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Aspirin: Von Anwendung bis Nebenwirkungen – eine einfache Schmerztablette?

Aspirin mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure ist ein weit verbreitetes und häufig angewendetes schmerzfreies Medikament. Allerdings gilt auch hier: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Vorsicht sollte man bspw. dann walten lassen, wenn Patienten an einer Leber- oder Niereninsuffizienz leiden.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Aspirin ist das bekannteste Medikament, das den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) enthält. Es wird zur Schmerztherapie eingesetzt. Daneben hat ASS auch entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften und hemmt überdies die Verklumpung von Blutplättchen. Eine wichtige unerwünschte Arzneimittelwirkung ist eine Blutverdünnung, die zu Blutungskomplikationen führen kann. Niedrig dosiert kann dieser Effekt jedoch auch präventiv für einige Herz-Kreislauf-Erkrankungen genutzt werden.

„Nicht schon wieder!“ ärgert sich Johannis, als er spürt, wie Kopfschmerzen langsam seine Gedanken betäuben. Es ist Prüfungsphase in seinem Studium und der Stress schlägt sich auf seinen Kopf nieder. Er greift zu einer Aspirintablette, hält aber in der Bewegung inne. Hatte er nicht letztens gelesen, dass Aspirin auch das Blut verdünnt? Übermorgen hat Johannis einen Termin beim Kieferchirurgen, um seine Weisheitszähne herausoperieren zu lassen. Während der Operation könnte sein Zahnfleisch bluten.

Was ist Aspirin?

Aspirin ist der Markenname für Medikamente der Firma Bayer, die Acetylsalicylsäure als Wirkstoff enthalten. Dieser zählt zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) (weitere sind z.B. Ibuprofen, Diclofenac und Arcoxia bzw. der Wirkstoff Etoricoxib). Ausgangssubstanz ist die Salicylsäure, die beispielsweise in der Weidenrinde enthalten ist und so bereits in den frühen Hochkulturen, also mehrere tausend Jahre vor Christus, zur Schmerzbehandlung genutzt wurde. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kann Salicylsäure technisch synthetisiert werden.
Als Erfinder der Acetylsalicylsäure, wie sie in heutiger Form zum Einsatz kommt, gelten Felix Hoffmann und Arthur Eichengrün, denen 1897 im Bayer-Stammwerk eine nebenproduktfreie Synthese des Stoffes gelang. Er wurde anschließend unter dem Namen Aspirin vermarktet. In Deutschland existieren heute jedoch eine Vielzahl ASS-Generika.

Gut zu wissen!
Bei einem Generikum handelt es sich um ein Nachahmpräparat eines Arzneimittels, das sich bereits unter einem Eigennamen auf dem Markt befindet. Es muss sich dabei um eine wirkstoffgleiche Kopie handeln, die in der Therapie dieselbe Wirkung und Sicherheit mitbringt.

 

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Exkurs: Kopfschmerzen

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Die Zahl ihrer Ausdrucksformen wird nur noch von der Verschiedenheit ihrer Gründe übertroffen. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in den folgenden Artikeln:

Welche Wirkung hat Aspirin im Körper?

Der Stoff ASS im Aspirin wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd, fiebersenkend und hemmt die Blutgerinnung.
Erzielt werden diese Effekte durch Wirkung auf das Enzym Cyclooxygenase (COX). Es existieren im Köper zwei Formen, von denen eine die Blutgerinnung steuert und die andere für fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung sorgt. Die Hemmung dieses Enzyms durch ASS geschieht irreversibel, was dazu führt, dass die Blutgerinnung für 7–11 Tage beeinflusst wird. Diese Information ist z. B. dann relevant, wenn operative Eingriffe an einem Patienten unter ASS-Einfluss vorgenommen werden sollen, da hierdurch ein Blutungsrisiko besteht.

Exkurs: Konzentrationsabhängige Wirkung

Der Gelehrte Paracelsus stellte einst fest: „Dosis sola facit venenum“ – allein die Menge macht das Gift. Doch auch die Wirkart eines Arzneistoffes kann von dessen Konzentration im Körper abhängen. Aspirin ist hierfür ein gutes Beispiel: Das enthaltene ASS beeinflusst bei einer Menge bis 50mg nur die Blutgerinnung. Ab 0,5g – also dem Gehalt einer normalen Aspirintablette – entfaltet es jedoch auch seine Wirkung als schmerzstillendes, fiebersenkendes und schließlich entzündungshemmendes Medikament. Deshalb kann es in geringen Dosen gezielt zur Vorbeugung einiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden.

Wo kommt Aspirin zum Einsatz?

Verwendet wird Aspirin als Schmerzmittel bei leichten bis mittelstarken Schmerzen, zur Fiebersenkung und gegen rheumatische Erkrankungen. Daneben wird es in geringer Dosierung als Blutgerinnungshemmer eingesetzt und somit zur Vorbeugung von erneuten Herzinfarkten und Schlaganfällen bei bekanntem Risiko. Es kann nach gefäßchirurgischen Operationen gegeben werden, um einen Blutstau (sog. ‚Thrombose‘) zu verhindern. Der Wirkstoff kann als Tablette oder in Flüssigkeit gelöst über die Venen verabreicht werden.

Exkurs: Thrombose

Bei Thrombose handelt es sich um Blutgerinnsel. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Tiefe Beinvenenthrombose | Phlebothrombose | TVT.

Was sind die Neben- und Wechselwirkungen von Aspirin?

Video-Exkurs: Die Gefahren von Schmerzmitteln

Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen und Co. sind häufig zum Einsatz kommende Medikamente, wenn es um Schmerzen geht. Welche Risiken bergen sie in Form ihrer Nebenwirkungen für den Körper? Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl und Apotheker Steffen Kuhnert berichten.

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Blutungen sind, durch die blutverdünnende Wirkung des Aspirins, die hauptsächliche Nebenwirkung. Daneben gibt es jedoch einige weitere:

  • Allergische Reaktionen, z. B. der Haut oder die Entwicklung eines Analgetika-Asthmas.
  • Morbus Widal: Unverträglichkeit, die durch Asthmaanfälle und Nasenenge definiert ist.
  • Reye-Syndrom: Bei Gabe an Kindern unter 15 Jahren zur Heilung eines fieberhaften Infektes kann sich dieses Syndrom entwickeln, das mit Leberfunktionsstörungen und Hirnleiden (sog. ‚Enzephalopathie‘) einhergeht. Es endet in 50 Prozent aller Fälle tödlich und kann bleibende Nervenschäden hinterlassen.
  • Bei höheren Dosen oder chronischer Einnahme kann es zu Magenbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen bis hin zu Magenblutungen kommen.

Video-Exkurs: Schmerzmittel – eine Gefahr für das Herz?

Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin sind klassische Schmerzmittel der Wirkstoff-Kategorie NSAR. Was ist zu tun, wenn man neben Gelenkproblemen auch Herz-Kreislauf-Probleme hat? Welches Mittel ist dann die richtige Wahl? Dr. Tobias Weigl und Dr. Stefan Waller klären im nachfolgenden Beitrag auf.

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Wann sollte Aspirin nicht eingenommen werden?

Je nach Dosierung bewirken Blutgerinnungshemmer wie Aspirin eine mehr oder weniger verlängerte Blutungszeit. Deshalb und wegen der oben genannten Nebenwirkungen ist das Medikament bei folgenden Fällen vorsichtig bzw. gar nicht einzunehmen:

  • Magen- oder Darm-Geschwüre
  • Schwerer Bluthochdruck
  • Schwere Leberinsuffizienz
  • Schwere Niereninsuffizienz
  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder den Hilfsstoffen
  • Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit
  • Kinder und Jugendliche mit grippalem oder fieberhaftem Infekt (Reye-Syndrom)

Wechselwirkungen können mit folgenden Medikamenten auftreten:

  • Andere nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen sind in der Lage, den Blutgerinnungseffekt von Aspirin herabzusetzen
  • Jüngere Forschungen ergaben, dass der Wirkstoff Acetylsalicylsäure und einige andere Wirkstoffe der NSAR-Gruppe die Wirksamkeit von Impfstoffen herabsetzen können.
  • Die gleichzeitige Einnahme anderer Arzneimittel mit Aspirin, unter anderem entwässernde Arzneimittel (sog. ‚Diuretika‘) und ACE-Hemmer, sollten mit dem Arzt oder Apotheker abgesprochen werden

Was muss bei der Einnahme und Dosierung beachtet werden?

Die Einnahme von Aspirin in Tablettenform ist altersabhängig: Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist eine Einzeldosis von einer Tablette mit 500mg Wirkstoff empfohlen, jedoch nicht mehr als 6 Tabletten bzw. 4 bei älteren Menschen ab 65 Jahren. Bei unter 12-jährigen Kindern unter 40 Kilogramm Körpergewicht ist eine ärztliche Verschreibung notwendig. Zu beachten ist die Zeit von 7–11 Tagen, in denen der blutgerinnungshemmende Effekt anhält.

Medikamenten-Info
Es existieren verschiedene Varianten des Aspirins:

    • Aspirin plus C: Aspirin, das als Hilfsstoff zusätzlich Vitamin C enthält. Dieses erhöht die Magenfreundlichkeit der Acetylsalicylsäure.
    • Aspirin Complex: Enthält zusätzlich Stoffe, welche die Schleimhäute von Nase und Nebenhöhlen abschwellen lässt und so besonders bei Erkältungskrankheiten eingesetzt wird.
    • Aspirin Coffein: Das enthalten Coffein beschleunigt den Wirkeintritt.
    • Aspirin Effekt: Hierbei handelt es sich um ein Brausegranulat zur direkten Einnahme.
    • Aspirin Direkt: Hierbei handelt es sich um eine Kautablette.
    • Aspirin Migräne: Kommt zur Anwendung bei Auftreten von Migränesymptomen. Begleitsymptome wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit werden zusätzlich gebessert.

 

Häufige Patientenfragen

Kann ich bei stärkeren Schmerzen oder hohem Fieber die doppelte Dosis nehmen?

Dr. T. Weigl
Die normale Dosis für Aspirin (500mg Tabletten) beträgt eine Tablette pro Tag. Bei Bedarf können Personen ab 16 Jahren nach jeweils vier Stunden eine weitere Tablette einnehmen. Außerdem können sie zwei Tabletten gleichzeitig pro Einnahmezeitpunkt benutzen. Insgesamt dürfen aber nicht mehr als 6 Tabletten bzw. bei Personen ab 65 Jahren nicht mehr als 4 Tabletten eingenommen werden.

Wann sollte ich mit meinen Beschwerden lieber zum Arzt?

Dr. T. Weigl
Wenn nach drei Tagen (bei Fieber) bzw. nach vier Tagen (bei Schmerzen) der Aspirin-Einnahme keine Besserung oder sogar eine Verschlechterung der Symptome eintritt, sollten Sie sich an einen Arzt wenden.

Woran merke ich, dass ich zu viel Aspirin eingenommen habe?

Dr. T. Weigl
Wenn Beschwerden wie Ohrgeräusche, Hörverlust, Kopfschmerzen oder Schwindel bei der Behandlung auftreten, sind dies typischerweise Folgen einer Überdosierung. Dann sollten Sie die Einnahme sofort beenden und einen Arzt aufsuchen.

Johannis liest im Beipackzettel, dass Aspirin schon in geringen Dosierungen das Risiko von Blutungen bei Operationen erhöhen kann, auch wenn die Einnahme mehrere Tage zurückliegt. Er entscheidet sich gegen die Einnahme des Aspirins und legt stattdessen eine längere Lernpause im Freien ein, um seine Kopfschmerzen loszuwerden.

Verwandte Themen

Welche Erfahrungen haben Sie mit Aspirin gemacht? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt. Autoren: Dr. Tobias Weigl, Christopher Keck
Lektorat: Tobias Möller
Veröffentlicht: 10.09.2018 Aktualisiert: 06.10.2018

Quellen

  • Simona Bancos et al. (2009): Ibuprofen and other widely used non-steroidal anti-inflammatory drugs inhibit antibody production in human cells. In: Cellular Immunology Journal. 2009;258(1):18-28.
  • Michael Freissmuth et al. (2012): Pharmakologie und Toxikologie. Springer-Verlag, Berlin.
  • Gerd Herold et al. (2012) Innere Medizin. Eigenverlag.
  • Thomas Karow, Ruth Lang-Roth (2012): Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Eigenverlag.
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2 Antworten
  • Hans Tiefensee
    14.09.2022 15:00

    Nach Befund von Prof. Peter Rothweil, Oxford University, vermindert niedrig dosiertes Aspirin das Risiko für Herz- und Krebserkrankungen überhaupt nicht, wenn der Patient mehr als 70 kg wiegt.
    Die Gefahren schwerwiegender innerer Blutungen dagegen bleiben bestehen.
    80% der Männer und 50% der Frauen liegen oberhalb dieser Grenze.
    Veröffentlicht Sommer 2018.

  • Hans Tiefensee
    04.10.2022 15:11

    Nach Befund von Professor Rothwell,von der Oxford University (2018), vermindert niedrig dosiertes Aspirin das Risiko für Herz- und Krebserkrankungen überhaupt nicht, wenn jemand 70 Kilo oder mehr wiegt.. Die Gefahr schwerer innerer Blutungen dagegen bleibt bestehen.
    Betroffen wären ungefähr 80% der Männer und 50% der Frauen, die oberhalb dieser Grenze liegen.
    Ich habe als Betroffener noch nie etwas seitens meiner Ärzteschaft gehört.
    Sollten die davon auch keine Kenntnis haben?

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