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MSM Schwefeltherapie – Hilft das Nahrungsergänzungsmittel bei chronischen Schmerzen?

„Bei Nahrungsergänzungsmitteln geht oftmals Werbewirksamkeit vor Nutzen. Obwohl Methylsulfonylmethan (MSM) weitläufig als Heilmittel gegen chronische Schmerzen angepriesen wird, ist seine Wirkung aus medizinischer Sicht keineswegs bestätigt.“
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Für viele Menschen gehören Schmerzen zum Alltag. Mit zunehmendem Alter entstehen schmerzhafte Krankheiten im Skelett-System und in den Gelenken. Rückenschmerzen und Arthrose sind typische Erkrankungsformen, die chronische Schmerzen verursachen. Weil aber nicht jeder der konservativen, traditionell ausgerichteten Schulmedizin vertraut oder vertrauen will, hält sich die Meinung, dass nicht nur medizinische Präparate und Therapien, sondern auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zur Schmerzlinderung oder gar Heilung beitragen.
Ein solches Nahrungsergänzungsmittel ist Methylsulfonylmethan, kurz MSM: Hinweise auf eine möglicherweise positive Wirkung von MSM bei Arthrose und chronischen Schmerzen werden vor allem im Marketing gerne genutzt, um MSM und andere Nahrungsergänzungsmittel als „sanfte Alternative“ zu Medikamenten zu loben. Die nachhaltige Wirkung auf den Alltag von Schmerzpatienten ist jedoch nicht bewiesen.

Während Jens durch die Tagesnachrichten eines renommierten Online-Nachrichten-Magazins scrollt, ploppt am Rand der Seite eine bunte Fläche auf. „Immer dieser Werbemist“, denkt er und will die Seite schon aktualisieren, als sein Blick an den blinkenden Buchstaben hängenbleibt. „MSM Schwefeltherapie bei chronischen Schmerzen – machen Sie es wie Melanie und sagen Sie Ihren chronischen Schmerzen den Kampf an!“ Verdutzt vergisst Jens den Button zu drücken – vor ein paar Tagen erst hat er wegen seiner starken Schulterschmerzen das Internet befragt. Widerwillig klickt er das Werbebanner nach einigen Sekunden an: Was ist dieses MSM überhaupt? Wenn es seine Schmerzen tatsächlich lindern könnte, wäre es doch einen Versuch wert? Seinen Arzt will er trotzdem noch einmal um Rat fragen und sucht gleich das Zeitfenster für die Telefonsprechstunde heraus.

Grundlagen: Was ist MSM?

MSM ist die Abkürzung für Methylsulfonylmethan. Wie der komplexe Name vermuten lässt, handelt es sich um eine Verkettung mehrerer Stoffe: MSM ist eine organische Schwefelverbindung:

  • Es kommt in vielen Pflanzen vor und ist auch in Lebensmitteln enthalten.
  • Es ist ein Bestandteil von Chondroitinsulfat, welches wiederum ein Hauptbestandteil des Knorpels und des Bindegewebes ist. Schwefel spielt also auch im Knorpelgewebe eine wichtige Rolle.

Methylsulfonylmethan sowie sein großer Bruder Chondroitinsulfat werden, häufig in Verbindung mit Glucosamin, schon seit längerem als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Allerdings sind die Mittel weder als Medikamente zugelassen noch Heilmittel: Sie sollten daher ausschließlich als Ergänzung, nicht jedoch als eigenständige Therapie eingesetzt werden. Solange das Mittel nicht als Medikament zugelassen werden soll, sind die Hersteller jedoch nicht verpflichtet, den viel beworbenen Wirknachweis wissenschaftlich zu erbringen.

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Weitere Informationen zu MSM in diesem Video
Im folgenden Videobeitrag geht Dr. Tobias Weigl dem Mythos MSM auf den Grund: Was kann das Nahrungsergänzungsmittel wirklich? Bei welchen Aussagen ist Vorsicht geboten? Wer profitiert von der Schwefeltherapie, wer nicht?

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Der menschliche Organismus kann Schwefel zwar nicht selbst bilden, nimmt diesen jedoch über pflanzliche und tierische Nahrungsmittel auf. Benötigt wird Schwefel im Körper u. a. in Form der Aminosäuren Methionin und Cystein: Die Eiweißbausteine sind schwefelhaltig und kommen im Aminosäurestoffwechsel zum Einsatz. Sie helfen dabei, körpereigene Eiweiße herzustellen. Es gibt jedoch keine festgelegte, tägliche Zufuhrmenge, die empfohlen wird. Da die Ernährung der westlichen Länder grundsätzlich sehr eiweißhaltig ist, darf davon ausgegangen werden, dass der Organismus über die Nahrung mehr als ausreichend mit schwefelhaltigen Aminosäuren versorgt wird – und dadurch auch mit Schwefel.

Gut zu wissen!
Einen echten Schwefel-Mangel kennt man in Deutschland nicht. Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge ist ein Schwefel-Mangel, der schädigende Auswirkungen auf den Organismus haben könnte, sowohl in Deutschland als auch auf dem europäischen Kontinent quasi unbekannt.

Was bewirkt Schwefel im Organismus?

Im menschlichen Organismus herrscht ein clever orchestriertes Zusammenspiel verschiedenster Stoffe und Spurenelemente: Auch in Kleinstmengen sorgen Eisen, Magnesium oder Vitamin D dafür, dass organische Prozesse reibungslos funktionieren und von außen zugeführte Stoffe verarbeitet werden können. Fehlt es an einem Element dieser ausbalancierten Kette, kommt es zu einem Ausfall: Können bspw. körpereigene Aminosäuren nicht mehr hergestellt werden, weil eine organische Verbindung fehlt, hat dies Auswirkungen auf sämtliche Prozesse, an denen wiederum die Aminosäuren beteiligt sind. In diesem Zusammenhang wird von einem Mangel gesprochen.
Schwefel kommt zu 0,2 Prozent im menschlichen Körper vor. Obwohl das nach einer vernachlässigbaren Menge klingt, ist organischer Schwefel doch ein lebenswichtiges Element. Es kommt unter anderem in Enzymen, Hormonen, Antioxidantien und Aminosäuren vor.

Wenn Schwefel fehlt

Schwefel wird über die Nahrung aufgenommen und ist als Spurenelement in verschiedenen Lebensmitteln enthalten, u. a.:

  • Eier
  • Milchprodukte (Quark, Joghurt)
  • Fleisch
  • Fisch
  • Nüsse
  • Knoblauch
  • Bärlauch
  • Zwiebeln

Steht dem Organismus nicht ausreichend Schwefel zur Verfügung, können Enzyme, Hormone, Antioxidantien und Aminosäuren, die auf die organische Verbindung angewiesen sind, nur eingeschränkt funktionieren.

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Vor allem beim Aufbau von körpereigenem Eiweiß spielt Schwefel eine wichtige Rolle. Schwefelhaltige und andere Aminosäuren „bauen“ im wahrsten Sinne des Wortes verschiedene Moleküle zu Eiweißen und Enzymen zusammen. Die Verbindungen zwischen zwei Schwefelteilchen (sog. ‚Schwefelbrücken’) geben Eiweißen und Enzymen ihre räumliche Struktur. Fehlt Schwefel, verändert sich die räumliche Struktur – Eiweiße und Enzyme werden zwar immer noch hergestellt, verändern sich aber in ihrer Wirkweise oder sind inaktiv, da andere Moleküle an der räumlichen Struktur nicht mehr andocken können.

Ein wichtiger Einsatzort von Schwefel ist das Knorpelgewebe zwischen Knochen und Gelenken. Als Bestandteil der Innenschicht von Gelenkkapseln und der Gelenkschmiere trägt Schwefel indirekt zur Beweglichkeit der Gelenke bei. Da diese jeden Tag unzählige Male bewegt werden müssen und damit einer permanenten Belastung ausgesetzt sind, müssen die Kapselflüssigkeit ebenso wie die Gelenkschmiere immer wieder erneuert werden. Diese Reparatur erfolgt mit körpereigenen Stoffen, für die auch schwefelhaltige Verbindungen erforderlich sind.
Hat der Organismus zu wenig organische Schwefelverbindungen zur Verfügung, können Knorpelgewebe und Gelenkflüssigkeit nur unzureichend hergestellt werden. In der Folge kann es zu schmerzhaften Degenerationen kommen, die sich z. B. in Form einer Gelenksarthrose äußern.

Die Symptome: Chronische Schmerzen in den Gelenken

Gelenkschmerzen und Gelenkserkrankungen zählen zu den häufigsten Gründen für chronische Schmerzen in Deutschland. Ein typisches Erkrankungsbild, das zu dauerhaften Schmerzen führt, ist die Arthrose. Eine Arthrose entsteht, wenn die schützende Knorpelschicht eines Gelenks abgenutzt oder gänzlich zerstört ist. Meist zeigt sich die degenerative Krankheit im fortgeschrittenen Alter, wenn der Organismus nicht mehr in der Lage ist, den Gelenksknorpel so schnell wiederherzustellen wie er abgebaut wird. Aber auch familiäre Veranlagung, Übergewicht oder eine mechanische Überbelastung, z. B. bei Sportlern, kann schon zu einem früheren Zeitpunkt zu Arthrosesymptomen führen. Die am häufigsten betroffenen Gelenke sind die Schulter, das Knie sowie die Hüfte.

Die Hauptsymptome einer Arthrose sind Bewegungseinschränkungen und Schmerzen bei der Bewegung. Für die Betroffenen fühlt es sich so an, als sei der Bewegungsradius des Gelenks eingeschränkt – es lässt sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung immer schlechter gänzlich strecken oder beugen. Typisch ist auch die sog. Morgensteifigkeit: Nachdem das Gelenk am Beginn des Tages kaum beweglich erscheint, verbessert sich das Phänomen bei Bewegung; auch der Schmerz lässt nach (sog. ‚Anlaufschmerz’). Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto häufiger bleibt der Schmerz jedoch bestehen – hält er über einen Zeitraum von mehr als 12 Wochen an, sprechen Ärzte von chronischen Schmerzen.

Mehr Informationen zu Arthrose in diesem Video
Was genau ist eigentlich die Arthrose? An welchen Gelenken tritt sie am häufigsten auf? Wie entstehen die Knorpelschäden und ist die Erkrankung heilbar? Diese und weitere Fragen zum Thema Arthrose beantwortet Dr. Tobias Weigl im folgenden Videobeitrag:

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Arthrose ist bislang nicht heilbar. Verzögert ein Arthrose-Patient die Behandlung oder verweigert den Arztbesuch, weil dieser in seinen Augen „eh nichts bringt“, trägt er dazu bei, dass die Gelenkschmerzen chronifizieren. Einfach gesagt bedeutet das, dass jeder Tag, jede Stunde trotz Medikamenten für den Betroffenen schmerzhaft sein kann. Erklärbar ist das durch das sog. Schmerzgedächtnis. Weil der Organismus bei akuten Schmerzen einen Schmerzreiz an das Gehirn schickt, wo dieser registriert und verarbeitet wird, können wir Schmerzen überhaupt wahrnehmen. Bleibt der akute Schmerz lange genug bestehen, kann das Nervensystem irgendwann nicht mehr zwischen Schmerz und Nicht-Schmerz unterscheiden: Auch wenn der Schmerz z. B. durch ein Medikament betäubt ist, melden die Nervenstränge weiter einen Schmerz an das Gehirn.

Wer ist betroffen?

Wird eine Erkrankung, die sich über akute Schmerzen äußert, zu spät, falsch oder gar nicht behandelt, kann der Schmerz grundsätzlich bei jedem chronisch werden. Chronische Schmerzen entstehen besonders häufig auch im Zusammenhang mit Rückenschmerzen, doch Gelenkschmerzen zählen ebenfalls zu den häufigsten Auslösern chronischer Schmerzen.
Im Hinblick auf Arthrose gibt es jedoch eine vergleichsweise klar umrissene Risikogruppe:

  • Frauen und Männer ab einem Alter von 60 Jahren. Mit steigendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken, überdurchschnittlich zu.
  • Unabhängig von Alter und Geschlecht trägt auch familiäre Veranlagung zum Erkrankungsrisiko bei.
  • Menschen mit Übergewicht bzw. Adipositas: Durch das hohe Körpergewicht erfahren Gelenke, insbesondere in den Knien und Füßen, eine überdurchschnittliche Belastung. Diese trägt zum Verschleiß der Gelenktätigkeit bei.
  • Leistungssportler und Menschen, die übermäßig häufig in hockender oder kniender Position tätig sind, z. B. Handwerker.

Hat ein Arzt bei Ihnen eine Arthrose diagnostiziert? Welche dieser Symptome traten bei Ihnen auf? (Mehrfachnennungen möglich) Damit helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.

Ganzheitliche Therapie bei chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzen sind nicht nur für Betroffene, sondern auch für Mediziner ein schwieriges Thema. Denn wenn der Schmerz chronisch geworden ist, ist er nicht mehr nur ein Symptom einer Erkrankung, sondern auch ein eigenständiges Krankheitsbild: Deshalb ist auch der Behandlungsansatz bei chronischen Schmerzen vollkommen anders als bei akuten Schmerzen. Hier geht es nicht mehr allein darum, die Symptome, also den Schmerz, zu lindern, sondern auch um Ursachenbekämpfung. Auf der einen Seite muss, falls noch nicht geschehen, die ursprüngliche Ursache für den Schmerz ermittelt und behandelt werden. Auf der anderen Seite steht aber auch das Schmerzgedächtnis im Fokus. Mithilfe von ganzheitlichen Methoden, die über die konservative Medizin hinausgehen und auch alternative sowie psychotherapeutische Heilverfahren umfassen, sollen chronische Schmerzpatienten lernen, mit dem Schmerz umzugehen und einen weitgehend schmerzfreien Alltag zu erleben.

Weitere Informationen zur ganzheitlichen Arthrosetherapie lesen Sie im weiterführenden Artikel zum Thema nach:
Die 7 Eckpfeiler einer ganzheitlichen Arthrosetherapie

Fakten-Box
Schwefeltherapie bei chronischen Schmerzen

  • angewendet bei chronischen Schmerzen durch Arthrose und andere Erkrankungen
  • soll helfen, den Schwefelhaushalt im menschlichen Organismus auf ein normales Niveau anzugleichen
  • für den Aminosäurestoffwechsel und weitere organische Prozesse zuständig

Symptome bei chronischen Schmerzen durch Arthrose

  • Bewegungseinschränkung
  • Schmerzen bei Bewegung
  • Morgensteifigkeit
  • Anlaufschmerz
  • Verbesserung der Schmerzen bei Bewegung
  • regelmäßiger, anhaltender Schmerz
  • tägliche Schmerzen

MSM als Zusatzpräparat

Methylsulfonylmethan kann bei chronischen Schmerzen als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Im Rahmen einer medizinischen, von einem Arzt betreuten Therapie wird es in der Regel jedoch eher nicht zum Einsatz kommen. Der Grund dafür ist, dass die versprochene Wirkung von MSM bislang keineswegs bestätigt werden konnte. Es ist also fraglich, ob MSM tatsächlich ein alternatives Schmerzmittel ist oder nicht.

Die Wirkung des Präparates soll sich Herstellerangaben entsprechend jedoch nicht ausschließlich auf chronische Schmerzen bei Arthrose beschränken, sondern auch bei anderen Erkrankungen, bei denen Schwefel im Spiel ist, helfen:

  • Muskelkrämpfe und -schmerzen
  • Sportverletzungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Karpaltunnelsyndrom
  • Krebserkrankungen
  • grauer Star
  • Schnarchen
  • Heuschnupfen
  • Niedergeschlagenheit und Ängste
  • schlaffes Bindegewebe
Exkurs: Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel erleben, nicht zuletzt in Europa und in Deutschland, schon seit längerem einen regelrechten Hype. Alternative Heilverfahren, Naturmedizin, Homöopathie – viele Menschen möchten auf konservative Therapiemethoden und vor allem auf chemisch produzierte Medikamente verzichten und suchen nach Alternativen.
In Nahrungsergänzungsmitteln finden sich bestimmte Nährstoffe, auf die der Organismus angewiesen ist, in konzentrierter Form. Viele dieser Nährstoffe kann der Körper zwar theoretisch über die Nahrung oder über das Sonnenlicht aufnehmen, tut es durch eine ungesunde Ernährung oder aus genetischen Gründen aber nicht. Mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln soll der Organismus alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, aber auch Pflanzen- und Kräuterextrakte in ausreichender Menge erhalten. Sie sollen nach Auffassung der Hersteller die normale Ernährung ergänzen. Menschen, die sich ausgewogen und gesund ernähren, benötigen diese Supplemente jedoch eigentlich nicht.
Weil Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich sind und ihre Einnahme nicht mithilfe von Rezepten reglementiert wird, ist eine Überprüfung neuer Mittel von besonderer Wichtigkeit. Zuständig für die Überprüfung und Testung neuer Mittel ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Auf der Grundlage europäischer Richtlinien werden neue Präparate getestet und müssen registriert werden, bevor sie auf dem Markt angeboten werden dürfen.
Nahrungsergänzungsmittel, die Aminosäuren, Fettsäuren oder Pflanzen- sowie Kräuterextrakte enthalten, sind von dieser Reglementierung jedoch ausgeschlossen. Weil die meisten Verbraucher vor der Einnahme nicht ihren Arzt konsultieren, sind gerade diese Supplemente mit Vorsicht zu betrachten: Von den rund 172 Millionen verkauften Packungen in Deutschland (Stand 2017) sprechen nur rund ein Viertel der Käufer mit einem Arzt oder Apotheker über Einnahmeempfehlungen und Nebenwirkungen.

Hilft MSM bei chronischen Schmerzen?

Es existieren Hinweise auf eine positive Wirkung von MSM bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose. Weil aber bislang kaum humanmedizinische Studien durchgeführt wurden, ist unbekannt, ob die positiven Effekte auch im Alltag von Patienten mit chronischen Schmerzen eine nachhaltige Wirkung haben. Auch die ideale Dosierung des Mittels ist, in Abhängigkeit von der Schwefelzufuhr über die Ernährung, fragwürdig.

Die Wirksamkeit von MSM konnte bislang nicht durch Studien belegt werden. Gerade deshalb ist es aus medizinischer Sicht fraglich, ob an dem Hype um die MSM Schwefeltherapie bei chronischen Schmerzen mehr dran ist als nur der Hokuspokus einer Marketingmaschinerie. Solange keine Studien existieren, die eine ausreichende Probandenzahl aufweisen, um als repräsentativ zu gelten, steht die Medizin dem Thema Nahrungsergänzungsmittel MSM skeptisch gegenüber.

Besorgnis äußern Mediziner vor allem darüber, dass keinerlei Wissen über die Langzeitwirkung von MSM existiert: Einer Produktbewertung aus dem Jahr 2013 zufolge beschreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung das Präparat als unbedenklich (bei einer Verzehrmenge von 50 mg pro Tag). Dass auch bei kurzfristiger Einnahme bereits mit leichten Nebenwirkungen zu rechnen ist, ist jedoch bereits erwiesen – eine regelmäßige Einnahme von MSM-Präparaten kann zu Hautreizungen, allergischen Reaktionen und Magen-Darm-Problemen führen. Gerade Personen, die in diesen Bereichen bereits unter Problemen leiden, ist daher von einer MSM Schwefeltherapie abzuraten.
Zurzeit ist davon auszugehen, dass MSM für bestimmte Patientengruppen zwar geeignet sein mag, jedoch bei weitem nicht für jeden. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Einnahme des Mittels zwar nicht schadet, aber auch keine therapeutische Wirksamkeit erwartet werden darf. Vor allem wer zur Risikogruppe der bereits erwiesenen Nebenwirkungen von MSM gehört, kann seine Gesundheit durch die Einnahme des Präparates eher negativ als positiv beeinflussen. Auch die Wirkung in Kombination mit anderen Medikamenten oder Präparaten muss erst noch nachgewiesen werden.

Obwohl die erhoffte Wirksamkeit von MSM, Chondroitinsulfat und Glucosamin in der Theorie plausibel erscheint, gehen Forscher davon aus, dass die Moleküle, die über die orale Einnahme im Form von Tabletten oder Pulvern in den Organismus gelangen, die gewünschten Stellen einfach nicht erreichen und dort den schadhaften Knorpel ausbessern können, zumal die Regenerationsfähigkeit des Gelenkknorpels als recht gering eingeschätzt wird.

Achtung!
Methylsulfonylmethan ist als Arzneimittel nicht zugelassen. Überhaupt sind Nahrungsergänzungsmittel nicht dafür vorgesehen, Krankheiten zu lindern, zu heilen oder sie vorzubeugen. Weil auch eine dementsprechende Werbebotschaft nicht zulässig ist, ist bei MSM und anderen Präparaten, die eine „Wunderheilung“ versprechen, absolute Vorsicht geboten!

Häufige Patientenfragen

Woran lässt sich Schwefelmangel erkennen?

Dr. T. Weigl:
Leider gibt es keine allgemeingültige Tabelle, mit der sich Mangelerscheinungen im Bezug auf Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente errechnen lässt. Tatsächlich reagiert jeder Mensch sehr individuell auf einen Mangel eines bestimmten Elementes. Das hängt u. a. mit der persönlichen Konstitution zusammen, richtet sich aber auch danach, ob weitere Mängel vorliegen oder die Person an einer bestimmten Krankheit leidet. Das Immunsystem ist ein clever konstruiertes System, das bei jedem Menschen anders reagiert, wenn zu wenig Schwefel im Körper vorhanden ist. Neben Gelenkschmerzen, die beispielsweise von einer Arthrose herrühren können, gelten als weitere mögliche Symptome Müdigkeit, Augen- sowie Leberprobleme.

Können Nahrungsergänzungsmittel auch negative Effekte verursachen?

Dr. T. Weigl:
Nahrungsergänzungsmittel beeinflussen den Körper nicht nur positiv. Werden Präparate zugeführt, deren Inhaltsstoffe bereits zur Genüge im Organismus vorhanden sind, können durchaus Nebenwirkungen auftreten: Schädigungen der Leber, aber auch des Magen-Darm-Traktes sind häufig vorkommende, unangenehme Nebeneffekte der eigentlich zum Guten eingesetzten Nahrungsergänzungsmittel.

Was ist das Schmerzgedächtnis?

Dr. T. Weigl:
Ein Schmerzgedächtnis entsteht, wenn akute Schmerzen nicht behandelt werden und über einen vergleichsweise langen Zeitraum anhalten. Man nennt den Effekt, der dadurch hervorgerufen wird, Schmerzgedächtnis, weil seine Entstehung dem Lernprozess des Gehirns ähnelt. Das kann man sich am Beispiel der Arthrose folgendermaßen vorstellen: Jedes Mal, wenn im betroffenen Gelenk ein Schmerz ausgelöst wird, wird der Schmerzreiz über die Nervenstränge des zentralen Nervensystems an das Gehirn weitergeleitet. Dort wird der Schmerz registriert und verarbeitet, z. B. indem das betroffene Gelenk geschont wird. Diese Reizweiterleitung erfolgt jedes Mal, wenn der Schmerz auftritt. Je öfter die Nervenzellen und Synapsen, die für die Weiterleitung zuständig sind, gereizt werden, desto schneller läuft der Prozess ab. Und zu einem bestimmten Zeitpunkt ist der Nervenkanal so auf den Schmerzreiz „gepolt“, dass auch dann ein Schmerz an das Gehirn gemeldet wird, wenn gerade gar kein akuter Schmerz vorhanden ist. Das Nervensystem hat sozusagen gelernt und im Gedächtnis abgespeichert, dass ein Schmerz vorhanden ist und meldet dies fortwährend an das Gehirn.

Aktuelles aus der Forschung
Sämtliche bereits durchgeführten Studien zum Thema MSM Schwefeltherapie bei chronischen Schmerzen sind leider wenig aussagekräftig. Sowohl bei Studien aus den Jahren 2008 und 2011 als auch aus dem Jahr 2014 (mit 26 Wochen Laufzeit die längste Studie) konnte zwar eine schmerzreduzierende Wirkung festgestellt werden, doch lassen sich die entdeckten positiven Tendenzen nicht auf die langfristige Einnahme des Mittels anwenden. Hierfür sind weitere, eigenständige Langzeitstudien notwendig.
Quelle: Pagonis et al (2014): The Effect of Methylsulfonylmethane on Osteoarthritic Large Joints and Mobility. in: International Journal of Orthopaedics Vol. 1, No. 1.
Nach der Telefonsprechstunde mit seinem Orthopäden ist Jens erleichtert, dass er nicht gleich auf den „Bestellen“-Button geklickt hat. Er hätte jede Menge Geld für ein Mittel ausgegeben, das seine Schmerzen mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht lindern könnte – und vielleicht sogar noch unangenehme Nebenwirkungen hervorruft. Der Arzt hat ihn über die widersprüchlichen Studien zum Thema MSM aufgeklärt, und ihm stattdessen zu einer ganzheitlichen Therapie geraten. Neben den schmerzlindernden Medikamenten, die Jens auch gar nicht so lange einnehmen soll, schlägt der Arzt manuelle Therapien, Massagen und Elektrostimulation vor.

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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Christine Pepersack, Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Andrea Lorenz
Veröffentlicht: 3.1.2019

Quellen

  • Walter Siegenthaler, Hubert E. Blum (2006): Klinische Pathophysiologie. 9. Auflage. Georg Thieme-Verlag, Stuttgart.
  • Ulf Dettmer et al. (2012): Biochemie. Elsevier Verlag, München.
  • Joachim Rassow et al. (2016): Duale Reihe Biochemie. 4. Auflage. Georg Thieme-Verlag, Stuttgart.
  • Verbraucherzentrale (2018): MSM – hilft die Schwefeltherapie bei Arthrose?
  • National Center for Complementary and Integrative Health (2016): Dimethyl Sulfoxide (DMSO) and Methylsulfonylmethane (MSM) for Osteoarthritis.
  • Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2018): Nahrungsergänzungsmittel.
  • Gabriele Seger (2003): Unerwünschte Nebenwirkungen bei Nahrungsergänzungsmitteln. In: Deutsches Ärzteblatt.
  • Simon Wandel et al. (2010): Effects of glucosamine, chondroitin, or placebo in patients with osteoarthritis of hip or knee: network meta-analysis. in: British Medical Journal 2010;341:c4675.
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3 Antworten
  • Babs
    05.05.2019 12:41

    Ich hatte solche Schmerzen im HWS und LWS Bereich, dass mir das Leben keinen Spass mehr machte. Konnte nicht sitzen, nicht liegen und auch das Laufen bereite schmerzen. War jahrelang bei verschiedenen Orthopäden in Behandlung. Manche wollten operieren, der letzte Orthopäde riet ab, weil auch das ein Risiko ist. Diagnose außer 4 alte Bandscheibenvorfällen, Spondylathrose, bis auf 7 mm eingeengter Spinalkanal in mehreren Abschnitten, Oesteochrose usw. . Ich habe dann tägl. 750 mg MSM Schwefel mit Acerola bei 60 kg Eigengewicht eingenommen und war bereits nach 4 Wochen fast schmerzfrei. Das war vor 2 Jahren und ich bin bis heute schmerzfrei. MSM gehört zu meinem tägl. Frühstück nach wie vor dazu. Bestimmt repariert es die entstanden Schäden nicht, aber es nimmt mir den Schmerz und bringt mir Lebensfreude. Ich spiele Federball , kann mich wieder recht frei bewegen. Tschüß Schulmedizin. Macht nur so weiter und beruft euch auf eure Studien, die ihr euch sowieso so hin biegt, wie ihr sie braucht. Zum Glück habe ich mein Schicksal selbst in die Hand genommen. Ein altes Sprichwort gilt besonders hier: Probieren geht über studieren.

  • Erik
    20.03.2024 18:08

    Ich habe einen Freund, der auf allerlei Wundermittel schwört … und … bei ihm wirken sie … Bei mir nicht! Ich gehe davon aus, dass er sehr placebo-affin ist. Ich wünschte, ich wäre es. Wir sind beide 60 Jahre alt und er ist viel gesünder, als ich. Aber seine „Wundermittel“ bringen bei mir schlichtweg nichts.

    Ich finde, dass Placebo die beste Medizin ist und wünschte echt, dass es bei mir wirken würde! Placebo ist in meinen Augen, einfach nur getriggerte Selbstheilung. Einfach toll! Funktioniert leider nicht bei Jedem!

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