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Typische Verletzungen bei Fahrradunfällen

Tödlich verlaufende Fahrradunfälle sind größtenteils auf schwere Kopfverletzungen zurückführen. Deshalb gilt: ein Helm ist Pflicht!
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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In Deutschland ereignen sich täglich zahlreiche Fahrradunfälle. Viele davon gehen glimpflich mit leichteren Verletzung wie Schürfwunden oder Prellungen aus. Da Fahrradfahrer aber den Auswirkungen eines Aufpralls oder Zusammenstoßes (fast) schutzlos ausgeliefert sind, kann ein Unfall für den Fahrradfahrer teils schwere, gar tödliche Konsequenzen haben.

Endlich ist es soweit: seit Wochen hat sich Ingo auf die Radtour gefreut, die er jedes Jahr gemeinsam mit allen Familienmitgliedern macht. Am Abend vorher hat er noch einmal alles an seinem Fahrrad geprüft – Reifendruck, Bremsen, sitzen alle Muttern fest? Am nächsten Morgen treffen dann alle ein und nach einem kurzen Plausch wird der Helm aufgesetzt – los geht’s! Die ersten 20 Kilometer läuft bei schönstem Sommerwetter alles reibungslos, bis Ingo einen Kreisverkehr überqueren will. Nur kurz schaut er, ob der Autofahrer im Kreisel abbiegen will – er blinkt nicht. „Jetzt schnell rüber“, denkt sich Ingo, als es schon passiert: Der Autofahrer biegt plötzlich ab und trifft Ingo. Er knallt mit dem Kopf auf und ihm wird schwarz vor Augen.

2016 ereigneten sich rund 126.000 Unfälle mit Kraftrad- und Fahrradnutzern. Letztere machten dabei einen Großteil der Betroffenen aus: etwas mehr als 80.000 Radler waren somit in Straßenverkehrsunfälle verwickelt, fast 400 mit tödlichem Ausgang. Gemeinsam mit Fußgängern sind Radfahrer das schwächste Glied im Verkehr, sodass für den Radfahrer ein Unfall häufig mit teils schweren Verletzungen verbunden ist, die manchmal sogar tödlich enden können. Welche Verletzungen typisch für Fahrradunfälle sind, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Häufige Verletzungen bei Fahrradunfällen

Bei einem Fahrradunfall können eine ganze Reihe verschiedener Verletzungen entstehen. Oftmals sind die Extremitäten betroffen, also die Gliedmaßen. Viele Verletzungen lassen sich dementsprechend im Arm- oder Schulterbereich finden, da bei einem Radunfall oft der unwillkürliche Versuch gemacht wird, den Sturz mit seinen Armen aufzufangen. Viele der Verletzung können gleichzeitig auftreten, dann spricht man von einem Polytrauma (von gr. poly ‚viel‘ und altgr. traûma ‚Verletzung‘). Es können alle Körperbereiche betroffen sein, abhängig davon, wie der verunglückte Radfahrer bspw. bei einem Sturz aufkommt. Im Folgenden werden die wichtigsten, häufig vorkommenden Verletzungen besprochen.

Bagatellverletzungen

Am häufigsten treten sogenannte Bagatellverletzungen bzw. -traumen auf. Dies sind in der Regel kleinere Verletzungen bei Fahrradunfällen, vor allem Prellungen, Distorsionen, also Verstauchungen und Weichteilverletzungen, bspw. Schürfwunden. Hier treten lokal, das heißt an den betroffenen Stellen, Schmerzen auf, die z. B. durch Bewegungen verstärkt werden. Meistens verheilen diese Bagatellverletzungen auch ohne ärztliches Zutun oft innerhalb weniger Tage. Gefährlich werden solche Wunden, wenn sie bis in die tiefen Haut- und Muskelschichten vordringen und durch Verschmutzungen Infektionen hervorgerufen werden.

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Prellungen

Eine Prellung, auch Kontusion genannt, ist neben der Schürfwunde die typische Verletzung, die sowohl bei leichten als auch schweren Fahrradunfällen auftritt. Sie entsteht durch einen Schlag oder Stoß. So werden vor allem die Beinhaut, aber auch weiches Muskelgewebe und Gelenkkapseln zwischen dem harten Knochen und dem entsprechenden harten Gegenstand, bei Radunfällen also oft der Asphalt, gedrückt, möglicherweise auch gequetscht. Bei einem derartigen Aufprall platzen nun kleine Blutgefäße, sodass Blut in das herumliegende Gewebe treten kann. Es kommt also zu einem Hämatom, gemeinhin bekannt als Bluterguss, das unterschiedlich stark sein kann. Die betroffene Stelle schwillt in der Folge an und schmerzt mitunter stark.
Je nachdem, wie schwer die Prellung ist, kann sie nach kurzer Zeit wieder abklingen. Bleibt die Prellung länger bestehen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden; möglicherweise liegen eine oder mehrere schwerwiegende Verletzungen vor, beispielweise eine Fraktur, ein Bruch. Gerade bei Fahrradunfällen ist ein Polytrauma keine Seltenheit. Leichteren Prellungen bzw. deren Schmerzen kann hingegen häufig mit Schonung und Kühlung der betroffenen Stelle entgegengewirkt werden.

Schürfwunden

Schürfwunden sind kleine oder größere Verletzungen der Epidermis, der oberen Hautschicht, die durch Reibung verursacht werden. Sie sind eine typische Verletzung beim Sturz mit dem Fahrrad, die sich dann häufig in derjenigen Arm- und Beinregion findet, mit der man zuerst auf den Boden aufgeprallt ist. Im Normalfall sind die Wunden nicht gefährlich, können aber äußerst schmerzhaft sein. Ob die Wunde blutet, hängt davon ab, ob das Corium, die unter der Epidermis liegende Lederhaut, verletzt wurde. Das liegt daran, dass die obere Hautschicht keine Blutgefäße besitzt. Problematisch können Schürfwunden werden, wenn tieferliegende Hautschichten verletzt werden: dann kann es schlimmstenfalls zu Infektionen kommen. Wichtig ist es deshalb, Schürfwunden ernst zu nehmen und entsprechend zu reinigen und zu desinfizieren. Etwaige Blutungen sollten entsprechend gestillt werden, z. B. mit einem Verband. Gerade bei tieferen Schürfwunden sollte nach der ersten eigenen Behandlung die Wunde weiter beobachtet werden: Falls sie nicht abheilt und bspw. anschwillt, so sollte ein Arzt aufgesucht werden. Hinsichtlich derartiger Verwundungen ist eine regelmäßige Auffrischung der Tetanusimpfung wichtig, da es im Falle einer bakteriellen Infektion zu Tetanus, dem Wundstarrkrampf, kommen kann. Dieser verursacht schwere Krämpfe.

Verstauchungen

Eine Verstauchung, die sogenannte Distorsion, entsteht durch eine Zerrung der Gelenkkapseln, die durch stärkeres Überstrecken oder Überbeugen verursacht wird. Beim Fahrradunfall treten Verstauchungen verstärkt im Handbereich auf, etwa beim Handgelenk, da häufig versucht wird, den Sturz mit der Hand abzufangen. Der Schmerz, der bei der Überdehnung aufkommt, kann mitunter heftig sein. Falls Gefäße im Gelenk mitverletzt wurden, kommt es zu einem Bluterguss: Die angesammelte Flüssigkeit dehnt die Gelenkkapsel von innen heraus. Äußerlich sichtbar wird nun eine Schwellung, zudem treten teils heftige Schmerzen auf und das Gelenk ist eingeschränkt in seiner Beweglichkeit.

Gut zu wissen: Die PECH-Regel
Die sogenannte PECH-Regel umfasst Behandlungsmaßnahmen, die vorwiegend bei Muskel- und Gelenkverletzungen, aber auch bspw. bei Prellungen angewendet werden sollte, um (weiteren) Schädigungen vorzubeugen. Dabei gilt:

  • Pause: Die meist sportliche Tätigkeit muss sofort beendet werden. Die betreffende Stelle muss ruhiggestellt werden.
  • Eis: Die entsprechende Stelle muss gekühlt werden. So werden die Blutgefäße verengt, sodass Blutungen und Schwellungen vermindert werden. Die Kälte lindert den Schmerz.
  • Compression: Ein Druckverband mit nicht zu starker Spannung muss angebracht werden.
  • Hochlagerung: Durch die Hochlagerung wird die Blutzufuhr verringert. Die Flüssigkeit, die aus den Blutgefäßen in umliegendes Gewebe geflossen ist, wird so etwas leichter abtransportiert. Dadurch wird die Schwellung vermindert und die damit verbundenen Schmerzen gehen (etwas) zurück.

Frakturen im Arm- und Schulterbereich

Die zweithäufigste Verletzungsgruppe sind Frakturen, also (Knochen-)Brüche. Hier sind vor allem die oberen Extremitäten betroffen.

Schlüsselbeinbruch

Als Klavikulafraktur wird der Bruch des Schlüsselbeins bezeichnet. Diese ist bei Unfallverletzungen mit dem Fahrrad die im oberen Körperbereich am häufigsten auftretende Fraktur. Verursacht wird sie oft beim Auffangversuch, sodass man auf die Schulter oder auf den ausgetreckten Arm stürzt. Unmittelbar nach dem Sturz treten Schmerzen auf. Zudem ist die Beweglichkeit eingeschränkt, äußerlich schwillt die Frakturstelle an. Bei den eher seltenen offenen Klavikulafrakturen können die Knochen die Haut durchbohren. Je nach dem, ob und welche Begleitverletzungen im Falle eines Schlüsselbeinbruchs vorliegen, wird die Fraktur konservativ oder chirurgisch behandelt.

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Distale Radiusfraktur

Die distale Radiusfraktur ist ein Bruch des Unterarms in der Nähe des Handgelenks. Diese Fraktur wird im Zusammenhang mit Fahrradunfällen dadurch verursacht, dass man den Sturz mit der Hand abzufangen versucht hat. In aller Regel kommt hierbei die Handinnenfläche zuerst auf, wobei die Hand durch den Aufprall stark gestreckt wird. Manchmal kann es auch zu zusätzlichen Verletzungen im Umfeld des Handgelenks kommen, etwa zu Brüchen des Handwurzelknochens oder Verletzungen an den Bändern des Handgelenks. Symptome dieser Fraktur sind u. a. Schmerzen beim Aufwärtsdrehen der Hand und bei der Unterarmdrehung, eine Schwellung und ein Kraftverlust. Hier wird ebenfalls abhängig von der Art des Knochenbruchs und den Begleiterkrankungen bzw. -verletzungen entschieden, ob der Bruch konservativ oder chirurgisch behandelt wird.

Info-Box: Arten von Brüchen bei distalen Radiusfrakturen
Die distale Radiusfraktur kann in verschiedene Formen von Brüchen eingeteilt werden, die abhängig von der Art und Weise sind, wie man gestürzt und entsprechend aufgeprallt ist:

  • Barton-Fraktur – Bei einer Barton-Fraktur ist neben dem Bruch des handgelenksnahen Teils der Speiche das Radio-Karpal-Gelenk verrenkt, also dasjenige Gelenk, das die Speiche mit den Handgelenksknochen verbindet.
  • Chauffeur-Fraktur – Hier kommt es zu einem Abbruch des Griffelfortsatzes in dem Bereich der Speiche, der zur Hand hin liegt. Dieser Griffelfortsatz, der auch Processus styloideus radii genannt wird, ist ein kleiner, handgelenksnaher Fortsatz, der seitlich die Fingerwurzelknochen umschließt.
  • Colles-Fraktur – Dieser Bruch entsteht, wenn die Hand beim Sturz gestreckt ist. Den Bruchverlauf am Knochen kann man sich grob wie eine Gabel vorstellen: An der Stelle der Gabelwölbung rutschen die Bruchteile der Speiche in Richtung des Handrückens. Die Colles-Fraktur ist die häufigste Form der Brüche bei distalen Radiusfrakturen.
  • Galeazzi-Fraktur – Bei diesem Bruch ist neben der gebrochenen Speiche auch die Membran gerissen, die die beiden Unterarmknochen Elle und Speiche zusammenhält.
  • Smith-Fraktur – Bei der Smith-Fraktur wird gerne von einem „umgekehrten Colles-Bruch“ gesprochen. Die Bruchteile der Speiche rutschen in Richtung der Handfläche, da die Hand beim Aufprall gebeugt war.

Radiusköpfchenfraktur

Die Radiusköpfchenfraktur bezeichnet einen Bruch des ellenbogennahen Anteils der Speiche. Die Fraktur entsteht meistens durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm, während man mit den Händen den Sturz abfangen will. Allgemein kommen Radiusköpfchenfrakturen häufig vor, rund ein Drittel aller Frakturen am Ellenbogen sind darauf zurückzuführen. Bei einem Bruch empfindet der Patient Schmerzen im Bereich des Radiusköpfchens, die bis zur Hand reichen können. Der Schmerz wird deutlich größer, wenn der Unterarm gedreht wird. Begleitet wird die Fraktur häufig von einer Schwellung im Bereich des Radiusköpfchens und einem Bluterguss. Je nachdem, wie kompliziert der Bruch ist, ob zum Beispiel ein Trümmerbruch vorliegt, wird die Fraktur konservativ oder chirurgisch behandelt.

Kahnbeinbruch

Eine Skaphoidfraktur ist der Bruch des Kahnbeins, dem sogenannten Os scaphoideum, und stellt die häufigste Handwurzelfraktur dar. Das Kahnbein gehört zu den Handwurzelknochen, die das Handgelenk und die Mittelhand miteinander verbinden. Typischerweise bricht das Kahnbein bei einem Sturz auf die ausgestreckte Hand. Problematisch ist der Bruch insofern, als dass er oft gar nicht oder zu spät erkannt wird. Bei herkömmlichen Röntgenaufnahmen ist die Bruchlinie häufig nicht erkennbar. Zudem gehen sowohl Schmerz als auch Schwellung relativ schnell zurück, sodass diese Verletzung eher als Verstauchung wahrgenommen wird. Wird die Fraktur nicht behandelt, so kann dies zu einer sogenannten Pseudarthrose, einem Falschgelenk, führen: Zwar kann ein solches Falschgelenk für längere Zeit sogar relativ schmerzfrei bleiben. Infolge des Bruchs kann es aber zu einer Abnutzungsarthrose zwischen Kahnbein und Speiche kommen, die, wenn sie zu stark ausgeprägt ist, auch operativ nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Letztlich führt dies dann dazu, dass die Schmerzen im Handgelenk zunehmen und die Beweglichkeit abnimmt.

Schultereckgelenksprengung

Bei einer AC-Gelenksluxation, der Schultereckgelenksprengung, handelt es sich um eine Verletzung des Akromioklavikulargelenks (AC-Gelenk). Dieses Gelenk verbindet das Schulterdach und das Schlüsselbein. Typischerweise tritt die Verletzung bei einem Sturz auf die Schulter auf. Dabei werden die stabilisierenden Bänder des Schultereckgelenks beschädigt. Schnell kommt es zu starkem Schmerz, einer Schwellung und oft wird eine Schonhaltung angenommen, bei der der Arm der betreffenden Seite nah am Körper gehalten wird. Wie die Schultereckgelenksprengung konkret behandelt wird, ob konservativ oder operativ, hängt vom Schweregrad der Verletzung ab.

Video-Exkurs: Schulterschmerzen

Schulterschmerzen müssen nicht immer durch einen Unfall verursacht werden. Doch woher kommen die Schmerzen in der Schulter? Warum werden akute und chronische Schmerzen anders behandelt und worin bestehen die Unterschiede? Welche Medikamente sollten wann genommen werden und wieso setzt man bei akuten Schmerzen auf Kälte- und bei chronischen Schmerzen auf Wärmetherapie? Diese und weitere Fragen beantwortet Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Beitrag.

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Kopfverletzungen

Da Fahrradfahrer keine schützende Karosserie besitzen und der Kopf ohne Helm leicht verletzbar ist, besteht bei Fahrradunfällen ein hohes Risiko für Kopfverletzungen. Diese sind für rund ein Drittel der Notaufnahmen nach Radunfällen und für drei Viertel der tödlich verlaufenden Unfälle verantwortlich.

Schädel-Hirn-Traumata

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) bezeichnet alle Verletzungen des Schädels, die mit einer Schädigung des Gehirns einhergehen. Bei Fahrradunfällen ist hierbei ein Sturz auf den Kopf die Hauptursache. Das SHT ist eine vergleichsweise oft auftretende Verletzung, gerade bei Fahrradunfällen. Pro Jahr sind in Deutschland rund 250.000 Menschen von einer derartigen Kopfverletzung betroffen. Die Ärzte unterscheiden drei Schweregrade anhand des Glasgow-Coma-Scale. Eine bekannte Form des leichten Schweregrades ist die Gehirnerschütterung. Welche Symptome genau auftreten, hängt vom Grad der Verletzung ab, folgende Symptome können sich aber generell zeigen:

  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Bewusstlosigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Erinnerungslücken
  • Bewusstseinsstörungen (ggf. Koma)
  • Schwindel
  • Nackenschmerzen
  • Verwirrung

Leichte SHT können oft ambulant behandelt werden, je nach Symptomen kann aber auch eine stationäre Behandlung vonnöten sein. Oft benötigen die Betroffenen lediglich einige Tage Bettruhe und Symptome wie Kopfschmerzen oder Übelkeit klingen rasch ab. Mittlere bis schwere SHT allerdings benötigen schon am Unfallort eine umfassende Erstversorgung. Die weitere Versorgung findet dann in einem spezialisierten Traumazentrum statt, wo ggf. notwendige Operationen durchgeführt werden. Wie die weitere Behandlung dann aussieht, hängt von den verbleibenden neurologischen Störungen und den potenziellen Heilungsmöglichkeiten ab.

Exkurs: Glasgow-Coma-Scale

Der Glasgow-Coma-Score (kurz: GCS, auch Glasgow Coma Scale oder Komaskala genannt) ist ein Bewertungsschema für Bewusstseins- und Hirnfunktionsstörungen, das bei einem Schädel-Hirn-Trauma zur Anwendung kommt. Damit soll sofort nach dem Unfall der Bewusstseinszustand des Patienten eingeschätzt werden. Für diese Einschätzung liegt eine Punkteskala vor, die eingeteilt ist in die Kategorien Augenöffnen, Bewegung und Sprache. Jede dieser Kategorien enthält bestimmte Kriterien, denen jeweils eine bestimmte Punktzahl zugeordnet ist. Die genauen Kriterien lassen sich in der folgenden Tabelle ablesen:

PrüfungReaktionPunkte
AugenöffnenSpontan4
Nach Aufforderung3
Auf Schmerzreiz2
Keine Reaktion1
BewegungNach Aufforderung6
Gezielte Abwehrbewegung bei Schmerzimpuls5
Ungezielte Abwehrbewegung bei Schmerzimpuls4
Beugebewegung3
Streckbewegung2
Keine Reaktion1
SpracheOrientiert, klar5
Verwirrt4
Einzelne, unzusammenhängende Wörter3
Einzelne, unverständliche Laute2
Keine verbale Reaktion1
Die Punkte der einzelnen Kategorien werden nun addiert, die Summe ergibt die Schwere des Schädel-Hirn-Traumas. Bei vollem Bewusstsein werden 15 Punkte erreicht:

  • leichtes SHT: 13–15 Punkte
  • mittleres SHT: 9–12 Punkte
  • schweres SHT: 3–8 Punkte

Von welcher der genannten Verletzungen waren Sie bei einem Fahrradunfall betroffen? (Mehrfachnennungen möglich)

Häufige Patientenfragen

Ist es sinnvoll, einen Helm zu tragen?

Dr. T. Weigl
Gerade bei Aufschlägen auf den Kopf kann ein Helm ein Lebensretter sein. Das Potenzial tödlicher Hirnverletzungen wird laut verschiedener Studien um 60–70 Prozent reduziert, wenngleich ein Helm natürlich keinen absoluten Schutz vor Verletzungen im Kopfbereich bieten kann. Gesetzlich verpflichtend ist das Tragen eines Helms nicht, Freizeitradler sollten es aber dem Profiradsport gleichtun: Dort ist der Helm seit 2003 Pflicht.

Gibt es Langzeitfolgen bei Gehirnerschütterungen?

Dr. T. Weigl
Bei Kopfverletzungen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da es bei Schädel-Hirn-Traumata zu Hirnblutungen oder Hirnquetschungen kommen kann. Dies sollte zunächst geklärt werden. Eine Gehirnerschütterung bleibt allerdings häufig ohne langfristige Folgen. Erinnerungslücken, die in Folge der Verletzung aufgetreten sind, bilden sich ganz oder zumindest teilweise in wenigen Tagen zurück. Symptome wie Konzentrationsstörungen oder geringfügige Wesensveränderungen, beispielsweise depressive Verstimmungen, bleiben manchmal einige Tage bestehen. Weniger oft kann sich aber ein sogenanntes chronisches posttraumatisches Syndrom entwickeln, dass drei bis sechs Monate anhalten kann. Dieses Syndrom äußert sich in dumpfen und drückenden Kopfschmerzen, teilweise treten auch Symptome wie depressive Verstimmungen, Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen auf. Behandlungsmöglichkeiten können in diesem Fall u. a. die Gabe von Antidepressiva, Physiotherapie und Entspannungsübungen sein. Problematisch können Gehirnerschütterungen werden, wenn diese häufiger auftreten, wie es zum Beispiel bei Boxern der Fall ist: Unter Umständen kann dann die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden.

Wie lange darf ich nach einem Schlüsselbeinbruch den Arm nicht voll belasten?

Dr. T. Weigl
In der Regel dauert es nach einem Schlüsselbeinbruch rund sechs bis acht Wochen, bis der Arm wieder voll belastet werden darf. Bei komplizierten Brüchen des Schlüsselbeins, die eine Operation notwendig gemacht haben, kann es auch bis zu 12 Wochen, vielleicht sogar etwas mehr dauern, bis der Knochen wieder völlig verheilt ist. Wie lange der Heilungsprozess dauert, ist individuell und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wichtig ist vor allem, dass man den Arm erst dann wieder belastet, wenn Rücksprache mit dem betreuenden Orthopäden gehalten wurde.

 

Nach und nach öffnet Ingo die Augen und blickt in die von Sorgenfalten gezeichneten Gesichter seiner Verwandten. Sein Kopf dröhnt und seine ganze linke Seite schmerzt. „Sie haben sehr viel Glück gehabt“, sagt der Arzt, „keine Brüche, nur Prellungen und Schürfwunden. Und die Gehirnerschütterung geht auch wieder weg – gut, dass Sie einen Helm getragen haben!“

 

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Hatten Sie schon einen Fahrradunfall? Welche Verletzungen haben Sie sich zugezogen? Tragen Sie einen Helm beim Radeln? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
Lektorat: Tobias Möller

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4 Antworten
  • Hans Joos
    14.06.2019 18:00

    Bin gestern zu nahe auf den Vordermann aufgefahren, das vordere Rad hat sein Hinterrad berührt und ich bin links auf die Asphalt- Strasse gestürzt. Kommt davon, wenn man im Windschatten fahren will. Schürfungen am Ellenbogen, Arm und ein Schmerz bei den linken Rippen, der das Husten und Niesen nicht gerade angenehm macht. Soll man hier zum Arzt? Wohl kaum, denn das sind doch Bagatellverletzungen.

  • Marco Werner
    18.09.2021 16:31

    Ich hatte vor ein paar Tagen einen Unfall mit dem Fahrrad und wurde vom Auto leicht angefahren. Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, aber heute habe ich etwas Kopfschmerzen. Ich gehe besser zum Arzt und lasse meinen Kopf untersuchen. Ich wusste nicht, dass es bei Schädel-Hirn-Traumata zu Hirnblutungen oder Hirnquetschungen kommen kann.

  • Rudi Sterzer
    05.10.2022 20:51

    Da ich selbst nur gemütliche Fahrradtouren machen, hatte ich bisher nur „Bagatellverletzungen. Vielen Dank für den Tipp mit der PECH-Regel, die kannte ich noch gar nicht. Ich weiß aber auch, dass man sich beim Fahrradfahren schlimme Verletzungen zuführen kann. Mein Bruder ist Mountainbiker und musste auch schon mit gebrochener Elle und Speiche zum Unfallchirurg.

  • Bernhardt Braun
    29.09.2023 11:58

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Fahrradunfälle. Ich muss bald zum Arzt aufgrund von einer Speichenfraktur bei einem Fahrrad Unfall. Interessant, dass Symptome einer Unterarmfraktur, Schmerzen beim Aufwärtsdrehen der Hand und bei der Unterarmdrehung, eine Schwellung und ein Kraftverlust sind.

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