Bluthochdruck auf einen Blick
Was ist Bluthochdruck?
- sog. ‚Hypertonie‘
- dauerhaft erhöhter Blutdruck
- Grenzwert von 140/90 mmHg
- Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Hypertonie
Wer bekommt Bluthochdruck?
- grundätzlich kann jeder Bluthochdruck bekommen
- Entstehung wird durch Risikofaktoren wie Übergewicht begünstigt
Symptome (Auszug)
- Schmerzen in der Herzgegend
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
Behandlung (Auszug)
- blutdrucksenkende Medikamente
- Änderung des Lebensstils
- falls ursächlich: Behandlung der Grunderkrankung
Tipps
- Gewicht reduzieren
- Bewegung/Sport
- ausgewogene Ernährung
- Umgang mit Stress verbessern
Deutschlandweit sind rund 20–30 Millionen Menschen von Bluthochdruck betroffen. Viele Erkrankten leben jahrelang mit hohem Blutdruck, ohne davon etwas zu merken. Gerade zu Beginn der Erkrankung treten häufig keine oder kaum Symptome auf. Deswegen wird Bluthochdruck auch als „Silent Killer“ bezeichnet: Unbehandelt schädigt er langfristig unser Gefäßsystem und kann schwerwiegende Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt hervorrufen. Deswegen ist eine frühzeitige Diagnose besonders wichtig, da Bluthochdruck mittlerweile gut behandelt werden kann. Doch was genau bedeutet Bluthochdruck überhaupt? Wie entsteht er und welche Erkrankungen kann er verursachen? Dies und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.
Was ist Bluthochdruck?
Hypertonie ist der medizinische Fachbegriff für Bluthochdruck, eine Erkrankung, bei der der Blutdruck dauerhaft erhöht ist. Man spricht von einer Hypertonie, wenn der Blutdruck bei wiederholten Messungen zu unterschiedlichen Tageszeiten oberhalb der Normwerte liegt.
Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte Grenzwert, der als international anerkannt gilt, liegt bei 140/90 mmHg. Grundsätzlich wird zwischen drei Schweregraden von Hypertonie unterschieden, die Sie der folgenden Tabelle entnehmen können.
Optimal | 120/80 oder niedriger |
---|---|
Normal | 120/80 bis 130/85 |
Hochnormal | 130/85 bis 139/89 |
Bluthochdruck (Stadium 1) | 140/90 bis 159/99 |
Bluthochdruck (Stadium 2) | 160/100 bis 179/109 |
Bluthochdruck (Stadium 3) | höher als 180/110 |
Egal ob beim Kardiologen, beim Hausarzt oder im Krankenhaus. Fast immer wird der Blutdruck gemessen.
Als Blutdruck bezeichnet man den allgemeinen Druck, mit dem das Blut, ausgehend vom Herzen, durch den Gefäßkreislauf gepumpt wird. Sein Wert, der in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) angegeben wird, wird durch die Herzleistung und die Weite der Blutgefäße bestimmt. Man misst bei der Blutdruckmessung die Menge Blut, die pro Minute vom Herzen ausgehend in das Gefäßsystem fließt; man spricht auch vom sog Herzminutenvolumen.
Dieser Vorgang ist sehr komplex und unterliegt sowohl tageszeitlichen als auch psychischen und hormonellen Schwankungen. Nachts ist der Blutdruck bspw. eher niedrig, morgens dagegen erhöht.
Der optimale Wert des Blutdrucks liegt bei 120/80 mmHg. Der erste Wert beschreibt den systolischen Druck, der während des Pumpens in den Arterien herrscht. Der zweite Druck wiederum ist der diastolische Druck, der herrscht, während das Herz sich wieder mit Blut füllt.
Trotz umfangreicher Untersuchungen ist eine organische Ursache für Bluthochdruck in vielen Fällen nicht zu erkennen. Bei den meisten Patienten bleibt die Ursache, durch welche die Hypertonie entsteht, daher ungeklärt. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Videobeitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl.
Welche Symptome kann Bluthochdruck verursachen?
Zunächst, insbesondere in einem frühen Stadium, tritt Bluthochdruck nicht durch spürbare Symptome oder Veränderungen in Erscheinung.
„ Weil Bluthochdruck oft über Jahre nicht erkannt wird, ist diese Erkrankung besonders gefährlich. “ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XWeil aber schon ein geringfügig erhöhter Blutdruck die Organe und Gefäße des menschlichen Körpers langfristig schädigen kann, sollte man bestimmten Symptomen mit besonderer Aufmerksamkeit begegnen. Diese sind zwar nicht spezifisch für Bluthochdruck, treten aber häufig in Kombination auf und weisen auf einen erhöhten Blutdruck hin. Als erhöht gilt schon ein Blutdruck ab 130/80 oder 135/85 mmHg:
- Kopfschmerzen (v. a. in den Morgenstunden)
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Herzklopfen
- Ohrensausen
- Nasenbluten
- Müdigkeit
- Nervosität
- Atemnot
- Schmerzen in der Herzgegend
Oftmals tut man derartige Symptome als Tagesform, Wetterfühligkeit oder allgemeines Unwohlsein ab. Treten sie gehäuft oder regelmäßig auf, ist jedoch ein Besuch beim Arzt angeraten – denn mit den langfristigen Schädigungen an Organen, Herz und Gefäßsystem, die erhöhter Blutdruck auslösen kann, ist nicht zu spaßen.
Die Ursachen: Wie entsteht Bluthochdruck?
Trotz umfangreicher Untersuchungen ist eine organische Ursache für Bluthochdruck in vielen
Fällen nicht zu erkennen. Bei den meisten Patienten bleibt die Ursache, durch welche die Hypertonie entsteht, daher ungeklärt.
Kann keine organische Ursache diagnostiziert werden, spricht man von einer primären Hypertonie. Tatsächlich aber hat die Medizin eine Reihe von Risikofaktoren ermittelt, die Bluthochdruck zwar nicht direkt auslösen, aber zumindest begünstigen:
- Stress (v. a. langanhaltende Belastung)
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- erbliche Disposition
- hoher Salz- oder Lakritzkonsum
- erhöhte Cholesterinwerte
- hoher Alkoholkonsum
- erhöhte Blutzuckerwerte
In anderen Fällen kann Hypertonie auch auf einer bereits bestehenden Grunderkrankung beruhen, die den Bluthochdruck verursacht, bspw.:
- Nierenerkrankungen
- Nierenarterienstenose (Verengung der Arterien in der Niere)
- Störungen im Hormonhaushalt
Wer ist von Bluthochdruck betroffen?
Grundsätzlich können jede Altersgruppe und jedes Geschlecht von einer Hypertonie betroffen sein. Neben der erblichen Vorbelastung gelten insbesondere Menschen als gefährdet, die rauchen, übergewichtig sind oder unter ständigem Stress stehen.
Welche Folgen kann Bluthochdruck haben?
Bleibt der Bluthochdruck unbehandelt, kommt es langfristig zu Schädigungen unseres Gefäßssystems. So steigt durch den dauerhaft hohen Druck in den Arterien, die das Blut vom Herzen in die Organe transportieren, die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ablagerungen an den Arterienwänden bilden. Verkalken die Gefäßwände, spricht man von einer Arteriosklerose.
Dies kann zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen, wie z. B.:
- Schlaganfall
- koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt
- Herzinsuffizienz
- Gewebeschädigungen in Organen, die durch die Verkalkung nicht mehr ausreichend vesorgt werden können (etwa Herz und Nieren)
- Netzhautschäden
- Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern
Gibt es spezielle Fälle?
Wie hoch der Blutdruck in einer bestimmten Situation ausfällt, hängt stark von persönlichen, psychischen und situationsbedingten Faktoren ab. So können bspw. Patienten, die eigentlich einen normalen Blutdruck haben, in Anwesenheit eines Arztes erhöhten Blutdruck aufweisen. Dieses Phänomen nennt man Weißkittel-Hypertonie.
Auch das genaue Gegenteil kann der Fall sein: Hier zeigen die Werte eines Patienten, der tatsächlich an Bluthochdruck leidet, in Anwesenheit eines Arztes keinen besonderen Ausschlag. In diesem Fall spricht man von einer maskierten Hypertonie.
Im Laufe der Zeit hat sich das Thema Bluthochdruck zu einem wichtigen Forschungsgegenstand entwickelt. Während es noch in den 1950er Jahren kaum eine Therapiemöglichkeit gegen die Erkrankung gab, lässt sich Hypertonie heute oft erfolgreich behandeln. Und das ist auch gut so: Denn immer mehr Kinder haben schon in jungem Alter „einfach so“ Bluthochdruck – noch vor einigen Jahrzehnten war das ein absoluter Ausnahmefall.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von Bluthochdruck
Bluthochdruck ist eine Erkrankung, die in den meisten Fällen im Rahmen einer Untersuchung auf ganz andere Erkrankungen diagnostiziert wird. Da die Symptome so unspezifisch sind, kommen die wenigsten Patienten mit dem Verdacht auf Hypertonie zum Hausarzt. Oftmals wird der hohe Blutdruck bei einer Routinemessung entdeckt – der erhöhte Wert sollte dann im Auge behalten und zu einem anderen Zeitpunkt erneut gemessen werden.
Vermutet der Hausarzt einen erhöhten Blutdruck, wird er die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks verordnen und dem Patienten Blut abnehmen, um eine Laboruntersuchung durchführen zu können. Parallel erfolgt eine Anamnese, also eine Befragung des Patienten über seinen Allgemeinzustand, eventuelle ähnliche Fälle in der Familiengeschichte sowie Beschwerden und Symptome, die ins Krankheitsbild der Hypertonie passen.
Eine körperliche Untersuchung vermittelt dem Arzt weitere Anhaltspunkte. An beiden Armen erfolgt eine Blutdruckmessung; diese sollte sowohl im Liegen als auch im Stehen sowie zu unterschiedlichen Tageszeiten erfolgen, um ein möglichst breites Bild abzugeben. Darüber hinaus wird der Brustraum abgehört, um den Herzschlag zu überprüfen und Strömungsgeräusche im Gefäßsystem zu ermitteln.
Um seine Diagnose zu stützen und zu überprüfen, ordnet der Arzt in der Regel eine 24-Stunden-Langzeitmessung an. Hierbei erstellt ein mobiles Messgerät, das den Patienten 24 Stunden lang überwacht, ein Blutdruckprofil über einen ganzen Tagesverlauf. Auf diese Weise lassen sich Erscheinungen wie die Weißkittel-Hypertonie (erhöhter Blutdruck in Anwesenheit eines Arztes) und die maskierte Hypertonie (normaler Blutdruck in Anwesenheit eines Arztes) ausschließen.
Fakten-Box Bluthochdruck
Frauen: Männer 1:1
keine spezifische Altersgruppe
ca. 90% aller Hypertonien treten als primäre Hypertonie auf
Blutdruckwerte im Überblick
- Optimal: 120/80 oder niedriger
- Normal: 120/80 bis 130/85
- Hochnormal: 130/85 bis 139/89
- Erstes Stadium: 140/90 bis 159/99
- Zweites Stadium: 160/100 bis 179/109
- Drittes Stadium: höher als 180/110
Symptome
- Kopfschmerzen (v. a. in den Morgenstunden)
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Herzklopfen
- Ohrensausen
- Nasenbluten
- Müdigkeit
- Nervosität
- Atemnot
- Schmerzen in der Herzgegend
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Bluthochdruck
Weil es infolge einer Hypertonie in den meisten Fällen zu einer Schädigung der Blutgefäße kommt, sind langfristige Auswirkungen auf das Herz- und Gefäßsystem zu erwarten. Eine Behandlung ist daher notwendig und sollte so schnell wie möglich nach der Diagnose einer Hypertonie beginnen.
Welche Therapieform im individuellen Fall gewählt wird, richtet sich in der Regel nach dem Risiko, an einer schwerwiegenden Folgeerkrankung zu erkranken. Möglich sind sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Behandlungsformen. Beide verfolgen dasselbe Ziel: den Blutdruck auf einen Wert senken, der unter 140/90 mmHg liegt. Bei Diabetikern sollten langfristig sogar weniger als 130/80 mmHg erreicht werden.
Wie gestaltet man seinen Lebensstil gesünder?
Bei einer nicht-medikamentösen Therapie steht Änderung des Lebensstils im Fokus der Behandlung. Anker der Therapie sind folgende Bereiche:
- Körpergewicht: Normalisierung des Gewichts, insbesondere Reduktion des Bauchfetts, da dieses blutdrucksteigernde Hormone produziert
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz, baut Stress ab und hilft bei der Gewichtsreduzierung. Spaziergänge, Schwimmen und Radfahren gelten als sinnvoll.
- Ernährung: Um den Blutdruck zu senken, sollte die Ernährung weitgehend auf Salz verzichten, denn Salz bindet Wasser im Körper und kann den Blutdruck erhöhen. Eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse und magerem Fleisch und Fisch hilft beim Ausgleich des Blutdrucks.
- Rauchen: Rauchen fördert die Ablagerung von arteriellem Plaque in den Arterien und steigert die Herzfrequenz. Um den Blutdruck dauerhaft zu senken, sollte auf Zigaretten verzichtet werden.
- Alkohol: Auch Alkoholkonsum trägt zu erhöhtem Blutdruck bei und sollte reduziert werden.
- Stressabbau: Wer dauerhaft unter Strom steht, erhöht die Herzfrequenz und damit auch den Blutdruck. Stresspatienten sollten lernen, sich zu entspannen.
In schweren und hartnäckigen Fällen helfen Medikamente
Ist die Hypertonie stark ausgeprägt oder führen die nicht-medikamentösen Therapiebausteine zu keinem Ergebnis, kann eine medikamentöse Therapie erfolgen. Dabei können nach einem Stufenschema verschiedenen Substanzen zum Einsatz kommen, die sich am Schweregrad der Hypertonie, am Risiko des Patienten und dem Therapieerfolg orientieren. Dabei gibt es 5 zentrale Medikamentengruppen bzw. -klassen, die bei Bluthochdruck verwendet werden. Man spricht auch von den „Big 5 der Blutdrucksenker“:
- ACE-Hemmer wie Ramipril, Enalapril oder Lisinopril,
- AT1-Rezeptorantagonisten wie Valsartan oder Candesartan,
- Diuretika wie Furosemid, Torasemid oder HCT,
- Beta-Blocker wie Metoprolol und
- Calciumkanalblocker wie Amlodipin.
Es kann jedoch auch vorkommen, dass Blutdruckpatienten mit mehreren Wirkstoffen behandelt werden müssen, da ein einzelner Wirkstoff nur eine unzureichende Wirkung erzielt. So können bspw. Valsartan und HCT in einem Präparat kombiniert werden und besser wirken.
Welche Medikamente sind sinnvoll bei Bluthochdruck? Welche senken den Blutdruck? Viele Betroffene leben jahrelang mit erhöhtem Blutdruck, ohne spezifische Symptome zu entwickeln. Langfristige Schädigungen am Gefäßsystem können dabei trotzdem entstehen – und gefährlich werden. Daher sind Medikamente bei Bluthochdruck oft sehr wichtig. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Videobeitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl.
Aktuelle Forschung: Blutdrucksenker besser abends einnehmen?
Eine in der Fachzeitschrift European Heart Journal veröffentlichte Studie legt nahe, dass es günstiger sein könne, Blutdrucksenker abends vor dem Schlafengehen einzunehmen. Ein Forscherteam der Universität Vigo hat im Zuge des Forschungsprojektes „Hygia“ an mehr als 40 medizinischen Zentren in Spanien untersucht, wann die Blutdrucksenker idealerweise eingenommen werden sollten. Den Studienautoren zufolge sank damit die Gefahr erheblich, eine schwerwiegende Folgeerkrankung zu erleiden.
Über 19.000 Probanden, die zum Zeitpunkt der Analyse an Bluthochdruck litten, haben an der Studie teilgenommen. Die eine Hälfte der Teilnehmer schluckte die Tablette nach dem Aufstehen, die übrigen nahmen die Medikamenten abends vor dem Schlafengehen ein. Im Durchschnitt überprüften die Forscher einmal jährlich den Blutdruck der Teilnehmer mit Langzeitmessungen. Die Patienten trugen dabei 48 Stunden lang ein Blutdruckmessgerät am Körper, dass in regelmäßigen Abständen den Blutdruck gemessen hat.
Sterberisiko geringer
Bei der abschließenden Gesamtauswertung hat sich gezeigt, dass der durchschnittliche Blutdruck sowohl tagsüber als auch nachts bei der Gruppe, die die Medikamente abends eingenommen hatte, niedriger war. Zudem konnten die Studienautoren feststellen, dass die abendliche Einnahme das Risiko verringerte, ernsthafte Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu erleiden. 1752 Patienten erlitten während der Studienlaufzeit eine derartige Erkrankung. Bei der Gruppe aber, die die Tabletten abends eingenommen hatte, war das Sterberisiko infolge solcher Erkrankungen um fast 50% reduziert.
Mit Blick auf diese Ergebnisse resümiert Erstautor Ramón Hermida, dass der Einnahmezeitpunkt für die Patienten individuell bestimmt werden müsse. Meistens werde den Patienten geraten, die Medikamente morgens einzunehmen. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass der Blutdruck morgens und nachmittags meistens besonders hoch ist, während er im Schlaf normalerweise auf unter 120 mmHg sinkt. Allerdings hätten diverse Studien bereits gezeigt, dass Erkrankungen wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt mit erhöhten Blutdruckwerten während der Nacht zusammenhingen. Dementsprechend empfiehlt Hermida, dass mit Langzeitmessungen das Risiko solcher Erkrankungen richtig eingeschätzt werden müsse. Allgemein müsse die Situation für jeden Patienten individuell abgeklärt werden.
Darüberhinaus verweisen die Forscher auch auf einige Einschränkungen ihrer Studie hin. Verschiedene Einflussfaktoren wie Diabetes, Nierenerkrankungen, Rauchen oder Cholesterinwerte sind herausgerechnet worden. Zudem wurde die Untersuchung ausschließlich an Probanden durchgeführt, die einen geregelten Tag-Wach-Ablauf hatten. Die Studie kann dementsprechend keine Aussage darüber liefern, wie Betroffene behandelt werden sollten, die Schichtarbeiter sind. Eine allgemeingültige Empfehlung, Blutdrucktabletten abends einzunehmen, kann daher nicht ausgesprochen werden.
Quelle: Ramón C. Hermida u. a. (2019): Bedtime hypertension treatment improves cardiovascular risk reduction: the Hygia Chronotherapy Trial, in: European Heart Journal online, S. 1–12.
Häufige Patientenfragen
Ist Bluthochdruck heilbar?
Dr. Dr. T. Weigl:
Bislang ist die medizinische Forschung noch nicht so weit, dass Bluthochdruck abschließend heilbar ist. Geeignete Medikamente und Therapiemaßnahmen können die hohen Werte zwar auf ein normales Maß senken, jedoch muss die Therapie langfristig weiterverfolgt werden.
Kann ich die Medikamente absetzen, sobald mein Blutdruck wieder normal ist?
Dr. Dr. T. Weigl:
Nein, Sie sollten blutdrucksenkende Mittel auf keinen Fall eigenmächtig absetzen, sondern stets Rücksprache mit Ihren Hausarzt halten. Weil die genauen Ursachen für Bluthochdruck oft unbekannt bleiben können, handelt es sich um eine langfristige Therapie. Die Dosis der einzelnen Wirkstoffe kann zwar unter Umständen herabgesetzt werden; ein vollständiger Verzicht auf die Medikamente ist aber eher unwahrscheinlich.
Kann ich Bluthochdruck vorbeugen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Durch eine gesunde Lebensweise lässt sich Bluthochdruck tatsächlich in gewissem Sinne vorbeugen. Ein normales Körpergewicht, regelmäßige Entspannung und Bewegung sowie eine gesunde Ernährung tragen dazu bei, den Blutdruck zu normalisieren und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Muss man Bluthochdruck behandeln?
Dr. Dr. T. Weigl:
Bluthochdruck gehört zu einer Gruppe von stillen Erkrankungen, die oftmals ohne Beschwerden und Symptome verlaufen, die aber unbedingt behandelt werden sollten. Weil durch einen dauerhaft erhöhten Blutdruck u. a. das Gefäßsystem geschädigt wird, gilt Hypertonie als Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen. Auch Nierenleiden kann durch eine Hypertonie begünstigen. Typische Folgeerkrankungen, die durch Bluthochdruck entstehen können, sind Nierenschädigungen, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Begünstigt werden diese Risiken zudem durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Übergewicht oder Arteriosklerose. Auch Raucher zählen zur Risikogruppe.
Typisches Patientenbeispiel
Tanja kommt gerade in dem Moment in die Mitarbeiterküche, als Lars eine Kopfschmerztablette in ein Wasserglas wirft. Schon öfter hat sie beobachtet, dass er regelmäßig Kopfschmerztabletten nimmt. Auch ist er seit Wochen müder als sonst. Sie spricht ihn darauf an. „Schon wieder Kopfschmerzen?“, fragt sie. Lars nickt müde: „Ja, und mir ist auch ein bisschen schwindelig. Vielleicht sollte ich mal ein paar Tage zu Hause bleiben und mich erholen.“ „Das ist eine gute Idee“, pflichtet Tanja ihm bei. „Aber geh doch mal zum Arzt – nicht, dass da mehr dahintersteckt.“
Gesagt, getan: Zeitnah hat Lars einen Termin bei seiner Hausärztin gemacht. Routinemäßig wird der Blutdruck gemessen. Er staunt nicht schlecht, als er sieht, dass seine Werte deutlich zu hoch sind. „Das müssen wir uns einmal genauer anschauen. Zur Sicherheit werde ich sie einmal zum Kardiologen schicken. Und wir werden eine Langzeitmessung machen, um zu schauen, wie sich der Blutdruck im Tagesverlauf bei Ihnen entwickelt.“ Sie klärt ihn über die Risiken eines unbehandelten Bluthochdrucks auf. Da muss Lars erstmal schlucken. „Nach der Langzeitmessung werde ich Ihnen Blutdrucktabletten verschreiben, damit wir das Ganze in den Griff bekommen. Ich empfehle Ihnen, sich für zu Hause ein Blutdruckmessgerät zu besorgen. Dann können Sie selbst ihre Werte regelmäßig überprüfen.“
Ein paar Tage später ist Lars wieder an seinem Arbeitsplatz. Er sieht viel frischer als sonst aus, fällt Tanja auf. Sie fragt Lars, wie es ihm gehe. „Schon besser“, antwortet er. „Auf der Suche nach der Ursache für meine Müdigkeit und Kopfschmerzen hat der Arzt festgestellt, dass mein Blutdruck zu hoch ist. Den stelle ich jetzt erst mal mit Medikamenten ein. Die ersten eins, zwei Tage war das etwas komisch mit den Tabletten, da habe ich mich echt schlapp gefühlt. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt und die Kopfschmerzen sind auch endlich weg!“
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Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Christine Pepersack, Sebastian Mittelberg
Redaktion: Claudia Scheur
Veröffentlicht am: 21.05.2018, zuletzt aktualisiert: 20.11.2018
Quellen
- Klaus-Peter Schaps, Oliver Kessler, Ulrich Fetzner (2007): Innere Medizin. Springer
Verlag, Heidelberg. - Banaure u. a. (2007): Innere Medizin. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Jessica Geitel (2016): Der Zusammenhang zwischen der Herzratenvariabilität und Stress. Dissertation Uni Tübingen.
- dpa/aerzteblatt.de (2019): Blutdrucksenker: Wirkung bei abendlicher Einnahme oft günstiger.
- Ramón C. Hermida u. a. (2019): Bedtime hypertension treatment improves cardiovascular risk reduction: the Hygia Chronotherapy Trial, in: European Heart Journal, S. 1–12.
- Deutsche Hochdruckliga e. V.: Blutdruck – Bluthochdruck und seine Folgen.
- Bryan Williams u. a. (2018): ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension, in: European Heart Journal 33, S. 3021–3104.
Sven Bucher
07.11.2019 15:27Ich möchte meinen Blutdruck selbständig kontrollieren. Ich habe dazu ein Gespräch bei meinem Facharzt für innere Medizin. Ich denke, dass wie Sie bereits anführen ist dies anscheinend gegenwärtig nicht heilbar. Vielen Dank für Ihren umfassenden Beitrag zum Thema Bluthochdruck.
Mario Schwarz
01.02.2022 12:35Interessant, dass der Grenzwert bei 140 zu 90 mmHg liegt. Ich habe ebenfalls das Gefühl, dass ich seit einigen Wochen einen erhöhten Blutdruck habe. Am besten lasse ich mich dafür bei einem Kardiologen untersuchen.