurgie essentials. Thieme-Verlag, Stuttgart.

Buchtipp

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1 Kommentar
  • Jim Winkler
    20.05.2019 13:47

    Bisher hatte ich zum glück sehr wenig Probleme mit meiner Wirbelsäule. Ich leider nicht an Schmerzen oder sonstigem. und ich würde behaupten, dass es mir ganz gut geht. Doch es gibt noch andere die erheblich mehr Probleme mit ihrem Rücken haben.

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