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Zittern (‚Tremor‘): Symptom, Krankheiten und Behandlung

„Jeder kennt das Phänomen: Wenn wir ängstlich sind oder uns kalt ist, fängt unser Körper an zu zittern. Hervorgerufen werden diese unwillkürlichen Bewegungen durch unsere Muskeln. Zittern kann aber auch Teil einer Erkrankung sein, wie beispielsweise Morbus Parkinson.“

— Dr. Tobias Weigl

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Ist uns kalt oder versuchen wir, eine schwere Kiste oben zu halten, obwohl wir keine Kraft mehr haben, beginnen unsere Hände oder Arme zu zittern. Jedem von uns ist das bekannt. Bei dieser Bewegung ziehen sich Muskeln, die verschiedene Aufgaben übernehmen, rhythmisch zusammen. Dieser Vorgang, den die Medizin Kontraktion nennt, erfolgt teilweise sehr schnell. Das Zittern (sog. ‚Tremor‘) ist somit ein normaler Vorgang. Es gibt verschiedene Arten des Tremors, welche sich beispielsweise in der Schnelligkeit der Bewegung unterscheiden. Neben den Extremitäten können beispielsweise auch der gesamte Rumpf oder die Stimme zittern. Auch die Situation, in der das Zittern eintritt, ist entscheidend. Das Zittern kann deswegen ein Indikator für verschiedene Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Auch Medikamente oder Vergiftungen, etwa durch Alkohol oder andere Drogen, sind mögliche Ursachen.

Die konkrete Therapie richtet sich nach der von Ihrem Arzt diagnostizierten Erkrankung. Häufig sind Medikamente Teil der Behandlung. Seltener kann auch operativ eingegriffen werden. Bei physiologischen Ursachen steht eine Behandlung dieser Ursprungerkrankungen im Vordergrund.

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Es ist ein stiller Sonntagnachmittag: Martin sitzt in der Küche, die Sonne scheint durch die weißen Gardinen, die seine Frau Mechthild erst kürzlich aufgehangen hat. Sie ist mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin am See spazieren. Martin ist heute nicht nach einem Spaziergang durch die klirrende Kälte und hatte sich für die Sonntagszeitung und einen wärmenden Tee entschieden. Als er jedoch gerade zum Zuckerglas greifen wollte, um seinen Schwarztee zu süßen, passiert es: Seine rechte Hand beginnt auf halben Wege zum Gefäß an zu zittern. Je näher er kommt, desto schlimmer. Martin steht der Schweiß auf der Stirn: Was ist da nur los? In diesem Moment hört er Kindergeschrei und das Lachen seiner Tochter. Mechthild ruft: „Wir sind wieder da“ und kommt sogleich in die Küche. „Leni hat ihre Handschuhe vergessen …“ Mechthilds Stimme erstirbt, als die den entsetzten Gesichtsausdruck und die zitternde Hand ihres Mannes sieht. „Ist das etwa Parkinson?“, denken sich beide.

Was ist Zittern?

Der mechanische Vorgang des Zitterns entsteht bei der Kontraktion von zwei oder mehreren gegeneinander arbeitenden (also ‚antagonistischen‘) Muskelpartien. Dies kann sehr schnell vonstattengehen und ist immer unwillkürlich, also unfreiwillig, nicht gewollt. Ein Tremor unterscheidet sich von anderen mechanischen Bewegungsstörungen wie Ticks durch seine Wiederholungen (er ist also ‚repetitiv‘). Zittern kann verschiedene Bereiche des Körpers erfassen: Extremitäten, Rumpf, Kopf oder sogar die Stimme. Ein Tremor tritt häufig in Kombination mit weiteren Symptomen auf.

Exkurs: Aufbau und Funktion eines Muskels

Muskeln ermöglichen es gemeinsam mit unserem Skelett, unseren Körper zu bewegen. Dabei können sie mit der Zeit auch Kraft aufbauen. Insgesamt machen sie zwei Fünftel des Körpergewichts aus. Muskeln werden in zwei Gruppen geteilt:

  • glatte Muskulatur
  • Quergestreifte Muskulatur

Die beiden Arten unterscheiden sich in ihrem Aufbau. Zu den erstgenannten, den glatten Muskeln, zählen Organe wie die Gallen- oder Harnblase, die Gebärmutter oder der Magen. Im Gegensatz zur quergestreiften Skelettmuskulatur, also den Muskeln, die wir auch normalerweise als Muskel bezeichnen, unterliegen sie nicht unserer willentlichen Kontrolle. Eine Ausnahme bildet das Herz, das ebenfalls aus quergestreifter Muskulatur besteht, aber eigenständig arbeitet.

Muskeln selbst bestehen aus Muskelfasern. Diese selbst setzen sich aus sog. Myofibrillen zusammen. Indem diese sich ineinander und auseinanderschieben, kann sich ein Muskel an- und entspannen. Diesen Vorgang nennt man Kontraktion. Dadurch erst können Muskelbewegungen entstehen. Gesteuert wird die Kontraktion über dafür zuständige Proteine.

Aufgrund von Mineralienmangel, Stress oder Überlastung kann es zu unkontrolliertem Muskelzucken kommen. Mehr Informationen dazu können Sie in unserem folgenden Artikel nachlesen:

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Die verschiedenen Arten des Zitterns

Die Mediziner unterscheiden verschiedene Arten anhand mehrerer Faktoren. Dazu gehören die Bewegungsintensität, Häufigkeit und der Ort des Auftretens.

  • Ruhetremor: Wenn Sie keinen Ihrer Muskeln willentlich bewegen und ihre Extremitäten entgegen der Schwerkraft gestützt oder genutzt werden, tritt ein sogenannter Ruhetremor auf. Dieser bessert sich und verschwindet, wenn Sie die zitternde Muskelpartie aktiv verwenden.
  • Aktionstremor: Unter dem Begriff fasst die Medizin die Gesamtheit aller Tremorvariationen zusammen, welche im Zuge einer aktiven Bewegung auftreten. Ein Aktionstremor wird ausgelöst, wenn Sie eine bestimmte Körperposition entgegen der Schwerkraft einnehmen, also beim Kraftsport oder beim Tragen schwerer Lasten.
  • Bewegungstremor: Darunter versteht die Medizin ein Muskelzittern, was einsetzt, wenn Sie eine Muskelpartie willentlich
  • Intentionstremor: Dieser ist eine Spielart des Aktionstremors und tritt auf, wenn Sie im Rahmen einer Bewegung ein bestimmtes Ziel erreichen wollen. Beispiel: Sie heben die Hand und wollen ein Wasserglas greifen. Je näher Sie dem Glas kommen, desto stärker zittert Ihre Hand.
  • Haltetremor: Der Haltetremor ähnelt dem Bewegungstremor, nur, dass Sie die Extremität in einer haltenden Position entgegen der Schwerkraft haben.
  • Orthostatischer Tremor: Dieses Zittern tritt beim Stehen auf. Der Stand wird dann unsicher. Als Folge stehen Betroffene breitbeinig, um die Standsicherheit wiederzuerlangen. Das Zittern bessert sich, wenn der Betroffene geht oder sitzt.

Die Intensität des Zitterns

Die bereits vorgestellten Varianten eines Tremors unterscheiden sich unter anderem auch durch die Intensität der Zitterbewegung. Insgesamt ist die Einordnung dreistufig untergliedert. Ein niederfrequenter Tremor misst langsame 2 bis 4 Hertz – also 2 bis 4 Vibrationen pro Sekunde.

Gut zu wissen!

Hertz (Hz) ist die physikalische Einheit zum Messen von Frequenzen. Sie gibt die Anzahl sich wiederholender Bewegungen pro Sekunde an. Die Maßeinheit ist benannt nach ihrem Erfinder, dem deutschen Physiker Heinrich Hertz. Gebräuchliche Anwendungsfelder sind Radiowellen, Schallwellen oder die Taktung eines Computerchips.

Ein mittelfrequenter Tremor misst 4 bis 7 Hz und als hochfrequentes Zittern wird jede Zitterbewegung über 7 Hz bezeichnet. Orthostatischer Tremor liegt beispielsweise bei 16 Hz, ein Intentionstremor liegt in der Regel bei unter 5 Hz. Ein Ruhrtremor liegt meist zwischen 4 und 7 Hz.

Neben der Frequenz spielt für Mediziner zur Einordnung des Tremors auch, wie weit die Bewegung ausschweift. So kennt die Medizin grobschlägiges Zittern sowie mittel– und feinschlägiges Zittern.

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Welche Formen eines Zitterns wurden bei Ihnen festgestellt? (Mehrfachantworten sind möglich)

Wer ist betroffen?

Betroffene krankheitsbedingten Tremors sind tendenziell älter: So liegt die Prävalenz, also das Auftreten einer Krankheit, bei über 65-Jährigen bei 5 Prozent. Von den 95-Jährigen hat jeder Fünfte einen Tremor. Der essentielle Tremor gehört sogar zu den häufigsten Bewegungsstörungen. Von einem Tremor können beide Geschlechter betroffen sein.

Zittern als körpereigene Reaktion

Zittern muss nicht nur ein Symptom einer Krankheit sein. Es ist auch eine körpereigene Reaktion auf externe Zustände. So zittern wir bei Kälte. Der Grund ist, dass durch die mechanische Bewegung unser Körper vor dem Auskühlen bewahrt werden soll. Vereinfacht gesagt, gilt der Grundsatz: Reibung erzeugt Wärme.

Auch in für uns körperlich anstrengenden Situationen zittern wir. Weitere Situationen sind Stress, Angst (sog. ‚Kriegszittern‘), Erschöpfung, Erregung, Freude und körperliche Aktivität.

Auch ist das Zittern ein Indikator für fehlende Substanzen innerhalb des Körpers: So führen auch ein Vitamin-B12-Mangel, ein zu niedriger Kalziumspiegel, Unterzuckerung und Magnesiummangel zu einem Tremor.

Zittern als Krankheitssymptom

Ein Tremor kann als Symptom einer weitreichenderen Erkrankung auftauchen oder selbst die Krankheit bilden. Die folgende Auflistung weist eine Auswahl von Krankheiten auf, die mit dem Zittern assoziiert sind. Diese Liste erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Essentieller Tremor

Hinter dem Begriff des essentiellen Tremors verbirgt sich eine vererbbare Erkrankung. Unklar ist, wie dieser entsteht. Der essentielle Tremor gehört zur Gruppe des hochfrequentierten (6 bis 7 Hz) Tremors. Betroffene Körperteile sind die Hände, aber auch Beine, seltener der Kopf und die Stimmbänder. Durch psychische Belastungen, aber auch Aufregung kann das Zittern verstärkt werden. Alkohol kann den essentiellen Tremor dagegen betäuben und dämpfen. Diese Form des Zitterns gehört zu den häufigsten Bewegungsstörungen. Viele Betroffene gehen damit allerdings nicht zum Arzt – andererseits halten es viele Erkrankte für Morbus Parkinson.

Psychogener Tremor

Dahinter verbirgt sich das Zittern einer oder mehrere Gliedmaßen oder des Kopfes. Nicht betroffen sind die Finger. Psychogenes Zittern taucht plötzlich auf und bessert sich bei Ablenkung. Anders als andere Varianten ist psychogener Tremor nicht rhythmisch. Er äußert sich beispielsweise darin, dass an einen nicht betroffenen Körperteil geklopft wird. Ebenfalls einzigartig ist, dass wenn beide Körperseiten betroffen sind, man ein Klopfen der beiden Seiten im gleichen Takt beobachten kann. Nicht immer ist es möglich, eindeutige Ursachen auszumachen.

Morbus Parkinson

Morbus Parkinson, Parkinson, Parkinsonkrankheit, Parkinsonsyndrom: All diese Begriffe bezeichnen die Erkrankung des zentralen Nervensystems und unseres Gehirns. Im Zuge dieser Erkrankung sterben im Gehirn jene Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Das Hormon ist unter anderem für die Steuerung von Bewegungen verantwortlich. Die genaue Ursache von Parkinson ist bisher nicht bekannt.

Beim Morbus Parkinson taucht der Tremor mit einer Frequenz zwischen 4 und 6 Hz gemeinsam mit der Muskelstarre (sog. ‚Rigor‘), Bewegungslosigkeit (sog. ‚Akinese‘) und Bewegungsarmut (sog. ‚Hypokinese‘) auf. Letzteres äußert sich zunächst in einem verminderten Schwingen der Arme, beispielsweise beim Gehen. Zusätzlich können Körperhaltung und Mimik früh betroffen sein. Das Zittern selbst äußert sich häufig als einseitiger Ruhetremor. Die Symptome fallen in der Regel zunächst Angehörigen und nicht den Patienten selbst auf.

Weitere Anzeichen für Parkinson

Neben den bereits genannten Leitsymptomen existieren weitere Anzeichen für Parkinson:

  • Leise Sprache (sog. ‚Mikrophonie‘)
  • Kleine Schrift (sog. ‚Mikrographie‘)
  • Maskenhaftigkeit des Gesichts und verminderte Mimik (sog. ‚Amimie‘ und ‚Hypomimie‘)
  • Gestörte Körperhaltung
  • Blasenfunktionsstörung
  • Depression
  • Demenz
  • Konzentrationsstörung
  • Schlafstörung

Doch nicht jedes dieser Symptome bedeutet gleich eine Parkinsonerkrankung. Um Parkinson nämlich eindeutig zu diagnostizieren, muss mindestens Bewegungsarmut in Kombination mit entweder Rigor, Tremor oder Standunsicherheit (sog. ‚posturale Instabilität‘) festgestellt werden.

Hyperthyreose

Hinter dem Begriff der Hyperthyreose verbirgt sich die Überfunktion der Schilddrüse. Dies ist der Fall, wenn die Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Andere Körperfunktionen werden dadurch beeinflusst. Die Schilddrüse, welche im Hals sitzt, produziert Hormone und ist Teil des Stoffwechsels und wirkt sich unter anderem auf die Herzfrequenz und den Blutdruck aus. Ursachen für eine Hyperthyreose können sein: Autoimmunerkrankungen, Morbus Basedown oder aber eine Schilddrüsenautonomie, die sich mit steigendem Alter entwickelt.

Eine Schilddrüsenüberfunktion weist neben dem Tremor mehrere weitere mögliche Symptome auf:

Mehr Informationen zum Thema im Video

Alle grundlegenden Situationen zum Thema Schilddrüse sowie ihrer Überfunktion erklärt Ihnen Dr. Tobias Weigl im folgenden Video!

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Morbus Wilson

Morbus Wilson, auch Hepatolentikuläre Degeneration genannt, ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung. Der Körper scheidet dabei zu wenig Kupfer über die Galle aus. Als Folge wird zu viel dieses Stoffes im Körper angelagert. Dies hat vor allem Folgen für die Leber, sodass Hepatitis und eine Leberzirrhose die Folge sein können.

Morbus Wilson kann zwischen dem 5. und dem 40. Lebensjahr auftreten; einer von 13.000 ist von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen. Ursache für Wilson Morbus ist eine Mutation, also eine Veränderung. im Wilson-Gen, das für den Kupfertransport im Körper verantwortlich ist.

Zu den Symptomen und Folgen von Morbus Wilson gehören:

  • Ruhe-, Halte- oder Intentionstremor (3 bis 5 Hz)
  • Neuropsychiatrische Symptome wie Aggressivität, Reizbarkeit, Paranoia und Halluzinationen, gleichgültige oder euphorische Demenz
  • Parkinson-Syndrom
  • Störung von Sprechen und Stimme (sog. ‚Dysarthrie‘)
  • Störung des Schluckakts (sog. ‚Dysphagie‘)
  • Hepatitis
  • Leberzirrhose
  • Vermehrte Schläfrigkeit

Die Symptome können bei jedem Betroffenen ganz unterschiedlich und verschieden stark ausfallen.

Multiple Sklerose

Bei einer Multiplen Sklerose (kurz MS, sog. ‚Encephalomyelitis disseminata‘) handelt es sich um die Erkrankung des zentralen Nervensystems auf chronisch-entzündliche Weise. An den Schädigungsherden (sog. ‚Läsionen‘) treten die Zerstörung der Nervenfasern sowie Schäden an den Axiomen auf. Auch hier ist der eigentliche Ursprung der Erkrankung nicht klar.

Die Medizin kennt mehrere Verlaufsvarianten, am häufigsten ist die schubförmig aufkommende MS.

Insgesamt 2,5 Millionen Menschen sind weltweit an MS erkrankt. Auffallend ist die unterschiedliche regionale Verbreitung. So kommt die Erkrankung vor allem in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland vor. Tendenziell erkranken mehr Frauen als Männer daran, sodass statistisch auf einen männlichen Betroffenen drei weibliche kommen. Seinen Häufigkeitsgipfel hat MS um das 30. Lebensjahr herum. Es taucht selten im Kindesalter und ab 55 Jahren auf.

Symptome einer Multiplen Sklerose

Die Symptome einer MS sind sehr heterogen und hängen vom Ort der Schädigung ab. Zu den häufigsten Erstsymptomen gehören:

  • Sensibilitätsstörungen, also der Verlust des Gefühls (sog. ‚Sensibilität‘) bestimmter Körperbereiche
  • Chronische Erschöpfbarkeit (sog. ‚Fatigue‘)
  • Sehnervenentzündung (sog. ‚Optikusneuritis‘)

Weitere Symptome, deren Häufigkeit im Rahmen einer MS-Erkrankung festgestellt werden konnten, sind

  • Weitere Sehstörungen wie Doppelbilder durch eine Augenmuskelparese
  • Gesichtslähmung (sog. ‚Faszialisparese‘)
  • Kribbeln und Brennen (sog. ‚Parästhesien‘)
  • Überempfindlichkeit der Sehnerven (sog. ‚Hyperästhesie‘)
  • Schmerzliche Missempfindung von Reizen (sog. ‚Dysästhesie‘)
  • Intentionstremor (3 bis 5 Hz)
  • Zentrale Paresen, also die Lähmung innerhalb des Zentralen Nervensystems
  • Unkontrolliert, rhythmische Bewegung eines Organs, zumeist des Auges (sog. ‚Nystagmus‘)
  • Blasenstörung (sowohl Harndrang als auch Inkontinenz)
  • Störung der Sexualfunktion
  • Kopfschmerzen
  • Muskuloskelettale Schmerzen wie Rückenschmerzen
  • Tagesmüdigkeit
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Depressionen

Seltener kommen epileptische Anfälle und Demenz im Zusammenhang mit einer MS vor.

Kleinhirndegeneration

Degeneration meint den Abbau, häufig aufgrund von Alter und Abnutzung. Ursache einer Kleinhirndegeneration kann beispielsweise chronischer Drogenmissbrauch im Rahmen von Alkoholismus sein. Die Schäden befinden sich vor allem im oberen und mittleren Teil des Kleinhirns. Die Symptome entwickeln sich über mehrere Wochen und Monate als Folge einer mehrjährigen Substanzabhängigkeit.

Eine speziellere Ursache für den Tremor kann eine paraneoplastische Kleinhirndegeneration sein. Symptome wie Stand-, Gang- und Extremitätsataxie (also gestörte Bewegungsabläufe, s. Box unten) tauchen neben Sehstörungen auf. In 60 Prozent der Fälle deuten diese auf einen Tumor. Eine paraneoplastische Kleinhirndegeneration taucht selten auf. Vor allem sind dann aber Frauen mittleren Alters betroffen. Neben einem Intentionstremor (3 bis 5 Hz) kommt es zu Sensibilitätsstörungen und Schmerzen in den Gliedern, Ataxien und Gangunsicherheit. Die Krankheit verschlechtert sich schnell und kann tödlich enden.

Exkurs: Ataxie

Als Ataxie bezeichnen Mediziner die Störung von Bewegungsabläufen. Dazu gehören Störungen in der Koordination des Standes, des Gangs, der Augenbewegung (sog. ‚Okulomotorik‘) sowie Intentionstremor. Sie ist bedingt durch eine Störung des Kleinhirns.

Kleinhirnsyndrom

Ist das Kleinhirn im Rahmen des Kleinhirnsyndroms geschädigt, kommt es zu Unsicherheiten in der Körperhaltung, den Bewegungen, dem Stand und dem Gang. Auch die Stimme und die Muskeln können betroffen sein. Zu den Symptomen des Kleinhirnsyndroms zählen neben einem Intentionstremor (3 bis 5 Hz) sowohl eine Gang– als auch Rumpfataxie, falsch abgemessene Zielbewegungen (sog. ‚Dysmetrie‘), Störung von Sprache und Stimme (sog. ‚Dysarthrie‘), schlecht durchblutete Muskeln (sog. ‚Muskelhypotonie‘) sowie unkontrollierte Bewegungen eines Körperteils (sog. ‚Nystagmus‘).

Exkurs: Kleinhirn

Das Kleinhirn (sog. ‚Cerebellum‘) ist ein Teil unseres Gehirns. Zu finden ist das Kleinhirn im sogenannten Hirnstamm, also im hinteren Teil des Schädels. Es macht ein Sechstel des Großhirns aus und wiegt circa 140 g. Das Kleinhirn ist evolutionär betrachtet eines der ältesten Strukturen des Gehirns. Es besteht aus drei Teilen: dem Kleinhirnwurm (sog. ‚Vermis cereblli‘) sowie zwei Kleinhirnhemisphären (sog. ‚Hemispheriae cerebelli‘). Das Innere des Kleinhirns ist erneut in drei Teile einteilbar: die Kleinhirnrinde (sog. ‚Cortex cerebelli‘), das Kleinhirnmark (sog. ‚Corpus medullare cerebelli‘) und die Kleinhirnkerne (sog. ‚Nuclei cerebelli‘).

Das Kleinhirn erfüllt mehrere Aufgaben:

  • Einhaltung von Gleichgewicht
  • Koordination von Bewegungsabläufen
  • Abstimmung von Augenbewegungen
  • Kontrolle des Muskeltonus
  • Kontrolle der Bewegungsentwürfe sowie der Zielmotorik
  • Erlernen von Bewegungsabläufen
  • Koordination sowie Feinabstimmung von Zielbewegungen

Achtung!

Zittern kann auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftauchen. Der Tremor in diesen Fällen bereits höher frequentiert und liegt bei 6 Hz. Er äußert sich überdies vor allem als Haltetremor. Zu der Gruppe der Substanzen, welche Zittern auslösen können, gehören:

Die Liste der Substanzen ist lang. Neben Medikamenten, die mit einem Tremor als Nebenwirkung einhergehen, gehört Zittern auch zu den Kernsymptomen einer Substanzabhängigkeit. Obwohl die konkreten Symptome sich von Fall zu Fall unterscheiden, ist ein Tremor bei Medikamenten-, Alkohol– und Nikotinabhängigkeit zu beobachten.

Haben auch Sie im Rahmen einer Symptomatik gezittert? Welche Ursache hat Ihr Arzt diagnostiziert?

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose

Eine Untersuchung vonseiten Ihres behandelnden Arztes gliedert sich in mehrere Teile. Zu Beginn steht zunächst die sogenannte Anamnese, also das Gespräch mit dem Arzt. Ihr Arzt wird Ihnen Fragen zu Ihrer Krankheitsgeschichte, aber auch besonderen Vorfällen innerhalb der Familie stellen. Ein weiterer Fokus liegt zudem in den Symptomen: Wie lange haben Sie das Zittern? Wann tritt es auf? Wann wird es besser? Sind Ihnen weitere Dinge aufgefallen? Im Anschluss beobachtet Ihr Arzt Sie und Ihr Zittern.

Als nächstes kann Ihr Arzt im Rahmen eines bildgebenden Verfahrens die konkrete Ursache für das Zittern erschließen. Dazu eignet sich eine sogenannte Magnetresonanztherapie (kurz: MRT), welche mit der Erzeugung eines Magnetfeldes arbeitet. Dadurch können sowohl weiche Substanzen wie Knorpel und Muskeln, aber auch Knochengewebe erfasst werden. Im Blickfeld der MRT ist im Falle des Zitterns das Gehirn (sog. ‚Cerebum‘). So liegt im Falle eines Intentionstremors die Ursache häufig im Kleinhirn (sog. ‚Cerebellum‘).

Kleine Beschleunigungsmesser, die mit Elektroden arbeiten, können die Intensität des Zitterns aufzeichnen. So kann die Frequenz ermittelt werden. Anhand dieser können bestimmte Erkrankungen bereits ausgeschlossen werden. Die Tremorfrequenz kann allerdings nicht das einzige Diagnosekriterium sein.

Bei entsprechendem Verdacht beobachtet Ihr Arzt überdies die Kardinalssymptome, also die wichtigsten Symptome, beispielsweise einer Parkinson-Erkrankung.

Fakten-Box: Zittern (sog. ‚Tremor‘)

Beide Geschlechter gleichermaßen betroffen

Zumeist ältere Betroffene (bei essentiellem Tremor auch jugendliche Patienten)
Symptome: Arten von Zittern

  • Ruhetremor
  • Haltetremor
  • Aktionstremor
  • Bewegungstremor
  • Intentionstremor
  • Orthostatischer Tremor

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung

Zunächst steht die Behandlung mit Medikamenten im Fokus der Therapie. So kann ein essentieller Tremor durch Betablocker wie Propranolol oder Metoprolol eingedämmt werden. Auch Antiepileptika wie Primidon erzielen einen Rückgang des Symptoms. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Medikation anschlägt, liegt bei bis zu 70 Prozent. Im Falle eines durch Parkinson ausgelösten Tremors erhalten Sie als Betroffener Dopaminagonisten. Mehr Informationen zu Parkinson-Medikamenten erhalten Sie in unserem Artikel „Medikamente bei Morbus Parkinson“.

Ein durch die Schädigung des Kleinhirns ausgelöster Tremor kann nur schwerlich mithilfe von Medikamenten eingedämmt werden. Grundsätzlich befürworten Ärzte allerdings die Gabe von Propranolol oder Antiepileptika.

Wenn Medikamente nicht wirken: Operation möglich

Schlagen medikamentöse Therapiewege nicht an, kann die Medizin im Falle von Erkrankungen wie Parkinson oder des essentiellen Tremors auf chirurgische Behandlungswege zurückgreifen: neurochirurgische Eingriffe und die tiefe Hirnstimulation.

Im Falle des neurochirurgischen Eingriffs (der sog. ‚Thalamotomie‘) erzeugen Ärzte am Zielort eine Schädigung, welche die darum liegenden Nervenzellen beeinflusst. Einen ähnlichen Effekt sollen Stimulationselektroden haben, die bei der tiefen Hirnstimulation in sogenannten Knotenpunkt des Tremorgebiets im Gehirn implantiert werden. Sie haben eine Lebensdauer von mehreren Jahren, die dort dauerhaft und mithilfe eines Impulsgenerators miteinander verbunden sind. Sie können eine vollständige Unterdrückung des Zitterns erzeugen. Alternativ bietet die technische Medizin auch aufladbare Elektroden, deren Lebensdauer bei neun Jahren liegt.

Wie bei allen chirurgischen Eingriffen müssen vorher Risiken und Nebenwirkungen zur Sprache gebracht werden. So gehören Blutungen zu den Komplikationen dieser beiden Eingriffe. Diese bilden sich allerdings bei dem Großteil der Betroffenen binnen eines Monats wieder vollständig zurück.

Operative und medikamentöse Methoden werden nicht bei einem verstärkten physiologischen Tremor als Folge von Erkrankungen wie einer Schilddrüsenüberfunktion oder als Nebenwirkung von Medikamenten angewendet. Hier steht die Behandlung der eigentlichen Ursachen im Vordergrund.

Häufige Patientenfragen

Was ist die Ursache für mein Zittern?

Dr. T. Weigl:

Die Gründe für die schnelle, unwillkürliche, rhythmische Muskelkontraktion können unterschiedlich sein.

Zittern kann ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein, die das Kleinhirn oder die Schilddrüse betreffen. Beide sind unter anderem mitverantwortlich für die Ausführung von Bewegungen. Zu den weiteren bekannten Erkrankungen, deren Kernsymptom das Zittern ist, gehören Morbus Parkinson und Multiple Sklerose.

Daneben ist Zittern eine weitverbreitete Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten wie Adernergika, Lithium oder Antidepressiva. Auch ist sie das Kernsymptom von Substanzabhängigkeiten wie Nikotin und Alkohol.

Daneben zeigt das Zittern auch einen Mangel im Organismus an: Fehlender Zucker, Magnesium oder Vitamin B12 können einen sogenannten Tremor auslösen.

Meine Mutter zittert – hat sie Morbus Parkinson?

Dr. T. Weigl:

Zittern muss, wie bereits ausgeführt, nicht zwingend Morbus Parkinson bedeuten. Ein entsprechender Verdacht muss vom behandelnden Arzt erst diagnostisch bestätigt werden. Morbus Parkinson äußert sich nicht nur durch einen Tremor, sondern in Kombination mit weiteren Kardinalssymptomen: verminderte Beweglichkeit bzw. Bewegungsarmut, Muskelanspannung und Standunsicherheit. Für die Diagnose von Parkinson muss eine Hypokinese mit mindestens einem der anderen drei Symptomen diagnostiziert werden. Für mehr Informationen zum Thema Morbus Parkinson lesen Sie den unseren Artikel zu Parkinson.

Wie wird das Zittern medizinisch behandelt?

Dr. T. Weigl: Die Behandlung hängt von der eigentlichen Ursache für den Tremor ab. Ist das Zittern verstärkt physiologisch, so steht die Therapie der Ursache im Vordergrund und weniger dezidiert die symptomatische Behandlung.

In den anderen Fällen verschreibt der behandelnde Arzt zunächst Medikamente, die das Zittern unterdrücken sollen. Bei bis zu 70 Prozent der Patienten verbessert sich die Situation. Ist das nicht der Fall, existieren mehrere chirurgische Verfahren, die durch das Erzeugen einer Liäson oder das Einsetzen von Elektroden denselben Effekt erzeugen sollen. Da eine Operation immer mit Risiken verbunden ist, sollte die Entscheidung dafür in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.

Nach dem sonntäglichen Schock gehen Martin und Mechthild gemeinsam zu ihrem Hausarzt, der nach dem Patientengespräch schnell die Ursache für das Zittern findet: „Ihr Asthma-Medikament ist der Grund für diesen Intentionstremor!“ Erleichterung breitet sich aus: doch kein Parkinson! Manche Medikamente würden laut Arzt diese Nebenwirkung auslösen. Gemeinsam entscheiden sie, eine Alternative für das Medikament zu finden. Um das Zittern allerdings erstmal kurzfristig zu unterdrücken, verschreibt der Arzt Martin krampflösende Medikamente.

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Haben auch Sie Erfahrungen mit auffälligem Zittern? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Andrea Lorenz
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 11.10.2018

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Peter Berlit (Hrsg.) (1999): Klinische Neurologie, Band 1. Springer-Verlag, Berlin.
  • Kai Bötzel, Volker Tronnier, Thomas Grasser (2014): The differential diagnosis and treatment of tremor, in: Deutsches Ärzteblatt 111/13.
  • Walther Graummann, Dieter Sasse (Hrsg.) (2005): Anatomie compact Lehrbuch, Band 4: Sinnessyteme, Haut, ZNS, Periphere Leitungsbahnen. Schattauer-Verlag, Stuttgart.
  • Antje Hüter-Becker, Mechthild Dölken (Hrsg.) (2010): Physiotherapie in der Neurologie, 3. Auflage. Thieme-Verlag, Stuttgart.
  • Limmroth, H.C. Diener (2006): Neurobiologie für Praktiker, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage- Steinkopff-Verlag, Darmstadt.
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