Arthrose der Wirbelsäule auf einen Blick
Was ist eine Wirbelgelenkarthrose?
- Fachbegriff: Spondylarthrosis deformans
- degenerative Veränderung von Wirbelsäulenteilen
- Verschleiß-Erkrankung: Wirbelgelenke reiben aufeinander, wenn der dazwischen liegende Knorpel „aufgebraucht“ ist
Wer bekommt eine Wirbelgelenkarthrose?
- Jeder kann betroffen sein
- Frauen > Männer
- Risiko steigt mit dem Alter
- fast alle Patienten über 60 haben arthrotische Veränderungen an der Lendenwirbelsäule
- 40 Prozent der Patienten über 40 mit Rückenschmerzen haben arthrotische Veränderungen
Was sind die Symptome einer Wirbelgelenkarthrose? (Auszug)
- allgemein: schmerzhafte Bewegungseinschränkungen
- Beschwerden sind abhängig vom Bereich
- unterer Teil: Kreuzschmerzen, die möglicherweise ausstrahlen
- mittlerer Teil: Rückenschmerzen, Schmerzen hinter dem Brustkorb (möglicherweise atemabhängig); bei Beteiligung des Nervensystems: Mattheit, Kaltschweißigkeit, Übelkeit
- oberer Teil: Nacken- und Schulterschmerzen (Ausstrahlen möglich), eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes, ggf. Schwindel und Ohrensausen
Wie wird eine Wirbelgelenkarthrose behandelt? (Auszug)
- Ziel: vor allem Schmerzfreiheit im Alltag
- konservativ: Physiotherapie, Gewichtsreduktion, physikalische Therapie (bspw. Wärme- oder Elektrotherapie), Medikamente (entzündungshemmende Schmerzmittel)
- operativ: Art der Operation ist abhängig vom Schweregrad
- Verödung von Nervenenden zur Behandlung der Schmerzen
- Wirbelsäulenversteifung für die Stabilität
Unsere Tipps bei Wirbelgelenkarthrose
- gezielte Muskelübungen
- Sport- und Ausgleichsübungen, dabei einseitige Belastung vermeiden
- chronisch mit Wärme behandeln, bei akuten Schüben mit Kälte
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenDie Wirbelgelenkarthrose (sog. ‚Spondylarthrosis deformans‘) ist eine degenerative, nicht-entzündliche Erkrankung der Knorpel der Wirbelsäulengelenke. Sie gehört zu den häufigsten Arthrosen, vor allem im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule. Als Ursachen gelten der altersbedingte Knorpelverschleiß und die Fehlbelastung der Gelenke. Zu den Symptomen der Wirbelgelenkarthrose gehören Rückenschmerzen bei Belastung sowie Schmerzen im Zuge von Bückbewegungen. Je nach betroffenem Bereich kann es auch zu Nacken- und Kopfschmerzen kommen. Die Erkrankung kann zunächst konservativ und medikamentös behandelt werden. Erzielen diese Therapieansätze keine Erfolge, kann auch eine Operation Abhilfe schaffen.
Was ist Wirbelgelenkarthrose?
Der Fachbegriff für die Arthrose der Wirbelsäule lautet Spondylarthrosis deformans. Die Spondylarthrose ist eine Arthrose der kleinen Wirbelsäulengelenke (auch oft Facettengelenke genannt). Hat man eine symptomatische Spondylarthrose, d. h. leidet man unter Schmerzen und weiteren Beschwerden, so spricht man auch vom sog. Facettensyndrom.
Die Wirbelgelenkarthrose ist eine degenerative, also durch Verschleiß bedingte Erkrankung. Sie beschreibt die Zerstörung der kleinen Wirbelgelenke durch Aufeinanderreiben infolge eines Knorpelabbaus. Dies verursacht Schmerzen und schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Die Wirbelgelenkarthrose ist nur eine von mehreren degenerativen Wirbelsäulenprozessen.
Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Wir alle bekommen sie, wenn wir nur lang genug leben.
— Dr. Tobias Weigl
Wissen Sie schon jetzt alles, was Sie wissen wollten? Im nachfolgenden Beitrag widmet sich Dr. Dr. Tobias Weigl dem Thema Arthrose noch einmal im Allgemeinen und geht dabei vor allem auf die Entstehung des Knorbelschadens ein.
Begleiterkrankungen der Wirbelgelenkarthrose
Die folgenden drei Erkrankungen gehen häufig mit einer Arthrose einher:
- Chondrose: Typisches Symptom ist der Verlust von Flüssigkeit in den Bandscheiben. Dadurch kommt es zu einer Höhenabnahme zwischen den Wirbelkörpern. Die Bandscheiben sind nicht durchblutet, sondern werden durch Diffusion mit Nährstoffen versorgt. Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen und zu einer Abnahme der Elastizität. So entstehen Risse und Lücken. Im Fachjargon spricht man dann von einer Chondrose intervertebralis.
- Osteochondrose: Durch den Verschleiß der Bandscheiben wird die Belastung auf die Wirbelkörper größer. Die Wirbelkörper bilden einen sog. Kalksaum. Dies bezeichnet man als sog. Sklerose unterhalb der Knorpelfläche. Eine Osteochondrose beruht auf degenerativen Veränderungen der Bandscheiben und der Wirbel. Letztlich ist bei dieser Erkrankung die Umwandlung von Knorpel zu Knochen – ein normaler Bestandteil des Wachstumsprozesses – gestört.
- Spondylose: Um die reduzierte Stabilität zu kompensieren, bilden sich knöcherne Ausziehungen bzw. Anbauten. Der Knochen bzw. der Wirbelkörper verändert also seine Form. Diese sog. Spondylophyten können zwei Wirbelkörper überbrücken und es kommt zu Bewegungseinschränkungen. Diese können letztlich in einer Versteifung der Wirbelsäule gipfeln.
Wie ist unsere Wirbelsäule aufgebaut und wie funktioniert sie?
Das Achsenskelett des menschlichen Körpers wird von einem zentralen Bestandteil gestützt – der Wirbelsäule (sog. ‚Columna vertebralis‘). Diese setzt sich zusammen aus 23 sogenannten Bewegungssegmenten, die aus Wirbeln, Bändern und Bandscheiben bestehen. Die Bewegungssegmente sind durch mehrere Gelenke miteinander verbunden und ermöglichen es der Wirbelsäule, bei hoher Stützkraft auch ein hohes Maß an Beweglichkeit zu gewährleisten.
Die Wirbelsäule ist unterteilt in die Bereiche Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie Kreuz- und Steißbein und die durch Arthrose verursachten Beschwerden sind von Bereich zu Bereich unterschiedlich. Die einzelnen Wirbel bestehen aus Wirbelkörpern und -bögen, deren Anatomie sich je nach Abschnitt unterscheidet und so Flexibilität garantiert. Die Verbindung zwischen zwei Wirbeln ist zwar relativ fest und ein einziges Bewegungssegment daher verhältnismäßig unbeweglich. Allerdings führt die Summe der insgesamt 23 Bewegungssegmente zu einer sehr hohen Beweglichkeit.
Ursachen für eine Arthrose der Wirbelsäule
Die Ursachen für Wirbelgelenkarthrose sind vielfältig und verschieden. Während in der Vergangenheit zumeist mechanische Be- und Überlastung als Ursache genannt wurde, zeigen neuere Studien, dass sowohl die Genetik als auch das Vorhandensein bestimmter Hormone (v. a. aus dem Fettgewebe) negativen Einfluss auf die Knorpelzellen haben.
Allgemein lassen sich für die Entstehung der Erkrankung die folgenden Risikofaktoren nennen:
- Familiäre Veranlagung
- Übergewicht und Stoffwechselstörungen
- Konstante mechanische Überlastung (durch bspw. Leistungssport wie Fußball)
- Entwicklungsstörungen (z. B. eine Hüftdysplasie)
- Fehlwachstum nach Knochenbrüchen
- vorangegangene Beschädigung
Aufgrund der auftretenden Schmerzen infolge einer Wirbelgelenkarthrose kommt es zu Muskelverspannungen, die wiederum Ergebnis von Fehlhaltungen und -bewegungen sind. Auf diese Weise wird der Schmerzkreislauf allerdings nur verstärkt.
Wer ist gefährdet?
Eine Arthrose der Wirbelsäule kann Jeden von uns betreffen. Allerdings sind von der Wirbelgelenkarthrose häufiger Frauen als Männer betroffen. Das Risiko einer Erkrankung steigt wie bei jeder Arthrose, z. B. Hüftarthrose, mit dem Alter. Ab 60 Jahren sind bei beinahe jedem Patienten im Bereich der unteren Wirbelsäule, also der Lendenwirbelsäule (LWS), arthrotische Prozesse zu beobachten. In 40 Prozent der Fälle der über 40-Jährigen werden Rückenschmerzen durch eine Arthrose in diesem Bereich verursacht. Bei unter 40-Jährigen sind es dagegen nur 15 Prozent.
Mehr als 90 Prozent der über 60-Jährigen haben eine sog. Spondylarthrose. Jedoch leiden nur weniger als ein Viertel der Betroffenen auch an Beschwerden. Die Mehrheit hat also eine Arthrose der Wirbelsäule, ist aber beschwerdefrei.
Die Symptome: Woran erkennt man, dass man an Wirbelgelenkarthrose leidet?
Als Symptome der Wirbelgelenkarthrose gelten vor allem schmerzhafte Bewegungseinschränkungen sowie unterschiedlich ausfallende Schmerzen. Die Schmerzen sind abhängig von dem Bereich, der von den arthrotischen Veränderungen betroffen ist.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule, also dem unteren Bereich, kommt es vor allem zu Kreuzschmerzen, die sich ein- oder beidseitig bemerkbar machen können. Häufig treten diese Schmerzen im Zuge der ersten Bewegung als Anlaufschmerz nach einer längeren Ruhepause oder im Anschluss an Belastung ein. Diese Schmerzen können auch noch ausstrahlen, in das Gesäß und sogar bis in Ober- und Unterschenkel.
Arthrose an den Wirbelgelenken im Bereich der Brustwirbelsäule äußert sich in Form von Schmerzen im Rücken und im hinteren Brustkorb. Diese Schmerzen können atemabhängig entstehen und auch ausstrahlen, bis in den vorderen Brustbereich. Der an den Wirbelkörpern anliegende vegetative Grenzstrang, ein Teil des Nervensystems, kann irritiert werden und so Übelkeit, Mattheit sowie Kaltschweißigkeit verursachen.
Zu Nacken- und Schulterschmerzen kann es kommen, wenn die Halswirbelsäule betroffen ist. Häufig sind diese Schmerzen einseitig. Sie können in den Oberarm und in den Hinterkopf ausstrahlen. Hinzu kommt eine für diesen Bereich typische eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes. Gegebenenfalls können auch ein Schwindelgefühl oder Ohrensausen eintreten.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Die Diagnose der Wirbelgelenkarthrose erfolgt über eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebender Verfahren. Auch eine Laboruntersuchung kann vorgenommen werden.
Im Anamnesegespräch zwischen Arzt und Patient werden die Krankengeschichte erfasst und aktuelle Symptome erfragt. Außerdem informiert sich der Arzt über bestehende Vorerkrankungen, Fälle von Arthrose in der Familie, den Beruf des Patienten sowie Medikamente, die dieser regelmäßig einnimmt. Im Zusammenhang mit der Wirbelgelenkarthrose wird der Arzt auch nach Taubheitsgefühlen oder Kraftverlust fragen.
Die klinische Untersuchung dient der Aufnahme allgemeiner Daten wie Alter, Größe und Gewicht. Dann wird der Patient abgetastet und aufgefordert, bestimmte Bewegungen zu vollführen, sodass der Arzt sich ein Bild von bspw. Fehlbelastungen machen kann. Außerdem überprüft der Arzt einzelne Bewegungen selbst. Ziel der Untersuchung ist die genaue Verortung des von der Arthrose betroffenen Wirbelgelenks.
Die Bildgebung ist ausschlaggebend
Ein Röntgenbild liefert die wichtigsten Hinweise in Bezug auf arthrotische Veränderungen. Ein abgenutzter Knorpel lässt sich am besten durch einen verschmälerten Gelenkspalt zwischen den Wirbelgelenken erkennen. Aber anhand eines Röntgenbildes kann der Arzt auch Unregelmäßigkeiten an Gelenkflächen und knöcherne Deformierungen oder Anbauten (sog. ‚Osteophyten‘) erkennen. Vor allem im Lendenwirbelsäulenbereich können zudem Verschiebungen der Wirbelkörper sichtbar werden.
Die Computertomografie kann ein noch klareres Bild des Wirbelgelenkzustands liefern und die Diagnose absichern. Eine Magnetresonanztomografie ermöglicht zudem eine Übersicht der kompletten Lendenwirbelsäule, sodass auch alle Bandscheibenzwischenräume dargestellt werden. Bei diesen beiden Methoden werden auch Zysten, die sich an den Gelenken bilden können, erkennbar.
Eine Laboruntersuchung, bei der bspw. Blut oder Gelenkflüssigkeit untersucht werden, dient vor allem dem Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen.
Fakten-Box
Wirbelgelenkarthrose/Spondylarthrosis deformans
- Frauen > Männer
- Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu
- betroffen sind rund 90 Prozent der über 60-Jährigen
Symptome
- Rückenschmerzen (ein- und beidseitig)
- Schmerzen bei Bewegungsbeginn und nach Belastung der Gelenke
- Nacken-, Schulter- und Kopfschmerzen
- schmerzhafte Bewegungseinschränkungen
- stemabhängige Schmerzen
- Schmerzen im Ober- bzw. Unterschenkel infolge von Rückenschmerzen
- Übelkeit, Mattheit, Kaltschweißigkeit
- Ohrensausen, Schwindel
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Wirbelgelenkarthrose ist nicht ganzheitlich heilbar. Vielmehr soll die Behandlung dabei helfen, das alltägliche Leben weiter schmerzfrei zu gestalten. Zunächst sollte also eine sogenannte konservative Therapie als Behandlungsmöglichkeit in Erwägung gezogen werden, bei der auch Medikamente zum Einsatz kommen können. Eine operative Therapie sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn die Kombination aus konservativer und medikamentöser Therapie nicht zum gewünschten Ergebnis führt.
Im Rahmen einer konservativen Therapie der Wirbelgelenkarthrose werden vor allem physiotherapeutische Maßnahmen Anwendung finden. Diese dienen dazu, den Patienten zu mobilisieren sowie seine Muskeln zu kräftigen und zu dehnen. Eine Anpassung der Lebensumstände, bspw. die Reduktion von Übergewicht, kann auch zur Besserung beitragen. Letztlich kann auch eine physikalische Therapie, die der Schmerzlinderung dienen soll, Anwendung finden, bspw. in Form von Elektrotherapie oder therapeutischen Bädern (sog. ‚Balneotherapie‘).
Medikamente können unterstützend eingesetzt werden. Zu den üblichen Präparaten gehören entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac. Der Arzt kann auch in Erwägung ziehen, Betäubungsmittel direkt in das Gelenk zu geben – dieser Vorgang wird Infiltration genannt.
Welches Medikament soll in welchem Maße bei Arthrose angewendet werden? Dr. Weigl erklärt in diesem Video, welche Risiken mit welchen Medikamenten einhergehen und wie die einzelnen Medikamente zum Einsatz kommen sollten.
Mehrere Operationsmöglichkeiten
Zeigt die konservative Therapie in Kombination mit der medikamentösen Behandlung keine nennenswerten Erfolge, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Dabei muss die Art der Operation aber abhängig vom Schweregrad der Wirbelgelenkarthrose gewählt werden.
Um bspw. Schmerzen zu lindern, die trotz Medikamenten immer wieder auftreten, kann eine sogenannte elektrochirurgische Verödung durchgeführt werden. Dabei werden Nerven, die das Schmerzempfinden auslösen, mit einer Hitze-Sonde verödet. Dieser Eingriff findet nicht unter Vollnarkose statt, da der Patient mitarbeiten muss. Der Arzt überprüft Stellen, an denen er das Entstehen des Schmerzempfindens vermutet und wartet dann, ob der Patient diesen Verdacht bestätigt. So kann eine nebenwirkungsarme Behandlung gewährleistet werden.
Ist die Arthrose weiter fortgeschritten, können auch größere Eingriffe unternommen werden. Dazu gehört z.B. die versteifende Operation der Wirbelsäule, die einer Instabilität entgegenwirken soll. Dabei werden einzelne Bewegungssegmente über Implantate, bspw. Schrauben-Stabsysteme, miteinander verbunden.
Aktuelle Forschung – Arthrose akustisch früher erkennen
Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass sich Kniegelenkarthrose mithilfe von Schall gut diagnostizieren lässt. Das Verfahren soll dazu imstande sein, den Verschleiß des Gelenks genauso zuverlässig abzubilden wie andere Untersuchungsmethoden und außerdem andere auffällige Veränderungen darzustellen, die bei der normalen Bildgebung untergehen. Das Team um Jörn Kiselev von der Charité Universitätsmedizin Berlin veröffentlichte seine Ergebnisse 2019 in der Fachzeitschrift Journal of Medical Engineering and Physics.
Auch wenn Arthrose schon als Volkskrankheit durchgehen kann – hierzulande sind etwa 18 Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen – wird die Diagnose noch immer oft zu spät gestellt. Die Gelenkschäden sind im Rahmen der normalen Bidgebung schlicht erst spät erkennbar. Allerdings äußern sich solche Gelenkschäden oft schon in Geräuschen, die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sind. Aus diesem Grund entwickelten die Forscher ein mit einem Sensor gepaartes Mikrofon, das dazu in der Lage sein soll, „gesunde“ Geräusche von anderen zu unterscheiden und so automatisch auf krankhafte Gelenkveränderungen hinzuweisen. Sie konzipierten auf der Grundlage von Geräuschen, die sie mit knöchernem Material verursachten, ein Schallprofil.
Die neue Methode im Test
Anhand von 29 Probanden, die dazu aufgefordert wurden, Kniebeugen zu machen, gewannen die Forscher dann erste Ergebnisse. Zuvor hatten sie die Kniegelenke bereits mittels MRT untersucht. In 95 Prozent der Fälle stimmten die Befunde der akustischen Methode mit denen der herkömmlichen Untersuchungen überein. Zudem ergaben sich weitere auffällige Schallmuster, die Hinweise auf Veränderungen liefern können, die bei der Bildgebung nicht aufgefallen sind. Möglicherweise ist die Schalluntersuchung also sogar sensibler als die bisherige Bildgebung.
Dies kann im Umkehrschluss bedeuten, dass arthrotische Veränderungen künftig früher erkannt werden können. Allerdings müssen dafür noch weitere Studien erfolgen. Eine frühere Diagnose würde aber entscheidend dazu beitragen, den Behandlungserfolg zu verbessern.
Quelle: Jörn Kiselev u. a. (2019): Detection of osteoarthritis using acoustic emission analysis. In: Journal of Medical Engineering and Physics 65, S. 57–60.
Häufige Patientenfragen
Kann ich der Entstehung einer Wirbelgelenkarthrose vorbeugen?
Dr. Dr. T. Weigl
Natürlich, vor allem durch konsequentes Muskelaufbautraining. Auch wenn eine Wirbelgelenkarthrose durch verschiedene Faktoren entsteht, ist ein Großteil der Fälle auf eine schwache Muskulatur zurückzuführen. Lassen Sie sich in diesem Zusammenhang am besten von einem Physiotherapeuten beraten.
Was muss ich nach einer elektrochirurgischen Verödung beachten?
Dr. Dr. T. Weigl
Für einen Zeitraum von mehreren Tagen sollten Sie von Ihrem Arzt abschwellende und schmerzlindernde Medikamente verschrieben bekommen. Ebenso empfiehlt sich eine begleitende Gymnastik, sodass die Stützmuskulatur aufgebaut werden kann. Setzen Sie die dabei gelernten Übungen wenn möglich eigenständig fort.
Wie gefährlich ist Wirbelgelenkarthrose?
Dr. Dr. T. Weigl
Sie ist nicht lebensbedrohlich, aber sie nicht behandeln zu lassen, wird über kurz oder lang zu immer schlimmeren Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Die Therapie einer solchen Arthrose ist vielfältig und operative Eingriffe müssen nicht immer erfolgen.
Haben Diabetiker wirklich mehr Probleme mit Arthrose?
Dr. Dr. T. Weigl
Tatsächlich hat man mittlerweile herausfinden können, dass Diabetiker größere Probleme mit Arthrose haben als Patienten, die nicht von der Zuckerkrankheit betroffen sind. Diabetiker haben häufiger Arthrose und leiden auch stärker unter den durch die Gelenkerkrankung verursachten Schmerzen. Das bedeutet vor allem, dass bei der Therapie einige Aspekte berücksichgt werden müssen. So wirkt sich die korrekte Einstellung des Blutzuckerspiegels bspw. positiv auf die Schmerzen aus. Das heißt, dass diese Patienten noch strikter kontrolliert werden müssen und eine bewusste Ernährung umso wichtiger wird. Außerdem kommen den Aspekten Bewegung und Physiotherapie eine je noch größere Bedeutung zu als ohnehin schon.
Sie können sich auch gerne mein Video zum Thema anschauen, in dem ich mehr ins Detail gehe und alle wichtigen Zusammenhänge erläutere.
Haben Sie irgendwelche Tipps für den Umgang mit Arthrose?
Dr. Dr. T. Weigl
Im Grunde sollten Sie Ihre Krankheit erst einmal bestmöglich verstehen. Dazu gehört auch, dass Sie sich von Ihrem Arzt alles wichtige darüber erklären lassen. Fordern Sie ihn notfalls dazu auf, alles verständlich zu erläutern. In diesem Zusammenhang ist es dann auch wichtig, gemeinsam mit dem Arzt ein klares Therapieziel zu beschließen. Dazu gehört auch, dass sie gemeinsam einen Behandlungsplan festlegen, der Sie letztlich an dieses Ziel bringt. Achten Sie darauf, dass sich Ihre Therapie ganzheitlich gestaltet. Das heißt, dass viele Methoden miteinbezogen werden sollten. Denn Behandlungsmaßnahmen erreichen bei Arthrose alle Patienten unterschiedlich, sodass die Behandlung individuell an Ihre Bedürfnisse angepasst werden muss. Das schließt auch mit ein, dass die Therapie regelmäßig angepasst werden muss.
Typisches Patientenbeispiel
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Autoren: Tobias Möller, Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Dr. Tobias Weigl
Veröffentlicht am: 13.03.2018; zuletzt aktualisiert: 27.06.2019
Quellen
- Dr. med. Jean-Louis Dumas (2014): Wirbelsäulengelenkarthrose – wie behandeln?
- Johannes-Martin Hahn (2013): Checkliste Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Antje Hüter-Becker, Mechthild Dölken (Hrsg.) (2015): Physiotherapie in der Orthopädie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Jörn Kiselev u. a. (2019): Detection of osteoarthritis using acoustic emission analysis. In: Journal of Medical Engineering and Physics 65, S. 57–60.
- Walter Siegenthaler, André Aeschlimann (Hrsg.)(2005): Siegenthalers Differenzialdiagnose: Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Martin Weyreuther et al. (2006): MRT-Atlas: Orthopädie und Neurochirurgie. Wirbelsäule. Springer-Verlag, Heidelberg.
Arno Gerloff
07.09.2020 12:52Gut verständlich und ausführlich genug. Dient mir in der Vorbereitung auf mein nächstes Arztgespräch mit meinem Orthopäden.