Es hat einen Grund, dass Antibiotika nur streng verschrieben werden. Denn die Resistenzen der Bakterien gegen Keime nehmen zu, immer weniger Antibiotika stehen dann zur Behandlung zur Auswahl. Die multiresistenten Keime stellen ein großes Problem dar, wenn sie sich verbreiten. Forscher der Universität Bonn haben in einer jüngst unternommenen Analyse herausgefunden:
Was sagt die Studie genau?
Die hier vorgestellten Ergebnisse entstammen einer Untersuchung von Forschern der Universität Bonn, die ihre Erkenntnisse zu den multiresistenten Keimen im September 2019 in der Fachzeitschrift Applied and Environmental Microbiology veröffentlichten.
Grund für ihre Untersuchung waren Vorkommnisse zwischen April 2012 und Mai 2013 – in diesem Zeitraum konnten bei 13 Neugeborenen in einem deutschen Kinderkrankenhaus Besiedlungen mit dem Bakterium Klebsiella oxytoca festgestellt werden. Diese können beim Menschen – vorwiegend bei immungeschwächten Personen – Infektionen auslösen und so bspw. eine Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Durchfall oder gar eine Blutvergiftung hervorrufen.
Auf die Bakterien aufmerksam geworden ist man ursprünglich im Rahmen einer standardmäßigen Hygienetestung, bei der neue Patienten oder jene, die als Risikogruppe gelten (z. B. Mütter, Kinder sowie Neugeborene) untersucht worden sind, um damit allgemein multiresistenten Bakterien entgegenzuwirken.
Gegen diese Keime halfen Antibiotika kaum bis gar nicht. Sie siedelten auf weitere Neugeborene über und auch andere Hygienemaßnahmen blieben nutzlos, sodass letztlich das Universitätsklinikum bzw. genauer dessen Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit hinzugezogen worden war.
Studiendesign – Proben und Vergleiche der für die Infektion verantwortlichen Bakterien
- Ziel: Die Quelle sowie die Verbreitungswege des Erregers ausmachen.
- Die Forscher haben mehrere Umgebungsproben genommen, aus dem Personal- und Patientenbereich sowie weiteren Orten, bei denen sie ein erhöhtes Risiko vermuteten.
- Die Proben wurden letztlich mit den Proben der Neugeborenen verglichen.
- Bei der Untersuchung des Keims konnten die Forscher zunächst feststellen, dass dieser neu- bzw. einzigartig war. Das erleichterte die Suche nach dem Verbreitungsweg.
Ergebnisse – Infektion nach Übertragung durch Socken und Mützen
- Die Erreger wurden nicht von den Eltern oder vom Personal übertragen.
- Man konnte den Erreger letztlich an einer im Keller befindlichen Waschmaschine nachweisen.
- Die Waschmaschine, mit der handgestrickte Socken und Mützen der Kinder gewaschen wurden, konnte eindeutig mit dem Bakterium vom Typ Klebsiella oxytoca in Verbindung gebracht werden, und zwar sowohl am Türgummi als auch im Spülfach.
- Die Bakterien haben sich also über die Wäsche verbreitet.
- Nachdem die Waschmaschine entfernt worden war, kam es nicht mehr zu Neu-Infektionen.
- So konnte erstmals nachgewiesen werden, dass sich Keime, die gegen Antibiotika, resistent sind, durch eine Waschmaschine auf den Menschen übertragen können.
Krankenhäuser haben in der Regel Waschmaschinen, bei denen unter hohen Temperaturen und unter Einsatz von Desinfektionsmittel Wäsche entsprechend hygienisch aufbereitet wird. In diesem Fall kam allerdings eine ganz normale Waschmaschine zum Einsatz.
Implikationen – Infektion vorbeugen
- Der hier nachgewiesene Übertragungsweg sei besonders bedenklich, wenn man in Betracht zieht, dass immer mehr Wäsche bei unter 60° C gewaschen würde.
- Man schone damit zwar die Umwelt, was an sich positiv sei, allerdings bestehe dadurch auch vor allem in Haushalten mit pflegebedürftigen Personen, die ggf. offene Wunden oder einen Blasenkatheter haben, eine erhöhte Ansteckungsgefahr.
- Gleiches gilt für junge Menschen mit einer Verletzung oder Infektion. In derlei Fällen sollte man einen Waschgang bei 60° C anstreben.
- Diesen weiteren möglichen Übertragungsweg wollen die Forscher jetzt in einer weiteren Studie untersuchen.
- Außerdem spielen die Ergebnisse eine wichtige Rolle in Hinblick auf mögliche Krankenhausinfektionen und deren Vermeidung.
Einschätzung
Das sind sehr wichtige Ergebnisse, die dabei helfen können, die Sicherheit von Patienten und Personal im Krankenhaus weiter zu gewährleisten. Gerade im Gesundheitssektor ist es wichtig, über alle möglichen Gefahren aufgeklärt zu sein, da diese mit teils schweren Folgen einhergehen können. Je mehr man über die Übertragungswege der Erreger weiß, desto besser lässt sich letztlich einer nosokomial Infektion vorbeugen. Dabei handelt es sich um eine Infektion, die sich im Rahmen medizinischer Maßnahmen ergeben, bspw. in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen.
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Mit unserer Arbeit wollen wir über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aufklären und Ihnen diese auf verständliche Weise vermitteln. Wir bilden damit nicht die Forschung in einem meist viel umfassenderen Themenbereich ab.
Wichtig: Derlei Studien bilden immer nur einen kleinen Auszug aus der tatsächlichen Forschungsarbeit im jeweiligen Arbeitsbereich und oft ist die Datenlage nicht eindeutig, sodass teilweise gar konträre Ergebnisse zutage gefördert werden.
Haben Sie Fragen zur Studie, zu Antibiotika oder zur Verbreitung multiresistenter Erreger? Wenden Sie sich damit gerne unten im Kommentarbereich an uns und tauschen Sie sich auch mit anderen Lesern aus!
Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Veröffentlicht: 03.10.2019
Quellen
- Ricarda M. Schmithausen u. a. (2019): The washing machine as a reservoir for transmission of extended spectrum beta-lactamase (CTX-M-15)-producing Klebsiella oxytoca ST201 in newborns. In: Applied and Environmental Microbiology, 27. September 2019.
- Robert Koch Institut (2016): Nosokomiale Ausbrüche. In: rki.de.
4 Antworten
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