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Minderwertigkeitskomplexe – Wenn die Selbstzweifel nicht mehr aufhören

Was sind Minderwertigkeitskomplexe?

  • Minderwertigkeitskomplexe sind ein psychischer Zustand
  • die Betroffenen haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein

Wer bekommt Minderwertigkeitskomplexe?

  • bei Menschen mit einem dauerhaft bestehenden Minderwertigkeitsgefühl oder Selbstzweifeln kann sich ein Minderwertigkeitskomplex entwickeln
  • ein gewisses Maß an Selbstzweifeln ist jedoch normal

Symptome (Auszug)

  • starke, andauernde Selbstzweifel
  • depressives Verhalten
  • sozialer Rückzug

Behandlung (Auszug)

  • Psychotherapie
  • Selbsthilfe

Tipps

  • den eigenen Fokus eher auf die Stärken legen
  • bewusst an positive Ereignisse denken
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Minderwertigkeitskomplexe sind ein psychologischer Zustand. Die Betroffenen leiden unter Selbstzweifeln und dem Gefühl, minderwertig zu sein. Man spricht von einem Minderwertigkeitskomplex, wenn Minderwertigkeitsgefühle andauern und Begleiterscheinungen auftreten, wie beispielsweise Depressionen. Minderwertigkeitskomplexe können so stark werden, dass sich die Betroffenen isolieren und Angst vor sozialen Kontakten haben.

Minderwertigkeitskomplexe sind behandelbar – durch eine Psychotherapie oder mit Selbsthilfetechniken. Der erste Schritt ist es, sich an einen Arzt oder einen Psychotherapeuten zu wenden und um Hilfe zu bitten.

Was sind Minderwertigkeitskomplexe?

Minderwertigkeitskomplexe sind ein psychologisches Phänomen. Dauerhafte Selbstzweifel, sich unterlegen fühlen und ein reduziertes Selbstbewusstsein sind Anzeichen für einen Minderwertigkeitskomplex. Von Minderwertigkeitskomplexen betroffene Personen fühlen sich unvollkommen: Sie empfinden ihr eigenes Können oder Sein als nicht gut genug. Um einen echten Minderwertigkeitskomplex handelt es sich dann, wenn andere psychische Beschwerden mit der Symptomatik einher gehen. Eine Depression ist zum Beispiel eine psychologische Erkrankung, die häufig zusammen mit Minderwertigkeitskomplexen auftritt.

Viele Lebensbereiche bieten Raum für Minderwertigkeitskomplexe

Ein Minderwertigkeitskomplex kann in Bezug zu verschiedenen Lebensbereichen entstehen. Eine betroffene Person muss sich nicht allgemein als Person zu schlecht oder minderwertig fühlen. Ein stark ausgeprägtes Minderwertigkeitsgefühl in einem Lebensbereich reicht bereits aus, um einen Minderwertigkeitskomplex zu entwickeln. Zum Beispiel kann sich ein Minderwertigkeitskomplex auf das äußere Erscheinungsbild beziehen, sodass sich eine betroffene Person nicht schön genug oder nicht schlank fühlt. Aber auch die eigenen vorhandenen Charaktereigenschaften bieten den Betroffenen gegebenenfalls einen Ansatzpunkt dafür, sich minderwertig zu fühlen – zum Beispiel, wenn sich eine Person selbst als nicht intelligent genug oder nicht leistungsfähig genug einstuft.

Was ist die Ursache von Minderwertigkeitskomplexen?

Alfred Adler, der Begründer des Begriffes Minderwertigkeitskomplex, vermutet die Ursache in äußeren Einflüssen, die auf einen Menschen wirken. Vor allem Erfahrungen in der Kindheit prägen die Psyche der Menschen. Ein Minderwertigkeitskomplex ist also keine erbliche Erkrankung, sondern entwickelt sich über die Zeit.

Jeder Mensch ist bei der Geburt und während dem Aufwachsen in gewisser Weise unvollständig. Denn die Fähigkeiten und Kenntnisse eines Menschen entwickeln sich während des Aufwachsens. Es ist daher normal, dass sich Kinder gegenüber Erwachsenen unterlegen und abhängig fühlen – dies gehört zum Wachstumsprozess dazu. Wenn eine Person besonders prägende Erfahrungen in der Kindheit macht, kann dies zu einer übermäßigen negativen Selbstbewertung führen. Anstatt ein gesundes Maß an Selbstkritik und Selbstbewusstsein zu erlangen, entwickeln manche Personen Minderwertigkeitskomplexe. Bei ihnen ist das Selbstbewusstsein stark reduziert und die Selbstzweifel überwiegen.

Minderwertigkeitsgefühle als Antrieb

Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen haben eine hohe Motivation zum Lernen, um dem Gefühl der Minderwertigkeit entgegenzuwirken. Ein Minderwertigkeitskomplex kann daher eine Art Antrieb oder treibende Kraft für die Betroffenen sein. So wie ein Kind sich unvollkommen fühlt und von den Erwachsenen lernt, so hören Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen nicht damit auf, sich stets selbst zu verbessern. Fühlt ein Mensch sich fertig und vollkommen und empfindet kein Minderwertigkeitsgefühl, dann ist dessen Motivation zu lernen geringer. Diese gesteigerte Motivation ist ein gegensätzliches Verhalten zu dem depressivem Verhalten, das Patienten mit Minderwertigkeitskomplexen häufig aufweisen. Die beiden Aspekte dieser psychologischen Erscheinung stehen bei Minderwertigkeitskomplex-Patienten stets in einem Konflikt zueinander.

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Die Symptome: Welche Beschwerden verursachen Minderwertigkeitskomplexe?

Die Symptome sind auf den ersten Blick nicht einfach zu erkennen. Denn das Gefühl der Minderwertigkeit ist eine Empfindung der Betroffenen, die sie oftmals nicht nach außen tragen. Menschen, die unten einem Minderwertigkeitskomplex leiden, haben ein stark negatives Selbstbild. Dies äußert sich darin, dass ihnen ihre Erfolge nicht als gut genug erscheinen und dass die Ansprüche an sich selbst sehr hoch sind. Ein übertriebener Perfektionismus geht zumeist mit einem Minderwertigkeitskomplex einher.

Depressionen und sozialer Rückzug als Symptome eines Minderwertigkeitskomplexes

Eine typische Verhaltensweise von Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen ist ein übertrieben depressives Verhalten, wenn sie ihren eigenen Anforderungen nicht genügen. Bereits bei kleinen Rückschlägern im Alltag reagieren die Betroffenen daher mit stark depressiven Gefühlen.

Weiterhin neigen Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen dazu, sich in sich zurückzuziehen – sie vermeiden so die Konfrontation mit Anderen. Die Folge von diesem Verhalten ist, dass die Betroffenen wenige soziale Kontakte haben und dementsprechend einsam sind. Die Einsamkeit verstärkt den Minderwertigkeitskomplex weiter.

„Ein Minderwertigkeitskomplex ist wie eine emotionale Abwärtsspirale: Die Betroffenen füttern durch ihr Verhalten ihr Minderwertigkeitsgefühl noch. Denn je mehr sie sich sozial isolieren desto weniger positive Erlebnisse haben sie in… Share on X

Andere Psychologische Störungen gehen eng mit Minderwertigkeitskomplexen einher

Minderwertigkeitskomplexe führen dazu, dass die Betroffenen starke Ängste entwickeln. Sie haben Angst davor, von anderen schlecht bewertet zu werden und entwickeln Prüfungsängste. Gerade in Drucksituationen kann es sein, dass die Betroffenen keine Leistung erbringen können (sog. ‚Black-out), obwohl sie der Situation eigentlich gewachsen wären.

Depressive Störungen und Persönlichkeitsstörungen treten ebenfalls häufig zusammen mit Minderwertigkeitskomplexen auf. Die Erkrankungen können entweder der Auslöser für oder die Folge von Minderwertigkeitskomplexen sein. Ein Beispiel ist die Borderline-Störung. Werden die Erkrankungen nicht behandelt, dann können in schweren Fällen sogar Selbstmordgedanken (sog. ‚suizidales Verhalten‘) auftreten. Bei sehr ausgeprägten Formen von Minderwertigkeitskomplexen kann zudem ein sich selbst verletzendes Verhalten (sog ‚destruktives Verhalten‘) auftreten: Die Betroffenen fügen sich selbst Schmerzen zu.

Gut zu wissen!

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Entdeckt wurde der Minderwertigkeitskomplex vom Freud-Schüler Alfred Adler. Adlers Arbeit ist weniger am Sexualtrieb ausgerichtet als die Arbeit seines Lehrers Sigmund Freud. Adler hat die Individualtherapie eingeführt und vertritt den Ansatz, die Patienten im Rahmen ihrer Therapie in ihrem Selbstwert zu stärken. Sein Therapieansatz setzt – im Gegensatz zu Freuds Therapie – in der Gegenwart an. Adler sieht den Menschen als ganzheitliches Individuum, das im Hier und Jetzt lebt und das glücklich werden kann durch soziale Interaktionen mit anderen Menschen.

Wer ist am ehesten betroffen?

Prinzipiell können alle Personen einen Minderwertigkeitskomplex entwickeln. Die Betroffenen entwickeln ihren Komplex im Laufe der Zeit durch äußere Einflüsse. Vor allem prägende Erlebnisse in der Kindheit können laut Psychologen ein Auslöser für Minderwertigkeitskomplexe sein. Jedoch ist nicht genau beschreibbar, wie solche Erlebnisse verlaufen. Jeder Mensch reagiert aufgrund seiner Persönlichkeit anders auf Rückschläge oder Misserfolge. Die Einflüsse, die einen Minderwertigkeitskomplex begünstigen, sind deshalb individuell verschieden. Eine Vorerkrankung an einer Depression oder an einer Persönlichkeitsstörung kann das Risiko für einen Minderwertigkeitskomplex erhöhen.

Kennen Sie eine Person, die möglicherweise an Minderwertigkeitskomplexen leidet? Wie äußern sich die Symptome? Mit Ihrer Antwort helfen Sie anderen möglichen Betroffenen dabei, ihre Symptome zu erkennen (Mehrfachnennungen möglich).

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von Minderwertigkeitskomplexen

Eine Diagnose eines Minderwertigkeitskomplexes ist nur dann möglich, wenn der Patient sich selbst in Behandlung durch einen Psychologen oder einen Arzt begibt. Eine psychologische Praxis oder der Gang zum Psychologen mit der Bitte um Hilfe ist der erste Schritt in der Diagnosestellung. Der Arzt oder Psychotherapeut kann die Symptome in Patientengesprächen eingrenzen und so die psychische Auffälligkeit des Patienten einordnen. Daraus ergibt sich eine Diagnose darüber, ob ein Minderwertigkeitskomplex vorliegt und wie schwer dieser ausgeprägt ist.

Fragebögen helfen bei der Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt zumeist in mehreren Sitzungen. Diese beinhalten neben den professionellen Gesprächen das Ausfüllen von standardisierten Fragebögen. Die Ärzte oder Psychotherapeuten verfügen durch die Fragebögen über vergleichbare Werte, die die Symptome der Patienten quantitativ beschreiben. Die Ergebnisse aus den Fragebögen helfen dabei, die richtige Therapie zu verordnen.

Fakten-Box

Minderwertigkeitskomplexe

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  • Psychologisches Phänomen
  • gehen mit anderen psychologischen Erkrankungen einher
  • eine übertrieben ausgeprägte Form der Selbstzweifel

Mögliche Symptome

  • depressives Verhalten bei kleinen Misserfolgen
  • übertriebener Perfektionismus
  • Sozialangst

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Minderwertigkeitskomplexen

Eine Therapie von Minderwertigkeitskomplexen erfolgt in mehreren psychotherapeutischen Sitzungen. Der Arzt oder der Psychotherapeut entscheiden anhand der Schwere der Symptome, welche Therapie für den Patienten in Frage kommt. Meistens fällt die Wahl auf eine Verhaltenstherapie. Die Therapie beginnt damit, die Ursachen für den vorhandenen Minderwertigkeitskomplex zu ergründen und zu hinterfragen. Daraufhin erlernt der Patient mit der Hilfe des Therapeuten neue Verhaltensweisen. Dies bedeutet, dass der Patient alte Verhaltensmuster ablegen kann und die Minderwertigkeitskomplexe in Alltagssituationen immer schwächer werden. Ist die Therapie erfolgreich, erlangt der Patient ein gesundes Selbstbewusstsein.

Das Selbstwertgefühl von innen heraus steigern: Der Ansatz der Selbsthilfe

Es ist zwar sehr schwierig, aber möglich, einen Minderwertigkeitskomplex ohne einen äußeren Einfluss zu überwinden. Der Ansatz der Selbsthilfe beschreibt, dass die Betroffenen aus sich selbst heraus einen Ausweg aus ihrem Minderwertigkeitskomplex finden. Es ist möglich, das eigene Selbstbewusstsein durch gezieltes positives Denken zu steigern (sog. ‚positive Affirmation‘). Positive Glaubenssätze wiederholen und positive Erlebnisse regelmäßig und bewusst in ein Tagebuch niederschreiben helfen dabei, Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden. Wenn die Psyche oft positive Impulse bekommt, dann gehen die positiven Gedanken nach und nach in das Unterbewusstsein über. So beeinflusst positives Denken die gesamte Einstellung und hilft dabei, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.

Bewusst mit anderen Menschen zu interagieren hilft ebenfalls dabei, Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden. Aus der sozialen Isolation herausgehen und positive Erfahrungen in der Gegenwart von anderen Menschen machen ist eine Herausforderung für die Betroffenen. Sie lernen dadurch jedoch zu verinnerlichen, dass soziale Kontakte etwas positives sind. Sie erkennen wieder, dass andere Menschen sie nicht verurteilen. Dies führt dazu, dass die Betroffenen sich wieder wohler in der Gegenwart von anderen Menschen fühlen. Das Resultat ist im besten Fall ein gesteigertes Selbstbewusstsein.

Eine Selbsthilfe ist jedoch nur möglich, wenn nur ein leichter Minderwertigkeitskomplex vorliegt. Ansonsten ist eine Therapie unabdingbar. Im Zweifelsfall ist es ratsam, Selbsthilfe in Kombination mit einer Psychotherapie zu praktizieren.

Individuell sein, anstatt zu vergleichen

Es ist hilfreich, wenn sich die Betroffenen die Individualität der Menschen bewusst machen. Kein Mensch ist von Anfang an perfekt und kein Mensch ist gleich. Sowohl für die Psychotherapie als auch für die Selbsthilfe ist es hilfreich, wenn sich die Betroffenen auf sich selbst konzentrieren und sich nicht mit anderen vergleichen. Vergleiche führen zu einer Negativspirale der Symptome, da es immer möglich ist, etwas zu finden, worin eine andere Person besser ist. Sich frei zu machen von Vergleichen befreit die eigenen Gedanken, um offen für eine Veränderung in Form einer Therapie zu sein.

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Aktuelle Forschung – Selbsthilfe-Techniken können dabei helfen, Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Patienten im Rahmen einer Therapie aktiv mitwirken können. Sie sind gegebenenfalls sogar in der Lage, sich selbst zu helfen. Ein Forscherteam unter der Leitung von Joy S. C. Obi von der Fakultät für Bildungsforschung der Nnamdi Azikiwe Universität in Nigeria hat eine Einzelfallstudie mit einem Patienten durchgeführt, der unter einem sehr starken Minderwertigkeitskomplex leidet.

Verhaltenstechniken helfen

Der Patient hat im Rahmen seiner Therapie erlernt, sich selbst zu bestärken und das Verhalten im Alltag positiv auszurichten. Zudem hat der Patient Techniken angewandt, um die Veränderungen selbst aufzunehmen. Der Versuch hat sechs Wochen lang angedauert, eine Kontrollsitzung fand einmal pro Woche statt. Nach der Therapie haben sich die Symptome deutlich verringert. Die Forscher schließen daraus, dass Selbsthilfetechniken zum Therapieerfolg beitragen. Sie raten an, den Patienten viel Eigenverantwortung innerhalb des Therapieprozess zu übertragen. Wenn die Patienten zwischen den Therapiesitzungen ihren Zustand selbst verbessern können, ist die Therapie umso effektiver.

Quelle: Joy S. C. Obi (2019): Modification of Inferiority Complex among Adolescents Using Self-Management Techniques. International Journal of Management, Social Sciences, Peace and Conflict Studies, 2/1, S. 114–125.

Häufige Patientenfragen

Mein Sohn leidet neuerdings oft unter Black-outs in Prüfungssituationen, obwohl er den Schulstoff beherrscht. Bedeutet dies, dass er unter einem Minderwertigkeitskomplex leidet?

Dr. Dr. T. Weigl
Ein kurzzeitiges Unsicherheitsgefühl in Prüfungssituationen bedeutet noch nicht, dass eine Person unter einem Minderwertigkeitskomplex leidet. Um wieder Selbstsicherheit zu erlangen, hilft gegebenenfalls positives Bestärken. Falls sich die Unsicherheit über einen längeren Zeitraum zeigt, dann sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einem Psychotherapeuten. Nur eine ausführliche Diagnose kann einen Aufschluss darüber geben, ob ihr Sohn an einem Minderwertigkeitskomplex leidet.

Sind Minderwertigkeitskomplexe heilbar?

Dr. Dr. T. Weigl
Prinzipiell ist es möglich, einen Minderwertigkeitskomplex zu überwinden. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, einen gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. Ihr Arzt kann Sie diagnostizieren und weitere Schritte einleiten.

Warum schaffe ich es nicht, meine Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden? Ich weiß doch, dass meine Selbstzweifel übertrieben sind.

Dr. Dr. T. Weigl
Wenn Sie nicht in der Lage sind, ihren Minderwertigkeitskomplex durch Selbsthilfe zu überwinden, dann ist wahrscheinlich eine Psychotherapie erforderlich. Bitten Sie Ihren Arzt um Hilfe. Er kann Ihnen eine genaue Diagnose stellen und Sie – wenn nötig – an einen Psychotherapeuten überweisen.

Meine 15-jährige Tochter sagt, dass sie sich zu dick fühlt und das, obwohl sie eine ganz normale Figur hat. Ich habe Angst, dass sie einen krankhaften Minderwertigkeitskomplex entwickelt. Was kann ich als Mutter tun?

Dr. Dr. T. Weigl
Im Wachstum durchleben junge Menschen mehrere Phasen, die hin und wieder Unsicherheiten auslösen. Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter, dass sie sich auf Ihre Stärken konzentriert und nicht auf die eigenen Schwächen. Wenn sie sich nicht mit anderen vergleicht und sich selbst akzeptiert, haben Minderwertigkeitsgefühle weniger Nährboden. Sie sollten ihr Verhalten jedoch beobachten. Gehen Sie offen mit Ihrer Tochter um und hören Sie ihr zu, damit sie sich nicht verschließt. Wenn ihre Unsicherheiten länger andauern, dann bitten Sie Ihren Arzt um Hilfe.

Gibt es eine Möglichkeit zu testen, ob meine Erziehung damals falsch war und ich deswegen unter Minderwertigkeitskomplexen leiden könnte?

Dr. Dr. T. Weigl
Wenden Sie sich am besten an Ihren Arzt oder einen Psychotherapeuten. Dieser kann Ihre Vermutung, unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden, untersuchen. Liegt ein Befund vor, dann kann Ihnen eine gezielte Psychotherapie dabei helfen, ihre Kindheit aufzuarbeiten.

Ich fühle mich nicht gut und denke, dass ich einen Minderwertigkeitskomplex haben könnte. Mir ist aber peinlich, zu meinem Hausarzt zu gehen – hier im Dorf kennt jeder jeden. Gibt es eine Möglichkeit, anonyme Hilfe zu erhalten?

Dr. Dr. T. Weigl
Ein psychologischer Zustand muss Ihnen nicht unangenehm sein. Es existieren jedoch psychologische Ambulanzen, an die Sie sich wenden können. In einer Ambulanz holen Sie sich eine Ersthilfe und besprechen die weitere Vorgehensweise für Therapiemöglichkeiten.

Exkurs: Borderline, ein Wechselbad der Empfindungen

Menschen mit einer Borderline-Störung leiden häufig auch unter Minderwertigkeitskomplexen. Eine Borderline-Störung ist ein Zustand, in dem Neurosen, Psychosen Ängste und Wahn abwechseln. Die am häufigsten Betroffenen sind eher junge Menschen, die noch nicht das 30. Lebensjahr erreicht haben.

Typisches Patientenbeispiel

„Noch nicht mal mein Komplex ist so gut wie der von Anne. Ich weiß ja noch nicht einmal so genau, warum ich mich so schlecht fühle. Anne hat die Trennung von ihren Eltern zu verkraften, Anne wird von allen gesehen und Anne wird bemitleidet, darf jammern, wie sie will, und niemand stellt sie in Frage. Mich sehen immer alle nur mitleidig oder verständnislos oder gespielt mitfühlend an und denken sich ‚oh, die Jenni, sie soll sich einfach mal am Riemen reißen.‘

Ich will mich nicht am Riemen reißen, ich will nicht besser in der Schule werden, ich will nicht neue Freunde finden und glücklich sein. Ich kann das erstens nicht und ich will das auch nicht, ok? Mag nicht das happy Mädchen sein. Es sollen mich alle ernst nehmen und nicht andauernd über mich urteilen. Ich bin so oder so schon ein Nichts und kann auch nichts. Zu fett und nicht gutaussehend. Verstehen Sie doch, ich kann das alles nicht. Ich packe es nicht und Sie verlangen von mir auch noch, positiv zu denken?“

Eine Psychotherapie als Hilfe

Jennis Psychotherapeut sieht sie leicht nickend an. „Ja, du sollst wieder lernen, positiv zu denken. Aber du hast Zeit dafür. Wir bekommen das gemeinsam hin. Du wirst sehen, dass du dich wieder besser fühlen kannst. Wir schaffen das, ich bin hier, um dir zu helfen“, sagt er.

Die Therapie von Jenni hat erst begonnen. „Es ist zwar noch ein langer Weg“, denkt sich der Psychotherapeut Herr Baumann, „aber immerhin hat sie sich schon eingestanden, dass ihre Empfindungen eine gewisse Aufmerksamkeit benötigen.“ Der Therapeut hat bereits mit vielen Jugendlichen gearbeitet und möchte sein gesamtes Können aufwenden, um dem Mädchen zu helfen.

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    Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

     

    Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Melinda Mende
    Lektorat: Christopher Keck
    Veröffentlicht: 16.11.2019

    Quellen

    • Joy S. C. Obi (2019): Modification of Inferiority Complex among Adolescents Using Self-Management Techniques. International Journal of Management, Social Sciences, Peace and Conflict Studies, 2/1, S. 114–125.
    • Werner Stangl (2019): Stichwort: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
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    1 Kommentar
    • El
      08.06.2024 21:49

      Ich kann Jenny sehr gut verstehen. Man kommt immer wieder an diesen Punkt, an dem der tägliche Kampf gegen das negative Selbstbild einfach nur noch erschöpft.
      Ich würde mir gerne therapeutische Hilfe holen aber da fängt es schon an. Vor ein paar Jahren war ich mal in Therapie wegen Depressionen, bei einem eigentlich sehr netten Therapeuten. Ein kleiner – vermutlich unbedachter – Satz hat gemügt, um die Zweifel aufkommen zu lassen. Ich müsse mich wohl damit abfinden, dass ich mir immer Gedanken darüber machen werde, ob und wie die Anderen mich urteilen. Meine Selbstzweifel haben daraus gemacht, dass sogar der Therapeut es leid ist, sich mein Gejammer anzuhören. Rational weiß ich, dass das natürlich (wahrscheinlich) Schwachsinn ist aber die Überzeugung sitzt tiefer.
      Es ist dabei natürlich auch nicht hilfreich, dass die Therapeuten-Suche mit viel „Ablehnung“ und Frustration verbunden ist. Und vielleicht sollte ich mich einfach nur nicht so anstellen, verdammt nochmal. Ich glaube allerdings nicht, dass bei mir Selbsthilfe ausreicht.

      Hätten Sie vielleicht einen guten Rat für mich?

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