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Gelbsucht – Symptome, Ursachen & Therapie des Ikterus

Die meisten Menschen kennen den Ikterus vielleicht eher unter dem Namen Gelbsucht. Hinter diesem Beschwerdebild können viele verschiedene Erkrankungen stecken, die mitunter lebensgefährlich sein können und vor allem die Leber betreffen.
— Dr. Tobias Weigl

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Bei Gelbsucht oder Ikterus handelt es sich um ein Symptom, bei dem sich die Haut, die Schleimhäute sowie die Lederhäute der Augen gelb färben. Schuld ist eine vermehrte Ablagerung des Farbstoffs Bilirubin in den einzelnen Geweben. Doch was sind die möglichen Ursachen? Diese sind entweder vor, innerhalb oder hinter der Leber zu finden. Dabei kommen diverse Erkrankungen für das Entstehen der Gelbsucht infrage, etwa eine Hämolyse, eine Hepatitis oder Fehlbildungen der Gallenwege. Viele weitere mögliche Ursachen, die Methoden der Diagnose und die geeigneten Behandlungsmethoden werden in diesem Artikel erörtert.

Tina erschrickt, als sie morgens in den Spiegel schaut. Zunächst versucht sie, den Spiegel selbst mit einem nassen Tuch zu säubern. Doch was sie für eine Verunreinigung des Spiegels gehalten hatte, ist tatsächlich an ihrem Körper zu erkennen. Ihre Augäpfel sind gelblich unterlaufen. Auch die Haut ist leicht gelb gefärbt. Von Gelbsucht hat sie schon einmal gehört, aber nie auch nur im Traum daran gedacht, dass sich ihr äußeres Erscheinungsbild so schnell so drastisch verändern könnte. Aber damit ist wohl nicht zu spaßen. Ohne auch nur einen Anruf bei ihrem Hausarzt zu tätigen, macht sie sich auf den Weg in seine Praxis.

Was ist Gelbsucht und wie entsteht sie?

Als Gelbsucht bzw. Ikterus (von altgr. ἴκτερος íkteros ‚Gelbsucht‘) bezeichnet man in der Medizin den Anstieg des Gallenfarbstoffs Bilirubin. Dieser entsteht, wenn der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, abgebaut wird. Leidet man an Gelbsucht, so wird das Bilirubin nicht mehr in Gänze ausgeschieden, sondern sammelt sich im Körper.

Wichtig!
Bei Gelbsucht handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom anderer Erkrankungen, die insbesondere die Leber und die Galle betreffen.

Bilirubin ist ein Abfallprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin und entsteht, wenn rote Blutkörperchen in der Milz zerfallen. Im Normalfall bindet sich das Bilirubin dann an Eiweiße im Blut, gelangt über den Blutkreislauf in die Leber und wird dort weiterverarbeitet. Und zwar so, dass es mit der Galle ausgeschieden werden kann. Denn diese sammelt die von der Leber abgegebene Gallenflüssigkeit in der Gallenblase, von wo aus die Flüssigkeit dann fast gänzlich in den Darm gelangt. Überreste werden über die Nieren und schließlich den Urin ausgeschieden.

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Gut zu wissen! Bestandteile der Galle
Die wichtigsten Bestandteile der Gallenflüssigkeit, die besonders die Verdauung fettlöslicher Substanzen unterstützt, sind Cholesterin, die Gallensäuren sowie Bilirubin.

Möchte man den Ursachen der Gelbsucht auf den Grund gehen, so muss man zunächst eine Einteilung gemäß des Orts der Entstehung der Gelbsucht vornehmen. Dabei ordnet man die Orte nach prä-, intra- und posthepatisch, also danach, ob sie vor, innerhalb oder hinter der Leber liegen.

Der prähepatische Ikterus

Ein prähepatischer Ikterus (auch hämolytischer Ikterus), bei dem der Grund für die Gelbfärbung stets in einem vermehrten Bilirubinanfall besteht, kann dabei die folgenden Ursachen haben:

Ursachen

Hämolyse

Die häufigste Ursache eines prähepatischen Ikterus ist die Hämolyse. Darunter versteht man den übermäßigen Zerfall roter Blutkörperchen bzw. ihren verfrühten Abbau. Dies wiederum wird hervorgerufen durch etwa Infektionen, Überreaktionen des Immunsystems oder schlicht Fehlbildungen der roten Blutkörperchen. In der Folge fällt so viel Bilirubin, dass die Aufnahmekapazitäten der Leber überschritten werden. Also kann es nicht mehr abgebaut werden

Ineffektive Erythropoese

Die Erythropoese beschreibt die Bildung sowie Entwicklung der roten Blutkörperchen (sog. ‚Erythrozyten‘) im Knochenmark. Ist dieser Prozess (der Hämatopoese) gestört bzw. ineffektiv, kann es zu einem vorzeitigen Abbau der roten Blutkörperchen oder ihrer Vorstufen im Knochenmark kommen. Dadurch entsteht der Überschuss des Farbstoffs Bilirubin.

Gut zu wissen! Pseudo-Ikterus

Die Haut kann sich auch ohne ersichtliche Grunderkrankung gelb färben. Dies geschieht zum Beispiel, wenn man sehr viele Karotten isst. In diesem Zusammenhang spricht der Mediziner dann von einem sogenannten Pseudo-Ikterus.

Der intrahepatische Ikterus

Die möglichen Ursachen für einen intrahepatischen (auch hepatozellulären) Ikterus, bei dem immer eine Störung im Bereich der Leberzelle vorliegt, sind indes zahlreicher. Die Gelbsucht ist bei den folgenden Erkrankungen immer Folge einer Stauung der Gallenflüssigkeit in der Gallenblase (der sog. ‚Cholestase‘).

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Man unterscheidet dahingehend, ob es sich um eine obstruktive oder eine nichtobstruktive Störung handelt. Bei einer obstruktiven Störung liegt bspw. ein mechanisches Abflusshindernis in den ableitenden Gallenwegen vor, z. B. ein Gallenstein oder ein Gallengangtumor.

Nicht-obstruktive Ursachen

Im Folgenden werden zunächst diejenigen Erkrankungen aufgeführt, bei denen keine solche mechanische Abflusshinderung vorliegt.

Hepatitis

Hepatitis beschreibt im Allgemeinen eine Entzündung der Leber. Diese ist meist auf eine Infektion mit einem Virus, seltener auf Bakterien, Pilze oder Parasiten zurückzuführen. Weitere Ursachen einer Hepatitis können toxische Schädigungen durch Alkohol, Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselstörungen oder physikalische Schädigungen sein. In der Regel ist eine Hepatitis zunächst akut. Bleibt die Erkrankung aber länger als sechs Monate bestehen, spricht man von einem chronischen Verlauf.

Leberzirrhose

Eine Leberzirrhose ist die Folge der meisten unbehandelten chronischen Lebererkrankungen und dann meist unumkehrbar (‚irreversibel‘). Bei dieser Erkrankung kommt es zur Zerstörung des Lebergewebes.

Stauungsleber

Bei einer Stauungsleber ist die Leber vergrößert und das Organ kann mitunter sehr druckempfindlich sein. Das passiert, wenn der Blutabfluss behindert ist. Die Lebervenen sind indes durch die Stauung erweitert. Eine solche Stauung ist meist Folge einer Rechtsherzinsuffizienz.

Primär biliäre Cholangitis

Eine Cholangitis bezeichnet eine Entzündung der Gallenwege. Bei der primär biliären Cholangitis (PBC), die in 90 Prozent der Fälle Frauen betrifft, werden zunächst die Gallengänge angegriffen und durch entzündliche Prozesse zerstört. Auf lange Sicht entzündet sifch das gesamte Lebergewebe, was letztlich zur Leberzirrhose (s. o.) führen kann.

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Zystische Fibrose

Die zystische Fibrose, auch bekannt als Mukoviszidose, ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, deren Ursache der Defekt des CFTR-Gens ist. CFTR steht für Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator. Bei dieser Erkrankung bildet sich im Körper zäher Schleim, der mehrere Organe beeinträchtigen kann. Unter anderem betroffen sein können Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber, Darm sowie die Fortpflanzungsorgane.

Angeborene Störungen, die mit Cholestase einhergehen

Dazu gehört zum Beispiel das sogenannte Alagille-Syndrom, ein angeborenes Leiden, das auf einen Gen-Defekt zurückzuführen ist. Bei diesem Syndrom kommt es dazu, dass die Gallengänge entweder unterentwickelt (sog. ‚Hypoplasie‘) oder gar nicht erst angelegt worden sind (sog. ‚Aplasie‘). In der Folge kommt es automatisch zu einer sogenannten Hyperbilirubinämie, also einem erhöhten Gehalt des für die Gelbsucht verantwortlichen Farbstoffs Bilirubin im Blut.

Hyperbilirubinämie-Syndrome

Als Beispiel wäre hier der Morbus Meulengracht, auch bekannt als Gilbert-Syndrom, zu nennen. Dabei handelt es sich um eine recht harmlose Stoffwechselstörung, die Ergebnis eines angeborenen Enzymdefekts ist. Dies führt dazu, dass der Farbstoff Bilirubin nicht ausreichend ausgeschieden werden kann. Allerdings führt diese Erkrankung nicht zu einem Leberschaden. Daher sollte sie im eigentlichen Sinne nicht als Erkrankung, sondern lediglich als Störung betrachtet werden.

Ursachen mit mechanischem Abflusshindernis

Ein intrahepatischer Ikterus kann in einigen Fällen auch auf ein mechanisches Abflusshindernis zurückzuführen sein. Dies ist u. a. bei den folgenden Grunderkrankungen der Fall:

Lebertumor

Ein Lebertumor, auch bekannt als Leberkrebs, ist hierzulande meist die Folge einer Leberzirrhose. Dadurch kann sich ein sogenanntes hepatozelluläres Karzinom (kurz: HCC) bilden. Dieser Tumor kann einwachsen und so ein mechanisches Abflusshindernis darstellen, das die Gallenflüssigkeit staut. So kann der Farbstoff Bilirubin ins Blut übergehen.

Gallensteine oder Cholangitis

Zu einer Stauung von Gallenflüssigkeit kann es auch durch die Bildung von Gallensteinen (sog. ‚Cholelithiasis‘) oder einer Entzündung der Gallenwege (sog. ‚Cholangitis‘) kommen.

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Primär sklerosierende Cholangitis

Hierbei handelt es sich um eine recht seltene Lebererkrankung, deren Ursache bisher ungeklärt ist. Vermutet wird aber, dass das eigene Immunsystem für das Entstehen der primär sklerosierenden Cholangitis (kurz: PSC) verantwortlich ist. Auffällig ist zudem, dass die Erkrankung in 60–80 Prozent der Fälle mit einer entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa einhergeht. Der durch PSC verursachte Gallestau führt zu einer starken Gelbfärbung von Haut und Augen und kann eine Leberzirrhose zur Folge haben sowie gegebenenfalls Gallengangkrebs als Komplikation nach sich ziehen.

Exkurs: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Bei diesen beiden Erkrankungen handelt es sich um chronisch-entzündliche Darmkrankheiten (CED), die nicht heilbar sind.

Von Morbus Crohn Betroffene erkranken meist in einem Alter von unter 35 Jahren und leiden an immer wiederkehrenden Bauchschmerzen und Durchfall. Die Krankheit bedarf einer umfassenden Behandlung, da sich ohne eine angemessene Therapie schwere Komplikationen wie ein Darmverschluss (sog. ‚Ileus‘) ergeben können.

Mehr über die mysteriöse Darmkrankheit erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag von Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl, in dem er die Erkrankung ausführlich erklärt und sich einzelnen Therapiemöglichkeiten widmet.

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Die Mehrheit der von Colitis ulcerosa Betroffenen erkrankt zwischen dem 20. und 35. oder dem 60. und 80. Lebensjahr. Zu den Symptomen zählen vor allem blutige und schleimige Durchfälle sowie Bauchschmerzen und -krämpfe. Für die nicht heilbare Krankheit existiert bis dato keine Standardtherapie. Vielmehr handelt es sich um eine Kombination individuell angemessener Therapiemöglichkeiten.

Worin diese Behandlungsansätze bestehen und welche Ursachen der Colitis ulcerosa zugrunde liegen, erklärt Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Beitrag.

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Zum Nachlesen haben wir für Colitis ulcerosa als auch Morbus Crohn eigene, umfassende Artikel.

Der posthepatische Ikterus

Des Weiteren kann die Ursache auch hinter der Leber liegen und auf eine Verlegung, eine Verstopfung oder einen Verschluss der kleinen sowie großen Gallenwege zurückzuführen sein. Dann spricht man von einem posthepatischen Ikterus, auch bekannt als Verschlussikterus.

Ursachen

Zu den Ursachen zählen unter anderem die Folgenden:

Choledocholithiasis

Hierbei handelt es sich um eine Form von Gallensteinen, die im großen Gallengang, einem Teil der Gallenwege, zu finden sind. Durch ebensolche Steine kommt es zu einem Stau der Gallenflüssigkeit, der schließlich einen Ikterus auslöst.

Entzündliche Prozesse

Dazu zählen bspw. die zuvor erwähnte primär sklerosierende Cholangitis, eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (sog. ‚Pankreatitis‘) sowie Abszesse oder Zysten.

Tumoren

Zu den hier relevanten Tumoren zählen vor allem Bauchspeicheldrüsenkrebs (sog. ‚Pankreaskarzinom‘), das Gallenblasenkarzinom sowie das cholangiozelluläre Karzinom, also Gallengangkrebs.

Strikturen des Gallengangs

Bei Strikturen handelt es sich um meist narbige Verengungen von Hohlorganen, die hier den Gallegang verengen und so die Galle stauen.

Sonderform: Gelbsucht bei Neugeborenen

Mehr als die Hälfte aller sonst gesunden Neugeboren ist von der sogenannten Neugeborenen-Gelbsucht betroffen, bei der sich sowohl die Haut als auch die Augäpfel des Kindes gelb färben, meist innerhalb der ersten zwei oder drei Tage nach der Geburt. Am fünften Tag hat diese Verfärbung dann ihren Höhepunkt. Allerdings ist hierbei der Ikterus nicht auf eine Erkrankung wie bspw. Hepatitis zurückzuführen. Es handelt sich nämlich um eine Anpassungsstörung der Leber.

Neugeborene verfügen nach der Geburt über eine zu hohe Anzahl roter Blutkörperchen, die, da sie nicht mehr gebraucht werden, zerfallen. In der Folge wird der rote Farbstoff Hämoglobin in den gelben Farbstoff Bilirubin umgewandelt und sollte in der Leber abgebaut werde.

Allerdings ist die Neugeborenen-Leber dazu noch nicht imstande, sodass sich der Farbstoff in Haut und Augäpfeln ablagert. Behandlungsmaßnahmen sind nur dann erforderlich, wenn ein bestimmter Bilirubin-Konzentration-Grenzwert im Blut überschritten wird.

Gut zu wissen! Gelbe Haut bei Frühgeborenen
Bei Frühgeborenen ist die Leber noch weniger ausgereift, weshalb es bei diesen auch um einiges früher zu einer Gelbfärbung kommt, die zudem auch noch intensiver ausgeprägt ist und länger andauert als bei „normalen“ Neugeborenen.

Die Symptome: Welche Beschwerden hat man, wenn man an Gelbsucht leidet?

Zu den Symptomen zählt natürlich allen voran die Gelbsucht selbst, welche sich vor allem durch eine Verfärbung der Haut und der Bindehaut in den Augen bemerkbar macht.

Hinzu kommt gegebenenfalls, dass sich der Urin dunkelbraun färbt. Denn der Farbstoff Bilirubin ist wasserlöslich, wird in den Nieren eliminiert und mit dem Urin ausgeschieden. Außerdem kann der Stuhl hell bis gar weiß werden. Der Mediziner spricht in diesem Zusammenhang von acholischem Stuhl. Dies ist zurückzuführen auf den Umstand, dass die Gallenausscheidung, die normalerweise den für die Farbe des Stuhls verantwortlichen Farbstoff Stercobilin mit sich bringt, ausbleibt. Ebenso kann sich ein quälender Juckreiz (ein sog. ‚Pruritus‘) ergeben.

Umfrage: Litten Sie schon einmal unter Gelbsucht? Auf welche Grunderkrankung war das Symptom bei Ihnen zurückzuführen? (Mehrfachnennungen möglich) Mit Ihrer Teilnahme an dieser Umfrage helfen Sie anderen Betroffenen dabei, ihre Beschwerden besser einschätzen zu können.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Da der Ikterus, wie zuvor aufgeführt, auf viele unterschiedliche Erkrankungen hinweisen kann, ist auch die Diagnostik entsprechend vielseitig. Diese vereint hier ein ausführliches Anamnesegespräch, eine umfassende körperliche Untersuchung, die Labordiagnostik sowie bildgebende Verfahren.

Im Anamnesegespräch, also dem Gespräch zwischen Arzt und Patient, werden durch den Arzt für die Beschwerden relevante Fragen an den Patienten gestellt. In Bezug auf Gelbsucht werden u. a. folgende Dinge erfragt:

  • Nehmen Sie Medikamente? Wenn ja, welche und wie oft?
  • Haben Sie in letzter Zeit eine Transfusion erhalten?
  • Konsumieren Sie Drogen?
  • Haben Sie häufig wechselnde Partner beim Geschlechtsverkehr?
  • Haben Sie sich kürzlich im Ausland aufgehalten?
  • Wieviel Alkohol konsumieren Sie in der Regel?
  • Leben Sie mit anderen Personen zusammen, die auch an Gelbsucht leiden?
  • Gab es in Ihrer Familie bereits Fälle von Gelbsucht?
  • Welche Begleitsymptome haben Sie? (z.  B. Fieber, Schmerzen im Oberbauch, Muskelschmerzen)
  • Wurden Sie in der Vergangenheit operiert?

Auf diese Weise kann der behandelnde Arzt bereits Vermutungen bzgl. der Ursache der Gelbsucht anstellen. Mögliche Infektionen können nämlich bspw. das Ergebnis von Kontakt mit Hepatitiskranken oder Aufenthalten in Epidemiegebieten sein. Überdies kann ein übermäßiger Medikamenten- oder Alkoholkonsum die Leber auf Dauer schädigen.

Nach dem Gespräch weiß der Arzt, wo er zuerst untersuchen soll

Auf diesen Schritt folgt die körperliche Untersuchung, die aus der Sichtinspektion und dem Abtasten (sog. ‚Palpation‘) besteht.

Der Arzt wird sich zunächst die Mundschleimhäute ansehen, da ein Ikterus dort am besten sichtbar wird. Überdies wird der Arzt in diesem Schritt auf andere Symptome von Lebererkrankungen achten, da diese in Zusammenhang mit Gelbsucht von besonderer Bedeutung sind. So kann bspw. eine chronische Rechtsherzbelastung eine Leberstauung verursachen und einhergehen mit Wassereinlagerungen (sog. ‚Ödeme‘) an den Beinen, gestauten Venen am Hals und gestörter Atmung (sog. ‚Dyspnoe‘).

Im nächsten Teil der körperlichen Untersuchung widmet sich der Arzt dann dem Bauch und ertastet vornehmlich die Leber. Ist diese vergrößert (sog. ‚Hepatomegalie‘), kann dies bspw. auf eine Fettleber, eine venöse Stauung oder sogar Leberzysten und Metastasen hindeuten.

Ertastet der Arzt hingegen eine vergrößerte Milz (sog. ‚Splenomegalie‘), ist dies möglicherweise ein Anzeichen für eine Hämolyse oder eine Tumorerkrankung. Bei dem Abtasten widmet sich der Arzt auch noch der Gallenblase, der Virchow-Drüse und dem Nabelbereich.

Gut zu wissen! Die Virchow-Drüse
Bei der Virchow-Drüse handelt es sich um einen Lymphknoten bzw. eine Lymphknotengruppe, welche die letzte Lymphknotenstation des sogenannten Ductus thoracicus, das größte Lymphgefäß im menschlichen Körper, darstellt. Ist die Virchow-Drüse vergrößert, kann der Verdacht auf Magenkrebs fallen.

Labor und Bildgebung

Im Rahmen der Labordiagnostik werden vor allem Blut, Stuhl und Urin untersucht. Dabei wird vor allem darauf geachtet, ob Störungen in der Verstoffwechselung des Farbstoffs Bilirubin vorliegen. Überdies kann das Enzym Alkalische Phosphatase (AP) darauf hindeuten, dass eine Stauung der Gallenflüssigkeit in der Gallenblase (sog. ‚Cholestase‘) vorliegt. Zusammen mit der AP ist bei Vorliegen einer Leber- oder Gallenwegerkrankung auch die γ-Transferase (ebenfalls ein Enzym) erhöht. Ebenso wird die Blutgerinnung, deren Faktoren die Leber in der Regel bildet, untersucht.

In der Regel kommen im Rahmen der bildgebenden Verfahren zunächst Ultraschalluntersuchungen (sog. ‚Sonografie‘) zum Einsatz, da sich anhand dieser schmerz- und strahlenfrei die Leber und das Gallenwegsystem untersuchen lassen. Besteht der Verdacht, dass die Gelbsucht eventuell auf Gallengangsteine oder gar Tumorerkrankungen zurückzuführen ist, kann der Gallengang auch mithilfe endoskopischer Methoden untersucht werden. Dabei können direkt Gallengangsteine entfernt sowie Tumoren entlastet werden.

Weitere ergänzende Methoden der bildgebenden Diagnostik umfassen die Computer- sowie Kernspintomografie und möglicherweise Punktionen im Bauchraum. Letztere Methode beschreibt einen Vorgang, bei dem mithilfe einer Hohlnadel Flüssigkeit oder Gewebe aus einer Körperhöhle entnommen wird.

Fakten-Box Ikterus/Gelbsucht

  • Ein Symptom, keine Erkrankung
  • Vorwiegend Lebererkrankungen haben einen Ikterus zur Folge
  • Ikterus ist aber ein Symptom vieler möglicher Erkrankungen

Symptome

  • Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und Bindehaut
  • Dunkelbrauner Urin
  • Heller bis weißer Stuhl
  • Quälender Juckreiz

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Die Therapie von Gelbsucht richtet sich nach der jeweils diagnostizierten Grunderkrankung, da abhängig von dieser unterschiedliche Behandlungsansätze im Vordergrund stehen.

So ist es zum Beispiel möglich, wie zuvor erwähnt, Gallensteine bereits bei einer endoskopischen Untersuchung zu entfernen. Ist die Gallenblase aber weiterhin durch eine Erkrankung belastet, muss eine operative Entfernung des Organs in Erwägung gezogen werden.

Ist die Ursache der Gelbsucht hingegen in Medikamenten zu finden, reicht es oft schon, diese abzusetzen, um die Leber wieder zu entlasten, sodass sie sich erholen kann.

Bei Hepatitiden, also Leberentzündungen, kann es auch sein, dass sie spontan, also sozusagen „von allein“ ausheilen. Ist dies nicht der Fall, kann eine antivirale medikamentöse Therapie eingeleitet werden.

Wichtig!
Ist die Lebererkrankung für die Gelbsucht verantwortlich, sollten Sie dringend davon absehen, Alkohol zu konsumieren!

Häufige Patientenfragen

Wie therapiert man die Gelbsucht von Neugeboren?

Dr. T. Weigl:

Zunächst einmal muss geklärt werden, ob überhaupt therapiert werden muss. Dies hängt davon ab, ob die Bilirubin-Konzentration im Blut des Neugeborenen einen bestimmten Grenzwert überschreitet. Denn nur wenn dies der Fall ist, wird eine Behandlung notwendig. In allen anderen Fällen wird das Bilirubin innerhalb der ersten zwei Wochen abgebaut und die Verfärbung verschwindet.

In der Regel wendet man eine Lichttherapie an, bei der speziell blaues Licht dazu genutzt wird, den Farbstoff Bilirubin in eine wasserlösliche Substanz umzuwandeln, die dann über den Urin ausgeschieden werden kann. Nur in seltenen, sehr schwerwiegenden Fällen ist ein sogenannter Blutaustausch notwendig.

Wofür ist unser Blut eigentlich zuständig?

Dr. T. Weigl:

Grob kann man sagen, dass das Blut vier Aufgaben erfüllt. Es ist zum einen vor allem ein Transportsystem, das z. B. Sauerstoff und Kohlendioxid, Nährstoffe sowie Hormone, aber auch Giftstoffe transportiert. Überdies ist es verantwortlich für die Immunabwehr und die Regulation unseres Säure-Basen-Haushalts. Außerdem transportiert es auch Stoffe, die für die Blutstillung und -gerinnung sorgen.

Wenn Sie mehr über unser Blut, seinen Aufbau und seine Funktionen erfahren möchten, empfehle ich die Lektüre unseres umfassenden Artikels zum Thema. Außerdem können Sie sich auch gerne meinen Video-Beitrag zum Thema Blut ansehen, in dem ich unter anderem die Funktionen der einzelnen Blutzellen, die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen, erläutere.

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Mein Urin ist zwar nicht verfärbt, aber er stinkt ungemein. Was kann das sein?

Dr. T. Weigl:

Übelriechender Urin kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen gibt es natürlich diverse Lebensmittel, die den Geruch des Urins beeinflussen können. Dazu zählen Spargel oder auch Knoblauch. Diese Geruchsveränderungen halten in der Regel aber nicht länger als 24 Stunden. Ist dies aber doch der Fall, kann auch eine schwerwiegendere Grunderkrankung dahinter stecken. Dazu zählen Harnwegsinfekte, ein Diabetes mellitus, Tumoren, die sogenannte Phenylketonurie (eine angeborene Stoffwechselerkrankung), die sogenannte Ahornsirupkrankheit und Dehydratation (die zur Exsikkose führen kann).

Mehr zum Thema Geruchsveränderungen des Urins können Sie unserem umfassenden Artikel entnehmen.

Beim Arzt angekommen war Tina schon fast panisch. Unsicher rückte sie im Wartezimmer auf ihrem Stuhl hin und her und konnte sich auch mit den ausgelegten Magazinen nicht ausreichend ablenken. Im Behandlungsraum angekommen, vermittelte ihr Arzt aber sofort eine gewisse Ruhe und mahnte dazu, sich vorerst keine Sorgen zu machen. Erstmal würde ein Blut-Test durchgeführt.

Als Tina dann am nächsten Tag zur Besprechung der Ergebnisse vorbeikommt, kann sie sich beruhigen. Zwar hört sich die diagnostizierte Erkrankung fies an – Morbus Meulengracht. Aber eine richtige „Krankheit“ befinde sich laut Arzt dahinter nicht. Er hat zur Sicherheit noch die Leber untersucht und keine Veränderungen feststellen können. Jetzt soll Tina ihr Leben etwas umstellen, da nur die angestiegenen Werte des Bilirubins, das für die gelbe Farbe zuständig ist, ausgeglichen werden müssen. Tina soll auf Alkohol verzichten und unregelmäßige Schlafenszeiten sowie unnötig langes Hungern meiden, da dies zu einem Anstieg der Werte führe.

Verwandte Themen

Haben auch Sie Erfahrungen mit Gelbsucht gemacht? Möchten Sie sich bei uns weiter über das Thema Ikterus erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich mit anderen auszutauschen!

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 16.09.2018, zuletzt aktualisiert: 15.12.2018

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Dominik Bettinger (2015): Der gelbe Patient – Differenzialdiagnostik des Ikterus. In: Der Allgemeinarzt 37/11, S. 37–42.
  • Berthold Block (2006): POL-Leitsymptome Gastrointestinaltrakt – Leber, Pankreas und biliäres System. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  • Deutsche Leberhilfe e. V. (Hg.) (2018): Morbus Meulengracht. In: leberhilfe.org
  • Deutsche Leberhilfe e. V. (Hg.) (2018): Primär biliäre Cholangitis (PBC). In: leberhilfe.org
  • Deutsche Leberhilfe e. V. (Hg.) (2018): Primär sklerosierende Cholangitis (PSC). In: leberhilfe.org
  • Christoph F. Dietrich (Hg.) (2012): Ultraschall-Kurs: Organbezogene Darstellung von Grund-, Aufbau- und Abschlusskurs. Nach den Richtlinien von KBV, DEGUM, ÖGUM und SGUM. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln.
  • Alexander Gerbes (2017): Was ist Gelbsucht?. In: Internisten im Netz.
  • Wolfgang Gerok (Hg.) (2007): Die Innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart.
  • Andreas Hirner, Kuno Weise (2008): Chirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (2015): Lebermetastasen. In: krebsinformationsdienst.de
  • Redaktion von Kinder- und Jugendärzte im Netz (2018): Neugeborenen-Gelbsucht (Neugeborenen-Ikterus). In: kinderaerzte-im-netz.de
  • Jürgen Ferdinand Riemann (2007): Gastroenterologie in Klinik und Praxis – Das komplette Referenzwerk für Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  • Christian Schaaf, Johannes Zschocke (2018): Basiswissen Humangenetik. Springer-Verlag, Heidelberg.
  • Günther Schmidt (Hrsg) (2002): Sonographische Differenzialdiagnose – Lehratlas zur systematischen Bildanalyse mit über 2500 Befundbeispielen. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
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