Auf einen Blick – Schwangerschaft
Wie verläuft eine Schwangerschaft?
- in den ersten Tagen finden viele Prozesse im Körper der Frau statt
- Anschluss des Embryos an das mütterliche Gefäßsystem an Tag 10–12
- bis zu Woche 8 bilden sich die Organe des Embryos aus
- ab Woche 9 nicht mehr Embryo, sondern Fötus → Organismus reift heran
- Einteilung der gesamten Schwangerschaft in drei Trimester
Was sind erste Anzeichen einer Schwangerschaft?
- unsichere Zeichen (Auszug)
- Ziehen im Unterleib
- Ausbleiben der Menstruation
- empfindliche und gespannte Brüste
- Brustwarzen werden größer und dunkler
- Aversion gegen bestimmte Lebensmittel
- sichere Zeichen
- „Schwangerschaftstest“ (Blut > Urin)
- vaginale Ultraschalluntersuchung
- Dopplersonographie
- Bewegungen des Kindes
- Kardiotokographie
Was sind typische Beschwerden während einer Schwangerschaft (Auszug)?
- Übelkeit & Erbrechen
- Sodbrennen
- Verstopfung
- Unterbauchscherzen
- Rückenschmerzen
- Juckreiz
Was sind Risikofaktoren, die eine Schwangerschaft gefährden (Auszug)?
- erste Schwangerschaft vor dem 18. oder nach dem 35. Lebensjahr
- psychische, soziale oder berufliche Belastung(en)
- Einnahme von Medikamenten oder Drogen
- familiäre Vorbelastungen
- mütterliche Vorerkrankungen
- Anomalien der Gebärmutter
Viele Paare wollen Nachwuchs. Doch ob sich aus dem Liebesakt auch eine Schwangerschaft ergibt, hängt vom weiblichen Zyklus ab. Wenn es mit der Schwangerschaft dann geklappt hat, fängt die Umstellung an – es kommt zu typischen Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, mitunter aber auch Unterbauchschmerzen während der Schwangerschaft, die für viele Mütter ein Warnsignal darstellen.
Im nachfolgenden Artikel widmen wir uns dem Thema Schwangerschaft einmal im Detail und gehen dabei auf alle wichtigen Punkte ein, darunter Entstehung, Verlauf, Symptome sowie die Ermittlung des Entbindungstermins.
Wann kann ich schwanger werden?
Empfängnisbereit ist eine Frau grundsätzlich jeden Monat zum Zeitpunkt des Eisprungs. Die Eizelle ist – sobald sie den Eileiter verlässt – 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig. Da Spermien jedoch bis zu 5 Tage im weiblichen Körper auf eine Eizelle „warten“ können, ergibt sich ein fruchtbares Zeitfenster von 5 Tagen vor bis 2 Tagen nach dem Eisprung.
Wann genau die fruchtbaren Tage jedoch im Laufe des Monats einsetzen, lässt sich nicht exakt voraussagen. Modellhaft vermuten Mediziner den Eisprung am 14. Zyklustag. In der Realität und individuell kann er jedoch schon am 10. oder erst am 14. Tag stattfinden. Zur exakteren Bestimmung des Eisprungs nutzen viele Frauen mit Kinderwunsch daher Ovulationstests oder Temperaturmessmethoden.
„Die Schwangerschaft ist für viele Frauen eine sowohl schöne als auch beschwerliche Zeit. Es ist wichtig, so viel wie möglich über den eigenen Körper sowie das Mutterwerden zu wissen, um eventuelle Risiken ordentlich abschätzen zu… Share on XDie Prozesse im Körper – Wie kommt es zur Schwangerschaft?
Im Sinne der Vollständigkeit wollen wir an dieser Stelle einmal auf die Vorgänge im Körper eingehen, die sich ereignen, sobald ein Spermium in den weiblichen Genitaltrakt gelangt ist.
Im Genitaltrakt selbst reift das Spermium zunächst unter dem Einfluss des Hormons Östrogen. In diesem Rahmen wird das Spermium dazu in die Lage versetzt, überhaupt in eine Eizelle eindringen zu können. Der Fachbegriff dafür lautet Kapazitation.
Im nächsten Schritt findet dann die sogenannte Konzeption statt. Das Spermium, das jetzt ausreichend gereift ist, und eine bestimmte Schicht der entsprechenden Eizelle verlieren ihre Zellmembran und das Spermium dringt in die Eizelle ein.
Sodann verschmelzen die Zellkerne der beiden Zellen und bilden am Ende die Zygote, die befruchtete Eizelle. Diesen Vorgang beschreiben Mediziner als Konjugation. Dies alles geschieht bereits an Tag 1, nachdem das Spermium in den Genitaltrakt der Frau gelangt ist.
In dem Zeitraum von Tag 2–5 bildet sich dann die sogenannte Blastozyste. Dazu beginnt die befruchtete Eizelle mit der Zellteilung und wandert entlang des Eileiters in Richtung Gebärmutter.
An Tag 6 findet dann die sogenannte Implantation statt. Die vorher entstandene Blastozyste nistet sich in der Gebärmutter ein. Das kann eine leichte Blutung zur Folge haben, die Mediziner als Nidationsblutung bezeichnen und den Eindruck erwecken kann, es handele sich um eine Regelblutung. Teile der Blastozyste differenzieren sich in der Folge weiter aus.
Embryo und Mutter „verschmelzen“
Von Tag 10–12 findet dann der Anschluss an das mütterliche Gefäßsystem statt und bis zu Woche 8 bilden sich über die Zeit alle Organe des Embryos, und zwar in folgender zeitlicher Abfolge:
- Zentrales Nervensystem
- Herz
- Ohren und Augen
- Arme und Beine
- Zähne und Gaumen
- äußere Genitalien
Letztlich reift ab Woche 9 dann der Organismus des Fötus aus.
Bis zur 8. Woche – also in der Zeit der Organausbildung – spricht man in der Medizin von einem Embryo, ab Woche 9 ist die Bezeichnung Fetus/Fötus korrekt.
Der weitere Verlauf
Mediziner teilen die Schwangerschaft in drei Trimester auf. Diese Phasen orientieren sich an der Entwicklung des Fötus und beinhalten unterschiedliche Risiken für Mutter und Kind. Mit einem SSW-Rechner lässt sich ermitteln, in welcher Phase sich die werdende Mutter befindet.
Das erste Trimester (1. bis 12. Schwangerschaftswoche)
Die ersten drei Monate gelten als kritische Phase einer Schwangerschaft. Bei etwa einem Fünftel aller Frauen kommt es im ersten Trimester zu einer Fehlgeburt. Von der befruchteten Eizelle entwickelt sich der Fötus bis zum Ende des 3. Schwangerschaftsmonats zu einer Größe von 6 cm und einem Gewicht von 15 g. Jetzt sind sämtliche Organe bereits angelegt. Ein Babybauch ist bei der Schwangeren noch nicht zu sehen; allerdings zeigen sich die typischen Symptome wie Morgenübelkeit, schmerzende Brüste und Müdigkeit.
Das zweite Trimester (13. bis 24. Schwangerschaftswoche)
Viele Frauen erleben den Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels als Wohltat, da die Morgenübelkeit jetzt abklingt. Das Ungeborene nimmt in den folgenden Monaten deutlich an Gewicht zu und wiegt zum Ende des 2. Trimesters etwa 500 g bei einer Größe von 30 cm. Bereits in der 20. Schwangerschaftswoche können werdende Mütter die Bewegungen ihres Babys deutlich spüren.
Das dritte Trimester (25. bis 40. Schwangerschaftswoche)
Die Schwangerschaft ist der Mutter jetzt deutlich anzusehen – viele Frauen nehmen im dritten Trimester zwischen 300 und 500 g pro Woche zu. Das Kind öffnet ab der 28. Woche seine Augen und reagiert spürbar auf äußere Einflüsse. Bereits ab der 27. Woche bestehen für das Baby im Falle eine Frühgeburt gute Überlebenschancen. Die Mehrzahl aller Geburten findet jedoch in den 14 Tagen vor und nach dem errechneten Termin statt.
Wie lange dauert eine Schwangerschaft? Wann ist man zu kurz bzw. zu lange schwanger?
Allgemein gibt es in der Medizin zwei Formen zur Angabe, wie lange eine Schwangerschaft bereits andauert. Das wären die Zusätze post menstruationem (kurz: p. m.) und post conceptionem (kurz: p. c.).
Der Zusatz p. m. hinter der Schwangerschaftswoche meint, dass diese auf Grundlage der letzten Menstruation berechnet wurde.
Mit p. c. als Zusatz hingegen findet die Berechnung auf Grundlage der wahrscheinlichen Befruchtung der Eizelle statt. In der Regel sind das etwa 14 Tage nach der letzten Menstruation.
Daraus ergeben sich auch zwei verschiedene Zahlen für die allgemeine Dauer einer Schwangerschaft. Nehmen wir die letzte Menstruation als Berechnungsgrundlage, so ergibt sich für eine normale Schwangerschaft eine Dauer von etwa 40 Wochen. Ist die wahrscheinliche Befruchtung der Eizelle unsere Berechnungsgrundlage, kommen wir auf ungefähr 38 Wochen normale Schwangerschaft.
In Europa ist es eigentlich geläufig, mit p. m. zu rechnen.
Von einer Frühgeburt spricht man dann, wenn die 37. Schwangerschaftswoche noch nicht abgeschlossen ist. Das Gegenteil davon wäre die sogenannte Übertragung, also eine zu späte Geburt. Von einer solchen spricht man, wenn die Geburt nach der abgeschlossenen 42. Schwangerschaftswoche stattfindet.
Wenn hinter der Schwangerschaftswoche keine Angabe steht, ist normalerweise die Zeit nach der letzten Regelblutung, also post menstruationem, gemeint.
Woran erkenne ich eine Schwangerschaft?
Bereits wenn sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterwand einnistet, spüren manche Frauen ein Ziehen im Unterleib, das an Menstruationsbeschwerden erinnert. Dieses Phänomen tritt am 5. bis 6. Tag nach der Empfängnis auf.
Ein weiteres Zeichen ist das Ausbleiben der Menstruation.
80 Prozent aller Schwangeren merken in den ersten Wochen, dass ihre Brüste empfindlicher und gespannter erscheinen. Die Brustwarzen verändern sich mit der Zeit durch eine stärkere Durchblutung; sie werden größer und dunkler.
Plötzliche Aversionen gegen bestimmte Nahrungsmittel und Gerüche gehören ebenso zu den frühen Symptomen einer Schwangerschaft wie Heißhunger und die Lust auf Süßes. Rund 70 Prozent der Schwangeren leiden im ersten Trimester unter morgendlicher Übelkeit.
Bereits in den ersten Schwangerschaftswochen produziert der weibliche Körper vermehrt Progesteron, das die Durchblutung des Unterleibs steigert und die Muskulatur entspannt. Als Folge verspüren viele Schwangere am Tag häufiger als gewohnt Harndrang.
Letztlich ist es auch möglich, dass Schwangere feststellen, dass sich die Schleimhäute am Scheideneingang bläulich, blassblau bis fahl verfärben.
All diese Zeichen gelten aus medizinischer Perspektive aber als unsichere Schwangerschaftszeichen. Als sichere Zeichen hingegen gelten objektive Nachweise für ein gesundes Kind. Diese führen wir im Folgenden auf.
Neue Erkenntnisse zeigen, dass Schwangere mit Naschgelüsten beim Lakritz-Verzehr vorsichtig sein sollten. Das im Süßholzsaft enthaltene Glycyrrhizin setzt die Barriere für das Stresshormon Cortisol im Gehirn des Fötus herab und kann Hirnschäden verursachen. Mehr als 125 g Lakritz pro Woche sollten Schwangere daher nicht konsumieren.
Sichere Schwangerschaftszeichen
Damit eine Schwangerschaft als gesichert gilt, müssen bestimmte Nachweise ermittelt werden, die darauf schließen lassen, dass ein gesundes Kind heranwächst.
Ab der 5. bzw. 6. Schwangerschaftswoche kann dies z. B. im Rahmen einer vaginalen Ultraschalluntersuchung erfolgen. Mit dieser Untersuchung lassen sich bereits Herzaktionen des heranwachsenden Kindes erkennen.
Ab Schwangerschaftswoche 12 lassen sich dann mit einer sogenannten Dopplersonographie auch Herztöne des Fötus nachweisen.
Zwischen Schwangerschaftswoche 18 und 20 können dann schon spürbar Bewegungen des Kindes wahrgenommen werden und ab der 24. Schwangerschaftswoche können mithilfe eines sogenannten Kardiotokographen die Herztöne des Fötus aufgezeichnet werden, um bspw. Tachykardie – zu hohe Herzfrequenz – oder Bradykardie – zu geringe Herzfrequenz – festzustellen.
Letztlich lässt sich auch mit einem „Schwangerschaftstest“ eine Schwangerschaft sicher nachweisen – allerdings nur bei einem Test, bei dem das Blut untersucht wird. Damit lässt sich zwischen dem 6. und 9. Tag nach der Befruchtung eine Schwangerschaft sicher feststellen. Ab dem 14. Tag funktioniert auch der Nachweis über den Urin.
Über den Nutzen und die Sicherheit des frei erhältlichen „Schwangerschaftstest“ können Sie sich in unserem Artikel „Der Schwangerschaftstest – Wie zuverlässig ist er und was sagt er aus?“ informieren.
Wie wird der Entbindungstermin bestimmt?
Der Entbindungstermin kann auf Grundlage mehrerer Berechnungen abgeschätzt, aber nicht eindeutig bestimmt werden. Dazu ist es wichtig, zunächst das Schwangerschaftsalter zu bestimmen. Bei uns in Europa ist es üblich, dafür als Berechnungsgrundlage den letzten Zeitpunkt der Regelblutung zu verwenden. Vor diesem Hintergrund lässt sich ein voraussichtlicher Entbindungstermin dann mit der nach dem Geburtshelfer Franz Karl Joseph Naegele benannten Naegele-Regel bestimmen, die wie folgt lautet:
1. Tag der letzten Regelblutung + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr
Gehen wir also bspw. davon aus, dass der erste Tag der letzten Regelblutung der 4. Januar 2020 war, so ist der voraussichtliche Geburtstermin der 11. Oktober 2020.
Wie ernähre ich mich während der Schwangerschaft am besten?
Grundsätzlich sollte in Bezug auf die Ernährung zunächst der erhöhte Kalorienbedarf der Frau angesprochen werden. Während eine nicht-schwangere Frau etwa 2.000–2.100 kcal täglich zu sich nehmen sollte, steigt diese Empfehlung für die ersten drei Schwangerschaftsmonate schon auf 2.200 kcal. Ab diesem Zeitpunkt – also ab dem 4. Monat – wird zu einer täglichen Kalorienzufuhr von 2.500 kcal geraten.
Abgesehen von der erhöhten Kalorienzufuhr ist aber möglicherweise auch die Zufuhr von zusätzlichen Vitaminen und Spurenelementen notwendig. Im Folgenden erklären wir, welche Substanzen das sind und warum es wichtig ist, diesen bei der Schwangerschaft besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Das Heranreifen des Kindes geht natürlich auch mit einer erhöhten Zellteilung einher. Außerdem werden mehr rote Blutkörperchen gebildet. Dies führt dazu, dass eine werdende Mutter einen erhöhten Bedarf an Folsäure und Vitamin B12 hat. Die möglichen Folgen eines Folsäuremangels sind Fehlbildungen am zentralen Nervensystem des Ungeborenen und eine Unterversorgung mit Vitamin B12 kann zu einer Blutarmut (sog. ‚Anämie‘) bei sowohl Mutter als auch Kind führen.
Die gesteigerte Bildung von roten Blutkörperchen geht auch mit einem erhöhten Bedarf an Eisen einher. Auch hier kann es in der Folge zu einer Blutarmut kommen; tatsächlich ist ein Eisenmangel sogar die häufigste Ursache für eine Blutarmut bei Schwangeren. Eine zusätzliche Folge eines Mangels an Eisen besteht in der sogenannten Plazentainsuffizienz. Dabei ist der Kreislauf und somit der Stoffaustausch zwischen Mutter und Fötus beeinträchtigt.
Des Weiteren haben Schwangere einen erhöhten Grundumsatz von Jod und scheiden außerdem mehr davon aus. Das kann bei Mutter und Kind zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
Zu guter Letzt steigt während der Schwangerschaft auch der Bedarf an Calcium, u. a. dadurch, dass die Knochen des Kindes gebildet werden. Das kann bei der Mutter zu Beschwerden mit den Knochen und Zähnen führen.
Für alle diese Mangelerscheinungen gibt es entsprechende Vorgaben zur Einnahme entsprechender Tabletten o. Ä.
Wie viel sollte ich während der Schwangerschaft zunehmen?
Allgemeine Empfehlungen existieren zwar, aber diese richten sich natürlich nach dem aktuellen Body-Mass-Index (kurz: BMI). Es ist nämlich z. B. wichtig, dass untergewichtige Personen mehr zunehmen als Menschen mit Übergewicht. Die Grundlage für die Berechnung der empfohlenen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft bildet entsprechend der BMI vor der Schwangerschaft.
Wie man den BMI ermittelt? Das geht eigentlich ganz einfach, und zwar mit folgender Formel:
Körpergewicht (in kg) : (Körpergröße in cm)²
Waren Sie vor der Schwangerschaft untergewichtig (BMI < 18,5), dann empfiehlt sich eine Gewichtszunahme von 12,5–18 kg.
Wenn Sie vor der Schwangerschaft normalgewichtig waren (BMI 18,5–24,9), lautet die Empfehlung zur Gewichtszunahme 11,5–16 kg.
Ist es hingegen so, dass Sie schon auf dem Weg zum Übergewicht (sog. ‚präadipös‘) waren (BMI 25–29,9), sollte die Zunahme nur noch zwischen 7 und 11,5 kg liegen.
Waren sie allerdings schon vor der Schwangerschaft übergewichtig (BMI > 30), sollten Sie während der Schwangerschaft maximal 5–9 kg zunehmen.
Im Durchschnitt nehmen Schwangere über die gesamte Schwangerschaft hinweg bis zum Ende etwa 10–12 kg zu.
Wie gefährlich sind Milch- und Fleischprodukte?
Über diese Probleme hinaus gilt es bei der Ernährung in der Schwangerschaft vor allem, die zwei Erkrankungen Listeriose und Toxoplasmose zu vermeiden. Dabei handelt es sich um Infektionskrankheiten, deren Übertragungsweg eng mit dem Verzehr tierischer Lebensmittel zusammenhängt.
Schwangere laufen mehr Gefahr als nicht-schwangere Frauen, an Listeriose zu erkranken. Diese Infektionskrankheit überträgt sich v. a. durch kontaminierte Rohmilchprodukte, aber auch durch Fisch. Für Menschen mit gesundem (kompetenten) Immunsystem stellt der Verzehr solcher Lebensmittel meist kein Problem dar. Da das Risiko für eine Infektion bei Schwangeren aber erhöht ist, können sowohl sie als auch der Fötus erkranken, was v. a. für das heranwachsende Kind ein lebensgefährliches Risiko darstellt.
Die Toxoplasmose hingegen überträgt sich v. a. durch Kontakt mit Katzen oder den Verzehr von rohem Fleisch. In der Schwangerschaft ist das Risiko für eine Infektion erhöht und auch der Fötus kann sich über die Mutter infizieren. Das hat mitunter schwere Folgen für das heranreifende Kind. Folgen sind ein Hydrozephalus („Wasserkopf“), Verkalkungen im Gehirn sowie Netz- und Aderhautentzündungen.
Grundsätzlich sollten alle Schwangeren davon absehen, ungewaschene oder ungare Lebensmittel zu sich zu nehmen!
Welche Risikofaktoren können eine Schwangerschaft gefährden?
Es existieren einige Einflussfaktoren, die eine Schwangerschaft negativ beeinflussen und die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen erhöhen können. Wir führen diese einmal in Listenform auf.
Allgemeine Risikofaktoren sind:
- erste Schwangerschaft vor dem 18. oder nach dem 35. Lebensjahr
- psychische, soziale oder berufliche Belastung(en)
- Einnahme von Medikamenten oder Drogen
- familiäre Vorbelastungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), Fehlbildungen, genetische Erkrankungen, gehäufte Komplikationen bei Geburten oder Schwangerschaften
- mütterliche Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Infektionen, Krebs oder neurologische Erkrankungen
- Anomalien der Gebärmutter wie Myome (gutartige Tumoren) oder vergangene Operationen
Hinzukommen Risikofaktoren, die sich durch vorangegangene Schwangerschaften ergeben:
- mehr als 5 Geburten
- mehr als 2 Abtreibungen bzw. Schwangerschaftsabbrüche
- Zustand nach:
- Früh- oder Totgeburt, Geburt eines geschädigten Kindes
- Geburt eines zu großen bzw. schweren oder zu kleinen bzw. leichten Kindes (hypertroph vs. hypotroph)
- Schwangerschaft mit Mehrlingen
- Komplikationen bei der Geburt
- Kaiserschnitt und anderen Eingriffen an der Gebärmutter
- Sterilitätsbehandlung
- Blutgruppenunverträglichkeit gegen Rhesusfaktor-Antigen D zwischen Mutter und Kind (Stichwort: Rhesus-Inkompatibilität)
- mehrere Schwangerschaften hintereinander (Abstände unter 1 Jahr)
Zu guter Letzt seien an dieser Stelle noch diejenigen Faktoren zu nennen, die mit der Schwangerschaft in Verbindung stehen:
- zu viel oder zu wenig Fruchtwasser
- Schwangerschaft mit Mehrlingen
- Blutungen
- drohende Früh- oder Fehlgeburt durch bspw. Muttermundschwäche
- Schwangerschaftserkrankungen mit Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes
- Fehllage des Mutterkuchens
- inkompatible Blutgruppen
- zu lange Schwangerschaft
- falsches Verhältnis zwischen Kind und Becken der Mutter
- Erkrankungen der Mutter
Fakten-Box
Schwangerschaft in Deutschland
- 787.500 Geburten pro Jahr
- 1,57 Kinder bekommt jede Frau im Durchschnitt
- 30,0 Jahre ist das durchschnittliche Alter einer Erstgebärenden
- 48 Prozent der Mütter sind zwischen 30 und 39 Jahren alt
Welche Beschwerden können während der Schwangerschaft auftreten?
Weiter oben haben wir schon häufige erste Anzeichen für eine mögliche Schwangerschaft aufgeführt. Allerdings existieren auch mehr oder minder schwerwiegende Beschwerden, die eine Schwangerschaft erschweren können und eventuell auch eine Therapie erfordern. Diesen Umständen widmen wir uns in diesem Kapitel.
Übelkeit & Erbrechen in der Schwangerschaft
Zunächst einmal untersuchen wir zwei häufig mit der Schwangerschaft in Verbindung stehende Symptome: Übelkeit & Erbrechen. Tatsächlich leiden rund 80 % aller Schwangeren unter Übelkeit, allerdings ohne sich zu übergeben. Bei 20 % dieser Frauen besteht die Übelkeit sogar bis zur Geburt. Zu Übelkeit in Kombination mit (gelegentlichem) Erbrechen kommt es bei etwa 30 % der Schwangeren – auch hier leidet etwa ein Fünftel der Betroffenen bis zur Geburt an den Symptomen. Schwerwiegend wird die sogenannte Hyperemesis gravidarum – dabei übergeben sich die Betroffenen mehr als 5 Mal am Tag und verlieren mehr als 5 % ihres Körpergewichts. Dies kann eine Stoffwechselentgleisung zur Folge haben. Bei bis zu 2 % aller Schwangerschaften kommt es zu dieser Form von Übelkeit & Erbrechen. Ein Zehntel dieser Betroffenen hat die Beschwerden bis zur Geburt.
Je nach Schweregrad können Übelkeit & Erbrechen mehrere Untersuchungen und ggf. sogar die stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus erfordern. Bei schwächeren Formen bekommen die werdenden Mütter zunächst sogenannte Antiemetika in Form von Tabletten. Das sind Wirkstoffe, mit denen man Übelkeit behandelt, bspw. Metoclopramid oder Dimenhydrinat (nicht im letzten Schwangerschaftsdrittel).
Sodbrennen in der Schwangerschaft
Etwa 40–85 % aller Schwangeren leidet während der Schwangerschaft an Sodbrennen, was u. a. auch eine Folge häufigen Erbrechens sein kann. Zum Sodbrennen gesellt sich ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein. Behandelt wird ein Sodbrennen zunächst mit einer Ernährungsberatung, in der bspw. angesprochen wird, dass nach dem Essen eine aufrechte Körperhaltung eingenommen werden sollte. Außerdem gibt es auch hier Medikamente, die helfen können. Zunächst wird versucht, mit sogenannten Antazida die Magensäure am Aufstieg zu hindern. Andere Medikamente, die seltener zum Einsatz kommen, sind H2-Rezeptorantagonisten wie Ranitidin oder Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol. Wenn die Beschwerden dann weiterhin andauern, erfolgen weitere endoskopische Untersuchungen.
Verstopfung in der Schwangerschaft
Allgemein bezeichnet man als Verstopfung den Zustand, in dem Betroffene weniger als drei Mal pro Woche Stuhlgang haben. In der Schwangerschaft gibt es mehrere Faktoren, die eine Verstopfung oder generelle Darmträgheit begünstigen können, u. a.:
- weniger Flüssigkeitsaufnahme bzw. Flüssigkeitsverlust durch z. B. Übelkeit und/oder Erbrechen
- Stuhl passiert den Dickdarm langsamer, verursacht durch das Hormon Progesteron, das die rhythmische Weiterbeförderung des Dickdarms herabsetzt
- das in der Schwangerschaft erhöht vorkommende Aldosteron entzieht dem Darm verstärkt Wasser
- Bewegungsmangel
- Einnahme von Präparaten mit Eisen
Auch hier werden Betroffene zunächst zu ihrer Ernährung beraten, sodass sie z. B. ballaststoffreicher essen oder mehr trinken. Außerdem empfiehlt sich in diesem Zusammenhang auch mehr körperliche Bewegung. Natürlich gibt es auch für die Verstopfung Medikamente. Im Rahmen der Schwangerschaft wären das v. a. Makrogole, Natriumpicosulfat, Probiotika und Bisacodyl.
Unterbauchschmerzen in der Schwangerschaft
Diese Form von Bauchschmerzen ist v. a. in der Schwangerschaft für viele werdende Mütter ein Warnsignal. Allerdings müssen die Gründe dafür nicht unbedingt schwer sein. Direkt mit der Schwangerschaft in Verbindung stehen bspw. Schmerzen durch eine vorzeitige Wehentätigkeit, eine Erweiterung des Nierenbeckenkelchsystems (sog. ‚Hydronephrose‘) oder auch Gebärmutter- bzw. Bänderdehnungen. Natürlich können die Gründe für die Schmerzen aber auch nichts oder nur wenig mit der Schwangerschaft zu tun haben. Bei der Untersuchung müssen daher mehrere Krankheitsbilder als Ursachen für die Schmerzen in Erwägung gezogen werden, z. B. auch eine Blasenentzündung der Frau, eine Nierenbeckenentzündung, eine Blinddarmentzündung usw. Hier wird das medizinische Personal sorgsam eine Diagnose stellen und dann entsprechend der Ursache behandeln.
Wenn Sie sich Sorgen über diese Form von Schmerzen machen, empfehlen wir, einmal in unseren Artikel „Schwangerschaft und Bauchschmerzen – droht Fehlgeburt?“ reinzusehen. Darin gehen wir auf alle Umstände ein, die während der Schwangerschaft Schmerzen im Bereich des Bauchs verursachen können.
Rückenschmerzen in der Schwangerschaft
Rückenschmerzen sind allgemein betrachtet schon ein Volksleiden – und in der Schwangerschaft sind etwa 50 % aller werdenden Mütter von derlei Schmerzen betroffen, v. a. im Bereich von Becken oder unterem Rücken. Das kann u. a. damit zusammenhängen, dass sich durch die Gewichtszunahme die Statik der Wirbelsäule verändert. Außerdem reduziert sich während der Schwangerschaft der Flüssigkeitsgehalt von Bandscheiben und Knochen und verursacht durch das Hormon Relaxin (produziert durch die Plazenta) ist zudem das Iliosakralgelenk beweglicher, was auch zu Schmerzen führen kann.
Nach einer umfassenden Untersuchung werden therapeutisch z. B. folgende Schritte ergriffen:
- Wärmebehandlung, Massage
- Manuelle Therapie
- Stärkung von Rücken- und Bauchmuskulatur
- evtl. Anwendung eines Beckengürtels
- Behandlung mit Schmerzmitteln wie Paracetamol und Ibuprofen (nur im 1. und 2. Schwangerschaftsdrittel)
Symphysenlockerung
Durch den Einfluss von Hormonen lockert sich während der Schwangerschaft die Symphyse, die Schambeinfuge. Als Symphyse bezeichnet man in der Medizin hier die Verbindung von zwei Knochen durch Faserknorpel. Betroffene empfinden dadurch Schmerzen – v. a. beim Treppensteigen –, können nur schwerlich auf einem Bein stehen und bewegen sich „watschelnd“ fort. Für die Feststellung reicht eine Ultraschallaufnahme, mit der die Größe des sogenannten Symphysenspalts untersucht wird. Ist dieser größer als 10 mm, gilt dies als krankhaft.
Im Rahmen der Behandlung wird die Hüftmuskulatur gekräftigt, Betroffene tragen Stützgürtel und bekommen entsprechend Schmerzmittel. In den meisten Fällen bildet sich diese Veränderung nach der Geburt zurück – auch wenn dieser Vorgang einige Wochen in Anspruch nehmen kann.
Schmerzen am Ischias
Der Grund für Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft hängt mit der Position des Kindes zusammen. So kann es bspw. sein, dass der Kopf des Ungeborenen auf den Nervus ischiadicus drückt oder die Wirbelsäule im Iliosakralbereich zusammengedrückt wird. Das führt dann zu Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die auch in Gesäß und Beine ausstrahlen können.
Um dies zu beheben, werden die Schwangeren auf die sogenannte kontralaterale – sozusagen gegenüberliegende – Seite gelagert. Wenn die Schmerzen anhalten, erfolgt noch weitere orthopädische Abklärung.
Karpaltunnelsyndrom
In der Schwangerschaft kann es zu Flüssigkeitsansammlungen kommen, sogenannten Ödemen. Diese können u. a. auf Nerven wie den Nervus medianus drücken und den Karpaltunnel einengen. Typische Beschwerden sind dann Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in bestimmten Bereichen der Hand.
Wir haben bis hierher an mehreren Stellen erwähnt, dass bestimmte Medikamente auch während der Schwangerschaft zum Einsatz kommen können, um Beschwerden in den Griff zu kriegen. Aber was ist, wenn es nur um Schmerzen geht? Im nachfolgenden Video-Beitrag geht Dr. Dr. Tobias Weigl auf diejenigen Schmerzmittel ein, die in der Schwangerschaft erlaubt sind und erklärt wichtige Zusammenhänge.
Hautbeschwerden
In der Schwangerschaft kann es zu mehreren Veränderungen der Haut und des Gefäßsystems kommen. Wir führen im Folgenden einmal mögliche Beschwerdebilder auf und erläutern diese kurz:
Acne gravidarum, lose übersetzt etwa „Schwangerschaftsakne“, beschreibt einen der Akne ähnlichen Hautausschlag im Gesicht, der sich in der Regel in den 8 Wochen nach der Geburt (sog. ‚Wochenbett‘) zurückbildet.
Striae gravidarum, besser bekannt als „Schwangerschaftsstreifen“, beschreiben gerötete Streifen an Brüsten, Bauch und Hüfte, die sich bei 60–90 % der Schwangeren ergeben, durch regelmäßiges Eincremen und Massieren aber behandeln lassen und mit der Zeit verblassen.
Der Begriff Hyperpigmentierung bezeichnet allgemein die verstärkte Färbung von Gewebe. In der Schwangerschaft betrifft dies vor allem die Brustwarzen, den Genitalbereich, Muttermale sowie die sogenannte Linea alba, einen Sehnenstreifen in der Mitte der Bauchwand. Ebenso kann es während der Schwangerschaft zu einem Melasma kommen, bei dem sich die Verfärbung symmetrisch im Gesicht ergibt. Behandelt wird mit Sonnenschutz und in der Regel bilden sich die Verfärbungen nach der Geburt zurück.
Der besser als Juckreiz bekannte Pruritus kann in der Schwangerschaft den ganzen Körper betreffen, sich aber auch nur am Bauch, der Vulva und in der Analregion finden, in den meisten Fällen im 1. Schwangerschaftsdrittel. Er stellt kein Risiko für Mutter oder Kind dar und kann bei Bedarf mit Körperpuder oder sogenannten Antihistaminika behandelt werden. In der Regel bildet sich der Juckreiz nach der Geburt zurück. Eine Sonderform des Juckreizes ist der Prurigo gestationis – es kommt zu Juckreiz an den Streckseiten von Armen und Beinen und am Bauch, es bilden sich gruppiert verkrustete Papeln. Diese können mit kühlenden Lotionen behandelt werden, stellen ebenso kein Risiko dar und heilen auch spontan nach der Geburt ab.
Wenn Frauen in der Schwangerschaft an Juckreiz litten, kommt dieser bei erneuter Schwangerschaft oder bei der oralen Einnahme eines Verhütungsmittels häufig verstärkt zurück.
Weitere Beschwerden im Zusammenhang mit der Haut und Gefäßen
Die häufigste Hautveränderung während der Schwangerschaft ist PUPP – das ist kurz für Pruriginöse und urtikarielle Papeln und Plaques. Die Gründe für die Entstehung sind bis heute ungeklärt. Das Krankheitsbild ist relativ vielseitig – zu Beginn bilden sich am Bauch und dann auch rasch an Oberschenkeln, Armen, Gesäß und den seitlichen Rumpfpartien Ausschläge mit Papeln und Quaddeln. Im weiteren Verlauf kommen Plaques (scharf abgegrenzte Erhabenheit der Haut) und Bläschen hinzu.
Erwähnung finden sollten hier noch die Krampfadern. Davon betroffen sind 20–30 % der Mütter, die zum ersten Mal gebären. Ab der zweiten Schwangerschaft steigt die Wahrscheinlichkeit dann auf etwa 50 %. Grund für die Entwicklung von Krampfadern während der Schwangerschaft ist u. a. der erhöhte Druck in den Venen, der wiederum Folge eines erhöhten Blutvolumens sowie Herzminutenvolumens ist und durch das Zusammendrücken der Beckenvenen begünstigt wird. Im Verlauf der Schwangerschaft werden Krampfadern mit Kompressionsstrümpfen behandelt, Betroffene müssen sich viel bewegen und so wenig wie möglich sitzenden Tätigkeiten nachgehen.
Weiterhin wichtig sind Hämorrhoiden. Dadurch, dass die Beckenvenen während der Schwangerschaft zusammengedrückt werden, nimmt der venöse Zufluss ab und das gesteigerte Blutvolumen erhöht den arteriell Zufluss. Außerdem kann eine – nicht selten auftretende – Verstopfung dazu führen, dass Betroffene beim Stuhlgang mitunter sehr stark pressen. Hämorrhoiden können mehre Beschwerden verursachen, u. a. Blutungen beim Stuhlgang, Juckreiz, Schmerzen, Stuhlschmieren, Brennen sowie ein Fremdkörper- und Druckgefühl. Behandelt wird während der Schwangerschaft meist ausschließlich konservativ, da sich die Hämorrhoiden in der Regel nach der Geburt zurückbilden. Das beinhaltet dann u. a. eine angepasste Ernährung mit gesteigerter Flüssigkeitsaufnahme in Kombination mit mehr Bewegung. Außerdem können zur Behandlung der Schmerzen Salben aufgetragen werden und auch Kühlen hat sich bewährt.
Seltene Hautveränderungen in der Schwangerschaft
Der Vollständigkeit halber sollen an dieser Stelle noch einmal zwei seltene Hautkrankheiten Erwähnung finden, die sich bei Schwangeren ergeben können.
Eine davon ist der Herpes gestationis. Allerdings wird diese Hautveränderung nicht durch Herpesviren ausgelöst und heute ist der Begriff Pemphigoid gestationis geläufiger. Hierbei kommt es zu Juckreiz um den Bauchnabel, an den Armen und Beinen, den Handinnenflächen sowie Fußsohlen, mitunter bilden sich Bläschen. Die Krankheit ereignet sich im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel und kann mit kühlenden Lotionen, Antihistaminika oder Cortison behandelt werden.
Bei Herpes gestationis ist die Sterblichkeit des Fötus erhöht.
Zu guter Letzt soll an dieser Stelle noch der Impetigo herpetiformis Erwähnung finden. Das ist eine sehr seltene Unterform der Psoriasis pustulosa generalista, die wiederum eine seltene Unterform der Schuppenflechte ist. Es bilden sich Plaques mit Pusteln am Rand, vorwiegend an Rumpf sowie Armen und Beinen. Außerdem kommen schwere Beschwerden wie Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen hinzu. Diese Hautveränderung ergibt sich im 2. Schwangerschaftsdrittel und wird u. a. mit Zinklotionen zur Austrocknung sowie Glucocorticoiden, Vitamin D2 und möglicherweise auch Calcium behandelt, da eine gefährliche Komplikation die Hypokalzämie ist, die mit Krämpfen wie bei Tetanus einhergeht. In der Regel heilt diese Form der Hautveränderung nach der Geburt ab, in erneuten Schwangerschaften kann sie aber wieder auftreten.
Durch Impetigo herpetiformis erhöht sich das Risiko für Komplikationen im Zusammenhang mit dem Fötus stark.
Empfehlungen zur Hautpflege in der Schwangerschaft
Da die Schwangerschaft mit einigen Hautproblemen einhergehen kann, wollen wir an dieser Stelle einmal allgemeine Hinweise zur Hautpflege geben, die dabei helfen können, die Beschwerden zu reduzieren.
- verwenden Sie rückfettende Lotionen, Salben und Cremes
- vermeiden Sie heiße Bäder und gehen lieber duschen
- tragen Sie Textilien aus natürlichem Material
- vermeiden Sie Alkohol, Stress und Hitze
Aktuelle Forschung – Schwangerschaftsdepression durch Entzündung?
Forscher aus Amerika haben womöglich herausgefunden, dass die Schwangerschaftsdepression die Folge einer außer Kontrolle geratenen Immunantwort ist. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlichten die Forscher um Eric Achtyes von der Michigan State University in der Fachzeitschrift Brain, Behavior, and Immunity.
Der Grund für ihre Forschung bestehe darin, dass Depressionen während der Schwangerschaft und direkt nach der Geburt schlicht zu wenig untersucht worden seien – obwohl etwa jede fünfte Frau während oder nach der Schwangerschaft an einer Depression erkrankt. Außerdem seien die biologischen Prozesse hinter der Entstehung nicht in ausreichendem Maße verstanden. Sie entnahmen daher Frauen mit diagnostizierter Schwangerschaftsdepression und einer gesunden Kontrollgruppe Blut und untersuchten dieses eingehend.
Bei den depressiven Frauen konnten erhöhte Werte für die Interleukine 6 und 8 nachgewiesen werden, ihr Interleukin-2 und Serotonin waren vermindert. Die Forscher konnten feststellen, dass die Stoffwechselaktivität der Patientinnen eng mit dem Ausmaß ihrer Beschwerden in Verbindung stand. Je geringer ihre Serotonin-Spiegel waren, desto wahrscheinlicher hatten sie Selbstmordgedanken.
Die hier beobachteten Veränderungen liefern Hinweise auf Störungen des Tryptophan/Kynurenin-Stoffwechsels, der maßgeblich an der Produktion von Serotonin beteiligt ist. Die oben erwähnten Interleukine – die u. a. an Entzündungsprozessen beteiligt sind – würden daher möglicherweise einen neuen Ansatz in der Behandlung der Schwangerschaftsdepression darstellen.
Quelle: Eric Achtyes u. a. (2020): Inflammation und kynurenine pathway dysregulation in post-partum women with severe and suicidal depression. In: Brain, Behavior, and Immunity 83, S. 239–247.
Häufige Patientenfragen
Darf ich in der Schwangerschaft verreisen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf spricht nichts gegen einen Urlaub während des zweiten Trimesters. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten dagegen kann sich durch den Stress das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen; im letzten Trimester riskiert eine schwangere Reisende unter Umständen eine Frühgeburt. Idealerweise findet der Urlaub innerhalb Europas statt und führt nicht zu Höhenlagen über 2.000 Meter.
Was kann ich gegen Morgenübelkeit tun?
Dr. Dr. T. Weigl:
Im ersten Trimester reagiert der weibliche Körper häufig mit Übelkeit und Erbrechen auf die starken hormonellen Veränderungen. Als ungefährliche Hausmittel gelten hier Pfefferminz- oder Ingwertee, eine Scheibe trockenes Knäckebrot vor dem Aufstehen und generell die Energiezufuhr durch mehrere kleine Mahlzeiten am Tag, um den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Bei schwerem Erbrechen und Schwächeanfällen sollten Schwangere ihren Gynäkologen zurate ziehen, der gegebenenfalls Vitamin-B6-Präparate oder Medikamente verschreibt.
Gibt es irgendwelche Regeln für die Schmerzmitteleinnahme bei der Schwangerschaft?
Dr. Dr. T. Weigl:
Ganz grob würde ich Ihnen folgende Verhaltensweisen zum Umgang mit Schmerzmitteln während der Schwangerschaft mit an die Hand geben. Nehmen Sie nur so wenig Medikamente wie möglich und setzen Sie stattdessen auch mal auf nicht-medikamentöse Ansätze. Denn kein Präparat ist völlig harmlos und frei von Risiken, auch kein naturheilkundliches. Außerdem gibt es nicht-medikamentöse Ansätze, mit denen sich Schmerzen effektiv und ohne Auswirkungen auf das Kind behandeln lassen. Kopfschmerzen lassen sich z. B. auch durch Spaziergänge an der frischen Luft, Kompressen auf Stirn und Nacken, Massagen (mit Pfefferminzöl) oder Schlaf angehen. Ich würde also empfehlen, Schmerzmittel nur bei Notwendigkeit einzunehmen und dann auch darauf zu achten, die richtigen Medikamente zu verwenden. Nichtsdestoweniger können starke Schmerzen mitunter folgenreich sein, für Sie und das Kind (bspw. durch verengte Blutgefäße). Dann ist zu einer Einnahme von Schmerzmitteln geraten. Nehmen Sie aber bitte Abstand von Kombinationspräparaten.
Was gibt es zu beachten, wenn man selbst einen Schwangerschaftstest machen will?
Dr. Dr. T. Weigl:
Die im Handel frei erhältlichen Schwangerschaftstests (z. B. im Drogeriemarkt oder in der Apotheke) ermöglichen einen Nachweis über die Schwangerschaft nach 6–8 Tagen. Dann kann nämlich das humane Choriongonadotrophin (kurz: HCG) im Urin nachgewiesen werden. Das ist ein Protein, das gebildet wird, nachdem sich der Trophoblast (ein Teil der befruchteten Eizelle) in der Gebärmutter eingenistet hat. Wichtig: Der Schwangerschaftstest mit Urin ist nicht zu 100 % zuverlässig und wenn falsche Ergebnisse geliefert werden, dann öfter falsch-negative. Das hängt u. a. damit zusammen, dass die Produkte bisweilen nicht empfindlich genug sind. Achten Sie in diesem Zusammenhang auf die Beschriftung – ich empfehle eine Empfindlichkeit von 12 mlU/ml/β-HCG. Es ist daher wichtig, eine mögliche Schwangerschaft im Nachhinein auch nochmal mithilfe einer Blutuntersuchung oder eines Ultraschalls bestätigen zu lassen. Denn ein erhöhter β-HCG-Wert kann bspw. auch durch bestimmte Medikamente (z. B. Antidepressiva), Tumoren oder Nierenversagen verursacht werden.
Ich habe mal gelesen, dass mein Kind ADHS bekommen kann, wenn ich während der Schwangerschaft Paracetamol einnehme – stimmt das?
Dr. Dr. T. Weigl:
Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol und einem gesteigerten Risiko für ADHS erkannt haben. Tatsächlich sei dieser Studie zufolge gleichzeitig auch das Risiko für Asthma, Neurodermitis sowie neurologische Störungen erhöht. Möglich sei auch eine reduzierte Fruchtbarkeit der weiblichen Kinder. Ich empfehle in diesem Zusammenhang einen verantwortungsvollen Umgang mit Paracetamol – denn der Wirkstoff ist nach wie vor angezeigt bei leichten Schmerzen. Aber ggf. sollten Sie zwischendurch einmal mehr hinterfragen, ob Sie jetzt wirklich eine Tablette nehmen müssen oder lieber doch Spazieren oder auch Schlafen gehen. Ich habe die Studie in einem Video einmal genauer unter die Lupe genommen.
Typisches Patientenbeispiel
Erbrechen am Morgen, schlaflose Nächte, Stimmungsschwankungen und Wassereinlagerungen in den Beinen – Marlene empfindet ihre Schwangerschaft zum Teil schon als Belastung, auch wenn sie sich tierisch auf ihr Kind freut und sie mit ihrem Mann Christoph bereits über den „Thronfolger“ scherzt. Vielleicht sollten die beiden weniger mittelalterlich inspirierte Serien schauen? Nein, das passt schon – wie soll man denn sonst zu einem coolen Namen inspiriert werden?
Marlene ist jetzt im 2. Monat und zu den Beschwerden hat sich jetzt auch noch ein penetranter Juckreiz gesellt. Sie ist damit zu ihrem Frauenarzt gegangen, aber der hat gesagt, das sei völlig normal, sie solle sich da mal keine Sorgen machen – bisher verliefe alles planmäßig und sie habe ja schließlich alle Risikofaktoren im Blick oder gar schon ausgemerzt. Er empfiehlt ihr aber ein Körperpuder, das helfen soll.
Als sie das Körperpuder zu Hause aufgetragen hat, fühlt sie sich wie eine Fantasy-Figur – eine Eiskönigin oder etwas in der Art – und muss vorm Spiegel stehend lachen. Vielleicht sollte Sie jetzt mal Abstand vom Fernseher nehmen und den ein oder anderen Spaziergang mehr machen. Das hat ihr auch der Arzt empfohlen, um eventuellen Rückenschmerzen, Darmträgheit und anderen „Schwangerschaftsbeschwerden“ zuvorzukommen. Vielleicht kommt sie dann auch mal auf andere Kindernamen als Heinrich, Richard, Gottfried usw.…
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl und Tobias Möller
Veröffentlicht: 05.02.2020
Quellen
- Eric Achtyes u. a. (2020): Inflammation und kynurenine pathway dysregulation in post-partum women with severe and suicidal depression. In: Brain, Behavior, and Immunity 83, S. 239–247.
- Peter Altmeyer (2019): Schwangerschaftsdermatose, polymorphe. In: enzyklopaedie-dermatologie.de.
- Medizinische Datenbank AMBOSS: Grundlagen der Dermatologie. In: amboss.com.
- Medizinische Datenbank AMBOSS: Schwangerschaft (Gravidität, Gestation). In: amboss.com.
- Prof. Dr. med. Franz Kainer und Annette Nolde (2009): Das große Buch zur Schwangerschaft. Gräfe und Unzer, München.
- Katri Raikönnen u. a. (2017): Maternal Licorice Consumption During Pregnancy and Pubertal, Cognitive, and Psychiatric Outcomes in Children. In: American Journal of Epidemiology 185/5, S. 317–328.
Maria Schwarz
17.10.2023 19:34Danke für den Beitrag und die Gliederung von sicheren und unsicheren Schwangerschaftszeichen. Ich habe Bedenken, dass mein ungeborenes Kind eine genetische Störung haben kann. Mit meinem Freund werde ich mir noch diese Woche eine Fachpraxis für Nackentransparenzmessungen suchen.