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Spondylolyse – Wann kommt es zum schmerzhaften Wirbelgleiten?

Auf einen Blick – Spondylolyse

Was ist Spondylolyse?

  • ein Spalt im Wirbelbogen
  • ermöglicht das Gleiten eines Wirbelkörpers nach vorne oder hinten (Wirbelgleiten)
  • verläuft häufig beschwerdefrei und wird nur per Zufall entdeckt

Wer bekommt Spondylolyse?

  • im Wachstum befindliche Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren
  • Erwachsene, die Sportarten wie Turnen, Gewichtheben und Turmspringen ausüben
  • Personen nach dem 50. Lebensjahr können verschleißbedingte (sog. ‚degenerative’) Veränderungen erleiden

Symptome (Auszug)

  • Rückenschmerzen nach langem Sitzen oder Stehen
  • ausstrahlende Schmerzen in Gesäß und Beine
  • Hohlkreuz

Tipps

  • reduzieren Sie mögliches Übergewicht, um Ihren Rücken zu entlasten
  • verzichten Sie auf belastende Sportarten und bauen Sie lieber schonend Muskulatur auf

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen
6 % der westlichen Bevölkerung sind betroffen, doch längst nicht alle leiden unter den damit verbundenen Schmerzen im Rücken: Das Wirbelgleiten (sog. ‚Spondylolisthesis‘). Möglich wird das Gleiten des Wirbels durch einen Spalt im Wirbelbogen (sog. ‚Spondylolyse‘). Das kann ganz unterschiedliche Ursachen wie degenerative Veränderungen oder starke Belastung der Wirbelsäule haben. Der betroffene Wirbelkörper kann dann entweder nach vorne (sog. ‚Anterolisthesis‘) oder seltener nach hinten (sog. ‚Retrolisthesis‘) rutschen. Betroffene sind oft im jugendlichen Alter und treiben Sportarten, die ein Hohlkreuz involvieren. Die Diagnose stützt sich hauptsächlich auf bildgebende Verfahren. Auf therapeutischer Ebene wird ein konservativer, ganzheitlicher Ansatz verfolgt, sodass etwa medikamentöse und physiotherapeutische Maßnahmen zur Genesung herangezogen werden. Nur in (neurologischen) Ausnahmefällen wird eine Operation in Betracht gezogen.

Was ist Spondylolyse?

Die Spondylolyse ist eine Erkrankung der Wirbelsäule. Genauer verbirgt sich hinter dem Begriff eine Spaltbildung in der sog. ‚Pars interarticularis’, also dem Bereich zwischen dem oberen und dem unteren Gelenkfortsatz des Wirbelbogens. Im Zuge dessen kann es passieren, dass der betroffenen Wirbelkörper nach vorne gleitet (sog. Spondylolisthesis’). In Deutschland sind etwa 4,4 % der unter 6-jährigen und 6 % der Erwachsenen betroffen. Außerdem gibt es unterschiedliche Erkrankungsursachen, sodass die Spondylolyse in verschiedene Typen eingeteilt wird.

Die Grundlagen: Wie unser Rücken aufgebaut ist

Die doppel-S-förmige Wirbelsäule ist ein wichtiger Bestandteil unseres Skeletts, mit dem im wahrsten Sinne des Wortes einiges steht und fällt. Sie ermöglicht gleichzeitig Stabilität in der Aufrichtung und ein hohes Maß an Beweglichkeit. Um zu verstehen, wie es u. a. durch die Spondylolyse zum Wirbelgleiten kommen kann, sehen wir uns die Wirbel (sog. ‚Vertebrae‘) einmal genauer an. Insgesamt gibt davon nämlich 24 Stück. Sie bestehen wiederum aus einem Wirbelkörper (sog. ‚Corpus vertebrae‘) und einem Wirbelbogen (sog. ‚Arcus vertebrae‘), die gemeinsam das sogenannte Wirbelloch (sog. ‚Foramen vertebrale‘) umschließen, durch welches das Rückenmark verläuft. Zusammen mit dem Gehirn bildet es das zentrale Nervensystem und ist mit sämtlichen Organen und Extremitäten verbunden. Die einzelnen Wirbel sind jeweils über ihre vier Gelenkfortsätze miteinander verbunden.

Die Bandscheiben als Stoßdämpfer

Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich zusätzlich die Bandscheiben (sog. ‚Discus intervertebralis‘), welche als eine Art Puffer zwischen den Wirbeln fungieren. Auch sie können sich verschieben, man spricht dann von einem Bandscheibenvorfall. Ähnlich den Stoßdämpfern eines Autos, fangen die Bandscheiben Stöße und Bewegungen auf die Wirbel ab. Dies ist möglich, weil die Bandscheiben in ihrem Kern (sog. ‚Nucleus polpusus‘) mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt sind. Bei Stoßeinwirkungen auf die Wirbelsäule, werden die dazwischenliegenden Bandscheiben zusammengedrückt und die Flüssigkeit entweicht. In längeren Ruhephasen, beispielsweise wenn wir schlafen, kehrt diese Flüssigkeit wieder zurück.

Der Spalt: Spondylolyse

Der Wirbelaufbau ist an sich gut nachzuvollziehen. Doch wie kommt es nun zu dem Spalt, der Voraussetzung für das Wirbelgleiten ist?

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Ein Spalt im Wirbel (sog. ‚Spondylolyse‘) entsteht zumeist im Bereich des Wirbelbogens und seinen Gelenkfortsätzen. Durch (sportliche) Überbelastung oder degenerative Prozesse wird der Knochen mürbe, sodass es zu einer ein- oder beidseitigen Spaltung kommt. Auch wenn es so klingt, ist dies normalerweise nicht schmerzhaft. Der Schaden an Wirbelbogen und den verbindenden Gelenkfortsätzen hat zunächst einmal nur eine erhöhte Beweglichkeit des betroffenen Wirbels zur Folge. Meist entsteht eine solche Spondylolyse am 4. und 5. Lendenwirbel, also im sog. lumbalen Rücken.

Das Wirbelgleiten

Hat ein Wirbel durch den Spalt erst einmal mehr Bewegungsfreiraum, kann es zum Wirbelgleiten nach vorne (sog. ‚Spondylolysthesis‘) kommen. Da dies meist langsam vorangeht, haben die umliegenden Nerven Zeit, sich an die Umstände anzupassen. Wirbelgleiten ist demnach nicht immer mit Rückenschmerzen verbunden. Wenn doch, dann strahlen sie häufig zusätzlich in das Gesäß und bis in die Oberschenkel aus. Die Beschwerden verschlimmern sich, wenn der Oberkörper nach hinten geneigt wird (sog. ‚Reklination‘). Darüber hinaus beeinträchtigt ein überbeweglicher Wirbel durch eine Spondylolyse das natürliche Wachstum von Kindern und Jugendlichen. Das vollständige Abrutschen des Wirbels über die Kante (sog. ‚Spondyloptose‘) kommt weniger häufig vor.

Aus der Verschiebung des Wirbels Richtung Bauch, ergibt sich bei Betroffenen eine stufenförmige Silhouette, deren Ausprägung unterschiedlich stark ist. In extremen Fällen ist das Wirbelgleiten an einem Hohlkreuz ersichtlich.

Gut zu wissen!
Da die Spondylolyse häufig keine Beschwerden verursacht, blieb die Krankheit vor Zeiten des Röntgens oft unentdeckt. Erstmals beschrieben wurde sie daher erst 1782, weil der verschobenen Wirbel gelegentlich zu einer Verengung des Geburtskanals führte. Auf einen eigenen Namen musste die Wirbelerkrankung noch bis 1854 warten.

Welche Ursachen haben Spondylolyse und Wirbelgleiten?

Die Spondylolyse und das Wirbelgleiten können unterschiedliche Hintergründe haben. Dabei wird allerdings nicht jedes Wirbelgleiten durch eine Spondylolyse hervorgerufen. In der Forschung besteht derzeit Konsens über sechs Spondylolisthese-Typen:

  • Typ I – Dysplastische Spondylolisthese: Hier kommt es zu einer angeborenen Veränderung im lumbalen Rückenbereich, häufig an den Gelenkfortsätzen oder den Wirbelgelenken. Dadurch ist der Wirbel unter Umständen beweglicher und kann nach vorne gleiten.
  • Typ II – Isthmische Spondylolisthese: Ein Stress- oder Ermüdungsbruch an der pars interarticularis durch wiederholte Belastung führt zu einer Verschiebung des Wirbels. Vor allem Sportarten wie Turnen begünstigen diese Variante.
  • Typ III – Degenerative Spondylolisthese: Diese Form wird auch als Pseudospondylolisthese bezeichnet, da sie nicht auf einen Wirbelspalt zurückzuführen ist. Vielmehr wird sie durch verschleißbedingte Veränderungen der Wirbelgelenke hervorgerufen.
  • Typ IV – Traumatische Spondylolisthese: So wird eine akute Bruchverletzung außerhalb der pars interarticularis bezeichnet. Betroffen ist dann beispielsweise der Bereich zwischen Wirbelkörper und -bogen.
  • Typ V – Pathologische Spondylolisthese: Bei diesem Typ führt eine krankheitsbedingt verminderte Knochenfestigkeit zum Wirbelgleiten. Auslöser kann die Knochenkrankheit Osteoporose aber auch lokale Veränderungen wie Tumoren und Infektionen sein.
  • Typ VI – Postoperative Spondylolisthese: Wird bei einer Operation beispielsweise ein Wirbelgelenk entfernt, kann es im Anschluss an den Eingriff zum Wirbelgleiten kommen.

Eine Spondylolyse begünstigt also das Gleiten eines Wirbels und somit Schmerzen und Einschränkungen. Diese müssen jedoch nicht auftreten. Viele Menschen empfinden jahrelang keine Schmerzen oder andere Beschwerden, sodass es sein kann, dass die Spondylolyse unentdeckt bleibt. Ob die Wahrscheinlichkeit eines Wirbelgleitens besteht, hängt vom umliegenden Weichgewebe wie auch der Bandscheibe ab.

Wie kann es zum Wirbelgleiten kommen? Bin ich davon betroffen? Wichtige Grundlagen und Wissenswertes zum Thema Spondylolyse/Spondylolisthese liefert Dr. Dr. Tobias Weigl in diesem Beitrag!

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Wer ist am ehesten betroffen?

Eine Spondylolyse entwickelt sich zumeist während der Wachstumsphase. Von einem Spalt im Wirbelbogen sind demnach vor allem Jugendliche zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr betroffen.

Doch auch im Erwachsenenalter kann durch die Ausübung bestimmter Sportarten ein erhöhtes Risiko bestehen.

Wirbelgleiten, hervorgerufen durch degenerative Veränderungen in der Wirbelsäule, kommt bei Menschen zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr vor.

Wurde bei Ihnen eine Spondylolyse diagnostiziert? Hatten Sie Beschwerden oder war die Diagnose Zufall? (Mehrfachnennungen möglich)
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Sportarten-Check!

Wiederholte Bewegungsabläufe, die eine extreme Neigung des Oberkörpers nach hinten erfordern, können eine Spondylolyse verursachen. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl der gängigsten Sportarten:

  • American Football/Rugby
  • Schwimmen
  • Kunst- und Geräteturnen
  • Ballett
  • Speerwerfen
  • Gewichtheben
  • Turmspringen

In diesem Artikel haben wir einige Sportarten auf ihre „Rückentauglichkeit“ hin untersucht.

„Sportarten, die den Rücken belasten, sollten Sie bei Spondylolyse vermeiden. Sanfte, regelmäßige Bewegung und gezieltes Rückentraining hingegen sind essentiell, um einen Muskelabbau zu verhindern.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Klick um zu Tweeten

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von Spondylolyse und Wirbelgleiten

Da die Spondylolyse in vielen Fällen symptomfrei bleibt, wird sie oft nur zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt. Wenden Sie sich allerdings aufgrund von Rückenschmerzen an Ihren Arzt, wird dieser zunächst in einem Arztgespräch, der Anamnese, versuchen Informationen über Ihr Krankheitsbild zu gewinnen.

Körperliche Untersuchung

Ein Mittel der Diagnosestellung ist das sog. Palpieren, das Abtasten Ihres Körpers. Je nach Ausprägung kann ein nach vorne geglittener Wirbel von außen ertastet oder sogar mit bloßem Auge erkannt werden. Dies wird als Sprungschanzenphänomen bezeichnet. Auch Ihr Gangbild kann aufschlussreich sein: Durch entstandene Steifheiten können viele Patienten ihr Bein in der Schwungphase des Ganges nicht beugen, sodass sie die gesamte Hüfte beim Gehen vorschieben.

Gewissheit durch bildgebende Verfahren

Zu einer sicheren Diagnose gelangt der Arzt durch bildgebende Verfahren. Am gängigsten sind hierbei Röntgenaufnahmen sowie CT-Aufnahmen (‚Computertomographien‘). Diese sind aufgrund des Einsatzes von Strahlung allerdings nicht unumstritten und ungefährlich. Alternativ kommt daher häufiger auch die MRT (‚Magnetresonanztomographie‘) zum Einsatz. Diese hat wiederum zum Nachteil, dass die Interpretation des Bildes nicht so einfach ist, da, anders als beispielsweise beim Röntgen, auch Weichgewebe auf der Aufnahme abgebildet wird.

Bestimmung des Schweregrads

Wurde das Gleiten eines Wirbels, in der Regel des 5. Lendenwirbels, bildlich nachgewiesen, kann das Ausmaß genauer bestimmt werden. Je nachdem, wie stark der Wirbel verschoben ist, spricht man von unterschiedlichen Schweregraden, den sog. Meyerding-Graden. Die niedrigste Stufe ist die MD I°, welche für eine Verschiebung des Wirbels von unter 25 % steht. Sie bereitet in der Regel keine Beschwerden. Wird sie als Zufallsbefund entdeckt, ist kein sofortiges Handeln, jedoch vor allem bei Kindern eine jährliche Kontrolle angebracht. MD V° bezeichnet die Spondyloptose. In diesem Stadium haben die Wirbel den Kontakt zueinander verloren.

Fakten-Box: Spondylolyse und Wirbelgleiten

Spondylolyse und Wirbelgleiten

  • Spondylolyse bezeichnet einen Spalt im Wirbelbogen
  • Dadurch hat der Wirbel mehr Bewegungsfreiraum und rutscht nach vorne (Wirbelgleiten)
  • tritt häufig in der Wachstumsphase, bei starker sportlicher Belastung und degenerativen Prozessen auf

Symptome

  • manchmal gänzlich symptomfrei
  • bewegungsabhängige Schmerzen im lumbalen Rücken nach langem Sitzen oder Stehen
  • Strahlen des Schmerzes in Gesäß und Beine
  • bei extremem Gleiten: Hohlkreuz

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Spondylolyse und Wirbelgleiten

In aller Regel ist die Spondylolyse keine dramatische Erkrankung, da sie oft asymptomatisch, also beschwerdefrei verläuft. Bei 28 % aller Patienten ist sogar eine Spontan-, bzw. Selbstheilung zu beobachten. Allerdings können sich im Krankheitsverlauf Probleme wie eine Spondylolisthesis entwickeln.

Konservative Therapie

Die Behandlung wird daher von dem Grad der Spondylolyse bzw. Spondylolisthese, dem Patientenalter und dem Ausmaß der Beschwerden abhängig gemacht und kann stufenweise erfolgen. Sind Sie schmerzfrei und ein Wirbelgleiten ist nicht feststellbar? Der Arzt oder ein Physiotherapeut können Ihnen geeignete Übungen für ein schonendes Bauch- und Rückenmuskeltraining zeigen. Eine weitere Behandlung ist zunächst nicht notwendig.

Erst wenn die typischen Schmerzen im lumbalen Bereich auftreten, wird diesen mithilfe der Physiotherapie und Krankengymnastik aktiv entgegengesteuert. Bei Übergewicht empfiehlt sich darüber hinaus, das Gewicht zu reduzieren. Zudem sollten Sie auch Abstand von den erwähnten Sportarten nehmen, das sie ein Wirbelgleiten begünstigen.

Sollten Sie akute Schmerzen haben, können Sie diese in Absprache mit Ihrem Arzt durch Schmerzmedikamente wie Ibuprofen lindern. Aus Studien geht hervor, dass 84 % aller Patienten nach einer konservativen Therapie beschwerdefrei bleiben.

Operative Eingriffe bei starker Spondylolyse

Bleibt die konservative Therapie über sechs Monate erfolglos, ist eine Operation möglich und nötig. Das betrifft vor allem Spondylolyse-Patienten mit dem Meyerding-Grad drei und vier sowie Fälle, bei denen es zu neurologischen Einschränkungen kommt. Darunter fallen etwa Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen und Inkontinenz. Im Rahmen des Eingriffs wird der verrutschte Wirbel in seine ursprüngliche Position gebracht. Vor allem bei Kindern ist zusätzlich die Verschraubung der Spondylolyse üblich. Hierbei wird der Spalt mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt und der Gelenkfortsatz fixiert.

Weitere Möglichkeiten bieten die Spondylodese und eine Wurzeldekompression. Das Ziel der Spondylodese ist die Versteifung von Wirbelkörpern durch Metallplatten, Schrauben oder Knochenspänen. Eine Wurzeldekompression zeichnet sich durch das Abtragen von Teilen des Wirbelbogens oder der benachbarten Bandscheibe aus.

Aktuelle Forschung – Muskelschwund durch Schienung nach Spondylodese?

Die Spondylodese ist eine operative Therapieform bei stark symptomatischer Spondylolyse. Der betroffene Abschnitt der Wirbelsäue wird gezielt versteift, um die Wirbelbewegung einzudämmen. Nach der Operation verordnen manche Ärzte das Tragen einer Lendenwirbelsäulen (LWS)-Schienen (sog. ‚Orthese’), um die Wirbelsäule nachträglich zu stabilisieren. Allerdings steht die Orthese im Verdacht, der Wirbelsäulen-/Rückenmuskulatur so viel Arbeit abzunehmen, dass es zu einem starken Abbau der Muskulatur kommt. Die Leiter der vorliegenden Studie wollten überprüfen, ob sich diese Annahme belegen lässt.

Messung der Muskelaktivität mit Elektromyografie

Die 50 teilnehmenden Probanden litten alle an einer ein- oder beidseitigen Spondylolyse im Bereich der Lendenwirbelsäule, die mit einer Spondylodese behandelt worden war. Sie wurden in zwei gleichgroße Gruppen eingeteilt, von denen die eine Hälfte mit einer Orthese ausgestattet wurde. Um einen möglichen Muskelabbau nachzuweisen, griffen die Studienleiter auf die sog. ‚Elektromyografie’ (EMG) zurück. Bei diesem Verfahren wir die elektrische Muskelaktivität mittels Elektroden gemessen und graphisch abgebildet. Die Messung wurde vor der Operation, bei der Krankenhausentlassung und sechs sowie zwölf Wochen nach der Operation durchgeführt.

Überraschende Ergebnisse

Die Auswertung und der Vergleich der Daten beider Gruppen ergab, dass zwar beide Gruppen unter muskulären Beeinträchtigungen litten, die Orthese-Gruppe jedoch zwölf Wochen nach der Operation eine besser regenerierte Muskulatur aufwies. Die Werte sind dabei zwar nicht signifikant, eine negative Auswirkung der Orthese auf die Muskulatur kann damit aber abgesprochen werden.

Quelle: York Rommelspacher, Jana Zion u. a. (2017): Hat die Anwendung einer LWS-Orthese Auswirkung auf die muskuläre Regeneration nach Spondylodese an der Lendenwirbelsäule? Eine prospektiv randomisierte Studie zur Ermittlung der muskulären Regeneration anhand von Oberflächen-Elektromyographie. In: egms.de.

Häufige Patientenfragen

Ist eine Spondylolyse gefährlich?

Dr. Dr. T. Weigl
Ein Spalt im Wirbelbogen, meist am 5. Lendenwirbel, ist an und für sich nicht gefährlich. Viele Patienten merken sehr lange nicht, dass sie solch einen Spalt haben. Beschwerden setzen, wenn überhaupt, erst in der Pubertät oder sogar erst im adoleszenten Alter ein. Bei einem Großteil der Patienten können diese erfolgreich behandelt werden.

Muss eine Spondylolyse operiert werden?

Dr. Dr. T. Weigl
Sollten Sie beschwerdefrei und ohne Wirbelgleiten sein, brauchen Sie sogar überhaupt keine Therapie. Nötig wird eine konservative Behandlung, bestehend aus einer Physiotherapie sowie Medikamenten bei akutem Schmerz, wenn Beschwerden wie Schmerz im lumbalen Bereich sowie ein Strahlen dieses Schmerzes in die Beine auftreten. Erst in schweren Fällen, die in der Klassifikation nach Meyerding den Stufen drei und vier entsprechen, die zudem neurologische Defizite und eine Dauer von über sechs Monaten vorweisen, ist eine Operation ratsam und auch sinnvoll.

Wann kann ich nach der Spondylolyse-Behandlung wieder normal Sport treiben?

Dr. Dr. T. Weigl
Das hängt vom Schweregrad der Erkrankung, dem Behandlungserfolg, der Sportart etc. ab, sodass eine dahingehende Prognose stets individuell ist. Vor allem bei Kindern im Wachstum ist (bei starker körperlicher Beanspruchung) eine Verschlechterung der Symptomatik zu erwarten. Daher sollte vor allem bei ihnen, aber auch bei Erwachsenen, eine zusätzliche Belastung durch Sportarten wie Delphinschwimmen, Kunstturnen, Rudern, Turmspringen etc. vermieden werden. Generell sollte sich die sportliche Aktivität so lange auf angeleitete Bauch- und Rückenübungen begrenzen, wie die Spondylolyse Beschwerden bereitet. Bei einer erfolgreich behandelten, stabilen Form sind, in Absprache mit dem Arzt, Sportarten mit gleichmäßiger Bewegung wie Joggen oder Aktivitäten wie Schulsport möglich. Konsequente Bettruhe ist übrigens ebenso wenig ratsam wie Extremsport, da es so zu einem raschen Muskelabbau kommt, was die Symptomatik noch zusätzlich verstärken kann.

Bei mir wurde Wirbelgleiten diagnostiziert. Kann mich das beruflich einschränken?

Dr. Dr. T. Weigl
Ja, leider kann Wirbelgleiten unter Umständen Einfluss auf Ihr Berufsleben nehmen. Je nach Schweregrad und Schmerzsymptomatik, können körperlich anspruchsvolle Berufe beispielsweise in der Pflege und im Handwerk zeitweise oder gar nicht mehr ausgeübt werden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie arbeitsunfähig sind. Je nach Größe und Branche gestehen einige Unternehmen ihren Mitarbeitern eine interne Umschulung zu. Ist das für Sie keine Option, besteht mit ärztlichem Nachweis die Möglichkeit einer finanzierten Umschulung durch die Agentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung und private Organisationen. Berufe im kaufmännischen, administrativen aber auch im kreativen Bereich können mit ein wenig Management rückenschonend ausgeübt werden.

Typisches Patientenbeispiel

Es ist still an diesem Donnerstagabend in der Turnhalle. Paweł und Martin haben sich gerade warm gemacht. Außer ihnen ist niemand hier. Die Stille wird nur vom leichten Keuchen der beiden Freunde durchbrochen. Beide haben vor am Schwebebalken zu trainieren. Martin reibt sich die Hände: „Na los, Paweł, du fängst an!“ Dieser nickt konzentriert und wendet sich in Richtung des Balkens. Das Leder scheint im Licht der untergehenden Sommersonne auf. Er nimmt nach kurzem Zögern Anlauf und springt mit einem Satz auf den Balken. Stehen. Vier Schritte nach vorne. Aus dem Stand will er eine Brücke schlagen.

Als er gerade mit den Händen den Balken berührt, schreit er plötzlich auf und rutscht hinunter. „Paweł!“, ruft Martin erschrocken und läuft hastig zu seinem Freund. Dieser liegt gekrümmt auf der weichen Matte. „Mein Rücken!“ Als er sich beim Aufsetzen zurücklehnt, stöhnt er erneut auf. Er hat das Gefühl, dass der Schmerz bis in die Oberschenkel strahlt. Martin zögert keine Sekunde und fährt mit Paweł ins Krankenhaus.

Schnelle Diagnose im Krankenhaus

Dort angekommen, wird Paweł von einer netten Ärztin auf den Kopf gestellt, inklusive Röntgen und CT. Bei der Diagnose muss Paweł dann aber schwer schlucken: Er leidet unter einer Spondylolyse mit Wirbelgleiten. „Das Turnen müssen Sie mit diesem Befund leider aufgeben. Stattdessen benötigen Sie Krankengymnastik und Physiotherapie.“, sagt die Ärztin vorsichtig. Mit einer Überweisung an einen Orthopäden und leicht niedergeschlagen verlassen die Freunde das Krankenhaus.

„Schön dass wir uns endlich treffen, ich vermisse dich echt beim Training. Aber erzähl mal, wie läuft es bei dir?“, sagt Martin, als er und Paweł sich einige Wochen nach Pawełs Sturz vom Schwebebalken treffen. „Ich trauere dem Turnen auch hinterher aber dafür merke ich jetzt schon erste Fortschritte bei der Physiotherapie! Vielleicht verlagere ich mich einfach auf Geländelauf oder so. Komm doch mal mit.“, erwidert Paweł. Die beiden müssen grinsen.

Verwandte Themen

Haben auch Sie schon Erfahrungen mit einer Spondylolyse gemacht? Haben Sie Fragen zum Thema Wirbelgleiten? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Autoren: Andrea Lorenz und Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Tobias Möller
Veröffentlicht am: 15.05.2018, zuletzt aktualisiert: 10.12.2018

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Michel Duran, Susanne Loacker (2015): Mein Rücken-Coach. Starke Übungen für mehr Lebensqualität. Axel Springer Schweiz, Zürich.
  • M. Engelhardt, I. Reuter u. a. (1997): Spondylolysis and spondylolisthesis. correaltion with sport. In: Der Orthopäde. 26, S. 755–759.
  • Fritz Hefti (2015): Kinderorthopädie in der Praxis, 3. vollständig überarbeitete Auflage. Springer-Verlag Berlin/Heidelberg.
  • Frank Kandziora, Matti Scholz u. a. (2009): Isthmische Spondylolyse und Spondylolisthese. In: OP-Journal 25, S. 106–111.
  • York Rommelspacher, Jana Zion u. a. (2017): Hat die Anwendung einer LWS-Orthese Auswirkung auf die muskuläre Regeneration nach Spondylodese an der Lendenwirbelsäule? Eine prospektiv randomisierte Studie zur Ermittlung der muskulären Regeneration anhand von Oberflächen-Elektromyographie. In: egms.de.
  • Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Decroll (2006): Funktionelle Anatomie des Menschen, Lehrbuch der makroskopischen Anatomie nach funktionellen Gesichtspunkten, 11. Auflage. Schattauer-Verlag, Stuttgart.
  • Yi Xiang J. Wang u. a. (2016): Lumbar degenerative spondylolisthesis epidemiology: A systematic review with a focus on gender-specific and age-specific prevalence. In: Journal of Orthopaedic Translation Online.
  • Johannes Weiß (2010): Rückentraining. Die Wirbelsäule gezielt stärken. Compact-Verlag, München.
  • A. Wild (2005): Operative Therapie bei Spondylolyse und Spondylolisthese. In: Der Orthopäde 34, S. 995–1006.
  • Carl Joachim Wirth, Ludwig Zichner (2004): Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart.
  • R. Wittenberg, R. Willburger (1998): Spondylolyse und Spondylolisthese. Diagnose und Therapie. In: Der Orthopäde 27, S. 51–63.

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