Auf einen Blick – soziale Phobie
Was ist eine soziale Phobie?
- Angst davor, dass andere Menschen Betroffene peinlich oder lächerlich finden
- häufig bezogen auf Situationen, in denen man z. B. beobachtet werden könnte
- ggf. auch beim Umgang mit dem anderen Geschlecht, mit Fremden usw.
- Ausprägung individuell
Welche Symptome treten auf?
- starkes Herzklopfen, Herzrasen
- Übelkeit, Durchfall
- in schlimmen Fällen: Panikattacke
Wie werden soziale Phobien behandelt?
- kognitive Verhaltenstherapie
- Antidepressiva
Was ist eine soziale Phobie?
Menschen, die an einer sozialen Phobie leiden, haben große Furcht davor, dass ihre Mitmenschen sie peinlich, lächerlich oder als seltsam empfinden. Betroffenen ist ihr Verhalten, z. B. ihre Sprechweise, ihre Gangart, das Lachen oder die Art zu essen, unangenehm und peinlich. Das Gleiche gilt für die Anzeichen ihrer Angst, wenn sie also zittern, schwitzen oder erröten.
Derartige Ängste beziehen sich oftmals auf Situationen, in denen man beobachtet, bewertet oder länger angesehen werden könnte – typisch sind bspw. Prüfungen, Reden, Essen in der Öffentlichkeit, Bahnfahrten u.v.m. Ebenso kann sich die soziale Phobie bemerkbar machen, wenn man sich mit Fremden, Autoritätspersonen oder mit Personen des anderen Geschlechts unterhalten muss. Betroffene haben einen großen Leidensdruck, da sie derartige Situationen vermeiden oder nur unter größten Anstrengungen und sehr starker Furcht durchhalten.
Die soziale Phobie tritt meistens im Jugendalter das erste Mal auf. Sie gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Frauen erkranken 1,5–2x häufiger als Männer, ca. 8–15 % aller Menschen leiden einmal im Leben an einer sozialen Phobie. Die Erkrankung zählt zu den Angststörungen.
Welche Symptome gibt es bei einer sozialen Phobie?
In den oben genannten Situationen treten bei Betroffenen dann sehr häufig körperliche Angstreaktionen auf, z. B.:
- starkes Herzklopfen, Herzrasen
- Übelkeit
- Durchfall
- Muskelanspannung
Diese Angstreaktionen können sich bis zu einer Panikattacke steigern. Für Betroffene kann es schwierig sein, einen Beruf trotz großer Eignung erfolgreich auszuüben, eine*n Partner*in oder gar Freunde zu finden. Gleichzeitig werden die angstauslösenden Situation so gut wie möglich vermieden, sodass Betroffene sich schlimmstenfalls sozial isolieren.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Betroffene zusätzlich unter weiteren psychischen Erkrankungen wie Depressionen leiden. Ebenso kann ein selektiver Mutismus als Begleiterscheinung einer Sozialphobie auftreten. Bei dieser Angststörung, die meist das erste Mal in der Kindheit auftritt, schweigen erkrankte Menschen in bestimmten sozialen Kontexten völlig.
Oftmals ist Menschen mit einer sozialen Phobie bewusst, dass ihre Ängste übertrieben sind, können aber alleine nicht mehr aus dieser Spirale entkommen. Unbehandelt kann sie das Risiko erhöhen, im weiteren Verlauf bspw. eine Depression oder Alkoholmissbrauch zu entwickeln.
Welche Ursachen gibt es für eine soziale Phobie?
Eine soziale Phobie entsteht meist, indem mehrere verschiedene Faktoren zusammenwirken. Dazu gehören bspw.:
- Angst vor neuen, unvertrauten Situationen
- bestimmtes Denkverhalten – hohe Erwartungen an sich selbst, negatives Selbstbild, Katastrophendenken
- eng kontrollierte und überbehütete Erziehung der Eltern
- Fokus auf sich selbst und eigene körperliche Symptome wie das Erröten
- genetische Veranlagung
- Schicksalschläge (Trennung, Tod einer nahestehenden Person)
- schlechte und/oder demütigende Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen
- schüchterne Persönlichkeit
- traumatische Erlebnisse (z. B. Gewalterfahrungen)
Die Ursachen einer sozialen Phobie können sehr vielfältig sein und lassen sich oft nicht auf einen Faktor reduzieren.
— Dr. Dr. Tobias Weigl
Aktuelle Forschung – Virtual Reality als Therapieansatz bei Angststörungen?
Forscher*innen haben in einer Übersichtsarbeit zusammengefasst, welche aktuellen Methoden und wichtige Aspekte es beim Einsatz von Virtual Reality (VR) bei Angststörungen gibt. In bisherigen Studien wurde bspw. untersucht, wie sich die emotionale und verbale Kommunikation zwischen Patient*innen und den virtuellen Avataren gestaltet hat. Insgesamt hat sich gezeigt, dass die Therapie vielversprechender ist, wenn die VR so ‚realistisch‘ wie möglich gestaltet wird – so könnten z. B. problematische Situationen für Menschen mit sozialen Phobien vorsichtig erprobt werden. Vorteilhaft ist, dass die VR innerhalb eines gewissen Rahmens individuell auf Patient*innen zugeschnitten werden kann.
Die Forschung sei hier aber noch am Anfang, so die Autor*innen. Einerseits gibt es fast keine Studien, die überprüft haben, ob VR als alleinige Therapie wirkungsvoll ist. Andererseits haben die aktuellen Studien auch keine Unterschiede zwischen einer Verhaltenstherapie und der VR belegen können. Genauer untersucht werden muss aber noch, welche therapeutischen Maßnahmen vor dem Einsatz der VR umgesetzt werden müssen, damit die Therapie so wirksam wie möglich sein kann.
Quelle: Paul M. G. Emmelkamp u. a. (2020): Virtual Reality Therapy in Social Anxiety Disorder, in: Current Psychiatry Reports 22/7, S. 32.
Was tut der Arzt? Teil 1: Diagnose einer sozialen Phobie
An erster Stelle ist es für Betroffene wichtig, sich ihr Problem einzugestehen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Unterstützung von Freunden und Angehörigen kann hierbei sehr wichtig sein.
In ersten Gesprächen z. B. mit Psychotherapeut*innen werden die genauen Beschwerden erfragt sowie der generelle Gesundheitszustand und andere körperliche Beschwerden geklärt. Mit speziellen Fragebögen kann der Schweregrad der sozialen Phobie abgeklärt werden. Ebenso wird der Arzt/die Ärztin auf bereits bestehende psychische Erkrankungen eingehen.
Was tut der Arzt? Teil 2: Therapie einer sozialen Phobie
Bei der Behandlung von sozialen Phobien kommt neben einer medikamentösen Behandlung mit Antidepressiva besonders die sog. kognitive Verhaltenstherapie in Frage. Bei diesem Ansatz werden Betroffene dabei unterstützt, ihre Schwierigkeiten besser zu verstehen und zu bewältigen. Letztlich ist es eine Hilfe zur Selbsthilfe. Patient*in und Therapeut*in erarbeiten gemeinsam, warum sich der/die Betroffene in problematischen Situationen so verhält und versuchen, Lösungsmöglichkeiten zu finden. Einbezogen werden auch die individuelle Lebengeschichte und die persönlichen Lebensumstände.
Im nächsten Schritt versucht der/die Betroffene dann, die Strategien zu erproben, was dann bei der darauffolgenden Therapiesitzung besprochen wird. Ebenfalls Teil der Therapie ist es, dass Patient*innen u. a. auch bestimmte Fertigkeiten und (soziale) Kompetenzen erwerben – bspw. auch „Nein“ sagen können. Wichtig bei der Wahl der Behandlung ist es, persönliche Vorlieben zu berücksichtigen. Meist ist es sinnvoll, die andere Therapieform zu testen, wenn die andere nicht geholfen hat. Medikamentöse Therapie wirken kurzfristiger, Studien haben aber gezeigt, dass Verhaltenstherapien eine länger anhaltende Wirkung haben.
Häufige Patientenfragen
Was kann ich als Angehörige/r von Menschen mit sozialer Phobie tun?
Dr. Dr. T. Weigl
Eine soziale Phobie des Partners/der Partnerin oder enger Freunde kann auch für Sie einschränkend sein. Wichtig ist, dass Sie Betroffene ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen, und dass Sie sich selbst nicht zu sehr einschränken.
Kann man Phobien vollkommen heilen?
Dr. Dr. T. Weigl
Nach derzeitigem Stand leider nicht. Bisher lassen sich nur die Symptome relativ gut behandeln, ein Wirkstoff, der die Erkrankung vollständig heilt, ist bisher nicht bekannt. Das hängt auch damit zusammen, dass die genauen Ursachen für Rosazea noch nicht abschließend geklärt sind.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten einer Behandlung?
Dr. Dr. T. Weigl
Ja, da es sich bei ausgeprägten sozialen Phobien um eine psychische Störung mit „Krankheitswert“ handelt, wird die Therapie in den allermeisten Fällen vollständig von der Krankenkasse übernommen. Sicherheitshalber sollten Sie sich im Vorfeld einer Therapie bei Ihrer Krankenkasse über möglicherweise anfallenende Kosten informieren.
Verwandte Themen
- Angst vor dem Arztbesuch – Warum die Arztphobie so gefährlich ist!
- Depression und schlechte Stimmung – Ursachen, Symptome und Therapie
- Die Autismus-Spektrum-Störung: Sozialangst nur im Kindesalter?
- Panikattacken und Ängste – Was steckt dahinter? Behandlungsmöglichkeiten?
- Zwangsstörungen – Wenn immer wiederkehrende Rituale und Grübeleien zu einer Erkrankung werden
Leiden Sie unter einer sozialen Phobie? Wie gehen Sie damit um? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!
Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
Veröffentlicht am: 26.04.2022
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e. V. (Hg.) (2021): Kurzversion: Behandlung von Angststörungen, Version 2, in: awmf.org.
- Paul M. G. Emmelkamp u. a. (2020): Virtual Reality Therapy in Social Anxiety Disorder, in: Current Psychiatry Reports 22/7, S. 32.
- Netz psychische Gesundheit (Hg.) (2021): Informationen soziale Phobie, in: psychenet.de.
- Gregory M. Rose & Prasanna Tadi (2021): Social Anxiety Disorder, in: StatPearls Publishing.
Was denkst Du?