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Wirbelsäulenfraktur – Brüche von Wirbelkörpern und Wirbelgelenken erkennen und behandeln

Wirbelsäulenfraktur auf einen Blick

Was ist eine Wirbelsäulenfraktur?

  • Bruch im Bereich der Wirbelsäule
  • möglich in verschiedenen Bereichen und an verschiedenen Stellen der Wirbel
  • Unterscheidung zwischen Brüchen in der vorderen, mittleren und hinteren Wirbelsäule

Wer bekommt eine Wirbelsäulenfraktur?

  • grundsätzlich jeder
  • statistisch sind Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen
  • eher seltenes Krankheitsbild: Häufigkeit beträgt etwa 60 pro 100.000 Einwohner

Was sind die Symptome einer Wirbelsäulenfraktur? (Auszug)

  • Schmerzen im betroffenen Bereich (Druck-, Stauch- oder Klopfschmerz)
  • Rückenschmerzen
  • tastbare Stufe im betroffenen Bereich
  • Bluterguss
  • neurologische Beschwerden, wenn das Rückenmark beschädigt ist (bis zu 20 Prozent der Fälle)

Wie wird eine Wirbelsäulenfraktur behandelt? (Auszug)

  • abhängig von der Art des Bruchs
  • stabiler Bruch: konservativ mit Schmerztherapie, Physiotherapie und Ruhigstellung; Heilung dauert bis zu 12 Wochen
  • instabiler Bruch: Operation zum Schutz vor neurologischen Folgeschäden

Unser Tipp zur Vorbeugung

  • beim Sport entsprechend immer Schutzkleidung tragen
Zuletzt aktualisiert: 25.06.2019

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Sich einen Wirbel zu brechen, das hört sich erstmal schlimm an. Doch in den meisten Fällen reicht eine Schmerztherapie mit Medikamenten und einer Kombination aus Physiotherapie und Ruhigstellung aus, um den Bruch letztlich völlig verheilen zu lassen. Bei den sogenannten instabilen Brüchen muss man aber Vorsicht walten lassen. Diese können sich auch auf das Rückenmark und die Nerven auswirken und sogar Lähmungen verursachen. Eine Operation ist dann oft unausweichlich. Wie genau diese Eingriffe ablaufen, welche Beschwerden ein Wirbelbruch noch verursachen kann und wie bei der Diagnose vorgegangen wird, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.

Was ist eine Wirbelsäulenfraktur?

Unter einer Wirbelsäulenfraktur versteht man einen Bruch im Bereich der Wirbelsäule. Dieser Bruch kann an verschiedenen Stellen des Wirbels und in unterschiedlichen Bereichen der Wirbelsäule verortet sein. Im klinischen Alltag ist die sogenannte ‚Einteilung nach Denis‘ gebräuchlich. Dabei wird unterschieden zwischen Frakturen der

  • vorderen Wirbelsäule, des Wirbelkörpers selbst,
  • mittleren Wirbelsäule, bspw. im Bereich der Wirbelkörper-Hinterkante,
  • hinteren Wirbelsäule, bspw. der Wirbelgelenke.

Vordere Wirbelsäulenfrakturen gelten als stabil, mittlere und hintere als instabil. Die Unterscheidung zwischen stabil und instabil hat Auswirkungen auf die Therapie. Je nach Bereich der Fraktur kann es zu neurologischen Ausfällen kommen.

Mit rund 45 Prozent ist der Übergang von Brust- zur Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen. Er wird gefolgt von der Brustwirbelsäule (35 Prozent), der Halswirbelsäule (20 Prozent) und dem Kreuzbein (1 Prozent).

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Wie ist die Wirbelsäule überhaupt aufgebaut? Was sind Dornfortsätze? Und welche Erkrankungen betreffen die Wirbelsäule besonders? Diese uns weitere Fragen beantwortet Dr. Dr. Tobias Weigl im nachfolgenen Video.

Aufbau der Wirbelsäule & kaputter Rücken: Schmerzen in Halswirbelsäule, Lendenwirbelsäule

Was sind die möglichen Ursachen für einen Wirbelsäulenbruch?

Es kommt zu Frakturen der Wirbelsäule durch indirekte und direkte Traumata. Ein direktes Trauma kann beispielsweise bei einem Autounfall auftreten. Von einem indirekten Trauma spricht man bei einer Überdehnung der Wirbelsäule bei einem Sturz. Außerdem können Stauchungsbrüche (sog. ‚Kompressionsfrakturen‘) ebenfalls bei Autounfällen auftreten.
Die Frakturen werden durch eine verminderte Knochenmasse bei Knochenmetastasen im Rahmen einer Krebserkrankung oder durch Osteoporose begünstigt. Kommt es im Rahmen einer Osteoporose zu einer Fraktur durch ein Bagatelltrauma oder sogar ohne erkennbare Ursache, spricht man von pathologischen Frakturen.

Als wichtige Ursachen gelten:

  • Verkehrsunfälle (50 Prozent)
  • Stürze aus großer Höhe oder Sprünge in zu flaches Wasser (20–35 Prozent)
  • Sportunfälle, bspw. beim Fahrradfahren
  • andere Gewalteinwirkungen (15–30 Prozent)

Die häufigste Ursache für eine Wirbelsäulenfraktur ist ein Unfall – etwa 3 Prozent aller Sport- und Verkehrsunfälle haben eine Wirbelsäulenverletzung zur Folge.
– Dr. Tobias Weigl

Exkurs: Osteoporose

Unter Osteoporose versteht man einen Mangel an Knochenmasse mit einer ungenügenden Festigkeit der Knochen. Dadurch kann es zu sogenannten pathologischen Frakturen kommen, also Knochenbrüche ohne eine erkennbare Ursache bzw. ohne vorangegangene Gewalteinwirkung. Die Vorstufe der Osteoporose ist die Osteopenie. Hier liegt bereits ein erkennbarer Rückgang der Knochenmasse vor.

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Es gibt zum einen die sogenannte primäre Osteoporose, die 90 Prozent der Erkrankungen ausmacht. Sie lässt sich nochmals unterteilen in:

  • Typ 1: postmenopausale Osteoporose bei Frauen aufgrund der hormonellen Umstellung nach der Menopause und
  • Typ 2: senile Osteoporose, durch unzureichenden Knochenaufbau im Alter

Frauen sind häufiger von Osteoporose betroffen als Männer

Die Osteoporose ist eine Volkskrankheit. Von der Erkrankung des Alters sind 4 bis 8 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerungbetroffen. In der Regel sind Frauen ab dem 45. und Männer ab dem 55. Lebensjahr betroffen. Grundsätzlich gilt, dass Frauen vier Mal häufiger betroffen sind als Männer. Statistisch gesehen leidet jede dritte Frau nach der Menopause an Osteoporose. Über 50 Prozent der Erkrankten erleidet im Verlauf mindestens einen Knochenbruch. Besonders gefährdet sind Wirbelkörper, Oberschenkelhals und Unterarm.

Zusätzlich gibt es noch verschiedene Formen einer idiopathischen Osteoporose bei jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die ohne erkennbare Ursache auftreten.
Bei der deutlich selteneren sekundären Osteoporose, etwa 10 Prozent der Fälle, ist nicht nur das Alter begünstigend. Auch verschiedene äußere Einflussfaktoren erhöhen die Entstehungswahrscheinlichkeit. Dazu gehören bestimmte Medikamente, mangelnde Bewegung und Stoffwechselstörungen.

Der Rückgang der Knochenmasse ist ein normaler Vorgang im Alterungsprozess des Menschen. Von der Kindheit bis zu einem Alter von ungefähr 30 Jahren nimmt die Knochenmasse stetig zu. Dann wird ein Maximum erreicht, die sogenannte peak bone mass. Bei Frauen und Männern kommt es im weiteren Verlauf zu einem Rückgang der Knochenmasse. Es entsteht eine Osteopenie und schließlich die Osteoporose.

Im nachfolgenden Video klärt Dr. Tobias Weigl über die Ursachen von und Therapiemöglichkeiten bei Osteoporose auf.

Osteoporose Erklärung, Knochenschwund, Calcium, Vitamin D - Symptome erkennen & Prophylaxe beginnen

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Die Symptome: Woran erkenne ich, dass ich an einem Wirbelsäulenbruch leide?

Als Symptome können Druck-, Stauchungs- und Klopfschmerzen über dem betroffenen Bereich auftreten. Auch ein plötzlich einsetzender, diffuser Rückenschmerz ist nach einem solchen Bruch als einziges Symptom möglich. Es kann eine tastbare Stufe oder eine Unterbrechung im Bereich der Dornfortsätze auffallen. Manche Patienten haben ein Hämatom um die Wirbelsäule herum. Hat der Bruch zusätzlich Nerven oder Rückenmark geschädigt, kann es zu neurologischen Symptomen kommen. Dazu zählen etwa ein Taubheits- oder Kribbelgefühl. Im schlimmsten Fall kommt es zum kompletten Querschnittssyndrom. Bei Nervenschäden ist immer der unterhalb des Bruchs gelegene Bereich ausschlaggebend für die Beschwerden.

Gut zu wissen!
In 15 bis 20 Prozent der Fälle von Wirbelsäulenverletzungen kommt es zu Schädigungen des Rückenmarks.

Epidemiologie: Wen kann es erwischen?

Eine Wirbelsäulenfraktur kann jeden treffen. Statistisch gesehen sind Männer etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. In Industrieländern wird die Häufigkeit insgesamt mit 60 pro 100.000 Einwohner angegeben. Es handelt sich also um ein eher seltenes Krankheitsbild. Etwa 25–40 Prozent dieser Frakturen gehen mit neurologischen Störungen einher.

Haben Sie sich schon einmal einen Wirbelbruch zugezogen? Welche Beschwerden haben Sie dazu bewegt, einen Arzt aufzusuchen? (Mehrfachnennungen möglich)

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Da sich Wirbelsäulenbrüche vor allem nach Unfällen ereignen, ist schon das richtige Verhalten am Unfallort wichtig. Bei allen Patienten mit Verdacht auf einen solchen Bruch gilt dieser Verdacht solange als gesichert, bis dieser durch die Bildgebung ausgeschlossen wird.

Dementsprechend ist bereits hier der korrekte Transport ausschlaggebend, um beispielsweise bei instabilen Frakturen eine Verschlimmerung im Sinne einer Verletzung des Rückenmarks zu verhindern. Der Transport erfolgt in stabiler Lagerung mit starrer Halskrause und in der Regel in einer Vakuummatratze. Währenddessen werden fortlaufend Ihre Vitalzeichen überwacht.

Bei einem Arzt angekommen, erfolgt dann die Untersuchung. Diese beinhaltet – wenn der Zustand des Patienten es zulässt – auch eine Anamnese, also eine Befragung des Patienten, und eine körperliche Untersuchung. Hier wird zum Beispiel nach dem Unfallhergang gefragt oder der Arzt möchte in Erfahrung bringen, wo genau Sie die Schmerzen verspüren. Je nach Art des Bruchs kann bei der körperlichen Untersuchung nur ein dezenter Klopf- oder Stauchungsschmerz auffallen. Der Arzt achtet aber auch darauf, ob er Deformitäten, Fehlstellungen oder Blutergüsse ausfindig machen kann und tastet nach den Lücken zwischen den Dornfortsätzen der Wirbel. Außerdem ist eine neurologische Untersuchung möglich, bei der bspw. Ihre Reflexe geprüft werden.

Bildgebung verschafft Klarheit über die Verletzung

Eine sichere Diagnose kann nur über die Bildgebung erfolgen. Zu Beginn wird eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule in 2 Ebenen angefertigt, einmal von vorne und einmal von der Seite. Dabei achtet der Arzt auf Unterbrechungen der Knochenhaut, Knochenfragmente und eine Höhenminderung der Wirbelkörper. Bei Unklarheiten wird zur genaueren Beurteilung der Knochen eine CT-Untersuchung veranlasst. Nerven und Rückenmark können mithilfe einer MRT-Untersuchung in Augenschein genommen werden.

Was kann es denn noch sein?

Mit der Untersuchung bis hierher kann der Arzt in der Regel ganz genau feststellen, ob es sich um einen Bruch der Wirbelkörper handelt oder nicht. Diese Untersuchungen sind nötig, um eine korrekte Behandlung verfolgen zu können. Denn die Beschwerden, die sich bei einem Wirbelsäulenbruch ergeben, können ihren Ursprung auch in einer ganz anderen Erkrankung haben. In Frage kommen zum Beispiel:

Bei Kindern und Jugendlichen wird der Arzt zudem noch den sogenannten Morbus Scheuermann ausschließen. Dabei handelt es sich um eine wachstumsbedingte Erkrankung der Wirbelsäule, bei der sich knorpliges Bandscheibenmaterial einstülpt.

Fakten-Box

Wirbelsäulenfraktur

Häufigkeit

  • grundsätzlich kann jeder betroffen sein
  • statistisch sind Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen
  • eher seltenes Krankheitsbild: Häufigkeit beträgt etwa 60 pro 100.000 Einwohner

Symptome

  • Druckschmerzen
  • Klopfschmerzen
  • Stauchschmerzen
  • Rückenschmerzen allgemein
  • Bluterguss am Rücken
  • tastbare Stufe an der Wirbelsäule
  • neurologische Ausfälle (Kribbeln, Taubheit, Lähmungserscheinungen)

Behandlung

  • abhängig von der Art des Bruchs
  • stabiler Bruch: konservativ mit Schmerztherapie, Physiotherapie und Ruhigstellung; Heilung dauert bis zu 12 Wochen
  • instabiler Bruch: Operation zum Schutz vor neurologischen Folgeschäden
  • bei Beteiligung von Nerven odder Rückenmark: Versteifung der Wirbel

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Behandlung

Die Therapie richtet sich danach, ob eine stabile oder eine instabile Fraktur vorliegt. Stabile Frakturen im Bereich der vorderen Wirbelsäule werden in der Regel konservativ behandelt. Das heißt, dass Sie Schmerztherapie, Physiotherapie und Ruhigstellung mittels sogenannter Orthese verordnet bekommen. Wirbelsäulenbrüche verheilen in der Regel nach etwa 10–12 Wochen.

Gut zu wissen!
An der Halswirbelsäule erfolgt die Ruhigstellung bei konservativer Therapie beispielsweise mithilfe einer Halo-Weste. Dabei handelt es sich um ein Instrument, das aus einem Metallring und einem Gestell, das auf den Schultern getragen wird, besteht. Der Metallring wird mit vier Schrauben im Schädel befestigt und sitzt dem Schultergestell auf, sodass die Halswirbelsäule nicht bewegt werden kann.

Eine Operation muss stattfinden, wenn instabile Frakturen im Bereich von hinterer und mittlerer Wirbelsäule vorliegen. Als Therapieziele gelten hier

  • eine Entlastung des Spinalkanals,
  • die Wiederherstellung von Stellung und Stabilität der Wirbelsäule und
  • ein Schutz vor im Verlauf auftretenden neurologischen Ausfallerscheinungen.

Weitere Maßnahme: Wirbelkörperverblockung (sog. ‚Spondylodese‘)

Bei neurologischen Symptomen und einer Beteiligung der Hinterkante des Wirbelkörpers erfolgt die Versteifung von zwei oder mehr Wirbelkörpern. Sie werden verschraubt, mit Platten aneinander fixiert (sog. ‚Plattenosteosynthese‘) oder mit einem Fixateur versorgt. Dabei werden die Wirbelkörper über Schrauben und ein Gestell von hinten miteinander verbunden. Meist wird der Wirbelzwischenraum ausgeräumt und anschließend mit Knochenspänen aus dem Beckenkamm oder einem Titankäfig wieder aufgefüllt.
Die klassische Spondylodese-Operation bei Frakturen ist in Deutschland eher rückläufig. Sie findet vorwiegend bei sehr instabilen Wirbelsäulenfrakturen Anwendung.

Kyphoplastie

Bei der Kyphoplastie wird der Wirbelkörper wieder aufgerichtet, indem ein aufblasbarer Ballon über den Rücken durch eine Führungshülse eingeführt wird. Nach Aufblasen und somit Aufrichten der Fraktur erfolgt ein Auffüllen mit Knochenzement. Dies wird vor allem bei stabilen Frakturen gemacht, bei denen die medikamentöse Schmerztherapie keinen Erfolg zeigte. Auf diese Weise sollen die Schmerzen minimiert oder sogar ausgeschaltet. Dann kann sich der Patient auch zügig wieder bewegen, ohne bspw. ein Korsett tragen zu müssen.

Vertebroplastie

Die Vertebroplastie beschreibt das alleinige Auffüllen mit Zement ohne eine vorherige Aufrichtung des Wirbels. Eine solche Operation geht mit einem erhöhten Risiko für neurologische Schäden einher. Sie gilt daher als umstritten und könnte bald Vergangenheit sein. Mehr dazu finden Sie unter „Aktuelle Forschung“.

Kann ich einer Wirbelsäulenfraktur vorbeugen?

Die Wirbelsäulenfraktur führt zu einer dauerhaften Veränderung der knöchernen Struktur. Langfristige Prognosen lassen sich kaum abgeben. Durch eine Veränderung der Struktur kann es zu einer Fehlbelastung und somit auf Dauer zu Rückenschmerzen kommen. Bei Nervenverletzung oder Verletzungen im Bereich des Rückenmarkes ist das Ausmaß der Schädigung und die Dauer bis zur Beseitigung des Schadens ausschlaggebend.

Zur Prävention kann das Tragen von entsprechender Schutzkleidung bei einigen Sportarten dienen, sowie eine adäquate Osteoporosetherapie.

Aktuelle Forschung – Vertebroplastie mit Zement ist ähnlich effektiv wie eine Scheintherapie

Bisher war die Datenlage nicht eindeutig, doch niederländische Forscher haben herausgefunden, dass eine Vertebroplastie, also eine Zemntierung, bei Wirbelsäulenbrüchen infolge von Osteoporose bei der akuten Behandlung keine besseren Ergebnisse als eine Scheintherapie erzielt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher um Cristina Firanescu 2018 in der Fachzeitschrift The British Medical Journal.

Es wurden 180 Patienten mit Osteoporose und aktuer Wirbelkörperkompression untersucht. Sie hatten jeweils bis zu drei Brüche mit Behandlungsbedarf, die nicht länger als 9 Wochen zurücklagen. Die Testung lief wie folgt ab: Ein Teil der Patienten bekam eine Scheinbehandlung mit Betäubung und simulierter Zementierung, der andere erhielt die Behandlung tatsächlich.

Ernüchternde Ergebnisse

Alle Patienten wurden in Abständen von mehreren Monaten nach der Behandlung wieder untersucht. Sie gaben allesamt an, weniger Schmerzen zu verspüren und benötigten entsprechend auch weniger Schmerzmittel. Der tatsächlich vorgenommene Eingriff machte dabei keinen Unterschied – die Effekte waren in beiden Gruppen etwa gleich ausgeprägt. Ungefähr 80 Prozent aller Patienten mit Scheinbehandlung gaben an, dass sie den Eindruck hatten, zur Gruppe derjenigen zu gehören, an denen eine Vertebroplastie durchgeführt wurde.

Daraus schlussfolgern die Forscher, dass vor allem in frühen Phasen keine Vertebroplastie unternommen werden sollte, da das Einspritzen von Medikamenten in die Knochenhaut den gleichen Effekt auf die Schmerzreduktion hat. Allerdings räumen sie der Behandlungsmethode weiterhin einen Platz ein – und zwar vor allem dann, wenn die Notwendigkeit die Risiken überwiegt.

Quelle: Cristina Firanescu u. a. (2018): Vertebroplasty versus sham procedure for painful acute osteoporotic vertebral compression fractures (VERTOS IV): randomised sham controlled clinical trial. In: The Bristish Medical Journal 2018/361.

Typisches Patientenbeispiel

Frau Meyer, 70 Jahre alt, erfreut sich eigentlich bester Gesundheit. Sie nimmt keine Medikamente ein und ist für ihr Alter noch sehr fit. Seit etwa 2 Wochen leidet sie unter Rückenschmerzen, die bei längerem Gehen, Stehen oder Sitzen zunehmen. An eine Verletzung kann sie sich nicht erinnern. „Das ist bestimmt nur eine Verspannung“, erzählt sie ihrem besorgten Sohn. Der überredet seine Mutter jedoch, lieber einmal den Hausarzt aufzusuchen, da die Beschwerden schon länger andauern und keine Besserung eintritt.

Ihr Hausarzt untersucht Frau Meyer gründlich und stellt einen Klopfschmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule fest. Mit dem Verdacht auf einen Bruch im Rahmen einer bei der Patientin bekannten Osteopenie, einer Vorstufe der Osteoporose, überweist er Frau Meyer an einen Kollegen in der Radiologie. Das Röntgenbild zeigt eine Kompressionsfraktur der Lendenwirbelsäule, die gleichzeitig durchgeführte Knochendichtemessung bestätigt die Diagnose einer Osteoporose. Frau Meyer und ihr Hausarzt besprechen gemeinsam den Befund. Ihr Arzt erklärt, dass die Schmerzen nach 4–12 Wochen wieder verschwunden sein sollten. Sie soll sich bei erträglichen Schmerzen im Alltag möglichst normal bewegen, Schmerzmedikamente einnehmen und zur Physiotherapie gehen. Außerdem wird eine medikamentöse Therapie der Osteoporose besprochen.

Häufige Patientenfragen

Was genau beschreibt der T-Score?

Dr. Dr. T. Weigl:
Bei der Ermittlung des sogenannten T-Scores geht es um die Messung der Knochendichte. Der T-Score beschreibt eine Standardabweichung vom Mittelwert der maximalen Knochendichte eines gesunden 30-jährigen Menschen. Von einer Vorstufe der Osteoporose, der sogenannten Osteopenie, spricht man bei einem Wert zwischen -1 bis >-2,5. Osteoporose ist definiert ab einem T-Score ≤-2,5. Zur Ermittlung der Knochendichte wird die Osteodensitometrie durchgeführt, und zwar mittels Röntgen- oder CT-Untersuchung.

Wie bemerke ich eine Wirbelsäulenfraktur?

Dr. Dr. T. Weigl:
Nach einem Trauma ist bei neuaufgetretenen Schmerzen oder blauen Flecken im Bereich der Wirbelsäule der Verdacht einer Wirbelsäulenfraktur naheliegend. Bei pathologischen Frakturen im Rahmen einer Osteoporose kann ein plötzlicher neuaufgetretener Schmerz auch der einzige Hinweise sein – ohne dass Sie sich vorher gestoßen haben oder sich an einen Schlag o. Ä. auf die schmerzhafte Stelle erinnern können. Ein Kompressionsbruch kann sogar komplett symtpomlos verlaufen.

Tritt bei einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule automatisch eine (Querschnitts-)Lähmung auf?

Dr. Dr. T. Weigl:
Nein. Hier ist entscheidend, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist. Brüche der vorderen Säule gelten als stabil und können konservativ behandelt werden. Diese gehen auch nur mit einem geringen Risiko für Schäden im Bereich von Nerven und Rückenmark einher. Erst bei den instabilen Frakturen besteht die Gefahr der Abkippung von Frakturteilen und somit der Kompression oder Beschädigung von Nerven und Rückenmark.

Ich habe gehört, man soll sich nach einer Behandlung eines Wirbelbruchs schnell wieder bewegen – Gibt es dafür irgendeine Unterstützung?

Dr. Dr. T. Weigl:
Natürlich wird Ihnen dabei unter die Arme gegriffen. Sie werden vor allem eine Schmerztherapie bekommen, die es Ihnen erlaubt, sich schmerzärmer zu bewegen und so Ihre Eigenständigkeit wiederzuerlangen. Weitere Maßnahmen, die Ihnen bei der Rückgewinnung Ihrer Beweglichkeit helfen können und außerdem die Erholung nach dem Bruch unterstützen, sind Physiotherapie, Sporttherapie, physikalische Therapien wie Massagen oder Wärmebehandlungen. Auch Hilfsmittel wie Orthesen – diese kommen bei der Stabilisierung der Wirbelsäule zum Einsatz – können helfen.

 

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Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Claudia Scheur, Tobias Möller
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 12.03.2018, zuletzt aktualisiert: 25.06.2019

Quellen

  • Matthias Eppinger, Markus Müller, Achim Elsen (2015): Orthopädie und Unfallchirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste
  • Cristina Firanescu u. a. (2018): Vertebroplasty versus sham procedure for painful acute osteoporotic vertebral compression fractures (VERTOS IV): randomised sham controlled clinical trial. In: The Bristish Medical Journal 2018/361.
  • Michael Schirmer (2005): Neurochirurgie. 10. Auflage. Elsevier Urban&Fischer, München.
  • Roland E. Willburger, Holger Knorth (2003): Osteoporose der Wirbelsäule – Therapieoption und Präventionsstrategien. In: Deutsches Ärzteblatt 100(17): A-1120 / B-942 / C-885.
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2 Antworten
  • Nina Hayder
    16.01.2023 14:59

    Ich habe leider auch Rückenschmerzen. Daher habe ich Angst, dass man eine Wirbelsäulenerkrankung diagnostizieren kann. Durch den Beitrag kann sich aber eine Fraktur ausschließen.

  • Bernd
    25.10.2024 11:44

    Danke für diesen informativen Beitrag

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