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Tumorschmerzen – Symptome, Medikamente & Therapie

Rund 60-90% der Patienten, die an Krebs erkranken, leiden im Verlauf unter Tumorschmerzen. Hier ist eine konsequente Therapie nach dem WHO-Stufenschema anzuraten.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Von den 430.000 Frauen und Männern in Deutschland, die jedes Jahr neu an Krebs erkranken, leiden gut ein Drittel zu Beginn der Erkrankung an Tumorschmerzen, im weiteren Verlauf betrifft es bis zu 90%. Die Schmerzen werden durch den Tumor und dessen Wachstum in umliegendes Gewebe ausgelöst. Auch Tochtergeschwülste (sog. Metastasen) oder aber Nebenwirkungen der Krebstherapie kommen als Schmerzauslöser in Frage. Es gibt sowohl akut auftretenden also auch chronisch verlaufenden Tumorschmerz. Eine konsequente Therapie anhand des WHO-Stufenschemas ist sinnvoll und wichtig, um Betroffenen den Alltag zu erleichtern.

Immer diese Rückenschmerzen. Richard, 71 Jahre, ist am Ende seiner Kräfte. Nicht nur, dass bei ihm vor 6 Wochen Prostatakrebs festgestellt wurde, nein. Er hat seit einigen Tagen auch noch diese schlimmen Schmerzen im Rücken. Besonders morgens kommt er immer schwerer aus dem Bett. Er beschließt seinem Arzt beim morgigen Termin davon zu berichten. Dieser horcht auf und veranlasst sofort eine Bildgebung des Rückens.

Tumorschmerz und dessen Ursachen

Der eigentlich Tumorschmerz wird durch den bösartigen Tumor (sog. Karzinom) selbst ausgelöst. Die Intensität der Schmerzen hängt vom Ort des Tumorwachstums und von der dort vorliegenden Anzahl an Schmerznervenfasern ab. Das erklärt, warum Tumore der inneren Organe und des Gehirn oftmals lange unentdeckt wachsen können: hier gibt es keine Nerven, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind. Auch Metastasen können Tumorschmerzen auslösen. Insgesamt lassen sich folgende Arten von Tumorschmerz unterscheiden:

  • Nervenschmerzen: Der Tumor drückt auf einen Nerv und führt so zu Schmerzen. Hierunter fallen auch Reizungen der Nerven durch beispielsweise Chemotherapie oder Bestrahlung.
  • Weichteil- und Knochenschmerzen: Dieser Schmerz ist gut lokalisierbar und dumpf. Bei Tumorzellen im Knochen ist das Risiko für Knochenbrüche (sog. Frakturen) deutlich erhöht.
  • Viszeraler Schmerz: Die Organe selbst haben keine Nerven für die Schmerzwahrnehmung. Karzinome können hier eine lange Zeit unentdeckt wachsen. Erst wenn die Organkapsel (also das Gewebe, das das Organ umgibt) gereizt und gedehnt wird, kommt es zu sog. viszeralen Schmerzen. Die Schmerzen sind schlecht lokalisierbar und meist krampfartig.
  • Schmerzen nach Krebsbehandlung: Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie oder Schmerzen nach Krebs Operationen.
  • Indirekter Tumorschmerz: Ursache sind hier zum Beispiel Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen oder absterbendes Gewebe.

In diesem Video erklärt Dr. T. Weigl die Ursachen von Tumorschmerzen und warum es so wichtig ist, auch auf die „schmerzverstärkenden Faktoren“ zu achten.

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Gut zu wissen!
Tumorschmerz bezeichnet sowohl den von dem Krebsgeschwür direkt ausgelösten Schmerz als auch den durch Therapiemaßnahmen verursachten Schmerz.

Es werden im Gespräch mit dem behandelnden Arzt unterschiedliche Schmerzqualitäten beschrieben. Diese Unterschiede entstehen aus der subjektiven Wahrnehmung der Tumorschmerzen:

  • heiß
  • brennend
  • stechend
  • pulsierend
  • krampfend
  • dumpf
  • ziehend
  • bohrend
  • drückend

Mehr Informationen zu Krebserkrankungen und Tumoren in diesem Video

Eine Krebsdiagnose bedeutet einen heftigen Einschnitt in das bisherige Leben und beeinflusst alles, was danach kommt. In diesem Video erklärt Dr. Tobias Weigl, wie Krebs entsteht, wie er sich ausbreitet und was ein Tumor ist.

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Epidemiologie: Wer ist betroffen?

Rund 90% der Menschen, die an einer bösartigen Krebserkrankung leiden, haben irgendwann einmal mit Tumorschmerzen zu tun. Diese können unterschiedliche Auslöser haben.

Umfrage: Hat ein Arzt bei Ihnen Tumorschmerzen diagnostiziert? Welche Art des Tumorschmerzes wurde festgestellt? (Mehrfachnennungen möglich) Damit helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann bestehen die Beschwerden? Wo sitzt der Schmerz? Ist er gleichbleibend, konstant, wellenförmig? Auf einer Skala von 1-10, wie stark sind die Schmerzen (1 = schwach, 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen)?

Anschließend erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung zur Erhebung des Gesundheitsstatus. Gibt es erkennbare Verletzungen oder Auffälligkeiten? Gibt es neurologische Auffälligkeiten?

Manchmal wird den Patienten empfohlen, ein Schmerztagebuch zu führen. Darin wird zum Beispiel dokumentiert, wann die Schmerzen auftreten, wie stark sie sind, wie lange sie andauern usw. Anhand der Dokumentation kann ein Konzept für eine effektive Schmerztherapie erarbeitet werden.

Außerdem kann der Arzt bei Bedarf eine Bildgebung in Form von Röntgen, CT oder MRT veranlassen, um die Ursachen der Schmerzen genauer festzustellen.

Fakten-Box
Tumorschmerz
33% zu Beginn einer Krebserkrankung, rund 90% im Verlauf
Symptome

  • Unterschiedliche Lokalisationen des Schmerzes
  • Unterschiedliche Schmerzqualitäten (heiß, brennend, pulsierend, krampfend, dumpf, stechend, ziehend, bohrend, drückend)

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Bei der Therapie von Tumorschmerzen wird ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept angestrebt. Dieses setzt sich zusammen aus:

  • Spezielle Schmerztherapie mit verschiedenen Medikamenten
  • Psychotherapie
  • Psychosomatische Behandlung
  • Patientenschulung
  • Selbsthilfegruppen
  • Physikalische Therapie (z.B. Wärme- oder Kältebehandlung)
  • Entspannungsmethoden

Die Schmerztherapie sollte strikt unter Anwendung des WHO-Stufenschemas erfolgen. Hier stehen für die Therapie chronischer Schmerzen verschiedene Medikamente zur Auswahl. Die hier kombinierten Medikamententypen sind: Nicht-Opioid-Analgetika, niedrig- und hochpotente Opioide sowie sogenannte Koanalgetika und Adjuvantien. Für eine effiziente Schmerztherapie sind nicht nur der gezielte Einsatz und die gezielte Kombination der Medikamente wichtig, sondern insgesamt drei Einnahmeprinzipien:

  1. „by the clock“: regelmäßige und uhrzeitorientierte Einnahme
  2. „by the mouth“: wenn möglich eine orale (= über den Mund) Einnahme langwirksamer Medikamente
  3. „by the ladder“ Dosierung anhand des WHO-Stufenschemas

Merkwort für die Prinzipien der Schmerztherapie: „DNA“ – „Durch den Mund“ – „Nach der Uhr“ – „Auf der Leiter“!

Im folgenden Video erklärt Dr. T. Weigl das WHO-Stufenschema.

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Ein häufiger „Fehler“ in der Schmerztherapie ist die Durchführung einer analgetischen Therapie mittels alleiniger Gabe eines Opioids. Um eine effektive und ausbalancierte Analgesie zu erreichen, sollte in jeder Behandlungsstufe die (zusätzliche) Gabe eines Nicht-Opioid-Analgetikums sowie ggf. eines Ko-Analgetikums erfolgen!

Exkurs: Videos zu Opioiden
Im folgenden Video erklärt Dr. Tobias Weigl wichtige Grundlagen und Wissenswertes zu den fünf am häufigsten verwendeten starken Opioiden: Morphin, Oxycodon, Hydromorphon, Buprenorphin und Fentanyl.

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Außerdem erklärt Dr. Tobias Weigl in nachfolgendem Video Wichtiges zu Wirkung und Nebenwirkungen der niedrigpotenten Opioide Tilidin und Tramadol.

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Das WHO-Stufenschema

Stufe 1Nicht-Opioid-Analgetika+ Koanalgetika/Adjuvantien
Stufe 2Niedrigpotente Opioide+ Nicht-Opioid-Analgetika+ Koanalgetika/Adjuvantien
Stufe 3Hochpotente Opioide+ Nicht-Opioid-Analgetika+ Koanalgetika/Adjuvantien

Häufige Patientenfragen

Was kann ich neben der Einnahme von Medikamenten noch tun, um meine Schmerzen zu lindern?

Dr. T. Weigl
Im Rahmen des sogenannten multimodalen Therapiekonzepts gibt es verschiedene Möglichkeiten, die medikamentöse Schmerztherapie zu unterstützen. Dazu zählen Psychotherapie, psychosomatische Therapie, Patientenschulungen, Selbsthilfegruppen, physikalische Therapien und Entspannungsübungen.

Wie nehme ich die Schmerzmittel richtig ein?

Dr. T. Weigl
Wichtig ist, sich an das mit dem Arzt besprochene Einnahmeschema zu halten. Die Dosierung und die Häufigkeit der Einnahme sollten dem Medikamentenplan entsprechen. So kann eine optimale Schmerzreduktion erreicht werden.

Muss man Tumorschmerz behandeln?

Dr. T. Weigl
Ja. Tumorschmerzen können einen hohen Leidensdruck verursachen und sollten anhand des WHO-Stufenschemas zur Schmerztherapie behandelt werden. Außerdem sollte ein multimodales Therapiekonzept verfolgt werden.

Bei Richard werden Tumormetastasen in der Wirbelsäule festgestellt. Sein Arzt leitet eine entsprechende Schmerztherapie ein und überweist ihn an eine Klinik für Strahlentherapie zur weiteren Behandlung der Metastasen.

Haben auch Sie Erfahrungen mit Tumorschmerzen? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Dr. Tobias Weigl und Claudia Scheur
Redaktion: Christine Pepersack

Quellen

  • Eckhard Beubler et al. (2016): Kompendium der medikamentösen Schmerztherapie. Springer, Heidelberg – Berlin.
  • Strumpf et al.: Deutsches Ärzteblatt 2005; 102(13): „Zertifizierte medizinische Fortbildung Tumorscherz“ (abgerufen am 08.05.2018)
  • Wirtz, Stefan: Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. Sektion der International Association for the Study of Pain (IASP) „Tumorschmerz“ (abgerufen am 08.05.2018)
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1 Kommentar
  • Thomas
    13.02.2019 15:44

    Vielen Dank für das Video und Informationen zu Krebserkrankungen und Tumoren. Der Prostatakrebs ist ein sehr ernstes Problem bei Männern. Wenn man einige Warnsignale erkennt oder jegliche Beschwerden hat, sollte man so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.

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