Ibuprofen auf einen Blick
Was ist Ibuprofen?
- Medikament aus der Gruppe der NSAR
- rezeptfrei erhältlich
- Schmerzmittel
Welche Wirkung hat Ibuprofen? (Auszug)
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd
- fiebersenkend
Was sind die Anwendungsgebiete von Ibuprofen? (Auszug)
- viele verschiedene Schmerzzustände
- rheumatische Erkrankungen
- Fieber
Was sind die Nebenwirkungen von Ibuprofen? (Auszug)
- Sodbrennen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen
- Blähungen
- Durchfall
- Verstopfung
- Blutverlust über Magen & Darm mit selten Blutarmut
Wann darf man Ibuprofen nicht einnehmen?
- bereits vorliegende Geschwüre in Magen und/oder Darm
- Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Asthma
- Leber- und Nierenschäden
- schwere Herzinsuffizienz
In welcher Form gibt es Ibuprofen?
- Tablette
- Gel
- Salbe
- Pflaster
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenWas ist Ibuprofen?
Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika, welche zusammengefasst als „NSAR“ bezeichnet werden. Diese NSARs sind nicht-opioide Analgetika, also keine Opioide, welche als Schmerzmittel eingesetzt werden und keine Glucocorticoide wie Cortison beinhalten. Neben dem Einsatz bei Schmerzen wird Ibuprofen auch bei vielen weiteren Situationen eingesetzt. Es wirkt nämlich außerdem fiebersenkend und entzündungshemmend. Ibuprofen kommt bspw. auch bei Rheuma und Gicht zum Einsatz, wobei hier eine höhere Dosierung erforderlich wird.
Ibuprofen gehört zu den meist verwendeten Arzneistoffen und wurde erstmals in den 1950er und 1960er Jahren von dem Chemiker Stewart Adams (geboren 1923) und seinem Forschungsteam entdeckt. Erst 1966 wurde der Wirkstoff an Patienten angewandt und fand dann auch seinen Platz in der Schmerztherapie, zu dem Zeitpunkt vor allem bei rheumatoider Arthritis. In Deutschland ist Ibuprofen seit 1998 bis 400 mg in Apotheken rezeptfrei zu erwerben. Auch wenn das Medikament ohne Rezept erhältlich ist, sollte sorgfältig und zielgerichtet mit diesem Medikament umgegangen werden, da ein beispielsweise chronischer Gebrauch auch mögliche Nebenwirkungen mit sich bringen und gefährlich werden kann. Somit sollte das Medikament nicht leichtfertig angewendet werden.
Im folgenden Video erfahren Sie alles Wissenswerte über Ibuprofen und Diclofenac, zwei prominente Vertreter aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika.
Wissenswertes zu Ibuprofen
- Stewart Adams, der Entdecker von Ibuprofen, hat den Wirkstoff damals nach einer durchgefeierten Nacht an sich selbst getestet. Er nahm eine 600-mg-Tablette ein und war die durch seinen Kater verursachten Kopfschmerzen schnell los.
- Früher bezeichnete man Ibuprofen und andere Schmerzmittel, die keine Opioide waren, als schwach wirksame Schmerzmittel. Diese Bezeichnung gilt heute als veraltet. Zwar wirken sie weniger stark als Opioide wie z. B. Morphin, Oxycodon oder Hydromorphon. „Schwach“ wirken sie dadurch aber nicht. Insbesondere bei entzündlichen Nozizeptorschmerzen, wenn also die Schmerzfasern gereizt sind, ist ihre schmerzlindernde Wirkung der von Opioiden oft sogar überlegen.
- Ibuprofen hat von allen NSARs (kurz für: nicht-steroidale Antirheumatika) das geringste relative Risiko für schwere Nebenwirkungen auf Magen und Darm. Generell haben alle NSARs die Möglichkeit, gastrointestinale Beschwerden wie Verdauungsstörungen oder gar Magenblutungen zu verursachen. Es wurde jedoch herausgefunden, dass Ibuprofen im Vergleich zu den anderen NSARs wie ASS oder Diclofenac das geringste relative Risiko hat, derlei Beschwerden zu verursachen.
Welche Wirkung hat Ibuprofen?
Als nicht-steroidales Antirheumatikum (kurz: NSAR) blockiert bzw. hemmt Ibuprofen die sogenannten Cyclooxygenasen I und II. Dabei handelt es sich um Enzyme, die bei der Bildung von Prostaglandinen mitwirken. Prostaglandine wiederum sind Hormone, die eine Rolle bei der Schmerzvermittlung und der Entstehung von Entzündungsprozessen spielen. Ibuprofen verhindert also, dass diese Entzündungsprozesse eingeleitet und Schmerzen weitergeleitet werden können.
Die wichtigsten Wirkungen von Ibuprofen sind also zusammengefasst:
- Entzündungshemmung
- Schmerzlinderung
- Fiebersenkung
Was sind die Anwendungsgebiete von Ibuprofen?
Ibuprofen kann in verschiedenen Situationen eingesetzt werden. Es findet Anwendung bei diversen Schmerzzuständen, bspw. bei:
- Kopfschmerzen
- Zahnschmerzen
- Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose
- Gelenkschmerzen und Sportverletzungen (z. B. umgeknickter Fuß)
- Migräne
Außerdem wird es bei Fieber, bei entzündlich bedingten Schmerzen, den sogenannten Nozizeptorschmerzen, bei Gicht und bei Rheumatoider Arthritis eingesetzt. Für Frauen mit Regelschmerzen kann Ibuprofen auch die durch die monatliche Menstruationsblutung ausgelösten Unterleibsschmerzen lindern.
Anwendung und Dosierung
Ibuprofen gibt es in verschiedenen Darreichungsformen, die je unterschiedlich dosiert sein können und individuell an den Patienten angepasst werden. Es kann als Gel, Salbe, Pflaster und natürlich auch als Tablette eingesetzt werden. Außerdem kann es auch intravenös verabreicht, also direkt in die Vene eingespritzt, werden.
Ob man eher eine Salbe, eine Tablette oder ein Zäpfchen verwenden sollte und was die Vor- und Nachteile der einzelnen Darreichungsformen sind, erklärt Dr. Dr. Tobias Weigl in diesem Video.
Setzt man Ibuprofen bei Schmerzen und Fieber ein, sollten maximal 1.200 mg eingenommen werden. Bei Rheuma beispielsweise ist meist eine höhere Dosis erforderlich. Dann sollten maximal 2.400 mg verwendet werden. Der Wirkeintritt erfolgt nach etwa 30–60 Minuten und die Wirkdauer liegt bei etwa zweieinhalb Stunden. Danach sinkt die Konzentration des Wirkstoffs im Blut wieder ab.
Ibuprofen ist unter vielen verschiedenen Handelsnamen wie beispielsweise Aktren®, Dolgit®, Dolormin® oder IbuHEXAL® bekannt.
Was sind die Nebenwirkungen von Ibuprofen?
Medikamente helfen uns dabei, viele verschiedene Erkrankungen oder Beschwerden zu behandeln. Allerdings haben sie oft auch Nebenwirkungen, derer wir uns bei der Einnahme immer bewusst sein sollten. In der Medizin gibt es einen Grundsatz: „Keine Wirkung ohne Nebenwirkung.“ Und das trifft auch auf Ibuprofen zu, obwohl es rezeptfrei erhältlich ist. Im Folgenden finden Sie daher eine Auflistung der Nebenwirkungen, die Ibuprofen verursachen kann. Diese sind geordnet nach ihrer Häufigkeit und dementsprechend unterteilt in häufig (1 bis 10 Behandelte von 100), gelegentlich (1 bis 10 Behandelte von 1.000), selten (1 bis 10 Behandelte von 10.000) und sehr selten (unter 1 Behandelter von 10.000).
Als häufige Nebenwirkungen gelten:
- Sodbrennen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen
- Blähungen
- Durchfall
- Verstopfung
- Blutverlust über Magen & Darm mit selten Blutarmut
Sie sollten umgehend einen Arzt aufsuchen und das Medikament absetzen, wenn Sie feststellen, dass
- Sie stärkere Schmerzen im Oberbauch haben,
- sich Blut in Ihrem Erbrochenen befindet,
- Sie Blut in Ihrem Stuhl finden oder
- Ihr Stuhl schwarz gefärbt ist.
Die gelegentlichen Nebenwirkungen umfassen:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schlaflosigkeit
- Müdigkeit
- Reizbarkeit und Erregung
- Sehstörungen
- Geschwüre in Magen und Darm
- Entzündungen der Mundschleimhaut
- Verstärkung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Magenschleimhautentzündung
- Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz und Asthma-Anfälle (auch dann sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen und die Einnahme von Ibuprofen beenden)
Weniger häufige Nebenwirkungen
Selten kann es zu Ohrengeräuschen, bspw. Tinnitus, oder anderen Hörstörungen kommen.
Zu guter Letzt seien noch die sehr seltenen Nebenwirkungen erwähnt. Diese sind zahlreich, aber wie gesagt sehr selten. Nichtsdestoweniger werden sie der Vollständigkeit halber im Folgenden aufgeführt:
- Herzklopfen, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Flüssigkeitseinlagerungen (sog. ‚Ödeme‘)
- Blutbildungsstörungen wie Anämie, erste Anzeichen sind Fieber, Wunden im Mund, Halsschmerzen, Abgeschlagenheit, Nasenbluten, Hautblutungen, Beschwerden wie bei einer Grippe
- Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenentzündung (Oberbauchschmerzen, Blut im Erbrochenen oder Stuhl, unbedingt Arzt aufsuchen)
- Verengungen in Dick- und Dünndarm
- Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe, besonders bei Bluthochdruck oder Nierenschwäche
- nephrotisches Syndrom
- entzündliche Nierenerkrankung, bspw. Nephritis
- Schädigung von Nierengewebe
- erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut
- allgemeines Unwohlsein
- Hautreaktionen mit Ausschlag, Blasenbildung und Rötung
- Überempfindlichkeitsreaktion in Form von Schwellungen von Zunge, Kehlkopf und Gesicht, dadurch verengte Luftwege, Atemnot, Herzrasen, Blutdruckabfall und Schock möglich
- Leberfunktionsstörungen, Leberentzündung
- Reaktionen der Psyche, bspw. Depressionen
Ibuprofen auf einen Blick
Ibuprofen aus der Wirkstoffgruppe der NSAR
Wirkung
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd
- fiebersenkend
Anwendungsgebiete
- viele verschiedene Schmerzzustände
- rheumatische Erkrankungen
- Fieber
Wichtigste Nebenwirkungen
- Sodbrennen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen
- Blähungen
- Durchfall
- Verstopfung
- Blutverlust über Magen & Darm mit selten Blutarmut
Empfohlene Dosis nach Alter und Körpergewicht bezogen auf eine 400-mg-Tablette Ibuprofen
- 20–29 kg Körpergewicht bzw. 6–9 Jahre → Einzeldosis: eine halbe Tablette, maximale Tagesdosis: anderthalb Tabletten, also 600 mg
- 30–39 kg Körpergewicht bzw. 10–12 Jahre → Einzeldosis: eine halbe Tablette, maximale Tagesdosis: zwei Tabletten, also 800 mg
- über 40 kg Körpergewicht bzw. ab einem Alter von 12 Jahren → Einzeldosis: eine halbe bis ganze Tablette, maximale Tagesdosis: drei Tabletten, also 1.200 mg
Darreichungsform
- Tablette
- Gel
- Salbe
- Pflaster
Welche Kontraindikationen, Warnhinweise und Wechselwirkungen existieren für Ibuprofen?
Eine Kontraindikation, auch Gegenanzeige, beschreibt einen Umstand, der die Einnahme eines bestimmten Medikaments streng untersagt. Zu den Kontraindikationen von Ibuprofen zählen:
- bereits vorliegende Geschwüre in Magen und/oder Darm
- Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Asthma
- Leber- und Nierenschäden
- schwere Herzinsuffizienz
Auch wenn Ibuprofen rezeptfrei erhältlich ist, muss ich zur Vorsicht mahnen. Denn einige Erkrankungen wie Herzinsuffizienz vertragen sich mit dem Wirkstoff nicht besonders und erfordern strenge ärztliche Überwachung.
– Dr. Tobias Weigl
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Wechselwirkungen beschreiben die gegenseitige Beeinflussung von Medikamenten, wenn diese zeitgleich eingenommen werden. Der Begriff beschreibt aber auch die Wechselwirkung zwischen einem Medikament und einem Lebensmittel.
Es ist sehr wichtig, dass Sie Ihren Arzt darüber informieren, ob und wenn ja welches andere Arzneimittel Sie eingenommen haben, derzeit einnehmen oder ob Sie beabsichtigen, künftig andere Arzneimittel einzunehmen.
Wechselwirkungen zwischen Ibuprofen und anderen Substanzen
- andere NSAR: Da andere NSAR wie bspw. Diclofenac das Risiko für Blutungen und die Bildung von Geschwüren erhöhen, sollten diese Medikamente nicht zeitgleich mit Ibuprofen eingenommen werden.
- Digoxin, Phenytoin, Lithium: Der Blutspiegel dieser Werte kann sich bei gleichzeitiger Anwendung mit Ibuprofen erhöhen.
- Bluthochdruckmedikamente: Dazu zählen alle Wirkstoffgruppen, die zur Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz kommen, darunter Diuretika (bspw. Furosemid), ACE-Hemmer (bspw. Lisinopril, Enalapril, Ramipril), Beta-Blocker (bspw. Metoprolol) und Angiotensin-II-Antagonisten (bspw. Valsartan, Candesartan). Ibuprofen kann die Wirkung dieser Medikamente abschwächen und in Kombination mit diesen Wirkstoffen eine Verschlechterung der Nierenfunktion verursachen.
- Aspirin: Die gleichzeitige Gabe von Acetylsalicylsäure und Ibuprofen wird in der Regel aufgrund von möglicherweise vermehrten Nebenwirkugnen nicht empfohlen. Außerdem kann Ibuprofen möglicherweise die schützende Wirkung von Aspirin auf das Herz reduzieren.
- Glucocorticoide: Die gleichzeitige Einnahme von Ibuprofen und Glucocorticoiden (bspw. Cortison) kann das Risiko für Blutungen im Verdauungstrakt und Magen-Darm-Geschwüre erhöhen.
- Methotrexat: Methotrexat kommt bei Krebserkrankungen zum Einsatz. Wenn es gleichzeitig mit Ibuprofen genommen wird, kann sich seine toxische Wirkung erhöhen.
- Ciclosporin: Ibuprofen erhöht in Kombination mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin möglicherweise das Risiko einer Nierenschädigung.
- Gerinnungshemmer/Blutverdünner: Ibuprofen kann die Wirkung von bspw. Heparin verstärken.
- Tacrolimus: Bie gleichzeitiger Einnahme mit Ibuprofen erhöht sich die ohnehin nierenschädigende Wirkung des Medikaments.
- Antidiabetika: Untersuchungen lassen eine Wechselwirkung zwischen Ibuprofen und den sogenannten Sulfonylharnstoffen vermuten. Bei gleichzeitiger Einnahme sollten stets die Blutzuckerwerte überprüft werden.
- Zidovudin: Dieses Medikament kommt bei der Behandlung von AIDS zum Einsatz und erhöht im Wechselspiel mit Ibuprofen möglicherweise das Risiko für Blutergüsse auf der Haut und in Gelenken.
- Probenecid und Sulfinpyrazon: Diese beiden gegen Gicht eingesetzten Medikamente verzögern ggf. die Ausscheidung von Ibuprofen.
Was sind die Gefahren einer dauerhaften Einnahme?
Es muss erwähnt werden, dass – auch wenn Ibuprofen rezeptfrei erhältlich ist – ein sorgfältiger und zielgerichteter Umgang mit dem Medikament unerlässlich ist. Viele Menschen denken, dass die Rezeptfreiheit bedeutet, dass das Medikament ohne Risiko eingenommen werden kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Ibuprofen könnte beispielsweise bei dauerhafter Einnahme die Gefahr von Blutungen im Verdauungstrakt oder Nierenfunktionsstörungen rasch erhöhen. Außerdem ist das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöht.
Somit kann abschließend gesagt werden, dass die Rezeptfreiheit von Ibuprofen kein Freischein für die dauerhafte Anwendung des Medikamentes ist. Denn Medikament bleibt Medikament und es sollte in jedem Fall mit Sorgfalt und nur bei Notwendigkeit eingesetzt werden.
Verwandte Substanzen
Diclofenac gehört wie Ibuprofen zu den nicht-steriodalen Antirheumatika und wird ebenso bei Schmerzen, Fieber, Entzündungen, Rheuma und Gicht eingesetzt. Hierbei sind die Wirkungen und Nebenwirkungen sehr ähnlich. Wichtig ist jedoch die unterschiedliche Dosierung der zwei Medikamente. Diclofenac wird in viel geringeren Mengen als Ibuprofen dosiert. Dies liegt an der stärkeren Wirkung des Medikaments. Die Dosierung von Diclofenac liegt bei maximal 150 mg pro Tag.
Exkurs aus der Natur
Imm folgenden Abschnitt werden einige pflanzliche Alternativen zur Schmerzlinderung oder Entzündungshemmung vorgestellt. Diese können ein Medikament nicht ersetzen, sondern dienen nur als mögliche Alternative für eine Linderung. Die zwei im Folgenden besprochenen Beispiele sind:
- Teufelskralle
- Curcumin
Teufelskralle
Die Teufelskralle gehört zu der Familie der Sesamgewächse und gedeiht in der afrikanischen Savanne. Viele wissen nicht, dass dieses Gewächs eine Wirkung hat, die vielen Menschen helfen könnte. Die Teufelskralle wirkt leicht entzündungshemmend und wird daher bei der Behandlung von Arthritis, Arthrose und sogar auch bei Rückenschmerzen angewandt. Der für diese Wunderwirkung der Pflanze verantwortliche Inhaltsstoff ist Harpagosid. Er hemmt die Produktion von entzündungsfördernden Gewebshormonen, den bereits erwähnten Prostaglandinen.
Curcumin
Auch in den Tropen von Südasien sind pflanzliche Heilmittel zu finden. Der orange-gelbe Farbstoff Curcumin, der aus der Wurzel der Pflanze Kurkuma stammt, besitzt eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Curcumin kann als Gewürz verwendet oder beispielsweise als Kapsel eingenommen werden.
Aktuelles aus der Forschung – Ibuprofen schränkt die männliche Fruchtbarkeit ein
Eine aktuelle Studie belegt einmal mehr, dass der leichtfertige Umgang mit rezeptfreien Schmerzmitteln folgenschwer sein kann. Denn die längerfristige Einnahme von Ibuprofen kann dazu führen, dass die männliche Fruchtbarkeit abnimmt. Dies fanden die Forscher um David Møbjerg Kristensen von der University of Copenhagen heraus. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team in der Fachzeitschrift PNAS – Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
Anlass der Studie war die zunehmende Beobachtung reproduktiver Dysfunktion des Mannes in der westlichen Welt. In vorherigen Studien hat man bereits herausfinden können, dass Schmerzmittel einen sogenannten antiandrogenen Effekt auf den Fötus haben können. Mit diesem Wort bezeichnet man die Hemmung der männlichen Sexualhormone. Die Forscher wollten nun herausfinden, ob sich ein solcher Umstand auch einstellt, wenn erwachsene Männer über einen längeren Zeitraum Schmerzmittel einnehmen und nahmen das beliebte Ibuprofen als Grundlage.
Kleiner Studien-Umfang
Die Studie war verhältnismäßig klein angelegt: 31 Männer im Alter von 18–35 Jahren wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe nahm täglich 600 mg Ibuprofen zu sich, die andere bekam ein Placebo. Bereits nach zwei Wochen haben die Forscher Hormon-Veränderungen bei den Ibuprofen-Probanden feststellen können. Der Testosteron-Haushalt geriet aus dem Gleichgewicht und das für die Spermienreifung benötigte „luteinizing hormone“ wurde verstärkt produziert. Diese hormonellen Veränderungen haben Einfluss auf Aspekte wie Impotenz, Depressionen und Herz-Kreislauferkrankungen und schränken letztlich auch die männliche Fruchtbarkeit ein.
Das Ergebnis betrifft vor allem diejenigen, die regelmäßig zu Ibuprofen greifen. Wenn das Medikament abgesetzt wird, normalisiert sich der Hormon-Haushalt in der Regel schnell wieder.
Quelle: David Møbjerg Kristensen u. a. (2018): Ibuprofen alters human testicular physiology to produce a state of compensated hypogonadism. In: PNAS 115/4, E715–E724.
Häufige Patientenfragen
Was passiert, wenn ich Ibuprofen dauerhaft einnehme?
Dr. Dr. T. Weigl
Eine dauerhafte Einnahme kann die Gefahr des möglichen Eintritts gewisser Nebenwirkungen stark erhöhen. Hierbei handelt es sich um Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, Verdauungsstörungen, Magen-Darm-Geschwüre oder Bauchschmerzen. Ebenso steigt das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Somit ist von einer dauerhaften Einnahme abzusehen.
Ist Ibuprofen verschreibungspflichtig?
Dr. Dr. T. Weigl
Nein, Ibuprofen ist seit 1998 in Deutschland rezeptfrei zu erwerben. Diese Rezeptfreiheit wird von vielen Menschen sowohl bewusst als auch unbewusst ausgenutzt. Viele denken nämlich, dass Ibuprofen zu jeder Zeit und in vielen Situationen eingesetzt werden kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Aus diesem Grund sollte eventuell über eine zukünftige Rezeptpflicht nachgedacht werden. Dies ist ein Punkt, auf den ich auch in meinem Video über Ibuprofen und Diclofenac eingehe.
Darf ich Ibuprofen auch einnehmen, wenn ich Magen-Darm-Beschwerden habe?
Dr. Dr. T. Weigl
Wenn bereits Magen-Darm-Beschwerden vorliegen, ist bei der Einnahme von Ibuprofen höchste Vorsicht geboten. Hierbei handelt es sich nämlich um eine Gegenanzeige. Ibuprofen sollte nicht bei bereits vorhandenen Magen-Darm-Geschwüren sowie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa eingenommen werden. Alternativ können dann sog. COX2-Hemmer wie Arcoxia® (Wirkstoff Etoricoxib) eingenommen werden.
Darf ich Ibuprofen während der Schwangerschaft einnehmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Es existieren keine endgültig gesicherten Daten zum negativen Einfluss von Ibuprofen auf die Schwangerschaft. Allerdings weisen mehrere Studien bereits darauf hin, dass mit der Einnahme von Ibuprofen das Risiko für Fehlgeburten und Missbildungen des Herzens steigt. Des Weiteren nimmt man an, dass ebendieses Risiko mit der Dauer der Einnahme sowie der Dosis steigt. Im zweiten Schwangerschaftstrimester sollten Sie Ibuprofen nur dann anwenden, wenn es unbedingt notwendig ist. Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt. Die Dauer und die Dosis sollten so gering wie möglich gehalten werden. Alle Medikamente, die wie Ibuprofen die Prostaglandinproduktion hemmen, können im letzten Drittel der Schwangerschaft das Ungeborene schädigen, vor allem sein Herz, seine Lunge und seine Nieren. Außerdem beeinflusst es in Teilen Mutter und Kind gleichermaßen, sodass bspw. ihre Blutungszeit verlängert ist und Kontraktionen des Uterus gehemmt werden, wodurch sich der Geburtsvorgang verspäten oder verlängern kann. Im letzten Drittel Ihrer Schwangerschaft sollten Sie daher auf jeden Fall auf Ibuprofen verzichten.
Darf ich Ibuprofen in Kombination mit Alkohol einnehmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Davon würde ich abraten. Denn Alkohol kann die Nebenwirkungen, die Ibuprofen und andere NSARs mit sich bringen, verstärken. Dies betrifft vor allem Nebenwirkungen im Bereich des Verdauungstrakts und des zentralen Nervensystems.
Typisches Patientenbeispiel
„Mama, die wievielte Tablette ist das denn heute schon?“, fragt Marianne ihre nun mittlerweile stolze 81 Jahre zählende Mutter Margret. „Weiß ich nicht so genau, aber mehr als 6 oder 7 Stück nehme ich davon am Tag nicht. Ist ja gegen die Gelenkschmerzen. Du weißt schon, diese verdammte Arthrose im Knie.“ Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund, der ihre vorübergehende Sprachlosigkeit noch unterstreicht, blickt Marianne ihre Mutter an. „So viel? Das kann doch nicht richtig sein!“, sagt Marianne und schnappt sich die Packung, um im Beipackzettel nachzulesen. „Mama, jetzt aber wirklich. Hier steht, dass die maximale TAGESDOSIS die Hälfte ist!“ Ohne große Umschweife holt Marianne die wichtigsten Sachen – Schuhe und Mantel –, greift ihre Mutter beim Arm und macht sich schnurstracks auf den Weg zum Hausarzt. „Hey, ich hab doch noch gar nicht aufgegess…“, sind die einzigen Worte, die Margret noch rausbekommt, bevor sie auch schon in den Schuhen steckt.
„So, Mama, hat der Onkel Doktor dir jetzt den Kopf waschen können?“, fragt Marianne mehr rhetorisch, immer noch leicht erzürnt. „Ist ja gut, Schätzchen, wir alle machen mal Fehler.“ Der Arzt hat Margret streng davon abgeraten, so viele Medikamente zu nehmen, auch wenn die Schmerzen stärker werden. Sie haben für die kommende Woche einen weiteren Termin vereinbart. Mutter, Tochter und Arzt werden dann gemeinsam den Behandlungsplan für die Arthrose an die jetzigen Gegebenheiten anpassen – auch wenn das viel Arbeit und vor allem Umstellung bedeutet. Aber der Arzt hat Margret zumindest verständlich gemacht, dass man Medikamente nicht wie Süßigkeiten essen sollte und sich lieber einmal mehr auf den Weg zum Experten macht.
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Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 14.03.2018, letzte Aktualisierung: 03.07.2019
Quellen
- Klaus Aktories u. a.(2017): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie.
- David Møbjerg Kristensen u. a. (2018): Ibuprofen alters human testicular physiology to produce a state of compensated hypogonadism. In: PNAS 115/4, E715–E724.
- Ernst Mutschler (2013): Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 10. Auflage.
- ratiopharm.de (2017): Fachinformation IBU-ratiopharm® 400 mg akut Schmerztabletten.
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