Auf einen Blick – Alkohol und Ibuprofen
Was ist Ibuprofen?
- Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (‚nicht-steroidales Antirheumatikum‘)
Welche Wirkung hat Ibuprofen?
- schmerzlindernd (‚analgetisch‘)
- entzündungshemmend (‚antiphlogistisch‘)
- fiebersenkend (‚antipyretisch‘)
Welchen Einfluss hat Alkohol typischerweise auf Medikamente? (Auszug)
- Wirkungsverstärkung oder -abschwächung des Medikaments
- verzögerter Wirkungseintritt des Medikaments
Welche Folgen kann die Einnahme von Alkohol und Ibuprofen haben?
- abhängig von Dosis des Ibuprofens, Stärke und Menge des Alkohols sowie Einnahmezeitpunkt des Medikaments bzw. Konsum des Alkohols
- Abschwächung der schmerzlindernden Wirkung des Ibuprofens
- Verstärkung der Wirkung des Alkohols (‚Alkoholrausch‘)
- erhöhte Müdigkeit und Reaktionsträgheit (durch einen beschleunigten Alkoholrausch)
- gesteigerte Übelkeit, Völlegefühl im Magen und Schwindel
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Die Nebenwirkungen, die es hervorruft sind relativ harmlos, vor allem wenn das Ibuprofen nicht regelmäßig zur Behandlung von chronischen Schmerzen eingenommen wird. Doch wie wirkt es sich aus, wenn zusätzlich noch Alkohol konsumiert wird? Viele kennen die Situation: Am Nachmittag leidet man noch unter Kopfschmerzen und nimmt dagegen Ibuprofen. Kurze Zeit später sind die Schmerzen dann verschwunden und es steht noch ein Treffen mit den Freunden an. Ein gemeinsames Anstoßen mit Bier oder anderen alkoholischen Getränken kann doch nicht so viel Schaden anrichten, oder? Sobald die Schmerzen vergessen sind, denken viele, dass auch schon der Wirkstoff aus dem Körper verschwunden ist, sodass es gar nicht mehr zu einer Kombination mit Alkohol kommen kann. Doch steht es aus gutem Grund auf Beipackzetteln vieler Medikamente, dass nach der Einnahme des Medikaments oder während der Therapie kein Alkohol konsumiert werden soll.
Was ist der Grund hierfür? Wie beeinflussen sich Alkohol und Medikamente gegenseitig? Informieren Sie sich gerne im folgenden Artikel weiter über die Wechselwirkung zwischen Alkohol und Ibuprofen und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und anderen Lesern im Kommentarbereich unter dem Artikel.
Was ist Ibuprofen?
Ibuprofen ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (kurz NSAR). Bereits seit 1961 wurde an der Entwicklung des Medikaments gearbeitet. Nach langer Forschungsarbeit und einigen Überarbeitungen wurde der Wirkstoff schließlich im Jahr 1969 auf dem englischen Markt eingeführt. In Deutschland ist Ibuprofen seit 1989 rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Wirkungseintritt
Der Wirkungseintritt ist nicht bei jedem Menschen gleich. Dies hängt von verschiedenen Umständen ab. So können beispielsweise folgende Faktoren den Wirkungseintritt beeinflussen:
- nüchterner oder voller Magen
- fettreiches Essen im Magen
- Zusammensetzung der Tablette
- Gewicht der Person
- mit wie viel Wasser die Tablette eingenommen wurde
In der Regel jedoch tritt die Wirkung von Ibuprofen nach ca. 30–45 Minuten ein. Wie lange das Medikament im Körper wirkt, kann schlecht vorhergesagt werden. Denn dies hängt vor allem von Stoffwechselprozessen ab, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind.
Durch seine vielfältige Wirkung stellt Ibuprofen ein wichtiges Medikament in der Schmerztherapie dar. Jedoch treten auch Nebenwirkungen auf, die beachtet werden sollten. Welche das sind erklärt euch Dr. Dr. Tobias Weigl im folgenden Video:
Welche Wirkung hat Ibuprofen und wann wird es eingesetzt?
Ibuprofen wirkt wie folgt:
- schmerzlindernd (‚analgetisch‘)
- entzündungshemmend (‚antiphlogistisch‘)
- fiebersenkend (‚antipyretisch‘)
Doch wie kann Ibuprofen solche Wirkungen freisetzen? Auf pharmakologischer Ebene hemmt Ibuprofen die Bildung von Prostaglandinen, wodurch Schmerzen, Entzündungen und Fieber heruntergefahren werden. Im Detail passiert folgendes:
Bei Entzündungen wird vermehrt Arachidonsäure im Körper freigesetzt. Diese wird durch bestimmte Enzyme (sog. Cyclooxygenasen, kurz COX) umgesetzt, sodass Prostaglandine entstehen. Dabei bilden sich verschiedene Subtypen, die jeweils anders wirken. Eines dieser Prostaglandine (sog. ‚PG-E2‘) ist für die Entstehung von Schmerz, Entzündung und Fieber verantwortlich. Ibuprofen hemmt diese Prostaglandin-Synthese. Dies erfolgt durch Hemmung der Cyclooxygenasen. Dementsprechend können keine Prostaglandine gebildet werden, sodass die Entstehung von Schmerzen, Entzündung und Fieber unterdrückt wird.
Anwendungsgebiete
Angewendet wird Ibuprofen typischerweise bei den folgenden Beschwerden:
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Zahnschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen (z. B. Arthrose)
- Fieber
Je nach Anwendungsgebiet wird Ibuprofen unterschiedlich dosiert eingenommen. Die Höhe der Dosis sowie die Einnahmedauer sollten unbedingt mit einem Facharzt geklärt werden. Das ist insbesondere wichtig, wenn es nicht um eine Selbstmedikation bei z. B. einmaligen Kopfschmerzen, sondern die Therapie von chronischen Beschwerden geht.
Weiterhin wird Ibuprofen in ganz verschiedenen Darreichungsformen angeboten. Wann ist was am sinnvollsten? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich für diese unterschiedlichen Formen? Dr. Dr. Tobias Weigl erklärt Ihnen im folgenden Video alles rund um dieses Thema.
Wussten Sie, dass nicht alle Schmerzmittel eine anti-entzündliche Wirkung besitzen wie das Ibuprofen? Aufgrund seiner chemischen Struktur und Eigenschaften reichert es sich bevorzugt im entzündeten Gewebe an. Im Vergleich wirkt Paracetamol, das ebenfalls den NSAR angehört, nicht antiphlogistisch, sprich es ist bei entzündlichen Schmerzen wenig wirksam. Aus diesem Grund wird Paracetamol, obwohl es zu den NSAR gehört, z. B. nicht bei der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, während Ibuprofen dafür eingesetzt werden kann.
Wie wirkt sich der Alkoholkonsum auf die Wirkung von Medikamenten aus?
Ethanol bzw. umgangssprachlich Alkohol findet in verschiedenen Bereichen Anwendung. So kann es als Lösungsmittel für Medikamente sowie zur Desinfektion eingesetzt werden. Am bekanntesten ist Ethanol aber als Genussmittel. Es wird in verschiedenen Konzentrationen bei der Herstellung von alkoholischen Getränken verwendet. Im geregelten Maße kann Alkohol ohne starke Nebenwirkungen konsumiert werden. Eine übermäßige Einnahme von Alkohol kann jedoch zu den bekannten Symptomen des ‚Betrunkenseins‘ führen. Beispiele für diese Symptome sind:
- Erbrechen
- Schwindel
- Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten bzw. geradeaus zu laufen
- Schwierigkeiten bei der Artikulation
Es wird schnell klar, dass Alkohol in vielfältiger Weise Einfluss auf den Körper nehmen kann. Doch wie schaut es in Kombination mit Medikamenten aus? Werden diese auch beeinflusst?
Der Abbau des Alkohols
Der größte Teil des Alkoholabbaus findet in der Leber statt. Sie ist das Entgiftungsorgan des menschlichen Körpers und wandelt giftige Substanzen in ungiftige Stoffwechselprodukte um. Die Umwandlung erfolgt mit Hilfe von zwei Enzymen, nämlich der Alkoholdehydrogenase (kurz ADH) und der Aldehyddehydrogenase 2 (kurz ALDH-2). So wird das Ethanol, das in alkoholischen Getränken vorhanden ist, zunächst über ADH zu Acetaldehyd und dieses über ALDH-2 zu Essigsäure umgewandelt. Die entstandene Essigsäure kann im Zuge anderer stoffwechselphysiologischer Prozesse des Körpers abgebaut werden.
Veränderte Wirkstärke des Medikaments
Alkohol kombiniert mit Medikamenten kann zu einer Veränderung der Wirkstärke des Medikaments führen. Was bedeutet das genau? Beispielsweise stärkere Schmerzmittel wie Opioide haben eine zentral dämpfende Wirkung auf den Körper. Sie wirken im Gehirn und sorgen dafür, dass die Wahrnehmung (von z. B. Schmerzen) heruntergefahren wird. Alkohol kann diese Wirkung, je nach Einnahmemenge und Alkoholstärke, verstärken. Die beruhigenden Effekte können überproportional ansteigen. Hierbei können je nach Situation individuelle Nebenwirkungen entstehen, die sich nicht abschätzen lassen.
Auch der umgekehrte Fall, also eine Abschwächung der Medikamentenwirkung ist möglich. Nehmen wir z. B. einen Wirkstoff, der wie Alkohol in der Leber verstoffwechselt (sog. ‚metabolisiert‘) oder gar erst dort aktiviert wird: Falls die Leber gerade damit beschäftigt ist Alkohol im Überfluss abzubauen, kann es dazu kommen, dass das eingenommene Medikament nicht aktiviert oder metabolisiert wird und seine Wirkung ausbleibt.
Veränderte Wirkstärke des Alkohols
Der letztgenannte Fall entsteht, wenn eher Alkohol bevorzugt abgebaut wird. Es kann aber auch vorkommen, dass bestimmte Medikamente den Abbau von Alkohol verlangsamen. Dadurch wirkt der Alkohol länger im Körper, sodass die typischen Symptome einer Trunkenheit gesteigert werden. Es kann sogar passieren, dass schon kleine Konsummengen zur Trunkenheit führen.
Verhinderung des Abbaus von Alkohol
Alkohol kann also die Verstoffwechselung von Medikamenten verhindern bzw. verzögern. Es existieren aber auch Medikamente, die einen Abbau des Alkohols verhindern. Manche Arzneistoffe können nämlich die Enzyme, die für den Abbau des Alkohols benötigt werden (ADH und/oder ALDH-2), blockieren. Im Falle, dass ALDH-2 blockiert wird, entsteht das Zwischenprodukt Acetaldehyd im Überschuss, welches giftig auf den Körper wirken kann. Die Folgen können Übelkeit, Erbrechen und Gesichtsrötungen sein. Je nach Situation kann es auch zum Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen kommen. Des Weiteren kann es zur Schädigung der Leber infolge der vermehrten Bildung des giftigen Zwischenprodukts kommen.
Veränderter Wirkeintritt
Wie oben bereits erwähnt, kann der vorrangige Abbau des Alkohols dafür sorgen, dass die Wirkung eines Medikaments ausbleibt. Ebenfalls ist es möglich, dass die Wirkung mit einer zeitlichen Verzögerung eintritt. Alkohol verzögert nämlich die Magenentleerung. Für Essen, aber auch Medikamente führt das zu einer längeren Verweildauer im Magen. Es ist zwar möglich einen Teil des Wirkstoffs über den Magen zu resorbieren, jedoch gibt es zahlreiche Wirkstoffe, die im hohen Maße im Dünndarm resorbiert werden. Da diese entsprechend später dorthin gelangen, dauert es auch länger bis ihre komplette bzw. gewünschte Wirkung eintritt. Jedoch ist anzumerken, dass der Wirkungseintritt, sowie die Wirkstärke individuell unterschiedlich sind und nicht bei allen Personen gleich auftreten.
Bei einem übermäßigen Alkoholkonsum greift ein weiteres System mit ein und unterstützt die Enzyme ADH und ALDH-2. Dabei handelt es sich um das mikrosomale Ethanol-oxidierende System (kurz MEOS). Es ist ebenfalls imstande, Alkohol, unabhängig von ADH, abzubauen. Es wird angenommen, dass dieses System für die Gewöhnung an Alkohol mitverantwortlich ist. Durch den erhöhten Abbau des Alkohols müssen nämlich größere Mengen zugeführt werden, um eine berauschende Wirkung zu erzeugen. Aus diesem Grund können Menschen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, mehr vertragen.
Kann Alkohol in Kombination mit Ibuprofen schädlich sein?
Alkohol kann also die Wirkstärke und Wirkdauer von Medikamenten beeinflussen. Dies ist jedoch nur eine grobe Darstellung, denn es existieren viele Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungen und Nebenwirkungen, die noch weitere Effekte in Kombination mit Alkohol hervorrufen können.
Relevant bei der Kombination von Alkohol und Ibuprofen ist, wann was eingenommen wird und vor allem wie oft. Es ist also wichtig, ob die Einnahme von Ibuprofen regelmäßig z. B. aufgrund einer chronischen Erkrankung erfolgt und ob regelmäßig in hohen Mengen Alkohol konsumiert wird. Wird Ibuprofen beispielsweise einmalig zur Behandlung von Schmerzen am Morgen eingenommen und am selben Abend alkoholische Getränke konsumiert, so bestehen in der Regel keine ernsthaften Risiken.
Weiterhin ist es wichtig, wie stark das Präparat dosiert ist und wie viel Alkohol konsumiert wurde. Eine moderate Dosierung beider Substanzen hat keine ernsthaften Schäden zur Folge, jedoch ist dies von der körperlichen Verfassung des Konsumierenden abhängig.
Wirkeintritt und Wirkstärke
Wie oben bereits erwähnt, kann die übermäßige Einnahme von Alkohol die Magenentleerung beeinflussen. Dadurch kann es passieren, dass die Ibuprofen-Tablette länger im Magen verweilt und ihre Wirkung verzögert freisetzt. Weiterhin findet die Metabolisierung von Ibuprofen, wie beim Ethanol auch, in der Leber statt. Dadurch könnte folgendes passieren:
Das Ethanol könnte mit dem Ibuprofen um den Abbau in der Leber ‚konkurrieren‘ und bevorzugt werden. Dadurch könnte die Verstoffwechselung des Ibuprofens verzögert oder nur teilweise erfolgen. Die Folge wäre etwa, dass die Schmerzen trotz der Einnahme des Medikaments erhalten bleiben
.
Möglich ist aber auch der umgekehrte Weg, sodass durch den zeitgleichen Abbau von Ibuprofen, das Ethanol schlechter abgebaut wird. Durch den erhöhten Verbleib könnte die Leber stärker belastet werden. Die Folge könnte eine Reizung oder aber auch Entzündung der Leber sein.
Verstärkter Alkoholrausch
Infolge des langsamen Abbaus könnte der Alkohol also länger im Körper verweilen. Dadurch könnte er intensiver wirken, das heißt der Rausch könnte schneller und stärker eintreten. Begünstigt wird das Ganze noch durch die schwach blutgerinnungshemmende Wirkung des Ibuprofens, die eine Umverteilung des Alkohols im Körper begünstigt.
„Gerade die hemmende Wirkung des Ibuprofens auf die Schleimproduktion des Magens kann in Kombination mit Alkohol zu schweren Reizungen der Magenschleimhaut führen.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XSchädigung der Magenschleimhaut
Eine der Nebenwirkungen, die durch die Einnahme des Ibuprofens entstehen kann, ist die Senkung der Magenschleimproduktion. Prostaglandine führen nämlich zur Produktion einer Schleimschicht, die die innere Oberfläche des Magens bedeckt. Diese ist unverzichtbar, da die Magensäure (sog. ‚Salzsäure‘), die der Verdauung und Zerkleinerung der Nahrung dient, zu aggressiv für die empfindliche Magenwand wäre.
Die Magensäure schützt den Magen also von innenheraus vor Schäden. Ein Ausfall der Prostaglandine führt zur Senkung der Magenschleimproduktion. Dies erklärt auch die typische Nebenwirkung (Magenschleimhautreizung) des Ibuprofens. Auch Alkohol besitzt eine hemmende Wirkung auf die Schleimproduktion. Zusätzlich fördert er die Magensäureproduktion. Diese Kombination kann zu einer starken Belastung der Magenschleimhaut führen. Als Folge des schädigenden Effekts kann es zur Magenschleimhautentzündung oder -reizung kommen. Begleitet werden diese von Übelkeit, saurem Aufstoßen und einem Völlegefühl.
Bei Fieber
Durch seine antipyretische Wirkung wird Ibuprofen zur Behandlung von Fieber eingesetzt. Gerade in solch einem Fall ist der Konsum von Alkohol sehr schlecht für den Körper. Dieser steht nämlich durch das Fieber unter enormer Belastung. Alkohol kann die dabei auftretenden Beschwerden wie Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und vor allem die Kraftlosigkeit (‚Schlapp-sein’) verstärken. Der Körper muss zusätzlich Energie aufwenden, um den Alkohol abzubauen und dessen Wirkungen zu verarbeiten.
Fakten-Box – Ibuprofen und Alkohol
- Ibuprofen aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika
Wirkung
- schmerzstillend (‚analgetisch‘)
- entzündungshemmend (‚antiphlogistisch‘)
- fiebersenkend (‚antipyretisch‘)
Anwendungsgebiete
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Zahnschmerzen
- Muskelschmerzen
- Schmerzen bei degenerativen Erkrankungen
- Menstruations- bzw. Regelschmerzen
- Fieber
Wichtigste Nebenwirkungen
Ibuprofen in Kombination mit Alkohol
- hängt davon ab, wann Ibuprofen und wann Alkohol eingenommen wurde
- abhängig von der Dosis des Ibuprofens und Alkoholstärke
- abhängig von der Einnahmehäufigkeit beider Substanzen
- stärkere Wirkung des Alkohols und folglich die Symptome einer Trunkenheit
- ausbleibende oder verzögerte bzw. verringerte Wirkung des Ibuprofens
- stärkeres Auftreten der Nebenwirkungen des Ibuprofens
- Magen-Darm-Beschwerden
- Magenschleimhautreizung oder -entzündung (abhängig von Menge, Dosis und anderen Faktoren)
- Leberreizung oder -entzündung (abhängig von Menge, Dosis und anderen Faktoren)
Aktuelle Forschung – Ibu-Lysin wirkt nicht schneller als Ibuprofen
Bei Ibu-Lysin handelt es sich immer noch um den Wirkstoff Ibuprofen, der zur Behandlung von beispielsweise Kopfschmerzen eingesetzt wird. Der Zusatz Lysin weist auf eine Kombination des Wirkstoffs mit der essentiellen Aminosäure Lysin hin. Diese soll für eine Wirkbeschleunigung sorgen und schon nach 15 Minuten eine schmerzlindernde Wirkung herbeiführen. Das würde bedeuten, dass der Wirkstoff Ibuprofen allein doppelt so viel Zeit benötigt, bis eine schmerzstillende Wirkung eintritt. Eine aktuelle Studie der Universität Bratislava und des Herstellers Sanofi zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist.
Studienaufbau
Bei der Studie handelt es sich um eine randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Studie. Untersucht wurde die Wirksamkeit und auch die Dauer bis zum Wirkungseintritt von Ibuprofen (400 mg) und Ibuprofen-Lysinat (683 mg) im Vergleich. Teilnehmer waren dabei 351 Patienten mit mittelstarken bis starken Schmerzen nach einer Weisheitszahn-Operation. Dabei erhielten:
- 141 Patienten Ibuprofen-Lysinat
- 139 Patienten reines Ibuprofen
- 71 Patienten Placebo
Das Ergebnis
Im Vergleich zum Placebo, war die Wirksamkeit beider Ibuprofen-Präparate signifikant höher. Jedoch kam es bei Ibuprofen sowie Ibu-Lysin nach ca. 30 Minuten zu einer schmerzstillenden Wirkung. Das Präparat mit dem Lysin-Zusatz wirkte im Vergleich also nicht schneller.
Frühere Studien mit Lysin-Zusatz
Ein Vergleich mit früheren Studien kann dieses Ergebnis erklären: Damit ein Wirkstoff schneller resorbiert wird, sollte er sich schneller auflösen. Eine erhöhte Löslichkeit und somit auch Freisetzungsgeschwindigkeit, wird durch das Zusammenführen mit dem Lysin erreicht. Frühere Studien in denen die Freisetzungsgeschwindigkeiten von Präparaten ohne und mit Lysin-Zusatz in vitro (außerhalb des Organismus) überprüft wurde, konnten die verbesserte Löslichkeit des Lysin-haltigen Wirkstoffs bestätigen. Trotz der Deckung mit der Theorie wird ersichtlich, dass die Evidenz in vivo (im lebenden Körper), zumindest in dieser Studie und in Bezug auf Schmerzen nach einer Weisheitszahn-Operation, fehlt. Demnach wirkt Ibu-Lysin in der eingesetzten Dosis nicht schneller als Ibuprofen.
Quelle: Ján Kyselovič, Eva Koscova, Anette Lampert, Thomas Weiser (2020): A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial of Ibuprofen Lysinate in Comparison to Ibuprofen Acid for Acute Postoperative Dental Pain; Pain and Therapy Journal.
Häufige Patientenfragen
Kann die schädigende Wirkung bei der Kombination von Ibuprofen und Alkohol vermieden werden?
Dr. Dr. T. Weigl
Die einfachste Antwort hier wäre: Ja, nämlich indem man auf den Alkohol verzichtet. Wie bei fast allen Arzneimitteln, sollte während der Therapie auf Alkohol bzw. alkoholische Getränke verzichtet werden. Wichtig ist hierbei, wie sich die Schmerztherapie gestaltet. Handelt es sich beispielsweise um eine langfristige Einnahme des Ibuprofens, so kann der Körper meist unter Reizungen der Magenschleimhaut leiden. Wird Alkohol nun regelmäßig in größeren Mengen konsumiert, so können langfristig Schädigungen des Magens und auch der Leber auftreten. Wird das Medikament allerdings einmalig und mit zeitlicher Verzögerung eingenommen, so ist davon auszugehen, dass derart starke Belastungen für Magen und Leber nicht entstehen.
Kann ich der magenschleimhautreizenden Wirkung von Alkohol kombiniert mit Ibuprofen durch einen magenschützenden Arzneistoff vorbeugen?
Dr. Dr. T. Weigl
In der Theorie klingt es erstmal logisch, dass durch ein entsprechendes Medikament (z. B. ein Protonenpumpen-Inhibitor wie Pantoprazol) die Magensäure reduziert wird. Somit könnten theoretisch Schäden des Magens durch eine gleichzeitige, regelmäßige Einnahme von Alkohol und Ibuprofen verhindert werden. Jedoch ist das Problem hierbei, dass auch das Medikament, das den Magen schützen soll, mit Alkohol wechselwirken kann. Dadurch können weiterhin Reizungen und Entzündungen im Magen entstehen.
Kann ich Ibuprofen einnehmen, um ‚Kater-Kopfschmerzen‘ zu behandeln?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Entstehung eines Katers liegt vor allem daran, dass der Körper dehydriert ist und zusätzlich viele Mineralstoffe über den Urin ausgeschieden wurden. Deshalb ist es umso wichtiger, den Körper zunächst mit viel Mineralwasser zu versorgen. Auch Säfte oder Schorlen eignen sich hier, wobei auf saure Säfte besser verzichtet werden sollte, wenn der Magen noch gereizt scheint. Ein ausgewogenes Frühstück und Spaziergänge an der frischen Luft können dabei helfen, einen Kater und auch die dabei entstehenden Kopfschmerzen zu behandeln. Falls jedoch keiner der genannten Punkte nützt, kann eine Ibuprofen-Tablette in einer geringen Dosis dabei helfen, die Schmerzen zu beseitigen. Jedoch sollte auch hier darauf geachtet werden, dass genügend Zeit nach dem Alkoholkonsum vergangen ist. Sonst kann es passieren, dass die gewünschte schmerzstillende Wirkung nicht eintritt.
Kann eine regelmäßige Einnahme von Ibuprofen und Alkohol Einfluss auf die Wirkung der Pille haben?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Wirkung bzw. Wirksamkeit der Pille wird grundsätzlich nicht durch die Einnahme bzw. den Konsum von Ibuprofen und Alkohol beeinträchtigt. Es ist jedoch Vorsicht geboten, wenn es im Zuge der Einnahme der jeweiligen Substanzen zum Erbrechen kommt. Dies könnte nämlich die Wirksamkeit der Pille einschränken, sofern diese schon vor ihrer Wirkungsfreisetzung durch das Brechen aus dem Körper befördert wird. Sprechen Sie hierzu unbedingt mit einem Facharzt und beachten Sie die Hinweise auf der Packungsbeilage der Pille.
Ibuprofen ist in der Schwangerschaft kontraindiziert! Insbesondere im letzten Trimenon, also dem letzten Schwangerschaftsdrittel (7.–9. Schwangerschaftsmonat), sollte Ibuprofen nicht eingenommen werden. Das Problem hierbei ist, dass es gerade im letzten Trimenon zum vorzeitigen Verschluss eines lebenswichtigen, herznahen Gefäßes kommen kann. Weiterhin können Nierenschäden auftreten. Eine medikamentöse Behandlung von Schmerzen im letzten Trimenon kann jedoch ohne derartige Probleme durch den Wirkstoff Paracetamol erfolgen.
Exkurs: nicht-Opioid-Analgetika
Bei der Gruppe der Analgetika handelt es sich um Wirkstoffe, die primär schmerzlindernd wirken. Aufgrund der unterschiedlichen Mechanismen, also der Art wie sie pharmakologisch im Körper wirken, können die Analgetika in verschiedenen Klassen bzw. Untergruppen eingeteilt werden. Typischerweise erfolgt die Einteilung wie folgt:
- Opioid-Analgetika (z. B. Fentanyl, Tramadol, Tilidin)
- Nicht-Opioid-Analgetika (z. B. Ibuprofen, ASS, Paracetamol)
- Cannabinoide (Cannabis als Arzneimittel)
Die nicht-Opioid-Analgetika stellen eine Gruppe dar, die in weitere verschiedene Klassen eingeteilt werden kann. Dies liegt vor allem daran, dass nicht alle dieselbe Wirkung besitzen. Die Wirkstoffe der nicht-steroidalen Antirheumatika (kurz NSAR), unter die auch Ibuprofen fällt, gehören zur Gruppe der nicht-Opioid-Analgetika. Einige Wirkstoffe der NSAR haben wie Ibuprofen eine schmerzlindernde, entzündungshemmende sowie fiebersenkende Wirkung (z. B. Diclofenac, Naproxen oder ASS). Aufgrund ihrer chemischen Struktur werden sie auch als saure NSAR bezeichnet. Andere Wirkstoffe wiederum besitzen schmerzstillende und fiebersenkende, aber keine entzündungshemmenden Eigenschaften (z. B. Paracetamol oder Metamizol).
Typisches Patientenbeispiel
„Wieso nur muss ich den ganzen Tag diese Rückenschmerzen haben? Dabei ist doch heute Abend Champions League. Ich will mit meinen Freunden das Spiel ohne irgendwelche Schmerzen genießen. Ich denke eine Ibuprofen-Tablette wird mir sicherlich dabei helfen.“, redet der 21-jährige Dennis zu sich. Es ist 17 Uhr und um 21 Uhr findet ein Fußballspiel statt, das er mit seinen Freunden schauen möchte. Damit er bis zum Abend keine Rückenschmerzen mehr hat, nimmt er eine Tablette, um diese Schmerzen zu lindern. Später am Abend haben die Schmerzen schon längst nachgelassen. Bei einem Fußballspiel dürfen natürlich auch Bier und Snacks nicht fehlen. Darauf hat sich der 21-Jährige schon den ganzen Tag gefreut.
Irgendwas ist anders
Normalerweise kann er 2–3 Flaschen Bier sehr gut vertragen, doch diesmal bemerkt er schon nach einer Flasche, dass etwas nicht stimmt. „Irgendetwas ist mit meinen Magen falsch. Er schmerzt und brennt ein wenig. Aber wieso, habe ich etwas Falsches gegessen? Oder bilde ich mir das ein, weil ich einfach zu schnell getrunken habe? Vielleicht sollte ich heute die Finger von den ganzen Snacks lassen.“, denkt sich Dennis. Er trinkt weiterhin sein Bier, bemerkt aber mit der Zeit, dass das Brennen stärker wird. Ihm ist auch ein wenig übel, jedoch kann er sich nicht erklären warum. Um die Situation nicht zu verschlechtern, trinkt er sein Bier nicht zu Ende.
Zu Hause angekommen bemerkt er, dass das Brennen etwas nachgelassen hat. Trotzdem legt er sich nur noch ins Bett und hofft, dass er am Tag danach nichts mehr davon spürt. Am nächsten Morgen erzählt er seiner Mutter von seinem gestrigen Problem. „Das kann an der Ibuprofen-Tablette gelegen haben!“, antwortet ihm die Mutter. „Ibuprofen kann je nachdem dafür sorgen, dass deine Magenschleimhaut gereizt wird. Wahrscheinlich haben das Bier und die Snacks das begünstigt. Deshalb war dir bestimmt auch übel. Mach dir zur Erholung erstmal Tee, der wärmt nämlich deinen Magen etwas auf und kann für Beruhigung sorgen.“. Immerhin weißt der 21-Jährige nun, dass die Schmerztablette und alkoholische Getränke keine gute Kombination für seinen Magen sind.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Schajan Salahijekta
Lektorat: Clara Spottke
Veröffentlicht: 22.03.2020
Quellen
- Aktories, K. et al. (2013): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH.
- Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Martin Wehling, Lutz Hein (2016): Pharmakologie und Toxikologie. 18. Auflage. Georg Thieme Verlag.
- Gelbe Liste. Medizinische Medien Informations GmbH.
- Ernst Mutschler u. a. (2013): Mutschler Arzneimittelwirkungen. 10. Ausgabe. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.
- Stiftung-Warentest Ibuprofen.
Julia
06.03.2021 00:51Kann der Blutalkoholwert bei gleichzeitiger Einnahme von Ibuprofen höher sein als der Blutalkoholwert ohne Ibuprofen?