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5 häufige Laufverletzungen und wie Sie sie vorbeugen können

Auf einen Blick – Verletzungen im Laufsport

Häufige Laufverletzungen

  • jährlich sind ca. 30–50 % der Läufer*innen einmal betroffen
  • oft betroffen: Knie, Achillessehne, Ferse, Oberschenkel
  • meist infolge von Überlastungen
  • häufige Symptome: Schmerzen (Anlaufschmerz), Rötungen, Schwellungen

Verletzungsprävention (Auswahl)

  • passende Laufschuhe & wechselndes Schuhwerk
  • Übertraining vermeiden
  • realistische Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens
  • ausreichendes Warm-Up & Dehnung
  • Kräftigungs- und Stabilitätsübungen

Was sind alternative Sportarten? (Auswahl)

  • Radfahren
  • Schwimmen
  • Nordic Walking
  • Cross Trainer

Laufen ist wunderbar, aber bringt ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich: Ungefähr 30–50 % der Läufer*innen haben wenigstens einmal im Jahr eine Verletzung, die sie ausbremst. In vielen Fällen sind falscher Ehrgeiz und zu ambitioniertes Training die wesentlichen Ursachen für Laufverletzungen. Im Folgenden gehen wir auf 5 häufige Verletzungen bei Läufer*innen ein und erklären, welche Faktoren Ihr Verletzungsrisiko erhöhen, wie die Beschwerden behandelt werden und was Sie dagegen tun können.

[Dieser Artikel erschien zuerst in der LAUFZEIT Ausgabe 6/24]

Laufverletzung Nr. 1: Plantarfasziitis

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Schmerzen unter dem Fuß können viele Ursachen haben. Eine der häufigsten Gründe ist eine Entzündung einer Sehnenplatte unter der Fußsohle. An der Fußsohle selbst zieht sich bandartig eine lange Sehne entlang, die sog. Plantarfaszie. Sie stützt den Fuß beim Gehen und Laufen. Durch starke Belastung kann sie sich schlimmstenfalls entzünden. Die Plantarfasziitis ist eine typische Verletzung bei Läufer*innen, da Laufen die Sehne stark belastet. Hinzu kommen noch weitere Risikofaktoren, die die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöhen können:

  • u. U. Übergewicht
  • Fehlstellungen der Füße (z. B. Plattfuß)
  • verkürzte Wadenmuskulatur/Achillessehne
  • unbequeme Schuhe
  • entzündliche Krankheiten (Gicht, Arthritis, Morbus Bechterew)
  • höheres Alter
  • Typische Symptome einer Plantarfasziitis

    Wenn Sie von einer Plantarfasziitis betroffen sind, spüren Sie starke ziehende oder brennende Schmerzen unter der Ferse oder dem Fuß. Oft werden diese Schmerzen als „wie über Glas laufen” beschrieben. Typischerweise schmerzt die Fußsohle besonders, wenn Sie morgens das erste Mal auftreten oder nach längerem Sitzen den Fuß wieder aufsetzen. Ebenso typisch ist, dass die Schmerzen nachlassen, sobald Sie eine Weile laufen. Durch langes Stehen oder schweres Tragen können Sie wieder zunehmen.

    Wie wird eine Plantarfasziitis behandelt?

    In den meisten Fällen dauert es einige Monate, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist – für Läufer*innen frustrierend, gerade, wenn man sich bspw. in der Wettkampfvorbereitung befindet oder das Pensum steigern wollte. Akut ist eine Trainingspause sinnvoll und u. U. kurzfristig Schmerzmedikamente, langfristig müssen Sie aber nicht aufs Laufen verzichten. Entscheidend ist, dass Sie es mit Intensität, Umfang und Dauer nicht übertreiben und Ihr Training dosiert gestalten, damit die Entzündung nach und nach abklingen kann. Ein weiterer Aspekt, den Hobbyläufer*innen oft unterschätzen, ist eine gute Lauftechnik. Sie kann dafür sorgen, dass die Plantarfaszie weniger stark belastet wird. Wenn die Beschwerden nach einer Weile etwas besser geworden sind, sollten Sie Dehn- und Kräftigungsübungen für die Füße in Ihre Trainingsroutine aufnehmen. Weitere Tipps, um die Beschwerden zu lindern, sind z. B.:

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    • bequeme Schuhe mit weicher, dämpfender Sohle
    • hin und wieder die Fußsohle leicht massieren
    • die schmerze Stelle vor der Belastung etwas kühlen
    • kein Barfußlaufen
    • bei Übergewicht abnehmen

    Falls die Beschwerden nach einigen Wochen nicht besser werden, können ggf. Behandlungen wie Kortionsspritzen oder eine Stoßwellentherapie helfen. Bei der sog. extrakorporalen Stoßwellentherapie werden Schwallwellen mit hohem Druck durch die Fersenhaut auf die Plantarfaszie geleitet – die Wirksamkeit dieser Methode wird aber noch in der Forschung diskutiert. Ob eine Operation effektiv die Beschwerden lindern kann, ist bisher noch nicht ausreichend untersucht worden.

    Laufverletzung Nr. 2: Ermüdungsbruch im Fuß

    Sie treten auf und haben ohne offensichtliche Verletzung stechende oder ziehende Schmerzen im Fuß? Dann könnte es sich um einen Ermüdungsbruch bzw. eine Stressfraktur handeln. Das sind kleine Brüche im Knochen, die in den meisten Fällen durch eine zu starke und häufige Überbeanspruchung der Knochen entstehen. Klassischerweise also, wenn wir Läufer*innen zu intensiv und zu lange trainieren, ohne auf eine gute Regeneration und ausreichend Pausen zu achten.

    Ermüdungsbrüche können im Prinzip am ganzen Körper auftreten. Sie entstehen aber meistens dort, wo unser Körper der größten Belastung durch Stöße und Gewicht ausgesetzt ist, also bei den Füßen und Schienbeinen. Beim Fuß, der aus vielen verschiedenen kleinen Knochen zusammengesetzt ist, sind oftmals die Mittelfußknochen betroffen. Ebenso kann es aber auch im Fersenbein am hinteren Ende des Fußes zu Ermüdungsfrakturen kommen. Neben der körperlichen Belastung gibt es noch weitere Risikofaktoren für einen Ermüdungsbruch, u. a.:

    • Osteoporose
    • Fußfehlstellungen
    • Alter
    • Gewicht
    • Vitamin-D- und Kalzium-Mangel
    • Rauchen
    • Östrogenmangel (Frauen in der Menopause)
    • unpassende Schuhe

    Was sind typische Symptome eines Ermüdungsbruches?

    Das wichtigste Symptom sind Schmerzen am betroffenen Knochen, der sich z. B. beim Auftreten bemerkbar macht. Teilweise kann es zu Rötungen und Schwellungen kommen, diese treten aber nicht immer auf. Wie ausgeprägt der Schmerz ist, ist unterschiedlich: leichte Empfindlichkeit beim Anfassen des Knochens, Schmerzen nur beim Auftreten oder beinah lähmend starke Schmerzen, die jede Bewegung unmöglich machen. Aufgrund dieser Bandbreite können leichte Beschwerden schonmal als bloße Prellung oder Verstauchung missgedeutet werden. Wenn bei Ihnen solche Symptome auftreten, sollten Sie auf jeden Fall Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. Ein verschleppter Bruch birgt die Gefahr, dass es zu einem vollständigen Bruch kommt und u. U. Entzündungen auftreten.

    Wie ist der Heilungsverlauf bei einem Ermüdungsbruch im Fuß?

    Für einen guten Heilungsprozess reicht es in vielen Fällen aus, den Fuß zu schonen – Sie sollten also kein Training durchführen, dass den betroffenen Fuß belastet. Die Schonphase umfasst ungefähr 2–8 Wochen. Je nach individueller Situation sind folgende Maßnahmen ggf. noch sinnvoll:

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    • Kühlung
    • Schmerzmittel
    • orthopädische Hilfsmittel (Orthesen, Spezialschuhe usw.)
    • Physiotherapie
    • Fuß hochlagern

    Falls diese konservativen Maßnahmen keinen Erfolg bringen, muss ggf. operiert werden.

    Wie kann ich einem Ermüdungsbruch vorbeugen?

    Im Prinzip lässt sich ein Ermüdungsbruch leicht verhindern. Am allerwichtigsten ist es, dass Sie Ihre Belastung und Ihre Belastungsgrenze realistisch einschätzen und Ihrem Körper genügend Zeit geben, sich von den Anstrengungen zu erholen. Sie sollten darauf achten,

    • nur schmerzfrei zu trainieren,
    • passende Laufschuhe zu tragen,
    • die Intensität und Dauer Ihrer Läufe behutsam zu steigern,
    • ggf. im Vorfeld Fußfehlstellungen untersuchen zu lassen und
    • sich nährstoffreich zu ernähren.

    Laufverletzung Nr. 3: Haglundferse

    Eine Haglundferse ist eine knöcherne Ausstülpung an der Rückseite des Fersenbeins. Sie entsteht oft durch wiederholte Reibung und Druck zwischen der Ferse und dem Schuhwerk, was zu einer Reizung des umliegenden Gewebes führen kann. Diese Reibung kann eine Entzündung des Schleimbeutels verursachen, der zwischen der Achillessehne und dem Fersenbein liegt, was zu Schmerzen und Schwellungen an der Fersenrückseite führt. Betroffene spüren häufig stechende Schmerzen im Fersenbereich, die bei Belastung zunehmen.

    Die häufigste anatomische Ursache für eine Haglundferse ist ein Hohlfuß, bei dem das Fußlängsgewölbe übermäßig ausgeprägt ist, sodass hauptsächlich der Vorfuß und die Ferse den Boden berühren. Diese Fußstellung verändert die Achse des Fersenbeins, wodurch es stärker nach hinten hervortritt und anfälliger für Reibung wird. Zusätzlich kann eine Haglundferse durch übermäßiges Training, insbesondere auf harten Untergründen wie Asphalt, sowie durch das Tragen von zu engen oder schlecht sitzenden Schuhen begünstigt werden.

    Besonders wichtig für Läufer*innen: Läufe auf harten und ebenen Untergrund, also z. B. Asphaltstraßen, belasten den Fersenbereich besonders stark. Das gilt auch für Läufe bergauf. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass Ihre Schuhe im Fersenbereich genau passen, um Beschwerden wie einer Haglundferse vorzubeugen.

    Was sind häufige Symptome einer Haglundferse?

    Da die knöcherne Ausstülpung am Fersenbein am Schuh reibt, kommt es in diesem Bereich zu Druckstellen. Diese Druckstellen können sowohl den Schleimbeutel zwischen der Achillessehne und dem Fersenbein als auch die Achillessehne selbst reizen und entzünden. Diese Reizung kann zu einer Entzündung des Schleimbeutels und der Achillessehne führen. Schwellungen und Hautveränderungen wie Hornhautbildung sind ebenfalls möglich. Die Schmerzen treten zunächst häufig als Anlaufschmerzen auf, insbesondere morgens oder nach längeren Ruhephasen. Im späteren Krankheitsverlauf können die Schmerzen sogar beim Gehen und bei Ruhe auftreten. Enge oder schlecht sitzende Schuhe verschlimmern die Beschwerden oft erheblich. Ohne ärztliche Behandlung können die Beschwerden schlimmstenfalls sogar Ihren Alltag einschränken.

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    Wie wird die Haglundferse behandelt?

    Die Therapie einer Haglundferse kann langwierig sein und dauert von einigen Wochen bis hin zu einigen Monaten. In den meisten Fällen können Sie aber bei konsequenter Umsetzung der Therapie wieder schmerzfrei laufen. Was für Sie hilfreich ist, hängt davon ab, wie ausgeprägt die Haglundferse bei Ihnen ist. Um die Beschwerden dauerhaft zu bessern, können z. B. orthopädische Einlagen verwendet werden, die das Fersenbein entsprechend umstellen. Außerdem entlasten Einlagen die Muskeln, die an der Achillessehne ziehen. Falls Betroffene übergewichtig sind, ist ein Gewichtsverlust ratsam. Bei akuten Beschwerden sind Kühlbeutel sinnvoll. Abseits davon können Sie sogar selbst aktiv werden. Falls Sie neben einer Haglundferse von einem Hohlfuß betroffen sind, gibt es Übungen zur Verbesserung eines Hohlfußes, die sich auch positiv auf die Symptome der Haglundferse auswirken können.

    Als weitere Therapiemaßnahmen werden häufig die Ultraschall- und Stoßwellentherapie genannt; die Studienlage dazu ist aber uneinheitlich und der Nutzen wird noch diskutiert. Helfen diese konservativen Maßnahmen nicht bzw. besteht bereits eine Schädigung der Achillessehne, kann eine minimalinvasive Operation sinnvoll sein.

    Laufverletzung Nr. 4: Achillessehnenbeschwerden

    Achillessehnenbeschwerden sind im Laufsport weit verbreitet – sie tauchen 10-mal häufiger bei Läufer*innen auf als bei der „Normalbevölkerung“. bei Sie entstehen meistens durch Überbeanspruchung, schlechte Laufschuhe und/oder eine mangelhaften Aufwärmphase vor der Laufeinheit. Unterschieden wird zwischen einer akuten Achillessehnen-Entzündung und chronischen Beschwerden an der Achillessehne. Bei einer akuten Entzündung führt eine Überlastung zu Mikrorissen in der Sehnenstruktur, die Schmerzen verursachen. Bei einem chronischen Verlauf werden die geschädigten Sehnenfasern allmählich durch weniger belastbares Narbengewebe ersetzt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass kleine Gefäße und Nervenfasern in die Sehne einwachsen.

    Was sind typische Symptome bei Achillessehnenbeschwerden?

    Bei einer akuten Achillessehnen-Entzündung kommt es typischerweise zu Schmerzen, Schwellungen und einer Überwärmung der Achillessehne. Außerdem ist die betroffene Stelle sehr druckempfindlich. Die Schmerzen sind bei vielen Betroffenen morgens besonders stark, gerade beim ersten Auftreten. Die ersten Minuten beim Laufen sind ebenfalls unangenehm, wobei der Schmerz danach verfliegt und Sie „nur“ noch ein Ziehen in der betroffenen Region spüren. Nach dem Laufen und nachts treten erneut verstärkt Schmerzen auf.
    Bei einem chronischen Verlauf kommt es allmählich, über viele Monate oder gar Jahre hinweg zu einer schmerzenhaften Verdickung der Sehne selbst. Wichtig ist, dass es bei einem chronischen Verlauf nicht zu den typischen Entzündungsanzeichen wie eine Rötung oder Schwellungen kommt. Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Beschwerden sind, kommt es u. a. zu diesen Symptomen:

    • Schmerzen entlang der Sehne: dumpfe Schmerzen, die sich besonders bei Belastung entlang der Sehne ziehen. Die Beschwerden treten meist während oder nach dem Laufen auf und können mit der Zeit schlimmer werden
    • Druckempfindlichkeit: die Sehne und die umliegende Regionen sind bei Druck empfindlich
    • eingeschränkte Beweglichkeit: die Beweglichkeit des Sprunggelenks ist u. U. durch die Schmerzen eingeschränkt
    • Morgensteifigkeit: typisch ist eine morgendliche Steifigkeit der Achillessehne sowie der umliegenden Muskeln nach dem Aufstehen, die sich aber nach einigen Schritten allmählich wieder bessert

    Wie werden Achillessehnenbeschwerden behandelt?

    Egal, ob chronisch oder akut: Achillessehnenbeschwerden sollten ärztlich behandelt und nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bei einer akuten Entzündung ist meist eine kurze Sportpause nötig. Je nach individueller Situation benötigt die Achillessehne ungefähr 6–8 Wochen, bis Sie sie wieder normal belasten können. Chronische Achillessehnenbeschwerden können dagegen zu einer großen Geduldsprobe werden und bis zu einem Jahr oder sogar länger anhalten.

    Bei Sportarten, die die Achillessehne übermäßig belasten, wie z. B. Laufen, Tennis oder Fussball, ist eine vorrübergehende Pause je nach individueller Situation sinnvoll. Das heißt nicht, dass Sie völlig auf Sport verzichten müssen. Sie sollten stattdessen auf sehnenschonende Sportarten wie Radfahren, Krafttraining oder Schwimmen umsteigen sollten. Abseits davon können gepolsterte Einlagen, Bandagen und Fersenerhöhungen die Achillessehne entlasten. Eine sog. manuelle Therapie kann ggf. Verspannungen und Reizungen lösen.

    Denn trotz der Beschwerden ist es ratsam, dass Sie Ihre Sehne gezielt belasten. Das ist deshalb wichtig, weil durch die gezielte Belastung die Sehnenzellen angeregt werden, Kollagen und bestimmte Proteine zu bilden. Die Bewegung trägt somit zur Regeneration der Achillessehne bei. Sie sollten sich langsam herantasten, welche Belastungen für Ihre Sehne in Ordnung sind und sich mit Ihrem Orthopäden bzw. Ihrer Orthopädin abstimmen.

    Eine zusätzliche Übung für die gezielte Belastung der Achillessehne kann das sog. Tendoloading sein. Eine Trainingsart des Tendoloading sieht so aus: Je nach Schmerz und Trainingszustand stehen Sie dafür ein- oder beidbeinig mit dem Vorfuß auf einer Treppenstufe. Lassen Sie nun Ihre Ferse nach unten senken und drücken sich dann in den Zehenstand. Empfohlen werden z. B. täglich 3 x 30 Wiederholungen. Wichtig ist für Sie, dass Sie leider mit etwas Schmerzen rechnen müssen. Sie sollten das Training aber erst abbrechen, wenn Ihre Toleranzgrenze überschritten wird. Falls die genannten Methoden nicht helfen bzw. die Sehne bereits durch die Umbauprozesse sehr stark verändert ist, ist u. U. eine Operation nötig.

    Laufverletzung Nr. 5: Probleme mit der ischiocruralen Muskulatur („Hamstring“)

    Die sog. ischiocrurale Muskulatur, gerne auch als „Hamstrings“ bezeichnet, ist eine Muskelgruppe der rückseitigen Oberschenkelmusklatur. Beim Laufen übernimmt diese Muskelgruppe wichtige Funktionen: Sie streckt das Hüftgelenk und ist an der Beugung des Kniegelenks beteiligt. Zusätzlich stabilisiert sie das vordere Kreuzband, das am Kniegelenk liegt. Aufgrund der wiederholten Belastungen und schnellen Bewegungen, die mit dem Laufen verbunden sind, sind Läufer*innen besonders anfällig für Verletzungen der ischiocruralen Muskulatur. Typischerweise treten auch hier Probleme bei Überbelastung und zu geringer Erholung auf. Gleichzeitig erhöhen ständig sitzende Tätigkeiten die Verletzungswahrscheinlichkeit: Die Muskulatur der Oberschenkelrückseite verliert so auf Dauer an Dehnbarkeit und Beweglichkeit.

    Joggen für Anfänger: So gelingt der Einstieg ins Lauftraining - Tipps, Trainingsplan & Fallstricke

    Was sind typische Symptome?

    Hamstring-Probleme können in verschiedenen Graden auftreten:

    • Grad 1: leichte Muskelzerrung
    • Grad 2: teilweiser Muskelriss
    • Grad 3: vollständiger Muskelriss

    Leichte Zerrungen der hinteren Oberschenkelmuskulatur verursachen plötzliche Schmerzen, außerdem ist die Rückseite des Oberschenkels empfindlich. Es kann mitunter schmerzhaft sein, das Bein zu bewegen, zudem können Muskelkrämpfe auftreten. Außerdem kann es sein, dass sich nach längeren Ruhephasen und nach dem Aufwachen das Bein steif anfühlt und die Beweglichkeit etwas eingeschränkt ist. Teilrisse der Muskulatur sind wesentlicher schmerzhafter und druckempfindlicher. Es kann zu Schwellungen und Blutergüssen an der Oberschenkelrückseite kommen. Vollständige Muskelrisse führen i. d. R. zu starken Schmerzen. Die betroffene Stelle reagiert sehr empfindlich auf Druck und ist geschwollen. Sie spüren vermutlich ein „pochendes” Gefühl und können das betroffene Bein nicht mehr aufsetzen.

    Wie werden Verletzungen bei den Hamstrings behandelt?

    In vielen Fällen ist eine konservative Behandlung ausreichend, aber letztlich hängt die genaue Behandlung von der Schwere der Verletzung ab. Eine Genesung kann je nach Schweregrad der Verletzung einige Tage, Wochen oder sogar Monate dauern.

    Bei einer akuten Verletzung der Hamstrings, etwa einer Zerrung, sollten Sie das Training sofort stoppen. Halten Sie sich an die PECH-Regel: Pause, Eis, Kompression und Hochlagerung. In den ersten 2 bis 3 Tagen sollte das betroffene Bein möglichst wenig belastet werden. Kurzfristig können Schmerzmittel wie Ibuprofen zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, allerdings sollte die Einnahme in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Sobald die akuten Schmerzen nachlassen, kann das Bein vorsichtig wieder belastet werden.

    Die Hamstrings und die umliegende Muskulatur sollten durch gezielte Dehnübungen und Krafttraining gestärkt und die Flexibilität verbessert werden. Diese Übungen sollten Sie langfristig in Ihr Training einbauen, um weiteren Verletzungen vorzubeugen. Ergänzend können Maßnahmen wie die Manuelle Therapie, Elektrostimulation und Stoßwellentherapie angewendet werden. Sobald alle Übungen schmerzfrei durchgeführt werden können, können Sie – nach ärztlicher Absprache – langsam wieder ins Training einsteigen.

    Mit einer nährstoffreichen Ernährung und genügend Regenrationsphasen lassen sich viele typische Sportlerverletzungen vorbeugen.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl

    Häufige Patientenfragen

    Wie kann ich Laufverletzungen am besten vorbeugen?

    Dr. Dr. T. Weigl
    Leider lassen sich Laufverletzungen nicht zu 100 % vermeiden, aber in vielen Fällen vorbeugen. Am wichtigsten ist eine gute, auf das eigene Leistungsvermögen abgestimmte Trainingsplanung. Sie sollten Ihr Trainingsvolumen, also Distanz, Dauer und Intensität langsam und kontinuierlich steigern, um sich nicht zu überfordern. Viele Verletzungen resultieren aus einer Überbelastung von Muskulatur und Sehnen. Ebenso wichtig ist ein gutes Warm-Up vor Ihren Einheiten und eine gute, ausreichend lange Regenerationsphase. Neben dem passenden Schuhwerk sind Kräftigungsübungen sinnvoll, um eine gute Laufhaltung zu haben und die belasteten Körperteile so gut wie möglich zu stabilisieren. Ein nährstoffreiches Ernährungsmuster ist zudem für eine gute Regenerationsphase unerlässlich.

    Was kann ich für meine Fußgesundheit tun?

    Dr. Dr. T. Weigl
    Selbst regelmäßige Läufer*innen tun oft zu wenig für ihre Fußgesundheit. Gute Tipps für gesunde Füße sind u. a.:

    • regelmäßig Barfuß gehen, wodurch die Muskulatur der Zehen und des Fußgewölbes trainiert wird
    • regelmäßige Dehnübungen
    • Fußmassage
    • abwechselndes Schuhwerk
    • Fußbäder & Cremes

    Bei Achillessehnenbeschwerden sollte kein Kortison verwendet werden – stimmt das?

    Dr. Dr. T. Weigl
    Im Prinzip kann Kortison kurzfristig bei chronischen Achillessehnenschmerzen eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern. Längerfristig kann Kortison die Qualität des Sehnengewebes beeinträchtigen, indem es die Kollagenproduktion beeinträchtigt. Das kann langfristig das Risiko z. B. für Achillessehnenrisse erhöhen. Außerdem behebt Kortison nicht die zugrundliegenden Strukturveränderungen in der Sehne, die die Probleme verursachen. Eine langfristige Verwendung ist daher nicht empfohlen.

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    Hatten Sie bereits einer dieser Sportverletzungen oder eine ganz andere? Wie sind Sie damit umgegangen und wie verlief der Heilungsprozess? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!

    Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

    Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
    Veröffentlicht am: 18.11.2024

    Quellen

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    • Dennis van Poppel et al. (2021): Risk factors for overuse injuries in short- and long-distance running: A systematic review, in: Journal of Sports and Health Science 10/1, S. 14–28.
    • Erieta Dimitrije Nikolikj–Dimitrova et al. (2018): The Effectiveness of Radial Extracorporeal Shock Wave Therapy for Chronic Achilles Tendinopathy: A Case Report with 18 Months Follow-Up, in: Open Access Macedonian Journal of Medical Sciences 6/3, S. 523–527.
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    • IQWiG (Hg.) (2024): Schmerzen unter dem Fuß (Plantarfasziitis), in: gesundheitsinformation.de.
    • Jack T. Hickey et al. (2022): Hamstring Strain Injury Rehabilitation, in: Journal of Athletic Training 57/2, S. 125–135.
    • Joseph J. Knapik & Rodney Pope (2020): Achilles Tendinopathy: Pathophysiology, Epidemiology, Diagnosis, Treatment, Prevention, and Screening, in: Journal of Special Operations Medicine 20/1, S. 125–140.
    • Larissa Theis: Therapie von Achillessehnen¬beschwerden, in: sportaerztezeitung.com.
    • Lilian Kura (2020): Risikofaktoren für Verletzungen der Hamstring-Muskulatur, in: zeitschrift-sportmedizin.de.
    • M. Wünnemann & D. Rosenbaum (2009): Chronische Tendinopathie der Achillessehne- ein multifaktorielles Beschwerdebild, in: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 60/11, S. 339–344.
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    • Raju Vaishya et al. (2016): Haglund’s Syndrome: A Commonly Seen Mysterious Condition, in: 8/10, e820.
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    • Thomas Trojian & Alicia K. Tucker (2019): Plantar Fasciitis, in: American Family Physician 99/12, S. 744–750.
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