„Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis. Durch eine Durchblutungsstörung im Herzen kommt es zum Absterben von Herzmuskelzellen und so zu einer zunehmenden Einschränkung der Pumpleistung unseres Herzens.“
— Dr. Dr. Tobias Weigl
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Das Herz und seine Aufgaben
Das Herz pumpt das Blut durch unseren Körper. Es sorgt dafür, dass das Blut in die Lunge gelangt, um dort mit Sauerstoff versorgt zu werden. Anschließend fließt das Blut von der Lunge wieder ins Herz und von da aus in unserem Körper. Das Herz besteht aus der Herzmuskulatur und sorgt durch das Pumpen des Blutes für eine ausreichende Versorgung unseres Körpers mit Sauerstoff und anderen im Blut befindlichen Nährstoffen. Ohne das Herz würde kein Blut in unseren Gefäßen fließen können.
Die Blutversorgung des Herzens
Das Herz wird über die Herzkranzgefäße (= Koronararterien, von lat. corona = Kranz, Krone) mit Sauerstoff versorgt. Diese laufen außen kranzförmig um das Herz herum. Bei einem Herzinfarkt kommt es zum Verschluss einer oder mehrere dieser Koronararterien und somit zu einer Unterversorgung der Herzmuskulatur. Dadurch kann das Herz nicht mehr richtig arbeiten.
Die Symptome eines Herzinfarkts
Als typisches Symptom für einen Herzinfarkt gilt allgemein der (linksseitige) Brustschmerz, welcher in den linken Arm oder den Kiefer ausstrahlen kann. Oft sind diese Schmerzen mit einer Todesangst verbunden und werden als etwas sehr Bedrohliches wahrgenommen.
Gerade bei Frauen werden die Beschwerden oft fehlinterpretiert. Einzige Symptome können u.a. Übelkeit und ein Druckgefühl hinter dem Brustbein sein, welches auch in Richtung Magengegend zieht.
Weitere Beschwerden können sein:
- Atemnot (= Dyspnoe)
- Blässe
- Kaltschweißigkeit
- Schwächegefühl
- Unrhythmischer Herzschlag (= Arrhythmie)
- Zu schneller (= Tachykardie) oder zu langsamer Herzschlag (= Bradykardie)
- Schwindel
- Übelkeit und ggf. Erbrechen
- Angst
- Bewusstlosigkeit
Rund 20% der Herzinfarkte verlaufen ohne Beschwerden als sogenannte „stumme“ Infarkte.
Video: Was tun bei Brustschmerzen?
Wie häufig sind die koronare Herzkrankheit und der Herzinfarkt? Was kann man tun, wenn jemand einen Herzinfarkt hat? Wichtige Fragen und Wissenswertes zum Thema erklärt Dr. Tobias Weigl in diesem Video.
Wer ist betroffen?
In Deutschland erleiden rund 280.000 Menschen jährlich einen Herzinfarkt. Davon sterben rund 90.000 der Betroffenen. In Deutschland sind Männer in etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Dabei gibt es verschiedene Risikofaktoren, die einen Herzinfarkt begünstigen können:
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Erhöhtes Cholesterin
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
- Hoher Alkoholkonsum
- Bewegungsmangel
- Stress
- Herzinfarkt bei Eltern oder Geschwistern
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also das Patientengespräch. Dabei erfragt der Arzt, welche Beschwerden seit wann auftreten und welche Risikofaktoren jeweils vorliegen.
Bei der körperlichen Untersuchung können Auffälligkeiten beim Anhören der Lunge und des Herzens in Erscheinung treten.
Entscheidend für die Diagnose ist die Laboruntersuchung des Blutes. Hierbei kann u.a. das sog. Troponin bestimmt werden. Troponin kommt in den Herzmuskelzellen vor und wird bei einem Herzinfarkt freigesetzt. Dieser Wert ist bei der Laboruntersuchung also erhöht.
6 Stunden nach dem Infarkt ist das Troponin bei 80% der Betroffenen erhöht, in einem Zeitraum von 10 Stunden bis 5 Tage bei 100% der Erkrankten.
Die Elektrokardiographie (kurz EKG) kann einen Herzinfarkt möglicherweise nachweisen. Es gibt allerdings Herzinfarkte, die keine Veränderungen im EKG zeigen. Deshalb ist das EKG nicht geeignet, um einen möglichen Herzinfarkt sicher auszuschließen.
Weitere Untersuchungen, wie z.B. eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (= Echokardiographie) oder eine Linksherzkatheteruntersuchung (= Koronarangiographie, s.u.) sind möglich.
Faktencheck
Herzinfarkt | Myokardinfarkt
Von rund 280.000 Betroffenen versterben rund 90.000 jährlich
Männer: Frauen 2:1
Risikofaktoren für die Entstehung wichtig
Symptome:
- Brustschmerz, die in den linken Arm und den Kiefer ausstrahlen
- Atemnot (= Dyspnoe)
- Blässe
- Kaltschweißigkeit
- Unrhythmischer Herzschlag (= Arrhythmie)
- Zu schneller (= Tachykardie) oder zu langsamer Herzschlag (= Bradykardie)
- Schwindel
- Übelkeit und ggf. Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
Was tut der Arzt? Teil 2: Therapie
Neben Behandlungsmaßnahmen zur Stabilisierung des Zustandes der Betroffenen, die vom Notarzt und im Krankenhaus vorgenommen werden, kommt eine gezielte Behandlung der verschlossenen Herzkranzgefäße zum Einsatz.
Zur Diagnose des Herzinfarktes ist die Linksherzkatheteruntersuchung (= Koronarangiographie) Mittel der Wahl. Dabei kann neben der Diagnose gleichzeitig die Behandlung erfolgen, bzw. der Behandlungsversuch. Über das Handgelenk oder die Leiste wird ein Gefäß mit einer hohlen Nadel angestochen und über eine Hülse dann die sehr feinen und dünnen Untersuchungs- und Behandlungsmaterialien durch das Gefäß bis zum Herzen vorgeschoben. Mithilfe von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel werden dann die Herzkranzgefäße untersucht und Engstellen können erkannt werden. Oft lassen sie diese Engstellen durch einbringen eines Stents wieder öffnen. Ein Stent ist ein kleines Röhrchen aus einem Drahtnetz, das bis zur Engstelle vorgeschoben wird und diese dann wieder öffnen kann.
Eine andere Möglichkeit der Therapie stellt die thrombolytische Therapie (kurz Lyse) dar. Hier wird versucht, durch Medikamente den Abbau von Blutgerinnseln (Thromben) zu fördern und so die verstopften Herzkranzgefäße wieder frei zu bekommen. Es besteht die Gefahr von Blutungen im Gehirn.
In der nachfolgenden Zeit müssen die Betroffenen einen Blutverdünner einnehmen, um einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen. Auch Medikamente wie Cholesterinsenker und Blutdruckmittel gehören zur Therapie dazu.
In einigen Fällen, in denen der Verschluss besonders schwerwiegend ist und nicht durch einen Stent eröffnet werden kann, kann eine Bypass-Operation notwendig sein. Hierbei wird durch eine Operation am Herzen die Blutversorgung wieder hergestellt.
Ein wichtiger Baustein der Therapie und auch der Vorbeugung weiterer Herzinfarkte ist die Anpassung des Lebensstils mit dem Ausschalten oder Minimieren von Risikofaktoren. Dazu gehören z.B. mit dem Rauchen aufzuhören, Gewichtsnormalisierung oder eine optimale Einstellung des Blutdruckes.
Videoexkurs: Blutverdünnende Medikamente
Was genau sind typische blutverdünnende Medikamente? Wie wirken sie und was für Nebenwirkungen gibt es? Wichtige Grundlagen und Wissenswertes zum Thema erklärt Dr. Tobias Weigl in diesem Video.
Häufige Patientenfragen
Wie erkennt der Arzt, dass ich einen Herzinfarkt habe?
Dr. T. Weigl:
Wichtiges Mittel um einen Herzinfarkt festzustellen, ist die Blutuntersuchung. Dabei untersucht der Arzt das Blut unter anderem auf Troponin. Dieses kommt in den Herzmuskelzellen vor und wird bei einem Herzinfarkt durch das Absterben der Herzmuskelzellen freigesetzt. Nach 6 Stunden ist bei 80% der Patienten das Troponin erhöht.
Wie kann ich verhindern, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?
Dr. T. Weigl:
Das Reduzieren von Risikofaktoren ist ein wichtiger Baustein zur Vorbeugung eines Herzinfarktes. Dazu gehören z.B. das Erreichen eines normalen Gewichtes, das Rauchen aufzugeben, einen zu hohen Blutdruck optimal einzustellen und Cholesterinwerte zu normalisieren. Der Hausarzt ist hier der richtige Ansprechpartner und kann beratend zur Seite stehen.
Muss man einen Herzinfarkt behandeln?
Dr. T. Weigl:
Ja, auf jeden Fall. Ein Herzinfarkt kann unbehandelt zum Tod führen. Falls Sie sich unsicher hinsichtlich der Symptome sind, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf und klären Sie Ihren Fall ab.
Aus der Forschung
Ein Team um Bernd Fleischmann des Life-&-Brain-Zentrums der Universität Bonn hat gemeinsam mit US-Forschern eine Behandlung entwickelt, die den oft nach einem Herzinfarkt auftretenden, lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen entgegenwirken soll. In Tierversuchen konnten erste Erfolge erzielt werden. Mäusen wurde in die Stelle des Herzens, wo der Infarkt war, ein im Labor veränderter Virus gespritzt. Dadurch konnte die Beschädigung, die Ursache für die Rhythmusstörungen ist, behoben werden. Das Auftreten der Rhythmusstörungen konnte um 50% gesenkt werden. Bis zur klinischen Anwendung ist es allerdings noch ein weiter Weg.
Quelle: rme/aerzteblatt.de (2018): Gentherapie mit Tunnelproteinen könnte tödliche Arrhythmien nach Herzinfarkt verhindern.
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Autoren: Claudia Scheur und Dr. Dr. Tobias Weigl
Lektorat: Sebastian Mittelberg
Datum: 23.07.2018, zuletzt aktualisiert: 11.11.2018
Quellen
- Herold et al. (2013): Innere Medizin. Eigenverlag.
- rme/aerzteblatt.de (2018): Gentherapie mit Tunnelproteinen könnte tödliche Arrhythmien nach Herzinfarkt verhindern.
Anton Schneider
21.08.2022 17:41Gut zu wissen, welche Symptome zu einem Herzinfarkt deuten. Damit kann man hoffentlich präventiv handeln und ein Herzinfarkt im Voraus verhindern. Das wünscht man nämlich keinem.