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Die Lymphe: Immunabwehr und Nährstofftransport – was kann sie alles?

Auf einen Blick – Was ist die Lymphe?

  • wässrige, hellgelbe Flüssigkeit des Lymphsystems

Welche Aufgaben hat die Lymphe?

  • Transport von Nährstoffen
  • Beseitigung von Abfallstoffen aus dem Gewebe
  • trägt zur Immunabwehr bei

Häufige Lymphstörungen

  • Lymphödem
  • Wundrose (sog. ‚Erysipel‘)

Häufige Beschwerden (Auszug)

  • Schwellungen
  • Rötungen
  • Hautveränderungen

Tipps

  • Lymphstörungen verschlechtern sich ohne angemessene Behandlung mit der Zeit, weshalb eine frühzeitige ärztliche Intervention wichtig ist
  • ein gesunder, bewusster Lebensstil trägt zu einem ungestörten Lymphfluss bei

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Nährstoff-, Sauerstoff- und Wärmetransport sowie die Produktion von Abwehrkörpern – all diese und weitere Fähigkeiten machen unser Blut zurecht zum vielbesprochenen Lebenssaft. Weitaus stiefmütterlicher wird eine weitere wichtige Körperflüssigkeit mit Aufmerksamkeit bedacht: die Lymphe. Nahezu parallel der Venen und Arterien des Blutkreislaufes fließt sie durch die Gefäße des Lymphsystems. Auch sie ist am Transport von Nährstoffen beteiligt, leitet Abfallprodukte und geschädigte Zellen aus und ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Störungen der Lymphflusses zeichnen sich vor allem durch unangenehme Schwellungen des betroffenen Körperteils aus und können je nach Ursache das Allgemeinbefinden stark bis lebensgefährlich beeinträchtigen.

Im folgenden Artikel erfahren Sie, was die Lymphe ist und welche Aufgaben sie hat, wie das Lymphsystem funktioniert und welche Symptome auf Störungen des Lymphflusses hindeuten.

Was ist die Lymphe und wo kommt sie vor?

Die Lymphe (aus dem Lateinischen: lympha = klares Wasser, Quellwasser) ist eine hellgelbe, wässrige Flüssigkeit, die durch die Lymphgefäße im ganzen Körper zirkuliert. Sie ist das Zwischenglied zwischen der sog. ‚interstitiellen Flüssigkeit’, also der Körperflüssigkeit in den Gewebsspalten zwischen den Zellen, und dem Blutplasma.

Das Lymphsystem wird häufig als Drainage- und Transportsystem bezeichnet, da es für die Flüssigkeitsableitung aus dem Gewebe und die Nährstoffversorgung des Körpers zuständig ist. Im Gegensatz zum Blutkreislauf ist es kein geschlossenes System sondern beginnt blind im Gewebe, erstreckt sich über die Lymphgefäße und mündet schließlich in den sog. ‚Venenwinkeln’ etwas unterhalb der Schlüsselbeine. Dort tritt die Lymphflüssigkeit in den Blutkreislauf ein.

Der Abfluss der Lymphe ist sehr wichtig für unseren Körper. Bei einer Fehlfunktion kann es zu gesundheitlichen Problemen wie bspw. Lymphödemen kommen. In seiner Video-Visite hat Dr. Dr. Tobias Weigl die wichtigsten Punkte über das Lymphödem anschaulich und nachvollziehbar aufbereitet:

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Lymphödem heilen durch Ernährung, Lymphdrainage oder Operation? Ursachen für dicke Beine & Arme

Wie ist das Lymphsystem aufgebaut?

Ähnlich dem Blutgefäßsystem besteht das Lymphsystem aus verzweigten Gefäßen, die einen Lymphfluss durch den ganzen Körper ermöglichen. Die Lymphe passiert auf diesem Weg die Lymphknoten und weitere Lymphorganen wie etwa Milz, Thymus, Mandeln und die Schleimhäute des Verdauungs- und Atmungstrakts.

Bildung der Lymphflüssigkeit

Die klare Lymphflüssigkeit entsteht im Interzellularraum, also den winzigen Räumen zwischen den Körperzellen. Durch den Blutdruck und den osmotischen Druck tritt hier das Blutplasma, das ist die Blutflüssigkeit, die keine roten oder weißen Blutkörperchen enthält, aus den feinen Blutkapillaren in das Gewebe über. Dadurch kommt es zu einem Stoffaustausch zwischen dem sauerstoff- und nährstoffhaltigen Blut und den Stoffwechselendprodukten (z. B. Kohlendioxid) des Gewebes.

Nach erfolgtem Stoffaustausch werden 90 % des Blutplasmas wieder in den Blutkreislauf aufgenommen. Die restlichen 10 % verbleiben zusammen mit Abfallprodukten, Bakterien und Viren, toten oder lebenden Zellen, Tumorzellen sowie bspw. Eiweiß- und Fettmolekülen im Interzellularraum und bilden so die Lymphflüssigkeit. Diese wird über die Lymphkapillaren, auch initiale Lymphgefäße genannt, in das Lymphgefäßsystem aufgenommen.

Zusammensetzung der Lymphe

Bei ihrer Entstehung im interstitiellen Raum setzt sich die Lymphe neben dem Plasma je nach Lokalisation im Körper beispielsweise aus Harn, Kreatin oder Glukose sowie Natrium-, Kalium-, Phosphat-, Calciumionen und verschiedenen Enzymen zusammen. Zudem nimmt sie die immunaktiven B- und T-Lymphozyten auf, die in den Lymphknoten differenziert werden.

Gut zu Wissen!
Täglich gelangen im Bereich der Kapillaren bis zu 20 L Flüssigkeit in das Gewebe, wovon 2–3 L als Lymphe in das Lymphsystem aufgenommen werden.

Eintritt in die Lymphgefäße

Über das engmaschige Netz von feinen Lymphkapillaren gelangt die Lymphe in die Lymphgefäße. Deren Außenwände sind mit einer Gefäßmuskulatur aus glatten Muskelzellen ausgekleidet. Diese erzeugen Kontraktionswellen und ermöglichen somit den Transport der Lymphflüssigkeit. Um einen Rückfluss der Lymphe zu verhindern, sind die Lymphgefäße außerdem mit Klappen ausgestattet. Zusätzlich wirkt unsere Muskulatur bei Bewegung wie eine Pumpe (sog. ‚Muskelpumpe’) auf die Lymphe, indem sie Druck auf die Lymphgefäße ausübt und so den Lymphfluss unterstützt.

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Achtung!
Der Mechanismus der Muskelpumpe ist unter anderem ein Grund, weshalb die Beine nach einem langen Tag am Schreibtisch gelegentlich anschwellen. Durch die fehlende Muskelkontraktion wird die Lymphe nicht gleichmäßig verteilt und sammelt sich der Schwerkraft folgend in den Beinen.

Aufbereitung in den Lymphknoten

Lymphknoten sind entlang der Lymphgefäße an verschiedene Körperstellen lokalisiert. Wir finden sie gehäuft im Bereich der Achseln und Leisten aber auch am Nacken, an den Beinen, in den Kniekehlen sowie im Bauch- und Brustraum. Auf die Lymphknoten werden wir besonders dann aufmerksam, wenn sie anschwellen und so Beschwerden bereiten. Normalerweise arbeiten die stecknadel- bis pfirsichkerngroßen Lymphorgane aber von uns unbemerkt. Dabei erfüllen sie wichtige Aufgaben, wie etwa die Beseitigung von Schad- und Abfallstoffen.

Neben ihrer Funktion als „Klärwerk“, findet in den Lymphknoten auch die Aktivierung der Lymphozyten (Abwehrzellen) statt. Im Anschluss sind die Lymphozyten in der Lage, bspw. bakterielle oder virale Erreger spezifisch zu bekämpfen. Diese Funktion macht das Lymphsystem zur Schaltzentrale des Immunsystems und somit überlebensnotwendig.

Gut zu Wissen!
Manche Stoffe wie zum Beispiel Teer aus Tabakrauch oder Farbpigmente aus Tätowierungen können vom Körper nicht abgebaut werden. Sie sammeln sich mit der Zeit in den Lymphknoten und können auf Dauer ggf. die Immunabwehr schwächen.

Weitertransport in die Lymphstämme

Die gereinigte Lymphe mündet über den gemeinsamen Lymphsammelstamm (sog. ‚Ductus thoracicus’) letztendlich im venösen Blutsystem.

Welche Aufgaben hat die Lymphe?

Die Lymphe ist sowohl für den Transport von Nährstoffen als auch von Stoffwechselendprodukten verantwortlich. Herausragenden Bedeutung hat sie dabei vor allem bei Nähr- und Abfallstoffen höherer molekularer Größe, da diese nicht durch die feinen Wände der Blutkapillaren passen und daher nicht über das Blut in das Gewebe hinein und wieder heraus transportiert werden können. Auch überschüssige Gewebsflüssigkeit wird durch die Lymphe abgeleitet.

Wichtig für den Darm

Insbesondere über die Nahrung aufgenommene Proteine (Eiweiße) und Lipide (Fette) werden wegen ihrer Größe über die Lymphflüssigkeit befördert. Je nach Fett- und Eiweißgehalt der letzten Mahlzeit kann die Lymphe im Bereich des Darms eine milchige Trübung annehmen. Sie wird dann als Chylus bezeichnet.

Rolle der Lymphe für das Immunsystem

Neben den Schad- und Abfallstoffen transportiert die Lymphe auch bakterielle und virale Krankheitserreger zu den Lymphknoten. Dort wird sie dann von dieser sog. ‚lymphatischen Last’ gereinigt. Bis zu 20 Minuten verweilt die Lymphflüssigkeit dazu in den Lymphknoten. Die dort aktivierten Abwehrzellen werden ihrerseits von der Lymphflüssigkeit aufgenommen und über den Lymphfluss im Körper verteilt. Das ermöglicht eine systemische Immunantwort auf die eindringenden Erreger.

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Gibt es Symptome, die auf Lymphstörungen hindeuten können?

Erkrankungen des Lymphsystems nehmen für gewöhnlich Einfluss auf den gleichmäßigen Lymphfluss, sodass insbesondere Schwellungen auf Abflussstörungen hindeuten.

Fakten-Box – Die Lymphe

  • hellgelbe bis milchige Flüssigkeit des Lymphsystems

Aufbau

  • Blutserum + Schad- und Abfallstoffe, Fette und Proteine, Bakterien und Viren
  • Lymphsystem: Parallel zum Blutkreislaufsystem verlaufendes Geflecht aus Lymphkgefäßen mit Lymphorganen (Lymphknoten, Milz, Mandeln, Thymus…)

Aufgaben

  • Reinigung des Gewebes
  • Transport von Nähr- und Schadstoffen
  • Beseitigung von Bakterien und Viren
  • Verbreitung von Immunzellen

Welche Lymphstörungen gibt es?

Lymphödem

Das Wort Ödem leitet sich von dem griechischen Wort oidema ab und bedeutet Schwellung. In der Medizin wird zwischen vielen verschiedenen Ödem-Arten unterschieden. Das Lymphödem ist dabei die einzige Variante, die als eigenständige Krankheit und nicht als Symptom einer Grunderkrankung klassifiziert wird. Europaweit leiden schätzungsweise ca. 12 % der Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einem Lymphödem. Männer sind bedeutend seltener betroffen.

Ursachen

Ausgelöst wird das Lymphödem zumeist durch einen Defekt des Lymphgefäßsystems. Dieser führt zu einer verringerten Aufnahme interzellulärer Flüssigkeit in die Lymphgefäße. Dadurch verbleibt zu viel Flüssigkeit im Gewebe – ein Lymphstau entsteht. Da dieses Lymphe u. a. Proteine enthält, werden Lymphödeme als eiweißreiche Ödeme bezeichnet. Am häufigsten treten sie an den Armen und Beinen auf.

Primäres vs. sekundäres Lymphödem

Lymphödeme können sowohl angeboren (primär) als auch im Laufe des Lebens erworben (sekundär) sein.

Erstere zeichnen sich durch Fehlbildungen der Lymphbahnen oder -knoten aus. Das Auftreten von Symptomen ist dabei abhängig vom Ausprägungsgrad der Fehlbildungen. Diese äußern sich z. B. in Form von

  • engen, erweiterten oder fehlenden Lymphgefäßen,
  • verhärteten Lymphknoten,
  • fehlenden Bestandteilen des Lymphsystems.

Sekundäre Lymphödeme können die Folge von Operationen und Bestrahlungen sowie bösartigen Erkrankungen (z. B. Krebs) und Entzündungen der Haut (z. B. Erysipel) sein.

Symptome des Lymphödems

Das Lymphödem äußert sich in erster Linie durch eine ein- oder beidseitige Schwellung an den Armen oder Beinen aber auch an anderen Körperstellen. Zu den weiteren Symptomen zählen:

  • Schwere-, Spannungs-, Druckgefühl im betroffenen Areal
  • schnelle Ermüdung der betroffenen Gliedmaße bei körperlicher Belastung
  • erhöhtes Auftreten von Hämatomen
  • verstärkte Durchblutung (geschwollene Blutgefäße) der entsprechenden Gliedmaße
  • Schmerzen und offene Stellen (sog. ‚Ulzerationen’)

Vier Stadien des Lymphödems

Lymphödeme zeichnen sich durch eine hohe Progredienz aus. Das bedeutet, dass sie sich ohne gegensteuernde Maßnahmen mit der Zeit verschlimmern. Um den Schweregrad der Erkrankung bestimmen zu können, werden Lymphödeme in vier Stadien untergliedert:

  • Latenzstadium (Stadium 0): Noch sind keine Schwellungen sicht- bzw. tastbar.
  • spontan reversibles Stadium (Stadium 1): Das Ödem ist sichtbar und tastbar, es ist weich (kann mit dem Finger eingedrückt werden) und die Schwellung bildet sich durch Hochlagern des betroffenen Körperteils vorrübergehend zurück.
  • spontan irreversibles Stadium (Stadium 2): Das Ödem fühlt sich verhärtet an und kann nicht mehr eingedrückt werden, Hochlagern führt zu keiner Rückbildung der Schwellung.
  • Elephantiasis (Stadium 3): Die Schwellung und Verhärtung des Ödems ist stark ausgeprägt. Es kommt zu Hautveränderungen (Schuppen, Bläschen, Krusten) und Bewegungseinschränkungen.
Gut zu wissen!
Die Verhärtung des Ödems kommt durch die zunehmende Ablagerung von Eiweißen im Gewebe zustande, die nicht über die Lymphe abgeführt werden.

Risikopatienten für das Lymphödem

Das Lymphödem kann theoretisch jeden betreffen. Bei einigen Personengruppen ist das Erkrankungsrisiko jedoch deutlich erhöht. Dazu zählen:

  • Patienten, deren Lymphknoten bestrahlt oder entfernt wurden
  • Patienten, die großflächige Hautverbrennungen, -verätzungen, -abschürfungen erlitten haben
  • Rheuma – und Diabetes mellitus-Patienten
  • Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit wie z. B. Rollstuhlfahrer (Inaktivitätsödem)

Diagnose eine Lymphödems

Wenn Sie sich mit einer Schwellung der Extremitäten oder sogar schon dem konkreten Verdacht auf ein Lymphödem an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wenden, werden diese sie zunächst im Rahmen eines Anamnesegesprächs zu Ihren Symptomen und Ihrer Krankheitsgeschichte befragen. Mögliche Fragen sind:

  • Welche Symptome sind über welchen Zeitraum bei Ihnen aufgetreten?
  • Gibt es Vorerkrankungen?
  • Bestehen familiär bedingte genetische Vorbelastungen für ein Lymphödem?

Daraufhin erfolgt eine körperliche Untersuchung, inklusive des Abtastens des betroffenen Bereiches. Zusätzlich lassen bildgebende Verfahren wir MRT und CT, aber auch die feinere sog. ‚Funktionslymphszintigraphie’ und ‚Lymphographie’ Rückschlüsse auf die Ursache und das Stadium der Erkrankung zu.

Therapie

Die Behandlung eines Lymphödems zielt je nach Stadium darauf ab, einen Ödem-freien Zustand zu erwirken oder aus einem höheren in ein niedrigeres Stadium zurück zu gelangen. Als konservative Maßnahme gilt die Physikalische Entstauungstherapie (KPE) als Standard. Sie umfasst:

  • Hautpflege und Hautsanierung
  • manuelle Lymphdrainage (spezielle Massage)
  • Kompressionstherapie (mittels Kompressionsbinden, -verbände, -strümpfe)
  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Patientenaufklärung und Selbstschulung

Chirurgische Maßnahmen

Treten sechs Monate nach Beginn der KPE keine signifikanten Verbesserungen auf, kommt ein chirurgischer Eingriff in Frage. Dieser soll die Wiederherstellung des gestörten Lymphgefäßsystems ermöglichen. In seltenen Fällen wird auch eine Fettabsaugung (sog. ‚Liposuktion’) erwogen.
„Bewegung und Flüssigkeitszufuhr sind einfache Präventionsmaßnahmen für Lymphabflussstörungen. Schon ein kleiner Spaziergang hilft, geschwollenen Füßen und Schweregefühlen vorzubeugen.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Klick um zu Tweeten

Erysipel (‚Wundrose’) – Entzündung der Haut

Bei dem Erysipel handelt es sich um eine akute und lokale bakterielle Infektion durch Streptokokken Gruppe A, die sich über kleine Hautläsionen auf die Lymphgefäße ausbreiten kann. Auch die Muskeln, Faszien und die Subkutis (untere Hautschicht) können im weiteren Verlauf betroffen sein. In 80 % der Fälle sind die unteren Extremitäten, in 15 % das Gesicht betroffen. Es ist jedoch auch jede andere Lokalisation denkbar.

Symptome

Das Erysipel macht sich zunächst als klar umgrenzte Rötung bemerkbar, die zunehmend anschwillt und sich erwärmt. Ohne Behandlung stellt sich ein allgemeines Krankheitsgefühl ein, das folgende Symptome umfassen kann:

Darüber hinaus ist die Entstehung von Blasen, Einblutungen und Nekrosen (Gewebstod) sowie schlussendlich einer Blutvergiftung (sog. ‚Sepsis’) möglich.

Begeben Sie sich bei solchen Symptomen umgehend in ärztliche Behandlung!

Diagnose und Therapie

Nach einer eingänglichen Anamnese und körperlichen Untersuchung erfolgt zumeist eine Blutentnahme und Labordiagnostik, um die Entzündungswerte im Blut zu bestimmen.

Neben Ruhigstellung, Hochlagern (Thromboserisiko vermindern) und Kühlung ist eine medikamentöse Therapie des Erysipels notwendig. Mittel der Wahl ist dabei das Antibiotikum Penicillin. Es wird 7–10 Tage bzw. bei einem Rückfall 10–20 Tage eingenommen. Im Falle einer Penicillin-Unverträglichkeit kommen die Antibiotika Clindamycin, Moxifloxacin und Clarithromycin in Fragen. Bei Komplikationen erfolgt häufig eine stationäre Behandlung.

Risikofaktoren

Bei körperlich gesunden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit an einem Erysipel zu erkranken relativ gering. Bestimmte Risikofaktoren machen die Haut und das Lymphsystem anfälliger für eine Infektion:

Aktuelle Forschung – Yoga-Intervention bei Lymphödem

Sportliche Betätigung ist Teil der konservativen Behandlung eines Lymphödems. Am Beispiel einer 8-wöchigen Yoga-Intervention wollten Forscher herausfinden, ob dadurch nicht nur das Volumen des Ödems verringert, sondern auch die Lebensqualität der Teilnehmerinnen gesteigert werden kann.

Zu diesem Zweck wurden 40 Frauen, die in Folge einer Brustkrebs-Behandlung ein Lymphödem entwickelt hatten, in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die Versuchsgruppe nahm an einem 8-wöchigen Yoga-Kurs mit wöchentlich jeweils drei Yoga-Einheiten teil. Lebensqualität und Größe des Ödems wurden zu Beginn der Intervention, nach vier und nach acht Wochen ermittelt.

Deutliche Unterschiede im körperlichen und emotionalen Wohlbefinden

Zum Ende der Intervention ließen sich bei der Versuchsgruppe signifikant bessere Werte in Bezug auf die körperliche Fitness und emotionale Gesundheit feststellen, als bei der Kontrollgruppe. Zudem ließen Begleiterscheinungen der Krebsbehandlung wie Schlafstörungen, Müdigkeit und Schmerzen bei der Versuchsgruppe nach. Aber: Es konnte keine deutliche Verkleinerung des Lymphödems erzielt werden. Aufgrund der anderen positiven Effekte empfehlen die Versuchsleiter Yoga dennoch als begleitende Maßnahme in der Lymphödem-Behandlung.

Quelle: Nilofar Pasyar, Nazanin Barshan Tashnizi u. a. (2019): Effect of Yoga Exercise on the Quality of Life and Upper Extremity Volume Among Women With Breast Cancer Related Lymphedema : A Pilot Study. In European Journal of oncology nursing.

Häufige Patientenfragen

Kann ich einem Lymphödem vorbeugen?

Dr. Dr. T. Weigl
Ja, es gibt zumindest einige Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung bzw. Wiederkehr eines Lymphödems verringern oder den Verlauf mildern. Leiden Sie unter (starkem) Übergewicht? Eine Reduktion des Körperfettanteils verringert das Risiko an einem Lymphödem zu erkranken. Außerdem reduziert eine ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung das Erkrankungsrisiko weiter. Auch Lymphdrainagen, entwässernde Tees (Bspw. Brennnessel) und Hochlagern der Beine leisten ihren Anteil.

Lymphödeme als Folge einer Operation können über die Wahl der OP-Methode beeinflusst werden. Sprechen Sie dazu die Operateure konkret auf Ihre Befürchtungen an.

Was ist der Unterschied zwischen einem Lipödem und einem Lymphödem?

Dr. Dr. T. Weigl
Sowohl vom Namen als auch vom Erscheinungsbild her kann man ein Lipödem und ein Lymphödem auf den ersten Blick schnell verwechseln. Tatsächlich gibt es jedoch entscheidende Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen. Das Lipödem ist eine stets chronische, schmerzhafte und symmetrische Fettverteilungsstörung, bei der es zu einer Fettgewebsvermehrung mit delliger Haut (sog. ‚Cellulite‘) ohne Entzündungen und Irritationen kommt.

Bei einem Lymphödem liegt die Ursache in einem Lymphstau, der auch akut und einseitig auftreten kann und nicht immer (je nach Stadium) mit Schmerzen verbunden ist. Allerdings neigt die Haut zu Entzündungen und Schuppung und ist prall und gespannt.

Wann und warum schwellen die Lymphknoten an?

Dr. Dr. T. Weigl
Wer die Lymphknoten am Hals oder unter den Achseln plötzlich als einen oder mehrere Knubbel ertastet, kann es schon mal mit der Angst zu tun bekommen. In den meisten Fällen steckt eine bakterielle oder virale Infektion hinter der Schwellung, bspw. eine Erkältung, eine Grippe oder bei fehlendem Impfschutz auch die Masern. Dann arbeiten die Lymphknoten und das Immunsystem auf Hochtouren. Die geschwollenen Knoten sind häufig sensibel für Druckschmerz und lassen sich verschieben.

Vorsicht ist geboten, wenn die geschwollenen Lymphknoten nicht auf eine solche Infektion zurückzuführen sind, die Schwellung über drei Wochen anhält und es zu einem vermeintlich grundlosen Leistungsabfall kommt. In einigen Fällen kann das ein erster Hinweis auf eine Krebserkrankung sein. Die Lymphknoten sind dann häufig schmerzlos verhärtet und lassen sich nicht verschieben.

Ist es schlimm, wenn Lymphorgane entfernt werden müssen?

Dr. Dr. T. Weigl
Eine geplatzte Milz, dauerhaft entzündete Mandeln, oder die Entnahme eines Lymphknotens bei einer Krebserkrankung: Es gibt viele Gründe für die Entfernung eines Lymphorgans. Welche Folgen das haben kann ist dabei höchst individuell.

Bei entfernten Lymphknoten gilt allgemein: Je mehr Knoten entfernt wurden, desto größer ist das Risiko ein Lymphödem zu entwickeln.

Die Entfernung der Milz wird mit einem lebenslang erhöhten Risiko assoziiert, an bestimmten Infektionskrankheiten wie einer Sepsis oder einer Gehirnhautentzündung zu erkranken. Regelmäßige Impfungen sind in diesem Fall dringend zu empfehlen.

Entfernte Mandeln können die Wahrscheinlichkeit für Atemwegserkrankungen, Allergien und Infektionen erhöhen.

Wurde bei Ihnen ein Lymphorgan entfernt, sollten Sie deshalb besonders auf ein starkes Immunsystem achten. Wie Sie über die Ernährung Einfluss nehmen können, lesen Sie in unserem folgenden Artikel:

Das Immunsystem und Ernährung – essen Sie sich gesund!

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Was würden Sie noch gerne über die Lymphe wissen? Haben Sie Fragen zu Inhalten des Artikels? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich mit anderen auszutauschen!

Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Clara Spottke
Lektorat: Arlen-Celina Lücke
Datum: 26.10.2020

Quellen

  • Friedrich Anderhuber, Ulrike Pilsl (2019): Anatomie des Lymphsystems. Journal für Ästhetische Chirurgie, 12, S. 51–58.
  • Armin Baur (2015): Humanbiologie führ Lehramtsstudierende Springer 2015.
  • Gelbe Liste: Lymphödem, Das Lymphsystem – eine Quelle der Gesundheit. In: gelbe-liste.de.
  • A. M. Gressner (2017): Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer 2017.
  • Nilofar Pasyar, Nazanin Barshan Tashnizi u. a. (2019): Effect of Yoga Exercise on the Quality of Life and Upper Extremity Volume Among Women With Breast Cancer Related Lymphedema : A Pilot Study. In European Journal of oncology nursing. doi: 10.1016/j.ejon.2019.08.008.
  • Verein zur Förderung der Lymphoedemtherapie e. V.: Das Lymphödem und seine Behandlung. Lymphe und Gesundheit, 1, S. 1–3.
  • A. Vogel (2000): Das Lymphsystem. Gesundheitsnachrichten, 57, S. 17–21.
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