„Nach einem Bruch oder einer Operation muss man nicht zwangsläufig ein CRPS erwarten. Treten jedoch Symptome wie Rötungen, Schwellungen und Schmerzen über den betroffenen Bereich hinaus auf, sollte diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden.“
— Dr. Tobias Weigl
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Das CRPS (Komplexes Regionales Schmerzsyndrom) kann hauptsächlich nach Unfallverletzungen wie etwa Brüchen auftreten, zumeist an den Gliedmaßen. Eine schnelle Behandlung ist wichtig, um zu verhindern, dass es chronisch wird. Die Symptome des CRPS folgen nach einiger Zeit der anfänglichen Verletzung (teils nach Wochen): Unangemessene, dauerhafte Schmerzen sowie motorische Beeinträchtigungen oder sensorische Störungen gehören zu den Hauptsymptomen. Mehr zu den Beschwerden und Therapie-Möglichkeiten erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist CRPS?
CRPS (aus dem Englischen Complex Regional Pain Sydrom = Komplexes Regionales Schmerzsyndrom) ist eine Folge einer Gewebsverletzung. Diese kann durch einen Unfall ausgelöst werden, wie etwa einen Bruch (sog. ‚Fraktur‘) oder auch durch einen operativen Eingriff. Allerdings können auch kleinere Verletzungen Ursache sein, die dem Betroffenen wenig Kopfzerbrechen bereiteten und schon lange vergessen sind, wenn die Symptome des CRPS einsetzen. Nach der anfänglichen Verletzung kommt es mit einigem Abstand (bis zu mehreren Wochen) zu Schmerzen im Bereich der Verletzung, die jedoch nicht durch die anfängliche Verletzung erklärt werden können.
Was die genaue Ursache für CRPS ist, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Vermutlich kommt es durch die Verletzung zu einer Fehlregulation des sympathischen Nervensystems. Der sog. Sympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems, also des Nervensystems, das weitgehend der bewussten Kontrolle entzogen ist. Das stört den Heilungsprozess. An der betroffenen Stelle kommt es zu vermehrten Ausschüttungen von schmerzverursachenden Substanzen, welche wiederum den Blutfluss stören. Die Folgen sind Wassereinlagerungen und zunehmender Umbau verschiedener Strukturen, wie etwa der Knochen, was zu Schmerzen und auch Funktionsstörungen im betroffenen Bereich führt.
CRPS ist noch unter weiteren Namen bekannt. Der englische Begriff, Complex Regional Pain Syndrom, ist die Grundlage der gebräuchlichen Abkürzung CRPS. Der bekannteste der weiteren Namen ist Morbus Sudeck, nach dem Entdecker der Krankheit, Paul Sudeck. Der Begriff wird heute zugunsten des deutlicheren ‚Komplexes regionales Schmerzsyndrom‘ weniger benutzt. Weitere Bezeichnungen sind Sudeck-Syndrom, Algodystophie, Sudeck-Dystrophie oder Sympathische Reflexdystrophie. Letzteres ist abgeleitet von den angenommenen Fehlregulierungen des Sympathikus, welche sich störend auf die Heilung auswirken.
Gut zu wissen!
Der gebürtige Holsteiner Paul Sudeck (1866–1945) war Hamburger Arzt und späterer Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Eppendorf. Er beschrieb die Krankheit erstmalig 1900 und gab ihr damit seinen Namen. Eine weitere Errungenschaft von Sudeck war die Wiedereinführung der Narkose durch Lachgas in der Chirurgie in Deutschland.
Zwei Typen von CRPS
CRPS wird in zwei Typen eingeteilt:
CRPS Typ I: Synonyme dafür sind ‚Morbus Sudeck‘ oder ‚RSD‘ (Reflex Sympathetic Dystrophy Syndrome).
Diese Form tritt nach einem Trauma oder einer Ruhigstellung einer Extremität auf, es liegt jedoch keine spezifische Nervenschädigung vor.
CRPS Typ II: Ein anderes Wort dafür ist ‚Kausalgie‘.
Diese Form tritt nach einer Nervenverletzung auf, ist allerdings nicht unbedingt auf den Verletzungsbereich beschränkt.
10 Prozent der CRPS-Patienten gehören diesem zweiten Typ an.
Wer ist betroffen?
CRPS tritt vornehmlich an den Extremitäten, also Armen und Beinen, bzw. auch Händen und Füßen, auf. Selten kann es jedoch auch im Gesicht oder an anderen Körperstellen vorkommen. Bei 2 bis 5 Prozent der Patienten, die eine Verletzung der Gliedmaßen erlitten haben, tritt CRPS auf. Somit muss man nach einer Verletzung nicht zwangsläufig mit CRPS rechnen. Die Erkrankung sollte jedoch als Möglichkeit ernst genommen werden. Frauen trifft es häufiger als Männer. Im Alter von 40 bis 60 Jahren tritt CRPS am häufigsten auf, jedoch gibt es auch Patienten in jüngerem Alter oder sogar Kinder. Die oberen Extremitäten (Arme, Hände) sind doppelt so oft betroffen wie die Beine und Füße.
Mögliche Risikofaktoren
Faktoren, die die Entstehung von CRPS begünstigen können, sind:
- Traumata (aus dem Griechischen für ‚Verletzung‘, medizinisch beschreibt es eine körperliche Verwundung). Dazu zählen insbesondere gelenknahe Frakturen (also Knochenbrüche) und Nervenverletzungen.
- schmerzhafte Repositionsmanöver. Damit ist das schmerzhafte Einrenken von ausgekugelten Gelenken gemeint.
- langanhaltende Schmerzen durch Frakturen
- therapeutische oder diagnostische medizinische Eingriffe, also Operationen
- einengende Verbände nach einer Verletzung
Eine Chronifizierung des CRPS wird vor allem durch folgende Faktoren begünstigt:
- genetische Disposition, also wenn die Krankheit schon bei Familienangehörigen aufgetreten ist
- schmerzhafte therapeutische Eingriffe
- ungerechtfertigte invasive Maßnahmen
- psychische Begleiterkrankungen wie etwa unverarbeitete psychische Traumata, verstärkte Ängstlichkeit oder Depressionen
Die häufigste Verletzung, aus der ein CRPS entsteht, ist die distale Radiusfraktur, also der Bruch der Speiche. Das ist der Unterarmknochen auf der Seite des Daumens. Dieses Trauma löst nämlich in 7 bis 37 Prozent der Fälle CRPS aus.
Symptome
Die Störungen bei CRPS sind einzuordnen in sensorische, motorische und das autonome Nervensystem betreffende Symptome. Im Folgenden erklären wir diese näher.
Sensorisch bedeutet den Tastsinn, die Empfindung betreffend. Die entsprechenden CRPS-Symtome sind die folgenden:
- Sowohl dauerhafter Ruhe- als auch Belastungsschmerz
- Missempfindungen
- Schmerzempfindlichkeit auf sonst harmlose Reize, wie etwa Berührungen (sog. Hyperalgesie)
- Störung der Körperwahrnehmung
Motorische Symptome betreffen die Bewegung:
- aktiv und passiv eingeschränkte Beweglichkeit
- verminderte Kraft bei Bewegungen
- Störung der Ausführung kleiner, präziser Bewegungen
- unwillkürliches Muskelzucken, –zittern und –anspannen
Das autonome Nervensystem steuert unbewusst diverse Körperfunktionen. CRPS wirkt sich folgendermaßen darauf aus:
- veränderte Hautdurchblutung, daher andere Hautfarbe und Hauttemperatur im Vergleich zur nicht betroffenen Seite
- Wassereinlagerungen (sog. ‚Ödeme‘)
- Vermehrtes Schwitzen an dem betroffenen Körperteil
- Störung des Wachstums von Haaren, Nägeln, Bindegewebe, Muskeln und Knochen (sog. ‚Trophik‘)
Symptome können sich verschlimmern
Nach Paul Sudeck ist die Symptomatik von CRPS in drei Stadien eingeteilt. Diese folgen in der Entwicklung der Erkrankung aufeinander, sind aber in der Praxis nahezu nie so eindeutig zu erkennen:
3 Stadien der CRPS-Symptome
Stadium I | Entzündliches Stadium. Die Symptome ähneln einer akuten Entzündung | - Rötung - Teigige Schwellung - Spontanschmerz - Funktionseinschränkungen des Körperteils - Fehlregulierung der Temperatur, oft Überwärmung |
Stadium II | Dystrophes Stadium. Wahrnehmbare, degenerative Veränderung | - Schmerzen gehen etwas zurück - Kühle, blasse Haut - Beginnende Versteifung der Gelenke - Abbau der Muskulatur (sog. ‚Muskeldystrophie‘) - Entkalkung der Knochen |
Stadium III | Atrophes Stadium (‚athroph‘ = verkümmert, rückgebildet) | - Bedeutend schwächere oder keine Schmerzen - Haut auffallend dünn und glänzend - Schwund (sog. ‚Atrophie‘) von Bindegewebe und Muskulatur - betroffene Gelenke vollkommen versteifen und können funktionsuntüchtig werden - Entkalkung des Knochens |
Ein CRPS kann diffus verlaufen, das heißt die Symptome müssen nicht alle vorkommen und nicht der Einteilung in die drei Stadien entsprechen. Die Symptome sind, wie oben aufgelistet, vielfältig. Das führt dazu, dass der Arzt sie nicht immer richtig deuten kann. Viele Patienten haben daher mehrere Arztbesuche und -wechsel hinter sich, bis ihnen eine Diagnose gestellt wird.
Fakten-Box: CRPS
- Name steht für Complex Regional Pain Sydrom, ein veralteter Begriff ist Morbus Sudeck
- Die Einteilung der Krankheit erfolgt nach CRPS Typ I (ohne Nervenschädigung) und CRPS Typ II (mit Nervenschädigung)
- Die genaue Ursache vor CRPS ist bis heute nicht bekannt
- Die Diagnose der Krankheit ist durch die vielen möglichen Symptome und den diffusen Krankheitsverlauf erschwert
Typische Symptome:
- Anhaltender Schmerz, der durch die ursprüngliche Verletzung nicht mehr ausreichend erklärt wird
- Überempfindlichkeit für Berührung
- Schmerzempfindlichkeit
- Druckschmerz an Gelenken, Knochen, Muskeln
- Veränderung der Hautfarbe
- Vermehrtes Schwitzen im betroffenen Körperteil
- Schwellung
- Reduzierte Beweglichkeit
- Zittern, Lähmung oder Schwäche des Körperteils
- Veränderungen von Haar– oder Nagelwachstum
Video: mehr Informationen zu CRPS
Im folgenden Video erklärt Dr. Tobias Weigl die Erkrankung CRPS bzw. Morbus Sudeck: Allgemeine Fakten, typische Symptome und Therapie.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Bei einem Verdacht auf CRPS kann der Hausarzt, ein Chirurg oder auch ein Arzt mit der Zusatzqualifikation Schmerztherapie der richtige Ansprechpartner sein. Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung des Patienten durch den Arzt. Dabei werden Fragen geklärt wie etwa:
- Seit wann haben Sie bereits Schmerzen?
- Haben Sie eine Verletzung an der Stelle erlitten oder wurden Sie dort operiert?
- Wie lange liegt die Verletzung oder die Operation zurück?
- Ist die Erkrankung CRPS in Ihrer Familie schon einmal aufgetreten?
- Nehmen Sie Medikamente ein?
Im Anschluss wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen. Bei dieser achtet er vor allem auf offensichtliche Veränderung in dem Bereich der Verletzung. Zu diesen Veränderungen gehören einige der typischen Symptome von CRPS:
- Schwund von Bindegewebe und Muskeln
- Temperaturveränderung der Haut
- Funktionseinschränkungen der Gelenke
- Vermehrtes Schwitzen
- Verstärktes Haarwachstum oder ggf. Veränderung der Nägel
Da kein eindeutiges Testverfahren existiert, um CRPS zu diagnostizieren, wird die Diagnose als Ausschlussdiagnose gestellt. Das bedeutet es werden zunächst andere Erkrankungen, die auf die Symptome zutreffen könnten, ausgeschlossen. Die Diagnose erfolgt nach klinischen Kriterien (den sog. ‚Budapest-Kriterien‘):
- Anhaltende Schmerzen, die nicht durch die ursprüngliche Verletzung zu erklären sind
- Mindestens drei der Symptomkategorien werden in der Anamnese erschlossen
- Mindestens zwei der Symptomkategorien werden in der körperlichen Untersuchung erschlossen
- Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen (z. B. Entzündungen, Kompartmentsyndrom, rheumatischer Formenkreis, Thromboembolien)
Weitere Verfahren, die bei der Diagnosestellung hilfreich sind, sind etwa:
- Die Messung der Hauttemperatur (erfolgt mit Hilfe eines Infrarot-Thermometers: Wiederholte Temperaturunterschiede über 1–2 °C im Vergleich mit der anderen Körperseite sprechen für CRPS)
- Die Magnetresonanztomographie (MRT)
- Röntgenuntersuchung
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die Behandlung des CRPS kann in Kliniken mit entsprechender Spezialisierung ambulant durchgeführt werden. Zeigt sich jedoch eine Therapieresistenz oder eine Verschlimmerung der Symptome, so sollte eine stationäre Behandlung erfolgen.
Bei einem CRPS kommt es oft zu kleinen, langsamen Verbesserungen. Eine schnelle Heilung steht dabei nicht im Vordergrund der Behandlung, insbesondere wenn die Krankheit bereits ein chronisches Stadium erreicht hat.
Wichtig ist, dass eine multimodale Therapie so früh wie möglich begonnen wird. Das ist eine Therapie, bei der unterschiedliche Behandlungsansätze zusammenwirken. Das verbessert die Aussichten auf Heilungserfolg. Ebenfalls wichtig ist, dass der Arzt Sie über den Verlauf der Krankheit und auch über Faktoren aufklärt, welche die Krankheit begünstigen.
Die Basistherapie
Die Basistherapie des CRPS setzt sich zusammen aus:
- Physio- und Ergotherapie
Diese beiden Therapieformen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Behandlung von CRPS. Sie sollen Alltagsfunktionen und Mobilität des betroffenen Körperteils gewährleisten. Das heißt, sie sollen krankheitsbedingte (‚pathologische‘) Bewegungsmuster wiedergutmachen. Außerdem sollen sie Schmerzen in der Bewegung reduzieren und auch die normale Sensibilität des Bereiches wiederherstellen. Zudem können Lymphdrainagen Ödeme behandeln. - Medikamentöse Therapie
Diese erfolgt nach dem WHO-Stufenplan, also dem festgelegten Plan der Welt-Gesundheits-Organisation zur Schmerzbehandlung. Je nachdem, wie stark Ihre Schmerzen sind, erhalten Sie unterschiedliche Schmerzmittel. In Stufe 1 bei eher schwachen Schmerzen werden üblicherweise zunächst Nicht-Opioid-Analgetika (Analgetikum = Schmerzmittel) wie etwa Ibuprofen und Paracetamol verschrieben.
Reichen diese zur Schmerzlinderung nicht aus, können Sie entsprechend Stufe 2 schwache Opioide und in Stufe 3 starke Opioide verschrieben bekommen.
Des Weiteren können Bisphosphonate zum Einsatz kommen. Das sind Medikamente, die eigentlich zur Behandlung von Osteoporose dienen. Sie hemmen den Abbau der Knochen und reduzieren damit auch Schmerzen.
Zudem können – insbesondere zu Beginn der Erkrankung – Medikamente wie Calcitonin oder Cortison eingesetzt werden. Sie haben eine entzündungshemmende Wirkung. Cortison wirkt zudem gegen Wassereinlagerungen, also Ödeme).
Weitere Therapiemöglichkeiten
Weiterführende Therapiemöglichkeiten sind:
- Psychotherapie
Psychotherapie ist eine Maßnahme, die begleitend zu Physio- und Ergotherapie und den medikamentösen Behandlungswegen sinnvoll ist. Hier lernen Patienten Angstlöse- und Entspannungstechniken, um den schmerzhaften Auswirkungen von CRPS entgegenzuwirken. Diese Techniken können auch möglichen Depressionen und Gefühlen von Verzweiflung entgegenwirken, die bei chronischen Schmerzen auftreten können. - Invasive Verfahren bei therapieresistentem Krankheitsverlauf
Diese invasiven (also eingreifenden) Verfahren zählten früher zu den einzigen Maßnahmen gegen CRPS. Heutzutage werden sie aber nur eingesetzt, wenn andere Methoden nicht ausreichend anschlagen. Diese Methoden werden ausschließlich gegen Schmerzen eingesetzt, haben jedoch keinen Effekt auf die Funktionalität des Körperteils. Das ist dann Ziel in der Therapie.
Ein mögliches invasives Verfahren ist beispielsweise eine Sympathikusblockade. Dabei blockiert man das sympathisches Nervensystems, das man für hauptverantwortlich für die Krankheit hält. Die SCS (‚Spinal Cord Stimulation‘), also eine Rückenmarksstimulation, wird auch bei Schmerzen eingesetzt. Und dann gibt es schließlich Baclofen. Dies ist ein Muskelrelaxans, also ein Mittel zur Muskelentspannung.
Vorbeugende Maßnahmen gegen CRPS sind die angemessene Schmerzlinderung bei Operationen und Repositionen (Einrenken). Bei der Operation selbst ist die Dauer so gering wie möglich zu halten. Zu guter Letzt ist die örtliche Betäubung einer Narkose vorzuziehen.
Häufige Patientenfragen
Was kann ich prophylaktisch gegen CRPS tun?
Dr. T. Weigl:
Die typischen prophylaktischen Maßnahmen liegen leider außerhalb der Kontrolle des Patienten: angemessene Schmerzlinderung bei Operation oder Einrenken, geringstmögliche Operationszeit, Einsatz von Regionalanästhetika. Auch gegen die Auslöser eines CRPS – Operationen, Brüche, Einrenkungen etc. – kann natürlich nicht viel Vorbeugung betrieben werden.
Worauf Patienten selbstständig achten können und was auch als ein Auslöser für CRPS gilt, sind einengende Verbände nach einer Verletzung. Zudem ist angeraten, die möglichen Symptome im Auge zu behalten und im Zweifelsfalle einen Arzt aufzusuchen. Insbesondere dann, wenn man weiß, dass bereits innerhalb der Familie Fälle von CRPS aufgetreten sind. Denn vor allem eine frühzeitige Behandlung kann weiteren Symptomen, wie etwa Funktionseinschränkungen des betroffenen Körperteils, vorbeugen.
Ich habe seit meiner OP vor einiger Zeit Schmerzen im Arm, er fühlt sich auch dicker und wärmer an. Mein Arzt meint das ist normal, sollte ich mir trotzdem Sorgen machen?
T. Weigl:
Die beschriebenen Symptome können tatsächlich im Rahmen eines CRPS auftreten. Bezeichnend für CRPS ist jedoch auch, dass es eine Vielzahl weiterer möglicher Symptome gibt. Das Krankheitsbild kann, abgesehen von den anhaltenden Schmerzen im Bereich der Verletzung, diffus verlaufen. Das heißt, dass es keinen klar vorgeschrieben Verlauf gibt, in dem weitere Symptome auftreten. Daher ist CRPS auch für Mediziner nicht immer leicht zu erkennen.
Somit ist es absolut sinnvoll und verständlich, wenn im Zweifelsfall eine ärztliche Zweitmeinung eingeholt wird. Denn insbesondere die frühe Behandlung durch beispielsweise Physio- und Ergotherapie ist wichtig. Ansprechpartner hierfür sind neben dem Hausarzt entweder der Chirurg oder auch ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Schmerztherapie.
Was ist ein Ödem und was kann ich dagegen tun?
T. Weigl:
Ein Ödem bezeichnet einen Flüssigkeitsaustritt aus Blut- oder Lymphgefäßen, also dem sog. ‚Gefäßsystem‘. Diese Flüssigkeit sammelt sich im Zwischenraum zwischen Organen, Geweben oder Zellen (dem sog. ‚Interstitium‘) an. Meist beschreibt der Begriff Ödem eine Schwellung eines Gewebes, bei der eine Flüssigkeitsansammlung in der unteren Schicht der Haut (der sog. ‚Subkutis‘) wahrnehmbar ist.
Maßnahmen gegen Ödeme richten sich nach der Erkrankung, die das Ödem auslöst. Sie können also variieren. Hilfreich kann auch eine physiotherapeutische Behandlung, beispielsweise in Form von Lymphdrainagen, sein. Dabei werden die Wassereinlagerungen ausmassiert.
Weitere Informationen zum Thema Lymphödeme, Symptome, Diagnose und Behandlung lesen Sie in diesem Artikel.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Sarah Sodke, Dr. Tobias Weigl
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 11.10.2018
Quellen
- Banaure u. a. (2007): Innere Medizin. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Bause u. a. (2011): Duale Reihe Anästhesie: Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. 4. Auflage. Thieme.
- Birklein u. a. (2012): S1-Leitlinie Diagnostik und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome (CRPS). Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).
- Brandt u. a. (2012): Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen. 6. Auflage. Kohlhammer.
- Thomas Meißner (2018): Morbus Sudeck: Funktionelle Therapie ist das A und O. In: Ärzte Zeitung online.
Daniel
09.09.2020 20:11Hallo Herr Dr. Weil. Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Ich habe dieses CRPS2 schon ca.3 Jahre.Es wäre schön wenn Sie sich bei mir melden könnten. Bin momentan nicht in der Lage was mir weiter helfen könnte. Sie können sich jederzeit bei mir melden. Wäre schön von Ihnen zu hören. Danke glg aus der Südsteiermark(Österreich) sendet Ihnen Daniel