
„Das Erysipel ist eine ernstzunehmende Entzündung durch Bakterien unter unserer Haut, die einer Behandlung durch Antibiotika bedarf.“
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehen„Mensch Thomas! Du hast aber ganz schön zugenommen“, sagt die Mutter zu ihrem Sohn, nachdem sie sich einige Monate nicht gesehen haben. „Danke Mama. Das ist eine wirklich nette Begrüßung“, erwidert Thomas. Vielleicht ist er etwas übergewichtig. Aber seine Mutter könnte ihn ruhig erst mal Fragen, wie es ihm denn so geht. „Ich habe im Moment andere Sorgen“, entgegnet er. „Mein Bein tut ganz schön weh. Es ist seit ein paar Tagen richtig rot und heiß. Irgendwie wird das immer schlimmer. Außerdem habe ich heute auch Kopfschmerzen und fühle mich, als hätte ich Fieber.“ Seine Mutter findet, dass das gar nicht gut klingt. „Du solltest am besten heute noch zum Hausarzt gehen. Vielleicht hast du dir etwas eingefangen.“</div class=“content-box-gray“>
Das Erysipel und die Ursachen
Die Ursache für das Erysipel, der Wundrose, ist eine Infektion durch Bakterien. Durch kleine Einrisse in der Haut, einen Nagelpilz oder offene Stellen der Beine (z. B. im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung) dringen die Bakterien in den Raum unterhalb unserer Haut und verursachen die Entzündung. Diese breitet sich unter der Haut in den Lymphgefäßen aus.
Betroffen vom Erysipel ist am häufigsten der Unterschenkel, gelegentlich sind auch Gesicht (besonders die Nase) oder Arme betroffen.
Die Symptome: Woran erkennt man, dass man an einem Erysipel leidet?
Die betroffene Stelle der Haut ist deutlich gerötet und überwärmt. Oft findet sich zusätzlich eine Schwellung, die auch schmerzen kann. Kennzeichnend sind außerdem sog. flammenförmige Ausläufer im Rande der Rötung. Eine Blasenbildung ist möglich.
Bei einer ausgeprägten Entzündung kommen allgemeine Symptome dazu. Dazu gehören Fieber, Schwäche und Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, ggf. Übelkeit und Erbrechen oder Gelenkbeschwerden.
Gelegentlich sind kleine Risswunden oder ein Nagelpilz als Eintrittspforten für die Bakterien zu finden.
Exkurs: Das Lymphödem
Im Verlauf der Krankheit kann es zu einem sog. Lymphödem kommen. Das bezeichnet eine Schwellung der betroffenen Region durch einen gestörten Abfluss der Lymphflüssigkeit. Durch die Entzündung der Lymphgefäße beim Erysipel kann die Lymphflüssigkeit dann nicht mehr richtig abfließen und staut sich zurück. Die Behandlung erfolgt durch die Therapie der Ursache (hier also des Erysipels) und der manuellen Behandlung der Schwellung. Dies erfolgt z. B. durch Ausmassieren der gestauten Flüssigkeit und der Kompression durch Stützstrümpfe.
Weitere Informationen zum Lymphödem finden Sie im eigenen Artikel zum Thema.
Achtung!
Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Unwohlsein, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind Zeichen einer schweren Erkrankung. Dann ist oft eine antibiotische Behandlung im Krankenhaus notwendig!
Wen kann es betreffen?
In Deutschland erkranken pro 100.000 Einwohner rund 100 pro Jahr an einem Erysipel. Prädisponierende Faktoren, also Umstände, welche die Auftrittswahrscheinlichkeit begünstigen oder erhöhen können, sind:
- Diabetes mellitus (Erkrankung mit zu hohem Blutzucker)
- Adipositas (Übergewicht)
- Chronische Lymphödeme (gestaute und geschwollene Beine aufgrund eines gestörten Abflusses der Lymphflüssigkeit)
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann bestehen die Beschwerden? Welche Vorerkrankungen bestehen? Gab es bereits ähnliche Beschwerden?
Wichtig für die Diagnose ist die körperliche Untersuchung. Dabei wird die betroffene Stelle genau untersucht auf die beschriebenen Symptome, also die Rötung und ihre Ausläufer, Schwellung, Schmerzhaftigkeit etc. Das sog. klinische Erscheinungsbild, also das, was der Arzt bei der Untersuchung feststellt, ist ein sehr wichtiger Faktor für die Diagnose. Außerdem wird dann nach der Eintrittspforte für die Bakterien gesucht (Nagelpilz, Einrisse der Haut).
Zusätzlich erfolgt die Laboruntersuchung des Blutes und die Bestimmung der Entzündungswerte im Blut. Dazu gehören die Leukozyten, das C-reaktive Protein (= CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (= BSG).
Erysipel / Wundrose
- 100 von 100.000 Einwohnern pro Jahr betroffen
- besonders gefährdet sind u. a. Diabetiker und Übergewichtige
- am häufigsten Unterschenkel betroffen, gelegentlich Gesicht oder Arme
Symptome
- Rötung mit flammenförmigen Ausläufern
- Schwellung
- Überwärmung
- Schmerzen
- ggf. Blasenbildung
- Allgemeine Symptome, wie Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die Behandlung des Erysipels erfolgt bei besonders ausgeprägtem Befund meist unter stationärer Überwachung im Krankenhaus.
Zu den Allgemeinmaßnahmen zählen die Ruhigstellung der betroffenen Region, Kühlung und die Behandlung von Schmerzen und Fieber durch entsprechende Medikamente. Außerdem wird die Eintrittspforte behandelt und die Heilung unterstützt. Auch erfolgen vorbeugenden Maßnahmen gegen eine Thrombose (Thrombosespritzen).
Die eigentliche Infektion durch die Bakterien wird mit einem Antibiotikum behandelt. Dies geschieht die ersten Tage oft über intravenös und wird bei erster Besserung dann in Tablettenform fortgeführt. Insgesamt erfolgt die antibiotische Behandlung über 10–14 Tage.
Neben dem Erysipel kann die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) noch zahlreiche weitere Folgen haben. In diesem Video erfahren Sie mehr über diese Krankheit, unter der in Deutschland immer mehr Menschen leiden.
Video-Exkurs: Diabetes und die Folgen
Häufige Patientenfragen
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Dr. T. Weigl: Ist eine Stelle (Unterschenkel, Nase, Arm) gerötet und schmerzhaft, lohnt sich ein vorsorglicher Besuch beim Hausarzt. Besonders die Risikogruppen (Menschen mit Diabetes oder Übergewicht) sollten den Arztbesuch nicht zu lange hinauszögern. Kommen Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl mit Kopfschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen hinzu, sollte der Hausarzt möglichst zeitnah aufgesucht werden, da eine antibiotische Therapie wahrscheinlich notwendig ist.
Ich habe eine Wunde am Bein. Bekomme ich deshalb sofort eine Wundrose?
Dr. T. Weigl: Nein. Nicht jede Wunde hat ein Erysipel zu Folge. Bei körperlich gesunden Menschen ist das eher unwahrscheinlich. Trotzdem sollte immer versucht werden, Wunden sauber zu halten, und bei Anzeichen einer Entzündung der Hausarzt aufgesucht werden. Risikogruppen, wie Diabetiker oder Übergewichtige, sollten besonders auf Wundhygiene und gesunde Nägel (Nagelpilz vermeiden bzw. schnell behandeln) achten.
Muss man ein Erysipel behandeln?
Dr. T. Weigl: Ja. Ein Erysipel sollte antibiotisch behandelt werden. Unbehandelt kann sich die Entzündung weiter ausbreiten.
Kann durch jede Wunde ein Erysipel auftreten?
Dr. T. Weigl: Wenn durch eine Wunde, insbesondere am Bein, Bakterien in die Lymphflüssigkeit gelangen, kann es zu einem Erysipel kommen. Dazu gehören offene Verletzungen, Nagelpilz, aber auch Tätowierungen. Halten Sie Wunden deshalb stets sauber.
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Haben auch Sie Erfahrungen mit einem Erysipel? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!
Autoren: Claudia Scheur, Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 09.08.2018, zuletzt aktualisiert: 09.08.2018
Quellen
- Stefano Bassetti, Rein Jan Piso, Peter Itin (2013): Haut- und Weichteilinfektionen. Zellulitis, Erysipel und nekrotisierende Fasziitis. In: Swiss Medical Forum 13 (35).
- Ralf Dieckmann u. a. (2016): Risiken für bakterielle Infektionen nach Tätowierungen. Ein systematisches Literaturreview. In: Deutsches Ärzteblatt 113 (40).
- Herold u. a. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
- Smolle u. a. (2000): Risikofaktoren für das Auftreten von lokalen Komplikationen beim Erysipel. In: Der Hautarzt 51 (1).
Anton
01.12.2024 12:36Hallo, aktuell liege ich bereits mit dem 3 Erysipel im Krankenhaus. Immer mit dem gleichen Bein ( Links) und ohne offene Stelle am Bein. Ich bin zwar Übergewichtig und sowohl beruflich und in der Freizeit immer auf den Beinen ( täglich. zw. 6000 und 15000 Schritte) und im Sommer ca. 2000 – 3500 km/Jahr mit dem Fahrrad unterwegs. Ich trage am linken Bein seit 2,5 Jahre Thrombosestrümpfe und vom Lungenarzt wurde mir wegen erhöhten roten Blutkörperchen eine Schlafmaske verordnet die ich auch immer nutze. Ich nehme keine Medikamente, habe kein Diabetes.
Da die Venen laut Sonographie ok sind weiß ich nicht mehr was ich machen soll?
Ok, ich weiß ich muss abnehmen und werde das auch durchziehen.
Hat noch jemand die Erfahrung gemacht und hat eine 💡 Idee damit ich nicht noch eine 4 bekomme!