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Die Schweinegrippe – Symptome & Therapie: Was tun?

2009/2010 ereignete sich eine Pandemie, das Influenzavirus A (H1N1) verbreite die Schweinegrippe weltweit. Deutschland kam verhältnismäßig milde davon. Nichtsdestoweniger ist es noch immer ratsam, bei ersten Anzeichen seinen Hausarzt zu konsultieren.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Am 25. April rief die Weltgesundheitsorganisation ein „internationales Ereignis mit Bedrohung der öffentlichen Gesundheit“ aus. Wenige Tage zuvor wurde erstmals über die Isolierung neuer Influenza-A-Viren von zwei kalifornischen Patienten berichtet. Die sogenannte Schweinegrippe wird durch das pandemische Influenzavirus A (H1N1) ausgelöst, eine neue Variante des bekannten Grippeerregers. Ebendiese Variante erhielt ihren Namen, da sie anfangs vor allem unter Schweinen zirkulierte. Allerdings erfolgt eine Übertragung mittlerweile hauptsächlich von Mensch zu Mensch. Da es sich hierbei um eine relativ neue Variante von Virus handelt, sind, anders als bei der ‚normalen‘ Grippe, auch diejenigen in einem Alter von 15–59 Jahren schwerer betroffen. Die Grippewelle dauerte in Deutschland von der 42. Kalenderwoche 2009 bis zur 2. Kalenderwoche 2010. Der damals verabreichte Impfstoff steht im Verdacht, bis heute für zahlreiche Narkolepsie-Erkrankungen (Schlafkrankheit) verantwortlich zu sein.

Claudia hat in den Nachrichten schon von der ominösen Schweinegrippe gehört, die derzeit in aller Munde ist und den Planeten heimsucht. Und macht sich dementsprechend Sorgen, da sie heute Morgen für sie ungewöhnliche Hitze empfindet und Kopfschmerzen hat. Das ein oder andere Husten hat sie sich bisher verkniffen, aber es heißt ja, dass man bei dieser neuen Grippe besser spät als nie handelt …

Was ist die Schweinegrippe

Und damit hat Claudia Recht. Denn ein Merkmal im Zusammenhang mit dieser neuen Virus-Variante des bekannten Grippeerregers Influenza A besteht darin, dass weniger Menschen als sonst eine Immunität aufweisen, die sie sonst vor einer Ansteckung bewahrt. Somit laufen auch die bei einer ‚normalen‘ Grippe ansonsten als Nicht-Risikogruppe eingestuften 15–59-Jährigen Gefahr, sich mit der Schweinegrippe zu infizieren.
 
Warum das so ist? Vermutlich liegt es daran, dass ebendiese Gruppe bisher nicht ausreichend Chancen hatte, eine Immunität gegen den hier verantwortlichen Virusstamm H1N1 aufzubauen, da es sich bei diesem um eine verhältnismäßig neue Variante handelt. Eine solche Immunität entsteht dann, wenn der Körper bereits mit den Erregern in Kontakt war und diese bekämpf hat. Dieser Effekt kann auf natürlichem Wege eintreten oder durch eine Impfung forciert werden. Es ist also möglich, dass die hier beschriebene Gruppe
mittleren Alters bspw. schlechter gegen den Virus geschützt ist als ältere Menschen, die möglicherweise bereits mit einer ähnlichen Virus-Variante in Kontakt gekommen sind.
 
Die Neue Grippe, umgangssprachlich Schweinegrippe, wird ausgelöst durch das pandemische (sich über mehrere Länder oder Landstriche ausbreitend, von gr. pandemios ‚das ganze Volk umfassend‘) Influenzavirus A (H1N1). Sie unterschied sich vor allem ob ihrer Neuartigkeit von der regulären Grippe. Die Unterschiede zur normalen Influenza sind im Folgenden aufgeführt:

  • Im Gegensatz zur regulären saisonalen Influenza stand für die Schweinegrippe 2009 noch kein Grippe-Impfstoff zur Verfügung, da die Entwicklung der neuen Variante noch nicht absehbar war.
  • Schwere Verläufe sowie Todesfälle ergaben sich vor allem bei jüngeren Menschen. Im Rahmen der normalen Influenza-Saison ereignen sich tödliche Verläufe vor allem bei Patienten über 60. Überdies wies ein Fünftel der Todesfälle keinerlei Grunderkrankung auf. In der Regel liegen im Rahmen der Todesfälle fast immer Grunderkrankungen vor.
  • Häufig wurden die Todesfälle bei der Schweinegrippe durch virale Lungenentzündungen verursacht. Bei einer normalen Influenza ergeben sich zwar auch Lungenentzündungen mit Todesfolge, allerdings eher im Rahmen einer bakteriellen Folgeinfektion. Untersuchungen haben ergeben, dass das pandemische Virus Influenza A (H1N1) besser an Lungenzellen bindet als saisonale Influenzaviren. Schätzungen zufolge kam es im Rahmen der Pandemie in Deutschland zu 350 Todesfällen. Dabei auffällig: Drei Viertel dieser Fälle waren jünger als 60. Bei einer normalen Influenzawelle ist ein etwa gleich großer Anteil über 60 Jahre alt.
  • Es existierte keine bzw. eine nur limitierte Immunität in der Bevölkerung.
  • Das Virus hat sich vor allem zu Beginn außerhalb der regulären Grippe-Saison (Januar bis März/April) verbreitet. Es startete seine Ausbreitung bereits im Oktober/November 2009.
  • Es kam zu mehr Infektionen als bei einer üblichen Grippewelle, da das neue Virus ansteckender war als das saisonale Influenza-Virus.
Exkurs: Bezeichnung der Grippeviren
Generell wird unterschieden zwischen dem Influenza-A-Virus, Influenza-B-Virus und dem Influenza-C-Virus. Wenn man von ‚der Influenza‘ spricht, ist in der Regel der Influenza-A-Virus benannt. Dieser kommt bei Menschen und bei einigen Säugetieren (besonders Hund, Pferd und Schwein) sowie Vögeln vor.
 
Beim Influenza-A-Virus erfolgt die Einteilung in sog. Subtypen (Unterarten) anhand zweier Virusmerkmale, die auf der Oberfläche von jedem Virus zu finden sind, die sog. Oberflächenantigene: Hämagglutinin (H) und Neuraminidas (N). Aus den entsprechenden Merkmalen (H1-H18, sowie N1-N11) wird dann die Bezeichnung zusammengesetzt. Für Epidemien besonders relevant sind H1, H2, H3, H5 und N1, N2, N7. Durch bestimmte Vorgänge (sog. Antigenshift) können die Influenzaviren neue Subtypen ausbilden.
 
Die Schweinegrippe trägt die Bezeichnung H1N1.

Wie entstehen Pandemieviren?

Pandemieviren wie das für die Schweinegrippe verantwortliche Influenzavirus A (H1N1) können auf zwei Wegen entstehen.
 
Zum einen kann sich ein Virus, das in der menschlichen Bevölkerung nicht vorkommt, bspw. ein Vogel-Influenzavirus, genetisch so stark verändern, dass er Menschen nicht nur krank, sondern auch ansteckend für andere Menschen machen kann.
 
Zum anderen können Influenzaviren unterschiedlicher Subtypen zur gleichen Zeit eine Zelle infizieren, sodass die daraus entstehenden Viren Eigenschaften und Bestandteile der Ursprungsviren enthalten (sog. ‚Reassortment‘). Es ist wahrscheinlich, dass ein solches Reassortment zur Entstehung der Schweinegrippe 2009 beigetragen hat, denn es weist genetische Abschnitte auf, die sowohl bei Vögeln und Schweinen als auch bei dem Menschen vorkommen. Unter Schweinen zirkulierten in den USA schon länger ähnliche H1N1-Viren, die bereits Gene beinhalteten, die bei Influenzaviren von Vögeln, Menschen und Schweinen vorkommen. Diese infizierten aber nur sehr selten Menschen und eine Übertragung von Mensch zu Mensch fand nur in Ausnahmefällen statt. Das letztendlich pandemische Virus enthielt zusätzlich zwei Gene, die der Wissenschaft bereits aus Schweinen aus Europa und Asien bekannt waren. Schweine können sich mit Vogel-,
Mensch- und Schweineinfluenzaviren anstecken, weshalb sie als klassische Mischgefäße für Viren gelten.

Wie übertragen sich die Viren?

Dies geschieht auf zwei Wegen. Zum einen gibt es den Übertragungsweg der sogenannten Tröpfcheninfektion, bei der Krankheitserreger, die sich im Rachenraum oder im Atmungstrakt befinden, über das Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft gelangen und so von anderen Menschen aufgenommen werden.
 
Der zweite Übertragungsweg ist die sogenannte Kontaktinfektion, vielleicht besser bekannt als Schmierinfektion. Dabei werden Erreger bspw. bei Körperkontakt zwischen Mensch und Mensch übertragen. Jemand, der sich in die Hand niest und dann jemand anderem diese Hand zum Händedruck reicht, ermöglicht es den eigenen Erregern, ihren Weg in Nase, Mund oder Augen und in der Folge in den Körper des anderen zu finden. Des Weiteren sind öffentliche Gegenstände wie Haltegriffe in Bus und Bahn, Treppengeländer oder Türgriffe für die Übertragung von Erregern verantwortlich.

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Gut zu wissen!
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind die Hände die häufigsten Überträger von Krankheitserregern! Achten Sie darauf, ihre Hände stets zu reinigen, wenn Sie sich die Nase putzen oder die Toilette benutzen. Denn dies unterbricht den Übertragungsweg, auf dem Sie Erreger weitergeben können!

Die Symptome: Welche Beschwerden treten bei einer Schweinegrippe auf?

Grundsätzlich ähneln die Symptome der Schweinegrippe denen einer normalen Grippe, die saisonal vor allem in den deutschen Wintermonaten vorkommt. Die Beschwerden treten innerhalb von ein bis spätestens vier Tagen auf. Es kommt zu hohem Fieber, mitunter plötzlich, sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Außerdem kann die Schweinegrippe eine verstopfte oder laufende Nase (sog. ‚Rhinorrhoe‘) und Husten zur Folge haben.
 
Des Weiteren stellt sich ein allgemeines Krankheitsgefühl ein und es kann zu Hals- und Muskelschmerzen (sog. ‚Myalgie‘) sowie Appetitlosigkeit kommen. Auch Erbrechen und Durchfall können sich zu den bereits genannten Beschwerden gesellen und sind charakteristisch für die Schweinegrippe.
 

Wichtig!
Ein Teil der Erkrankten wies kein Fieber auf.

Wer ist am ehesten betroffen?

Da sich das Influenzavirus A (H1N1) weltweit auf Bevölkerungen auswirkte, spricht man in diesem Zusammenhang von einer Pandemie. Diese Pandemie forderte laut Weltgesundheitsorganisation 18.500 Todesopfer. Eine in dem Forschungsmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlichte Studie kommt auf eine davon gänzlich abweichende Anzahl Todesopfer. Unter Einbeziehung von Afrika und Asien schätzen die US-Forscher, dass sich weltweit zwischen 151.700 und 575.400 Todesfälle infolge einer Infektion mit Influenza A (H1N1) ergaben. Diesen Schätzungen zugrunde liegt ein komplexes Rechenmodell, das unterschiedliche Pro-Kopf-Einkommen sowie Altersgruppen miteinbezieht.
 
Im Raum Deutschland kam es Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge zu etwa 350 durch das Influenzavirus A (H1N1) verursachten Todesfällen.

Gut zu wissen!
Auch infolge einer regulären saisonalen Grippe sterben jährlich zwischen 250.000 und 500.000 Menschen. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass sich Influenzaviren ständig weiterentwickeln und jedes Jahr ein neuer Stamm umgeht.

Zu den Risikogruppen, also denjenigen, die einen schweren Krankheitserlauf zu erwarten haben, der Schweinegrippe gehören insbesondere Menschen mit chronischen Grunderkrankungen, bspw. Asthma oder Diabetes mellitus, Menschen mit geschwächtem Immunsystem sowie Schwangere. Überdies sind von der Schweinegrippe weitaus mehr jüngere Patienten im Alter von 15–59 Jahren betroffen als bei der normalen Grippe.

 

Waren Sie schon einmal von Schweinegrippe betroffen? Unter welchen Beschwerden litten Sie? (Mehrfachnennungen möglich). Auf diese Weise helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome richtig einschätzen zu können.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Im Anamnesegespräch zwischen Arzt und Patient erfragt der Arzt zunächst die Symptome und kann anhand der typischen Beschwerden (allgemeines Krankheitsgefühl, verstopfte Nase) in Kombination mit den charakteristischen Beschwerden (Erbrechen, Durchfall) bereits einen Verdacht formulieren.
 
Das Influenzavirus A (H1N1) lässt sich aber nur mittels Laboruntersuchung sicher feststellen. Dazu eignet sich vor allem die sogenannte PCR-Methode, deren Ergebnisse in der Regel innerhalb von 1–2 Tagen vorliegen. Auch ein Schnelltest kann Aufschluss über die Erkrankung geben. Allerdings ist dieser nicht sensibel genug und liefert zum Teil falsche Ergebnisse.

Fakten-Box
Neue Grippe – Die ‚Schweinegrippe‘

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  • Die große Schweinegrippewelle hat sich 2009/2010 ereignet
  • Weltweit kam es infolge der Schweinegrippe zu 151.700–575.400 Todesfällen
  • Deutschlandweit kam es zu etwa 350 pandemiebedingten Todesfällen

Symptome

  • Fieber
  • Kopf– und Gliederschmerzen
  • Verstopfte und/oder laufende Nase
  • Husten
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Appetitlosigkeit
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Die Therapie der Schweinegrippe orientiert sich, genau wie die der echten Grippe, vor allem an den vorliegenden Beschwerden und verläuft daher symptomatisch. Schmerzen können mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder ASS, besser bekannt als Aspirin®, behandelt werden. Kommt es zu einer bakteriellen Superinfektion, hat der virale Infekt also eine bakterielle Infektion verursacht, ist die Anwendung eines Antibiotikums vonnöten.
 
Überdies kommen auch die sogenannten Neuraminidase-Hemmer zum Einsatz. Dabei werden vor allem die Arzneistoffe Oseltamivir mit dem Handelsnamen Tamiflu® oder Zanamivir mit dem Handelsnamen Relenza® verwendet. Bei diesen handelt sich um verschreibungspflichtige Medikamente, die spätestens zwei Tage nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden müssen, da eine Wirkung sonst ausbleibt. Diese Medikamente verhindern die Neubildung von Viren und machen diese nicht resistent gegen den jeweiligen Wirkstoff.

Exkurs: Was ist Paracetamol?

Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl erklärt in diesem Video die Einsatzgebiete von Paracetamol und weist auf Wirkungen sowie Nebenwirkungen hin.

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Achtung!
Sollte sich bei Ihnen eine Schweinegrippe andeuten, sollten Sie darauf achten, nicht noch mehr Leute anzustecken. Das Robert-Koch-Institut riet im Rahmen der Pandemie 2009/2010 dazu, bei Verdacht auf die Erkrankung zu Hause zu bleiben, vor allem, wenn man in Gemeinschaftseinrichtungen arbeitet, die aufgrund der erhöhten Menschenansammlung ein großes Ansteckungspotenzial bieten. Des Weiteren wurde dazu geraten, den Hausarzt telefonisch zu konsultieren, ihm die genauen Symptome zu schildern und in diesem Gespräch gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.

Vorbeugung

Das Risiko einer Ansteckung mit Schweinegrippe kann durch einige simple Verhaltensregeln gesenkt werden:

  • Waschen Sie sich ihre Hände mehrmals täglich und halten Sie diese fern von Ihrem Gesicht.
  • Husten und Niesen Sie richtig! Wahren Sie dabei den Abstand zu anderen Personen und husten Sie in die Ellenbeuge oder niesen Sie in ein Einmaltaschentuch, nicht in die Hände.
  • Achten Sie auf erste Anzeichen der Erkrankung.
  • Bleiben Sie bei Krankheit zu Hause.
  • Nehmen Sie sich Zeit, um die Krankheit auszukurieren.
  • Verzichten Sie, vor allem im Krankheitsfall, auf körperlichen Kontakt in Form von Küssen, Streicheln, Umarmen usw.
  • Lüften Sie regelmäßig geschlossene Räume, sodass sich die Anzahl der Viren verringert.
  • Reinigen Sie regelmäßig Oberflächen im Haushalt.

Impfung

Natürlich steht auch für die Schweinegrippe ein Impfstoff zur Verfügung. Dieser wird besonders jenen empfohlen, die den Risikogruppen angehören. Eine Impfung kann bereits ab einem Alter von einem halben Jahr vorgenommen werden und empfiehlt sich vor allem für Beschäftigte im Gesundheitsdienst, Personen mit gesundheitlichen Vorerkrankungen und Schwangere.

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Gut zu wissen!
Der Impfstoff gegen die Schweinegrippe ersetzt nicht die Impfung gegen eine reguläre saisonale Grippe.

Anfangs haben sich im Rahmen der Impfung lediglich klassische Nebenwirkungen eingestellt. Dazu gehörten:

  • Reizungen an der Einstichstelle
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen

Derlei Symptome signalisieren in der Regel aber nur, dass das Immunsystem mit der Arbeit beginnt.

Gut zu wissen!
Bei Menschen mit Übergewicht zeigt eine Grippe-Impfung nur eine verringerte Wirkung. Dies ist zuerst im Rahmen der Schweinegrippe aufgefallen. Forscher am St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis/Tennessee vermuten jetzt, nach einigen Tests, die keinen eindeutigen Zusammenhang erkennen lassen, dass Übergewicht das Immunsystem auf eine bisher unerforschte Weise beeinflusst. An Bedeutung gewinnt diese Erkenntnis dadurch, dass es weltweit immer mehr adipöse Menschen gibt. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge ist jeder zehnte Erwachsene adipös.

Im Verlauf der Zeit aber haben sich Unterschiede und zum Teil schwere Folgen bzgl. der verwendeten Einzelimpfstoffe ergeben. Nachdem die skandinavischen Behörden im Rahmen der Schweinegrippe-Pandemie vorbildlich handelten und den von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassenen Impfstoff Pandemrix einkauften und an alle Kinder und Jugendlichen verimpfte, kam es etwa ein Jahr später sowohl in Schweden als auch in Finnland, Norwegen und Irland vermehrt zu Berichten über Neuerkrankungen mit der Schlafkrankheit (sog. ‚Narkolepsie‘) unter den Geimpften. Bis Januar 2015 sind dahingehend 1.300 Fälle bekannt geworden, auch aus Deutschland.
 
Im Rahmen von Studien konnte dem Impfstoff Pandemrix die Bildung von Antikörpern nachgewiesen werden, die sich zwar gegen das Virus Influenza A (H1N1) wenden, leider aber auch Bestandteile des menschlichen Organismus’ angreifen. 17 von 20 finnischen Patienten, die mit Pandemrix geimpft worden sind und an einer Narkolepsie erkrankten, wiesen auch ebendiese Antikörper gegen den menschlichen Organismus auf.

Interessant!
Eine damals 12-Jährige, die die Warnungen bzgl. der Schweinegrippe ernst genommen und sich impfen lassen hat und nachträglich an Narkolepsie erkrankte, bekam im April 2018 vom Sozialgericht Koblenz eine Versorgungsrente in Höhe von 326 Euro pro Monat zugesprochen.

Häufige Patientenfragen

Wie erfolgt die Ansteckung mit Schweinegrippe und wie lange bin ich ansteckend?

Dr. T. Weigl
In der Regel erfolgt eine Infektion über Tröpfchen, die durch Reden, Husten oder Niesen in die Atemwege anderer gelangen, oder über Kontakt, wenn sich also Erreger auf Oberflächen befinden, die Sie mit den Händen berühren, mit denen Sie sich bspw. auch die Augen reiben oder die Nase kratzen. Personen scheiden bereits Viren aus, bevor die ersten Symptome auftreten und sind im Normalfall eine Woche lang ansteckend.

Was ist eine Pandemie?

Dr. T. Weigl
Bei einer Pandemie handelt es sich um eine weltweite Epidemie. Im Rahmen einer Influenzapandemie bezieht sich dies vor allem auf ein neuartiges Virus, das schwere Erkrankungen hervorrufen und sich leicht von Mensch zu Mensch übertragen lassen kann. Diese Neuartigkeit ist gefährlich, da diese Art Virus lange Zeit nicht in der Bevölkerung vorkam und die Immunsysteme Einzelner daher weder vorbereitet noch geschützt sind.

„Für eine Impfung ist es jetzt wohl erstmal zu spät“, fasst Claudia ihrer Freundin Sophie gegenüber das Gespräch mit ihrem Arzt zusammen. „Schweinegrippe hört sich so eklig an“, sagt Sophia, woraufhin Claudia schnippisch entgegnet: „Dann sei froh, dass ich dich gerade nur anrufe und nicht bei dir vorbeigeschaut habe!“ Mit der Diagnose Schweinegrippe lässt sich aber ganz gut leben. Da Claudia die ersten Anzeichen früh wahr- und ernstgenommen hat, kann sie bei der Behandlung auf Grippemittel zurückgreifen. Und ihre anderen Beschwerden hält sie mit Ibuprofen in Schach. Ein Antibiotikum sei laut Arzt erstmal nicht nötig.

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Haben auch Sie Erfahrungen mit der Schweinegrippe gemacht? Möchten Sie sich bei uns weiter über das Thema erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich mit anderen auszutauschen!
 
Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
 
Autoren: Tobias Möller und Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Claudia Scheur
Veröffentlicht: 04.08.2018

Quellen

  • Bundesministerium für Gesundheit (2009): Impfung gegen die Neue Grippe („Schweinegrippe“)
  • Bundesministerium für Gesundheit (2009): Was Sie über die Neue Grippe („Schweinegrippe“) wissen müssen.
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Händewaschen.
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Schmierinfektion.
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Tröpfcheninfektion.
  • dpa/aerzteblatt.de (2018): Versorgungsrente wegen Schlafkrankheit nach Impfung.
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (2016): Grippe trifft besonders Menschen mittleren Alters.
  • lungeninformationsdient.de: Schweinegrippe.
  • rme/aerzteblatt.de (2015): Grippeimpfung: Wie Pandemrix eine Narkolepsie auslöst.
  • rme/aerzteblatt.de (2016): Warum eine Grippe-Impfung adipöse Menschen weniger gut schützt.
  • Robert-Koch-Institut (2017): Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Influenzapandemie 2009.
  • Robert-Koch-Institut (2010) (Hrsg): Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2009/2010.
  • Robert-Koch-Institut (2010): Epidemiologisches Bulletin 21.
  • Robert-Koch-Institut (2016): Influenzapandemie A (H1N1) 2009 (Schweinegrippe).
  • zeit.de (2012): Studie zählt weit mehr Todesfälle durch Schweinegrippe.
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