Auf einen Blick – Folgen von Alkoholkonsum
potenzielle Auswirkungen auf Körper und Psyche (Auswahl)
- Schädigung des Gehirns
- Verlust von Muskelmasse & Gewichtszunahme
- Persönlichkeitsveränderungen
- erhöhtes Krebsrisiko & Auswirkungen auf die Leber
- Impotenz
Alkohol kann zu Nährstoffmängeln führen. Aber auch ohne hohen Alkoholkonsum ist eine gute Nährstoffversorgung entscheidend für Ihre Gesundheit. Auf welche Lebensmittel Sie dafür in Ihrem Alltag setzen können, zeigen wir Ihnen in unserem Ratgeber: Die besten Lebensmittel. Erfolgreiche Ernährungsmuster für Muskelaufbau, Fitness und Abnehmen.
Schädigungen des Gehirns
Nach einer feuchtfröhlichen Nacht kann es passieren, dass wir uns nicht mehr an alles erinnern können. Das liegt daran, dass Alkohol die Kommunikation von Neurotransmittern untereinander stört und die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und zu speichern, beeinträchtigt wird. Kurzzeitige Erinnerungslücken mögen nicht weiter dramatisch wirken, doch chronischer Alkoholkonsum kann zu dauerhaften Schäden am Gehirn führen. So kann Alkohol das Risiko einer Demenzerkkrankung verdreifachen.
Eine weitere Erkrankung, die durch hohen Alkoholkonsum ausgelöst werden kann, ist das sog. Korsakow-Syndrom. Diese Erkrankung gleicht einer Amnesie und Betroffene haben so starke Gedächtnisprobleme, dass ein eigenständiges Leben nur schwer möglich ist. So können zum einen neu erlebte Dinge nicht mehr erinnert werden und ältere Erlebnisse und Erinnerungen werden vergessen. Betroffene erfinden auch Geschichten, um Gedächtnislücken zu füllen, sind verwirrt und desorientiert. Die Schädigungen im Gehirn sind i.d.R. auch nicht umkehrbar.
Studien zeigen außerdem, dass bereits ein moderater Konsum von Alkohol das Gehirnvolumen reduzieren kann. Möglichen Folgen sind z. B.:
- Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen
- Verlust von kognitiven Reserven
- Verschlechterung der psychischen Gesundheit
- Beeinträchtigung der motorischen Funktionen
- Schädigung des Nervensystems
- Beeinträchtigung der Lebensqualität
Verlust von Muskelmasse und Gewichtszunahme
Als Belohnung für ein intensives Training greift manch einer gern zu einer Flasche Bier oder einem Glas Wein. Doch die Kombination von Alkohol und Sport kann sogar gefährlich werden. Wer trainiert und Alkohol trinkt, belastet seinen Körper doppelt, denn der Abbau von Alkohol kostet den Körper Energie. Die Energie, die für das Ausscheiden des Alkohols genutzt wird, benötigen wir aber eigentlich in der Phase direkt nach dem Training für Regenerations- und Reparaturprozesse. Wenn diese Prozesse nicht richtig ausgeführt werden können, wirkt sich das negativ auf das Muskelwachstum aus.
Alkohol beeinträchtigt außerdem die Schlafqualität, die für die Regeneration der Muskeln und die körperliche Leistungsfähigkeit wichtig ist. Auch auf den Fettstoffwechsel und das Körpergewicht hat Alkohol negative Auswirkungen. Alkohol hat 7 kcal/g, eine Flasche Bier hat zwischen 150–250 kcal. Diese Kalorien sind aber leere Kalorien, weil sie dem Körper keine Nährstoffe liefern. Wer viel Alkohol trinkt, wird das auch schnell auf der Waage merken.
Zusätzlich wirkt sich Alkohol negativ auf die Fettverbrennung aus. Da der Abbau von Alkohol im Körper priorisiert wird, wird weniger Fett verbrannt. Ebenso negative: Alkohol erhöht die Ausschüttung des „Stresshormons“ Cortisol. Ein dauerhaft erhöhter Cortisol-Spiegel kann u. a. folgende Auswirkungen haben:
- Bluthochdruck
- Begünstigung von Entzündungen
- Beschleunigung des Abbaus von Muskeln
- Verstärkung der Fettzunahme
Alkohol beeinflusst nicht nur Trainingseffekte, sondern die direkte Kombination von Alkohol und Sport kann unserer Gesundheit auch akut schaden. Zum einen mindert Alkohol die Koordinations- und Reaktionsfähigkeit, was das Verletzungsrisiko steigern kann. Außerdem entzieht Alkohol dem Körper Wasser. Das passiert, weil Alkohol wie ein Diuretikum, also ein Abführmittel, wirkt. Eine Dehydrierung kann gefährlich werden: Durch den erhöhten Flüssigkeitsverlust kann es zu einem Mangel an Elektrolyten wie Magnesium kommen. Haben wir zu wenig solcher Elektrolyte, kann es u. a. zu Herzrhythmusstörungen, Krämpfen oder Störungen im Nervensystem kommen.
Zu hoher Alkoholkonsum kann zu Persönlichkeitsveränderungen führen
Alkohol kann die Entstehung von Angstzuständen und psychischen Erkrankungen wie Depressionen begünstigen und bereits vorhandene Symptome verstärken. Auf der einen Seite greifen depressive Menschen häufig auf Alkohol zurück, um ihre negativen Gedanken zu „ertränken“. Auf der anderen Seite führt eine Alkoholabhängigkeit oft zu Isolation und begünstigt damit die Entstehung von Depressionen. Die gegenseitige Verstärkung von Alkoholabhängigkeit und Depressionen wird als „Komorbidität“ bezeichnet. Etwa 30 % der alkoholabhängigen Menschen in Deutschland leiden zusätzlich an Depressionen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher.
Neben Depressionen und Angstzuständen kann es beim Missbrauch von Alkohol zu Psychosen kommen. Die eigenen Sinneseindrücke wie Hören, Sehen, Fühlen oder auch Schmecken weichen dann von der Realität ab; Betroffene leiden unter Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Symptome können über Wochen oder gar Monate auftreten und führen nicht nur zu einem starken Leidensdruck bei den Betroffenen, sondern belastet auch deren Umfeld. Psychotische Schübe können schlimmstenfalls zu Selbstverletzungen und Suizidversuchen führen. Sollten Sie Gedanken an Suizid haben oder sich selbst verletzten wollen, holen Sie sich Hilfe. Die Telefonnummer der Telefonseelsorge lautet: 0800 1110111 / 0800 1110222 oder 116 123.
Eine weitere Form der alkoholinduzierten Psychose ist das sog. „Alkoholdelir“. Hierbei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der meist im Rahmen eines Alkoholentzugs auftritt. Ein Alkoholdelir erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, da es zu schweren Komplikationen wie Krampfanfällen oder Herz-Kreislauf-Versagen führen kann.
Erhöhtes Krebsrisiko & Schädigung der Leber
Rund 5 % aller weltweiten Krebserkrankungen stehen in Verbindung mit Alkoholkonsum. Oxidativer Stress und das Abbauprodukt von Alkohol, Acetaldehyd, schädigen das Erbgut und begünstigen die Entstehung von Krebs. Aufgrund der gesteigerten Östrogenproduktion kann das Risiko für Brustkrebs steigen. Besonders kritisch ist es, wenn zusätzlich zum Alkoholkonsum geraucht wird, denn gleichzeitiger Alkohol- und Tabakkonsum verstärken sich gegenseitig in ihrer krebserzeugenden Wirkung.
Wenn wir regelmäßig zu viel trinken, wird die Leber massiv geschädigt. Mit der Zeit kann sie durch die Schädigung vernarben, wodurch sie immer weniger in der Lage ist, ihre normalen Funktionen auszuführen. Im schlimmsten Fall führt das zu einer Leberzirrhose. Zu Beginn kann die Leber ihre Funktionen noch aufrechterhalten, deswegen ist die Leberzirrhose oft schon weit fortgeschritten, wenn erste Symptome einsetzen. Die anfänglichen Symptome sind oft auch unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Erste Symptome einer Leberzirrhose können z. B.
- Müdigkeit
- Appetitverlust
- Druck- und Völlegefühl im Oberbauch
- oder Juckreiz
sein.
Erst im weit fortgeschrittenen Stadium werden Symptome spezifischer:
- Gelbfärbung der Haut (Ikterus)
- Lacklippen und -zunge
- weiße Verfärbung der Fingernägel
- pergamentartige Haut
- Männer: Gynäkomastie = „Männerbrüste“
- Frauen: Ausbleiben der Regelblutung
Die Diagnose einer Leberzirrhose erfolgt anhand einer klassischen Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der Labordiagnostik. Hier kann gezielt untersucht werden, wie stark ein Leberschaden schon ausgebildet ist. Wenn die Erkrankung diagnostiziert wurde, ist schnelles Handeln erforderlich. Denn unbehandelt endet eine Leberzirrhose aufgrund von Komplikationen oft tödlich! So kann es u.a. zu einer sog. portalen Hypertonie, einem erhöhten Blutdruck in der Pfortader kommen.
Diese transportiert das Blut von den Verdauungsorganen zur Leber. Der erhöhte Blutdruck führt zur Bildung von Krampfadern in der Speiseröhre und im Magen, die lebensbedrohliche Blutungen verursachen können. Eine Leberzirrhose erhöht außerdem deutlich das Risiko für die Entstehung von Leberkrebs.
Impotenz durch (zu) hohen Alkoholkonsum
In geringen Mengen kann Alkohol zwar die sexuelle Aktivität stimulieren, aber bereits ein Blutalkoholspiegel von 0,4–0,5 Promille verringert die Potenz und kann zu Erektionsproblemen führen. Alkohol stört nämlich die Hormonproduktion, insbesondere von Testosteron, das für die Libido und Erektionsfähigkeit beim Mann entscheidend ist.
Aufgaben von Testosteron (Auszug):
- Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale
- Förderung der Muskelmasse
- Knochendichte
- Produktion von roten Blutkörperchen
Chronischer Alkoholkonsum kann außerdem zu Nervenschäden führen. Die sog. „alkoholische Polyneuropathie“ betrifft das vegetative Nervensystem, das u. a. für die Erektion „zuständig“ ist. Wenn Nervenbahnen des vegetativen Nervensystems geschädigt werden, können sexuelle Reize nicht mehr richtig verarbeitet und entsprechende Signale an die Blutgefäße im Penis nicht mehr gesendet werden. Zusätzlich kann Alkohol langfristig die Durchblutung verschlechtern. Eine unzureichende Blutzirkulation im Penis verhindert eine stabile Erektion.
Im weiblichen Körper kann Alkohol ebenfalls allerlei Schaden anrichten: So kann sich bei Mädchen, die während der Pubertät regelmäßig trinken, die Reifung und Funktion der Eierstöcke verändern. Bei einem übermäßigen Konsum können Menstruationsstörungen, wie eine unregelmäßige Zyklusdauer oder das völlige Ausbleiben der Periode, vorkommen. Wie auch beim Mann kann der Konsum von Alkohol die Libido beeinflussen und zu Problemen beim Sex führen.
„Wer langfristig gesund leben möchte, sollte Alkohol bewusst genießen und das so selten wie möglich.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl
Häufige Patientenfragen
Wie viel Alkohol ist noch unbedenklich?
Dr. Dr. T. Weigl
Es gibt keine Menge Alkohol, die vollkommen unbedenklich ist. Selbst kleine Mengen können langfristig gesundheitliche Risiken, wie ein erhöhtes Krebsrisiko, mit sich bringen. Wer trinkt, sollte dies bewusst und in niedrigen Mengen tun.
Kann ich die Schäden durch meinen Alkoholkonsum wieder „reparieren“?
Dr. Dr. T. Weigl
Manche Schäden durch Alkohol, wie die Schädigung der Leber oder Nervenzellen, sind ab einem gewissen Punkt irreversibel, können also nicht mehr rückgängig gemacht werden. Bei moderatem Konsum kann der Körper jedoch teilweise regenerieren, wenn Sie auf Alkohol verzichten und eine gesunde Lebensweise pflegen.
Was kann ich tun, um meinen Alkoholkonsum zu reduzieren?
Dr. Dr. T. Weigl
Um den Alkoholkonsum zu reduzieren, helfen bewusste Entscheidungen und klare Ziele. Legen Sie alkoholfreie Tage in der Woche fest und suchen Sie nach Alternativen, wie alkoholfreie Cocktails oder andere Getränke. Führen Sie ein Trinktagebuch, um sich Ihren Konsum bewusst zu machen, und setzen Sie sich feste Grenzen. Bei Schwierigkeiten kann professionelle Unterstützung durch Ärzte oder Suchtberatungsstellen hilfreich sein.
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Hätten Sie gedacht, dass Alkoholkonsum solche weitreichenden Folgen hat? Und welche Erfahrungen haben Sie mit Alkohol gemacht? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!
Autor*innen: Dr. Dr. Tobias Weigl, Pia Latus
Lektorat:: Sebastian Mittelberg
Veröffentlicht am: 08.01.2025
Quellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2023): Alkohol und Impotenz.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2023): Alkohol und Krebs.
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (2014): Alkohol und Krebs.
- DocCheck Flexikon (2024): Acetaldehyd.
- Fembites (2023): Auswirkungen des Alkoholkonsums auf die weibliche hormonelle Gesundheit.
- John P. Smith et al. (2023): Alcohol-Induced Hormonal Changes: Implications for Fertility, in: Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 108(5), S. 37227465.
- Lisa B. Rogers et al. (2022): Alcohol and Exercise Recovery: An Updated Systematic Review, in: Sports Medicine, 52(4), S. 1237–1254.
- Michael Collins et al. (1998): Alcohol-Induced Neurotoxicity and Brain Damage, in: Trends in Neurosciences, 21(9), S. 425–430.
- Sophie E. Clarke et al. (2016): Alcohol and Brain Volume: Evidence from the Whitehall II Imaging Sub-study, in: Alcoholism: Clinical and Experimental Research, 40(10), S. 1933–1940.
- Tobias Lang et al. (2021): Alcohol and Cancer: A Review of Epidemiological Evidence, in: Frontiers in Oncology, 11, S. 33871538.
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