„Neben einer Krebserkrankung sind weitaus häufiger entzündliche Prozesse im Körper verantwortlich für die Vergrößerung unserer Lymphknoten in der Achsel.“
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenFolgende Abbildung zeigt einmal wie sich ganz viele Lymphknoten in unserem Körper verteilen und an welchen Stellen wir besonders häufig und leicht Lymphknoten spüren bzw. tasten können. Markiert ist beispielhaft der sog. Achsellymphknoten.
Die Lymphknoten: Aufbau und Funktion
Die Lymphknoten sind bohnenförmig. Sie befinden sich in unmittelbarer Umgebung zu den einzelnen Organen (sog. ‚organnah‘) und im gesamten Körper verteilt (sog. ‚peripher‘). Verbunden werden sie durch die Lymphgefäße, welche die Lymphflüssigkeit (sog. ‚Lymphe‘) transportiert.
Die Lymphknoten sind Teil unseres Immunsystems. Sie werden auch als Wächterorgane bezeichnet und haben zwei grundliegende Funktionen:
- Filterstation: Im lymphatischen System, also dem System bestehend aus Lymphknoten, Lymphgefäßen und Lymphe, haben die Lymphknoten eine Filterfunktion für Bakterien, Viren, Krebszellen und andere Fremdkörper. Zellen innerhalb der Lymphknoten (sog. ‚Makrophagen‘) nehmen diese Gefahrenquellen auf und versuchen sie unschädlich zu machen.
- Aktivierung des Immunsystems: Aktivierung, Vermehrung und Ausbildung der Lymphozyten
In diesem Video erklärt Dr. Tobias Weigl alles Wichtige zu den Lymphknoten. Die Funktion und warum diese anschwellen.
Die Lymphknoten der Achselregion (sog. ‚Axilla‘) sind in fünf Gruppen unterteilt:
- Zentrale Gruppe: hier fließt die Lymphe der gesamten Axilla zusammen (unterste Punkt der Achsel)
- Vordere Gruppe: Lymphe von Brust und Brustwand (vordere Achsel)
- Hintere Gruppe: Lymphe von Arm und hinterer Brustwand (hintere Achsel)
- Seitliche Gruppe: Lymphe des Arms (Übergang zum inneren Oberarm)
Gruppe unterhalb des Schlüsselbeins: alle oben genannten Gruppen
Durch Infektionen (Bakterien oder Viren) oder Krebserkrankungen kann es zu einer Schwellung der Lymphknoten (sog. ‚Lymphadenopathie‘) kommen.
Bei einer schmerzlosen, stetig zunehmenden Lymphknotenschwellung muss immer auch an eine bösartige Tumorerkrankung gedacht werden.
Gutartige Erkrankungen wie Infektionen als Ursache sind wesentlich häufiger. Aufgrund der schwerwiegenden Konsequenzen sollten die bösartigen Erkrankungen wie Krebs allerdings bei unklarer Ursache nicht aus den Augen verloren werden.
Die Symptome: Wie äußert sich eine Lymphknotenschwellung?
Bei einer Lymphknotenschwellung wird grundsätzlich zwischen einer schmerzhaften (sog. ‚dolenten‘) und einer nicht schmerzhaften (sog. ‚nicht dolenten‘) Schwellung unterschieden.
Ist der Lymphknoten schmerzhaft vergrößert, ist auf Begleiterscheinungen zu achten: Schwellung, Rötung, Fieber, Überwärmung, Hautveränderungen (z.B. Ausschlag) können Anzeichen für einen bakteriellen oder viralen Infekt sein.
Treten begleitend zur Lymphknotenschwellung Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf, ist an eine Infektion als Ursache zu denken. Dabei kommen Viren und Bakterien in Frage. Auch eine Autoimmunerkrankung wäre möglich.
Liegt eher eine schmerzlose Schwellung vor, die seit einiger Zeit an Größe zunimmt, muss eine bösartige Erkrankung im Sinne von Krebs ausgeschlossen werden.
Lässt sich als Ursache für die Schwellung eine Krebserkrankung nicht sicher ausschließen, wird meist eine Probe im Rahmen einer Biopsie oder der gesamte Lymphknoten operativ entnommen und pathologisch untersucht.
Exkurs: Was ist Krebs?
Was ist Krebs? Wie entsteht er eigentlich? Was für Risikofaktoren gibt es? Wichtige Grundlagen und Wissenswertes zum Thema erklärt Dr. Tobias Weigl in diesem Video.
Außerdem finden Sie weitere Informationen zum Thema Krebsin folgenden Artikeln:
– Krebs Teil 1 – Definition, Entstehung, Risikofaktoren und Vorsorge
– Krebs Teil 2 – Von der Diagnose zur Therapie: allgemeine Erläuterungen zu Klassifikaiton und Staging
Wen kann es betreffen? Welche Ursachen gibt es?
Grundsätzlich können jede Altersgruppe und jedes Geschlecht von einer Lymphknotenschwellung betroffen sein.
Die Ursachen für eine Lymphknotenschwellung der Achsel umfassen:
- Infektionen des gesamten Einzugsgebietes (Arme, Hände, Brustwand, Brust), dazu zählen z.B. Wundinfektionen
- Brustkrebs (sog. ‚Mammakarzinom‘)
Bei einer generalisierten, schmerzhaften Lymphknotenschwellung (eine Schwellung von mehr als zwei nicht direkt benachbarten Lymphknotenstationen) sind zum Teil schwerwiegende (Virus-)Erkrankungen als Ursache denkbar. Dazu zählen u.a.:
HIV, Mononukleose (sog. ‚Pfeiffer Drüsenfieber‘), Mumps, Masern, Röteln, Varizellen (sog. ‚Windpocken‘), Syphilis oder Malaria.
Exkurs: Brustkrebs und vergrößerte Lymphknoten
Da ein neu gebildeter bösartiger Tumor der Brust erst spät durch Beschwerden auffällt, gibt es verschiedene, typische Zeichen anhand derer man einen Hinweis auf eine mögliche Krebserkrankung erhält.
Charakteristisch für die Erkrankung an Brustkrebs ist die schmerzlose Vergrößerung der Lymphknoten von Achsel und oberhalb des Schlüsselbeins.
Brustkrebs bildet früh Tochtergeschwülste durch das Streuen von Krebszellen über Blut- und Lymphgefäße. Dies passiert hier häufig relativ zu Beginn der Erkrankung. Liegen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits vergrößerte Achsellymphknoten und somit Lymphknotenmetastasen vor, ist eine weitere Streuung über die Blutbahn mit der Ausbildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen sehr wahrscheinlich.
Durch Befall der Achsellymphknoten kann es durch eine Abflussstörung der Lymphflüssigkeit zur Ausbildung eines Lymphödems des Arms kommen. Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema „Lymphödem“.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Um die Ursache für eine Lymphknotenschwellung zu ermitteln, erfolgt wie bei jedem Arztbesuch als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinem Befinden. Seit wann bestehen die Beschwerden? Was ist Ihnen in letzter Zeit noch aufgefallen? Was hat sich verändert? Was für andere Beschwerden liegen ggf. vor?
Bei einer Lymphknotenvergrößerung wird der Arzt auch nach der aktuellen Medikamenteneinnahme und kürzlich stattgefundenen Reisen fragen. Beides kann Hinweise auf die Ursachen liefern.
Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt besonderes Augenmerk auf die geschwollenen Lymphknoten legen. Er wird alle abtasten, um weitere Schwellungen auszuschließen. Dabei achtet er besonders auf Größe, Druckschmerzhaftigkeit, Rötung und die Konsistenz der betroffenen Lymphknoten. Außerdem ist relevant, ob der Lymphknoten sich gegen seine Umgebung verschieben lässt.Bei der Untersuchung wird der Arzt auch die Leber und die Milz nach einer möglichen Vergrößerung untersuchen. Möglicherweise findet er auch Anzeichen einer lokalen Infektion im Einzugsgebiet der Lymphknoten.
Eine Vergrößerung von Leber und Milz kann auf eine Infektion hindeuten, die im gesamten Körper ausgebreitet ist. Der Mediziner spricht hier von einer systemischen Infektion. Bekanntes Beispiel hierfür ist die Mononukleose (sog. ‚Pfeiffer Drüsenfieber‘) mit einer oft ausgeprägten Schwellung von Leber und Milz (sog. ‚Hepatosplenomegalie‘).
Bei schmerzhaften Lymphknotenvergrößerungen mit Verdacht auf eine Infektion als Ursache und solchen ohne Progress ist i.d.R. keine weitere Diagnostik notwendig.
Bei jeglicher Form von unklaren Lymphknotenschwellungen, bei schmerzlosen, stetig zunehmenden Schwellungen und bei unklaren Lymphknotenschwellungen einzelner oder mehrerer Lymphknoten sollte immer eine weitere Abklärung erfolgen.
Eine schmerzlose Lymphknotenschwellung, die stetig zunimmt, ist immer verdächtig für eine Krebserkrankung!
Als weiterführende Diagnostik stehen die Laboruntersuchung des Blutes und bildgebende Verfahren in Form von Ultraschall und Röntgen zur Verfügung. Lässt sich anhand dieser Untersuchungen keine Ursache finden, kann der Lymphknoten schließlich operativ entfernt werden (sog. ‚Exstirpation‘) und vom Pathologen untersucht werden. Bei weiteren Unklarheiten stehen weitere spezielle Untersuchungen z.B. im Rahmen einer Leukämiediagnostik zur Verfügung.
Besteht der Verdacht auf eine Brustkrebserkrankung, kann die Mammographie erfolgen. Auch eine Computertomographie (sog. ‚CT‘) oder eine Magnetresonanztomographie (sog. ‚MRT‘) sind möglich. Außerdem gibt es Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Tumormarkern und genetische Untersuchungen. Denn: Brustkrebs kann eine erbliche Komponente im Sinne einer genetischen Veränderung als Ursache haben.
Schwellung der Lymphknoten der Achsel
- Grundsätzlich jedes Alter und jedes Geschlecht gleichermaßen betroffen
- Ursachen reichen von bakteriellen oder viralen Infektionen bis hin zu Krebserkrankungen
Symptome
- Schmerzhafte Lymphknotenschwellung mit ggf. Begleitsymptomen (Fieber, Hautveränderungen, Rötung, Überwärmung o.ä.)
- Schmerzlose Lymphknotenschwellung, an Größe zunehmend
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der zu Grunde liegenden Ursache und kann sehr spezifisch sein.
Im Allgemeinen können die Symptome behandelt werden. Fieber und Schmerzen können beispielsweise durch die Einnahme eines Schmerzmittels (z.B. Paracetamol oder Ibuprofen) kontrolliert werden. Ist eine bakterielle Infektion die Ursache, kann die Einnahme eines Antibiotikums erwogen werden. Ist eine Viruserkrankung der Auslöser, hängt die Behandlung stark von der vorliegenden Erkrankung ab.
Exkurs: Schmerzmittel im Check
Wichtiges zur Anwendung, Wirkungen und Nebenwirkungen von Ibuprofen und Diclofenac erläutert Arzt und Schmerzforscher Dr. Tobias Weigl in folgendem Video.
In diesem weiteren Video setzt sich Dr. Tobias Weigel außerdem mit der Frage nach Fehldosierungen und Nebenwirkungen von Paracetamol auseinander. Gut 50 Millionen Mal werden Paracetamol-Präparate jährlich in Deutschland verkauft. Antworten auf die Frage nach möglichen Risiken dieses rezeptfreien Medikamentes erhalten sie hier:
Häufige Patientenfragen
Was tun bei geschwollenen Lymphknoten?
Dr. T. Weigl
Bei einer unklaren Lymphknotenschwellung sollten Sie im Zweifelsfall den Hausarzt aufgesucht werden. Der kann anhand von Anamnese und Untersuchungsbefunden am ehesten eine Ursache finden. Bei Bedarf kann eine Behandlung eingeleitet oder eine weiterführende Diagnostik initiiert werden.
Was haben geschwollene Lymphknoten mit Krebs zu tun?
Dr. T. Weigl
Im Falle einer Krebserkrankung können die Krebszellen über die im Körper verteilten Lymphgefäße bis hin zu den Lymphknoten wandern und sich dort ansiedeln. Es kommt zu einer oft schmerzlosen Schwellung der Lymphknoten, die tastbar und manchmal sogar sichtbar sein kann. Diese Lymphknotenmetastasen sind bei einigen Krebserkrankungen das erste Zeichen.
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Autoren: Claudia Scheur und Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Andrea Lorenz
Veröffentlicht: 15.8.2018 zuletzt aktualisiert: 22.12.2018
Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Quellen
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- Alexander Claviez et al. (2012): S1- Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie: Lymphknotenvergrößerung.
- Doris Henne-Bruns (2012): Duale Reihe Chirurgie, 4. Auflage. Thieme, Stuttgart.
- Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
- M. Müller (2014/15): Chirurgie für Studium und Praxis, 12. Auflage. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach.
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