Auf einen Blick – Osteoporose und Ernährung
Was ist Osteoporose?
- Osteoporose bezeichnet sowohl schwindende Knochenfestigkeit als auch den Verlust von Elementen, die zur Bildung weiteren Knochenmaterials benötigt werden.
- Vor allem ältere Frauen sind von der Degenerationskrankheit betroffen.
- Die Krankheit geht mit diffusen Rückenschmerzen bis hin zu Verformungen und Brüchen der Wirbelsäule einher. Das instabile Skelett führt zu einer erhöhten Sturzgefahr.
Wieso ist Ernährung wichtig?
- Über die Nahrung werden Mineralstoffe und Vitamine aufgenommen, die der Körper für einen gesunden Knochenaufbau benötigt.
Gesunde Lebensmittel
- Gerade Lebensmittel, die viel Calcium und Vitamin D enthalten, können positiv einer Osteoporose entgegenwirken.
- Mineralwasser ist, wie der Name vermuten lässt, eine gute Quelle für die Mineralstoffe.
- Milchprodukte (vor allem Hartkäse) werden von Fachverbänden und Medizinern empfohlen. Bei Laktoseintoleranz oder veganer Lebensweise sind Obst und Gemüse gute Alternativen.
- Grundsätzlich wird eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung empfohlen.
Tipps
Mit einer ausgewogenen und knochenfreundlichen Ernährung können Sie selbst die Behandlung Ihrer Osteoporose beeinflussen. Begleitet wird eine erfolgreiche Osteoporose-Therapie aber auch von ausreichend Bewegung im Alltag und Sport sowie von Medikamenten, die Abbau und Ausscheidung von Calcium verhindern.
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Was ist Osteoporose?
„Osteoporose betrifft bis zu sechs Millionen Menschen in Deutschland. Ernährung ist ein wesentlicher Aspekt einer erfolgreichen Therapie.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl
Osteoporose bedeutet frei übersetzt ‚Porosität der Knochen‘. Die Endung ‚-ose‘ deutet auf eine degenerative Erkrankung hin, also eine, die durch Verschleiß bedingt ist. Sie betrifft die Knochenstruktur. Die Knochen von Betroffenen sind anfälliger für Brüche, was wiederum zu einer erhöhten Verletzungsgefahr gerade im Alter führt. Die Sturzgefahr ist dadurch ebenfalls erhöht.
Die Bezeichnung Osteoporose bezieht sich eigentlich auf zwei Phänomene:
- die Knochenfestigkeit schwindet
- die Material-Basis zur Herstellung neuer Knochen schwindet
Die beiden Phänomene können sich gegenseitig bedingen. Eine ‚High-turnover-Osteoporose‘ geht von einem gesteigerten Knochenabbau aus, der dann zum Substanzverlust führt. Andersrum liegt der Fall bei einer ‚Low-turnover-Osteoporose‘. Hier ist zuerst ein verringerter Knochenstoffwechsel zu erkennen, der dann zum Substanzverlust führt.
Gut zu wissen! Die Vorerkrankung Osteopanie
Einer Osteoporose geht eine Vorerkrankung voraus: die Osteopanie. Diese Vorstufe ist ebenfalls dadurch gekennzeichnet, dass die Knochendichte abnimmt. Erkennbar ist dies am sog. ‚T-Score‘. Dieser ist die gemessene Standardabweichung vom Mittelwert der Knochendichte bei einer 30-jährigen Person. Bei Osteopanie liegt der T-Score bei 1 bis 2,5 unterhalb der Norm. Bei einer Osteoporose liegt die Standardabweichung von der Norm bereits über 2,5.
Arten und Ursachen einer Osteoporose
Die Ursachen für schwindende Knochendichte und -masse sind unterschiedlich. Je nach Ursache unterscheidet man unterschiedliche Unterformen der Osteoporose. Es zeigt sich jedoch, dass in 90 % der Fälle eine primäre Osteoporose vorliegt.
- Typ 1 der primären Osteoporose: Diese Form tritt aufgrund der Veränderungen im Hormonhaushalt nach der Menopause (den sog. Wechseljahren) auf. Sie wird deswegen auch postmenopausale Osteoporose genannt.
- Typ 2 der primären Osteoporose: Aufgrund der altersbedingt verringernden Osteoblasten in den Knochen nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Osteoporose zu. Diese Variante ist als senile Osteoporose bekannt.
- Idiopathische Osteoporose: Diese manifestiert sich zumeist an der Wirbelsäule. Hier differenzieren Ärzte nochmals zwei Kategorien, die die Betroffenen definieren: die idiopathisch juvenile Osteoporose (zwischen 8 und 14 Jahre) und die idiopathische Osteoporose junger Erwachsener (vor allem rauchende Männer zwischen 30 und 50 Jahren)
Weitaus seltener kommt eine sekundäre Osteoporose vor. Deren Ursachen sind vor allem ungünstige Lebensumstände, Medikamente, die Nebenwirkungen nach sich ziehen, sowie wenig Bewegung. So führt eine Langzeittherapie mit Glucocorticoiden wie Cortison zu Osteoporose. Ebenfalls negativ wirken sich langwierige Behandlungen mit Protonenpumpenhemmern (kurz: PPI), Antiepileptika sowie Heparin aus. Auch ein generell geschwächter Organismus (z. B. durch Hypercortisolismus/Cushing-Syndrom; Essstörungen) ist ursächlich für eine Osteoporose.
Wieso wird Osteoporose als Knochenschwund bezeichnet und wie hängen Calcium und Vitamin D damit zusammen? In dem folgenden Video-Beitrag erklärt Dr. Dr. Tobias Weigl die Krankheit Osteoporose und spricht eingehend über Symptomatik, Diagnose und Therapiemöglichkeiten.
Exkurs: Cushing-Syndrom
Eine Langzeitbehandlung mit Cortison bei Asthma oder Neurodermitis ist keine Seltenheit. Überschreitet das Cortison im Körper allerdings langfristig einen bestimmten Schwellenwert, kommt es zum sog. exogenen Cushing-Syndrom. In selteneren Fällen kann ein Cushing-Syndrom auch durch andere Krankheiten ausgelöst werden. Dies nennen Mediziner dann ein endogenes Cushing-Syndrom. Ursachen sind Tumore, die im Gehirn in der sog. Hypophyse sitzen. Diese wiederum ist für die Produktion und Ausschüttung bestimmter Hormone zuständig . Als Folge wird zu viel des Stresshormon Cortison ausgeschüttet.
Das Cushing-Syndrom zeigt sich durch mehrere Symptome:
- Stammfettsucht
- Rotes, aufgedunsenes Gesicht
- Veränderung des Hautbildes (Dehnungsstreifen, Hautblutungen)
- Bluthochdruck
- Osteoporose
- Muskelschwund
- Stimmungsschwankungen
- Menstruationsstörungen
Betroffen können erstmal alle Menschen sein, unabhängig von Geschlecht und Alter. Allerdings haben Ärzte festgestellt, dass tendenziell eher Erwachsene als Kinder an der Stoffwechselstörung leiden.
Die Diagnose erfolgt über die Messung der Blutwerte sowie des Cortisolspiegels im Hormonlabor. Bildgebende Methoden wie MRT und CT können Aufschluss über die Ursache geben. Die Therapie zielt grundsätzlich auf Ursachenbekämpfung ab. So hilft gerade bei der endogenen Variante die Reduzierung oder Absetzung des Glucocorticoid-Medikaments. Im Falle eines Tumors, der zumeist gutartig ist, muss operiert werden.
Mehr Informationen zum Cushing-Syndrom finden Sie in diesem Artikel auf unserer Seite: „Cushing-Syndrom – Zu viel Cortison? Symptome | Ursachen | Behandlung“
Die Symptome einer Osteoporose
Eine Osteoporose entwickelt sich schleichend. Zu den frühen Symptomen gehören Rückenschmerzen. Später kommt eine allmähliche Verkrümmung (sog. ‚Kyphose‘) des Rückens hinzu, die an eine Rundrückenbildung gekoppelt ist. Das führt außerdem zu einer Verminderung der Körpergröße.
Mit der Osteoporose steigt die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen (sog. ‚Frakturen‘). Wo genau die Osteoporose auftritt, hängt auch von ihrem Typ ab. Der senile Typus führt vor allem zu Frakturen von Oberschenkelhals, des Oberarmknochens sowie der Speiche. Bei Betroffenen einer postmenopausalen Osteoporose brechen dagegen die Wirbelkörper ein.
Wer ist betroffen?
Besonders häufig betroffen sind Frauen. Männer erkranken eher an einer sekundären Osteoporose, Frauen deutlich häufiger an der primären Form. Grundsätzlich steigt das Risiko der Erkrankung mit dem Alter. Es gibt jedoch Varianten der Osteoporose, die auch Jugendliche oder Personen mittleren Alters treffen. In Deutschland leiden 5 bis 6 Millionen Menschen an der Erkrankung.
Dass Frauen anfälliger dafür sind, ist auf die Umstellung der Hormone nach der Menopause (den „Wechseljahren“) zurückzuführen. Ein niedriger Östrogenspiegel macht eine Osteoporose wahrscheinlicher. Darüber hinaus haben Frauen grundsätzlich eine geringere Knochendichte.
Insgesamt machen Mediziner drei Risikofaktoren aus, die eine Erkrankung der Knochen begünstigen:
- Alkoholmissbrauch
- Nikotinmissbrauch
- Frühe Menopause
Wie kann ich die Osteoporose behandeln?
Die Diagnose einer Osteoporose setzt sich aus dem Patientengespräch, Laboruntersuchungen (Blutbild, Hormondiagnostik) sowie einer Untersuchung der Knochenstrukturen (Radiologie sowie Messung der Knochendichte mittels einer sog. Osteodensitometrie) zusammen. Die Therapie, die sich aus der Diagnose ergibt, ist multimodal, d. h. sie steht auf verschiedenen Pfeilern:
- Körperliche Aktivität
- Ernährung
- Anpassung des Alltags (Sturzgefahr verringern, bspw. mittels Gehhilfen)
- Medikamente
Medikamente nicht zwingend notwendig
Bei einer Osteoporose müssen Sie nicht zwingend Medikamente nehmen. Dies hängt wesentlich von drei Faktoren ab:
- Der T-Score liegt unter -2,0
- Niedrige Knochendichte bei hohem Alter
- Vorliegen weiterer Risikofaktoren wie mehrere Stürze, Langzeittherapie mit Glucocorticoiden oder Nikotinkonsum
Die konkrete Wahl des Präparats hängt von der Art der Osteoporose ab: So verschreibt Ihr behandelnder Arzt im Falle der postmenopausalen Osteoporose sog. ‚Klasse-A-Medikamente‘. Dazu zählen bspw. Bisphosphonate, die den weiteren Substanzabbau verhindern, indem sie Abbau-Zellen, die sog. ‚Osteoklasten‘, reduzieren. Ein weiteres Medikament, Raloxifen, funktioniert anders: Es wirkt auf den Knochenstoffwechsel, also auf Hormone wie Östrogen. Auf diese Weise wird der Knochenabbau verhindert. Weiterhin senkt Raloxifen das Risiko von Brüchen. Das Medikament steigert allerdings das Thromboserisiko.
Östrogen wird nur verschrieben, wenn die anderen Medikamente nicht vertragen werden, und auch nur nach Abwägung der Nebenwirkungen.
Auch Männern werden Bisphosphonate als Therapie verschrieben.
Ernährung: Wie hängt Osteoporose damit zusammen?
Den Erhalt der Knochenstrukturen und damit Ihrer Lebensqualität können Sie sehr gut über Ihre Ernährung steuern und positiv beeinflussen. Der Grund dafür liegt darin, dass wir über unsere Nahrung die wesentlichen Nährstoffe aufnehmen, die unser Körper für den Auf- und Ausbau der Knochen benötigt. Gerade die Kombination mit Bewegung im Alltag und Sport hilft dabei, den Knochenabbau zu reduzieren. Eine „knochenfreundliche“ Ernährung kann hierbei durchaus präventiv wirken. Eine gesunde Ernährung ist damit in jedem Fall angeraten.
Im Zentrum dieser Ernährung steht Calcium, das für den Aufbau von Knochenstrukturen benötigt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt um die 1.000 mg Calcium pro Tag, um den Bedarf optimal zu decken.
Calcium und Vitamin D sind zentral
Calcium bildet gemeinsam mit Kollagen die Basis für den Knochenbau. Als Mineral ist es in den proteinhaltigen Kollagensträngen eingebettet. Es sorgt für die nötige Härte und Stabilität der Knochen. Bis zu unserem 30. Lebensjahr werden unsere Knochen mineralisiert, also mit Calcium und weiteren Mineralien angereichert. Ab einem bestimmten Zeitpunkt übernimmt der Körper die Mineralisierung nicht mehr. Zusammen mit der ständigen Nutzung kommt es so zu einem Degenerationseffekt. Knochen werden nicht mehr auf-, sondern abgebaut. Calcium wird in immer kleineren Mengen eingelagert, sodass die Masse schwindet. Fehlt Calcium, werden Knochen brüchig, und das Risiko einer Fraktur steigt. Da sich 98 % der Calcium-Vorräte in den Knochen befinden und bei einem Calciumdefizit zusätzlich Calcium abgebaut wird, sollten Sie auf eine calciumreiche Ernährung achten. Auf diese Weise beugen Sie dem weiteren Abbau der Knochen vor.
Wenn wir Calcium aufnehmen, gelangt es über den Darm ins Blut, bevor es weiter im Körper verteilt wird. Diesen Aufnahmeweg unterstützt Vitamin D. Dieses Vitamin ist zudem wichtig für die Calciumregulation und auch daran beteiligt, Calcium in unseren Knochen konkret einzulagern.
Daher ist es im Rahmen einer knochenfreundlichen Ernährung genauso wichtig, entsprechend vitamin-D-reiche Produkte zu sich zu nehmen. Anders als alle anderen Vitamine und Mineralstoffe kann unser Körper Vitamin D in gewissen Mengen herstellen selbst. Hierfür ist es notwendig, sich täglich etwas an der Sonne aufzuhalten. Hierfür reicht es in Mitteleuropa bereits eine halbe Stunde, beachten Sie aber, dass Sie einen Sonnenbrand vermeiden sollten!
Heutzutage schwören immer mehr Menschen auf das „Sonnenhormon“ und nehmen es in großen Mengen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln vorbeugend zu sich. Aber wer hat wirklich einen Mangel und einen Bedarf an Extra-Vitamin-D? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Dr. Tobias Weigl im folgenden Video.
Worauf Sie bei einer Osteoporose-Ernährung achten sollten
Es gibt verschiedene Strategien, wie eine knochenfreundliche Ernährung sichergestellt werden kann.
- Milchprodukte eignen sich besonders gut. Sie enthalten vergleichsweise viel Calcium. Besonders Hartkäsesorten wie Gouda tun sich hier hervor. Auch Produkte wie Buttermilch oder Naturjogurt sind reiche Calciumquellen.
- Grünes Gemüse enthält ebenfalls Calcium. Gerade Veganer finden hier einige Alternativen zu Milchprodukten. Als Calciumreich gelten Grünkohl, Brokkoli und Fenchel. Grünes Gemüse enthält darüber hinaus auch Vitamin K. Dieses stärkt ebenfalls die Knochenfestigkeit.
- Mehr Vitamin D! Vitamin D unterstützt die Aufnahme von Calcium. Sie sollten also nicht nur darauf achten, dass Sie Calciumreich essen! Vitamin D finden wir häufig in Seefischen wie Lachs oder Hering. Als einziges Vitamin können wir Vitamin D durch Sonnenlicht auch selbst herstellen. Eine halbe Stunde am Tag draußen ist in Mitteleuropa dafür ausreichend.
- Eine gleichsam gute Mineralstoffquelle ist Mineralwasser. Je nach Sorte finden sich bis zu 400 mg unterschiedlicher Mineralstoffe pro Liter. Allerdings sollten Sie bei der Wahl der Sorte beachten, dass der Natriumgehalt nicht 50 mg pro Liter übersteigt. Ein dauerhaftes Zuviel an Natrium kann zu einem Überschuss führen.
- Vergessen Sie Eiweiße nicht. Eiweiße (auch Proteine genannt) sind wichtig für den Aufbau gesunder und stabiler Knochenstrukturen. Darüber hinaus unterstützen sie auch die Muskulatur. Eine niedrige Proteinzufuhr hat zur Folge, dass der Körper Muskeln abbaut. So kann tendenziell eher eine Muskelschwäche entstehen. Dies erhöht das Sturzrisiko, gerade bei älteren Personen.
Mahlzeiten vielseitig gestalten
Neben den Produkten gibt es auch Tipps für die Gestaltung der Mahlzeiten. So sollten Sie vielseitig essen – es gibt eine Vielzahl leckerer Rezepte, mithilfe derer Sie eine ausgewogene und vielseitige Ernährungsweise schaffen können. Ein Beispielrezept finden Sie weiter unten in diesem Artikel. Auch die Frische und Zubereitung sind entscheidend. Viele Lebensmittel verlieren während des Kochvorgangs einen Großteil ihrer Inhaltsstoffe, weil diese in das Wasser oder in die Luft abgegeben werden. Gerade Calcium ist gut wasserlöslich. Heben Sie daher Kochwasser auf und machen Sie daraus Suppen und Saucen. Auf diese Weise verwerten Sie möglichst viel Calcium aus den von Ihnen verwendeten Lebensmitteln.
Es bietet sich zudem eine schonende Zubereitung bspw. durch garen statt kochen an. Wenn Sie relativ calciumreich am späten Nachmittag/Abend essen, können Sie den Knochenabbau über Nacht vermeiden. Sinnvoll ist es zudem, Calcium verteilt über den Tag in allen Ihren Mahlzeiten einzubauen.
Ausgewogen ist das Stichwort
Grundsätzlich können Sie sich bei einer knochenfreundlichen Ernährung an der Ernährungspyramide orientieren. Diese zeigt anschaulich die verschiedenen Bestandteile und Gewichtungen einer optimalen, ausgewogenen Ernährung. Ähnlich funktioniert der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): Der Kreis unterteilt unsere Nahrungsmittel in sieben Gruppen – je größer der Abschnitt, desto mehr sollten Sie von dieser Gruppe essen. Zentral ist es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Solche Darstellungen können bei der Einordnung und der Planung ausgewogener Ernährung sehr hilfreich sein. Sie beziehen sich allerdings nicht auf eine Tagesbilanz, sondern gelten eher für eine Woche. Variieren Sie also ruhig mit den Lebensmitteln – so können Sie eine ausgewogene und vollwertige Ernährung schaffen.
Vorsicht bei Calciumhemmern
Genauso, wie es positive Lebensmittel für die knochenfreundliche Ernährung gibt, gibt es auch Produkte, auf die Sie verzichten sollten. Diese behindern in den meisten Fällen die Aufnahme oder die Verarbeitung von Calcium in unserem Körper. Es gibt darüber hinaus auch einige Lebensmittel, die die Ausscheidung von Calcium zusätzlich befördern. Auch dies wirkt sich negativ auf den gesamten Knochen-Komplex aus.
Insgesamt sollten Sie auf die folgenden Nahrungsmittel verzichten oder sie stark reduzieren:
- Alkohol
- Produkte, die viel Kochsalz enthalten
- Fette Lebensmittel
- Lebensmittel mit einem hohen Phosphatgehalt (bspw. Wurst, Fleisch, Fertigprodukte)
- Lebensmittel, die viel Oxalsäure enthalten (bspw. Spinat, Schokolade, rote Beete). Oxalsäure oder Oxalate sind reaktionsfreudig: Mit Calcium entstehen schwer zu lösende Salze, die der Körper nur langsam ausscheidet.
- Grundsätzlich sind Lebensmittel, die viel Zucker oder Fett enthalten, zu meiden.
Ein Beispielrezept für die Fruchtportion für Zwischendurch
Gerade im Sommer und bei warmen Temperaturen hat jeder Lust auf etwas Erfrischend-Fruchtiges. Das folgende Rezept ist ideal für den Sommer. Sie benötigen für den Orangenjogurt folgende Zutaten:
- 1 Becher Naturjogurt
- 4 EL Buttermilch
- 2 TL Honig
- Ein halber TL Zimt
- 1 Orange
- 2 Mandarinen
Zunächst vermischen Sie die Buttermilch mit dem Jogurt zu einer glatten Masse. Im Anschluss geben Sie den Honig und den Zimt rein – abschmecken nicht vergessen. Schälen Sie als nächsten Schritt die Früchte. Schneiden Sie diese in kleine, mundgerechte Stücke. Schichten Sie Jogurt und Früchte nun abwechselnd in hohe Gläser. Nur noch mit etwas Zimt verzieren!
Fakten-Box Osteoporose und Ernährung
- Über die Ernährung können die benötigten Mineralstoffe und Vitamine aufgenommen werden, die der Körper zur Mineralisierung und Stabilisierung von Knochen benötigt.
Mögliche Maßnahmen (Auswahl)
- Lebensmittel, die viel Calcium und Vitamin D enthalten, können sich positiv auf Ihre Osteoporose auswirken.
- Mineralwasser ist eine gute Quelle für die Mineralstoffe.
- Milchprodukte (vor allem Hartkäse) werden von entsprechenden Fachverbänden und Medizinern empfohlen. Bei Laktoseintoleranz oder veganer Ernährung sind Obst sowie Gemüse gute Alternativen.
- Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung in jedem Fall empfohlen.
- Regelmäßige Mahlzeiten mit calciumreichen Lebensmitteln.
- Nahrungsergänzungsmittel sind nur für bestimmte Personengruppen sinnvoll; grundsätzlich raten Mediziner dazu, die benötigten Nährstoffe auf natürlichem Wege aufzunehmen.
Aktuelle Forschung – Vitamin D erhöht nicht die Knochendichte
Vitamin D ist nachweislich sinnvoll für eine knochenfreundliche Ernährung. Gerade dadurch, dass Vitamin D in vergleichsweise wenig Lebensmitteln in hoher Konzentration vorkommt, überlegen sich viele, entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen. Eine Studie, die im Januar 2019 im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, hat die Wirkung von Vitamin-D-Präparaten bei älteren Personen untersucht. Die britischen Forscher sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Supplemente zwar einen Mangel ausgleichen. Allerdings war kein Einfluss auf die Knochendichte der betreffenden Personen zu erkennen.
Keine Prävention
Die Forscher der britischen Stiftung Arthritis Research UK haben in ihrer randomisierten Studie 379 Probanden im Alter von 70 Jahren ohne Placebo-Kontrollgruppe untersucht. Auch wenn die Vitamin-D-Konzentration die geforderten Werte sogar im Positiven überschritt, kann jedoch nicht von einer prophylaktischen Wirkung gesprochen werden. Die Präparate führten nicht dazu, dass die Knochendichte anstieg. Vitamin-D-Präparate können also nicht als Osteoporose-Schutz genutzt werden.
Quelle: Terry J. Aspray u. a. (2019): Randomized controlled trial of vitamin D supplementation in older people to optimizie bone health. In: The American Journal of Clinical Nutrition 109/1.
Häufige Patientenfragen
Kann ich einer Osteoporose dadurch vorbeugen, dass ich viele Milchprodukte zu mir nehme?
Dr. Dr. T. Weigl:
Auch wenn bekannte Merksätze wie „Die Milch macht’s“ so etwas andeuten, geht die Rechnung nicht auf. Verschiedene Studien zeigen deutlich, dass Menschen, die viel Milch trinken, ihr Risiko für Knochenbrüche nicht senken. Eine frühzeitige, ausgewogene Ernährung ist eine viel geeignetere Prophylaxe. Schon in unserer Kindheit braucht unser Körper Calcium, um Knochen und Muskeln aufzubauen. Dies in Verbindung mit viel Bewegung kann früh ein Fundament gegen Osteoporose aufbauen. Dies ist wahrsten Sinne des Wortes gemeint, da hier die Grundlage für starke Knochen gelegt wird.
Sind weitere therapeutische Maßnahmen wie Medikamente überflüssig, wenn ich mich richtig ernähre?
Dr. Dr. T. Weigl:
Leider nein. Ernährung bildet nur einen Pfeiler einer multimodalen Therapie. Multimodal bedeutet, dass die Behandlung aus mehreren Komponenten besteht, die gleichermaßen und einander ergänzend wirken. Die drei Säulen einer erfolgreichen Behandlung sind Ernährung, Bewegung sowie die Einnahme von Medikamenten.
Sollte ich zur Unterstützung Calciumtabletten nehmen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Nahrungsergänzungsmittel erfreuen sich in Deutschland seit Jahren großer Beliebtheit. Sie beinhalten das benötigte Mineral in konzentrierter Form und können ohne ärztliches Attest einfach in der Drogerie geholt werden. Allerdings weisen Mediziner darauf hin, dass eine Aufnahme auf „natürlichem Wege“, also über die Nahrung ganz klar vorzuziehen sei. Die teilweise hochdosierten Produkte können Nebenwirkungen erzeugen. So wirken sich Calciumsupplemente negativ auf den Herz-Kreislauf aus. Darüber hinaus können Sie Nierenprobleme bis hin zu schweren Störungen entwickeln. Auch Magen-Darm-Beschwerden sind möglich. Ausgenommen sind bestimmte Personengruppen, denen Ärzte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nahelegen, bspw. ältere Personen. Entsprechende sollten Sie die Einnahme immer mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen, um Nebenwirkungen und Überdosierungen zu vermeiden!
Mehr Informationen hierzu sowie eine kritische Betrachtung von Nahrungsergänzungsmitteln, die Calcium enthalten, finden Sie auf unserer Seite in folgendem Artikel: „Calcium für Knochen und Muskeln – Helfen Nahrungsergänzungsmittel?“
Ich bin laktoseintolerant, steht das einer knochenfreundlichen Ernährung im Weg?
Dr. Dr. T. Weigl:
Nicht zwingend. Natürlich fallen für Sie sämtliche Milchprodukte weg, die traditionell die effektivsten Calcium-Quellen darstellen. Es gibt aber gute Alternativen, wie Sie trotzdem Ihren Tagesbedarf des Mineralstoffs decken können. Diese sind bspw. calciumhaltiges Mineralwasser sowie Obst und Gemüse.
Typisches Patientenbeispiel
Die erschreckende Nachricht erreichte Jules, während er in der Uni gewesen ist. Seine Patentante ist heute Morgen auf dem Weg in die Küche in ihrer eigenen Wohnung gestürzt. Schon wieder! Erst vor einigen Wochen hatte sich die Frau das Handgelenk gebrochen, als sie auf dem Weg zum Bäcker neben auf dem nassen Laub ausgerutscht ist. Jules ist nun auf dem Weg zum Uniklinikum, in das seine Patentante eingewiesen wurde. Dort trifft er seine Mutter, die ebenfalls besorgt zu sein scheint: „Die Diagnose kam gerade. Deine Patentante hat Osteoporose.“
Jules, dem angehenden Pharmazeuten, sagt der Begriff etwas: „Ist sie deswegen heute gestürzt?“
„Na ja, zumindest erklärt das die ständigen Stürze und Knochenbrüche. Jetzt ist es doch tatsächlich der Oberschenkel.“
Jules schüttelt den Kopf. Die arme Tante. „Und was kann sie jetzt tun? Also abgesehen davon, den Bruch abzuwarten?“
Daraufhin erzählt seine Mutter ihm von den Therapiemöglichkeiten. Es werden Medikamente dabei sein. Hinzu kommt eine Umstellung der Ernährung hin zu calciumreichen Lebensmitteln.
„Und das soll helfen?“, fragt Jules skeptisch, als er und seine Mutter zur Patentante gelassen werden.
Der Krankenpfleger, der die Beiden begleitet, nickt: „Tatsächlich ist eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit Medikamenten und Bewegung die übliche Behandlung. Machen Sie sich keine Sorgen. Das wird schon wieder!“
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Autoren: Andrea Lorenz, Dr. Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 15.08.2019
Haben Sie Erfahrungen mit Osteoporose und Ernährung? Möchten Sie sich bei uns weiter über das Thema erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!
Quellen
- Olaf Adam (2010): Diät & Rat bei Rheuma und Osteoporose: Rezepte gegen Entzündung und Schmerz. Hädecke-Verlag, Weil der Stadt.
- Terry J. Aspray u. a. (2019): Randomized controlled trial of vitamin D supplementation in older people to optimizie bone health. In: The American Journal of Clinical Nutrition 109/1 (2019).
- Reiner Bartl (2011): Osteoporose. Prävention – Diagnostik – Prävention. 4. Auflage. Georg Thieme-Verlag, Stuttgart.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (Hg.): DGE-Ernährungskreis. Beispiel für eine vollwertige Lebensmittelauswahl. In: dge.de
- Harald Seitz, BZfE: Die Ernährungspyramide: Eine für alle. Ampel, Bausteine und Handmaß. In: bzfe.de
- Agnes Budnowski u. a. (2018) Ernährung bei Osteoporose. 2. Auflage. Maudrich-Verlag, Wien.
- Deutsches Ärzteblatt (2019): Osteoporose: Auch hoch dosiertes Vitamin D kann Knochendichte nicht erhöhen.
- Walter Faßbender und Johannens Pfeilschifter (2008): Osteoporose kompakt. Leitlinienbasierte Prävention, Diagnostik und Therapien. Schattauer-Verlag, Stuttgart.
- Karl (2017): Osteoporose: Tipps und Rezepte für starke Knochen. In: Apotheken-Umschau.
- Sven-David Müller und Christiane Weissenberger (2013): Ernährungsratgeber Osteoporse. Genießen erlaubt. Schlütersche-Verlag, Hannover.
- Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e. V. (Hg.) (2016): Gesunde Ernährung bei Osteoporose. In: osd-ev.org
- Claudia Osthoff (2018): Osteoporose – Risikofaktoren, Diagnose, Therapie. In: Apotheken-Umschau.
- Marlisa Szwillus und Jutta Semler (20): Gesund essen bei Osteoporose. 100 Genussrezepte für starke Knochen. GU-Verlag, München.
Dirk Oz
18.08.2019 23:15Hallo Herr Dr. Weigl,
bezügl. meines Kenntnisstandes empfinde ich die aufgeführte Studie des American Journal of Clinical Nutrition (2019) wenn ich ganz ehrlich bin, als einen Witz.
Die Studie wurde an nur 379 (!) Probanten durchgeführt. So wie ich das verstehe wurden diesen Probanten entweder 12000 IE (internationale Einheiten) 24000 IE oder 48000 IE verabreicht und das im MONAT! Das sind lächerliche 1600 IE pro Tag.
Über unsere Haut produziert unser Körper bis zu 10000 IE pro Tag (Stamp TC, Haddad JG, Twigg CA (1977) Comparison of oral 25-hydroxycholecalciferol, vitamin D, and ultraviolet light as determinants of circulating 25-hydroxyvitamin D. Lancet 1:1341–1343 PMID: 69059)
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt immer noch bei einem Vitamin D Mangel eine Vitamin D Aufnahme über die Nahrung mit 800 IE.
Diese Empfehlung beruht auf Studien, bei denen vor Jahren schon ein Rechenfehler festgestellt wurde.
Wenn Sie bei einem Vitamin-D Mangel (< 20 ng/ml) täglich 800 IE oder wie in der Studie des American Journal of Clinical Nutrition 1600 IE über den Winter einnehmen und im Frühjahr eine Blutuntersuchung machen hat sich was geändert? Genau… gar nichts! Kann jeder im Selbstversuch durchführen.
In nehme täglich 5000 – 10000 IE (!) sofern ich mich keiner Sonne ohne Sonnencreme aussetze – und das kommt extrem selten vor. Damit komme ich auf einen Wert von 50-60 ng/ml bei einer Blutuntersuchung. Ein Vitamin-D Überdosierung beginnt bei 150 ng/ml. 3000 – 5000 IE Vitamin-D werden nach aktuellen Kenntnisstand als Erhaltungsdosis empfohlen. 10000 IE gelten als "save" d.h. man erreicht mit dieser Dosierung keine Überdosierung im Blut.
Ich kann bezüglich einer Vitamin-D Supplementierung folgende Seite empfehlen: https://www.vitamind.net/mangel/
Viele Grüße
Dirk Oz
Hardy Schlick
04.04.2020 12:04Den Ausführungen von Herrn Oz kann ich mich nur vollumfänglich anschliessen. Wenn man nicht will, dass etwas bei den Tests herauskommt, senkt man halt einfach die Dosis zu klinisch nicht relevanten Dosen.
Ein Freund von mir hatte sehr starke Osteoporose. Er nahm dann verschiedene, ärztlich verordnete Medikamente ein und (eigenmächtig) 6000 i.E Vitamin D. pro Tag und noch einige andere NEM. Nach 2 Jahren hatte sich die Werte bei ihm wesentlich gebessert und der Heilbehandler konnte sich das nicht erklären. War wohl ein Wunder. 🙂
MfG Hardy Schlick
Nina Hayder
18.07.2022 06:28Bei meinem Mann gibt es einen Verdacht auf Osteoporose. Darum wird bei ihm eine Knochendichtemessung gemacht. Schön zu erfahren, dass hier die Aufnahme von Vitamin D und Calcium wichtig ist.