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Der Neurotransmitter Serotonin – Was steckt hinter dem „Glückshormon“?

Serotonin fördert einen Zustand der Ruhe und Ausgeglichenheit und ist an zahlreichen Regulationsprozessen im Körper beteiligt. Bei Schlafstörungen in Kombination mit Stimmungsschwankungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden ist immer auch an eine Störung des Serotoninhaushalts zu denken. — Dr. Tobias Weigl

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Serotonin ist ein Botenstoff (Neurotransmitter), der überwiegend in Zellen des Darms, aber auch im Gehirn vorkommt. Es nimmt somit eine Schlüsselrolle bei vielen verschiedenen Prozessen im menschlichen Körper ein und wirkt sich insbesondere auf Schlaf- und Ruheempfinden, aber auch auf das Essverhalten, die Libido, Schmerzempfinden und Gedächtnisleistung aus. Im Darm fördert es die Darmbewegung (Peristaltik) und unterstützt damit die Verdauungsvorgänge. Eine besondere Bedeutung kommt Serotonin auch bei angstassoziiertem Verhalten zu. So gehen Panikstörungen, Depressionen und Zwangsneurosen oft mit einem Serotoninungleichgewicht einher.

Laura ist wieder zu spät. Unterwegs kauft sie sich noch rasch einen Kaffee, um im anstehenden Meeting halbwegs wach zu sein. Der dritte an diesem Morgen. Der andauernde Stress setzt ihr merklich zu – in letzter Zeit ist die sonst sehr ausgeglichene Dreißigjährige sichtlich reizbar, schläft kaum noch, fühlt sich ständig hungrig und hat mittlerweile regelmäßig Angstattacken. Auch im Meeting fährt Laura ihre Kollegin mehrfach an, als diese Zwischenfragen stellt. Ihr Chef nimmt sie nach der Präsentation beiseite: „Laura, ich weiß nicht, was Du privat vielleicht gerade durchmachst, aber dieses unkollegiale Verhalten muss sich ändern! Ich habe Dich immer als sehr besonnene und kompetente Mitarbeiterin erlebt und bin ehrlich gesagt erstaunt, wie sehr sich dieser Eindruck gewandelt hat in letzter Zeit. Wenn es Dir allgemein nicht gut geht, wäre vielleicht eine psychologische Beratung sinnvoll. Ich möchte Dir ja nur helfen …“

Was ist Serotonin?

Die Weiterleitung von Informationen und zahlreiche Regulierungen im menschlichen Körper werden von Botenstoffen durchgeführt. Serotonin ist einer von vielen Botenstoffen, wobei es auf zwei Weisen wirkt:

Neurotransmitter

Ein Botenstoff, welcher die elektrische Übertragung von Nervenzellen (sog. Neurone) untereinander vermittelt. Hauptwirkorte sind das zentrale Nervensystem, sprich Gehirn und Rückenmark und das periphere Nervensystem, also z. B. Nerven der Haut. Die Signalübertragung erfolgt sehr schnell, sodass die Aufnahme und Weiterleitung der Information ebenso äußerst rasch erfolgen kann.

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Gewebshormon

Ein Botenstoff, der von speziellen Zellen (z. B. Drüsen) produziert und in den Blutkreislauf freigesetzt wird. Dort kann es an spezifischen Organen seine Wirkung entfalten oder regulatorische Prozesse in Gang setzen. Hormone unterscheiden sich von neuronal (nervenassoziert) freigesetzten Botenstoffen dadurch, dass die vermittelte Wirkung eher langsamerer Natur ist.

Im folgenden Video erklärt Dr. Tobias Weigl das Glückshormon Serotonin

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Was bewirkt Serotonin im Körper?

Allgemein bindet Serotonin als Neurotransmitter oder Gewebshormon an Proteinkomplexe an der Außenseite von Zellen (sog. Rezeptoren) und löst bestimmte Effekte aus bzw. dient der Signalweiterleitung ins Innere der Zelle. Serotonin hat vielfältige Wirkungen, darunter:

Herz-Kreislauf-System

  • Entspannung (sog. Relaxation) und Zusammenziehen (sog. Kontraktion) der glatten Muskulatur und der Skelettmuskulatur
  • Blutgerinnung
  • Tritt mit den weißen Blutplättchen (sog. Thrombozyten) in Kontakt und fördert bzw. verstärkt indirekt die Blutgerinnung, wenn andere Botenstoffe eine Anhäufung (sog. Aggregation) der Thrombozyten hervorgerufen haben

Magen-Darm-System

Besitzt motorische (wirkt im Zusammenspiel mit anderen Hormonen/Botenstoffen auf die Muskeltätigkeit des Darmes (sog. Peristaltik)) und sensorische Funktionen (Auslösen von Übelkeit, Erbrechen und die Weiterleitung von Schmerzen des Magen-Darm-Traktes zum Gehirn)

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Auge

Reguliert den Augeninnendruck

Stimmungslage

Dämpft Gefühlszustände wie Angst, Kummer und Aggressivität. Außerdem korreliert ein Mangel an Serotonin mit den Zustand der Depression. Des Weiteren fördert es Gefühle wie Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit.

Schlaf-Wach-Rhythmus

Serotonin fördert den Wachzustand.

Appetit

Besitzt eine indirekt, appetithemmende Wirkung, dies jedoch im Zusammenspiel mit anderen Botenstoffen.

Schmerz

In bestimmten Arealen des Rückenmarkes verstärkt bzw. schwächt es Schmerzreize.

Sexualverhalten

In Bezug auf das Sexualverhalten zeigt es hemmende Wirkungen und steht dem Botenstoff Dopamin, welches das Sexualverhalten bzw. die Sexualfunktion fördert, gegenüber.

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Temperaturregulation

Führt zur Absenkung oder zum Anstieg der Körpertemperatur.

Welche Rolle spielt Serotonin bei Krankheiten?

Serotonin ist für den menschlichen Organismus unabdingbar, weshalb auch die korrekte „Feinregulation“ sehr wichtig ist. Ist der Serotonin-Haushalt gestört, können ein Überschuss oder ein Mangel des Stoffes auftreten:

Serotoninüberschuss

Bei einem Überschuss wird der Körper förmlich mit Reizen überflutet. Was nicht bedeutet, dass man sich noch gelassener oder glücklicher fühlt – ganz im Gegenteil manifestieren sich eher „negative“ Effekte. Eine Besonderheit, die auch gefährlich werden kann ist das sog. Serotonin-Syndrom. Die Patienten leiden oft an:

  • Bauchschmerzen
  • erhöhter Herzfrequenz
  • hohem Fieber
  • Übererregbarkeit, gesteigerter Reflexbereitschaft
  • Erhöhung des Blutdrucks
  • Unwillkürlichen Zuckungen
  • Gesteigerter Ruhelosigkeit und Reizbarkeit

Als Ursache liegen meist Medikamentennebenwirkungen vor, die zum Ausgleich eines Serotoninmangels eingenommen wurden. Das heißt, eine zu schnelle oder zu hohe Dosierung dieser Medikamente führen letztlich zum Serotoninüberschuss bzw. Serotonin-Syndrom.

Serotoninmangel

Ein Mangel ahat primär großen Einfluss auf die Stimmungslage. Die Folgen sind:

Außerdem wird ein Serotoninmangel für die Entstehung von Depression verantwortlich gemacht. Doch laut neuester Studien scheint dieser nicht die primäre Ursache einer Depression zu sein (s. u.).

Aktuelles aus der Forschung:
Wussten Sie schon, dass laut neuester Studien ein Serotoninmangel gar nicht die Ursache von Depression zu sein scheint? Laut der sog. ‚Serotonin-Hypothese‘ ist ein Mangel des Botenstoffes mit seinen schweren Folgen für die Stimmungslage ein Verursachungsfaktor depressiver Erkrankungen. Depressionen wird deshalb mit einem induzierten Serotonin-Anstieg entgegengewirkt. Das Antidepressivum Tianeptin (Handelsname Tianeurax) senkt jedoch normalerweise die Konzentration des Stoffes, da es als Serotonin-Wiederaufnahme-Verstärker wirkt. Doch Studien zeigen, dass Tianeptin positive Effekte bei Depressionen, von leichten bis starken, aufweist, die über einem reinen Placebo-Effekt zu verordnen sind.

Die Ursachen eines Serotoninmangels können verschiedenartig sein. Es können sowohl Krankheiten (z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion) wie auch ein Mangel an den Vorstufen des Botenstoffes (z. B. die Aminosäure Tryptophan) verantwortlich sein.

Serotonin als Medikament

In der therapeutischen Nutzung findet Serotonin selbst keine Verwendung. Vielmehr werden Medikamente eingesetzt, die seine Vermehrung, die Hemmung, den Abbau und seine Wirkung beeinflussen, um so gezielt einen Ausgleich im Körper zu bewirken und den Serotonin-Haushalt zu regulieren.

Medikamente bei einem Serotonin-Überschuss

Herrscht ein Serotonin-Überschuss im Körper vor, muss langfristig für die Konzentrationssenkung gesorgt werden. In diesem Fall kommen Serotonin-Wiederaufnahme-Verstärker zum Einsatz. Es handelt sich dabei um Medikamente, die die Wiederaufnahme des ausgeschütteten Transmitters in die umliegenden Nervenzellen fördern und somit den Wirkungszeitraum verkürzen bzw. die Wirkung abschwächen. Gebräuchliche Medikamente sind Benzodiazepine und Neuroleptika, die als Serotonin-Gegenspieler fungieren (sog. Serotonin-Antagonisten).

Medikamente bei einem Serotonin-Mangel

Um einem Mangel entgegenzuwirken, muss langfristig die Konzentration von Serotonin gesteigert werden. Dies erfolgt durch Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (sog. SSRI, Serotonin-Reuptake-Inhibitoren), welche gezielt in den Synaptischen Spalt (Raum zwischen zwei Nervenzellen) eingreifen, die Wiederaufnahme in benachbarte Zellen verhindern bzw. hemmen und damit die Wirkung verlängern bzw. verstärken. Medikamente, die solch eine Wirkung haben, werden Antidepressiva genannt und bilden eine Klasse der Psychopharmaka. Sie werden überwiegend gegen Depressionen eingesetzt, um die oben beschriebenen Gefühlszustände auszugleichen. Das heißt primär wirken sie stimmungsaufhellend, beruhigend, angstlösend und schlaffördernd. Außerdem wirken sie chronischen Schmerzen entgegen und finden daher auch bei der Schmerztherapie Anwendung.
Bei solchen Medikamenten ist jeodch immer Vorsicht geboten, da falsche Dosierungen schnell über die reine Ausgleichsbehandlung hinausgehen und starke Nebenwirkungen verursachen können.

Gut zu wissen!
Wussten Sie schon, dass Serotonin in der Natur weit verbreitet ist? Außerdem ist es in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Eines der serotoninreichsten Nahrungsmittel ist die Walnuss. Doch auch Bananen, Tomaten, Pflaumen, Kiwis und Kakao enthalten den Stoff.

Welche Rolle spielt Serotonin beim Runner’s High?

Der „Runner’s High“ ist ein Hochgefühl bestehend aus Glücksgefühlen, Euphorie und einer gedämpften Schmerzwahrnehmung. Das Entstehen eines solchen Gefühls wird 4 verschiedenen Neurotransmittern zugeschrieben:

  • Serotonin
  • Endorphine
  • Anandamide
  • Leptin

Beim Runners High wird der Körper durch joggen bzw. sprinten mit starker körperlicher Anstrengungskomponente unter massive Belastung gesetzt. Wichtig dabei ist, dass der Puls ca. 80 % des Maximalpulses erreicht. Im Zuge der starken körperlichen Belastung, z. B. durch das „Auf-einen-Berg-hochsprinten“, werden viele Neurotransmitter gebildet. Beim folgenden Ausruhen nach diesem Sprint, sprich während des Herunterlaufens, normalisiert sich der Puls wieder und es wird kurzzeitig eine Anreicherung der Neurotransmitter im Körper erreicht. Serotonin, die Endorphine und Leptin sorgen primär für die im Folgenden empfundene Dämpfung des Schmerzes und die Anandamide für die Euphorie.
In meinem Video können Sie eine detailliertere Erklärung rund um den Runner’s High einsehen.

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Gut zu wissen!
Wussten Sie schon, dass die Schokolade Serotonin bzw. den Vorläufer L-Tryptophan enthält? Allgemein soll Schokolade glücklich machen, doch liegt dies nicht an diesen beiden Stoffen. Zum einen ist die Menge an Tryptophan viel zu gering und zum anderen kann Serotonin nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren , um dort seine stimmungsaufhellende Wirkung freizusetzen. Tatsächlich ist der Grund vielmehr, dass das Essen von Schokolade meist schöne Erinnerungen in einem hervorruft und so für ein Glücksgefühl sorgt.

Häufige Patientenfragen

Hilft Serotonin bei Angststörungen?

Dr. Tobias Weigl:
Neben der klassischen Psychotherapie werden bei Angststörungen sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt. Diese verhindern einen raschen Abbau des ausgeschütteten Botenstoffs bzw. verzögern die Wiederaufnahme in die umliegenden Zellen. So ist es länger in höherer Konzentration vorhanden und kann seinen Effekt an den entsprechenden Rezeptoren entfalten. Klassische Beispiele sind Psychopharmaka wie Escitalopram, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin.

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sollen auch bei frühzeitigem Samenerguss verschrieben werden können. Stimmt das?

Dr. Tobias Weigl:
Prinzipiell ja, wenn die Störung auf einen Serotoninmangel zurückzuführen ist. Wie bei allen psychopharmakologischen Präparaten ist aber auch hier eine Anwendung in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt geboten. Auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, allgemein Störungen des Magen-Darm-Traktes, Herzrhythmusstörungen und Gewichtszunahme können auftreten. Schwere Nebenwirkungen wie Krampfanfälle und ernstzunehmende Herzerkrankungen sind hingegen sehr selten.

Was ist mit anderen psychiatrischen Erkrankungen? Wobei kann Serotonin noch helfen?

Dr. Tobias Weigl:
Mittlerweile wird die Gabe von Serotonin bzw.  dessen Wiederaufnahmehemmern bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen als Begleittherapie angewandt – nicht nur bei Angststörungen. Die Präparate sind auch bei Zwangs- und Konzentrationsstörungen sowie der Bulimie wirksam und werden mit Erfolg eingesetzt. Allerdings sollten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer insbesondere bei Kindern und Jugendlichen nur in exakten Dosen und in stetiger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt verabreicht werden, da die Medikamente möglicherweise das Risiko für einen Suizid erhöhen. Auch kann die langfristige Einnahme sich negativ auf die Knochenstabilität auswirken und eine Osteoporose begünstigen.

Laura hat widerwillig zugestimmt, einen Psychologen aufzusuchen und ihm ihre Symptome geschildert. Nach einigen Gesprächssitzungen und Fragebögen ordnet der Arzt eine Blutuntersuchung und Abfrage des Hormonstatus an, denn Lauras Symptome passen zu einem Serotoninmangel. Und tatsächlich wird bei Laura eine Schilddrüsenunterfunktion und ein Mangel des Hormons festgestellt. Im Folgenden wird ihre Schilddrüsenerkrankung behandelt und sie erhält zusätzlich Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. Ihre Stimmung hat sich seitdem merklich gebessert und die migräneartigen Symptome sind verschwunden. Sie bedankt sich bei ihrem Chef für die Geduld und entschuldigt sich bei den Kollegen.

Verwandte Themen

Haben Sie Erfahrungen mit Medikamenten, die den Serotoninspiegel beeinflussen? Wenn ja, welche? Oder haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie die Kommentarfunktion unten zum Austausch mit uns und untereinander!

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Schajan Salahijekta
Redaktion: Anna-Alice Ortner
Veröffentlicht am: 11.06.2018, zuletzt aktualisiert: 23.01.2019

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Quellen

  • Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Thieme Verlag, 3. Auflage
  • Brink u. a. (2006): Tianeptine: a novel atypical antidepressant that may provide new insights into the biomolecular basis of depression. In: Recent patents on CNS drug discovery. 1/2006
  • R. Invernizzi u. a. (1992): Tianeptine increases the extracellular concentrations of dopamine in the nucleus accumbens by a serotonin-independent mechanism. In: Neuropharmacology 31(3):221-227.
  • Sigma Aldrich (Hg.): Datenblatt Serotonin
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6 Antworten
  • Veronika Weiß
    30.05.2019 13:26

    Ich nehme seit 2002 regelmäßig Melatonin 3-6 mg täglich ein. Seit längerer Zeit habe ich manchmal unerklärlichen Blutdruckanstieg mit hohem Puls, obwohl ich entsprechende Medikamente nehme (Betablocker und Candesartan) War 2 x als Notfallpatient im Krankenhaus, wobei keine Organschäden festgestellt wurden.
    Auch habe ich starke Gliederschmerzen am ganzen Körper, wobei ich jetzt an Fibromyalgie dachte. Auch Magen und Darmbeschwerden mit Durchfall, ähnlich Reizdarmsyndrom.
    Jetzt habe ich im Internet recherchiert und bin evtl. auf die Ursache gestossen, auch angeregt durch Ihren interessanten Bericht, und zwar Seretoninüberschuss, das habe ich total bemerkt als ich noch zusätzlich vor einer Woche Trypthopan einnahm. Konnte die ganze Nacht nicht schlafen, die Füsse kribbelten und ich war total nervös und aufgekratzt. Auch am nächsten Tag war ich sehr müde, jedoch konnte kein Auge zutun.
    Ich dachte, das ich meinem Körper etwas gutes tue mit der täglichen Einnahme des Melatonins.
    Meine Gliederschmerzen sind sehr stark und ich habe ein starkes Schmerzempfinden.
    Kann die übermäßige Einnahme von Melatonin diese Nebenwirkungen auslösen? Wäre interessant wie Sie das sehen, da Sie ja viel mehr Fachwissen als ich Laie habe.
    Würde mich über eine Antwort von Ihnen sehr freuen.
    Viele Grüße aus Nürnberg
    Veronika

    • Dr. Tobias Weigl
      01.06.2019 22:43

      Hallo Frau Weiß, wieso nehmen Sie denn Trypthophan und auch Melatonin ein? Bzw weiß dies Ihr Arzt?
      Es ist wichtig, dass Sie diesem davon berichten und er einen Gesamtüberblick Ihrer Einnahmen und Ihrer Erkrankungen/ Laborwerte etc. hat.
      Es ist nicht sinnvoll, selber mit diversen „natürlichen“ Mitteln oder hochdosierten „Nahrungsergänzungsmitteln“ rumzudoktern.
      Bitte teilen Sie uns doch mit, was Ihr Arzt Ihnen empfiehlt nachdem dieser im vollen Bilde ist.
      Viele Grüße
      Dr. T. Weigl
      PS: Bitte jetzt nicht böse sein, dass ich nichts genaueres sage aber ich denke es wäre unseriös jetzt a) irgendwas zu schreiben ohne Sie zu kennen und b) möchte ich nicht noch mehr Verwirrung stiften. Daher die Empfehlung, dies gemeinsam mit Ihrem Arzt zu besprechen 😉

  • Renate SKRUTL
    15.01.2022 01:49

    Hallo s.g. Herr Dr. Weigl, ich habe vor 22 Jahren eine Melatoninkur gemacht, nichtwissend, dass es sich dabei um ein Hormon handelt. Als ich die Kur nach 1-1/2 Monaten absetzte, konnte ich nicht mehr schlafen, nach ungelegen zehn total schlaflosen Nächten, habe ich erst Schlaftabletten eingenommen. Da normale Schlaftabletten nicht wirkten, solche, welche süchtig machen. Ich habe immer nur sporadisch Schlaftabletten genommen und viele schlaflose Nächte gehabt. Es war nicht lebenswert. Ich habe mich drei Jahre von einem Arzt zum anderem durchgekämpft, keiner konnte mir helfen. Sogar eine Wunderheilerin suchte ich auf, ohne Erfolg. Eben nach diesen drei Jahren, ging ich zu einem Endokrinologen, dieser verschrieb mir 10 mg Partnerin. Und tatsächlich, ich konnte wieder schlafen. Nun habe ich vermutlich vom Paroxetin nach 22 Jahren Einnahme einen orthostatischen Tremor bekommen.
    Es hat schon vor Jahren damit angefangen, aber seit einem Jahr ist es so schlimm geworden, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Ich habe unter ärztlichem Rat, öfters versucht mit Paroxetin aufzuhören, aber mein Schlaf wurde kontinuierlich immer weniger, bis hin zu keinem Schlaf. Auch eine Umstellung auf Agamelatonin half mir nicht, iich bekam davon eine Neuropathie und musste immer weinen. Nach fünf Wochen hielt ich es nicht mehr aus und nahm wieder Paroxetin. Die Neuropathie war weg. Seit drei Tagen versuche ich 1/4 Paroxetin und Cbd, es geht so recht und schlecht, ich befürchte, wenn ich die 1/4 Tablette weglasse, dann ist es mit dem Schlaf wieder ganz vorbei.
    Ich habe mit großem Respekt Ihre Beiträge angehört, nun habe ich etwas Hoffnung, dass Sie mir eventuell einen Tipp geben könnten, um meinen Tremor loszuwerden und eine Alternative zum Präparat Paroxetin nennen könnten. Ich weiß, es gibt Antideptessiva, welche andere Nebenwirkungen haben, aber ob diese für das Schlafen dann helfen? Weder mein Hausarzt noch meine Neurologin könnten mir leider bis jetzt nicht weiterhelfen. Tut mir Leid, dass es nun ein so langer Brief geworden ist. Vielen Dank für Ihre sehr lehrreichen und interessanten Videos.
    Liebe Grüße Renate

  • Renate SKRUTL
    15.01.2022 01:52

    Korrigiere ich nehme Paroxetin 19 Jahre ein, aber egal, nur der Richtigkeitshalber

  • Martha
    16.04.2024 12:30

    Hallo,

    ich finde sehr kompetent, was Sie hier alles berichten, möchte aber darauf hinweisen, dass die Serotonin-Hypothese bei Depressionen vorne und hinten nicht stimmt:
    https://www.nature.com/articles/s41380-022-01661-0.epdf?sharing_token=bBcd0CbSe5Vw9KVkK2ZUp9RgN0jAjWel9jnR3ZoTv0Nc3LishvKY0RQLG5_JuOi2Gi8f_GuqivWi_zv5aKDrdzXL6IsOy53frVRuHgRuwLNkMEAlBcY06iUqCzRZ4uxWi4IFuk4Zvds079D6P5MLVTdR4k4mOsj3PsEpODgIfGA%3D

    https://www.youtube.com/watch?v=0s5TTxUWqGs

    Sie erwähnen es hier zwar, es schwingt aber im gesamten Text mit. Dieser Mythos führt dazu, dass viel zu leichtfertig Medikamente mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verschrieben und auch genommen werden – auch bei leichten Depressionen. Herzlichen Dank!

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