„Phosphor ist ein wichtiges Element für unseren Körper. Viele innere Vorgänge sind von unserem Phosphorspiegel abhängig. Wie einige andere Elemente auch können wir das lebenswichtige Phosphor nicht eigenständig herstellen. Dafür findet es sich in vielen Lebensmitteln – allerdings auch in der gefährlichen, synthetischen Variante!“
— Dr. Tobias Weigl
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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenAuch für die Lebensmittelindustrie ist Phosphor bedeutsam. Es finden sich heutzutage kaum Produkte, die kein synthetisches Phosphat als Zusatzmittel enthalten. Beispiele dafür sind Fastfood, Schmelzkäse oder Softdrinks wie Cola. Studien zeigen jedoch, dass die Lebensmittelzusätze keineswegs gut für unseren Körper sind. Zusätzlich können wir Phosphor auch als Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Allerdings stellen kritische Stimmen den Nutzen solcher Präparate in Frage. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über Phosphor und Phosphat!
Was ist Phosphor?
Das Element Phosphor gehört – chemisch betrachtet – zu den sog. Nichtmetallen. Das Nichtmetall Phosphor findet sich auch im menschlichen Körper. Dort liegt es vor allem als Phosphat vor – dies ist die Verbindung aus Phosphor und Sauerstoff. Mit bis zu 85 Prozent liegt der Großteil in den Knochen vor. Dieses Phosphat wird auch anorganisches Phosphat genannt. Organisches Phosphat findet sich in so ziemlich jeder Zelle. Beides kommt proteingebunden, also an Calcium oder Magnesium angedockt, auch im Blutplasma vor. Insgesamt befindet sich in Ihrem Körper zwischen 600 und 700 g Phosphor.
Exkurs: Calcium
Der Mineralstoff Calcium ist das wichtigste Element in unserem Körper. Wir benötigen es für eine ganze Reihe Körperfunktionen. So ist es bspw. wesentlich für die Härte und die Stabilität wesentlich. Ohne Calcium würde zudem unsere Blutgerinnung nicht funktionieren. Calcium und Phosphor hängen beide eng miteinander zusammen. Aus diesem Grund lohnt es sich, Calcium genauer zu betrachten. Grundlegende Informationen gibt Dr. Tobias Weigl in diesem Videobeitrag!
Außerdem haben wir uns in gleich zwei Artikeln mit unterschiedlichen Aspekten des Stoffes befasst. Lesen Sie gerne weiter in folgenden Beiträgen:
Phosphor und seine Aufgaben im Körper
Wir finden Phosphor in Form verschiedenen Zusammensetzungen im Körper. Genauso vielfältig sind die Aufgaben und Mechanismen, an denen das Nichtmetall beteiligt ist.
- Phosphor ist ein wichtiges Element für organische Verbindungen mit bspw. Fetten, Vitaminen oder Proteinen
- Es ist Bestandteil von Nukleinsäuren, die als Teil der DNA bzw. RNA zur Speicherung genetischer Informationen da sind
- Das Element ist eine Energiequelle für Zellen, bspw. als ATP (sog. ‚Adenosintriphosphat’)
- Es ist ein wesentlicher Faktor für die Stabilität von Knochen, gemeinsam mit Calcium
- Im Rahmen des sog. Dihydrogenphosphat-Hydrogenphosphat-Systems dient es als Puffer in Plasma, Zellen und Urin
Wie reguliert der Körper Phosphor?
Unser Körper reguliert die Ausschüttung bzw. Produktion von Phosphat selbst. Dafür wesentlich ist Calcium. Unser Phosphat-Spiegel schwankt stark, da das Element in vielerlei Prozesse eingebunden und demnach ständig ab- und umgebaut wird. Ein wichtiger Regulator für Phosphat ist die Niere. Mittels bestimmter Hormone, den sog. Parathormonen, kann der Phosphorspiegel bei Bedarf erhöht werden. Auf diese Weise kann der Spiegel auch gesenkt werden. Ähnlich wie die Parathormone greift auch Vitamin D in den Aufbau von Phosphat ein. Werden diese beiden Elemente ausgeschüttet, werden Phosphat und Calcium aus den Knochen freigesetzt und für die jeweiligen Zwecke umgebaut. Grundsätzlich scheidet unser Körper Phosphat über den Urin aus, allerdings passiert das in der Realität nahezu gar nicht.
In welchen Nahrungsmitteln findet sich Phosphor?
Phosphor selbst finden wir in so ziemlich jedem Lebensmittel. Vor allem proteinreiche Nahrungsmittel enthalten es in hohem Maße.
- Milchprodukte wie Schmelzkäse (Phosphorgehalt 944 mg / 100 g), Emmentaler (636 mg / 100 g), Gouda (443 mg / 100 g)
- Fleisch wie Schweineschnitzel (172 mg / 100 g)
- Fisch wie Kabeljau (190 mg / 100 g)
- Hülsenfrüchte wie Walnüsse (410 mg / 100 g)
- Gemüse wie roher Spinat (55 mg / 100 g)
- Früchte wie Erdbeeren (29 mg / 100 g) oder Birnen (6 mg / 100 g)
Bei den angegebenen Werten handelt es sich, wie immer bei solchen Angaben, um Näherungs- bzw. Durchschnittswerte.
Auch wenn, wie bei anderen Lebensmitteln auch, durch die Zubereitung (also das Kochen oder Garen) die Nährstoffe zum Teil freigesetzt werden, können wir Phosphor ziemlich gut über das Essen aufnehmen. Das in Lebensmittel gebundene Element wird von Medizinern als organischer Phosphor bezeichnet. Konkrete Variationen sind Phospholipide, Phosphoproteine und Nucleinsäuren.
Die Aufnahme von Phosphor kann durch andere Substanzen erschwert werden. Grund hierfür ist, dass der Körper dann andere Verbindungen bevorzugt. Dann kann der Phosphor aufgrund fehlender zellulärer Ressourcen nicht absorbiert, also aufgenommen werden. Ein Zuviel an Eisen, Aluminium oder Calcium sowie Phytinsäuren ist deswegen problematisch.
Mehr Informationen zum Thema im Video
Ist Phosphor „gesund“ oder doch schädlich? Wie viel sollten wir davon zu uns nehmen? Ergänzende Informationen zum Thema liefert Dr. Weigl in folgendem Videobeitrag:
Phosphor als Zusatzmittel
Daneben setzt die Lebensmittelindustrie Phosphor auch als Zusatzstoff ein. Bekannte Beispiele sind Cola-Getränke oder Fastfood. Phosphor dient da oft zur Regulation des pH-Wertes des Lebensmittels, aber auch als Konservierungs- und Säuremittel. Darüber hinaus dient es als Stabilisator und Geschmacksverstärker. Die EU erlaubt die Nutzung verschiedener Phosphatverbindungen:
- Natriumphosphat (E 339)
- Kaliumphosphat (E 450)
- Calciumphosphat (E 341)
- Diphosphat (E 450)
- Triphosphat (E 451)
Bio-Lebensmittel enthalten viel weniger Lebensmittelzusatzstoffe. Die EU reguliert den Einsatz von Zusatzstoffen dabei viel stärker. Entsprechend ist in Bio-Lebensmitteln nur Calciumphosphat als phosphathaltiger Zusatzstoff erlaubt.
Phosphat als Zusatzstoff kritisch
Mediziner und Lebensmittelverbände kritisieren die vermehrte Gabe von Phosphorsäure in Lebensmitteln. Der industriell hergestellte Inhaltsstoff wird vom Körper besonders gut aufgenommen. Studien zeigen, dass gerade bei Menschen mit einer Niereninsuffizienz der Phosphorspiegel dann stark ansteigt. Folgen einer solchen Ernährung sind beispielsweise Gefäßschädigungen in Form einer Einlagerung von Calcium im Gewebe (sog. ‚Kalzifkation’) oder einer endothelialen Dysfunktion. Darunter verstehen Ärzte die gestörte Funktion des Endothels, der inneren Verkleidung von Blutgefäßen.
Weitere Studien weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Phosphorspiegel im Blutplasma und der Ausbildung von Erkrankungen der Herzgefäße und somit einer erhöhten Sterblichkeit hin. Zumindest bei Tierversuchen wurde zudem der Alterungsprozess durch künstliches Phosphat beschleunigt. Konkret äußern sich diese Alterungserscheinungen durch die erwähnte Verkalkung der Gefäße oder durch das Auftreten chronischer Nierenschwäche.
Weiterhin problematisch ist die fehlende Kennzeichnung der Zusatzstoffe als künstliches Phosphat. Zwar gibt es die E-Nummern der Zusatzstoffe, die auch angegeben werden. Allerdings kann man daraus nicht die konkrete Menge des Zusatzstoffes ableiten. Daher sollten Sie Lebensmittel wie Fischkonserven, bearbeitetes Fleisch und Softdrinks wie Cola-Getränke zumindest reduziert zu sich nehmen!
Seit den 1990er-Jahren setzt die Lebensmittelindustrie verstärkt auf Lebensmittelzusatzstoffe, die synthetisches Phosphat enthalten. Mediziner haben festgestellt, dass die tägliche Menge Phosphat sich seitdem verdoppelt hat. Statt 500 mg/Tag nehmen wir bis zu 1.000 mg/Tag auf. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung berechnete empfohlene Tageszufuhr liegt bei 700 mg/Tag.
Zu wenig: Phosphormangel
Grundsätzlich ist es möglich, dass Sie unter einem Mangel an Phosphor leiden können. Da Phosphor in so ziemlich Lebensmittel auftaucht, sind vor allem externe Faktoren verantwortlich für Mangelerscheinungen. Ursachen für einen Mangel (einer sog. ‚Hypophosphatämie’) sind daher:
- Einseitige Ernährung
- Bestimmte Medikamente, bspw. Aluminiumhydroxid
- Hyperkalzämie (erhöhter Calcium-Wert im Blutserum)
- Nierenfunktionsstörungen
- Vitamin-D-Mangel
Die Symptome eines Phosphormangels sind vor allem Schäden an den Knochen. Dazu zählen unter anderem Wachstumsstörungen, Skelettdeformationen sowie Osteomalazie (Knochenerweichung). Zu den weiteren Symptomen kommen allgemeines Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Knochenschmerzen.
Aluminiumhydroxid ist eine Verbindung aus Aluminium und Wasserstoff. Sie kommt in der Natur in verschiedenen Mineralien vor. In der Medizin dient Aluminiumhydroxid zur Neutralisierung von Magensäure. Einen großen Stellenwert hat das Medikament für Dialysepatienten, da es kurzfristig den Phosphatspiegels senkt. Allerdings ist die dauerhafte Gabe von solchen Medikamenten problematisch. Sie reagieren chemisch mit dem im Körper vorhandenen Phosphat. Die so entstehenden Verbindungen setzen sich im Darm ab und können nicht wieder gelöst werden. Auf diese Weise zieht Aluminiumhydroxid das vom Körper benötigte Phosphat ab.
Zu viel: Phosphor-Vergiftung
Die Regulation des Phosphor-Spiegels im Blut erfolgt über Stoffe wie Parathormone, Calcium oder Vitamin D. Dieser Wirkmechanismus kann aufgrund verschiedener Ursachen gestört werden. Die Folge ist ein Zuviel an Phosphor, was in der Medizin Vergiftung bzw. Intoxikation genannt wird. Konkrete Ursachen für eine solche Hyperphosphatämie sind:
- Hypoparathyreoidismus; Der Körper nimmt zu viel Phosphat auf und scheidet nicht genug aus
- Eine Nierenfunktionsstörung kann zu einem erhöhten Parathormonspiegel und einer ständigen Freisetzung von Calcium und Phosphat führen
Wesentliche Folgen sind Verkalkungen von Organen wie Herz oder Niere. Bei Säuglingen kann es zu schmerzhaften Muskelkrämpfen kommen (sog. ‚Tetanie‘). Ein weiteres Symptom ist Durchfall.
Cola-Getränke dürfen nicht mehr als 700 mg Phosphatzusatz pro Liter enthalten. Damit enthält ein Liter Cola, je nach Getränk, die Hälfte der empfohlenen Tagesmenge an Phosphat. Die dunkelbraune Farbe des Getränks ist übrigens das Produkt dieses synthetischen Zusatzes. Ohne ihn wäre das Getränk schwarz.
Phosphor als Nahrungsergänzungsmittel
Phosphor ist auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Diese Präparate können Sie in Form von Tabletten kaufen. Phosphor-Präparate sollen, bspw. in Kombipackungen mit Calcium, den Knochenaufbau stärken. Darüber hinaus sollen sie die Denkleistung verbessern. Allerdings gibt es für diese Versprechen keine medizinischen Grundlagen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat Phosphor als Nahrungsergänzungsmittel 2004 erlaubt – genauso wie Vitamin D, Vitamin B12 oder Folsäure. Da ein Phosphor-Mangel in der Gesellschaft, auch aufgrund der großen Menge synthetischer Zusatzstoffe in der Nahrung, in der Realität nicht vorkommt, ist die Einnahme dieser Präparate im Normalfall nicht nötig. Sollten Sie trotzdem bei sich Bedarf sehen oder unsicher sein, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen. Dieser kann Sie über Vor- und Nachteile aufklären sowie mögliche Neben- und Wechselwirkungen absprechen!
Wie kann ich meinen Tagesbedarf decken?
Da Phosphor in einer ganzen Bandbreite von Lebensmitteln vorhanden ist, können Sie Ihren Tagesbedarf gut damit decken. Wie viel Phosphor Sie aufnehmen sollten, hängt von Ihrem Alter sowie Lebensumständen ab. Details können Sie der folgenden Tabelle entnehmen:
Alter | Menge an Phosphor in mg pro Tag |
---|---|
0 bis 3 Monate | 120 |
4 bis 11 Monate | 300 |
1 bis 3 Jahre | 500 |
4 bis 6 Jahre | 600 |
7 bis 9 Jahre | 800 |
10 bis 18 Jahre | 1250 |
ab 19 Jahre | 700 |
Schwangere | 800 |
Stillende | 900 |
Fakten-Box Phosphor
- Phosphor ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Nichtmetalle
- Phosphat ist die im Körper auftretende, chemische Verbindung
- Empfohlene Tagesmenge bei Erwachsenen: ca. 700 mg/Tag
- In vielen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Milchprodukte) enthalten
- Vorsicht bei synthetischen Zusatzstoffen!
- Auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich
Symptome und Folgen eines Phosphormangels
- Wachstumsstörungen
- Deformationen des Skeletts
- Knochenerweichung (‚Osteomalazie‘)
- Allgemeines Schwächegefühl
- Appetitlosigkeit
- Knochenschmerzen
Symptome und Folgen eines Phosphorüberschusses
- Verkalkung von Gewebe, bspw. Blutgefäßen
- Verschiedene Formen der Tetanie (bei Säuglingen)
- Durchfall
Unser Tipp
In der Regel kann es bei unserer Ernährungslage nicht zu einem Phosphor-Mangel kommen. Auch wenn Sie entsprechende Speisen garen oder kochen, kann der damit einhergehende Nährstoffverlust gut ausgeglichen werden. Auch der leicht erhöhte Bedarf von Schwangeren oder Kindern muss nicht über die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln reguliert werden. Bei Rückfragen oder Bedarf wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt!
Phosphor wird an vielerlei Stellen in unserem Körper benötigt. Achten Sie aber darauf, dass in vielen industriellen Lebensmitteln möglicherweise Zusatzstoffe enthalten sind, die auf synthetischem Phosphat basieren. Reduzieren Sie diese Lebensmittel – bspw. Softdrinks, Schmelzkäse oder Fastfood. Synthetisches Phosphat wird vom Körper viel effizienter aufgenommen. Gesundheitliche Folgen wie Gefäßverkalkungen oder Nierenprobleme sind auf Dauer die Folge!
Häufige Patientenfragen
Was ist der Unterschied zwischen Phosphor und Phosphat?
Dr. T. Weigl:
Phosphor und Phosphat sind keine Synonyme, hängen aber eng zusammen. Phosphor ist zunächst einmal ein chemisches Element, ein sog. Nichtmetall. In der Natur finden wir es in verschiedenen Mineralien vor. Reagiert Phosphor mit anderen Stoffen, entsteht Phosphat. Damit ist also eine Phosphor-Verbindung gemeint. In dieser Form kommt Phosphor in unserem Körper vor. Mit bis zu 700 g Phosphat ist Phosphor reichlich in unserem Körper vorhanden. Der große Teil findet sich in unseren Knochen, ein Bruchteil noch im Blutplasma.
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
Dr. T. Weigl:
Als Nahrungsergänzungsmittel oder Supplemente bezeichnen wir Präparate, die konzentriert zumeist einen, manchmal auch mehrere Nährstoffe enthalten. Das können Vitamine (Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure), Mineralien (Calcium), Spurenelemente oder Pflanzenextrakte (Johanniskraut) sein. Sie können solche Präparate in Form von Tabletten, Kapseln, Pulver, Lösungen in der Apotheke, in der Drogerie oder im Online-Versandhandel bestellen. Der Sinn hinter solchen Präparaten ist, im Alltag fehlende Nährstoffe zu ergänzen. Ernähren Sie sich bereits ausgewogen, dürften Ihnen keine wesentlichen Nährstoffe fehlen. Eine Einnahme von Supplementen ist damit nicht notwendig. Allerdings gibt es Menschen, die wegen der Lebenssituation oder bestimmten Erkrankungen auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen sind. Das können beispielsweise schwangere oder stillende Frauen sein, ältere Menschen oder Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Dies ist jedoch abhängig vom Einzelfall und vom behandelnden Arzt zu entscheiden!
Grundsätzlich gelten Nahrungsergänzungsmittel als Lebensmittel und unterliegen damit den Bestimmungen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dieses ist für die Registrierung und Freigabe neuer Produkte zuständig. Das BVL orientiert sich dafür an den Vorgaben des Europäischen Parlaments. Da die Präparate nicht als Medikamente klassifiziert sind, dürfen Hersteller nicht mit konkret gesundheitsfördernden Angaben werben. Es ist daher untersagt, zu behaupten, dass Calcium bspw. den Knochenbau befördern soll. Obwohl dies seit mehreren Jahren verboten ist, so kritisieren Mediziner, werben viel zu viele Hersteller nach wie vor mit solchen Angaben. Erhebungen zeigen, dass der Absatz von Nahrungsergänzungsmitteln kontinuierlich steigt. Der Großteil der Konsumenten besorgt sich Magnesium und Co. ohne Absprache mit ihrem Arzt.
Sind Lebensmittel, die Phosphat bzw. Phosphor enthalten, schlecht für mich?
Dr. T. Weigl:
Grundsätzlich ist Phosphor wichtig für unseren Organismus. Allerdings hat die Medizin gezeigt, dass viel Phosphat auf der anderen Seite die Aufnahme von Calcium in den Körper erschwert. Dies ist problematisch, da wir auch Calcium für diverse Aufgaben wie die Muskelarbeit oder den Knochenaufbau benötigen.
Darüber hinaus müssen wir natürlichen und synthetisch hergestellten Phosphor unterscheiden. Letzterer wird in der Lebensmittelindustrie in vielen Produkten verwendet, bspw. In Fastfood oder Cola-Getränken. Synthetisches Phosphat wird von unserem Körper viel schneller und effizienter aufgenommen als die natürliche Variante. So kann es schnell zu einem hohen Phosphat-Spiegel im Blut kommen. Risiken sind u. a. Probleme mit den Blutgefäßen bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit.
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Haben auch Sie Erfahrungen mit Phosphor als Nahrungsergänzungsmittel? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Andrea Lorenz
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 16.04.2019
Quellen
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Hg.) (2004): Nahrungsergänzungsmittel mit Zusatz von Vitamin A, D, E, C, B1, B2, B6, B12, Pantothensäure, Niacin, Biotin, Folsäure, Calcium, Magnesium, Chrom, Kupfer, Molybdän, Phosphor, Kalium, Zink, Selen, L-Lysin, L-Prolin, L-Arginin, L-Cystein, L-Carnitin sowie Coenzym Q 10 und Inositol. Zu Nr. 2004-036-00.
- hil/afp/aerzteblatt.de (2019): Kritik an unbelegten Gesundheitsangaben auf Nahrungsergänzungsmitteln. In: Deutsches Ärzteblatt Online
- hil/aerzteblatt.de (2019): Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst jährlich um sechs Prozent. In: Deutsches Ärzteblatt Online
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) (2019): Phosphor – Empfohlene Zufuhr. In: dge.de
- Reinhold Kluthe, Herbert Quirin (2002): Abwechslungsreiche Diät für Nierenkranke. Trias-Verlag, Stuttgart.
- Hans Adolf Kühn, Joachim Schirmeister (1989): Innere Medizin. Band 1. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg.
- Claus Leitzmann; Claudia Müller u. a. (2003): Ernährung in Prävention und Therapie. Ein Lehrbuch. 2., überarbeitete Auflage. Hippokrates-Verlag, Stuttgart.
- Eberhard Ritz u. a. (2012): Gesundheitsrisiko durch Phosphatzusätze in Nahrungsmitteln. In: Deutsches Ärzteblatt.
- Kurt Tepperwein (2007): Das große BodyFit-Buch für Körper und Seele. MVG-Verlag, München.
Scheer Gudrun
25.03.2023 19:21Lieber Dr Weigl
Herzlichen Dank für diesen informativen und auch für Nichtmediziener verständlichen Artikel.ich vermute bei mir einen Phosphatmangel. Ich habe einen chronischen Vitamin D Mangel und zu hohe Parathormonwerte. Meine Tochter hat auch solche Smptome,wie Muskelschwäche, nur noch geringe Gehstrecke, Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit, Gänsehaut, Ameisenlaufen und Jucken. Gibt er eine familiär vererbte Form eines Parathormonmangels? Es ist noch kein Bluttest gemacht worden. Wir haben vermehrt Mandelmus, Milch, Joghurt zu uns genommen. Daraufhin haben sich die Symptome gebessert. Weniger Zucken und Ziffern der Muskeln, weniger Steifheit und Verhärtung der Sehnen.ich würde mich über eine kurze Antwort freuen.
Mit freundlichem Gruß
Gudrun Scheer