Auf einen Blick – Fettgewebe
Was ist das Fettgewebe?
- weißes vs. braunes Fettgewebe
- Fettzellen, die mit Fetttröpfchen gefüllt sind
- Versorgung durch Gefäße und Nerven
- Vorkommen: u. a. als Unterhautfettgewebe, am Bauch, als Nierenfettkapsel, in der Augenhöhle, an der Fußsohle
Welche Aufgaben hat das Fettgewebe?
- Speicherfett
- Baufett
- Isolierfett
- Hormonproduktion
- Wärmebildung
Häufige Erkrankungen des Fettgewebes
- gutartiger/bösartiger Tumor aus Fettgewebe (Lipom/Liposarkom)
- Lipödem
- Adipositas
Tipps
- Achten Sie auf Ihren Body-Mass-Index!
- Achten Sie auf Ihren Taillenumfang!
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Das Fettgewebe stellt eine Gewebeart dar. Man unterscheidet zwei Formen voneinander: weißes und braunes Fettgewebe. Das braune Gewebe, das vor allem bei Neugeborenen und Säuglingen zu finden ist, bildet sich im Laufe der Jahre zurück – bei Erwachsenen überwiegt der Anteil an weißem Fettgewebe. Entsprechend seiner Funktionen findet man das Gewebe unter anderem als Speicherfett in der Haut, am Bauch oder als Polsterung für Organe wie die Niere. Es setzt sich aus Fettzellen und versorgenden Strukturen (z. B. Gefäßen und Nerven) zusammen. Erfahren Sie mehr über den Zusammenhang zwischen Fettgewebe und Krankheiten wie Lipödem oder Adipositas!
Was ist das Fettgewebe und wo liegt es?
Bei Fettgewebe handelt es sich um eine Gewebeart. Man findet es im gesamten Körper. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen braunem und weißem Fettgewebe. Die zwei Gewebeformen befinden sich an verschiedenen Körperstellen, zum Beispiel:
Weißes Fettgewebe | Braunes Fettgewebe |
---|---|
unterste Hautschicht (sog. ‚Subcutis‘) | entlang der Wirbel |
Bauch | neben den großen Arterien |
Fettkapsel um die Niere | im Bereich des Schlüsselbeins |
Augenhöhle (sog. ‚Orbita‘) | im Halsbereich * |
Fußsohle | im Brustraum * |
Wie ist das Fettgewebe aufgebaut?
Wie bereits angedeutet, unterscheidet man zwei Fettgewebsarten voneinander: braunes Fettgewebe und weißes Fettgewebe.
Braunes Fettgewebe hat – wie der Name schon impliziert – eine braun/gräuliche Farbe. Sie ist auf bestimmte Zellbestandteile des Gewebes zurückzuführen (sog. ‚Mitochondrien‘). Wenn man den Gewebsaufbau unter einem Mikroskop betrachtet, erkennt man viele Fettzellen. Der Fachbegriff für diese Zellen lautet Adipozyten. Adipozyten produzieren Fette, die sie in Fetttröpfchen (sog. ‚Lipidvakuolen‘) speichern. Die Fettzellen des braunen Fettgewebes enthalten mehrere Fetttröpfchen. Das Gewebe wird mit Gefäßen und Nerven versorgt, wodurch eine läppchenartige Struktur entsteht.
Im Gegensatz dazu hat das weiße Fettgewebe eine gelbe Farbe. Der Aufbau gleicht dem des braunen Fettgewebes. Ein Unterschied besteht jedoch darin, dass die Fettzellen nur eine Lipidvakuole enthalten.
Welche Aufgaben hat das Fettgewebe?
Aufgaben des braunen Fettgewebes
Braunes Fettgewebe dient der Erzeugung von Wärme. Diese Funktion spielt insbesondere bei Neugeborenen eine wichtige Rolle: Aus diesem Grund haben Neugeborene einen wesentlich höheren Anteil dieses Gewebes als Erwachsene.
Aufgaben des weißen Fettgewebes
Das weiße Fettgewebe nimmt vor allem eine Speicherfunktion ein. Bei einer abbauenden Stoffwechsellage (sog. ‚katabol‘) wird auf dieses Speicherfett zurückgegriffen. Bei einer aufbauenden Stoffwechsellage (sog. ‚anabol‘) werden die Fettspeicher aufgefüllt: Die Fettzellen vermehren sich und die darin liegenden Fetttröpfchen vergrößern sich. Im Fettgewebe wird also Energie gespeichert. Zusätzlich enthält das Gewebe fettlösliche Vitamine, nämlich Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K.
Darüber hinaus nimmt das weiße Gewebe eine Funktion als Baufett ein: Es dient zum Beispiel der Polsterung von Stellen wie der Fußsohle. Außerdem stabilisiert es bestimmte Organe wie den Augapfel, sodass diese fixiert sind.
Als weitere Funktion ist die Wärmedämmung des Körpers zu nennen. Dafür sorgt insbesondere das Unterhautfettgewebe. Man spricht daher auch von Isolierfett.
Zuletzt produziert das weiße Fettgewebe Hormone: Zum einen das sogenannte Leptin, das ein Sättigungsgefühl auslöst – zum anderen werden Östrogene hergestellt. Das sind die weiblichen Geschlechtshormone.
In der Video-Visite klärt Dr. Dr. Tobias Weigl über Bauchfett auf und gibt Tipps, wie man die überschüssigen Fettpolster verlieren kann.
Fakten-Box
Aufbau
- weißes vs. braunes Fettgewebe
- Fettzellen, die mit Fetttröpfchen gefüllt sind
- Versorgung durch Gefäße und Nerven
- Vorkommen: u. a. als Unterhautfettgewebe, in der Augenhöhle, am Bauch, an der Fußsohle, als Nierenfettkapsel
Aufgaben
- Speicherfett
- Baufett
- Isolierfett
- Hormonproduktion
- Wärmebildung
Erkrankungen des Fettgewebes (Auszug)
Im Zusammenhang mit dem Fettgewebe können diverse Krankheiten genannt werden:
Lipome
Unter dem Begriff Lipom versteht man einen gutartigen Tumor, der aus Fettgewebe besteht. Gutartige Tumoren bezeichnet man als benigne. Lipome wachsen häufig am Körperstamm, an den Schultern und Armen oder am Hals. Außerdem zeichnen sie sich durch ein langsames Wachstum aus. Sie sind meist einfach zu verschieben, weich und schmerzlos.
Liposarkome
Auch das Liposarkom hat seinen Ursprung im Fettgewebe – im Gegensatz zum Lipom ist es jedoch ein bösartiger (sog. ‚maligner‘) Tumor. Zu den betroffenen Stellen gehören meist die Extremitäten. Liposarkome befinden sich meist tiefer im Gewebe als Lipome. Während der Tumor zu Beginn oft schmerzlos ist, kann er sich im Verlauf durch Schmerzen äußern.
Lipödem
Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der sich das Unterhautfettgewebe örtlich vermehrt. Man spricht auch von einer Fettverteilungsstörung. Hinzu kommt die Einlagerung von Flüssigkeit (sog. ‚Ödem‘). Die Kombination der beiden Veränderungen führt bei Patienten in den betroffenen Bereichen zu starken Schmerzen. Die Stellen – meist die unteren Extremitäten – können seitengleich geschwollen und druckempfindlich sein.
Adipositas
Gemäß einer Definition der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) bezeichnet der Begriff eine „über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts“. Die Einteilung der Adipositas basiert auf der Berechnung des Body-Mass-Indexes (kurz: BMI). Er setzt sich aus Gewicht und Körpergröße zusammen:
BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße2
Eine Adipositas liegt bei Erwachsenen ab einem BMI von > 30 kg/m2 vor. Sowohl die Anzahl als auch der Fettgehalt der Fettzellen ist bei Adipositas-Patienten erhöht.
Gezielt abnehmen – ist das möglich?
Eins mal vorneweg: Bisher gibt es noch keine repräsentativen Studien, die belegen, dass es bspw. möglich ist, gezielt am Bauch (eine bekannte „Problemzone“) Fett abzubauen. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, Ursachen für (zu viele) Fetteinlagerungen ausfindig zu machen und anzugehen, unseren Stoffwechsel entsprechend in Schwung zu bringen und v. a. auch unsere Ernährung in den Griff zu kriegen. Nicht umsonst gibt es den saloppen Spruch: „Das Sixpack kommt aus der Küche.“ Wichtig ist also unbedingt ein kalorisches Defizit in Kombination mit ausreichend Bewegung. Bevor die Erklärungen dazu an dieser Stelle jetzt aber den Rahmen sprengen, können Sie den Links in der folgenden Liste folgen und gezielt schauen, welche Inhalte Sie zu diesem Thema noch interessieren:
- Hartnäckiges Bauchfett bekämpfen
- Stoffwechsel: Helfen Fatburner beim Abnehmen?
- Bauchfett verlieren: So geht das Abnehmen am Bauch!
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Aktuelle Forschung – Zusammenhang zwischen Übergewicht und Insulinresistenz im Fettgewebe
In einer Querschnittsstudie aus dem Jahr 2020 untersuchten Forscher den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Insulinresistenz im Fettgewebe. Dazu betrachteten sie eine Studiengruppe, die 499 Teilnehmer ab einem Alter von 50 Jahren umfasste.
Ergebnisse
Es stellte sich heraus, dass bei Männern der Taillenumfang als stärkster Faktor und Messwert für eine Insulinresistenz im Fettgewebe angesehen werden kann: Bei etwa 65 % der männlichen Teilnehmer wurde ab einem Taillenumfang von mindestens 90 cm eine Insulinresistenz im Fettgewebe nachgewiesen. Bei Frauen hingegen zeigte sich, dass der Body-Mass-Index (BMI) als geeigneter Parameter verwendet werden kann. Bei ca. 66 % der Frauen mit einem BMI von über 25 kg/m2 stellte man eine Insulinresistenz im Fettgewebe fest.
Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass die betroffenen Patienten zu bestimmten Krankheiten neigen beziehungsweise ein erhöhtes Risiko aufweisen. Darunter beispielsweise Erkrankungen des Herzens und der Gefäße oder Diabetes mellitus Typ II. Sie fassen zusammen, dass der Taillenumfang und der BMI mögliche Messwerte seien, um die Insulinresistenz im Fettgewebe bei Übergewicht zu kontrollieren und folglich zu reduzieren.
Jiajia Jiang u. a. (2020): Relationship of obesity to adipose tissue insulin resistance. In: BMJ Open Diabetes Research & Care. April 2020. doi: 10.1136/bmjdrc-2019-000741.
Häufige Patientenfragen
Wie entsteht Wärme im braunen Fettgewebe?
Dr. Dr. T. Weigl
Die entscheidende Rolle spielt ein Eiweiß, das Thermogenin. Es sorgt dafür, dass über Stoffwechselprozesse Wärme produziert wird.
Werden die Östrogene im Fettgewebe auch bei Männern hergestellt? Eigentlich handelt es sich doch um die weiblichen Geschlechtshormone…
Dr. Dr. T. Weigl
Ja. Die Östrogene werden bei beiden Geschlechtern im Fettgewebe hergestellt. Im Vergleich zu den Östrogenen, die in den Eierstöcken – natürlich nur bei den Frauen angelegt – produziert werden.
Ich habe gehört, dass der Taillenumfang bei der Adipositas-Diagnostik gemessen wird. Gibt es Grenzwerte?
Dr. Dr. T. Weigl
Ja. Tatsächlich wird der Taillenumfang gemessen, um die bauchbetonte (sog. ‚abdominale‘) Adipositas zu beurteilen. Die Grenzwerte sind geschlechtsspezifisch: Bei Frauen sollte der Wert unter 88 cm liegen, bei Männern unter 102 cm.
Ich leide an starker Adipositas. Habe ich ein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen?
Dr. Dr. T. Weigl
Ja. Patienten, die stark adipös sind, haben ein erhöhtes Risiko für weitere Krankheiten. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus, Herz-, Gefäß- und Gelenkerkrankungen.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Rabea Niehues
Lektorat: Timo Hülsmann
Veröffentlicht am: 09.07.2020
Quellen
- Medizinische Datenbank AMBOSS (2020): Fettgewebe. Lipom. Liposarkom. Metabolisches Syndrom. In: next.amboss.com
- Walter de Gruyter GmbH, Psychrembel (2020): Fettgewebe. Lipom. Lipödem. In: psychrembel.de
- Jiajia Jiang u. a. (2020): Relationship of obesity to adipose tissue insulin resistance. In: BMJ Open Diabetes Research & Care. April 2020. doi: 10.1136/bmjdrc-2019-000741.
- Renate Lüllmann-Rauch (2006): Taschenlehrbuch Histologie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart.
- Phlebology.de, Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (2020): Krankheitsbilder Lipödem. In: phlebology.de
Dr. Voß Torsten
17.05.2021 07:34Guten Tag,
ich danke Ihnen für die vielen nützlichen Tipps, die Sie in Ihren Videos kostenfrei einer großen Gruppe Interessierter zukommen lassen. In einem Video gaben Sie Tipps zum Abnehmen und führten aus, dass der Anteil an Eiweiß in der Nahrung erhöht werden sollte. Welchen Anteil halten Sie im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät für angemessen oder sinnvoll? Wäre diese Verteilung anzustreben? KH 25%, Fett 35%, Eiweiß 40% an Tagen ohne Training. Mit Training denke ich an 35% KH, Fett 25%, Eiweiß 40%. Zusätzliche gabe KH unmittelbar vor dem Training (schnell verfügbar 5%), nach dem Training 5% langsam verfügbar.
Vielen Dank für eine kurze Rückmeldung.
Beste Grüße
Dr. Voß