Mit Nierenschmerzen ist nicht zu spaßen: besser einmal mehr zum Arzt gehen als einmal zu wenig. Unbehandelte Nierenerkrankungen können ansonsten tödlich verlaufen!
— Dr. Tobias Weigl
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Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenDie Nieren sind die „Klärwerke“ unseres Körpers: Sie sind zuständig dafür, dass die Giftstoffe im Körper gefiltert werden und der Wasser- und Salzhaushalt konstant gehalten wird. Fallen diese Kläranlagen aber einmal aus, kann dies für die Betroffenen schlimmstenfalls tödlich enden. Im folgenden Artikel wird gezeigt, was die wichtigsten Ursachen für Nierenschmerzen sind und wie sie diagnostiziert und therapiert werden.
Wie funktionieren die Nieren?
Die Nieren haben mehrere Funktionen: Zum einen sind sie das Entgiftungsorgan des Körpers, zum anderen sind sie dafür zuständig, dass der körpereigene Wasser- und Salzhaushalt im Gleichgewicht gehalten wird. Dies gelingt den Nieren, indem sie Harn produzieren. Der Harn wird dadurch gebildet, dass durch die wasserdurchlässigen Blutgefäße der Nieren alle Giftstoffe, die beim Stoffwechsel entstehen, gefiltert werden. Durch diese „Filteranlage“ wandern jedoch nur Wasser und kleinere Substanzen wie Salze, während größere Substanzen, wie zum Beispiel Eiweiß, die Blutgefäße normalerweise nicht passieren können. Verantwortlich für diesen Vorgang in der Niere sind die Nierenkörperchen (sog. ‚Glomureli‘).
Ist dieser Filtervorgang beendet, wird der Harn noch weiterverarbeitet, bevor er schließlich in die Blase gelangt. Vor diesem Schritt wird der Harn in Harnkanälchen so konzentriert, dass letztlich nur noch knapp 1 Prozent des gefilterten Wassers und Salze in der Blase ankommen. Der Rest des gefilterten Wassers sowie diverse Salze werden für den Körper „zurückgewonnen“ (sog. ‚Rückresorption‘). Bei Krankheiten, die die Nieren betreffen, funktioniert dieser Prozess unter Umständen nicht mehr vollständig. Betroffene müssen bspw. deutlich häufiger urinieren (sog. ‚Polyurie‘), da wesentlich mehr Urin produziert wird. Im Normalfall regulieren die Nieren aber den Wasser- und Salzhaushalt und halten ihn auf einem konstanten Niveau, sodass der Körper vor Überwässerung (ein Problem sind z.B. sog. Ödeme) bzw. Austrocknung und vor zu hoher oder zu geringer Konzentration wichtiger Salze geschützt wird. Zusätzlich kann der Filterprozess den Bedürfnissen angepasst werden: Bei äußerst geringer Flüssigkeitsaufnahme wird die Durchblutung der Niere verringert. So kann weniger Wasser die Filterorgane passieren.
Was sind typische Anzeichen einer Nierenerkrankung?
Häufig werden Nierenerkrankungen nicht sofort bemerkt, vielmehr beginnen sie schleichend und werden u. U. fehlgedeutet. Beschwerden bzw. Symptome, die auf eine Erkrankung der Nieren hinweisen können, sind u. a.:
- Bluthochdruck
- dumpfe Rückenschmerzen, häufig im mittleren Rückenbereich
- häufiger auftretender nächtlicher Harndrang
- keine oder kaum vorhandene Harnausscheidung
- rote Verfärbungen des Harns
- schäumender Urin
- trüber oder übelriechender Harn
- Wassereinlagerungen (Ödeme) an verschiedenen Stellen des Körpers
Diese Beschwerden müssen aber nicht zwangsläufig auf eine Nierenerkrankung hinweisen. So tritt bspw. unangenehm riechender Harn typischerweise auch bei einer Blasenentzündung auf. Ggf. treten zusammen mit Nierenerkrankungen auch andere Symptome auf, die nicht spezifisch auf eine Nierenkrankheit hinweisen, sondern auch bei Erkrankungen anderer Organe auftreten können. Dazu zählen u.a. Fieber, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder auch Hautausschlag und Juckreiz. Ist die Nierenerkrankung allerdings schon weiter fortgeschritten, klagen Betroffene häufiger u. a. über folgende Beschwerden:
- allg. Schwäche
- Appetitlosigkeit
- Atemnot
- Blässe, gräuliche Hautfarbe
- Juckreiz
- metallischer Geschmack im Mund
- Mundgeruch
- Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind zwei Symptome, die bei zahlreichen Erkrankungen auftreten können. Im folgenden Video gibt Ihnen Dr. Tobias Weigl Tipps, was Sie bei Übelkeit und Erbrechen tun können.
Wer ist betroffen?
Grundsätzlich kann jeder in seinem Leben aus verschiedenen Gründen einmal an Nierenschmerzen leiden. Eine der größten Risikogruppen sind aber Diabetiker, von denen Schätzungen zufolge annähernd ein Drittel von Nierenschädigungen betroffen ist.
Nierenschmerzen – ein Symptom, viele Ursachen
Alport-Syndrom
Das Alport-Syndrom ist eine seltene erbliche Erkrankung, zu deren Symptomen besonders Beeinträchtigungen der Nieren zählen. Dadurch, dass in der Niere eine bestimmte Form des Kollagens (ein im Körper häufig vorkommendes Eiweiß) nur in unzureichender Menge vorhanden ist, können u. a. die Nierenkörperchen geschädigt werden. Letzten Endes führt diese Erkrankung, die auf einen Gendefekt zurückzuführen ist, kurz- oder langfristig zu einem Verlust der Nierenfunktion. Eine Behandlung, die gezielt die Ursachen dieses Syndroms bekämpft, gibt es bisher noch nicht. Bisher lässt sich mit bestimmten Medikamenten (z. B. ACE-Hemmern wie Ramipril) ein Fortschreiten der Krankheit zumindest verlangsamen.
Bluthochdruck
Nierenerkrankungen können häufiger im Zusammenhang mit Bluthochdruck stehen. Das liegt zum einen daran, dass die Niere von zahlreichen Gefäßen durchzogen ist. Da Bluthochdruck allmählich die Arterien verkalkt, führt das zu einer schlechteren Durchblutung der Niere, wodurch diese beschädigt wird und ihre Funktion letztlich nachlässt. Zum anderen können Nierenerkrankungen den Blutdruck erhöhen, wenn die Niere, die letztlich auch für die Regulierung des Blutdrucks mitverantwortlich ist, nicht mehr vollständig funktioniert. Schlimmstenfalls bahnt sich ein Teufelskreis an, bei dem sich Niere und Blutdruck jeweils verschlechtern.
Diabetes
Schätzungsweise 20–40 Prozent aller Diabetiker sind im Laufe ihrer Erkrankung von einer Nierenschädigung (sog. ‚Nephropathie‘) betroffen. Nierenschäden durch Diabetes sind darauf zurückzuführen, dass u. a. durch den hohen Blutzuckerspiegel die Strukturen der Nierenkörperchen beschädigt werden, wodurch die Filteranlagen der Nieren irgendwann nicht mehr oder kaum noch in der Lage sind, das Blut ausreichend von den verschiedenen Schad- bzw. Giftstoffen zu reinigen.
Nierenbeckenentzündung
Bei einer Nierenbeckenentzündung (sog. ‚Pyelonephritis‘) gelangen Bakterien aus den unteren Harnwegen in das Nierenbecken, wodurch es zu einer Entzündung kommen kann. Nierenbeckenentzündungen sind eine der häufigsten Erkrankungen der Nieren. Es wird geschätzt, dass etwa 10–20 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben davon betroffen sind. Ähnlich wie bei Blasenentzündungen sind Frauen wegen ihrer kürzeren Harnwege tendenziell häufiger betroffen.
Bei einer Pyelonephritis treten begleitend mitunter Fieber, Schmerzen in den Flanken, Schüttelfrost, teilweise Übelkeit und Erbrechen auf. Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung können allgemeine Abgeschlagenheit, aber auch unkontrollierter Urinabgang sein. Nierenbeckenentzündungen müssen unbedingt behandelt werden, denn: Bei einer akuten, nicht behandelten Entzündung kann es schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung kommen, die tödlich enden kann. Möglich ist auch ein chronischer Verlauf, bei dem die Erkrankung nicht gänzlich abheilt. Dann treten Nierenbeckenentzündungen häufiger auf (mehrmals im Jahr), wodurch die Niere langfristig geschädigt werden kann.
Nierensteine
Nierensteine (sog. ‚Nephrolithen‘) sind eine der häufigsten Erkrankungen der Nieren. Schätzungsweise 5–10 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Nierensteinen, wobei Männer wesentlich häufiger betroffen sind als Frauen. Einmal von Nierensteinen betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sich diese erneut bilden.
Nierensteine sind kleine Ablagerungen, die sich aus den Bestandteilen des Urins herausbilden. Diese feinen Kristalle, die sich ablagern, können zu größeren Einheiten zusammenklumpen bzw. zusammenwachsen, wenn weitere Kristalle „andocken“. Sie können u. a. im Nierenbecken oder in den ableitenden Harnwegen liegen. Die Größe der Harnsteine variiert; sie können u. U. sogar das gesamte Nierenbecken ausfüllen. Kleinere Steinchen verursachen meistens kaum Probleme und können auch durch eine größere Flüssigkeitszufuhr herausgespült werden. Manchmal fallen sie nur zufällig, bspw. bei einer Ultraschalluntersuchung, auf. Versperren Nierensteine aber den Durchfluss in die Harnwege, können starke Schmerzen auftreten.
Nierenkolik
Falls das Nierenbecken oder die Harnleiter blockiert sind, kann es zu einer sogenannten Nierenkolik kommen, die mit heftigsten Schmerzen verbunden ist. Dabei treten unvermittelt krampf- und anfallsartige Schmerzen im Nierenbereich auf, die bis zur Leisten- und Oberschenkelregion ziehen können. Eine Kolik wird häufig von Übelkeit, Erbrechen, Angst und Unruhe begleitet. Sie kann von kurzer Dauer sein, aber auch einige Stunden anhalten. Eine Kolik ist ein Notfall, der schnellstmöglich von einem Arzt behandelt werden muss, um dauerhafte Schäden der Nieren und Harnwege zu verhindern. Wird der Harnleiter komplett verschlossen, erzeugt die betroffene Niere weiter Urin. Im Urin, der sich aufgrund des Verschlusses anstaut, sammeln sich die eigentlich gefilterten Giftstoffe in der Niere an und beschädigen das Nierengewebe. Zusätzlich können sich durch diese Urinansammlung Bakterien in den Harnwegen ansammeln. Schlimmstenfalls können dann Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führen. In diesem Zusammenhang kann es gelegentlich auch zu sog. Schrumpfnieren kommen. Hierbei wird das Nierengewebe stark und irrreparabel beschädigt.
Nierenzysten
In vielen Fällen sind Nierenzysten ungefährlich und verursachen nur wenig Beschwerden. Sie können einzeln oder in größerer Zahl auftreten; oft werden sie nur zufällig entdeckt. Wachsen diese Zysten jedoch auf Faustgröße oder sogar noch größer an, kann dies u. a. Druckschmerzen im Bereich der Nieren oder Bauchschmerzen verursachen. Eine schon länger vorhandene Niereninsuffizienz kann die Entstehung von Nierenzysten begünstigen.
Entzündung der Nierenkörperchen
Die Nierenkörperchen (sog. ‚Glomeruli‘) sind die Filteranlage der Nieren. Bei einer Entzündung der Nierenkörperchen (sog. ‚Glomerulonephritis‘) scheint ihnen genau diese Eigenschaft zum Verhängnis zu werden. Bei der alltäglichen Arbeit kommen die Nierenkörperchen mit zahlreichen Gift- und Schadstoffen in Kontakt, und ebendiese Schadstoffe können an den Filtern hängen bleiben und eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Über die genauen Zusammenhänge ist sich die Forschung noch nicht einig.
Dass eine Glomerulonephritis vorliegt, können verschiedene Beschwerden zeigen, u. a.:
- Blut im Urin
- Eiweiß im Urin
- generell Schmerzen in den Nieren
- hoher Blutdruck (sog. Hypertonie)
- Wassereinlagerungen in den Armen, Beinen (sog. Ödeme)
Manchmal können diese Beschwerden akut auftreten, eine Entzündung der Nierenkörperchen kann jedoch auch zunächst symptomarm verlaufen und sich erst langsam anbahnen. Dann bemerkt der/die Betroffene die Erkrankung erst beim Auftreten von Symptomen eines schon weiter fortgeschrittenen Nierenversagens. Abhängig davon, um welche Art der Entzündung es sich handelt und wie früh sie diagnostiziert werden konnte, ist zwar eine Besserung der Symptome, selten aber eine vollständige Heilung möglich.
Zystennieren
Zystennieren sind eine erblich bedingte Nierenerkrankung, durch welche die normalen Strukturen der Nieren verändert sind. Die häufigste Zystennierenerkrankung ist die autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (kurz ADPKD: autosomal dominant polycystic kidney disease). Bei dieser Form ist etwa ab dem 40. Lebensjahr ein fortschreitendes Nierenversagen zu beobachten, das schließlich eine Dialyse oder sogar eine Nierentransplantation notwendig werden lässt.
Was für Beschwerden bei Zystennieren auftreten, hängt davon ab, wie groß die Zysten sind und wie weit die Niere bereits geschädigt wurde. Oft ist bei Patienten der Urin rot verfärbt, zudem leiden sie unter Flankenschmerzen und häufiger auftretenden Blasen- bzw. Nierenbeckenentzündungen. Durch die veränderte Nierenstruktur ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Nierensteine und Bluthochdruck entstehen.
Niereninsuffizienz
Eine Niereninsuffizienz beschreibt ein Nierenversagen, wobei zwischen einer chronischen und einer akuten Form unterschieden wird. Detaillierte Informationen zur Niereninsuffizienz erhalten Sie in diesem Artikel.
Akutes Nierenversagen
Charakteristikum eines akuten Nierenversagens ist, dass es binnen weniger Tage auftritt. Liegt ein solches Nierenversagen vor, sammelt sich das Wasser, das durch die starke Beeinträchtigung der Niere nicht mehr ausgeschieden werden kann, im Körper an. Solche Ansammlungen von Wasser können besonders in der Lunge tödlich verlaufen. Hinzu kommt, dass die nicht länger ausgeschiedenen Kaliumsalze das Herz lähmen können. Tritt ein akutes Nierenversagen auf, können verschiedene Ursachen dafür verantwortlich sein, zum Beispiel ein Kreislaufschock, generell Erkrankungen der Niere oder auch verschiedene Tumoren.
Chronisches Nierenversagen
Der Körper wird bei einem chronischen Nierenversagen nach und nach vergiftet, da die Nieren die beim Stoffwechsel anfallenden Giftstoffe nicht mehr genügend filtern können. Häufige Ursachen für ein chronisches Nierenversagen sind Diabetes, Erkrankungen der Nierenkörperchen oder Nierenröhrchen und Schädigungen der Nierengefäße, die durch Bluthochdruck verursacht werden.
Weitere mögliche Ursachen von Nierenschmerzen
- Menstruationsschmerzen
- Nierentumoren
- Nierenschäden durch medikamentöse Nebenwirkungen
Wieso muss man beim Alkoholtrinken häufiger pinkeln? Und was bedeutet eine veränderte Urinfarbe? Mehr Informationen dazu gibt Ihnen Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Video.
Was tut der Arzt? Teil 1: Diagnose
Wird bei Ihnen eine Nierenerkrankung vermutet, wird der behandelnde Arzt mit Ihnen ein Patientengespräch führen, das sogenannte Anamnesegespräch. Dort wird er/sie Sie zunächst nach körperlichen Beschwerden befragen. Gibt es bereits hier erste Hinweise auf eine mögliche Nierenerkrankung, wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen. In der Regel werden Ihnen Blut- und Urinproben abgenommen, die auf bestimmte Laborwerte hin untersucht werden, die Auskunft über eine Nierenerkrankung geben.
Blutuntersuchung
Bei der Blutuntersuchung werden zumeist folgende Werte betrachtet:
- Kreatinin und Harnstoff: Diese beiden Abfallstoffe, die während des Eiweißstoffwechsels entstehen, werden normalerweise über die Nieren ausgeschieden. Erhöhte Werte im Blut sind ein Hinweis darauf, dass die Funktion der Nieren beeinträchtigt ist. Diese Werte sind leicht und schnell zu messen, sodass sie bei der Diagnose einen wichtigen Richtwert darstellen.
- Elektrolyte: Da die Niere verantwortlich für die Regulierung und Erhaltung des Salzhaushaltes ist, kann eine zu hohe oder zu niedrige Konzentration der Blutsalze Hinweise auf eine Nierenerkrankung geben. Besonders der Phosphatspiegel steigt schon bei geringfügigen Verschlechterungen der Nierenfunktion an. Andere Salze wie Natrium, Kalium oder Calcium steigen oder sinken tendenziell erst stärker, wenn die Nierenfunktion deutlich eingeschränkt ist, können aber leicht in jedem Labor gemessen werden.
- Blutbild: Da die Niere das Hormon Erythropoietin produziert, ist sie für die Steuerung der Blutbildung verantwortlich. Denn das Hormon Erythropoietin ist dafür zuständig, wie viele rote Blutkörperchen produziert werden. Liegt eine Nierenerkrankung vor, wird dieses Hormon weniger produziert und in der Folge weniger rote Blutkörperchen. Daher leiden viele von Nierenerkrankungen Betroffene an Blutarmut, die mit einem Blutbild identifiziert werden kann.
Urinuntersuchung
Der Urin wird u. a. auf folgende Werte hin untersucht:
- Bakterien: Finden sich Bakterien im Harn, deutet das entweder auf eine (harmlose) Keimbesiedlung oder auf eine Infektion hin, die mit Antibiotika behandelt werden kann.
- Eiweiß: Normalerweise passiert Eiweiß die Nierenfilter gar nicht oder in äußerst geringen Mengen. Ist die Nierenfunktion aber eingeschränkt, findet sich mehr Eiweiß im Urin. Dies ist ein wichtiger Indikator für eine Nierenerkrankung. Dabei gilt: Je mehr Eiweiß sich im Urin befindet, desto schwerer ist die Erkrankung der Nieren.
- Rote/weiße Blutkörperchen: Befinden sich rote oder weiße Blutkörperchen im Urin, ist dies ebenfalls ein Hinweis auf eine Erkrankung der Nieren.
- Zucker: Findet sich Zucker im Urin, ist dies meistens ein Hinweis dafür, dass der Patient an Diabetes erkrankt ist.
Neben diesen Untersuchungen stehen dem behandelnden Arzt weitere Möglichkeiten zur Verfügung, die die Diagnose der Nierenerkrankung begleiten. Je nach Einschätzung des Arztes werden folgende Verfahren eingesetzt:
- Ultraschall: Der Ultraschall gehört zu den Standarduntersuchungen, wenn es um Nierenkrankheiten geht, da er vollkommen ungefährlich ist und die Niere gut einsehbar macht.
- Computertomographie (CT): Das CT ist eine Standarduntersuchung, bei der besonders Geschwülste, Nierenzysten und verschiedene Verkalkungen gut erkannt werden können. Um die Nieren für die Röntgenstrahlen sichtbar zu machen, wird meistens ein intravenöses Kontrastmittel gespritzt.
- Kernspintomographie/Magnetresonanztomographie (MRT): Anders als das CT verzichtet die MRT auf Röntgenstrahlung. Grundsätzlich arbeitet aber die MRT genau wie das CT, allerdings lassen sich mit dem CT manche Gewebe und Geschwülste besser erkennen.
- Nierenpunktion: Bei einer Nierenpunktion wird ein winziges Stück Nierengewebe entfernt, das im Labor untersucht wird. Um die Probe zu entnehmen, wird nach einer örtlichen Betäubung eine feine Nadel bis zur Niere geführt. Der Patient spürt normalerweise nichts mehr, wenn sich die Betäubung verflüchtigt.
- Röntgen: Eine Röntgenuntersuchung wird eher selten vorgenommen, meistens dann, wenn eine Ultraschalluntersuchung keine handfesten Ergebnisse erbringen konnte. Beim Röntgen lassen sich Steine und etwaige Verkalkungen gut erkennen, aber erst mit einem jodhaltigen Kontrastmitten sind die Nieren beim Röntgen richtig sichtbar.
- Szintigraphie: Bei dieser Methode wird eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz in die Venen gespritzt. Mit dem Blut fließt diese in die Niere und wird dort gemeinsam mit dem Harn ausgeschieden. Dabei sendet die Substanz eine Strahlung aus, die mit einer Kamera aufgenommen wird. Auf diese Weise lassen sich sowohl die Durchblutung als auch die Ausscheidungsleistung einer Niere feststellen. Ebenfalls lassen sich so bspw. Gefäßverengungen feststellen, wie sie etwa bei Bluthochdruck auftreten.
Was tut der Arzt? Teil 2: Behandlung
Grundsätzlich ist es entscheidend, die eigentliche Ursache (z. B. Diabetes) für die Nierenschmerzen zu behandeln. Abhängig von der Ursache werden Medikamente gegeben, ggf. sind auch Operationen nötig. Im Folgenden werden exemplarisch einige Behandlungsweisen bei bestimmten Erkrankungen der Nieren vorgestellt.
- Bluthochdruck – Da sich Nierenschädigungen und Bluthochdruck wechselseitig bedingen können, muss letzterer angemessen eingestellt werden. Dies wird durch blutdrucksenkende Medikamente wie bspw. ACE-Hemmer erreicht.
- Entzündung der Nierenkörperchen – Die genaue Behandlung ist abhängig davon, um welche Form von Glomerulonephritis es sich handelt. Je nachdem werden bestimmte Medikamente eingesetzt, um die Nierenfunktion zu erhalten, bspw. Immunsuppressiva (z. B. Endoxan oder Imurek). Diese können zwar ggf. starke Nebenwirkungen mit sich bringen, verhindern aber bestenfalls, dass der Patient ein Nierenversagen erleidet und in der Folge dialysepflichtig wird.
- Nierensteine – Sind Nierensteine Verursacher der Nierenschmerzen, muss zunächst unbedingt sichergestellt werden, dass der Urin wieder zur Blase gelangen kann, um Folgeschäden zu vermeiden. Dazu kann ggf. ein dünnes Röhrchen in die Harnleiter geführt werden, damit der Urin an den Nierensteinen vorbeifließen kann. Gleichzeitig können auch Medikamente gegeben werden, die schmerzlindernd und muskelentspannend wirken. Sind die Steine klein genug, erleichtern es die Medikamente, dass diese in die Harnblase treten und letztlich ausgeschieden werden können. Ist dies nicht möglich, wird u. a. versucht, die Steine von außen zu zertrümmern. Seltener ist auch eine Operation nötig, wenn die Steine zu groß sind.
- Nierenbeckenentzündungen – Grundsätzlich kann eine derartige Entzündung mit Antibiotika behandelt werden. Da eine Nierenbeckenentzündung aber durch eine Blockade des Harnabflusses durch Nierensteine verursacht oder zumindest begünstigt wird, müssen diese entfernt werden.
- Zystennieren – Da eine ursächliche Behandlung nicht möglich ist, zielt die Behandlung darauf, die Nierenfunktion so lange und so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierbei spielt besonders ein gut eingestellter Blutdruck eine wichtige Rolle.
- Akute Niereninsuffizienz – Auch hier muss die Grunderkrankung behandelt werden (z. B. Diabetes oder auch Glomerulonephritis). Der Wasser- und Salzhaushalt wird entsprechend überwacht und reguliert, um z. B. Überwässerung zu vermeiden.
- Chronische Niereninsuffizienz – Das primäre Ziel bei einer chronischen Niereninsuffizienz ist die Aufrechterhaltung der Nierenfunktion. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Wasser- und Salzhaushalt werden regelmäßig geprüft und müssen ggf. korrigiert werden, um den Körper vor Austrocknung bzw. Überwässerung zu schützen. Das kann u. a. mit der Gabe von Diuretika (z.B. Ramipril) geschehen, die einen erhöhten Harndrang erzeugen. Medikamente, die nierenschädigend wirken können (z. B. Ibuprofen), sollten vermieden werden. Die Ernährung sollte kaliumarm gehalten werden.
Medikamentöse Schmerztherapie
Die Schmerzen werden typischerweise durch Schmerzmittel behandelt. Welches Medikament der Arzt auswählt hängt von der Ursache ab. Bei Kolliken verwendet man typischerweise Novalgin. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Schmerzmittel, wie z.B. Paracetamol welches bei Problemen mit der Niere verwendet werden kann, jedoch „auf die Leber geht“. Welches Medikament am besten passt entscheidet der Arzt, typischerweise ein sog. Internist.
Im folgenden Video erklärt Dr. T. Weigl die Wirkung und Nebenwirkungen von Novalgin.
Nierenersatzverfahren
In besonders schlimmen Fällen kann es zu einem weitreichenden Verlust oder gar zu einem vollständigen Ausfall der Nierenfunktion kommen. In diesen Fällen gibt es zwei Methoden, die Nierenfunktion zu ersetzen: die Dialyse oder die Nierentransplantation.
Dialyse
Die Dialyse hat zum Ziel, dass sie anstelle der Niere die anfallenden Giftstoffe im Blut filtert, um eine Vergiftung des Körpers zu verhindern. Gleichzeitig soll mit ihrer Hilfe der Wasserhaushalt reguliert werden. Eine Dialyse wird u. a. dann das erste Mal verordnet, wenn der Patient Beschwerden hat, die typisch für eine hohe Konzentration von Giftstoffen im Körper sind, die Harnstoff- und Kreatininwerte im Blut bereits (zu) hoch sind oder die Nierenfunktion generell bereits stärker eingeschränkt ist. Die Dialyse muss regelmäßig durchgeführt werden, da die Giftstoffe im Körper stetig produziert werden. Die gängigste Form der Dialyse ist die sogenannte Hämodialyse. Dabei wird das Blut des Patienten durch einen maschinellen Filter, den Dialysator, gepumpt. Über mehrere Stunden wird das Blutvolumen rund zehn Mal gewaschen, weswegen man auch von einer Blutwäsche spricht. Je nachdem, wie fortgeschritten der Nierenschaden ist, muss dieses Prozedere ggf. sogar mehrmals die Woche stattfinden.
Nierentransplantation
Eine weitere Möglichkeit eines Nierenersatzverfahrens stellt die Transplantation dar. Im Vergleich zur Dialyse ist damit ein den Umständen entsprechendes normales Leben möglich. Bei einer erfolgreichen Transplantation ist die Einnahme bestimmter Medikamente notwendig, damit der Körper die neue Niere nicht abstößt. Zudem müssen regelmäßige ärztliche Überprüfungen stattfinden, um Komplikationen zu vermeiden.
Was kann ich selbst tun?
Da Diabetes und Bluthochdruck Nierenerkrankungen begünstigen können, sollten der Blutzuckerspiegel und der Blutdruck entsprechend eingestellt werden, sofern diesbezüglich bereits Beschwerden bzw. Erkrankungen vorhanden sind. Allgemein können eine gesunde Ernährung und der weitgehende Verzicht auf Nikotin und Alkohol präventiv wirken. Gerade hinsichtlich der Nieren ist es von großer Bedeutung, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen, da so bspw. Nierensteinen vorgebeugt werden kann.
Bei vielen Nierenerkrankungen ist der Verlauf zunächst symptomarm, weswegen diese oft erst spät erkannt werden. Deswegen kommt der Früherkennung eine wichtige Bedeutung zu. Spüren sie Schmerzen in den Flanken und zeigen mögliche Symptome von Nierenerkrankungen, gehen Sie zum Arzt! Dies ist besonders wichtig, wenn Sie an Diabetes oder Bluthochdruck leiden und Nierenerkrankungen in ihrer Familie vorkommen. So vermeiden Sie eklatante Schädigungen der Niere.
Häufige Patientenfragen
Wann sollte ich mit Nierenschmerzen zum Arzt?
Dr. T. Weigl
Verschiedene Beschwerden wie dumpfe Rückenschmerzen, häufiger nächtlicher Harndrang, geschwollene Stellen am Körper oder unangenehm riechender Harn können auf eine Nierenerkrankung hinweisen. Allerdings müssen diese Beschwerden nicht immer auftreten und verweisen nicht zwangsläufig auf eine Erkrankung der Nieren. Gerade aber dann, wenn noch Blässe, allgemeine Schwäche, Erbrechen und Übelkeit auftreten, sollten Sie rasch einen Arzt aufsuchen, da die Nieren möglicherweise bereits geschädigt wurden. Suchen Sie lieber frühzeitig Ihren Arzt auf und warten Sie nicht zu lange!
Was kann ich selbst bei Nierenschmerzen tun?
Dr. T. Weigl
Falls Sie an Diabetes und/oder Bluthochdruck leiden, ist es wichtig, dass Blutzucker und Blutdruck entsprechend gut eigenstellt sind. Eine allgemein gesunde Lebensweise ist empfehlenswert, auf Nikotin und Alkohol sollte größtenteils verzichtet werden. Besonders wichtig ist es aber, immer ausreichend zu trinken: rund zwei bis drei Liter am Tag werden empfohlen. Falls Sie bereits Nierenschmerzen haben, ist es sinnvoll, die entsprechenden Stellen bspw. mit Wärmekissen zu wärmen. Das ersetzt zwar keinesfalls den Gang zum Arzt, kann aber ggf. die Beschwerden etwas lindern.
Was sind häufige Ursachen für Nierenerkrankungen?
Dr. T. Weigl
Diabetiker sind vergleichsweise oft von Nierenerkrankungen betroffen. Zur Risikogruppe gehören tendenziell auch Personen, die an Bluthochdruck leiden. Ansonsten sind Nierensteine und Nierenbeckenentzündungen häufiger ursächlich für Beschwerden, die mit den Nieren zusammenhängen.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
Redaktion: Tobias Möller
Veröffentlicht am: 15.10.2018, zuletzt aktualisiert: 16.04.2019
Quellen
- Banaure u. a. (2007): Innere Medizin. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (Hg.): Nephrologische Diagnosen sowie Diagnosen mit Nierenbeteiligung.
- Diabetesinformationsdienst-München.de (2016) (Hg.): Diabetes und Nieren.
- Pressebüro „Ihre Nieren liegen uns am Herzen“ (Hg.) (2014): Faktenblatt: Nieren, Erkrankungen, Dialyse und Transplantation.
- Internisten-im-Netz.de (Hg.): Nierensteine.
- Internisten-im-Netz.de (Hg.): Nieren und Harnwege.
- Johannes Mann (2014): Nierenerkrankungen. Was ihre Nieren schützt und stärkt. 2. Auflage. Trias-Verlag, München.
- Dirk Nonhoff und Sigrid Tapken (2017): Was ist eine Nierenbeckenentzündung? In: Die Techniker Krankenkasse.
- Maria-Anna Schoppmeyer und Martina Waitz (2017): Was sind zystische Nierenerkrankungen? In: Die Techniker Krankenkasse.
Toni Krause
17.07.2019 11:49Meine Tante leidet schon länger an einer Nierenerkrankung. Sie wurde mit einer Dialysefahrt ins Krankenhaus gebracht. Danke für den Hinweis, dass eine Dialyse regelmäßig durchgeführt werden muss.
Dietrich Bachmann
20.08.2020 20:37Danke für die Gedanken und Infos über Nierenschmerzen. Wir fürchten, dass etwas mit meiner Mutter’s Nieren los ist. Es ist momentan nicht so schlimm, aber sie hat schon dumpfe Rückenschmerzen. Wir wollen eine Sonographie für sie besorgen und eine Untersuchung durchführen lassen.
Mario Schwarz
30.07.2021 09:22Interessant, dass Zucker im Urin ein Indiz dafür ist, dass der Patient an Diabetes erkrankt ist. Ich habe seit einiger Zeit Probleme und ungewohnte Schmerzen im Bereich meiner Nieren. Hoffentlich kann mir ein Besuch bei einem Facharzt gut weiterhelfen, wenn eventuell eine Dialyse gemacht wird.