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Borderline Störung – Definition, Ursachen, Symptome & Therapie

„Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung trifft vor allem junge Menschen im Alter unter 30 Jahren.“
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Ebenso wie Depressionen oder das Burnout-Syndrom zählt die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu den psychischen Krankheiten. Sie basiert auf einer gestörten Selbstwahrnehmung und zeichnet sich durch Instabilität und Impulsivität im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Sowohl die Stimmung als das Selbstbild von Borderlinern unterliegen starken emotionalen Schwankungen. Häufig gehen Depressionen, Essstörungen und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen mit dem Borderline-Syndrom einher und versetzen die Betroffenen in eine Spirale negativer und selbstzerstörerischer Empfindungen.

Dadurch, dass Borderline aus einer instabilen Selbstwahrnehmung hervorgeht, ist den Betroffenen selbst in der Regel nicht klar, dass sie unter einer psychischen Erkrankung leiden. Häufig gelingt es ihnen für lange Zeit, ihre extremen Stimmungsschwankungen ebenso wie Essstörungen oder Depressionen vor ihren Mitmenschen geheim zu halten – aus Angst, nicht als normal zu gelten, eine Freundschaft oder die Beziehung zu zerstören oder den Job zu verlieren. Bei vielen Borderlinern bleibt die Störung trotz vieler Anzeichen so lange unerkannt, bis es zu selbstzerstörerischen Handlungen kommt, die häufig als versuchter Suizid missverstanden werden. Erst dann sind es meist die Eltern, Freunde oder der Partner, die das Problem an einen Therapeuten herantragen und die Behandlung der Borderline-Störung in Gang setzen.

Schon länger sind Tanja die Male an Luisas Armen aufgefallen, die sie unter den weiten Ärmeln von Blusen zu verstecken sucht. Und diese Stimmungsschwankungen! Manchmal kann Tanja gar nicht zu ihrer besten Freundin durchdringen. Aus Sorge hat sich Tanja bereits an die Eltern von Luisa gewendet, die ebenfalls ratlos sind und nicht verstehen, was mit ihrer Tochter geschieht. Gemeinsam – und auch getrennt – versuchen sie, die 22-Jährige auf das Verhalten anzusprechen und Hilfestellung zu bieten, die sie zunächst ablehnt.

 

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Allgemeine Informationen: Borderline

Ursprünglich leitete sich der Begriff vom englischen „borderland“ (Grenzland) ab, mit dem C.H. Hughes bereits 1884 einen Grenzbereich zu psychischen Krankheiten definierte. In der Analyse der Erlebens- und Verhaltensmuster, die Borderline-Patienten kennzeichnen, sind Mediziner in der Lage, das Störungsbild der Borderline-Störung zu bestätigen und die Symptome zu überprüfen.

Vor allem junge Menschen leiden unter der Persönlichkeitsstörung und erleben ein Wechselbad aus Neurosen, Psychosen, Angst und Wahn, die mit fortschreitender Erkrankung lebensbestimmend werden. Überschwängliche Zuneigung, der Wunsch nicht allein zu sein und hasserfüllte Abneigung gehören zu den Extremen, die zwischenmenschliche Beziehungen von Borderline-Patienten kennzeichnen. Weil sie die Balance zwischen Nähe und Distanz nicht finden, richtet sich vor allem die Abneigung häufig nach außen – entweder gegen sich selbst oder gegen andere.

Symptome

Aufgrund der Zusammensetzung der Symptome wird die Persönlichkeitsstörung auch als Mischerkrankung bezeichnet. Zu den Borderline-Symptomen zählen sowohl Neurosen (z.B. Angst) als auch psychotische Zustände (z.B. Wahnvorstellungen). Wann der nächste „Schub“ kommt, wissen die Patienten häufig selbst nicht – schon ein kleines Ereignis kann die Verstärkung des negativen Selbstbildes auslösen und zu Autoaggression und Selbstverletzung führen, die zu den typischen Mustern der Borderline-Störung gehören. In den Betroffenen herrscht eine große Leere bei gleichzeitiger Anspannung vor. Um den ständig steigenden inneren Druck zu lindern, zählen Schläge mit der Faust oder dem Kopf gegen Wände sowie Verletzungen mit Rasierklingen und anderen Gegenständen zu den häufigsten äußerlichen Symptomen von Borderline.

Mehr Informationen zu Borderline in diesem Video

Was haben psychische Krankheiten wie das Bordliner-Syndrom mit chronischen Schmerzen zu tun? Wissenswertes zum Thema erklärt Dr. Tobias Weigl in folgendem TV-Interview.

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Was tut der Arzt? Die Diagnose

Das Diagnoseverfahren für die Borderline-Persönlichkeitsstörung basiert auf einer ausführlichen Analyse der individuellen Lebens- und Gefühlsumstände der Patienten. Häufig wird Borderline erst im zweiten Schritt der Diagnose erkannt, nachdem andere psychische oder körperliche Erkrankungen ausgeschlossen wurden. Grundsätzlich versteht man unter Borderline eine Persönlichkeitsstörung, die sich durch Impulsivität sowie Instabilität im Selbstbild, in den Affekten sowie in zwischenmenschlichen Beziehung zeigt. Ein neunteiliger Kriterienkatalog dient als Schablone für die das Patientengespräch (sog. ‚Anamnese‘) – mindestens fünf der Kriterien müssen erfüllt sein, um die psychische Disposition des Patienten als Borderline einzustufen:

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  1. Das verzweifelte Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden
  2. Intensive, aber instabile zwischenmenschliche Beziehungen, gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel aus Glorifizierung/Idealisierung und Entwertung
  3. Identitätsstörung: eine langfristige und ausgeprägte instabile Selbstwahrnehmung, negatives Selbstbild
  4. Impulsives, selbstschädigendes Verhalten in mindestens zwei Bereichen: Essanfälle, Magersucht, Geldausgeben, Sexualität, Drogenmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, etc.
  5. Wiederholte Autoaggression in Form von Selbstverletzung, Selbstmordandeutungen, -drohungen oder suizidalen Handlungen
  6. Ausgeprägte Reaktivität (Reaktion auf Reize oder Belastungen) der Stimmung, die zu affektiver Instabilität führt, z.B. Angst, Reizbarkeit, Dysphorie
  7. Chronisches Gefühl von Leere
  8. Heftige, unangemessene Wut sowie Unfähigkeit, Wut und Ärger zu kontrollieren
  9. Durch Belastung ausgelöste, vorübergehende Wahnvorstellungen, Paranoia und dissoziative Störungen

Wurde bei Ihnen das Borderline-Syndrom diagnostiziert?

Was tut der Arzt? Die Therapie

Da Borderliner oft nicht von selbst die Behandlung aufnehmen, sondern vom Partner, den Eltern oder Freunden wegen auffälliger Verhaltensweisen zu einer Untersuchung gedrängt werden oder aufgrund einer starken Selbstverletzung in eine Klinik eingeliefert werden, steht am Beginn der Borderline-Therapie in den meisten Fällen zunächst die Akzeptanz der eigenen Krankheit. Viele Betroffene geben sich selbst die Schuld an ihrer Situation und müssen lernen, dass sie krank sind. Depressionen, Suchtverhalten oder Zwänge und Rituale, die mit der Krankheit einhergehen, machen es häufig besonders schwer, die eigene Situation anzunehmen und daran zu arbeiten.

Die Therapie des Borderline-Syndroms setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Die Basis bildet in der Regel die Psychotherapie, die mit bestimmten Medikamenten kombiniert wird. Damit die Therapie erfolgreich verlaufen kann, muss der Therapeut zu Beginn sämtliche Ausprägungen der Persönlichkeitsstörung erkennen und erfassen, die dann im Rahmen der Therapiesitzungen nach und nach behandelt werden. Suizidgedanken und Verhaltensmuster, die den Erfolg der Therapie beeinträchtigen könnten, werden grundsätzlich als erstes behandelt. Sind diese ausgeräumt, kümmert sich die Behandlung um alle weiteren Aspekte der Persönlichkeitsstörung, wobei sie sich an der individuellen Situation der Patienten orientiert. Je nach Ausprägung der Persönlichkeitsstörung können beispielsweise Einzel- und Gruppentherapien miteinander kombiniert werden. Medikamente helfen vor allem zu Beginn der Therapie gegen Depressionen. Die Behandlung kann zwischen einem und drei Jahren in Anspruch nehmen und sich aus verschiedenen Therapieformen zusammensetzen.

Arten der Therapie

  • Dialektisch behaviorale Therapie (DBT): Einzel- und Gruppentherapie sowie Supervision bilden das Grundgerüst dieser Therapieform, die sich aus verschiedenen Methoden zusammensetzt: Verhaltenstherapie, kognitive Therapie, Gestalt- und Hypnotherapie sowie Zen-Methoden. Aufgeteilt in drei Therapiephasen geht es um unterschiedliche Behandlungsziele: Zunächst um Störungen der Verhaltenskontrolle, dann um das emotionale Erleben und schließlich um Probleme der Lebensführung.
  • Schematherapie/ schemfokussierte Therapie (SFT): Auf Grundlage der Annahme, dass ungünstige Kindheitserlebnisse für die Ausprägung der Persönlichkeitsstörung verantwortlich sind, gelten sogenannte Schemata als Ursache des Borderline-Syndroms. Bis zu fünf verschiedene Schemata, die auf einer tieferen Bewusstseinseben liegen und mit negativen Gefühlen verbunden sind, lösen die Borderline-Handlungen aus. In der Therapie geht es darum, die diese Schemata zu verändern und positiv zu belegen.
  • Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT): Weil in der Kindheit nicht gelernt wurde, zwischen Subjekt und Objekt zu differenzieren, soll diese Fähigkeit (wieder-)erlernt werden. Im Fokus der Therapie steht, das eigene Erleben in einen verstehenden Zusammenhang zu setzen und innere Vorgänge in anderen Menschen zu erkennen, um das Beziehungsleben zu stärken.
  • Transference Focussed Therapy (TFP): Die übertragungsfokussierte Psychotherapie sieht ebenfalls die Ursache für Borderline in der fehlenden Ausprägung der Subjekt-Objekt-Differenzierung. Die gestörte Objektbeziehung entsteht häufig in der Kindheit (negative Beziehung zu Eltern oder Pflegeeltern) und überträgt sich auf den Partner in der Beziehung. Sie wird während der Therapie aufgearbeitet.
  • Medikamentöse Therapie: Grundsätzlich können Medikamente allein die Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht heilen. Zur Stabilisierung und Unterstützung während der Therapie können aber Stimmungsstabilisierer eingesetzt werden.
Gut zu wissen!
Neben der ambulanten beziehungsweise stationären Therapie haben Borderliner auch Möglichkeiten zur Selbsthilfe, die wiederum in entsprechenden Gruppen organisiert wird. So arbeitet das Borderline-Netzwerk e.V. unter anderem mit Online-Selbsthilfegruppen, Kreativbeiträgen und weiteren Angeboten.Es gibt auch Angebote, die sich dezidiert an Angehörige von Borderlinern richten. So bietet die Seite und Organisation „Kinder und ihre Mütter mit Borderline. Kindheiten mit Borderline-Müttern“ Einblick in die Lebenswelt von Kindern, deren Eltern unter der Persönlichkeitsstörung leiden. Darüber hinaus werden Hilfestellungen und Unterstützung gereicht.Vielfach sind Angehörige unsicher, wie sie mit Borderlinern umgehen sollen. Neben der emotionalen Unterstützung werden allerdings Interventionen erst dann nötig, wenn im Rahmen der Therapie beispielsweise Handlungsveränderungen angestrebt werden, die Familie und Freunde mit einbeziehen. So lernen diese, Verbündete des Betroffenen zu werden und den Betroffenen aktiv zu unterstützen.

Was tut der Arzt? Die Genesung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Krankheit, die auch durch eine Therapie nur bedingt geheilt werden kann. Medikamente verbessern zwar extreme Stimmungsschwankungen wie Wut, Depression oder Angst, tragen aber nichts zur Heilung bei. Am wichtigsten für die Betroffenen ist daher der Therapieansatz, doch auch ein mehrwöchiger stationärer Aufenthalt kann in vielen Fällen keine endgültige Heilung erreichen. Sobald die Patienten nach der Therapie wieder in ihr gewohntes Lebensumfeld zurückkehren und dort nichts verändern, ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls groß. Eine freiwillige ambulante Weiterbehandlung kann helfen, das Borderline-Syndrom dauerhaft in den Griff zu bekommen.

Kosten und Finanzierung

Da es sich bei Borderline um eine anerkannte psychische Krankheit handelt, die nur in Form einer (meist stationären) Therapie behandelt werden kann, übernehmen die Krankenkassen zunächst einen Großteil der Kosten, z.B.:

  • eine bestimmte Anzahl Therapiesitzungen (Psychotherapie, psychosomatische Beratung)
  • Kosten für ärztlich verschriebene Medikamente
  • den stationären Aufenthalt in einer psychologischen oder psychosomatischen Einrichtung für eine bestimmte Anzahl von Wochen
  • eine mehrwöchige Kur in einer psychosomatischen Einrichtung.

Möchten die Patienten sich danach ambulant weiterbehandeln lassen, müssen sie häufig selbst dafür aufkommen; viele Kassen übernehmen nur die direkte Therapie, die sich an die Einweisung in eine Klinik anschließt. Doch auch wer freiwillig einen Therapeuten aufsucht, hat in der Regel Anspruch auf Kostenübernahme der Therapiesitzungen, wenn der Therapeut eine psychische Störung wie das Borderline-Syndrom feststellt.
Häufig übernehmen gesetzliche Krankenkassen im Bereich psychischer Erkrankungen mehr Kosten als die Privatversicherer, da es für diese keine einheitliche Regelung gibt.

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Häufige Patientenfragen

Wodurch zeichnet sich Borderline aus?

Dr. T. Weigl
Diese Persönlichkeitsstörung zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen Instabilität und Impulsivität im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen aufweisen. Darüber hinaus sind starke Stimmungsschwankungen und ein gestörtes Selbstbild beobachtet werden. Borderline geht häufig mit weiteren Erkrankungen einher, wie Depressionen, Essstörungen oder Aufmerksamkeitsdefizitstörungen.

Wer ist davon betroffen?

Dr. T. Weigl
Vor allem junge Menschen bis zum 30. Lebensjahr sind von dieser Persönlichkeitsstörung betroffen. Ihren Höhepunkt erreicht Borderline um das 27. Lebensjahr.

Ist die Krankheit heilbar?

Dr. T. Weigl
Entgegen der allgemeinen Meinung reichen weder eine Medikamentengabe noch ein temporärer, stationärer Klinikaufenthalt, um den Betroffenen zu heilen. Um die Krankheit dauerhaft in den Griff zu bekommen, bietet sich nach einem stationären Klinikaufenthalt die Weiterbehandlung im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie. So können Rückfälle in alte Verhaltensmuster vermieden und weitere Fortschritte erreicht werden!

 

Luisa hat Borderline. Nachdem ihre Eltern und Tanja sie nach mehreren Gesprächen zu einem entsprechenden Termin bei einer Psychotherapeutin gedrängt haben, erhielt Luisa die Diagnose. Nach einem anfänglichen Schock scheint sie, zumindest hat sie dies Tanja erzählt, diese Diagnose für sich zu akzeptieren. Nun steht für sie erst einmal ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik an.

 

Verwandte Themen

Haben auch Sie Erfahrungen mit Borderline? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Autoren: Dr. Tobias Weigl

Lektorat: Andrea Lorenz

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

    • Borwin Bandelow et al. (2008): Kurzlehrbuch Psychiatrie, 2. Auflage. Steinkopff-Verlag Heidelberg.
    • Ute Wahner (2018): Selbsthilfe. Beitrag der Leibniz-Psychology der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek.
    • Universitätsklinikum Bonn (2018): Emotional-instabile (Borderline-) Persönlichkeitsstörung. Ein Beitrag der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
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1 Kommentar
  • Daniel Tischler
    16.02.2020 22:25

    Borderliner verwechseln Ursache mit Wirkung. Reflektionsunfähig. Freud: “Sklave des Augenblickes. Er überlässt sich ohne Überlegungen den Regungen des Augenblickes und ist für längere Kombinationen nicht zu gebrauchen.” Peter Fonagy: „Es findet keine Reflektion vorangegangener Ursachen statt.“ Mindblindness.
    Was bedeutet das, vielleicht an Hand eines Beispiels

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