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Aortendissektion – Symptome und Behandlung

Ein Einriss der Aorta ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches selbst bei optimaler Behandlung mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Bei einer Aortendissektion kommt es zu einem Einriss (sog. Dissektion) der Wand der Hauptschlagader (sog. Aorta, von altgriech. aortē, griech. aeirō). Oft ist dabei die im Gefäßinneren gelegene Schicht betroffen: Das Blut wühlt sich sozusagen in die Wand hinein und bildet dort einen künstlichen Hohlraum. Typisches Beschwerdebild ist ein plötzlich auftretender Vernichtungsschmerz im Bereich von Brustkorb oder Bauch, je nach Lage und Ausdehnung des Einriss. Je nach Lage der Aortendissektion erfolgt eine zügige Operation oder eine Behandlung durch Allgemeinmaßnahmen, wie Blutdrucksenkung und Schmerzmedikation. Die Sterblichkeit ist auch bei optimaler Therapie hoch.

Die Medizinstudentin Miriam besucht ihren Großvater. Er ist vergangene Woche 63 Jahre alt geworden und sie möchte ihm noch gratulieren. In seinem Wohnzimmer trinken beide einen Kaffee und plaudern. „Opa, du musst mal etwas mehr auf deine Gesundheit achten. Du hast ganz schön zugenommen. Mit Übergewicht ist nicht zu spaßen. Besonders bei deinem Bluthochdruck. Was sagt denn dein Hausarzt dazu?“ Als ihr Großvater etwas erwidern will, zuckt er auf einmal zusammen. „Aua! Meine Brust! Solche Schmerzen hatte ich noch nie!“, stöhnt er. Miriam ruft sofort einen Krankenwagen. Ihr Großvater wird in das nächste Krankenhaus gebracht.

Die Aorta: Aufbau und Aufgaben

Die Aorta ist die Hauptschlagader des menschlichen Körpers. Sie zieht vom Herzen aus an der Vorderseite der Wirbelsäule entlang bis zum Becken und ist mit allen Gefäßen verbunden, die den Körper mit Blut versorgen. Um zu verstehen, was genau eine Aortendissektion ist und wie diese entstehen kann, führen wir uns zunächst den Aufbau der Aortenwand vor Augen.

Wie entsteht eine Aortendissektion?

Die Wand der Aorta besteht aus drei Schichten: Der inneren Schicht (Intima), der mittleren Schicht (Media) und der äußeren Schicht (Adventitia). Diese Schichten sind eigentlich fest miteinander verbunden und fungieren als Einheit. Bei der Aortendissektion kommt es nun zu einer Aufspaltung dieser Schichten, einer sog. Dissektion (von lat. dissecare, zerschneiden). In den meisten Fällen bedeutet dies eine Einblutung zwischen der Intima und der Adventitia in die mittlere Schicht hinein. Ursache ist ein Einriss der inneren Wandschicht, durch den sich das Blut aus der Aorta einen Weg in die Gefäßwand bahnen kann und hier einen künstlichen Hohlraum bildet.

Exkurs: Der Verlauf der Aorta
Die Aorta beginnt ihre Verlauf an unserem Herzen. Hier tritt sie am kopfwärts gelegenen Anteil aus dem Herzen aus, macht einen Bogen nach unten und verläuft schließlich in Richtung Bauch und Becken.

Warum kommt es zu einer Dissektion?

Begünstigend für die Entstehung einer Aortendissektion, also einer Aufspaltung der Gefäßwand, ist die Grunderkrankung der Arteriosklerose. Durch die zunehmende Verkalkung der Gefäße, von der auch die Aorta betroffen sein kann, werden die Gefäßwände brüchig. Auch durch einen hohen Blutdruck kann die Entstehung von Einrissen begünstigt werden. Eine weitere häufige Ursache sind Gewalteinwirkungen z. B. im Rahmen eines Verkehrsunfalls.

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Gut zu wissen!
Risikofaktoren für eine Aortendissektion im Überblick

    • Arteriosklerose (Verkalkung der Gefäße)
    • Bluthochdruck
    • Bindegewebserkrankungen (meist vererbt)
    • Drogenmissbrauch (z. B. Amphetamine oder Kokain)
    • Vorausgegangene Operationen, bei denen die Aorta eröffnet wurde
    • Entzündungen der Gefäße mit Beteiligung der Aorta (z. B. im Rahmen von Syphilis)
    • Gewalteinwirkung (z. B. Verkehrsunfall, Sturz aus großer Höhe)

Die Symptome: Woran erkennt man, dass mit der Aorta etwas nicht stimmt?

Das zentrale Symptom einer Aortendissektion ist der sogenannte Vernichtungsschmerz. Darunter wird ein extrem starker, plötzlich einsetzender Schmerz in Brust und Nacken bzw. Bauch und Rücken verstanden. Der Ort der Schmerzen hängt von der Lokalisation des Einrisses der Aortenwand ab (Bauchaorta oder Brustaorta).

Befindet sich die Dissektion an einer Stelle der Aorta, von der ein kleineres Gefäß zu einem anderen Organ oder z. B. den Armen abgeht, kann es in den entsprechenden Gebieten durch die Unterversorgung zu Taubheitsgefühlen kommen. Durch die Unterversorgung kommt es schließlich zum Absterben der betroffenen Organe und Körperareale.

Durch den Blutverlust kann es zu einem niedrigen Blutdruck (Hypotonie) und in Folge dessen einem beschleunigten Herzschlag (Tachykardie) kommen.

Achtung!
Befindet sich die Aufspaltung der Aortenwand weit oben im Brustbereich vor den Abgängen der Gefäße, die das Herz versorgen (sog. Koronararterien), kann es zu einem Herzinfarkt kommen. Dieses wird dann nämlich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Wer ist betroffen?

Grundsätzlich sind Männer etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung tritt meist jenseits des 50. Lebensjahres auf.

Eine Ausnahme bilden Menschen mit angeborenen Erkrankungen des Bindegewebes. Hier wird ein Häufigkeitsgipfel um das 30. Lebensjahr beobachtet.

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Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Welche Beschwerden bestehen? Seit wann bestehen diese? Gibt es Vorerkrankungen?

Um die Diagnose abzusichern, wird eine Computertomographie mit Kontrastmittel durchgeführt. Hier lässt sich eine Aufspaltung der Aortenwand darstellen und in Größe und Ausdehnung beurteilen.

Außerdem können eine Laboruntersuchung, eine Echokardiographie, eine Magnetresonanztomographie (MRT), eine Ultraschalluntersuchung oder eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs durchgeführt werden.

Fakten-Box
Aortendissektion
Männer: Frauen 3:1
> 50. Lebensjahr, außer bei angeborenen Bindegewebserkrankungen um 30. Lebensjahr
Symptome

  • Plötzlich einsetzende, extreme Schmerzen in Brust und/oder Bauch
  • Vernichtungsschmerz
  • Niedriger Blutdruck
  • Beschleunigter Herzschlag

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Tritt eine akute Aortendissektion auf, beginnt der behandelnde Arzt zunächst mit direkt durchführbaren Allgemeinmaßnahmen: Dazu zählt neben der Schmerzmedikation auch die Senkung des Blutdrucks.

Die weitere Behandlung richtet sich nach der Art und Lokalisation der Aortendissektion. Die Therapie ist also davon abhängig, wo genau der Einriss der Aorta liegt. Dabei wird zwischen zwei Typen unterschieden:

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  • Ist der Teil der Aorta betroffen, der unmittelbar an der Verbindung zum Herzen angrenzt, ist immer eine Operation notwendig, da sonst ein hohes Sterberisiko besteht.
  • Ist der ans Herz angrenzende Teil nicht betroffen, sondern erst der Anteil jenseits des Aortenbogens, wird in der Regel nicht operiert, sondern zunächst abgewartet und regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Das Risiko bei einer Operation zu versterben, wäre in diesem Fall höher als ein möglicher Nutzen. Erst wenn Komplikationen auftreten, wird ein Eingriff in Erwägung gezogen.

Umfrage: Hat ein Arzt bei Ihnen eine Aortendissektion festgestellt? Welche Symptome traten bei Ihnen auf (Mehrfachnennung möglich)? Mit Ihren Antworten helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.

Wie verläuft die Operation?

Bei der Operation einer Aortendissektion wird eine Kunststoffprothese eingesetzt. Das ist einfach gesagt ein Plastikrohr, das an der Stelle, an der sich der Einriss befindet, eingesetzt wird. Durch dieses Kunststoffrohr kann das Blut an dem Defekt vorbeifließen.

Exkurs: Klassifikation der Aortendissektion nach Stanford
Zur Einteilung der Aortendissektion wird in der Medizin die Klassifikation nach Stanford verwendet. Diese gliedert die Aortendissektion in zwei Typen, wie oben beschrieben:

  • Stanford Typ A: Der an das Herz angeschlossene Teil der Aorta ist betroffen. Die Ausdehnung in der Länge spielt keine Rolle. Hier wird operiert.
  • Stanford Typ B: Die Aorta ist im Anschluss an den Aortenbogen betroffen. Dieser Teil liegt im unteren Brustkorb. Das Risiko, bei einer Operation zu versterben, ist zu groß, daher wird abgewartet und kontrolliert.

Zur Erinnerung: die Aorta entspringt an der Oberseite des Herzens, macht dann einen Bogen (sog. Aortenbogen) und verläuft im Brustkorb Richtung Bauch und Becken.

Alternativen zur Operation

Besonders bei der Aortendissektion vom Typ B, der erst einmal nicht operiert wird (Stanford B), kann das Einsetzen eines Aortenstents in Erwägung gezogen werden. Dieser Vorgang erfolgt ohne Operation durch das Einführen eines Stents über die Gefäße. Der Stent ist ein kleines Röhrchen, das zur Stabilisierung des Gefäßes eingesetzt werden kann. Hierfür kann bspw. über die Leiste eine der Beckenarterien genutzt werden, von wo aus der Stent über eine Führungshülse bis in die Aorta vorgeschoben wird. Das Vorgehen ähnelt dem einer Herzkatheteruntersuchung.

Mehr Informationen zu tödlichen Erkrankungen in diesen Videos

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die eine hohe Sterblichkeitsrate besitzen. In diesem Video erklärt Dr. Tobias Weigl die Gefahren einer Thrombose, die bspw. zu einer Lungenembolie führen kann.

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Auch ein Herzinfarkt führt in vielen Fällen zu einem plötzlichen Tod. In Deutschland erleiden rund 300.000 Menschen pro Jahr einen Infarkt. Dr. Tobias Weigl im Interview zum Thema.

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Häufige Patientenfragen

Muss ich bei einer Aortendissektion operiert werden?

Dr. T. Weigl
Das Vorgehen bei der Behandlung hängt vom Ort des Einrisses ab. Ist die Aortenwand unmittelbar hinter dem Herzen betroffen, wird in der Regel immer operiert. Ist aber die Aorta, die abwärts durch den Brustkorb zu Bauch und Becken verläuft, betroffen, wird eine Therapie durch Allgemeinmaßnahmen und regelmäßigen Kontrollen vorgezogen, da das Risiko, bei einer Operation zu versterben, zu groß wäre.

Woran erkenne ich eine Aortendissektion?

Dr. T. Weigl
Kennzeichnend ist der plötzlich einsetzende, extreme Schmerz, der auch als Vernichtungsschmerz bezeichnet wird. Dieser kann in Brust oder Bauch auftreten, je nach Ort des Einrisses. Bei diesen starken Schmerzen in der Brust sind allerdings immer auch andere Erkrankungen, wie zum Beispiel ein Herzinfarkt, abzuklären. Die Zusammenschau aller Untersuchungsbefunde und der Krankengeschichte sind für die richtige Diagnose entscheidend.

Muss man eine Aortendissektion behandeln?

Ja, eine Aortendissektion muss unbedingt behandelt werden. Bleibt sie unerkannt oder wird nicht behandelt, liegt die Sterblichkeitsrate bei nahezu 100 Prozent. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Lage des Einrisses.

Im Krankenhaus untersucht der Arzt Miriams Großvater in der Notaufnahme gründlich. Er veranlasst eine Computertomographie. Dabei wird ein Einriss der Aorta festgestellt, eine sog. Aortendissektion. Miriams Großvater wird noch am selben Tag operiert und bekommt eine Kunststoffprothese in die Aorta eingesetzt. Während er sich im Krankenbett von der Operation erholt, nimmt er sich fest vor, endlich abzunehmen und besser auf seine Gesundheit zu achten.

Haben auch Sie Erfahrungen mit einer Aortendissektion? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur

Redaktion: Christine Pepersack

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Doris Henne-Bruns: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, 2012, 4. Auflage
  • M. Müller: Chirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste Breisach, 2014/15, 12. Auflage
  • Herold et al.: Innere Medizin. Eigenverlag, 2013
  • Weigand et al.: „Management of Patients With Aortic Dissection“, in Deutsche Ärzteblatt Online. Band 105, Nummer 38, 2008, doi: 10.3238/arztebl.2008.0639 (abgerufen am 06.06.2018)
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